DER FILM: Der Mann mit dem goldenen Colt

  • Nicht zu spielen ist aber schon generell leichter als viel zu spielen


    zum Teil sicher, und die Differenz zwischen gar nicht spielen und understated spielen ist oft tatsächlich winzig gering, aber viele Theaterschauspieler scheitern im Film/TV, nicht nur weil sie expressiver und intensiver werden als gut tut, sondern auch, weil sie von der Bühne viel mehr Freiheiten gewohnt sind und oft ambitiöser an die Rolle herangehen, als es sinnvoll ist. Indes, wer Sir Roger etwa, nur z.B. als Rufus Excalibur Ffolkes gesehen hat, der wird, so denke ich, nicht ernsthaft behaupten, dass Moore "nicht spielen kann", obwohl, selbstverständlich, ein Körnchen Wahrheit bei diesen Aussagen, die Moore ja selbstironisch auf die Spitze getrieben hat, dabei ist - aber, so meine ich, eben nicht mehr als ein Körnchen.
    P.S: also prinzipiell ist tatsächliches underacting natürlich eine extrem große Kunst, da es darum geht, mit extrem wenig extrem viel auszusagen. Es gibt andererseits aber in der Tat gerade zB im heutigen Hollywood Schauspieler genug, die nur gut aussehen und tatsächlich nicht viel können und die bei underacting sozusagen auf der sichereren Seite bleiben... Ich glaube aber indes keineswegs, dass Roger zu ihnen gehört. Dennoch meine ich, dass man als Bonddarsteller kaum einen Oscar gewinnen wird, wobei wir allerdings wieder bei der alten Frage sind, wie viel Facettenreichtum und Tiefgang wir von unserem Helden erwarten. Ich persönlich finde, dass Moore hier bei einer Reihen von Momenten sehr gut und wie beiläufig eine kurzfristige Betroffenheit, Furcht usw. andeutet, wobei das aber wiederum für mich nicht persönlich das Hauptsächliche an 007 ist, wissen zu wollen, wie genau seine Furcht Angst Liebe, sein Rachedurst usw. beschaffen sind. Hier kommt eben wieder der subjektive Zugang und die Erwartungshaltung an die Rolle ins Spiel...

  • Anders als im Vorgänger- und auch im Nachfolger-Film weist TMWTGG einen Bond auf, der auf mich einen völlig anderen Eindruck als den der Leichtigkeit macht. Während Moores Darstellung in LALD und TSWLM m. E. den Charakter Moores wiederspiegeln, wirkt seine Performance gerade in den Begegnungen mit Scaramanga eigenartig fremd. Ich hielt das lange für ein Manko Moores und/oder des Drehbuchs. In diesem Thread (weiter oben) eröffnete man mir jedoch gerade das als eine besondere Stärke Moores: Bond musste im Kontrast zu einem Scaramanga, der für gar keine Werte mehr einsteht, etwas hölzern, vielleicht sogar angewidert wirken. Für einen jovialen, besonders höflichen und liebenswürdigen Philanthropen wie Sir Roger ist das eine großartige Schauspielleistung, da jene Merkmale so gar nicht seinem Wesen entsprechen. Eine Leistung, die ich auch in die Nähe des von kananga erwähnten ffolkes in Sprengkommando Atlantik setzen würde. In beiden Fällen: Hut ab vor Roger Moore!

  • Für einen jovialen, besonders höflichen und liebenswürdigen Philanthropen wie Sir Roger ist das eine großartige Schauspielleistung, da jene Merkmale so gar nicht seinem Wesen entsprechen.


    das schlägt in die gleiche Kerbe wie ich, geschätzter Mr. Fogg, dass Moore seinen Bond erstaunlich nuancieren konnte. Was meinen Respekt für Moores Bonddarstellung aber besonders in die Höhe schraubt, ist, dass er immer am großen Connery gemessen wurde und, dass er selbst die selbstironisch-augenzwinkernd-fantastische Bond-Darstellung, die ja auch in den letzten drei Connery Filmen plus NSNA kam, einfach perfektionierte und, so sehr ich auch diese kletzten drei Connery-Bonds schätze und gegen die harsche Kritik verteidige, so denke ich doch, dass die Moore-Bonds in dieser Beziehung die besseren und sehenswerteren Bonds sind. Moore war also der bessere Connery -zumindest wenn man den selbstironischen Over the Top-Connery betrachtet. Insoferne hat er sich im Duell der beiden großen Bonds durchgesetzt, obwohl er, was die Fans und Kritiker betrifft, zunächst eindeutig die weit schlechteren Karten hatte.

  • Moore war also der bessere Connery -zumindest wenn man den selbstironischen Over the Top-Connery betrachtet.

    Bei aller Wertschätzung, M. Kananga, muss ich hier widersprechen. Über Connerys Leistung in seinen letzten beiden EON-Bonds mag man streiten, den frühen, "ungeschlachten", an Connery geschulten Moore habe ich eben erst zur Gänze wiederentdeckt, aber während ich in den entsprechenden EON-Filmen (YOLT, DAF, LALD, TMWTGG) fast ein Unentschieden vergeben möchte (der Sieger bliebe Connery, aber knapper als je zuvor und nicht zuletzt aus alter Liebe), gewinnt Sir Sean darstellerisch das sozusagen direkte Duell spätestens in der letzten Runde: Moore ist in OP wie stets souverän, doch Connery ist in NSNA so stark wie seit GF nicht mehr und erweitert Bond - als Agent kurz vor dem Ruhestand - elementar. Ist Connery vielleicht sogar - nur um Dich zu ärgern ;) - der bessere Moore? YOLT und NSNA lassen das nicht einmal völlig abwegig erscheinen. Nichts für ungut ... :prost:

  • da kann ich nur meinerseits widersprechen, aber nicht um Dich zu ärgern;), geschätzter Feirefiz. Ich bin auch ein großer Connery Fan und liebe auch die drei letzten seiner Filme sehr, aber als komödiantischer Bond ist er bei Moore doch m.A. nach deutlich unterlegen. Da fehlte dem großen Sir Sean bei aller beeindruckenden Präsens und Intensität meiner Ansicht nach diesbezüglich einfach etwas Grundsätzliches, eine gewisse Leichtigkeit, eine spielerische, unverkrampfte Haltung zu gewissen Aspekten, die nicht zuletzt die eigene Person betreffen.. und ich denke auch nicht, dass man grundsätzlich sagen kann, dass der frühe Moore Connery kopierte, nein, sondern Moore ist zumindest in meinem Favoriten LALD bereits unverwechselbar "Moorisch"...

  • Lieber kananga, ich fürchte, wir haben uns partiell missverstanden. Ich habe nie sagen wollen, dass Moore in irgendeinem seiner Filme Connery kopierte, nur, dass er in seinen ersten Filmen dem Connery-Bond näher war als später, was mir als Connery-Fan natürlich behagt, aber um das klarzustellen: Moore war nie epigonal. Was den komödiantischen Bond angeht, will ich Dir allerdings widersprechen: Den bewusst und gewollt selbstironischsten, mithin komödiantischsten Bond sehen wir in NSNA. Wo hätte sich sogar Moore derart selbst auf den Arm genommen?

  • Geschätzter Kollege Feirefiz, ich bin wie gesagt ein großer Fan von Connerys darstellerischer Leistung nicht zuletzt in NSNA, dennoch denke ich, dass Du gerade in Deinem Urteil über Connery den Punkt angesprochen hast

    bewusst und gewollt selbstironischsten,


    der für mich der Grund ist, warum Moore als komödiantischer Bond wesentlich authentischer ist. Für Connery war das Augenzwinkern ein bewusst hereingebrachter Aspekt, ein bewusster Kontrast auch zu seinen frühesten Bondfilmen. Connery hat diesen späten, selbstironischen Bond, nur dass wir uns nicht missverstehen, mit hohem schauspielerischen Können und großer Souveränität gemeistert. Für Moore dagegen war die Lässigkeit und Selbstironie ohnhein so mit seiner Grundhaltung innerhalb als auch außerhalb der Bühne, so mit seiner Performance auch bei zahllosen Interviews etc. verschmolzen, dass eine bewusste, gewollte Hinwendung zu ihr gar nicht erst vonnöten war.Was bei seinen Bondperformances wiederum hervorsticht und worum sich Moores Bondperformance meiner Ansicht nach auch vorteilhaft etwa von seinem Lord Sinclair etc. abhebt, ist, eben dass er, wie hier mit beachtlichem Sachverstand von Dir, Mr. Fogg und anderen hervorgehoben wurde, er diesen seinen Standardtypus auch erstaunlich zu varieren und zu nuancieren verstand.

  • Moore könne grundsätzlich nicht schauspielen (etwas, was ich persönlich von keinem einzigen 007 Schauspieler behaupten würde), meine persönliche Ansicht entgegen, dass kein anderer Schauspieler Bond gleichbleibend so souverän und überzeugend gespielt hat wie Moore, insofern bin ich tatsächlich nicht fähig, einen Bond zu nennen, in dem Moore seine Spitzenleistung abliefert. Zu TMWGG muss ich sagen, dass er mir persönlich einfach zu langsam ist, das Tempo, in dem das meiner Ansicht nach großartig fotografierte LALD inszeniert ist, finde ich einfach überzeugender. Ansonsteen stimme ich Deinen Meinungen zu Lee z.B durchaus zu, wiewohl mir auch Yaphet Kotto sehr gut gefällt.


    Unterschreib :thx:

  • Feirefiz: Mir geht's da ziemlich ähnlich wie Dir ;)


    TMWTGG im O-Ton


    Positives:
    + Christopher Lee. Teilweise hat man sogar das Gefühl, dass Scaramanga Bond deutlich überlegen ist. Siehe Bonds Mimik kurz nach der Ankunft auf Scaramangas Insel
    + Den Soundtrack allgemein sehe ich als positiv an. Allerdings liegt er bei mir, was Barrys Scores anbelangt, auf dem hintersten Rang samt OP. Mir fehlt da etwas das Epische! Barry hat ja auch behauptet es sei sein schlechtester Score. Allerdings wurde der Lokalkolorit, wie in YOLT, schön eingefangen. Lieblings Cues sind: Hip's Trip, Grisly Land, In Search of Scaramanga's Island und das orientalisch klingende Bond Thema.
    + witzige Szenen bietet der Film einige: +Eigentliche Bettszene mit Goodnight, dann aber mit Anders +Knockout Schlag beim Karatekampf bei der Verbeugung +Sheriff Pepper +Ms Antwort auf Bonds Frage wer ihn den töten wolle +Bonds Antwort auf Anders wage Beschreibung von Scaramanga +"Miss Anders, I didn't recognize you with your clothes on" +Unterhaltung mit Scaramanga beim Essen +Szene auf der MS +Scaramangas Heim


    Neutral:
    o Schnick Schnack: vom Wiedererkennungswert vielleicht auf Platz 3 in der Reihe nach Oddjob und Beißer. Passt auch gut zu Scaramanga, allerdings finde ich doch einige Henchmen besser.
    o Goodnight: Schön anzuschauen, aber eben strohdumm.
    o Das ist schon Meckern auf hohem Niveau, aber wenn ich auswählen müsste in welchem Film Moore am "schlechtesten" agiert, würde ich TMWTGG wählen. Zugegebenermaßen finde ich Moores Darstellungen eigentlich alle klasse und sehr konstant. Gründe aber für meine Haltung: 2 Szenen mit Lee (Bond wirkt hier gerade zu angewidert und beleidigt - vielleicht oder gerade eben, weil Scaramanga intelektuell und "beruflich" auf der selben Höhe ist) Außerdem finde ich die Kämpfe in TMWTGG am dilettantischsten.


    Negatives:
    - Das Bedrohungsszenario allgemein ist ziemlich schwach.
    - Das Finale hat eigentlich viel Potenzial und ist teilweise eigentlich ganz gut gemacht, aber letztendlich hätte man die Dramatik viel besser aufbauen können.
    - eigentlich ein toller Stunt, aber der Sound bei dem Brückensprung ruiniert alles.
    - Hipp ist schwach gezeichnet und die Szene in dem Dojo als er einfach losfährt, ist einfach nur dämlich.
    - Das Titellied. Wie cool ist Alice Coopers Version doch dagegen!



    Samt LALD für mich der schlechteste Moore Bond. Letztes Drittel auf der Bestenliste.

  • Alice Coopers Version ist tatächlich cool. Dennoch möchte ich Lulus Song eigentlich nicht missen.


    Was den Brückensprung-Stunt betrifft, so finde ich ihn - ob nun mit oder ohne Sound-Effekt -einfach lächerlich, da absolut unglaubwürdig (da hilft es auch nicht, dass der Stunt ja tatsächlich "echt" ist).

  • Muss man das verstehen? Was echtes ist unglaubwürdig?
    Ich halte dir ein blankes Blatt Papier vor deiner Nase und es ist unglaubwürdig.
    Nö, verstehe ich nicht :D


    Öhm, Lulus Version ist auch sehr viel besser als Alice Coopers :thumbdown:
    Gott sei dank waren die Macher nicht taub. Hört sich eher nach einem Karussell Song an.

  • Alice Coopers Version ist tatächlich cool. Dennoch möchte ich Lulus Song eigentlich nicht missen.


    Was den Brückensprung-Stunt betrifft, so finde ich ihn - ob nun mit oder ohne Sound-Effekt -einfach lächerlich, da absolut unglaubwürdig (da hilft es auch nicht, dass der Stunt ja tatsächlich "echt" ist).



    Mir persönlich ist Lulus song zu sehr Gedudel, Coopers Version rockt!



    Ja ich weiß was du meinst. Es ist halt "zu" inszeniert: eine windige Brücke, welche zufälligerweise gerade passend am Weg liegt.

  • Zitat

    Aber die liegt nun mal real da


    Jetzt wirklich oder?
    Ich glaube du willst es nicht verstehen, was Django meint. Ist eigentlich ganz einfach :rolleyes: Lies den Beitrag nochmal durch!




    Dass du Coopers Version nicht gut findest, hast du übrigens einen Post weiter oben schon angemerkt. Schade ;(

  • Nochmals zum Stunt: Störend ist dabei für mich insbesondere, dass er Film nicht als "zufälliges" Element eingebettet ist, sondern als von Bond bewusst gewähltes Vorgehen. Auch wenn es um die Verfolgung von Scaramanga ging: Kein Mensch mit auch nur einem kleinen Stück Verstand, hätte sich in dieser Situation "freiwillig" für ein solches Manöver entschieden, dessen Gelingen in der "realen" Welt etwa die Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million hätte...

  • Coopers 'Gedudel' finde ich im Übrigen auch furchtbar und kommt an den bestenfalls mittelprächtigen Song von Lulu niemals ran, und das sage ich durchaus als Freund von Coopers Musik. Und unbondiger als Coopers Version geht ja gar nicht.

  • 00Beisser:
    Wie du siehst hat Django ein anderes Problem mit dem Stunt und dieses kann ich eher nachvollziehen.


    Ne ne, das meine ich schon mit "zu inszeniert":


    Zitat

    Störend ist dabei für mich insbesondere, dass er Film nicht als "zufälliges" Element eingebettet ist, sondern als von Bond bewusst gewähltes Vorgehen.



    Allerdings stimme ich zu - solche Stunts gehören grundsätzlich zu Bond, aber der Sound... :rolleyes:

  • Der Film hat - ähnlich DAF - das Problem, dass die meisten Actionsequenzen nicht wirklich ziehen, weil sie durch Klamaukeinlagen verwässert werden. Der Abschuss ist aber das fliegende Auto von Scaramanga. Quasi das AM Vanish Pendant aus den 70ern.

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