Ich finde es einfach schade, dass der Film hier von vielen Kritikern schlussendlich nur auf sein Ende reduziert wird. So ganz nach der Devise "Ende schlecht - alles schlecht" (wobei ich ehrlich gesagt zumindest das Ende von NTTD jetzt zum Beispiel sogar weniger übel finde als jenes von SP). Dabei hat der NTTD ein Fülle von (positiven) Themen und Facetten, über die man fein diskutieren könnte.
Zweifellos ist es in den letzten Tagen hier vergleichsweise hoch hergegangen, und auch ich würde mich über eine Rückkehr zu etwas mehr Sachlichkeit freuen. Ich verstehe aber nicht den immer wieder geäußerten Eindruck, die Kritiker, zu denen ich ja fraglos gehöre, würden sich Diskussionen über den Film verweigern. In diesem Thread habe ich z. B. mehrfach versucht, Bezüge einzelner Szenen zur Franchise-Historie jenseits von OHMSS herzustellen (z. B. PTS), und bin im Fall der "Bond kriecht vor Safin"-Szene damit sogar zum "Verteidiger" dieses streitbaren Moments geworden. Auch andere haben sich der Detaildiskussion nicht etwa kategorisch verweigert, sondern auch in kritischen Postings zu eben dieser beigetragen, kann man hier doch auf fast jeder Seite nachlesen. Doch muss auch erlaubt sein, unabhängig von der Beurteilung des Finales diese Einzelaspekte z. T. oder auch überwiegend kritisch zu sehen, von Logiklöchern über den Umgang mit anderen Figuren bis hin zu schauspielerischen Leistungen. Ich denke, dass der größte Fan und der entschiedenste Kritiker eines Films fruchtbare Diskussionen über eben diesen Film führen können (ich erinnere mich z. B. an epische LTK-Debatten). Dass dies derzeit hier eher nicht der Fall ist, ist bedauerlich, aber gewiss nicht allein einer Seite anzulasten, die den anderen, konstruktiveren Mitforisten nur die Laune verderben wolle, da sie selbst Trübsal blase.
Schade, dass all diese Diskussionen nun gleich im Keim erstickt werden mit der Verweis auf den Schluss und dass es sich damit ja praktisch eh' nicht lohnt, ein Wort über den Rest des Films zu verlieren. Ich lasse jedem seine Meinung und versuche auch, diese zu verstehen. Ich werde auch nicht böse, wenn jemand einen Bond-Film ganz anders beurteilt als ich.
Wie gesagt, ich sehe nicht, dass es eine solche Diskussionsverweigerung hier flächendeckend gibt. Man kann sie aber herbeireden, indem man sie der jeweils anderen Gruppe immer wieder unterstellt. Das ist nicht gegen Dich gerichtet, Django, ich glaube schon, dass Du hier aufrichtig Deinen Eindruck wiedergibst. Ich hingegen habe nicht den Eindruck, dass auch nur ein Kritiker von NTTD den Fans ihre Freude an dem neuen Film missgönnt - im Gegenteil, sicher beneide nicht nur ich Euch darum, denn ich finde es nicht so lustig, nun seit bald zehn Jahren keinen mir zusagenden Bond-Film mehr präsentiert bekommen zu haben. Ich käme nie auf die Idee, einem Fan der letzten beiden Filme zu zürnen, ihm Ignoranz oder was auch immer vorzuwerfen. Vielmehr wäre ich daran interessiert zu erfahren, a) wie die großen Brüche noch mit der etablierten Figur vereinbar sein sollen, b) warum das vielleicht auch für einen Fan - und das sind wir alle hier - gar nicht mehr wichtig ist, c) inwieweit die horizontale Erzählweise, die der Craig-Ära als Ganzes von vielen zugutegehalten wird, aufgeht und mehr ist als Behauptung (sowohl als Entwicklungsgeschichte eines dreidimensionalen Charakters wie auch als ein in seiner Gesamtheit überzeugender Thriller mit logischem Plot, bestehend aus den fünf aufeinander aufbauenden Folgen CR bis NTTD) etc. Diese grundsätzlichen Fragen fände ich im Moment tatsächlich besonders spannend zu diskutieren. Setzt aber voraus, dass diejenigen, die die komplette Ära unterm Strich als gelungen ansehen, solche Fragen nicht von vornherein als Destruktivität um ihrer selbst willen, Miesmacherei, Bockigkeit, Engstirnigkeit o. ä. begreifen. Und wenn wir danach immer noch unterschiedlicher Meinung sind - sehr gut, so soll es sein! Als jemand, der seit Jahr und Tag für NSNA trommelt, dem nicht wenige das Bond-Prädikat absprechen und den einige ebenfalls nicht in ihre Bestenliste aufnehmen, weiß ich, dass es sich auch lohnen kann, Kämpfe auszutragen, die man nicht gewinnen kann.