DER DARSTELLER: Pierce Brosnan

  • Ich muss sagen, dass ich mich in Bezug auf Brosnan selbst nicht ganz nachvollziehen kann:


    Auf der einen Seite kann ich einen Großteil der Kritik, die ich an ihm und seinen Bondfilmen hier und woanders lese, absolut nachvollziehen und im Grunde teile ich auch vieles davon.
    Auf der anderen Seite ist er der einzige Darsteller, dessen sämtliche Filme ich immer schauen kann. Jeder andere Darsteller hat Filme, die mir nicht so gefallen oder für die ich eine gewisse Stimmung brauche, um auf sie Lust zu haben, Brosnans Filme gehen immer (ja, sogar DAD ;)).


    Woran liegt das? Vielleicht, weil ich mit ihm als Darsteller aufgewachsen bin (GE war mein erster Kinobond)? Vielleicht, weil ich alle Interpretationen der Figur Bond bisher mag, aber ich den "Superheldenbond" am meisten mag? Vielleicht, weil seine Filme leichter konsumierbar sind als die der anderen Darsteller? Vielleicht, weil ich Brosnan auch in vielen seiner anderen Rollen gut und als "Mensch" (obwohl ich ihn ja nicht persönlich kenne) mag?
    Vielleicht spielen auch alle diese Faktoren (und eventuell noch mehr) eine Rolle, aber so richtig verstehen tu ich das nicht.:)


  • Schön einen Gleichgesinnten gefunden zu haben, ich finde TND auch recht ansprechend, auch wenn Brosnan in TWINE meiner Meinung nach besser spielt, da ihn die dramatische Grundhaltung des Films nicht zu überfordern scheint, das hätte ich in der Form eher Dalton und Craig zugetraut. Etwas irritierend finde ich seine Paris-bedingte Trauer im direkten Kontrast zur darauffolgenden Szene von Fahrfreude und Kindlichkeit, andererseits muss ein Agent bei all den schnellen Veränderungen auch mal etwas "wankelmütig" sein dürfen, um es mit den Worten von Sir Roger auszudrücken. Die Arroganz der Rolle kommt meiner Meinung nach eher in GE zum Vorschein, nur eben mit dem Problem, dass ich Brosnan in diesem Film oftmals als deplatziert empfinde, TND wäre da der bessere Einstieg für ihn gewesen, doch wer weiß wie ihn das dann für TND "geschwächt" hätte, denn wäre noch ein weiterer Film vor seiner Zeit gedreht worden, so hätte Brosnan vermutlich ein noch realitätsferneres Maß an Ehrfurcht vor der Rolle an den Tag gelegt.

  • GE halte ich für einen der "großen" Bonds, einen echten Klassiker, eben den Klassiker der 90er (so wie GF in den 60ern, TSWLM in den 70ern, TLD in den 80ern und CR in den 00ern). Wie alle großen Bonds hat er eine ganz eigene Atmosphäre und ein zentrales Motiv, das den gesamten Film durchzieht.


    Was das zentrale Motiv anbelangt, so würde ich es in GE als das Motiv der Polarität beschreiben. Der Film ist auf erzählerischer wie auf Metabebene eine Reflexion über die Dinge, die Gegensätze bilden und dabei doch untrennbar zusammengehören, wie etwa:


    - Verfall und Neuentstehung (festgemacht etwa am Verfall des politischen Systems der Sowjetunion und der Entstehung eines neuen politischen Systems, beeindruckend dargestellt in Danny Kleinman's Titelvorspann)
    - Identitätsverlust ("a relict of the cold war") und Identitätsneufindung ("For England, James?" - "No... for me")
    - Das Zwillings- bzw. Janusmotiv, klassisch mit gutem Zwilling/bösem Zwilling ("You know James... I was always better")


    Insofern finde ich GE nach sechsjähriger Abwesenheit der Figur und einem Darstellerwechsel sehr passend als Start für Brosnan.


    Abgesehen davon rocken auch die Stunts, vom Bungee- und Motorradstunt in der Pre-Title über die Panzerjagd durch St. Petersburg bis hin zur finalen Prügelei zwischen 006 und 007, die dann wieder wunderbar altmodisch Mann gegen Mann ist und außerdem schnell und hart choreographiert.



    TND wiederum mag ich gerade, weil er routiniert ist, aber das eben durchgehend auf einem starken Niveau. Eigentlich ist der Film ja ein modernes Remake von TSWLM, nur finde ich das gar nicht schlimm (TSWLM ist ja selbst "nur" ein Remake von YOLT) und - man verzeihe mir die Majestätsbeleidigung - in mancher HInsicht gefällt mir TND sogar besser, zum Beispiel was das Zusammenspiel von Bond mit seiner jeweiligen "roten" Agenten-Partnerin anbelangt. Barbara Bachs trockenem Spiel in TSWLM kann ich nicht besonders viel abgewinnen.



    TWINE und DAD fallen für mich dann deutlich ab. DAD hat immerhin noch seine Momente (Fechtszene) und Brosnan macht seine Sache nicht schlecht. TWINE ist für mich der schwächste Bond-Film überhaupt, der Film ist für mich das quintessentielle Beispiel für die aufgesetzt-künstliche Emotionalisierung, die in der Brosnan-Ära in Mode war. Das Verhältnis zu Elektra/Sophie Marceau funktioniert für mich überhaupt nicht, zumal Marceau m.E. eine miserable Schauspielerin ist (zumindest hier) und auch Brosnan wirkt auf mich ziemlich blutleer.


  • Künstliche Emotionalisierung würde ich TWINE nicht vorwerfen, kunstvolles Entfachen theatralischer Emotionsentfaltung träfe es in meinen Augen eher, aber als Marceau-Fan ist man bei sowas vorbelastet ;)


    Sehr interessant finde ich aber dein Resümee bezüglich GE!

  • Am überzeugendsten als Bond ist er für mich in TND.


    Hier hat er wirklich seinen eigenen Stil, eine sehr zur Rolle passende Arroganz, Souveränität, Härte und in gewissen Momenten auch eine Emotionalität, die nicht so gekünstelt wirkt wie in seinen anderen Bond-Streifen. Und das konsequent den gesamten Film über. Außerdem harmonisiert er hervorragend mit Michelle Yeoh. Die zwei bilden einfach ein gutes Team, wobei kleine Käbbeleien zwischendurch immer das Feuer in der Beziehung halten. Das funktioniert besonders gut bei der Motorradjagd, die an sich sowieso ein großes Stück Actionkino ist.

    Das sehe ich genauso. Die großen Stärken von TND sind für mich Brosnan, die Musik und die Action. Wahrscheinlich war Brosnan hier am befreitesten von äußerem Druck. In der Rolle war er gut angekommen, und das Drehbuch verlangte keine außergewöhnliche Emotionalität.


    Aber TSWLM gefällt mir bei aller Liebe dann doch in allen Belangen besser. :)

  • kunstvolles Entfachen theatralischer Emotionsentfaltung


    Klingt sehr schwülstig. ;)
    Aber ob das ausgerechnet diesem Action-Krachbumm gerecht wird...?



    Ich muss sagen, dass ich mich in Bezug auf Brosnan selbst nicht ganz nachvollziehen kann:


    Auf der einen Seite kann ich einen Großteil der Kritik, die ich an ihm und seinen Bondfilmen hier und woanders lese, absolut nachvollziehen und im Grunde teile ich auch vieles davon.
    Auf der anderen Seite ist er der einzige Darsteller, dessen sämtliche Filme ich immer schauen kann. Jeder andere Darsteller hat Filme, die mir nicht so gefallen oder für die ich eine gewisse Stimmung brauche, um auf sie Lust zu haben, Brosnans Filme gehen immer (ja, sogar DAD ;)).


    Woran liegt das? Vielleicht, weil ich mit ihm als Darsteller aufgewachsen bin (GE war mein erster Kinobond)? Vielleicht, weil ich alle Interpretationen der Figur Bond bisher mag, aber ich den "Superheldenbond" am meisten mag? Vielleicht, weil seine Filme leichter konsumierbar sind als die der anderen Darsteller? Vielleicht, weil ich Brosnan auch in vielen seiner anderen Rollen gut und als "Mensch" (obwohl ich ihn ja nicht persönlich kenne) mag?
    Vielleicht spielen auch alle diese Faktoren (und eventuell noch mehr) eine Rolle, aber so richtig verstehen tu ich das nicht.:)


    Ich finde die Brosnan-Bonds in ihrer Grundtendenz auch leichter konsumierbar als z.B. ein FRWL, ein OHMSS oder ein SF.
    Und somit wären sie eigentlich prädestiniert dafür, mir seht gut zu gefallen, da ich an den Bondfilmen die Leichtigkeit sehr schätze.
    Dennoch vermiesen mir die Nachteile den Spa?: zu viele Geballer, zu wenig "on Location", teilweise zu öde und farblos (TWINE), ein auf mich nicht überzeugend wirkender Hauptdarsteller...
    Für mich persönlich der Beweis, dass Schablonenhaftes nicht ausschließlich zu guten Ergebnissen führen muss.

  • SP hat mir geholfen, meinen Frieden mit Brosnan, bzw. seinen vier Beiträgen zum Bonduniversum zu machen.


    Mir haben die Filme im Grunde immer schon viel Spaß gemacht (in meiner letzten Bestenliste waren ja auch alle unter den Top10). Aber spätestens seit 2006 hatte ich immer ein kleines Stimmchen im Hinterkopf, das mir gesagt hat, dass ich das eigentlich nicht "darf", weil es doch "objektiv bessere" (wenn sowas existiert) Filme auch in diesem Franchise gibt, die mir doch besser zu gefallen haben. Das hat weniger mit der Neuausrichtung unter DC zu tun, sondern damit, dass ich mich erst ab dieser Zeit intensiver mit allen Filmen zu beschäftigen begann. Man liest es vielleicht noch aus meinem letzten Beitrag in diesem Thread heraus.


    Dieses (übertrieben ausgedrückt) schlechte Gewissen oder "guilty pleasure", wie es jemand hier im Forum genannt hat, ist nach SP verschwunden. Ich hatte mit einem DC-Spaßbond eine so gute Zeit im Kino wie schon lange nicht mehr und den kritischen Stimmen meiner Begleiter bezüglich Realismus, Logik etc. konnte ich nur entgegnen: "Es ist ein Bondfilm, wer fragt da ernsthaft nach Logik und Realismus?". Das ist es nicht, was der Serie seit über 50 Jahren das Überleben sichert, sondern gerade die vielen, ganz unterschiedlichen Facetten, die uns auf so viel unterschiedliche Art und Weise Spaß und Freude bereiten und da gehören die ernsteren Beiträge wie FRWL, LTK oder CR genauso rein wie Moores Actionkomödien oder im Grunde genommen hanebüschener Quatsch wie die Todeslaser aus DAF oder DAD, also Dinge, die uns in das von uns vorgestellte fantastische und spannende Leben eines Geheimagenten abtauchen lassen. Alles hat eine gleich starke Daseinsberechtigung und ich lasse mir auch von mir selbst kein schlechtes Gewissen einreden, dass mir die Feelgood-Bonds mindestens genauso viel Spaß machen wie die ernsteren/tragischeren/brutaleren. Vielleicht tun sie das sogar ein bisschen mehr. Bestimmt sogar.:)


    Und die Verköprerung dieses Bonds ist neben RM eben PB für mich: Außer in Nordkorea immer Herr der Lage, elegant, souverän, einen lockeren Oneliner auf den Lippen und am Ende ist er siegreich, er kriegt das Mädel und ich meinen Spaß. PB als Schauspieler ist sicherlich nicht der wandlungsfähigste der Bonddarsteller, das ist für mich Craig, aber ich mag seine Interpretation der Figur sehr und ich nehme ihm seine Begeisterung für die Figur und seine Bestürzung ob seines Endes als Bond ab, was ihn mir nur sympatischer macht. Ich denke, dass er was seinen Ruf bei einem Großteil des Fandoms angeht einfach Pech hatte, dass seine Filme an sich, unabhängig von ihm als Person und Schauspieler, bei vielen nicht gut an- und wegkommen.


    Klar, 20 Jahre PB-Bonds wären der Tod der Serie, aber war das LTK nicht auch beinahe?

  • Sehr schön, mir gefällt die Diversität im Bondforum und PB kriegt für meinen Geschmack eh immer zu sehr auf die Mütze.
    Kann ich auch deine Begeisterung für GE leider überhaupt nicht nachvollziehen, so steht für mich auch fest, dass PBs Filme (mit stellenweisen Ausnahmen) insgesamt einen sehr hohen Unterhaltungsfaktor bieten. Und Piercens Pluspunkte als Bond beschreibst du sehr gut. Ich hätte ihm zwischen CR und DAD echt noch einen würdigen Film als Abtritt gewünscht, dafür hätte ich sogar den fantastischen CR noch ein Jahr verschoben.

  • Sehr schön, mir gefällt die Diversität im Bondforum und PB kriegt für meinen Geschmack eh immer zu sehr auf die Mütze.
    Kann ich auch deine Begeisterung für GE leider überhaupt nicht nachvollziehen, so steht für mich auch fest, dass PBs Filme (mit stellenweisen Ausnahmen) insgesamt einen sehr hohen Unterhaltungsfaktor bieten. Und Piercens Pluspunkte als Bond beschreibst du sehr gut. Ich hätte ihm zwischen CR und DAD echt noch einen würdigen Film als Abtritt gewünscht, dafür hätte ich sogar den fantastischen CR noch ein Jahr verschoben.


    Diesen Abschied zwischen DAD und CR hatte er ja würdevoll im Jahre 2004 in Everything or nothing, dem einzigen Over-the-top-Bond aus meiner Top 10 :D ;)


    Wie dem auch sei, zumindest im Bezug auf den Unterhaltungswert kann ich dem zustimmen. Oftmals wird er in der Tat für das kritisiert, wofür er genau genommen nichts kann (etwa die Drehbücher), nichtsdestotrotz passt seine Gesamtdarstellung von den sechs Bonds meiner Ansicht nach am wenigsten ins 007-Universum. Havanna hat das sehr schön beschrieben und was mich selbst anbelangt, bin ich immer wieder erstaunt, dass einem Brosnan-Kind wie mir der Brosnan-Bond am wenigsten zusagt - trotz subjektiv emotionalem Bonus. Mit GE kann ich mich zwar keineswegs anfreunden, dafür halte ich jedoch TND für unterschätzt, TWINE für ein gutes Drama und DAD zumindest für etwas Besseres, als es einen dessen Ruf vermuten ließe, was nicht zuletzt Miss Pike, der intensiven ersten Hälfte und dem atemberaubenden Eispalast zu verdanken ist.


    Brosnan ist für mich somit der Bond der Kontraste:
    Die beste Videospiel-Ära und die schlechteste Film-Ära gehen sozusagen Hand in Hand und bilden im Schnitt immer noch eine solide Bondepoche, wenn auch die womöglich kritisierbarste. Obwohl Brosnan bei mir nur auf Platz 6 liegt, wäre ein weiterer Film in der Tat angebracht gewesen. Dass man CR jedoch mit einem anderen Darsteller drehen wollte, weiß wiederum verständlich zu erscheinen, da es sich um eine Art Neubeginn handelt.

  • Dieses (übertrieben ausgedrückt) schlechte Gewissen oder "guilty pleasure", wie es jemand hier im Forum genannt hat, ist nach SP verschwunden. Ich hatte mit einem DC-Spaßbond eine so gute Zeit im Kino wie schon lange nicht mehr und den kritischen Stimmen meiner Begleiter bezüglich Realismus, Logik etc. konnte ich nur entgegnen: "Es ist ein Bondfilm, wer fragt da ernsthaft nach Logik und Realismus?". Das ist es nicht, was der Serie seit über 50 Jahren das Überleben sichert, sondern gerade die vielen, ganz unterschiedlichen Facetten, die uns auf so viel unterschiedliche Art und Weise Spaß und Freude bereiten


    Sehr schön gesagt!
    Ich bin ja ohnehin ein Vefechter der Spaß-Bonds. Meine Bestenliste ist keine vermeintlich objektive (die es gar nicht geben kann), sondern eine rein subjektive. Welche Filme machen mir Spaß unabhängig von Logik, Realismus oder anderem un-bondigem Kram.

  • hier wurde schon sehr viel Zutreffendes gesagt. Gewiss war Brosnans Spiel oft zu plakativ, gewiss versuchte er sich zusehr an Connery zu orientieren, wiewohl ihm die augenzwinkernde Moore-Note besser stand. Andererseits ist er weniger "vergeistigt" als Moore, und es gibt bei ihm nicht diese Filme, wie etwa TSWLM, wo nicht nur jedes Bonmot, sondern auch jede Geste, jede Bewegung völlig überzeugend "sitzt". Hier fällt mir noch etwas auf, was m.A. nach klarzustellen ist: die Forderung nach einem "härteren" Bond, im Sinne des früheren Connerys, wird oft mit der Forderung nach einem "menschlichen, realistischeren" Bond gleichgesetzt. Das ist aber m.A. nach völliger Unfug, denn gewiss war Connery härter und in diesem Sinne vielleicht auch kompletter als Moore, aber er war seit DN doch nie "menschlich, realistisch". Gewiss auch gab es in jedem Brosnan-Drehbuch glänzende und sehr bondige Grundideen, die aber dann zum Teil sehr enttäuschend verarbeitet wurden, der letzte klassische, rundum gelungene 007 bleibt für mich TLD, bei Brosnan gab es lediglich Szenenapplaus. Dennoch war er einfach optisch und auch offline mit Selbstverständlichkeit 007, und ich muss sagen, dass für mich anbetrachts dieser Tatsache eigentlich jede Kritik an seinem "plakativen" Schauspiel an Relevanz verliert.


    Auch für mich wurde seine schauspielerische Leistung immer besser und unverkrampfter. In meiner persönlichen Rangliste steht ihm derzeit hinter Connery und Moore, die ex äquo führen, eindeutig der dritte Platz zu. Was mir übrigens auffiel, ist, dass Wilson und die über alles verehrte Frau Broccoli schon früh, also spätestens in TWINE Zeiten so redeten, als hätten sie Pierce satt - ich dagegen fand gerade DAD mit Ausnahme des entsetzlichen Titelsongs und des völlig überladenen Finales einen Bond, der Lust auf mehr Brosnan macht.

  • In der Tat:
    Eine Rückkehr zu Connery's DN/FRWL-Bond bildet noch nicht gezwungenermaßen das, was man als 'Menschlichkeit' bezeichnen könnte, sondern lediglich eine gewisse Härte, meinetwegen können wir es auch Rücksichtslosigkeit nennen.


    Der erste menschliche Bond war somit Lazenby, allerdings weniger bezüglich seiner Rolleninterpretation, als vielmehr aufgrund der Tatsache, dass er ausgerechnet den Hochzeits-Bond mimen durfte. Eine humane Hauptinterpretation der Rolle führte erstmals Dalton ein - allerdings an bestimmten Stellen fast schon zu glaubwürdig für's Mainstreamkino, denn eine der wenigen Schwächen Daltons ist es, dass er oftmals zu übersehen scheint, dass manche Zuschauer nur unterhalten werden möchten.


    Gegenwärtig erleben wir erneut einen Bond der Menschlichkeit, allerdings hauptsächlich in den ersten drei Filmen...

  • Dalton ging von seiner Fleming-Lektüre aus, unterlag aber m.E. einem Missverständnis: Er betonte stets, dass Bond bei Fleming kein "Superman", sondern ein "ganz normaler Mann" sei, übersah jedoch, dass die "realistischen Einsprengsel" ebenso wie die "Psychologie" bei Fleming im Wesentlichen nie ernst gemeint waren, sondern eher eine augenzwinkerndes Dialogisieren mit dem Publikum, es gibt da viele Äußerungen des Autors in diesem Sinn und die Grundkonzeption eines derartigen Superspions war im Grunde immer schon eine völlig Märchenhafte, Unrealistische, Fantastische. CR und OHMSS sind die Ausnahmen, die tatsächlich einen ernsthaften Blick in die Seele des Helden wagen u. bei CR auch auf sehr Flemingsche Weise erklären, wie Bond Bond wurde. OHMSS ist m.E. irgendwie ein eher isoliert stehendes Werk, mit starken Hemingwayschen Anleihen, siehe A Farewell to Arms. Der Film ist dennoch für mich sicherlich kein Missgriff, anders als LTK und der Großteil von Craig, wobei Dalton für mich ansich viel bondiger ist als Craig. Bei Spectre wurde in der "Zeit" an Becketts Endspiel erinnert, gerade auch in Bezug auf die Rattenszene, auch Christoph Waltzs "Urheber deines Schmerzes" scheint mir bez. Bond und Ernst Stavro Oberhauser psychologisch in diese Richtung zu weisen alls letztlich beliebiger, austauschbarer Figuren jener Postmoderne, die aber freilich schon zu Flemings Lebzeiten in großer Mode stand und gegen die Fleming mglw. auch anschrieb, so wie auch gegen die von ihm beargwöhnte Unterwanderung des Geheimdienstes durch die Kommunisten.

  • Dalton ging . von seiner Fleming-Lektüre aus, unterlag aber m.E. einem Missverständnis: Er betonte stets, dass Bond bei Fleming kein "Superman", sondern ein "ganz normaler Mann" sei, übersah jedoch, dass die "realistischen Einsprengsel" ebenso wie die "Psycchologie" bei Fleming im Wesentlichen nie ernst gemeint waren, sondern eher eine Augenzwinkerndes Dialogisieren mit dem Publikum, es gibt da viele Äußerungen des Autors in diesem Sinn und die Grundkonzeption eines derartigen Superspions im Grunde immer schon eine völlig Märchenhafte, Unrealistische, Fantastische war. CR und OHMSS sind d die Ausnahmen, die tatsächlich einen ernsthaften Blick in die Seele des Helden wagen bzbei CR auch auf sehr Flemingsche Weise erklären, wie Bond Bond wurde. OHMSS ist m.E. irgendwie ein eher isoliert stehendes Werk, mit starken Hemingwayschen Anleihen, siehe A Farewell to Arms. Der Film ist dennoch für mich sicherlich kein Missgriff, anders als LTK und der Großteil von Craig, wobei Dalton für mich ansich viel Bondiger ist als Craig. Bei Spectre wurde in der "Zeit" an Becketts Endspiel erinnert, gerade auch in Bezug auf die Rattenszene, auch Christoph Walzs "Urheber deines Schmerzes" scheint mir Bond und Ernst Stavro psychologisch in diese Richtung zu weisen alls letztlich beliebiger, austauschbarer Figuren jener Postmoderne, die aber Freilich schon zu Flemings Lebzeiten in großer Mode stand und gegen die Fleming mglw. auch anschrieb, so wie auch gegen die von ihm beargwöhnte Unterwanderung des Geheimdienstes durch die Kommunisten.

    Gute Zusammenfassung. Auch wenn Du das mit Dalton und Fleming richtig einschätzen magst, so muss ich dennoch sagen, dass Dalton der Vorlage in meinen Augen am nächsten steht. Hier mein Darsteller-Ranking im Bezug auf die Nähe zur Vorlage (Filme ausgenommen, gemeint ist nur das Verhalten der Darsteller selbst):


    1. Dalton
    2. Craig
    3. Connery und Lazenby
    4. Moore und Brosnan


    Entspricht eigentlich nahezu meinem normalen Ranking.


    Im Übrigen war Dalton seiner Zeit meiner Ansicht nach insofern voraus, als dass er direkt nach Moore kam. Es war in gewisser Weise der urplötzliche Sprung vom ulkigsten Bond bis hin zum 'bitteren Bond'.

  • Ja, auch mich erinnert Dalton sehr an Bond, wie Fleming ihn beschrieb. Craig zögere ich aber sehr vor Moore zu nennen, ich wage sogar den Schluss dass Moore bei Fleming tatsächlich zunächst sogar vor Connery kam. Die Behauptung, Fleming habe Moore favorsiert, konnte bis jetzt noch nicht widerlegt werden, wenn Moore auch sicher nicht 1. Wahl war, aber dass man ihn vor 1962 in den engeren Kreis einbezog, erscheint mir durchaus vorstellbar. Zumindest dürfte Moore Fleming damals eher ein Begriff gewesen sein als Connery, und es ist gesichert, dass für ihn Connery zunächst zu "proletenhaft" war (interessanterweise liebäugelte Fleming ja auch sehr stark mit David Niven als Bond, man sollte sich aber auch ein wenig überlegen, wie Fleming selbst aussah bzw. sich gerne präsentierte).

  • Mit Moore verbinde ich Fleming zwar überhaupt nicht, aber es ist interessant davon zu lesen. Moore passt sicher stimmlich sehr gut in diese weltmännische, maskuline und kraftvolle Rolle, im Bezug auf seine Mimik und sein Verhalten jedoch eher weniger. Andererseits: Niven war ja ebenfalls eher Gentleman als Schlägertyp und dennoch stand er in Fleming's Gunst :)


    Mag Moore auch bekannter gewesen sein als Connery, so war er dennoch nicht gerade der berühmteste Star, seine beiden großen Serien waren noch nicht abgedreht und allzu viele bekannte Filme hatte er auch noch nicht gedreht.

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