DER FILM: Der Spion, der mich liebte

  • Beim zweiten Mal klappt es erheblich besser


    Ganz genau :thumbup:


    Zitat

    die bis dahin wohl längste Pause zwischen zwei Bondfilmen: erst 1977 kam Bond zurück.


    Nicht "wohl", sondern "tatsächlich" :D . Damals (wie übrigens insbesondere auch zwischen DAD und CR) hat man die Zeit wenigstens noch genutzt, was richtig Gutes, Neues zu schaffen. Heute habe ich eher das Gefühl, dass vielen Jahre zwischen den einzelnen Filme nur noch genutzt werden, um irgendwelchen Schachsinn zu entwickeln, sodass die Filme schlussendlich eher wie Schnellschüsse denn wie ausgereifte Werke wirken. Ein schöner Zweijahres-Rhythmus ist hingegen ist eine ideale Pace, denn so bleiben die Macher im Drive. Dauert es zu lange, scheinen sie hingegen mittlerweile irgendwie zu verlernen, wie man einen guten Bond-Film macht :S Heute habe ich ja wirklich den Eindruck, dass (in dieser Reihenfolge) zuerst die Darsteller gefixt werden (je grösser die Namen, desto besser), dann das Product Placement, dann die Locations, dann der Regisseur, dann ein paar wirre Ideen und ganz am Schluss werden diese Elemente dann mit irgendeiner schwachsinnigen Handlung zusammengeklebt. Erinnert mich an diese Kochsendung, die es mal gab, wo Köche aus irgendwelchen vorgegebenen, nicht zusammenpassenden Zutaten was zubereiten mussten.

  • Nun, übertrieben lange war die Pause zwischen TMWTGG (19. Dezember 1974) und TSWLM (7. Juli 1977) auch nicht. Das sind 2 Jahre, 6 Monate und 18 Tage.
    Die Pause zwischen YOLT (12. Juni 1967) und OHMSS (18. Dezember 1969) betrug auch schon 2 Jahre, 6 Monate und 6 Tage.
    Nicht immer nur vom Erscheinungsjahr blenden lassen ;)

  • Mein lieber Olli, das ist wie bei Hitchcocks "Der Mann, der zuviel wusste". Beim zweiten Mal klappt es erheblich besser :D

    Und bei Hitchcook ist die Ähnlichkeit zwischen den beiden Filmen ja noch erheblich größer. Bei YOLT und TSWLM ist ja bloß die Einschienenbahn identisch :D .


    Ich gebe zwar zu, dass beiden Filmen eine ähnliche Idee zugrunde liegt, aber die Story drumherum ist bei TSWLM doch komplett anders. Die Geschichte um Aki und Bond unterscheidet sich ja grundlegend von der um Anya und Bond. Zudem ist der ganze Spannungsaufbau anders: bei YOLT wird nach ca. 1 Stunde ohne das Zutun Bonds enthüllt, was es mit den Entführungen im All auf sich hat. In TSWLM entdeckt Bond nach ca. 1 Stunde und 30 Minuten selber, was hinter den U-Boot Entführungen steckt. Außerdem ist Stromberg im Gegensatz zu Blofeld nicht an Geld interessiert, sondern an der Vernichtung der Menschheit. Und einen "Strohmann" hat Stromberg auch nicht nötig.

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Nach 2jähriger Pause mal heute mal wieder angeschaut. Ich bleibe dabei: dieser Film ist einfach perfekt! Der Mix von Ernsthaftigkeit und Humor ist gerade bei Bond (wie auch im ganzen Film) wunderbar gelungen. Roger Moore wirkt hier enorm vielseitig: ernst, sensibel, schreckhaft, humorvoll, sarkastisch, aber auch fürsorglich. Und nach 2 Filmen ohne Ken Adam schlagen seine pompösen Bauten und Ausstattungen hier wieder voll ein. Garniert wird der Film mit wunderschön eingefangenen Schauplätzen und der sehr modern klingenden, variantenreichen und punktgenau eingesetzten Musik. Zusammengehalten wird alles von dem hervorragend gelungenen Drehbuch. Allein die Anfangsszenen mit der Einführung der Charaktere sind toll gemacht worden.


    Dies ist tatsächlich der einzige Bondfilm, dem ich die Note 1+ (15 Punkte) gebe. Er erreicht bei mir 97% der maximal möglichen Punkte. Den minimalen Abzug gibt es für die etwas comichafte Darstellung des Beißers.


    Nur eines verstehe ich nicht: Warum liegt das inflationsbereinigte Einspielergebnis dieses Films doch recht deutlich hinter LALD? Ich halte LALD zwar auch für einen sehr gelungenen Film, aber die Welt der Reichen und Schönen in TSWLM ist doch um einiges beeindruckender als der Voodoo-Zauber des Baron Samedi. Lag es vielleicht am Vorgängerfilm TMWTGG mit seinem wirren, spannungsarmen Drehbuch, den vielen klamaukartigen Szenen und einem Hauptdarsteller, der wehrlose Frauen schlägt und ihnen den Arm verdreht? TMWTGG war ja der zum damaligen Zeitpunkt schlechtbesuchteste Bondfilm.

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Ich halte LALD zwar auch für einen sehr gelungenen Film, aber die Welt der Reichen und Schönen in TSWLM ist doch um einiges beeindruckender als der Voodoo-Zauber des Baron Samedi.

    Finde ich jetzt auch etwas seltsam. Aber es ist schon so: Bevor ich ins Kino gehe, weiss ich ja nicht, ob er nun "gut" ist, oder nicht. Erst recht nicht vor 50 Jahren... Und grad bei einer Filmreihe steht ein Film je nach dem im Schatten oder im Schein des Vorgängerfilms. Unabhängig davon, wie gelungen der neue Film nun tatsächlich ist. Und ganz ehrlich: Würde es nur die Craig-Filme geben, würde ich weder jedes Mal ins Kino gehen, um einen neuen Bond-Film zu gucken, noch wäre ich Bond-Fan geworden :|

  • Gute Kritiken und Mundpropaganda haben früher sicherlich auch ihren Teil zum Kinoerfolg beigetragen. Zudem denke ich, dass sich viele Zuschauer einen richtig guten Bondfilm mehrfach angeschaut haben. In einen OHMSS, der die Zuschauer verstört - wenn nicht gar geschockt - zurück lässt sind die Leute wohl nicht gerne erneut reinspaziert. Ähnliches gilt wohl auch für LTK. Mit den Bonddarstellern der beiden Filme kamen einige wohl auch nicht so klar.


    Aber das erklärt alles nicht das zwar gute, aber dennoch nicht ganz überragende Ergebnis von TSWLM. Seltsam, denn für mich hat der Film einen hohen Wiederanschauungswert. Von Kindesbeinen an hat er mich beeindruckt. Ich war sogar ein bisschen enttäuscht, als ich irgendwann später festgestellt habe, dass Atlantis und der Tanker bloß Modelle waren ^^

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Zitat

    Nur eines verstehe ich nicht: Warum liegt das inflationsbereinigte Einspielergebnis dieses Films doch recht deutlich hinter LALD?

    Ich weiss jetzt nicht genau, woher Deine Quelle stammt und vielleicht gibt es da auch andere "Meinungen". Denn auch ich hätte jetzt TSWLM gefühlt für klar (noch) erfolgreicher als LALD gehalten. Keine Ahnung. Aber so oder so würde ich diese Angaben zu den Einspielergebnissen sehr mit Vorsicht geniessen. Besonders, wenn der Begriff "Inflationsbereinigt" mitspielt. Man darf nicht vergessen: Die 1970er waren globalwirtschaftlich eine turbulente Zeit und auch wenn zwischen LALD und TSWLM nur 3 Jahre lagen (das muss man sich heute mal auf der Zunge vergehen lassen... 3 Bond-Filme innerhalb von drei Jahren ^^ ), so war doch die Ölkrise dazwischen. Das inflationsbereinigte Ergebnis ist daher m.E. nur ein bedingt geeigneter Ansatz, um den Erfolg von Filmen über die Zeit zu vergleichen. Zentral ist doch eigentlich nur, wieviele Eintritte ein Film verzeichnet hat. Und wie gross der "Gesamtmarkt" war - sprich wie gross das Stück war, das sich der Film von Gesamtkuchen in jenem Jahr abschneiden konnte. Wobei auch das vermutlich zu kurz greift, da der Marktanteil ja auch davon abhängt, wie gross und vor allem gut die Konkurrenz war.

  • Also es gab schon einige "zuverlässige" Quellen, was die Zahlen inflationsberenigt betrifft. Da liegt LALD nur hinter SF, TB und GF (weiß nicht wie weit SP da mitkam). Aber TSLWM kam auch schon auf Platz 6, meine ich. Ist meckern auf hohem Niveau :)
    LALD hatte wohl in Nordamerika das meiste herausgeholt. In Europa TSWLM. In Deutschland waren es ja nach Zuschauer 7,2 Mio. für TSWLM zu 6 Mio. für LALD.

    TMWTGG stank da mittendrin schon ab, deshalb war ja TSWLM, was auch das künstlerische und die Größe angeht, der volle Erfolg. Und eben ohne die Inflation damals der erfolgreichste Bond an den "Kassen", bis dann wieder MR kam. Allerdings liegt MR inflationsbereinigt (obwohl nur 2 Jahre nach TSWLM) wieder knapp hinter TSWLM. Und in den deutschen Kinosälen zog es damals "nur" über 5 Mio. zu MR, aber keine 6 oder gar 7 Mio.
    Wahrscheinlich führte die Mund zu Mundpropaganda in Deutschland doch dazu, dass MR nicht mit TSWLM mithalten konnte.


    Ansonsten: Whisper :prost: Schön, wenn jemand bezüglich TSWLM genau so fühlt wie ich.

  • Das mit dem "inflationsbereinigt" kommt mir eh immer ein bisschen wie "vorgetäuschte Genauigkeit" vor (ein Begriff meines alten Physiklehrers). Letztens hab ich eine Liste "inflationsbereinigter" Filme auf dem Niveau der Ticketpreise von 2022 gesehen, und die sah bis auf "Titanic" noch aus wie aus den 80ern, mit "Vom Winde verweht", "Star Wars", "The Sound of Music" und "E.T." ganz oben. Allerdings müsste man ja dann auch irgendwie berücksichtigen, dass niedrigere Ticketpreise automatisch auch mehr Leute ins Kino locken als die Luxuspreise von heute. Nach dem Fall der Mauer kamen auch ganze Märkte dazu, die die Gesamteinspielergebnisse noch mal veränderten und wenig vergleichbar machen. Heute auch der chinesische Markt, ohne den Marvel wahrscheinlich auch nicht ganz so gut dastehen würde. Dann auch Veränderungen wie Aufkommen des Fernsehens, der VHS, Streaming, etc.


    Reine Zuschauerzahlen finde ich da ein bisschen aussagekräftiger, zumal man die Einspielergebnisse ja immer auch in Relation zum Budget sehen muss. Allerdings sind auch die nicht zu 100% objektiv vergleichbar. Bei Kinder- und Familienfilmen etwa verdoppeln sich die Zuschauer ja mindestens, weil fast immer ein Elternteil dabei ist.

  • Reine Zuschauerzahlen finde ich auch passender, nur mischen da die Nordamerikaner nicht mit, die sich ja nur an ihren Einnahmen ergötzen.

    Aber die inflationsbereinigten Einnahmen kommen den tatsächlichen Zuschauerzahlen schon näher als die wirklichen Einnahmen, die man ganz einfach nicht über Jahrzehnte vergleichen kann.

    Nach reinen Einnahmen bestehen die World Wide Top 20 doch nur aus Filmen der letzten 10-20 Jahre. Ist natürlich Quatsch.


    Aber um auf TSWLM zurückzukommen, da denke ich schon, dass der Nordamerikanische Markt leicht ausschlaggebend für LALD war. Man hat Moore gut in den USA beworben, bzw war er da schon durch The Saint bekannt und dann natürlich die Locations von LALD.

  • Hab TSWLM neulich mit meinem Sohnemann gekuckt, fand er gut, aber GF hat ihn bisher klar am meisten gefesselt.

  • Interessant! Ich habe GF erst ein paar Jahre nach der ersten Sichtung von TSWLM zum ersten Mal gesehen und war fast ein klein wenig enttäuscht. Ich hatte tatsächlich etwas spektakuläreres erwartet als bloß einen Bankraub. Ich hatte wohl auch gehofft, dass das mit Gold überzogene Girl eine größere Rolle spielt oder dass mehrere Damen diese Art der Veredelung erfahren durften.

    TSWLM hat mich dagegen von Anfang an begeistert: Atlantis, die Unterwasserszenen, der Tanker, das ägyptische bzw. maritime Flair. Schnee, Wüste, Wasser - einfach alles dabei. Dagegen hat GF auf mich recht "trocken" gewirkt.

    Whisper, das Tor! Aber langsam Whisper, langsam. Unsere Gäste sollen Zeit haben, sich zum Dinner zu versammeln.

  • Ich hatte auch erwartet, dass TSWLM der Oberhammer für ihn wird, war er aber nicht, ich glaube wegen zuviel "Geknutsche" - ist für nen 7-jährigen halt eher blöd.

  • Das mit dem viel "Geknutsche" habe ich nun auch für einen kurzen Augenblick gedacht, aber das kann nicht der Grund sein.

    GF vs TSWLM, und auch nur, wo man Geknutsche sieht:

    1) Pre-Title Bonita (GF) & Cabin Log Girl (TSWLM)

    2) Nach den Einführungen Jill Masterson (GF) & Felicca (TSWLM)...hier ist es mit Jill noch expliziter

    3) Und dann schon das Main Bond-Girl Pussy & Anya. Nur, dass Anya bereits zu Beginn und nicht nach der Hälfte eingeführt wird.
    Bond knutscht Pussy im Film zweimal (Scheune & Finale), in TSWLM lediglich einmal mehr (Boot auf dem Nil, Zug und Finale).


    Ich glaube eher, der Titel an sich suggeriert mehr Romanze und Knutscherei.
    Das war bei mir so, als ich noch in dem Alter war, da gab es auch die Hörspielkassetten und egal wo ich alle Bond-Titel sah und las, "Der Spion, der mich liebte" sagte mir am wenigsten zu. So etwas wie "Leben und sterben lassen", "In tödlicher Mission", "Im Angesicht des Todes" war natürlich ganz weit oben.


    Vom Schauwert her ist TSWLM freilich über GF, obwohl ich ja schon immer sagte, GF ist nicht trist, sondern kurzweilig und voller ikonischer Momente.
    Bis ich TSWLM mit 10 Jahren zum ersten Mal sah, kannte ich DN, GF, YOLT, DAF, NSNA, OHMSS, LALD, TMWTGG und TLD.
    Und LALD sowie GF waren bis dahin meine klaren Favoriten. Wurden dann aber von TSWLM, MR und FYEO abgelöst.


    Einer meiner besten Freunde verzweifelt noch mehr und fragt, was er falsch gemacht hat. Er sah sich mit seinen beiden Söhnen (9 & 8 ) die Indiana Jones Filme an. Favorit der Kinder: Königreich des Kristallschädels....Aliens halt :D

  • Nun, da das Forum wieder "entmüllt" ist, traue ich mich auch wieder, was zu Posten. Neulich lief TSWLM am TV (nur reingezappt) und da habe ich mir mal den Spass gemacht, beim Zug, der da von aussen gezeigt wird auf Pause zu drücken um zu schauen, was das ist. Eigentlich hätte ich ja in etwa so was hier vermutet, da die Zugfahrt ja am ehesten in Italien hätte stattfinden sollen (über Sinn und Unsinn, von Ägypten nach Sardinien den Nacht(!)-Zug zu nehmen, hatten wir ja bereits mal diskutiert ;) ) und anhand der Schlafwagen anzunehmen ist, dass es sich nicht um irgendeinen Regionalzug auf einer Nebenstrecke handelt. Aber nein... es ist... das hier. Irrtum ausgeschlossen. Das ist ein schweizerischer Triebwagen für primär den Regionalverkehr, der ab Ende der 1950er gebaut wurde und üblicherweise mit solchen Wagen unterwegs war. Kurz: Da haben die Zuständigen auf das denkbar unpassendste Stock Footage zurückgegriffen, was sie kriegen konnten 8o

  • Eine schöne Beobachtung, Django! Aber sie zeigt m.E. weniger eine Nachlässigkeit der Produzenten als eine Qualität Bonds, denn wie Du schon richtig sagst: Ein Nachtzug von Ägypten nach Sardinien ist ausgemachter Quatsch. Da ist es doch vollkommen egal, mit welchem nichtexistenten Zug Bond reist.


    Entscheidender ist, dass er überhaupt einen Zug nimmt und das jenseits von uns Freaks keinem auffällt bzw. niemanden stört.


    Das war schon immer so. In der mittelalterlichen Artusepik sind die Ritter auch immer vom englischen Königshof direkt nach Irland, Frankreich oder ins Feenland galoppiert, ohne je ein Schiff zu betreten. Nicht weil die Menschen damals zu dumm waren zu wissen, dass es da gewisse Meere gibt und einige Länder echt sind und manche nicht. Die Topographie folgte nicht der Realität, sondern dem Abenteuer, und so ist es auch bei Bond. Selbst in den "realistischsten'" Filmen kann es fiktive Staaten geben, siehe LTK und CR 06. Warum also soll Bond gerade in einem ausgewiesenen Märchenfilm und kurz, bevor es ins All ging, nicht auch per Zug Ozeane überqueren können?


    Auch wenn es vielleicht nie wieder geschehen wird ...

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