DER FILM: In tödlicher Mission

  • Blumhagens Stimme wäre meiner Meinung nach für Bond zu aristokratisch. Funktioniert auf Templar bedingt und so richtig nur auf Lord Brett Sinclair. Clausnitzer ist da von der Stimmlage doch wesentlich näher an Moores eigener dran.
    Ich spreche wirklich für meine Generation und der älteren. Meine Kumpels und Verwandten kennen natürlich alle Alf, aber bei Moore denken sie nie an Willy Tanner. Man kann sich natürlich darauf "versteifen" ;)

  • Gestern mal wieder FYEO im O-Ton angeschaut.
    Der Film ist bei mir im (oberen) Mittelfeld.


    Soundtrack:
    Das Titellied gefällt mir sehr gut. Die Blondie Version taugt mir aber auch.
    Mit dem restlichen Soundtrack kann ich partiell nicht so viel anfangen.
    Zwar muss ich als großer Barry-Fan sagen, dass nur Barry Soundtracks in der Retroperspektive auch etwas eintönig gewesen wären, allerdings erzeugt der Soundtrack bei mir stellenweise kein Bondfeeling, wo es aber entstehen sollte (U-Boot Szenen, Ski Szenen). Das Bondthema gefällt mir aber.


    Schauplätze:
    Die Schauplätze gehören für mich mit zu den schönsten in der ganzen Bondreihe. Die Anfangsszenen in Spanien sowie die Meteoraklöster zeigen wunderschöne Landschaftsaufnahmen.
    Allerdings fehlt mir im ganzen Film das "Epische" aus anderen Bondfilmen. Hängt neben der Kinematographie evtl. mitunter auch mit dem Soundtrack zusammen. Die Stunts hingegen sind herausragend.


    Schauspieler:
    In die ewige Diskussion um Moores Alter will ich gar nicht großartig einsteigen. Ich verstehe beide Seiten. Ja, Moore wirkt behäbig und, dass Moore andere Personen verprügeln kann, habe ich ihm noch nie abgekauft (auch nicht in LALD), aber ich kann damit leben.
    Carole Bouquet als Melina überzeugt mich, vor allem was ihre Motivation - Rache - betrifft.
    Julian Glover als Kristatos gehört für mich zu den schwächsten Villains in der Reihe. Das Adjektiv "blass" trifft es für mich am besten. Bibi ist nervig, Erich Kriegler kann ich auch nicht viel abgewinnen. Loque finde ich durch seinen unheimlichen Blick und seine „Unaufgeregtheit“ gut.
    Columbo gehört für mich auch zu den sympathischsten Helfern in der Reihe.


    Logik/Handlung:
    Kristatos ist dafür verantwortlich, dass die St. Georges zerstört wird und sinkt. Glücklicherweise für ihn wird das ATAC nicht zerstört. Kristatos weiß also wo sich das ATAC befindet. Die Havelocks haben es ja anschließend auch gefunden, deswegen die Liquidation. Warum wird der MI6 hier nicht parallel tätig und sucht das ATAC? Die ungefähre Lage müsste ja bekannt sein. Dies geschieht lediglich nur indirekt durch das Aufsuchen der Auftragsmörder durch Bond.
    Weiter, warum birgt Kristatos also das ATAC nicht selbst? Die Argumentation, dass er dies Bond aufgrund des Selbstzerstörungsmechanismus machen lässt, kann nicht gelten, da er ihn ja in Cortina noch liquidieren lassen wollte.
    Alles natürlich vor dem Hintergrund, dass der Film vor allem für einen einmaligen Kinobesuch gedacht war und nicht für nerdige Bondfans, die alles hinterfragen ;)

  • Sehe ich auch so - dieser Bezug ist "gewollt". Allerdings: Es ist dennoch handlungstechnisch etwas gar weit geholt, dass Kristatos einfach ein paar Seeminen ablässt in der Hoffnung, dass diese dann schon irgendwie das "richtige" Schiff treffen :vogel: . Um an das ATAC zu kommen wäre es wohl effizienter gewesen, die St. Georges einfach piratenmässig zu bomardieren und dann zu kapern. Von daher kann man nur mutmassen was genau Kristatos' eigentlicher Plan war ?( .


    Zitat

    Mit dem restlichen Soundtrack kann ich partiell nicht so viel anfangen.
    Zwar muss ich als großer Barry-Fan sagen, dass nur Barry Soundtracks in der Retroperspektive auch etwas eintönig gewesen wären, allerdings erzeugt der Soundtrack bei mir stellenweise kein Bondfeeling, wo es aber entstehen sollte (U-Boot Szenen, Ski Szenen).


    Interessant wie verschieden die Geschmäcker sind. Für mich gehört der Score nämlich zu den Besten im Bond-Universum :dance:

  • Ein aufmerksamer Freund wendet gerade ein, dass Gogol nach dem Untergang der St. Georges in einem Telefonat von einer "sich bietenden Gelegenheit" spricht, die man nutzen sollte, um an das ATAC heranzukommen. Das spricht eher gegen ein vorsätzliches Versenken.

  • Allerdings: Es ist dennoch handlungstechnisch etwas gar weit geholt, dass Kristatos einfach ein paar Seeminen ablässt in der Hoffnung, dass diese dann schon irgendwie das "richtige" Schiff treffen :vogel: .


    Da gebe ich Dir nicht Unrecht. Dass allerdings ein englisches, modernes Schiff samt solch einem wichtigen Steuerungssystem wie dem ATAC plötzlich auf eine Seemine aus dem 2. Weltkrieg trifft, ist eigentlich noch weiter hergeholt. Gut, man könnte sagen es ist eine "aktuelle" Mine aus den Zeiten des Kalten Krieges.
    Verbuchen wir es eher unter dem Aspekt "künstlerische Freiheit" ;)



    Zitat

    Um an das ATAC zu kommen wäre es wohl effizienter gewesen, die St. Georges einfach piratenmässig zu bomardieren und dann zu kapern. Von daher kann man nur mutmassen was genau Kristatos' eigentlicher Plan war ?( .


    Dann hätte die Besatzung aber den Selbstzerstörungstimer aktiviert.






    Ein aufmerksamer Freund wendet gerade ein, dass Gogol nach dem Untergang der St. Georges in einem Telefonat von einer "sich bietenden Gelegenheit" spricht, die man nutzen sollte, um an das ATAC heranzukommen. Das spricht eher gegen ein vorsätzliches Versenken.


    Sehe ich auch so, dass Gogol/die Russen das Versenken nicht aktiv/vorsätzlich herbeigerufen haben.


    Deswegen meine Vermutung, dass die St. Georges mittels einer Mine aus Kristatos Lager in Albanien zerstört wurde. Die St. Georges ist ja auch vor der albanischen Küste gesunken. Ich sehe sonst keinen Grund die Minen so bewusst bei der Lagerstürmung in Szene zu setzen.

  • .
    Gemäß der Prämisse, dass auch Millionen Dollar schwere Filmproduktionen Einsparungen hinzunehmen haben, konnte dies der Zuschauer schon sehr schön an einem Beispiel in MOONRAKER – STRENG GEHEIM (1979) wahrnehmen, wenn der Geheimagent sich mit Chang im Torre dell’Orologio in Venedig schlägt und der Lagerraum von Carlos und Wilmsberg in Rio de Janeiro später frapierende Ähnlichkeit zum venezianischen Uhrenturm aufweist.


    Ähnliches gilt für den aktuellen Diskussionsgegenstand.
    Wenn Emile Leopold Locque das Warenhaus in Albanien in die Luft sprengt, mag dies der gleiche Gegenstand im Bild sein, der schon als Seemine die St. Georges zum Sinken gebracht hat, jedoch wird dieser Vorgang nicht mit dem Reeder Kristatos in Zusammenhang gebracht, da er dieser dann genau wüsste, wo das britische Spionageschiff gesunken wäre und er nicht Tauchgänge vorzunehmen hätte um das untergegangen Schiff erst einmal überhaupt lokalisiert zu bekommen.



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    Ähnliches gilt für den aktuellen Diskussionsgegenstand.
    Wenn Emile Leopold Locque das Warenhaus in Albanien in die Luft sprengt, mag dies der gleiche Gegenstand im Bild sein, der schon als Seemine die St. Georges zum Sinken gebracht hat, jedoch wird dieser Vorgang nicht mit dem Reeder Kristatos in Zusammenhang gebracht, da er dieser dann genau wüsste, wo das britische Spionageschiff gesunken wäre und er nicht Tauchgänge vorzunehmen hätte um das untergegangen Schiff erst einmal überhaupt lokalisiert zu bekommen.
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    Klingt wiederum auch plausibel.
    Tauchgvorgänge müssten jedoch meiner Meinung trotzdem getätigt werden. Es wird im Film zwar kurz erwähnt, "dass das Schiff nicht tief genug liegt", aber man weiß ja nicht in wie viele Teile das Schiff zerissen wurde, wie tief das Schiff gesunken ist und ob Teile weiter verstreut worden sind.
    Für Deine These spricht aber wieder, dass die Havelocks vor Kristatos das Schiff gefunden haben (ich gehe mal davon aus).


    Wie erklärst Du Dir die Minenexplosion? Zufall und künstlerische Freiheit? Bzw. wie erfahrt der KGB und Kristatos davon? Nur durch die im Film erwähnten "Observationen"? Abgesetzte Notrufe? Oder vielleicht doch durch "Insiderwissen" durch einen gezielten Angriff von Kristatos?

  • .
    Der Film erklärt sich zu diesen Vorgängen nicht groß, so dass Spekulationen müssig sind.


    Der sowjetische General Gogol gibt am Anfang während eines Telefonats - so meine ich in Erinnerung zu haben - an, dass ein britisches Spionageschiff vor der Küste Albaniens gesunken ist und nun ein alter Kontakt in Griechenland aktiviert wird.
    Daraus interpretiere ich, dass Ari Kristatos diese Informationen erst einmal vom Chef des KGB erfährt. Woher der Russe dieses Wissen erlangt hat und welche Quellen ihm dies nahegetragen haben, bleibt im Dunkeln. Das Drehbuch geht da nicht weiter drauf ein.
    Der Tatbestand, dass die St. Georges eben vor der albanischen Küste versunken ist, bringt meines Erachtens Kristatos überhaupt erst ins Spiel. Vor einer anderen Meeresküste wäre vermutlich ein anderer "Kontakt" aktiviert worden.


    Ich halte meines Erachtens den Gedanken für unwahrscheinlich, dass das britische Spionageschiff mit Absicht durch eine Mine, die Kristatos im Meer positioniert haben soll, versenkt worden ist, sondern das Ganze ereignet sich zufällig, weil die im Wasser treibende Weltkriegsbombe sich im Fischernetz verfängt und die Bordbesatzung an Deck die Nerven verliert anstatt das einzuholende Netz anzuhalten und der Trawler deshalb Leck schlägt und untergeht. Eine weitere Unwägbarkeit besteht zusätzlich in der vorgesehenen Zerstörung des A.T.A.C.-Systems, welche ausschliesslich daran scheitert, dass die Wassermassen zu schnell in das Schiff eindringen und der Verantwortliche ertrinkt, bevor er die Zerstörung vollziehen kann.
    Das sind in meinen Augen ein paar Glücksfälle zu viel, die greifen müss(t)en, damit für einen Attentäter genau die Situation eintritt, die der Film danach einnimmt.



    .


  • Also das mit der "künstlerischen Freiheit" dürfte wohl die einzige "vernünftige" Erklärung sein. Der Zuschauer kann sich dabei denken, was er will - für die weitere Handlung ist dies irrelevant :) . Und was den Selbstzerstörungsmechanismus betrifft: Der hätte ja so oder so aktiviert werden müssen, das heisst auch im Falle der Seemine. Nur hat das eben nicht geklappt...


  • Schlüssige Erklärung. Und dass Gogol seinen üblichen Kontakt in Griechenland erwähnt, spricht dafür, dass Kristatos den Angriff nicht aktiv gestartet hat.


    Halte aber diesen einen Glücksfall auch für zu viel, dass ein Schiff mit einem solch wichtigen Steuerungssystem zufällig durch eine Seemine aus dem 2. WK zerstört wird.
    Aber wie gesagt, mich stört das Film nicht großartig. Ist eher was zum Nachtarocken :)

  • Also mir ist nie in den Sinn gekommen, dass die Mine irgendetwas direkt mit Kristatos zu tun hatte. Warum auch? Wie schon erwähnt wurde, Gogol erfährt es und setzt darauf Kristatos ein um das
    A.T.A.C. zu bergen, was er ja sagt, dass es eine Chance wäre.
    Hat mich auch nach Jahrzehnten nicht gestört, ob die Kollision mit der Mine komisch daher kommt oder nicht. Es war ein Unfall und gut ist. Für mich jetzt nichts extrem unplausibles.
    Den Bill Conti Score finde ich ganz gut, Schafft es nicht in die Top 10, aber knapp dahinter und für mich doch besser als das etwas langweilige musikalische Werk Barrys im direkten Nachfolger OP.
    Von den Charakteren finde ich neben unseren James Columbo, Melina und Loque am besten.

  • Minimal bearbeitete Version meiner Rezension von 2017, LG




    Sein Name ist James Bond,
    er diniert in den erhabensten Lokalen, residiert in den
    ansehnlichsten Anweseleinchen, ihm sind die komplexesten
    Regierungsaufträge zugedacht und die exotischen sowie ornamentalen
    Umgebungen lenken ihn aller Ortsschönheit zum Trotze nie derart
    stark vom Ziele ab, dass er dieses allzu sehr verfehlen würde (eine
    Eigenschaft, auf welche man in der Reihe fürderhin wieder etwas mehr
    Wert legen könnte, wie ich finde), die Pforten öffnen sich diesmal
    in der ersten Sequenz bereits auf einem Friedhofe, die Rückkehr zur
    „Ernsthaftigkeit“ scheint die Devise zu sein, nichtsdestotrotz
    wohnen wir einem Filme der Gegensätze bei, ein neues Jahrzehnt
    erwacht und dem Werke wird die Ehre zuteil, zur crème de la crème
    ALLER Bondfilme zu gehören, bravourös!, ein Augenschmaus von
    atemloser Perfektion und vielfältigen, beeindruckenden
    Örtlichkeiten.



    Eines der intensivsten
    Bondwerke nimmt Sie, werte Leserin, werter Leser, die nächsten 123
    (auf Blu-ray gar länger) Minuten über in Beschlag, beginnend
    bereits in Im-Geheimdienst-Ihrer-Majestät-artig anmutender
    Trauerschau der Erinnerungsmechanismen weiterhin aufkeimenden
    Schmerzes, das hieße vier Jahre nachdem es bereits schon einmal eine
    Anspielung auf Tracy geben sollte und acht Jahre, ehe Licence to Kill
    selbige Träne erneut aufgriff, dem als Kontraste wird im Laufe des
    Films ein phänomenaler Disco-Soundtrack gegenüberstehen, Bill Conti
    blüht uneingeschränkt auf in der Rolle des Komponisten eines
    lebhaften, entfesselten Scores, vor allen Dingen aber das Lied „make
    it last all night“ treibt das Ausklingenlassen der 70er Jahre und
    Erwachen der 80er äußerst passgenau auf die musikalische Spitze
    („hat die Lizenz zum Töten – und darf getötet WERDEN!“),
    dorten träfe das Ich in uns auch erstmals SIE, unser (in der
    „politisch inkorrekten“ und umso vergnüglich-spaßigeren
    Sprache) „Bondgirl“, eine elegante und sich hier nun kraftvoll
    einführende Dame fürwahr, umschlungen von unendlich langem Haar,
    wird der Inbegriff eines Racheengels sein, in ihrer Wahrnehmung läge
    die Betonung wohl auf Rache, in der meinigen auf Engel..., sie trägt
    den Film in vielerlei Hinsicht maßgeblich mit, überzeugt auf
    schauspielerischer Ebene außerordentlich und begleitet ein
    Kinokunstwerk, welches gegen Ende in den wohl schönsten und
    formvollendetsten Abspann mündet, der mir im Laufe meiner
    schätzungsweise 5000 bis 7000 Filmsichtungen ALLER erdenklichen
    Werke jemals unterkam, „for your eyes only“ (den unkreativen
    deutschen Titel lehne ich aus gegebenen Gründen ab – In tödlicher
    Mission, tzz, ist er das nicht selbst im Schlafgemache) ist
    einerseits ein ausgesprochen hektischer Verfolgungs-Bond,
    andererseits aber unendlich sanftmütiger Zauber einer Romanze und
    durchaus auch ein gelungener Thriller, die Charaktere sind
    weitestgehend von Belang, nahezu niemandes Person, ja „selbst“
    Bibi nur bedingt, ist schmückendes Beiwerk, das Drehbuch gehört zu
    den Besten, die die Reihe jemals hervorbrachte, eine Odyssee durch
    den Schnee und eine Wanderung in unser Herz.


    Nach besagtem
    bedeutungsschwangerem licence to kill (und neben on her majesty's
    secret service und the living daylights) handelt es sich um den wie
    ich finde stärksten Bondfilm , zudem böte der bedauerlicherweise
    von uns gegangene Sir Roger alias Lord Brett Sinclair alias „Daniel
    Blumhagen“ (:D) hier seinen schauspielerisch reifsten Auftritt in
    Form einer nahezu perfekten Bond-Darbietung, denn ist er auch ein
    Mann, welchen ich persönlich nie so recht als Bond habe wahrnehmen
    können, so doch immerhin noch jener Bond Nr. 5 meiner Lista, der er
    immerhin die Bond-Auftritte von Pierce Brosnan überträfe und im
    Gegensatz zu dem ansonsten hervorragenden Connery auch mal (wenn auch
    selten) etwas Gefühl in die Rolle einfließen ließe, in for your
    eyes only unternehmen wir dabei unsagbar zartfühlende Reisen in eine
    sagenhaft schöne Schneewelt mit Ski-Charme und Urlaubscharakter,
    stilvolle Schauplätze prägen das Geschehen, gleichwohl nie wieder
    der Charme der Ken-Adam-Sets aufkommen wollte (freilich:
    transzendentale bis rauschhafte Schwingungen träumerischer Art hat
    es nach 1979 nicht mehr unbedingt geben sollen), nachdem mit der
    irrealen (filmgewordenen) Mondrakete „Moonraker“ des Meisters
    Mitwirken an den Bondfilmen außer Kraft trat, eine Ausnahme stellt
    dabei sein kinematographisch kraftvolles Sich-Einbringen bei dem
    2004er Videospiel Goldeneye Rogue Agent dar, doch ausgerechnet dieses
    dürfte unter den EA-Werken mit das Schwächste sein, gewissermaßen
    das Sag niemals nie der interaktiven Kunst, interessant aber immerhin
    in einer einzigen Hinsicht: Hier stirbt (!) Bond doch tatsächlich
    und das obendrein auch noch zu Beginn..., oftmals wird ja darüber
    philosophiert, wie es wohl wäre, wenn er innerhalb der Filme mal
    stürbe, im entferntesten Sinne hat man sich in Skyfall bereits daran
    versucht, wobei: In gewisser Weise ja fast schon in den 60er Jahren,
    denn für tot gehalten, das gelang in Doctor No, in Man lebt nur
    zweimal....,



    wie dem auch sei,
    ...Melina, besagte magische Dame, ist eine wahrhaft geheimnisvolle
    Griechin, ihre Beziehung zu Bond ist zudem überwiegend frei von
    „Unfug“ – wüsste man nicht, dass Bond in jedem Folge-Abenteuer
    neue Liebschaften erangelt, könnte man beinahe dem Glauben
    verfallen, sie und er seien an dem Punkt angelangt, ein tatsächliches
    Paar zu bilden, so ließ auch die Beobachtung des Schneekutschers
    mitnichten lange auf sich warten („amore amore“), getränkt in
    eine winterliche Eiswüste der Selbst- und Beziehungsfindung, wohnt
    dem Film ein gemütlicher Geschmack der Weihnacht inne, wie bereits
    zum Ausdrucke gebracht kehrt er einerseits teils zur frühen
    Connery-Ära sowie zu Lazenby zurück und ist einer gewissen Härte
    („er war schon zuvor ziemlich heruntergekommen“) nicht abgeneigt,
    auf der anderen Seite strahlt er aber ein ungeheures Maß an
    menschlicher Wärme aus, in diesem belustigenden Kosmos mag es dann
    auch erstmals passend erscheinen (wobei: zum einzigen Male passend,
    so sprach es doch schon aus mir, als ich über Moonraker schrieb),
    dass Moores hiesiger (also deutscher) Sprecher Herr Clausnitzer jener
    ist/war, den viele Zuschauer aus der Rolle des Vaters in der
    Kultserie „Alf“ kennen dürften … und Melinas deutsches
    Sprachpendant jener Sprecherin zugrunde läge, die später in der
    schrecklich netten Bundy-Familie Marcy D'Arcy synchronisierte..., an
    ebendiese komödiantische Kombination aus Alf und Al werden Sie sich
    demnach gewöhnen können, so schwer es mir einstmals auch fiel ,
    nichtsdestoweniger unpassend in einem Bondfilme, pardon.


    Im alpinweißen
    Schneerausche (zu dieser Farbe passet auch der anfällige Lotus, den
    Q wieder „zusammenklebte“...) lernen wir derweil die
    atemlos-aufgedreht-anstrengend-aufdringlich-anschmiegsame Anmut
    „Bibi“ kennen, deren Kunst sich partout nicht nur auf Eisläufe
    zu beschränken vermag, sondern („Erich, nachher nehmen wir einen
    Drink“ … „ich könnte Sie auf der Stelle verspeisen“ etc.,
    welch unvergessliche Synchronstimme, mein Gehör vibriert noch vor
    nervlichem Orkane) auch vor dem Kontakte mit einem 53-jährigen
    Schürzenjäger nicht Halt macht, der in ihrer Gegenwart überraschend
    „verantwortungsbewusst“ agiert, ... etwa zu dem „Eise zur
    Abkühlung“, wie Roger es nennt, wird es wohl kaum kommen, da
    stürmt Bibileinchen schon unaufhaltsam herbei – ob es dieser
    speziellen Protagonistin im Dienste der Qualität des Films überhaupt
    bedurft hätte, bliebe eher zweifelhaft, doch sie „stört nicht“
    und ändert nichts daran, dass for your eyes only einen tief ins Herz
    zu schließenden Film atemberaubender Stunts (womöglich ZU gut,
    einer der Sportler kam vor Mut ums Leben), gelungener Story,
    betörender Bilder und nicht zwar epochaler, sehr wohl jedoch
    stimmungsvoller, angenehmer Musik darstellt...,


    irgendwo auf einer
    erhabenen Ebene zwischen Verfolgungswahn irrwitziger Jagden einer-
    und zartfühlend sanftmütiger Stille andererseits, positioniert sich
    ein von Urlaubsatmosphäre getragener Film des Winterzaubers und
    entfaltet sich geradezu in seiner breiten und weiten Gänze, brillant
    in den allgegenwärtigen Gegensätzen und urkomisch sympathisch in
    den daraus resultierenden Widersprüchen, Melinas Magie ist dabei von
    fast unwirklicher Schönheit, sie ist, wie es einigen Filmkennern
    wohl bekannt sein dürfte, die „doppelte Erscheinung“ aus „Dieses
    obskure Objekt der Begierde“:


    Carole Bouquet, des
    Zuschauers Sinne der Nachdenklichkeit erwachen lassend wie nur wenige
    weitere Bonddamen es in dieser Intensität für sich in Anspruch zu
    nehmen vermögen, erleben Sie somit hypnotisches und enigmatisches
    80er Kino, zwar zurückhaltend diesmal in seiner Phantastik , umso
    gelungener aber in jeder anderen erdenklichen Hinsicht!, auch an
    Rohmerfilme dachte ich bisweilen, denn im Erzeugen der Idylle, macht
    FYEO '81 das mit dem Winter, was dieser Éric wiederum mit dem Sommer
    machte und bezüglich des Winters lediglich einmal vermocht hat,
    nämlich weiland im Jahre 1968.



    Wie in nahezu jedem
    anderen Bondfilm erscheint wie immer so amüsant, wie Bond sich
    zumeist friedlich und höflich mit jemandem unterhält, der in Bälde
    unangenehm zuschlüge, sich also ganz unbeschwert und scheinbar
    diplomatisch genau und ausgerechnet mit all jenen träfe, welche ihn
    zu späterer Stund' mehr oder weniger umzubringen gedenken, der
    ständige direkte Dialog mit dem Feindbilde, nun, macht, ja gar
    erhöbe, die Bondfilme zu einem niemals uninteressanten Erlebnis, im
    Falle for your eyes only's ist dabei selbst die eigentliche
    Geschichte des Films durchaus als nicht gänzlich unrealistisch zu
    bezeichnen, obgleich das Bedrohungsszenario diesmal, einen ähnlichen
    Aspekt warf ich auch schon Feuerball vor, (wenngleich eher aus
    gegenwärtiger Sicht) nahezu albern anmutend erscheint und im Grunde
    genommen in seiner Drastik recht eingeschränkt sein dürfte,
    korrigieret mich, sollte ich falsch liegen, aber diesbezüglich gab
    es bereits wahrlich atemberaubender zu wirken wissende, weil mehr
    Bedrohungspotential habende und extremeren Biss ihr Eigen nennende
    Einfälle, sowohl zuvor als auch später, äußerst spannend
    jedenfalls gestaltet sich aber der in alsbaldiger Filmzukunft
    liegende Wegpfad zum Kloster in den Bergen, ähnlich faszinierende
    Wirkung der Spannung erzielen sämtliche der doch nicht allzu wenigen
    Unterwassersequenzen (wundersam!), for your eyes only ist ein
    audiovisueller Hochgenuss und käme auch außerhalb der Bondreihe
    einem nahezu perfekten Abenteuer-, Beziehungs-, Thriller-, Todes-,
    Liebes-, Schmuse-, Nachdenk- und Agentenfilm gleich, er endet
    romantisch mit jenen wunderbarerweise wohlklingend sensiblen Worten,
    die sie in Deutschland doch wie gesaget tatsächlich mit „In
    tödlicher Mission“ 'übersetzt' worden sind:


    Für Dich ganz
    allein...“



    Der Vogel er zu Melina er
    sprach,


    die Schneeverwehung uns
    umschmiegend,


    die Bindung zu den Eltern
    sie zerbrach,


    auf Rache sinnend Melina
    euch Killer nun kriegend!



    Ein Kunstwerk im Schnee,


    aufgeladen lebhaft
    fürwahr,


    so schön wie
    vierblättrig' Klee,


    ein Meisterwerk ich
    hiermit es sah.



    Die Liebe pur,


    die Schönheit nicht rar,


    sondern in jeder Sekunde
    sie wurd' zum Schwur,


    ein Werk es kam uns so
    nah.

  • Danke, verehrter Herr Dalton, dass du weiterhin so fleißig tätig bist und deinem Seelenleben über die Bondfilme in blumigen Tönen niederschreibst.


    Aber eine kleine, nicht bös' gemeinte Anmerkung zu Herrn Clausnitzer :D
    Ich sah meinen ersten Roger Moore Bond, welcher auch "Leben und sterben lassen" war, zum ersten mal im Oktober 1987 und dann in der Free-TV Premiere am 6. Dezember 1987 (ARD).
    Alf feierte in Deutschland im Januar oder Februar 1988 seine Premiere und es kam MIR nie in den Sinn, dass Mr. Bond und Mr. Tanner vom selben Sprecher synchronisiert wurden, beziehungsweise störte es mich nie und wenn ich Clausnitzer höre, denke ich an Sir Roger, da er schon in den 60ern sein Sprecher war (Ivanhoe, Simon Templar) und für Max Wright halt nur bei Alf.
    Aber dass Melina und Marcy "Jefferson" D'Arcy die selbe Sprecherin hatten...ist mir erst durch deinen Artikel bewusst 8o


    Schön allerdings, dass du auch keine Abneigung gegen das liebliche Wesen Lynn-Holly Johnson hegst. Ich fand die immer schnuckelig.

  • Bedankt seist du,
    dein erster Satz hat mir natürlich besonders gut gefallen ;-),
    Seelenleben trifft es tatsächlich sehr gut, Bond ist irgendwo ein Teil davon, keine Frage.
    Den D'Arcy-Aspekt hatten wir hier 2017- oder 18 aber mal kurz thematisiert ;)
    Bezüglich Clausnitzer: Komisch ist ja, dass ich Alf NACH Bond sah (und auch beileibe nicht alle Folgen), dennoch werde ich Clausnitzer immer an erster Stelle mit Rollen außerhalb der Bondreihe assoziieren. Überhaupt haben mich Erstsichtungen nicht ausreichend geprägt, TSWLM war mein erster Roger und liegt unter den 007 (an der Zahl) Rogers nur auf meinem fünften Platze, GE war mein erster (es sei denn, "Alles oder Nichts" zählt) Brosnan und ist meines Erachtens sein Schwächster, lediglich bei Connery sind meine Ersten (DN und FRWL) tatsächlich auch im Ranking die Besten. Leid tut mir das ja schon irgendwo, derart hartnäckig zur Blumhagen-Fraktion zu gehören, ich weiß ja wie viel Reputation und Ansehen er (Herr Clausnitzer) genießt, aber für mich bleibt die Stimme unter den sechs Hauptorganen (also Gesamtstimmen, keine Nachsynchronisationsredner oder dergleichen) dennoch auf Platz 6, ich kann es nicht ändern. Wenn ich die Stimmen jetzt nicht allgemein beurteile, sondern nur ihren Bond und auch den entsprechenden Zeitpunkt etc., komme ich zu folgender Synchronliste:
    1. GG Hoffmann (absolute Endstufe!)
    2. Frank Glaubrecht (DIE harte und dennoch irgendwo gefühlvolle Stimme der 80er-, 90er- und 2000er Jahre)
    3. Lutz Riedel (sehr anders als Dalton, weniger tief auch, aber bisweilen herb in der Klangfarbe und stark der Rolle entsprechend, außerdem sprach er mal einen Audi V8 Werbespot)
    4. Dietmar Wunder (an und für sich sehr gut, aber seiner jüngeren Tage noch etwas dünnlicher im Sounde und im "Danke" zu erwünscht-cool)
    5. Klaus Kindler (eigentlich ein perfekter Sprecher, aber in den 60ern klanglich noch zu jung, läge deutlich weiter vorn wenn er bereits sein Organ der 70er- und Folgejahrzehnte gehabt hätte)
    6. Pardon, Clausnitzer, wir sprachen davon ;)
    Ja, Lynn finde ich zugegebenermaßen recht süßlich, eine Comic-Figur vielleicht, das mag sein, aber ZU streng sollte man es dann auch wieder nicht nehmen.

  • Ich wollte lediglich damit ausdrücken, dass ich, wenn ich einen Schwarzenegger Fil,m gcuke, auch nicht an John Cleese denke :D


    Klaus Kindler, nach G.G. Hoffmann mein all-time-favourite, aber merkwürdigerweise mag ich in auf den jungen Connery in Dr. No am wenigsten. Weiß nicht warum, Hoffmann, obwohl weit weg von Connerys Original Timbre, passt viel besser zu Connerys Bondwesen.
    Aber nur 2 Jahre später in "Für eine Handvoll Dollar" passte Kindler auf Eastwood schon wie die Faust auf's Auge.
    Ansonsten finde ich Dietmar Wunder auf Bond am schwächsten. Ich mag den Sprecher, besonders auf Don Cheadle, aber für Bond ein bisschen dünn oder auch jugendlich.


    For Your Eyes Only sah ich "erst" bei der Free-TV Premiere Pfingstsonntag 1991 ARD. Da war ich 11 Jahre jung und genau in dem Alter, in dem man so eine Lynn-Holly Johnson schon sehr, sehr süß fand :thumbup:

  • Ein Hoch auf den elfjährigen Blick auf Lynn ;)


    GGH --IST!-- Bond in vollendeter Perfektion, nur in einer Hinsicht finde ich Kindler besser:
    GGH (liegt ja auch an der weniger engagierten Rollenauslegung ab Goldfinger, in FRWL haben wir ja im Wesen noch weitestgehend den DN-Bond) spricht bisweilen recht ironisch, Kindler kann eher das "Zynische" sehr gut, also nicht die "bequeme" Ironie, sondern die Schärfere.
    Das Jugendliche bei Herrn Wunder schwand inzwischen recht gut, wie ich finde, aber in den 90er- und 2000er Jahren war es schon sehr präsent. Auf Bond finde ich ihn in Spectre am Besten, obzwar ich den Film furchtbar finde, die (speziell deutschen, aber auch englischen) Dialoge als ungut erachte.
    In "Im Sumpfe des Verbrechens", ich meine aus dem Jahre '95, empfand ich die Kombination Connery/Kindler als weitgehend gelungen. LG
    So, lüde sogleich mal meinen OHMSS-Text hoch, schwebt schon ein Weilchen auf der Festplatte und will entfesselt werden ;)
    Apropos John Cleese: Für mich eine furchtbare Synchronfassung, völlig übertrieben, liebe aber den Herrn Danneberg der 70er, z.B. auf Patrick Bauchau in "Die Sammlerin" (1967)

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