Die Romane der Fleming-Nachfolger

  • Hier soll über die Romane der Fleming-Nachfolger geschrieben werden...


    Kingsley Amis (Robert Markham)
    Christopher Wood
    John Gardner
    Raymond Benson
    Samantha Weinberg
    Charlie Higson
    Sebastian Faulks
    Jeffery Deaver
    William Boyd
    Anthony Horowitz

    "Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

    Einmal editiert, zuletzt von Scarpine () aus folgendem Grund: Ergänzung von Anthony Horowitz, der einen neuen Bondroman schreiben wird.

  • Alles klar...den Boyd gerade gestern fertig gelesen und los gehts: (Wird Spoiler beeinhalten)


    Kurzzusammenfassung:


    Bond wird von M ins fiktive Kriegsgebiet zwischen den Westafrikanischen Staaten Zanzarim und Dahum geschickt. (Beide Zeitlich als auch Geographisch gleichzusetzen mit Nigeria und Biafra)
    Dahum spaltete sich vom größeren Zanzarim ab um im Süden gefundene Ölvorkommen nicht mit den verfeindeten Stämmen des Nordens teilen zu müssen.
    In Dahum hält ein offensichtlich genialer Stratege Namens General Adeke den Widerstand gegen die zanzarische Regierung aufrecht, welche u.a. von Großbritannien unterstützt wird.
    Bond soll als französischer Pressevertreter nach Dahum einreisen und dort "nachhaltig die Kreise um Adeke stören", ergo, diesen Mann notfalls auch töten.
    In Afrika angekommen schlägt er sich nach Dahum durch und hilft der Rebellenarmee zu einem wichtigen Sieg. dadurch kommt er an Insiderinformationen und letztlich auch an Adeke heran. Da Adeke bereits terminal an Krebs erkrankt ist und nur noch dahinsiecht, sieht er von einem Mord ab und versucht den Aberglauben der Bevölkerung zu nutzen, indem er den höchsten Medizinmann außer Gefecht setzt. Der Plan geht auf, die Verteidigung Dahums bricht zusammen. Im allgemeinen Fluchgetümmel wird Bond jedoch enttarnt, hinterlistig angeschossen und sterbend zurückgelassen.


    Kurz darauf wacht Bond in einem Militärkrankenhaus wieder auf. Er ist schwer verletzt, wird aber überleben. Nach der Genesung verordnet M ihm einen vierwöchigen Urlaub..."zur freien Nutzung"!
    Bond beschließt daraufhin die Verräter zur Strecke zu bringen und deckt dabei CIA Verwickelungen in seinem Mordkomplott auf.
    Die Verräter sitzen in den USA an höchsten Regierungsstellen und auch der Name "Leiter" kommt bei Bonds Ermittelungen unangenehm auf...


    Kritik:
    Im Gesamten ist das Werk angenehm bodenständig und weit besser als Faulks es je könnte im flemingschen Stil gehalten. Bond ist älter, das merkt man Ihm auch an. Er stürzt sich nicht mehr so kopflos in die Aufgaben und denkt öfter auch an sein Alter und wie er es geschafft hat so lange am Leben zu bleiben. Dies wird aber nie unangenehm grüblerisch oder gar Storyweisend.
    Die erste Hälfte im Buch ist sehr actionlastig. Nach dem typischen London Auftakt reist 007 umgehend nach Afrika, wird dort Zeuge vieler Gefechte und Greueltaten, muss einmal sogar selbst als "Berater" taktisch an einer Schlacht teilnehmen (um an den General heran zu kommen) und wird in einem klimatischen "Finale" offensichtlich ermordet. Wieder genesen beginnt die zweite Hälfte mit klassischer Bond Spionagearbeit. Der Actionanteil wird komplett herausgenommen und der Spannungsbogen ergibt sich aus Bonds Handeln und der Gefahr erwischt zu werden.
    Leider ist das Ende dann etwas zu beliebig geworden um den ersten beiden Dritteln des Buches gerecht zu werden.


    Fazit:
    Deutlich besser als Faulks, Qualitativ durchaus stellenweise mit Fleming auf Augenhöhe, aber dennoch weit hinter Deavers Reboot einzuordnen.
    Weswegen hier mal wieder ein fiktiver Staat herhalten muss, statt die Story ins reale Biafra zu verlegen verstehe ich zwar nicht, aber seis drum...Isthmus City und San Monique versauen mir LTK und LALD auch nicht wirklich.

  • Ich habe "Solo" nun auch ausgelesen und kann mich meinem Vorredner fast in allen Punkten anschließen.


    William Boyd bewältigt die Aufgabe besser als Sebastian Faulks, aber sein Roman ist insgesamt viel zu ernsthaft politisch und trocken geraten. Irgendwie fehlt da das gewisse Etwas. Das könnte aber auch daran liegen, dass die Handlung sehr episodisch geraten ist und man kaum eine klare Linie erkennen kann. Das ist auch die größte Schwäche des Buchs und der Grund warum sich immer wieder Längen einschleichen. Die Charaktere sind gut getroffen und der Roman ist auch kein dicker Wälzer wie Jeffery Deavers "Carte Blanche", sondern hat eine für Bondverhältnisse normale Länge. Dennoch bleibt für mich Kingsley Amis der Nachfolge-Autor, der die Figur in der Fleming-Chronologie am besten fortgesetzt hat. Der Vergleich mit den Autoren, die Bond in die Gegenwart führten, ist da schon schwerer. Dennoch würde ich Boyd hier hinter Amis und Deaver platzieren, da seine Erzählung im ganzen doch komplexer und qualitätvoller ist als das meiste was Gardner und Benson geschrieben haben. Deaver kann zwar mehr klassische Bond-Standards bedienen, dafür besitzt sein Roman aber auch Überlange und lässt zum Ende hin doch deutlich nach.


    Auch Boyd kommt - wieder Zustimmung an GonzoShaker - nicht ganz ohne Abstriche ans Ziel, aber immerhin ist die Verschwörung glaubhaft und das offensive Interesse des Westens an der Lösung des Konflikts und aller Probleme wird auch deutlich unterstrichen. Aber wie gesagt, dafür sind die klassischen Bond-Zutaten rar gesät. Als Bondgirls sehen wir eine nur sporadisch in Erscheinung tretende Doppelagentin und eine B-Movie-Schauspielerin. Na ja. Und der größte Fallstrick ist wohl, dass es keinen wirklichen Hauptschurken gibt. Alle Verschwörer sind voneinander abhängig oder kleine Nummern im großen Spiel. Somit hat Bond quasi keinen richtigen Gegner.

    Ansonsten sind die Figuren aber sehr schön beschrieben und besonders die M-Szenen sind klasse. Die erzählerischen Highlights stellen in meinen Augen Bonds Gefangennahme und Flucht durch die Wildnis und die letzten Stunden von Dahum dar. Wenn Boyd über Afrika, seine Vegetation und Eigenheiten schreibt, hat seine Erzählung den größten atmosphärischen Biss.


    Fazit: Wenn man also einen moderneren, politischen Bond lesen will, ist man bei Boyd goldrichtig, erwartet man aber einen Bondroman in bekannter, klassischer Fleming-Manier (besonders von der Struktur her) wird man eher enttäuscht.

  • Die Staffel wurde von den Flemingerben nun an Anthony Horowitz weitergegeben, dem mittlerweile zehnten der Fleming-Epigonen: IanFleming.org. Horowitz, der auch einige Drehbücher verfasst hat, darf für seinen Roman auf einige Treatments zurückgreifen, die Fleming für eine TV-Serie in den Fünfzigern geschrieben hat. Es soll um die Welt des Motorsports gehen. Unveröffentlichte Fleming-Elemente, ein Drehbuchautor ... Scheinbar legen es die Flemingleute diesmal sehr drauf an, dass sich Eon für sie interessiert. Auch wenn die Chancen für eine Verfilmung meiner Meinung nach dadurch nicht sonderlich steigen dürften - da gäbe es ja noch genug anderes von Fleming - werden wohl die ganzen talentfreien Boulevardschreiberlinge dankbar drauf anspringen.


    BTW: Weiß zufällig jemand, worum es sich hierbei handelt?

  • Bekannt?


    [Blockierte Grafik: http://www.cross-cult.de/tl_fi…nd_15/JamesBond15_rgb.jpg]


    Colonel Sun
    (aka Liebensgrüße aus Athen im Scherz-Verlag in alter Übersetzung)


    [Blockierte Grafik: http://www.cross-cult.de/tl_fi…nd_16/JamesBond16_rgb.jpg]


    Kernschmelze
    (aka Countdown für die Ewigkeit im Scherz-Verlag in alter Übersetzung)


  • BTW: Weiß zufällig jemand, worum es sich hierbei handelt?


    Das dürfte eine Art Fan-Fiction sein, oder? Wenn man der Inhaltsangabe folgt, stellt der Plot wohl eine Fortsetzung der ersten beiden Craig-Filme dar. Das dürfte aber in jedem Fall ein nicht-kommerzielles Projekt sein, ansonsten würden IFP und Eon da sehr schnell den Daumen draufhalten. Die Rechte an Flemings literarischem Werk werden schließlich erst im Jahr 2034 (70 Jahre nach Flemings Tod) gemeinfrei. Ab dann könnte im Prinzip jeder Bondromane schreiben und vermarkten.


    Der neue Autor Anthony Horowitz ist eine interessante Wahl; ebenso wie der Rückgriff auf unveröffentlichtes Fleming-Material. Aber der Titel "Murder On Wheels" ist sehr beliebig und wurde schon oft verwendet. Ein typischer Fleming-Arbeitstitel. Seine endgültigen Titel hatten immer mehr Raffinese und Klasse als die soweit bekannten Arbeitstitel. Hier hätte man Horowitz schon gestatten können, einen eigenen Titel zu kreieren. Trotzdem eine spannende Sache. Ich glaube allerdings auch nicht, dass sich Eon von diesem Projekt beeindrucken lässt. Ein Attentat auf die Formel 1 in den 50er/60er Jahren. Nun ja. Amüsante Geschichte am Rande: Der Killer "Horror" aus "The Spy Who Loved Me" heißt mit bürgerlichem Namen Sol Horowitz. ;)

  • Das dürfte eine Art Fan-Fiction sein, oder? Wenn man der Inhaltsangabe folgt, stellt der Plot wohl eine Fortsetzung der ersten beiden Craig-Filme dar. Das dürfte aber in jedem Fall ein nicht-kommerzielles Projekt sein, ansonsten würden IFP und Eon da sehr schnell den Daumen draufhalten. Die Rechte an Flemings literarischem Werk werden schließlich erst im Jahr 2034 (70 Jahre nach Flemings Tod) gemeinfrei. Ab dann könnte im Prinzip jeder Bondromane schreiben und vermarkten.


    Denke auch, dass es auf gut Glück geschriebene Fanfiction ist. Wäre auf jeden Fall interessant zu sehen, ob es als kostenloses eBook o.ä. durchgeht.


    Zitat von Scarpine

    Der neue Autor Anthony Horowitz ist eine interessante Wahl; ebenso wie der Rückgriff auf unveröffentlichtes Fleming-Material. Aber der Titel "Murder On Wheels" ist sehr beliebig und wurde schon oft verwendet. Ein typischer Fleming-Arbeitstitel. Seine endgültigen Titel hatten immer mehr Raffinese und Klasse als die soweit bekannten Arbeitstitel. Hier hätte man Horowitz schon gestatten können, einen eigenen Titel zu kreieren.


    Der offizielle Titel ist wohl erstmal "Project One". Also hat Horowitz scheinbar schon die Freiheit, den Fleming-Titel zu verwenden oder einen eigenen zu kreieren. Ich bin gespannt, ob der Anschlag auf ein Formel-1-Rennen der Hauptplot ist, oder ob es nur ein Aufhänger für die Handlung sein wird, ähnlich wie die Kurzgeschichte "The Living Daylights" im gleichnamigen Film. Ich denke, eher letzteres.


    Insgesamt finde ich das Vorgehen von Fleming Estates etwas merkwürdig. Man beauftragt ständig neue Autoren, statt mal an einem festzuhalten. Gerade von Jeffery Deaver hätte ich gern mehr gelesen. Bond in der Gegenwart weiterzuspinnen hat eigentlich auch immer die besseren Bücher geliefert.

  • Insgesamt finde ich das Vorgehen von Fleming Estates etwas merkwürdig. Man beauftragt ständig neue Autoren, statt mal an einem festzuhalten. Gerade von Jeffery Deaver hätte ich gern mehr gelesen. Bond in der Gegenwart weiterzuspinnen hat eigentlich auch immer die besseren Bücher geliefert.


    Ich glaube, dass man seitens der Fleming-Verwalter allgemein versucht hat, die Buchproduktion nach 2002 erst einmal zu stoppen. Die Bücher von Gardner und Benson haben sich wohl jeweils zum Ende hin nicht mehr so gut verkauft und man wollte wohl den Buch-Ausstoß deutlich reduzieren. Deswegen erscheinen wohl auch keine Romane mehr zu den Filmen. Stattdessen wird alle zwei Jahre ein etablierter Autor damit beauftragt, einen Bondroman als One-Shot zu schreiben. Hier hat man den Vorteil, dass man erstens den Autor nicht für länger binden muss, zweitens kein schlüssiges Konzept für eine kontinuierliche Serie braucht (jeder Autor beginnt wieder bei Fleming oder hat in der Gegenwart freie Hand) und drittens den neuen Roman als den neuen James Bond-Thriller vermarkten kann. Nur ob das wirklich sinnvoll ist, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich finde Bond in der Gegenwart irgendwie auch spannender, gerade weil die Autoren der period pieces irgendwie immer etwas verkrampfen und glauben, dem Leser ein "Fleming-Gefühl" schenken zu müssen. Das geht meistens daneben. Am schlimmsten war das bei Faulks, der - wie ich finde - einen ganz schwachen Roman geschrieben hat. Auch Boyds Buch baut im letzten Drittel ziemlich ab und krankt daran, keinen echten Schurken vorweisen zu können.


    Amis hat die Aufgabe - wie ich finde - noch am besten gelöst. Seinen "Colonel Sun" finde ich sogar besser als einige Fleming-Romane und hätte ihn mir auch als Film sehr gut vorstellen können. Es ist wohl auch der Nachfolge-Roman von dem die meisten Elemente für die Film-Serie zweckentfremdet wurden. Aber ich finde es allgemein nicht sehr sinnvoll an Fleming anzuknüpfen, da der 60er Bond erstens nun einmal seine Domäne ist, zweitens die Autoren allesamt versuchen Fleming zu kopieren, was selten zu eigenständigen, guten Romanen führt und drittens der ursprüngliche Fleming-Bond doch auch beim Schöpfer selbst schon immer am Ende seiner Laufbahn war. In "Casino Royale" ist er schon der dienstälteste Doppel-Null-Agent und zwölf Jahre später ist er immer noch im Einsatz. Nachdem er von Scaramanga ernsthaft verletzt wurde, habe ich Bond hier eigentlich immer am Ende seiner Karriere gesehen. Fleming wohl auch, wenn man sich die vielen Hinweise in "The Man With The Golden Gun" vor Augen führt, was aber natürlich auch an seiner eigenen, sich rapide verschlechternden Gesundheit gelegen haben kann (und er auch für Bond einen würdigen Abschluss haben wollte?). Kaum genesen, wird Bond von Sun fast zu Tode gefoltert, und muss dann jeweils zwei Jahre später auch bei Faulks und Boyd noch durch die Hölle gehen. Das ist schon arg hirnrissig. Mag auch der Roman-Bond schon eine pulphafte Überfigur gewesen sein, aber er stand immerhin noch mit einem Bein in der Realität. Deswegen fand ich es auch immer schon besser den literarischen Bond in die Gegenwart zu versetzen.


    Die Gardner- und Benson-Romane (zumindest die, die ich kenne) empfand ich aber als ziemlich durschnittlich. Deaver hat wohl in der Tat in dieser Reihe den besten Roman geschrieben, auch wenn mir das Finale nicht so gefällt. Ich finde es auch schade, dass er nicht weiterschreiben durfte, da er mit der Hintergrundgeschichte um Bonds Eltern einen guten, zweiten Handlungsstrang etabliert hatte und zudem die flemingschen Skurrilitäten effektiv beschwören konnte, ohne dass es albern und aufgesetzt wirkt. Mal sehen, wie sich nun Anthony Horowitz schlagen wird.

  • Colonel Sun hab ich ehrlich gesagt noch nie gelesen. Deshalb habe ich mir die Crosscult-Ausgabe bestellt und werd ihn mal nachholen. (Danke auch nochmal an Silencer für den Hinweis) Amis hatte sicher auch den Vorteil, dass er zeitlich unmittelbar an Fleming anknüpfen und in der Gegenwart schreiben konnte.


    Aber ich finde es allgemein nicht sehr sinnvoll an Fleming anzuknüpfen, da der 60er Bond erstens nun einmal seine Domäne ist, zweitens die Autoren allesamt versuchen Fleming zu kopieren, was selten zu eigenständigen, guten Romanen führt und drittens der ursprüngliche Fleming-Bond doch auch beim Schöpfer selbst schon immer am Ende seiner Laufbahn war. In "Casino Royale" ist er schon der dienstälteste Doppel-Null-Agent und zwölf Jahre später ist er immer noch im Einsatz. Nachdem er von Scaramanga ernsthaft verletzt wurde, habe ich Bond hier eigentlich immer am Ende seiner Karriere gesehen. Fleming wohl auch, wenn man sich die vielen Hinweise in "The Man With The Golden Gun" vor Augen führt, was aber natürlich auch an seiner eigenen, sich rapide verschlechternden Gesundheit gelegen haben kann (und er auch für Bond einen würdigen Abschluss haben wollte?). Kaum genesen, wird Bond von Sun fast zu Tode gefoltert, und muss dann jeweils zwei Jahre später auch bei Faulks und Boyd noch durch die Hölle gehen. Das ist schon arg hirnrissig.


    Ja, so sehe ich das auch. Christopher Wood und Gardner haben mit ihren Romanen ja auch an den Fleming-Bond angeknüpft, was die Sache noch um einiges hirnrissiger macht. Wenn man von Bonds Geburtstag um 1920 herum ausgeht, wäre er in Woods Moonraker 59, was immerhin noch ungefähr Moores Alter in AVTAK entspricht und einigermaßen geht. In Gardners Ära von 81 bis 96 wäre Bond dann zwischen 60 und 76, was schon sehr absurd ist. Und Benson bezieht sich soweit ich weiß auch auf Fleming, und lässt Bond beispielsweise seinen Sohn mit Kissy Suzuki betrauern und Irma Bunt noch einmal begegnen.


    In den Filmen hat diese Langlebigkeit durch die Ironie, die Eigenständigkeit der Filme und die jeweils neuen Darsteller gut funktioniert, aber in der literarischen Welt hätte man da schon in den Achtzigern einen deutlichen Reboot á la Carte Blanche etablieren müssen. Ich finde auch, dass man den Buchbond durch die künstlich angehängten, qualitativ eher mäßigen Romane beschädigt. Genau so wie durch die Young-Bond-Geschichten. Und jetzt auch noch Bond-Origin-Comics... Horowitz´ Buch soll ja in den Fünfzigern angesiedelt sein, in der Bond gemäß den Fleming-Romanen und Kurzgeschichten eh schon sehr beschäftigt war. Nach Sequels und Prequels jetzt also Midquels...


    Gardner hatte einige gute Ideen. Insgesamt fehlte ihm mMn aber das gewisse Etwas, was sich schon an langweiligen Titeln wie No Deals, Mr. Bond zeigt. Icebreaker hatte was, den hätte ich auch als Film vorstellen können. Wobei man die Nazischurken wohl eh nicht benutzt hätte. Ganz schlimm fand ich Brokenclaw, wo Bond sich am Ende einem absurden Indianerritual hingebt, mit Gewichten an den Genitalien, wenn ich mich recht entsinne. Danach hab ich die Bücher nicht mehr weitergelesen. Vielleicht werde ich Gardner mit den Crosscult-Neuausgaben nochmal eine Chance geben.

  • Ich finde auch, dass man den Buchbond durch die künstlich angehängten, qualitativ eher mäßigen Romane beschädigt. Genau so wie durch die Young-Bond-Geschichten. Und jetzt auch noch Bond-Origin-Comics... Horowitz´ Buch soll ja in den Fünfzigern angesiedelt sein, in der Bond gemäß den Fleming-Romanen und Kurzgeschichten eh schon sehr beschäftigt war. Nach Sequels und Prequels jetzt also Midquels...Vielleicht werde ich Gardner mit den Crosscult-Neuausgaben nochmal eine Chance geben.


    Auch hier sind wir einer Meinung. Die vielen durschnittlichen Nachfolge-Romane dürften eine erhebliche Mitschuld an dem zunehmenden Desinteresse der Leser hinsichtlich des Roman-Bonds tragen. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass der Roman-Bond nun einmal überdeutlich im übergroßen Schatten des Filmbonds steht. Viele Leser gehen sicher auch mit der falschen Erwartungshaltung an die Bond-Romane heran, wofür sie aber natürlich auch nichts können, da sie durch die Kinofilme geprägt sind. Die Bond-Romane stehen aber eher nicht für Globetrotting, massig Action, Gadgets oder luxuriöse Exotik. Zudem sind die Storys immer sehr rückwärtsgewandt. Bei den period pieces ala Faulks und Boyd ist das ja logisch, aber auch Gardner hatte irgendwie eine unmodernen, gestrigen Stil. "Carte Blanche" war für mich in vielerlei Hinsicht der erste, durch und durch moderne Bond-Roman. Allein dafür muss man Deaver schon dankbar sein. Diese Young-Bond-Sachen sind - egal ob als Romane oder Comics - für mich überfllüssig. Es ist eben nicht sehr sinnvoll eine ikonische Figur bis in die Pubertät zurückzuverfolgen. Würde man einen Sherlock Holmes als Schüler zeigen? Wohl eher kaum. Zu den Comics werde mich im richtigen Thread zeitig noch einmal äußern.


    Gardner war im Prinzip kein schlechter Autor. Viele seiner Ideen und Titel war durchaus gut, aber irgendwie hat die Mischung und der sprachliche Stil bei ihm nie so gestimmt. Interessant waren beispielsweise seine Titel "For Special Services", "Icebraker", "Scorpius" und "Seafire". Die ersten sechs Romane sind meiner Meinung nach noch seine gelungensten. Danach hat Gardner ziemlich abgebaut und teilweise wirklich krude Storys und Wendungen ersonnen, die man kaum noch ernst nehmen konnte. "Brokenclaw" ist da in der Tat ein abschreckendes Beispiel. "Scorpius" war auch noch okay, aber seine letzten Romane habe ich auch nicht mehr gelesen. Sie wurden ja auch nicht mehr übersetzt, weil der Absatz hierzulande wohl nicht stimmte. "The Man From Barbarossa" soll angeblich noch ganz gut sein, wenn auch eher bonduntypisch. Aber der literarische Bond hat ja immer schon an der stiefmüttlerichen Behandlung durch die deutschen Verlage gelitten. Das gilt wohl nicht nur für die Fleming-Werke, weswegen ich Gardner im Zuge der Neuübersetzung auch noch mal zur Hand nehmen möchte.


    Vielleicht wirkte sein Stil auch aufgrund der lausigen Übersetzung seitens Heyne so merkwürdig (die Cover-Gestaltung sah ja auch mehr nach Groschenroman aus). "Colonel Sun" kann ich dir durchaus empfehlen, auch wenn ich die Cross Cult-Ausgabe noch nicht kenne und mich nur auf die alte Scherz-Ausgabe berufen kann. Es ist zwar kein "Überroman", aber sehr gute Kost, wenn man die Fleming-Bücher mag. Und ich finde durchaus, dass Amis ein paar schwächere Fleming-Bonds hinter sich lässt und einen guten Roman geschrieben hat. Nur der Hauptschurke wirkt eigenartig vertraut und sehr an einen titelgebenden Fleming-Villain angelehnt. Aber das ist nicht so gravierend. Sorry, übrigens, dass ich in meinem Post hinsichtlich der Konfrontation zwischen Bond und Sun gespoilert habe. Das war nicht beabsichtigt.

  • Für mich ist der literarische Bond zwingend verküpft mit seinem Schöpfer Ian Fleming. Man könnte sogar sagen, dass Bond eine Art Alter Ego von Fleming ist. Somit starb mit Ian Fleming auch der Buch-Bond. Bond-Romane von anderen Autoren funktiomnieren daher für mich rein psychologisch nicht. Ich habe mich bis jetzt jedenfalls nie dazu überwinden können, einen Gardner- oder was auch immer Bond-Roman zu lesen. Und das wird wohl so bleiben (einen Roman zum Film habe ich bisher auch noch nie gelesen, könnte mit das aber durchaus vorstellen).

  • Django sieht das meiner Ansicht nach ähnlich wie ich. Besser als Fleming wird es wohl niemand können und tatsächlich fand Fleming in Bond eine Identifikationsfigur.
    Allerdings muss ich für Gardner eine Lanze brechen. Sein Roman zu "Licence to Kill" basiert mehr oder minder auf einem herausragenden Drehbuch und darum habe ich das Werk gelesen. Auch muss ich sagen, dass Fleming zwar beispielsweise mit CR, FRWL und OHMSS Großes vollbracht hat, jedoch nicht jedes andere Werk wirklich interessant war... ;)

  • Finde ich jetzt nicht. TB und OHMSS gehören zu seinen Besten. Und ganz besonders TSWLM, aber eigentlich auch YOLT, ist halt anders. Beide weichen stark ab von den üblichen Fleming Werken.
    Und von TMWTGG wird ja behauptet daß Fleming den gar nicht mehr fertig schreiben konnte, also bereits ein Anderer dahinter steckt. Aber sicher ist das nicht.


    Colonel Sun dagegen ist zumindest noch im direkten Anschluß an Fleming erschienen, von einem Autoren der Flemings Werke sehr mochte. Ich vermag da nicht einmal einen wirklichen Unterschied festzustellen.
    Und ich würde ihn auf eine Ebene mit Flemings besten Romanen stellen.

  • Okay, eigentlich gehört das ja in den Fleming-Thread. Trotzdem:


    Was OHMSS und TB betrifft, so gebe ich Dir recht (wobei die Idee zu TB nicht von Fleming alleine entwickelt wurde).


    Aber ich finde halt, dass YOLT, TMWTGG und insbesondere TSWLM doch eher schwache Werke und in vielen Belangen sogar sehr "atypisch" sind. Damit sind für mich in den 1960ern die schwachen Werke mit drei zu zwei in der Überzahl.


    Mein erster Fleming war übrigens DN und es hat mir damals gut gefallen. Glück gehabt, denn hätte ich eines der drei vorher genannten Bücher als ersten Bond-Roman gelesen, wäre das Thema für mich wohl sofort und endgültig erledigt gewesen :D.


    Ich habe mal gelesen, dass Fleming den Entwurf zu TMWTGG zwar noch zu Ende geschrieben hat, jedoch nicht mehr zum Redigieren kam. Schwer zu sagen, was sich da noch geändert hätte (ich denke aber, dass sich an der Handlung nichts Wesentliches mehr geändert hätte).

  • Es ist eben nicht sehr sinnvoll eine ikonische Figur bis in die Pubertät zurückzuverfolgen. Würde man einen Sherlock Holmes als Schüler zeigen? Wohl eher kaum. Zu den Comics werde mich im richtigen Thread zeitig noch einmal äußern.


    Bei Sherlock Holmes gibt es ja diese Spielberg-Produktion von 1985, die Holmes und Watson tatsächlich als Schüler zeigt. Aber das ist meiner Ansicht nach auch kein überragender Film. Ich fand Cubbys Devise, dass Bond immer ein Profi ohne großartige Hintergründe und Kindheitsgeschichten sein sollte, eigentlich gut.


    Ich finde auf jeden Fall sehr schade, dass die neuen Comics überhaupt in Zusammenarbeit mit Fleming Publications entstehen. Comics auf Basis der aktuellen Filme hätte ich um einiges interessanter gefunden. Beim JJ-Trek nutzt man Comics sehr gut, um offene Fragen um die Filme zu erklären. Bei Star Trek Into Darkness wurde z.B. erklärt, warum Khan wie ein Brite aussieht. Die ganzen offenen Enden in Bezug auf Quantum, Guy Haines etc. hätte man auch gut in einer qualitativ gestalteten Comicreihe zuende erzählen können. Da zwischen QOS und SF eine halbe Karriere zu liegen scheint, hätte sich das auch gelohnt.


    Zitat von Scarpine

    "Colonel Sun" kann ich dir durchaus empfehlen, auch wenn ich die Cross Cult-Ausgabe noch nicht kenne und mich nur auf die alte Scherz-Ausgabe berufen kann. Es ist zwar kein "Überroman", aber sehr gute Kost, wenn man die Fleming-Bücher mag. Und ich finde durchaus, dass Amis ein paar schwächere Fleming-Bonds hinter sich lässt und einen guten Roman geschrieben hat. Nur der Hauptschurke wirkt eigenartig vertraut und sehr an einen titelgebenden Fleming-Villain angelehnt. Aber das ist nicht so gravierend. Sorry, übrigens, dass ich in meinem Post hinsichtlich der Konfrontation zwischen Bond und Sun gespoilert habe. Das war nicht beabsichtigt.


    Kein Problem, hab eh schon einiges über das Buch gelesen. Die Scherz-Ausgabe davon hatte ich mir vor längerer Zeit sogar schon mal gekauft. Aber durch den Titel "Liebesgrüße aus Athen" und das von TB geklaute Cover wirkte es auf mich immer zweitklassig und hat mich etwas abgeschreckt.

  • Für März 2015 angkündigt

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    (aka. Moment mal Mr. Bond - Heyne-Verlag)
    Info: 1. Teil der SPECTRE-Triologie von Gardner

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    (aka. Operation Eisbrecher - Heyne-Verlag)

    Für Juli 2015 angekündigt

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    (aka. Die Ehre des Mr. Bond - Heyne-Verlag)
    Info: 2. Teil der SPECTRE-Triologie von Gardner

    [Blockierte Grafik: http://www.shapeloft.com/imageupload/2015/02/26/0/image-307805-0948f929.png]
    (aka. Niemand lebt für immer - Heyne-Verlag)
    Info: 3. Teil der SPECTRE-Triologie von Gardner -- eine der Bondgirls ist eine ital. Principessa (die zwei Brüder hat) - spielt unter anderem in Rom

  • Anthony Horowitz


    Das Buch scheint fertig zu sein und zum Veröffentlichen freigegeben zu sein. Nähere Infos gibts laut Horowitzs Twitter-Accountim Mai.


    Hat sich mal jemand an die neuen Übersetzungen 'rangetraut und irgendeinen Unterschied feststellen können?


    Bei den Fleming-Romanan ist es ein großer Unterschied. Es liest sich leichter und flüssiger, einfach moderner. Der Spaß-Faktor ist wesentlich größer als früher. Zudem haben wir diesmal auch die ungekürzten Fassungen im Deutschen.
    Ich besitze aber lediglich die Fleming-Romane. Wie es sich mit Gardner verhält weiß ich nicht.

  • Das sehe ich wie Kronsteen, die Neuübersetzungen lohnen sich definitiv. Flüssiger geschrieben und vor allem ungekürzt ! Zum Teil haben bei einigen Romanen komplette Kapitel gefehlt.
    Wenn ich mit den Fleming Romanen durch bin, werde ich mir mal Gardner vornehmen. Schön das Cross Cult da weitermacht

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

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