Kommen wir nun mal zu meiner zweiten Rezension (wenn man es denn so nennen möchte).
Ich würde mein derzeitiges Fernsehverhalten nicht unbedingt als JamesBond-Marathon-gucken-beziehungsweise-nachholen bezeichnen (da fehlt mir gerade die Ausdauer), es geht aber so ein bisschen in die Richtung. Meine Schwester wohnt in London, die habe ich mal wieder besucht, dort wurde das Bondfeeling/Bondfeuer durch einen kleinen Besuch des "Ian Fleming Hauses" wieder entfacht. Auch ein Besuch im "The Duke of Wellington" kann ich jedem Fan der Reihe empfehlen. Mir gefiel der Vesper dort so gut, dass ich mich nach diesem Ort hier BENANNT habe, ha! Naja, genug gefaselt, auf jeden Fall lese und gucke ich gerade einfach viel Bond, genieße die freien Tage und "sauge" auf. Heute, mehr oder weniger zum Frühstück: You Only Live Twice.
Wie so viele verbinde ich mit diesem Film Kindheitserinnerungen, eigentlich denke ich, wenn ich an meine ganzen Bond Kassetten von früher zurück erinnere, meistens
direkt an das YOLT Cover. Für mich stellt sich nun zunächst einmal die Frage: Warum verbinden so viele ausgerechnet diesen Film mit ihrer Kindheit? Woher kommen die Assoziationen überhaupt? Ich antworte mir einmal selbst mit ein paar Fragen: Fehlt es dem Film ggf. ein bisschen an Härte? War -um es überspitzt zu formulieren- Gilbert mit seinem Vorgängerfilm Alfie evtl. nicht der richtige Kandidat für einen Bond? Ist es der Bond, den unsere Väter (ich bin jetzt 27) mit uns geschaut haben, weil Sie wussten, dass selbst ein Kind versteht, dass das alles ziemlich, nunja, realitätsfern gestaltet wurde?
Nun, zunächst muss ich gestehen: Ich kann mir das alles selbst nicht so richtig erklären. Ich bin mir aber auf jeden Fall sicher, dass dieser Film bei mir ebenfalls einen Kindheitsbonus besitzt, genauso wie Goldeneye (dazu später mehr).
Kommen wir erstmal zu den positiven Dingen: Ich finde Connery im Film immer noch genauso gut wie in TB, auch wenn viele meinen, man könne ja sehen, dass dieser hier keinen Bock mehr habe. Stimme ich nicht zu. Connery ist gealtert, natürlich, und spielt das, was er vorgelegt bekommen hat, aus. Ich traue Connery diesbezüglich auch gar nichts anderes zu, erst ist Profi, Schauspieler, hat Erfahrung und würde es nach einem laut gerufenen "Action!" nicht riskieren gelangweilt zu wirken. Auf MICH wirkt es jedenfalls nicht so, zu viel Profi im Spiel. Heißt: Connery als mein Lieblingsbond liefert ab.
Außerdem: Ken Adam. Der Vulkan, wow (im Kontext der Zeit, geht nicht anders), das Design an sich. Einfach super. Auch Japan als Location mag ich sehr, alles echt gut. Auch Little Nellie gefällt mir aus heutiger Sicht immer noch gut, gebe hier aber auch zu, dass die Luftkampfszene ein wenig zu "locker", zu "lieb" wirkt. 123 Bodenluftrakete, 123 Maschinengewehr, 123 Flammenwerfer, alles gebraucht, fertig. Trotzdem: Mag ich. Auch lobenswert: Die Figur Tiger K., Kampfszene gegen dicken Japaner
uuuuunnnddddd: DER SONG! Platz 1. Echt jetzt.
Kommen wir zurück zu der Kindheitsassoziation, ich sage das mal so halbironisch: Kann es sein, dass man den Film als Kind mochte, weil Aki und Kissy ein bisschen wie Kinder wirken? Sorry, aber hier kommen wir zum größten Minuspunkt, den Bondgirls. Ich empfinde hier nichts an schauspielerischer Qualität, vieles wirkt sehr "kindlich" und nicht authentisch, fand ich alles ein bisschen lasch. Habe gerade auch nachgelesen, dass Tetsuro Tamba (Tiger) Mie Hama bei einem Abendessen sagen sollte, dass "Cubby and Harry" sich aufgrund zu schlechter Englischkenntnisse gegen Sie entschieden hätten. Sie war dann wohl so bestürzt, dass Sie behalten wurde. Passt alles.
Des Weiteren gefällt mir Donald Pleasence als Blofeld nicht sonderlich gut, ich habe einfach keine Angst. Wahrscheinlich hatte ich als Kind auch keine Angst. Da wurde also etwas "falsch" gemacht (meiner Meinung nach). Zu übertrieben gezeichnet, Narbe im Gesicht, er WIRKT einfach ein wen zu platt.
Noch ein Minus: Die Japanerverwandlung. Für den Storyverlauf (glaube ich) nicht unbedingt notwenig , außerdem sieht er genauso aus wie vorher, nur mit dickeren Augenbrauen und einem anderem Toupet. DAS mochte ich schon als Kind nicht, das weiß ich noch, vielleicht liegt es ja auch daran.
Genug. Man kann ja immer weiter schreiben. Ich mag den Film heute immer noch sehr, allerdings habe ich da die imaginäre Childhoodbrille auf und sitze gefühlt neben meinem Papa auf dem Sofa. Ansonsten, ganz ganz ehrlich, haben wir es hier mit einem Bondfilm zu tun, der sich an der unteren Grenze des oberen Drittels befindet. Trotzdem: Stilprägend für das ganze Franchise und dabei größte Inspiration für alle Bondverarschen dieser Welt. Kann -bei so viel polarisierendem- gar nicht so verkehrt sein. Fange mal an mit den Ratings:
7/10