Da ich keinen Thread zum Dunklen Ritter gefunden habe, hier mal alles zum Thema, angesichts des neuen Films.
The Batman
Die Erwartungen waren angesichts der guten Kritiken sehr hoch. Der Film hat das zum Teil eingehalten, zum Teil aber auch nicht ganz. Das ganze Konzept, Batman in seinem zweiten Jahr zu zeigen, fand ich sehr gut. Es bringt Frische rein, ohne dass man zum gefühlt hundertsten Mal diese ganze Geschichte um den Tod seiner Eltern durchkauen muss. Ein Batman, der noch keine Million-Dollar-Spielzeuge hat, oder das Vertrauen der Polizei, ist sehr spannend.
Robert Pattinson hat mir sehr gut gefallen, auch wenn er meiner Meinung nach staturmäßig noch etwas zulegen sollte. Er ist noch nicht dieser selbstsichere Playboy nach außen hin. Grundsätzlich kann ich mir Pattinson sehr gut als Bond vorstellen, mal abgesehen davon, dass er nun wohl schon zu bekannt ist. Konnte ich schon 2012 nach 'Cosmopolis' und spätestens seit 'Der Leuchtturm' und 'Tenet'. Der restliche Cast ist ebenfalls top. Colin Farrell bringt mit seinem tollen Make-up ein schönes Comic-Feeling à la 'Dick Tracy' rein, damit das Ganze nicht zu sehr in den Realismus abdriftet.
Grundsätzlich finde ich auch, dass der Film das Thema Arm versus Reich besser aufgreift als 'The Dark Knight Rises'. Dort waren die Aktionen von Bane ja von den damaligen Occupie-Demos inspiriert, aber das blieb letztlich nur Oberfläche. Andererseits merkt man aber auch, dass der Film von den Nolanstreifen auch stark inspiriert ist, was ja auch verständlich und gut ist. Das ganze Bat-Universum ist vom Grad des Realismus hier sehr ähnlich, auch wenn Gotham zum Glück etwas weniger profan und Chicago-mäßig aussieht. Grundsätzlich würde ich mir aber auch mal eine Interpretation wünschen, die anspruchsvoll daherkommt, in der aber trotzdem auch Gegenspieler wie Mr. Freeze, Man-Bat oder Killer Croc möglich sind.
Ungewöhnlich fand ich, dass man schriftliche Szenen-Elemente wie Webseiten oder Briefe ins Deutsche übersetzt hat. Sowas hab ich schon lange nicht mehr gesehen.
Im Vorfeld hatte ich mir auch noch mal einige frühere Streifen angesehen:
Batman Forever
Dieser durchgeknallte Travestie-Style von 'Batman & Robin' ist hier zum Glück noch nicht ganz so penetrant, trotzdem kein wirkliches Vergnügen. Careys Riddler ist ein reines Abspulen seiner Moves und Grimassen ohne irgendwelche Ecken und Kanten. Auch Tommy Lee Jones liefert die wohl schlechteste Performance seiner Karriere. Wie vielschichtig Riddler und Two-Face sein können, merkt man in den entsprechenden späteren Werken. Während Burtons Batman nur dezente Anspielungen an die TV-Serie aus den 60ern hatte, wirkt Schumachers Batman wie eine direkte Serien-Adaption. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er je einen Comic in den Händen gehalten hat.
Die schlechtesten Comic-Verfilmungen sind für mich auch meistens die, die den speziellen grafischen Look von Comics filmisch übersetzen wollen. Deshalb fand ich auch die Erstverfilmung vom Hulk unglaublich grottig. Und auch hier nervt die schräge Kamera in fast jeder Einstellung, oder der übertriebene Kramladen-Look von Gotham. Gut ist der Film aber in den Szenen zwischen Bruce und Dick. Überhaupt liefert Val Kilmer eine Darstellung, die über dem Gesamtdurchschnitt des Films liegt. Auch wenn er staturmäßig fast noch weniger passt als Pattinson. Ich kann verstehen, dass er die Rolle nach Sichtung des Films abgegeben hat, obwohl ich ihn gern wiedergesehen hätte. Und natürlich der Soundtrack, das mit Abstand Beste am Schumacher-Batman. "Hold me, kiss me, ..." ist als Filmsong Granate. Wäre der Film doch nur wie das Soundtrack-Album...
The Dark Knight
Weil ich 'Batman Begins' fast auswendig kenne, habe ich auf den mal verzichtet. Ich finde Nolans Trilogie-Einstieg immer ein wenig unterschätzt. Mir gefällt, dass der Michael-Mann-Realismus hier noch nicht so extrem ist. Stichwort Einschienenbahn. Aber TDK ist natürlich eine unglaubliche Wucht. Filmisch vielleicht das Beste, was jemals aus Superheldencomics herausgeholt wurde. Zu Heath Ledgers Joker muss man nicht mehr viel sagen, unglaubliche Performance. Er erschafft hier eine Figur, die völlig für sich steht, und mich null an Ledger erinnert. Ich kann Leute nicht verstehen, die meinen, dass er den Oscar nur wegen seines Todes bekommen hat. Man kann dem Film vorwerfen, dass Batman hier eigentlich fast eine Nebenfigur ist. Und Christian Bale glänzt vor allem als Bruce Wayne, den er nochmal mit einer eigenen Playboy-Maskerade darstellt. Für mich die mit Abstand beste Wayne-Darstellung. Auch Aaron Eckhard, Maggie Gyllenhaal, etc. extrem gut. Freeman, Oldman und Caine sowieso. Die für mich beste Besetzung der Bat-Familie.
Kritisieren könnte man, dass Two-Face nur einen Kurzauftritt hat und als klassischer Schurke innerhalb der Story eigentlich verheizt wird. Das Gegenteil zu Batman Forever, wo man seine Hintergründe und Genese eher ausspart. Hier hat das Pattinson-Universum die Chance, diesen Charakter würdiger umzusetzen.
The Dark Knight Rises
Auf den hatte ich mal wieder richtig Bock, weil ich den am wenigsten gesehen habe. Und siehe da, er hat mir richtig gut gefallen. Meine Hauptkritikpunkte waren immer, dass a) er nur eine Light-Version der zugrundeliegende liegenden Knightfall-Saga bietet, ich b) diese sich über Monate hinziehende Handlung immer als etwas spannungsbremsend und fremdartig empfand, c) Bane als Revoluzzer, der die Unterschicht in den Kampf führt, wie erwähnt nicht richtig gut ausgearbeitet ist, denn eigentlich wartet er ja nur darauf, dass die Bombe hochgeht, und schließlich d), dass Batman hier nur sehr wenige Szenen hat. Man kann ihm auch ankreiden, dass Bane nicht auf dem Niveau des Jokers ist, aber mal ehrlich, das hätte man eh nicht geschafft. Und objektiv betrachtet ist Bane ein sehr guter Gegenspieler, der Wayne/Batman vielleicht krasser herausfordert, als jeder andere. Dass man nicht gezeigt hat, wie Bane Batman das Rückgrat bricht und ihn zum Querschnittsgelähmten macht, ist dramaturgisch wohl auch nachvollziehbar.
Actionmäßig schießt Nolan hier noch einmal aus allen Rohren. Vor allem das Fluggerät macht Spaß.
Insgesamt gesehen doch ein würdiger, runder und spektakulärer Abschluss der Trilogie. Batmans finale Rettungsaktion mit der Atombombe gibt dem Film wieder dieses comic-haft überlebensgroße wieder, dass TDK ein bisschen fehlte. (Und er macht nicht diesen verblödeten Fehler von NTTD. Hätte man doch wenigstens das abgekupfert, wenn man sich schon ausgiebig beim Nolan-Batman bedienen muss...) Ich bin sehr gespannt, wie es mit Pattinsons Batman weitergeht, aber ich hab das Gefühl, dass Nolans Interpretation der Goldstandard bleiben wird.