DER FILM: Der Spion, der mich liebte

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    Zitat von Kronsteen

    Hier bitte alles rein, was den Film TSWLM anbelangt.
    Nach3 Jahren Pausen der erste Film, den Cubby Broccoli ohne Harry Saltzman produzierte.
    Eine Art Frischzellenkur für die Serie mit einem gigantischen 007-Set für die Liparus.
    Roger Moores Lieblingsbondfilm (zumindest von seinen).

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    Zitat von Christian79

    TSWLM hält sich bei mir überwiegend in den Top5 meiner Rangliste auf. Ein Freund von großen Schießereien wie auf dem Schiff bin ich zwar nicht, aber ansonsten überwiegt doch das Positive. Das Hin und Her zwischen Bond und Anya gefällt mir, auch die Wahl der Darsteller. Humor kommt schon recht viel vor, und die Locations sind auch sehr ansprechend.


    Zitat von Sanchez

    Ich persönlich kann mit TSWLM nicht so viel anafangen. Rein objektiv lassen sich zwar viele positive Eigenschaften des Filmes ausmachen (tolle Schauplätze, die sehr gut eingefangen werden, sehr gutes Bond-Girl, topfiter Roger Moore, Beißer, Bond-Auto, Beziehung zwischen Bond und dem Bondgirl) aber der Film hat für mich ein großes Manko: Er ist zu leicht. Ich kann deshalb den ganzen Film lang keine Spannung erkennen. Anders ausgedrückt gefällt mir der Film zwar beim Sehen, hinterlässt aber aufgrund seiner Leichtigkeit keinerlei Eindruck.
    Zwei etwas konkretere Kritikpunkte sind zum einen Curd Jürgens als Stromberg (Ich finde ihn weder bedrohlich noch charismatisch, außerdem kommt seine villain-typische Abnormalität zu wenig zur Geltung) und die Schlussschießerei auf dem Schiff (viel zu lange und viel zu unübersichtlich, dazu überhaut nicht spannend).


    Zitat von ollistone

    Ganz klar in meinen ewigen Top 3. Allein schon für den Pre-Title: den Skisprung vom Berg, den Kamera-Zoom auf den Union-Jack-Fallschirm und den Main Title, der mit dieser Klavierlinie von "Nobody does it better" einsetzt. Ganz groß.


    TSWLM hat alles: Einen super Song, ein tolles Bondgirl (sogar mit Motiv), einen exzellenten Schurken (siehe Stromberg-Thread), mit Sardinien und Ägypten sehr schöne Schauplätze, den Beißer, Ken Adam in Hochform ("Atlantis"!) - ein einziges, ungetrübtes Vergnügen!





    Zitat von webster

    Bei TSWLM handelt es sich eindeutig um ein Highlight der Serie. Es ist derjenige Bondfilm, bei dem das klassische "wahnsinniger Einzeltäter bedroht die Welt mittels seiner Organisation"-Szenario am besten umgesetzt wird, nicht zuletzt dadurch, daß M und General Gogol ihre beiden Spitzenagenten gemeinsam auf den Fall vorbereiten. Curd Jürgens als Stromberg wird durch seine Unnahbarkeit zu einem guten Villain, allerdings sind in der Figur des Stromberg offenbar auch Elemente von Villains aus vorherigen Filmen recycelt worden, was sich nicht so positiv auswirkt. Barbara Bach als Anya schafft es locker in die Top 10 der Bondgirls, und bei Ringo Starr sogar auf Platz 1.
    Mit dem Beißer in seiner Paraderolle hat der Film wohl den besten Henchman der Serie zu bieten. Kein anderer wirkt so intensiv. Speziell die Szenen mit dem Beißer in Ägypten sind mir da in Erinnerung geblieben.
    Weiterhin hat der Film eine der besten Chase-Sequenzen der Serie: die mit dem tauchenden Lotus. Das mögen manche over-the-top finden, aber dieses Fahrzeug ist spektakulärer als alle Gimmicks der Q-Branch aus Die Another Day.
    Und das Set-Design, speziell Strombergs Observatorium, ist auch hervorragend gelungen.
    Bei mir ist der Film in den Top 5 zu finden. Mal sehen, was passiert, wenn ich meine Bestenliste neu ordne.





    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.








  • Zitat von Scarpine



    Ich denke, Max Kalba war der Auftraggeber des Diebstahls und Strombergs Sekretärin nur seine Handlangerin. Diese hat die Pläne entwendet und an Kalba weitergegeben. Dieser residiert in Kairo. Um mit den Weltmächten zu verhandeln dient Fekkesh als Verbindungsmann, der zwischen Kalba und den Interessierten vermittelt. Kalba scheint so eine Art Geschäftsmann mit kriminellem Hintergrund zu sein. Unter anderem gehört ihm ja der Club in Kairo. Das er aber nicht weis mit wem er sich anlegt zeigt ja die Club-Szene.



    Würde ich auch so interpretieren. Sie weis, dass Bond ermordet werden soll und überlegt es sich am Ende anders, oder hat Angst selbst getroffen zu werden. So ganz schlüssig ist das aber nicht, stimmt. Vielleicht sollte sie Bond ja auch nur aufhalten/ beschäftigen und wusste gar nicht, dass Sandor auf ihn anlegt.


    Zitat von Bungyfreak

    Sehe ich ähnlich. Bond fragt ja ungefähr 380 Mal nach wo Fekkesh denn sei, wann er wiederkommt und so weiter. Sie weicht den Fragen ja immer aus und umgarnt Bond, der dann ja drauf anspringt und sich mit ihr einlässt. Soweit so gut, der herzergreifende "Nein!"-Schrei ist aber in der Tat nicht schlüssig. Kann sie so schnell von, ich sag mal, einer Becircerin im Auftrag zu jemand mit Gefühlen für Bond werden? Oder steckt doch was anderes dahinter? Will sie oder muss sie Bond am Leben lassen, weil er potenzieller Kunde oder so ist?


    Zitat von Spirit54

    Mir kommt das eher so vor, dass sie den Auftrag hat, Bond irgendwie hinzuhalten. Wahrscheinlich hat man ihr nur gesagt, dass Bond verprügelt oder verhaftet werden soll, etc. Sie wirkt nicht so kaltblütig, um bei einem Mord mitzumachen. Dann erkennt sie, dass Bond hinterrücks erschossen werden soll und sie als Komplizin an einem feigen Mord missbraucht wurde, was bei ihr das Kopfschütteln und das Nein auslöst.


    Zitat von Count Villain

    Ich habe den Film jetzt schon länger nicht mehr gesehen, aber könnte es nicht auch sein, dass Felicca gar nichts mit Sandor zu tun hat und Fekkesh den Auftrag gegeben hat, Bond hinzuhalten so lange er sich noch mit Anya trifft?


    Zitat von MisterBond


    Check.



    Check.
    Sie weiß nichts von Sandor und weiß auch gar nicht auf wen es der Killer abgesehen hat, deshalb die plötzliche Angst und das "Nein".]



    Zitat von MisterBond

    Ich bin dennoch der felsenfesten Überzeugung, dass Sie überhaupt nichts von Sandor wusste.
    Wenn man so die täglichen Nachrichten liest, da glaubt man oft nicht wie doof Menschen reagieren können und da ist ein entsetztes Kopfschütteln und ein simples "Nein" eine gar nicht mal so abwegige Reaktion.

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.


  • Zitat von Spree

    Schön zusammengefasst, trifft meine Meinung genau.
    Zu den Orten von Atlantis kann ich dir nichts sagen, hab nie auf die Karten, sondern immer nur auf Babsi Bach gekuckt.



    Zitat von Maibaum

    Also TSWLM ist definitiv kein Remake von YOLT. Er benutzt nur (wie auch MR) eine ähnliche Grundkonstruktion für die Handlun. Einige der Ähnlichkeiten sind aber auch durch die Bond Formel gegeben, soll heißen die tauchen auch in anderen Bonds auf.


    Zitat von Django



    Bevor der Kahn untergeht setzt sich aber bereits Stromberg mit Anya in einem Motorboot nach Atlantis ab, von wo aus der die Mission verfolgt. Von daher muss davon ausgegangen werden, dass die Liparus und Atlantis unweit voneinander entfernt sind.


    Zitat von MisterBond

    Bevor die Liparus untergeht...da vergeht ja auch nochmal ein halber Tag

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Bondfilmwochen: Der Spion, der mich liebte.


    Der Spion, den wir lieben!


    Im 15. Bondjahr erscheint der 10. Bondfilm. Der 3. mit Roger Moore und der 1. ohne Harry Saltzman.


    1974. "Der Mann mit dem goldenen Colt", der 9. Bondfilm und 2. mit Roger Moore als Agent Ihrer Majestät, war ein mittelmäßiger Erfolg. Der Überraschungserfolg des Vorgängers "Leben und sterben lassen", der hauptsächlich der Neugier auf das neue Gesicht des Darstellers geschuldet war (welcher im Gegensatz zum Neuling 4 Jahre zuvor bereits ein Star war), konnte nicht wiederholt werden. Trotz guter Ansätze wurde man das Gefühl nicht los, als genüge Bond - vielleicht zum ersten Mal in seiner Historie - nicht mehr ganz den Ansprüchen des Kinopublikums. Interne Meinungverschiedenheiten und finanzielle Probleme, die durch andere Projekte entstanden waren (vielleicht auch etwas durch den eigenen Lebensstil), zwangen Harry Saltzman, einen der beiden Produzenten, seine Anteile in den Jahren 74/75 an "United Artists" zu verkaufen. Somit wurde Cubby Broccoli, der sich im Gegensatz zu Partner Saltzman fast ausschließlich auf das Produzieren der Bondfilme beschränkt hatte (Ausnahme: "Chitty Chitty Bang Bang") alleiniger Produzent. Der Glücksfall für die Reihe.


    Cubby nahm sich die notwendige Zeit von - zum ersten Mal in der Franchise-Historie - 3 Jahreswechseln bis zum Erscheinen des neuen Bondfilms. Man wählte mit "Der Spion, der mich liebte" eine Romanvorlage Ian Flemings, die im Vergleich zu dessen anderen Werken dermaßen aus der Rolle fiel (zeitweise wurde sogar gemunkelt, das Buch hätte seine Frau geschrieben), dass man dies als Anlass dafür nehmen konnte, zum ersten Mal eine komplett neue Geschichte (wenn auch nicht ganz neu, siehe YOLT, dazu aber im Laufe des Textes mehr) zu erfinden. Von Fleming sollte nur der Titel übrig bleiben.
    Hauptdarsteller Roger Moore war nach seinen beiden vorigen Filmen zwar noch nicht in der herausragenden Position wie er es gerade durch "Der Spion, der mich liebte" werden sollte, aber als ideale Besetzung für Bond war Moore unumstritten. Ihm zur Seite stellte man als Bösewicht mit dem "normannischen Kleiderschrank" Curd Jürgens einen ebenso renommierten wie charismatischen Schauspieler, der die Tradition deutschsprachiger Schurken, die von Lotte Lenya ("Liebesgrüße aus Moskau"), Karin Dor ("Man lebt nur zweimal") und Ilse Steppat ("Im Geheimdienst Ihrer Majestät") begründet wurde, in grandioser Weise mit seiner Figur Karl Stromberg nicht nur forsetzen, sondern fast noch in karikaturistischer Weise überzeichnen sollte. Die stoische Ruhe Strombergs, die teilweise kritisiert wird, passt meiner Meingung nach perfekt zu einem Wahnsinnigen, der nicht mehr an irdischen Dingen ("Für mich ist das die ganze Welt") interessiert ist. Mit der Hektik des realen Lebens sollen sich eher die Carvers und Sanchezs der Realo-Bonds auseinandersetzen.
    Mit Anya Amasowa wurde ein bezauberndes Bondgirl erdacht, das als erstes des Franchise Bond in nahezu sämtlichen Aspekten ebenbürtig sein sollte. Besonders bezeichnend ist dabei die Einführung der Figur: Ein Mann und eine Frau liegen im Bett. Es ertönt aus einer mit einem Sender ausgestatteten Schatulle auf dem Nachttisch die Melodie aus "Dr. Schiwago" (dass diese in der UdSSR verboten war, vernachlässigen wir einfach mal wohlwollend). Nach Agent Triple X (so das Pendant zu "007" im russischen Geheimdienst KGB) wird über den Sender verlangt. Was läge nun näher, als dass der an Connery oder Lazenby erinnernde Mann damit gemeint sei? Zumal dieser von Michael Billington gespielt wurde, welcher Anfang/Mitte der 70er als neuer Bond gehandelt wurde. Dieser dreht sich nun um...und geht weg. Die AgentIN hingegen geht zum Sender und meldet sich als "Triple X" zurück. Sieh Dich vor, Bond! Diese Frau ist gefährlich!
    Kurzfristig wurde die Rolle mit der amerikanischen Schauspielerin und späteren Ehefrau von Ex-Beatle Ring Starr Barbara Bach besetzt, die die zunächst für diese Rolle vorgesehene Caroline Munro in die Rolle des Badgirls Naomi abdrängte. Bach ist eine der wenigen Schauspielerinnen, die in der deutschen Synchro eher gewinnen als verlieren, da sie im Original etwas weniger tough wirkt als mit der Stimme Dagmar Hellers, die bereits in LALD und TMWTGG die deutsche Stimme der Bondgirls übernahm.
    Einer der Geniestreiche von "Der Spion, der mich liebte" sollte den Bondmachern allerdings mit einer Nebenrolle gelingen: Jaws / Beißer. Durch die Rolle des Reace im ein Jahr zuvor erschienen Gene-Wilder-Film "Trans-Amerika-Express" (mit der berühmten Szene auf dem Zugdach, in der Wilder von der Schranke erwischt wird, und die z.B. auch im Vorspann von "Ein Colt für alle Fälle" verwendet wurde) waren die Produzenten auf Richard Kiel aufmerksam geworden. Mit seiner Figur des übergroßen und mit einem stählernen Gebiss ausgestatteten Handlangers Beißer sollte zum ersten Mal nach "Goldfinger", also 13 Jahre nach Oddjob und dem vergoldeten Mädchen, wieder eine Figur des Franchise ins allgemeine Kino-Gedächtnis eingebrannt werden können, die oft karikiert wurde und bis heute cineastisches Grundlagenwissen darstellt. Nicht zuletzt wegen dieser Wirkung und sogar einer gewissen Sympathie des Kinopublikums für die Rolle durfte Beißer sogar überleben und tauchte (meiner Meinung nach etwas überflüssig) auch im nächsten Bondfilm "Moonraker" wieder auf.


    Als besonders gelungen dürfte man auch die Verpflichtung des Bond-Veteranen Lewis Gilbert ("Man lebt nur zweimal") für den Regiestuhl bezeichnen. Im Grunde genommen verfilmt er mit "Der Spion, der mich liebte" seine Geschichte aus "Man lebt nur zweimal" leicht abgeändert nochmals (und auch dabei sollte es nicht belassen werden: 2 Jahre später gab es mit "Moonraker" den 2. Aufguss, der aucher keinesfalls schlecht war - dazu aber mehr in der kommenden Woche). Aus dem Vulkan aus YOLT wurde der Tanker "Liparus", aus den in YOLT entführten Raumkapseln wurden in TSWLM U-Boote und aus Bondgirl-Agentin Kissy Suzuki wurde Anya Amasowa. Der Innenraum der "Liparus" erinnert schon fast unverschämt an das Innenleben des Vulkans aus YOLT. Dies dürfte natürlich v.a. an der aus YOLT erprobten Zusammenarbeit Gilberts mit Bühnenbildner Ken Adam, einem weiteren Bond-Veteranen, liegen, der bei TSWLM wieder dabei war und die neu geschaffene (und inzwischen ja leider schon längst abgebrannte) "007-Halle" in Pinewood mit tollen Bauten füllte.
    Ich stelle mir hierbei oft die Frage, ob TSWLM so erfolgreich war, obwohl er in vielem so sehr an YOLT erinnerte, oder weil er in so vielem an YOLT erinnerte?!


    Roger Moore liefert in "Der Spion, der mich liebte" zum ersten Mal den Bond ab, der ihn für die nächsten Jahre auszeichnen sollte und der ihm auch heute noch unheimlich viele Fans bringt (sowohl im als auch außerhalb des Fandom): Der smarte und britisch überzeichnete Gentleman-Agent, der nie um einen coolen Spruch verlegen ist. TSWLM ist übrigens auch Sir Rogers Lieblingsbondfilm - zumindest von jenen, die er selber machen durfte.
    Mit Marvin Hamlisch wurde ein Neuling für den Score verpflichtet. Sein "Bond 77"-Thema sollte geradezu sinnbildlich für die neue dynamische Entwicklung sein. Auch das Titellied "Nobody does it better", das von Carly Simon performt wurde, wirkt wie eine Hymne auf den Kinohelden der 60er, der in TSWLM seine Neugeburt erfährt.


    Zum ersten Mal in der Bondhistorie wurde ein längerer Teil der Handlung in Afrika angesiedelt. Hervorragend harmonieren dort die Bilder von Kameramann Claude Renoir (dem Enkel des berühmten französischen Malers - der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm) mit der Musik Hamlischs. Besonders beeindruckend sind für mich in diesem Zusammenhang z.B. die Szenen von Bonds Ankunft in Kairo und die Szenen bei den Pyramiden von Gizeh (schon als Kind bekam ich Gänsehaut in jenen Momenten, wenn Beißers Umrisse auftauchen und seine kurze Erkennungsmelodie ertönt). Als weiteren Hauptschauplatz hat man Italien gewählt. Diesmal aber nicht das im Franchise öfters zitirte Venedig, sondern Sardinien, in dessen Nähe Strombergs Unterwasserzentrum Atlantis liegt. Bond bekommt von Q für seine verdeckten Ermittlungsarbeiten auf Sardinien seinen berühmten weißen Lotus Esprit zur Verfügung gestellt. Der Lotus ist für Moore das, was für Alt-Bond Connery der Aston Martin DB5 war. Bezeichnenderweise erhielten beide in ihrem jeweils 3. Einsatz, der zugleich der vielleicht berühmteste ihrer Einsätze sein sollte, ihr sagenumwobenes Gefährt. Der Lotus muss sich keineswegs vor dem Aston Martin Connery-Bonds verstecken und kann sogar tauchen. Überragend auch hierbei wieder das Zusammenspiel von Optik und Musik, als Bond unter Wasser Atlantis besucht. Die darauffolgenden Kampfszenen erinnern dabei etwas an "Thunderball", womit TSWLM Brücken zu den 3 Filmen der Bonditis Mitte der 60er schlagen kann (GF: Sagenhaftes Auto und Figuren für das Langzeit-Gedächtnis der Popkultur, TB: Unterwasser-Action mit Mini-U-Booten, YOLT: Optik, Tricks und inhaltliche Ähnlichkeiten durch den selben Regisseur).
    Für mich persönlich bildet die Vortitelsequenz auch ein "Schmankerl" von TSWLM. Nicht nur der sensationelle Stunt von Rick Sylvester, der sich als Bond halsbrecherisch den - als Ersatz für den fiktiven Schauplatz Berngarten in Österreich dienenden - kanadischen Mount Asgard hintunterstürzt, um im freien Fall den Fallschirm mit dem Union Jack zu öffnen, ist brillant - Bond generell auf Skiern zu sehen und gleichzeitig das bereits erwähnte Bond77-Thema zu hören, ist Gänsehaut pur. Mit Bond auf Skiern wird, wenn man so möchte, gleich die nächste Brücke zu einem weiteren Bondfilm geschlagen: Dem ebenfalls in den Alpen angesiedelten "Im Geheimdienst Ihrer Majestät". So wird "Der Spion, der mich liebte" durch diese diversen Querverbindungen seiner Rolle als Jubiläumsfilm (der 10. Film im 15. Jahr) gerecht, auch wenn dies sicher gar nicht sein (Haupt-)Anliegen war.


    Summa summarum ist "The spy who loved me" für mich einer der Topfilme der Bondhistorie und der beste mit Roger Moore.
    Dies bestätigen nicht zuletzt auch die Ergebnisse der Bondesliga, in der TSWLM neben CR als einziger Film bisher alle 11 Duelle gewonnen hat.


    Da TSWLM neben den dargestellten Stärken für mich keine wirkliche Schwäche aufweist bekommt er von mir 9,5 von 10 Punkten!

  • James Bond Rewatched


    # 10: Der Spion der mich liebte (1977)


    OT: The Spy Who Loved Me; GB 1977; 125 Min.; R: Lewis Gilbert; D: Roger Moore, Barbara Bach, Curd Jürgens, Richard Kiel, Shane Rimmer, Caroline Munro, Walter Gotell, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn


    Nach dem mittelprächtigen Ergebnis des letzten Bondstreifens und dem Ausscheiden von Harry Saltzman, nahm sich EON mit dem nunmehr allein federführenden Produzenten Albert R. Broccoli eine längere Vorbereitungszeit für den neuen Bondfilm. Diese längere Pause mit einer sorgfältigeren Vorproduktion sollte sich auszahlen. Das zehnte 007-Abenteuer "The Spy Who Loved Me" revitalisierte die Serie mit großem kreativen Input, nachdem sie mit "The Man with Golden Gun" schon Gefahr lief, ihre führende Rolle im Actionthriller-Sektor zu verspielen. Ingesamt geriet das Werk sogar so gut, dass es sich zu einem Klassiker und einem Musterbond im Stile des großen "Goldfinger" entwickeln sollte.


    Bonds zehnter Einsatz kann mit einem der großartigsten Ensembles der klassischen Franchise-Ära aufwarten. Hauptdarsteller Roger Moore präsentiert sich mit großer Spielfreude und liefert in diesem, seinem dritten Film wohl seine beste darstellerische Leistung ab. Ihm Gegenüber steht der deutsche Alt-Star Curd Jürgens. Der "nordische Kleiderschrank" zeichnet den verrückten Weltverbesserer Stromberg mit stoischer Gleichgültigkeit und reiht sich in die Riege der kultigsten Oberschurken mit ein. Die Bondgirls liefern durch die Bank sehr gute Leistungen ab. Sowohl Barbara Bachs attraktive und plichtbewusste Anya Amasova, als auch Caroline Munros lasziver Vamp Naomi wissen zu gefallen. Unter den Nebendarstellern sticht besonders Richard Kiel als Strombergs Chef-Handlanger Beißer hervor. Zwar mag dieser zu den Kultfiguren der Reihe gehören, aber die überflüssigen Gags, die schon hier und schlimmer noch im nächsten Streifen auf seine Kosten gemacht werden, hinterlassen einen schalen Beigeschmack. Kiel spielt großartig auf, aber mehr Ernst und ein gelungener Abgang hätten den Charakter noch kultiger und unheimlicher erscheinen lassen. So wird Beißer irgendwo zwischen beinhartem Killer, Karikatur und einer absoluten Witzfigur verortet. Eine (teil-)vergebene Chance. Auf der Helferseite gefallen Shane Rimmer, Walter Gotell und Geoffrey Keen, während Desmond Llewelyn einen seiner besten Auftritte als Q absolvieren darf.


    Für die Inszenierung zeichnet sich mit Lewis Gilbert ein alter Bekannter verantwortlich. Seine zweite von drei Regiearbeiten für die Reihe sollte sich als seine beste herausstellen. Der Stil-Mix seiner Larger-than-life-Bondfilme gerät Gilbert in "The Spy Who Loved Me" am gelungensten. Er findet die richtige Mischung aus Leichtigkeit, Spannung, malerischen Momenten und dynamischen Hetzjagden. Gilberts Regie ist temporeicher und zielgerichteter als bei seinen beiden anderen Bondstreifen. Die Drehbuchentwicklung von Roger Moores drittem Einsatz gehört in dieser Hinsicht sicherlich zu den spannendsten Kapiteln in der Franchise-Historie. Zahllose Treatments und Entwürfe verbanden sich später zu einem phantastischen Bondabenteuer und es entstand das beste Drehbuch seit "On Her Majesty’s Secret Service". Dass Stromberg auf einem früheren Blofeld-Konzept basiert, spürt man noch teilweise. Dennoch stecken in dem Skript jede Menge frische Ideen und knisternde Spannung. Letztendlich werden von den knapp zehn involvierten Autoren nur Richard Maibaum und Christopher Wood in den Kredits genannt, die wohl auch die größte Arbeit am Drehbuch leisteten. Dass Flemings Roman kaum eine gelungene Filmvorlage für einen Bondstreifen des Jahres 1977 liefern konnte, stand außer Frage. Der Autor selbst hatte ja verfügt, dass von diesem – auch aus seiner Sicht – misslungenen Buch nur der Titel übernommen werden durfte. Insgesamt haben die Drehbuchautoren eine hervorragende Leistung vollbracht, aber dennoch muss ein wenig Kritik an dieser Stelle anklingen. Neben der genannten Probleme mit der Beißer-Figur, fallen einige Humorismen zuviel und die geringe Nutzung des Potenzials einiger Hauptcharaktere ins Auge. Hierbei sind insbesondere Amasova und Stromberg zu nennen. Sowohl Strombergs Meeresverehrung und seine Visionen, als auch Amasovas Rache-Motiv werden nur angeschnitten und plakativ in den Raum gestellt. Aus diesen interessanten Elementen hätte man noch mehr herausholen können.


    Mit Marvin Hamlisch gibt sich wieder ein Gastkomponist die Ehre. Sein Score ist zwar gut und weist einige interessante Themen auf, erreicht aber nicht ganz die Qualität von Barrys und Martins Schöpfungen. Der von Carly Simon beigesteuerte Titelsong ist äußerst gelungen und kann sich unter die besseren Titellieder einreihen. Auch Maurice Binder präsentiert sich wieder auf einem besseren Niveau als zuletzt, auch wenn seine Titelsequenz hier eher zum guten Durschnitt seiner Kreationen zu zählen ist. Ken Adam liefert sein zweitbestes Production Design für die Reihe ab. Die Unterwasserfahrzeuge, der Lotus, das Innenleben des Liparus-Tankers und Atlantis sind ein einziger Traum. Echte Meisterklasse ist Strombergs Kommandozentrale im Speisesaal von Atlantis. Die Schauplätze sind mit Großbritannien, Kanada, Sardinien und Ägypten herrlich ausgewogen ausgesucht. Die Cinematographie von Claude Renoir lässt die Locations zu einem einzigen Triumph geraten. Renoirs malerische Bildkompositionen schaffen mit ihren kräftigen Farben eine ungeheure Leinwandopulenz. "The Spy Who Loved Me" ist sicherlich einer, der am schönsten fotografierten Streifen der Serie. Zudem ist es lobenswert, dass man nach zwei Aussetzern zum Breitwandformat zurückkehrte. Auch die Action-Momente werden von der Kamera fulminant eingefangen. Hierbei erfreuen insbesondere die Vortitelsequenz, der Zugkampf, die Verfolgungsjagd mit anschließender Unterwasser-Action, die Liparus-Erstürmung und das Atlantis-Finale das Auge des Zuschauers.


    Gesamtwirkung: Die erste längere Franchise-Pause zahlte sich aus. Das zehnte 007-Abenteuer präsentiert seinen Titelhelden in neuer Frische und auf der Höhe der Zeit. Das beste Drehbuch der Siebziger, die spielfreudige Besetzung, die pointierte Regie und das gigantische Production Design erheben den Film zum stilbildenden Klassiker der Reihe. Lediglich die nicht voll überzeugende Charakterisierung einiger Hauptfiguren, einige platte Gags und der nicht ganz so eindrucksvolle Soundtrack, lassen den Film nicht unter den Besten rangieren.


    Meine Wertung: 4,5 von 5 Punkten

  • Heute im O-Ton geguckt. Stand: bleibt sehr wahrscheinlich meine Nr. 1.
    Habe die Tage ja schon TMWTGG gelobt, welcher bei mir eher etwas hinten angesiedelt ist und für mich bis jetzt noch Moores schwächster ist. Das Lob bliebt erhalten, gerade im darstellerischen, aber TSWLM zeigt dem Vorgänger doch die Grenzen auf.
    Hier passt für mich einfach alles. Und wie schon bei meinem letzten Beitrag, Marvin Hamlishs Score ist einfach toll, so zum Beispiel auch die audiale Untermalung bei der Entnahme des Sprengkopfs.
    Bond ´77, die beste Neuauslegung des originalen Bondthemes.
    Und auch hier sieht Moore noch perfekt aus :thumbup:
    Die Chemie zwischen ihm und Barbara Bach, ich glaube bei keinem "Bondpaar" war die Chemie besser. Da hat der gute Ringo ein Jahr später nochmal Glück gehabt :D



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  • Ja, ein Traumpaar :thumbup:
    Kommt aber wahrscheinlich ebenfalls davon, dass sich beide privat gut verstanden, bzw. verstehen. Der gute Macnee lebt ja auch noch.


    Ach ja, muss nochmal betonen, ich mag irgendwie Rogers Haarschnitt in TSWLM, die lässigen Stränen, die in die Stirn fallen.
    Das missfällt mir dann bei MR mehr, da dort die Frisur zu fest sitzt und seinen Kopf etwas breiter wirken lässt :D

  • Da ich nach Jahren wieder mal die Extras gesehen habe, fiel mir auf, dass unter den Bondmachern auch TSWLM Fans sind :thumbup:
    Nicht nur Sir Roger bezeichnet ihn als seinen liebsten (natürlich nur über seine Ära sprechend), auch Michael Wilson bezeichnet ihn als einer der besten Bondfilme, John Glen anscheinend sogar als den besten und Ken Adam sieht in TSWLM seine beste Arbeit.

  • Hab den Film gestern nach sehr langer Zeit mal wieder gesehen und mir ist aufgefallen wie wenig Stromberg doch tatsächlich vorkommt. Weiß jemand wieviel da der Schere zum Opfer fiel? Kann mir kaum vorstellen, dass das so gedacht war.

  • Warum nicht?
    Es ist eine Standard Rolle, sogar eher schwach geschrieben und von Jürgens meist teilnahmslos gespielt, aber er erfüllt seine Zweck. Goldfinger light.
    Ich sehe jetzt nicht wo die Handlung noch mehr von ihm benötigte. Nur seine letzte Szene, die finale Konfrontation zwischen ihm und Bond, hat Klasse. Aber im Verbund mit dem Beißer kommt die Rolle noch besser rüber als sie ist.

  • Wenn Jürgens als Stromberg wenig Screentime hatte, was war denn dann mit Joseph Wiseman als titelgebender Dr. No oder Donald Pleasence als Blofeld?
    Ich bin ehrlich gesagt noch nie auf die Idee gekommen, Jürgens wenig Screentime zuzuschreiben.
    Und im Gegensatz zu Maibaum, wirken Jürgens' Auftritte auf mich.
    Alleine sein erster Auftritt mit Dr. Bechmann und Prof. Markovitz, die Entledigung der Blondine und darauf auch von dem Doktor und dem Prof. Grandios!

  • Wenn Jürgens als Stromberg wenig Screentime hatte, was war denn dann mit Joseph Wiseman als titelgebender Dr. No oder Donald Pleasence als Blofeld?

    Bei diesen beiden Figuren ist es ja eben gewollt, dass sie erst zu einem späteren Zeitpunkt gezeigt werden. Der mysteriöse Böse im Hintergrund. Bei Stromberg ist das anders. Um ihn gibt es kein Geheimnis.

  • Es lässt sich nicht leugnen: Bei dem Ruf, der Curd Jürgens vorausgeht, ist in TSWLM jede Menge Kapital in den Sand gesetzt worden! Wer trägt die Schuld? Drehbuch, Regie oder Jürgens selbst? Vielleicht ist es einfach der Zeitgeist, der dem Individuum weniger Platz einräumte als der technischen Opulenz.

  • Wie schon oft erwähnt finde ich Jürgens als Stromberg großartig.
    Seine stoische Ruhe kann nur von jemandem ausgestrahlt werden, der nicht mehr an Geld und irdischen Dingen interessiert ist.
    "Für mich ist das die ganze Welt!"


    Mir gefällt sein Spiel als entrückter Patriarch und Halbgott besser als zu realistische und teilweise schon fast sympathische Villains.

  • Wie schon oft erwähnt finde ich Jürgens als Stromberg großartig.
    Seine stoische Ruhe kann nur von jemandem ausgestrahlt werden, der nicht mehr an Geld und irdischen Dingen interessiert ist.
    "Für mich ist das die ganze Welt!"


    Mir gefällt sein Spiel als entrückter Patriarch und Halbgott besser als zu realistische und teilweise schon fast sympathische Villains.

    Ich bin gänzlich Deiner Meinung, Kronsteen, wie man auch am Villain-Spiel sehen kann: Stromberg steht bei mir auf Platz 3!
    Was ich nur wirklich zutiefst bedaure, ist, dass Jürgens mit seinem Stromberg nicht so in die Annalen der Film-Geschichte eingegangen ist wie 13 Jahre vorher Gert Fröbe! Jürgens hatte dafür einfach zu wenig Raum!

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