DER FILM: Feuerball

  • So, TB war mal wieder dran und ich hatte sogar einigermaßen Bock drauf.
    Nun hatte ich zwischen dem 1. Teil und dem Rest eine längere Pause beim Schauen, und ich vermute, das hat dem Filmgenuss bei mir gut getan.
    Die lahme erste Hälfte, die nicht so recht in Gang kommen will ("James Bond macht Urlaub" - Wow! :sleeping: ), war schon fast vergessen und die zweite Hälfte kam mir diesmal erstaunlich stringent vor. TB hat mir - zumindest phasenweise - nach langer Zeit mal wieder Spaß gemacht.

  • Freut mich, dass Dir der Film zumindest in Ansätzen Spaß gemacht hast.
    Dass Du nie die gleiche Begeisterung erfahren wirst wie ich, habe ich auch nie erwartet.
    Daher: :thumbup:

  • (...) Ich stimme Kronsteen zu, dass ein TB wenig Gesprächsstoff bietet und dennoch ein guter Film ist, diese Kombination aus Leichtigkeit und Qualität funktionierte aber vor 50 Jahren offensichtlich etwas besser, vielleicht weil Connery der coole gelassene Bond eher liegt als Craig (...).

    TB funktionierte vor allem deshalb besser, weil es sich um eine echte Literatur-Verfilmung handelt. Die Motivation des/ der Antagonisten ist einfach, aber klar: Die Beschaffung von Geld auf der Basis eines Kerngeschäfts von S.P.E.C.T.R.E.(Special Executive for Counterintelligence, Terrorism, Revenge and Extortion): Extortion = Erpressung - nachvollziehbar, geradeaus, bedrohlich!
    Die Arbeit Bonds wird gestaltet als präzise Ermittlung. Auch hier kommt ihm das Glück in Form des Zufalls zuhilfe: Der MI6 hätte die Nadel im Heuhaufen gesucht, wenn Bond in Shrublands nicht die Leiche von Major Derval gesehen hätte.

    (...) (auch wenn ich Connery in den ersten zwei Filmen besser finde).

    ... ich in den ersten drei...

  • Die Handlung ist in der Tat stringenter, hier verlieren sich die Charaktere eben nicht in ex-brüderlichen Verwicklungen (höchstens Dominos Verlust mutet etwas persönlich an, ansonsten bleibt alles recht 'kühl'). Aber zum Thema Bedrohlichkeit:
    Hier zeigt TB in meinen Augen eine Schwäche, da im Falle von Bonds vorzeitigem Ableben (und der somit nicht geretteten Welt) die von der Gegenseite verlangte Summe bezahlt worden wäre und unter Umständen alles hätte in Ordnung kommen können - auch wenn diese Annahme vielleicht etwas naiv ist. Bonds Druck zu bestehen ist in dieser Mission also nicht allzu groß, da die 'Strafe' sonst lediglich finanzieller Natur gewesen wäre - und das fällt nicht direkt in Bonds Zuständigkeitsbereich.

  • (...) Aber zum Thema Bedrohlichkeit:
    Hier zeigt TB in meinen Augen eine Schwäche, da im Falle von Bonds vorzeitigem Ableben (und der somit nicht geretteten Welt) die von der Gegenseite verlangte Summe bezahlt worden wäre und unter Umständen alles hätte in Ordnung kommen können - auch wenn diese Annahme vielleicht etwas naiv ist. Bonds Druck zu bestehen ist in dieser Mission also nicht allzu groß, da die 'Strafe' sonst lediglich finanzieller Natur gewesen wäre - und das fällt nicht direkt in Bonds Zuständigkeitsbereich.

    Nun gut - eine mittelbare Bedrohlichkeit, da eine solche Summe natürlich "re-investiert" würde und somit zur Erstarkung der kriminellen Organisation geführt hätte. Man denke an die später verbreitete Maxime (auch Helmut Schmidts), mit Terroristen nicht zu verhandeln. Der Premier in TB hätte gezahlt und "gute Miene zum bösen Spiel" gemacht. Daher, wie Du sagst, in diesem Fall wirklich nur ein finanzieller Schaden.

  • In TB ist mir Bond zwar nicht sonderlich sympathisch, aber hier wirkt er in seiner Darstellung sehr unbeschwert und selbstsicher, vielleicht weil ihn aufgrund des Mangels an Bedrohung nicht jene Angst begleitet, die er normalerweise kompensiert - und wo zur Abwechslung mal keine Ängste zu verbergen sind, sieht man eben einen unbeeindruckten Urlaubs-Bond, der - wie er es später in DAF ausdrückt - "über den Dingen steht" :)

  • Auch hier kommt ihm das Glück in Form des Zufalls zuhilfe: Der MI6 hätte die Nadel im Heuhaufen gesucht, wenn Bond in Shrublands nicht die Leiche von Major Derval gesehen hätte.


    Einer der großen Kritikpunkte an TB.
    Ist ja auch so aus dem Buch übernommen. Dort gerät er mit Lippe in Shrublands auch zufällig aneinander. Oder nennen wir es (wie Bond in SPECTRE sagt) "Instinkt. ;)


    Hier zeigt TB in meinen Augen eine Schwäche, da im Falle von Bonds vorzeitigem Ableben (und der somit nicht geretteten Welt) die von der Gegenseite verlangte Summe bezahlt worden wäre und unter Umständen alles hätte in Ordnung kommen können - auch wenn diese Annahme vielleicht etwas naiv ist. Bonds Druck zu bestehen ist in dieser Mission also nicht allzu groß, da die 'Strafe' sonst lediglich finanzieller Natur gewesen wäre - und das fällt nicht direkt in Bonds Zuständigkeitsbereich.


    An sich ja aber eine realistische Sache, dass ein Staat dieser Sache nachgehen muss. Und wer sagt, dass Spectre Wort gehalten hätte. Largos Vorbereitungen sprachen nicht unbedingt dafür.
    Und falls es zu keinem Einsatz der Bomben gekommen wäre, hätte sich der Westen zumindest erpressbar gezeigt.


    Eine interessante neue Interpretation! Mich würde nun noch interessieren, wieso Du Bond hier nicht sympathisch findest - mir geht es nämlich genauso.


    Sympathisch hin oder her - der TB-Bond ist die coolste Sau des Universums! :thumbup:

  • Da bin ich ja gar nicht gewillt Dir zu widersprechen, Kronsteen. ;)
    Daher schrieb ich ja auch, dass das mit dem Mangel an Bedrohung unter Umständen doch eine etwas "naive Annahme" ist (aber dennoch eine womöglich berechtigte).



    Mr. Fogg:


    Wenn ich Bond hier nicht sympathisch finde, ist das nicht ausschließlich negativ gemeint. Der Roman-Bond ist kein Sympath, auch wenn er zeitweise als begnadeter Menschenbeobachter charakterisiert wird und somit zumindest in Theorie wissen müsste, wie man sich als 'guter Mensch' verhält.
    Nein, es ist eher seine arrogante Art, eine Eigenschaft, die man in der Schilderung dessen zwar als Coolness diplomatisieren/umschreiben kann, welche aber in einigen Szenen dermaßen auf die Spitze getrieben wird, dass er für mich den Bezug zur Menschlichkeit verliert und eher als 'Über-Figur' denn als Person dargestellt wird. Auch seine Erpressungsherangehensweise im Rahmen der Damenwelt hätte nicht sein müssen - er hätte ihr doch nur etwas Zeit geben müssen (ok, davon hat er natürlich nicht viel, wenn er berufsbedingt jeden Moment erschossen werden könnte). Wie dem auch sei, es macht durchaus Spaß seine geradezu unglaubwürdige Überlegenheit in diesem Film zu beobachten, aber es beraubt ihn ein wenig seiner 'wahren Gestalt'...

  • Es ist nicht gänzlich auszuschließen, dass ich mich geirrt habe:
    So wenig Gesprächsstoff scheint der Film auch wieder nicht zu bieten.


    Die Brücke zu TB haben wir ja durch Spectre geschlagen und es scheint sich ein gewisses Muster zu offenbaren, dass der vierte Bondfilm generell die lockere Leichtigkeit eines etablierten und nunmehr sicheren Darstellers mitbringt. Auch ein Over-the-top-Muster ist zu vernehmen, der Vierte ist nie der Bodenständigste. Ist TB unter den 'Vierten' noch mein Liebling, scheint Spectre für mich immer mehr eine Art DAD 2.0 darzustellen:
    -beide Filme (DAD und Spectre) sind die Nummer 4 des jeweiligen Darstellers
    -beide Filme folgen als überdrehter Ausgleich für einen jeweils eher psychologisch angehauchten, fast schon gezwungen anmutenden Vorgänger
    -beide Filme fangen geradezu grandios an und verlieren anschließend rasch an Qualität (Dialoge, Handlung)
    -beide Filme liefern ein regelrechtes Feuerwerk der Zitate
    -beide Filme zeigen einen Bond zwischen 45 und 50
    -in beiden Filmen wimmelt es nur so von Schwächen, die Werke sind jedoch dennoch überdurchschnittlich unterhaltsam und unanstrengend kurzweilig
    -beide Filme bieten einen teils herausragenden Cast, der seine eigentlichen Möglichkeiten jedoch nicht gänzlich ausschöpfen darf...


    Warum ich das im TB-Thread poste?
    Daniels Darstellung im neuesten Beitrag zur 007-Reihe scheint sich einer gewissen Methodik zu bedienen, denn gemessen an Gelassenheit und unbekümmerter Leichtigkeit, scheint DC Connery's 65er Bond zum TB-Jubiläum fast schon zu imitieren. Ich sehe hier einen Daniel Craig, der die innere Zerrissenheit seines Protagonisten ad acta legt und sehr ähnlich auftritt wie Connery in TB, allerdings habe ich noch nicht einmal klare Beispielszenen zu bieten, es ist lediglich ein mich begleitendes Gefühl und auch den Bogen zu den anderen Viert-Bonds schlägt Spectre in meinen Augen deutlich.

  • Connery IST Bond in TB - besser und cooler gehts nicht 8) Wenn das gelangweilt ist, dann ist Bond in allen anderen Filmen Scheintod :P

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Eine interessante neue Interpretation! Mich würde nun noch interessieren, wieso Du Bond hier nicht sympathisch findest - mir geht es nämlich genauso.


    Ähh, Sympathie... ähm, das kann ja wohl keine Kategorie für einen Bond sein. Bond ist ja wohl niemals wirklich sympathisch in einem Film, das gibt der Charakter ja wohl nicht her. Cold-blood killer


  • Ähh, Sympathie... ähm, das kann ja wohl keine Kategorie für einen Bond sein. Bond ist ja wohl niemals wirklich sympathisch in einem Film, das gibt der Charakter ja wohl nicht her. Cold-blood killer


    Nun, ich habe sowohl aus den Romanen als auch aus den meisten Filmen ein gänzlich anderes Bild gewonnen!
    Meine Begründung für diesen unsypmathischen Eindruck entspricht auch eher dieser:

    (...) Ich sehe da immer nur einen gelangweilten Sean Connery, der noch weniger Lust auf Bond zeigt als bei YOLT. Man kann das desinteresse natürlich auch als Coolness verklären!

  • Obwohl TB bei mir auch eher einen schweren Stand hat, würde ich die Schuld daran nicht Connery geben. Da ist mir seine offensichtliche Angepisstheit in YOLT wesentlich unangenehmer. Auf die Meinung, dass Connery schon in TB eine massive Null-Bock-Einstellung zur Schau stellt bin ich zum ersten Mal in Michael Scheingrabers Buch "Die James-Bond-Filme" gestoßen, ein Klassiker auf dem deutschen Markt.


    Als Beleg für Seans Bondmüdigkeit führt Scheingraber die von Mollie Peters berichtete Begebenheit an, dass Connery während einer kurzen Pause in den gemeinsamen Liebesszenen fest eingeschlafen war. Es wäre interessant, ob er tatsächlich erst ab TB regelmäßig am Set Schlafpausen machte, denn entsprechende Bilder vom schlafenden Connery sind ja keine Seltenheit. Scheingraber schreibt weiter: "Zum ersten Mal ist der Zuschauer nicht von der 007-Interpretation des Schotten überzeugt. Connery wirkt müde, abgespannt, gelangweilt und schleppt seine Rolle wie eine Bürde mit sich herum."


    Aber selbst wenn er sich in TB noch ein bisschen Mühe gab, muss ich doch sagen, dass mich Connery nur in den ersten drei Filmen wirklich überzeugt und mir sein Spiel nur in diesen drei Filmen wirklich Spaß macht. Im Rest hat er auf Autopilot geschaltet oder ruht sich auf seinem eigenen Mythos aus. Drei von insgesamt sieben Bondfilmen ist kein sehr guter Schnitt. Das ist auch der Grund, warum Connery bei mir nicht die Nummer 1 unter den Darstellern ist. Die Anderen gaben immer 100 Prozent, auch wenn sie mit dem Drehbuch nicht einverstanden waren.

  • Ich bin immer wieder darüber verblüfft, wie sich diese angebliche Lustlosigkeit Connerys im kollektiven Gedächtnis eingebrannt hat.
    Ich frage mich noch immer, wie man sowas denn feststellen mag.
    Dass Connery Bond-müse war, ist ja bekannt, aber glaubt Ihr dennoch, dass er so unprofessionell war, dass man ihm das in den Szenen vor der Kamera anmerkt?
    In welchen einzelnen Szenen macht Ihr das denn fest - sei es TB, YOLT oder DAF (ich denke, dass dies die hauptverdächtigen Filme sind)?

  • Es ist schwierig, den Eindruck an einzelnen Szenen festzumachen. Es ist eher ein Gefühl, das sich bei mir am besten so ins Bild setzen lässt:
    Den Bond aus DN, FRWL und GF könnte ich mir in meinem Freundeskreis vorstellen - den aus TB und YOLT nicht.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!