Beauty and the Beast (2017)
Was CGI doch so alles erreichen kann! Das war ein Gedanke, der mir beim Gucken dieses Films in den Sinn kam. Natürlich kann ein Film solcher Machart heute nur mit CGI bestritten werden, und es ist ein Verdienst der Produzenten, daß es nicht stört, weil die Effekte eventuell eher schludrig fabriziert wurden. Das ist überhaupt nicht der Fall.
„Beauty and the Beast“ orientiert sich eng an seinem Zeichentrick-Vorgänger von 1991 und versucht erst gar nicht, eine deutlich andere Richtung einzuschlagen. Dennoch hat dieser Film einige neue Elemente, die im Zeichentrickfilm nicht vorhanden waren. Da ist zum Beispiel Lefou, der hier deutlich cleverer ist als sein Zeichentrick-Pendant; er erkennt zum Beispiel gegen Ende des Films, wer das wahre Biest ist. Der 2017er Lefou ist auch schwul, letztlich findet er seinen passenden Partner nach dem Kampf auf dem Schloss. Es handelt sich dabei um einen von Gastons Schlägern; als er im Schloss vom lebenden Garderobenschrank in Frauenkleider gehüllt wird, merkt er, daß ihm das sehr gefällt, und er entdeckt seine weibliche Seite.
Der 2017er Film verschafft sich leider einen schlaffen Start, als die Erzählerin aus dem Off berichtet, wie es zu dem Fluch für das Biest kam. Die Stimmführung hält leider dem Vergleich mit dem Zeichentrickfilm nicht stand, mir ist die Erzählung zu abgehackt, und die Stimme ist nicht „märchentantenhaft“ genug.
Die Zauberin, die den Prinz mit dem Fluch belegt, entpuppt sich im Verlauf des Films als eine Bewohnerin des Dorfes; sie hört auf den Namen Agatha (allerdings heißt sie in den end credits Agathe). Sie hat ein Auge auf das, was im Dorf geschieht, und zieht am Ende auch mit zum Schloss, aber nicht, um wie Gaston und die anderen das Biest zu töten. Zwischendurch rettet sie auch Belles Vater Maurice, den Gaston an einen Baum fesselt und den Wölfen zum Fraß überlässt.
Eine gute Idee der Produzenten ist die Entwicklung des Wetters. Um das Schloss herum herrscht ewiger Winter. Mit den Veränderungen, die im Biest vor sich gehen, verändert sich aber auch das Wetter, und der Winter zieht sich langsam zurück. Auch gut ist die Idee, einen direkten Effekt zu zeigen, wenn die Rose ein Blatt verliert. Das Schloss bröckelt sofort etwas ab, und die verzauberten Diener verlieren ein weiteres Stück ihrer Menschlichkeit.
Eine weitere interessante Zugabe zum Fluch der Zauberin ist ein Buch, das es dem Biest gestattet, überall hinzureisen. Was aber so herrlich erscheint, unterstreicht nur, daß das Biest in seinem Schloss und in seiner Form gefangen ist. Das Biest nutzt das Buch, um mit Belle nach Paris zu reisen, und zwar in die Zeit, als Belles Mutter starb (an der Pest). Dies gibt uns den Hintergrund, weshalb Belle alleine mit ihrem Vater lebt. Daraus ergibt sich auch eine Verbindung zum Biest, dessen Mutter auch früh verstarb; sein Vater übernahm die Erziehung, die allerdings bekanntermaßen völlig nach hinten losging.
In die Schlusssequenz haben die Macher auch etwas Humor untergebracht. Beim Tanz im neu glänzenden Schloss fragt Belle den Prinzen, ob er sich nicht einen Bart stehen lassen will. Er antwortet mit einem biestartigen Grollen.
Was die Musik angeht, hat der neue Film mit „Evermore“ einen sehr guten Song hinzubekommen. Es war auch eine gute Idee, dieses Lied nochmal in den end credits unterzubringen, denn die neue Version von „Beauty and the Beast“, die in den end credits zunächst ertönt, überzeugt mich leider nicht. In den end credits werden (ebenfalls eine schöne Idee) alle Hauptcharaktere genannt und – was die verzauberten Diener angeht – auch als Mensch und als Objekt gezeigt.
Unterm Strich liegt hier ein guter Film vor, der natürlich Vergleiche mit seinem 1991er Vorgänger aushalten muss, sich aber alles in allem gut aus der Affäre zieht.
The needs of the many outweigh the needs of the few or the one.
I have been and always shall be your friend.
I´ve been dead before.
Live long and prosper.
He is not really dead as long as we remember him.