DER DARSTELLER: Pierce Brosnan

  • Ich persönlich würde die Produzenten auch nicht aus der Verantwortung entlassen wollen. Schließlich sind sie die Oberhirten des Franchise und geben die allgemeine Marschrichtung vor. Trotzdem finde ich deine Sicht der Dinge etwas erläuterungsbedürftig, Martin. Broccoli und Wilson haben Lee Tamahori und Co. sicher nicht gezwungen schlechtere Filme zu drehen. Das Problem liegt meines Erachtens tiefer. Auch den Regisseuren ist doch in der Inszenierung meist nicht mehr eingefallen als Standard-Klischees und 08/15-Bondrituale abzurufen. Wirkliche Impulse kamen da keine. Und da liegt für mich das Kernproblem. Die früheren Filme konnten die Serie jeweils mit meist frischen Ideen bereichern, während die Brosnan-Filme teilweise nur noch die altbekannten Standards der Marke Bond bemühten ohne sich jedoch wirklich eigene Meriten zu erwerben. Und davon kann man die Regisseure einfach nicht freisprechen. Sie drehen die Filme und müssen dafür sorgen, dass sie am Ende frisch, modern und dynamisch daherkommen.

    Aber was hätte denn den Regisseuren auch während der Inszenierung noch einfallen sollen, mit einem vorgegeben Drehbuch und einem in Stein gemeißelten Starttermin? Zum Teil ist wohl auch MGM mit verantwortlich. Das Problem sehe ich noch nicht mal darin, dass es keine neuen Ideen gab. Die gab es doch eigentlich bei jedem Brosnanfilm. Das Problem ist eher, dass sie nicht konsequent zuende gedacht wurden. Und das sind doch dann die Hausaufgaben der Produzenten bei der Entwicklung des Drehbuches. Die Grundidee hinter TND war ja "Worte sind die neuen Waffen, etc". Trotzdem benutzt Carver am Ende dieselben konventionellen Methoden wie Blofeld, Stromberg und Co. Das hätte Spottiswoode aber nicht mehr lösen können ohne das gesamte Finale umzuwerfen. Auch TWINE hatte einen innovativen Ansatz mit einem erstmals weiblichen Hauptvillain und einem persönlichen Konflikt Bonds aufgrund seiner "fatal weakness". Im alten Forum gab es vor einiger Zeit mal den User Emilio, der der Meinung war, dass es dramaturgisch viel wirksamer gewesen wäre, statt King M am Anfang sterben zu lassen, und auch auf ein Happy End zu verzichten. Aber diese Impulse hätten von den Produzenten ausgehen müssen. Apted hat ja in einem Interview kürzlich mal gesagt, dass er ständig Ideen hatte und die Produzenten meistens dagegen waren.


    Dasselbe bei DAD. Ein Bond, der in Gefangenschaft gerät, des Geheimnisverrats bezichtigt wird und sich rehabiltieren muss, war an sich innovtiv, mutig und neu. Aber wie bei den früheren Brosnans verliert sich das am Ende in einem mutlosen Kuschelkurs. Im Prinzip hätte aus TWINE und auch DAD schon sowas wie SF werden können. Auch Purvis und Wade haben in einem Interview gesagt, dass DAD ursprünglich viel düsterer geschrieben war. Sicher hat auch Tamahori viel vergeigt, aber BB und MGW hätten jederzeit ein Veto gegen Tsunamisurfen etc. einlegen können.

  • Du sprichst einige wahre Punkte an. Wenn man das alles einbezieht, muss man die Produzenten tatsächlich mehr in die Pflicht nehmen. Ich habe zum Beispiel nie verstanden, wieso Eon manchmal mit überhaupt nicht drehfertigen Skripten ("Tomorrow Never Dies", "Quantum of Solace") die Dreharbeiten startet. Da braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn ein Hochkaräter wie Anthony Hopkins da absagt. Dabei ist das Drehbuch doch das entscheidende Grundgerüst für einen Film. Gerade zu Beginn der Brosnan-Ära hat man aber rund 6-8 Autoren die Bücher ständig überarbeiten lassen, anstatt einen Autor mal richtig dranzusetzen. Da spielte natürlich auch der Zeitdruck eine Rolle, den man sich aber auch selbst auferlegt hatte. Dass "Die Another Day" ursprünglich düsterer angelegt war, habe ich noch nie gehört. Ist dir da Genaueres bekannt? Ich weis nur, dass die frühen Entwürfe auf "Moonraker" basierten, aus Gala Brand im Produktionsprozess Miranda Frost wurde und ursprünglich Wai Lin zurückkehren sollte. Aber von einem düsteren Ton war in den Berichten meines Wissens nach nie die Rede.

  • DAD war der erste Bond, den ich komplett digital verfolgen konnte. (Heute glaube ich schlicht, zu komplett!(


    Damals war das Internet wirklich für viele von und noch "Neuland" und ich saugte jeden Infoschnipsel auf wie ein Schwamm. (Auch dank Tim´s großartiger Begleitung auf HTTK)
    Aber die Andeutung eines dunkleren Tons blieb mir auch völlig verborgen.
    Als RTL die ersten Bilder der Dreharbeiten ausstrahlte (es war die Surfszene), war der Tenor eher in Richtung: Wir sehen eine bunte Remineszenz an die alten Bondfilme, mit väterlichen Helfern (Raoul), einem klassischen Bondgirl und viel Action.


    Bei SkyFall war zumindest bei der Berichterstattung die dunklere Tendenz von Beginn an vorhanden.

  • Das haben P & W in einem Interview während der Einweihung des Skyfall-Trains angedeutet. Als Seite hab ich nur diese gefunden, aber ich glaube, das komplette Interview gibts auch noch bei youtube.


    “’Die Another Day,’ on the page, was fairly gritty,” he said.
    “The first hour is good,” agreed Purvis. “Then it goes a bit
    cartoon-y. But at the start, Brosnan is captured by the North Koreans,
    tortured, then traded for an enemy agent. M is very tough [with Bond]
    and he has to escape. They question whether Bond has cracked and so on.
    It is reasonably similar material to the later ones but it’s the way
    it’s done [by the director].


    Das deutet für mich schon an, dass die ursprüngliche Intention ernsthafter war, ähnlich wie bei Christopher Woods Moonraker-Script. Wahrscheinlich haben P & W das auch erst angesprochen, als sie nicht mehr für Bond schrieben. Ich glaube, man muss als Autor aufpassen, dass man sich nicht zu sehr im Nachhinein beschwert, denn das kann einem auch einen schlechten Ruf in der Branche einbringen.

  • Danke für den interessanten Hinweis, Martin! :thumbup:


    Lee Tamahori scheint ja tatsächlich einiges geändert zu haben. Ich glaube, dass das Finale im Flugzeug auch eine Idee von ihm war. Wäre interessant zu wissen, wo das Finale in den früheren Drafts stattfand, als Tamahori noch nicht an Bord war. Auf Island bzw. im Eispalast oder möglicherweise auf einem Luftwaffenstützpunkt an der koreanischen Grenze (was auch eine nette Hommage an "The Living Daylights" gewesen wäre)? Möglicherweise wäre das Ganze auch wesentlich bodenständiger ausgefallen.Wir werden es wohl nie erfahren. Aber das ist jetzt auch off-topic...

  • Langsam verstehe ich besser warum hier so viele mit Brosnan eher unzufrieden sind. Kann es aber trotzdem nicht wirklich nachvollziehen, da ich die Brosnan Filme sowohl auf ihre Inszenierung wie auch auf ihre Storys doch ganz anders beurteile. Mal abgesehn davon daß Drehbücher wenig über die Qualität eines Filmes aussagen sind die Brosnans mit Sicherheit nicht schlechter geschrieben als die meisten der älteren Bonds. Und die Inszenierungen, die das eigentliche sein sollten was einen Film ausmacht, sind vom Bildaufbau doch häufig besser als die meisten der älteren Bonds. Gerade GE ist da ein vergleichsweise aufregender Quantensprung zu den meist sehr biederen 80ger Bonds der Moore Ära. Ich würde sogar sagen es ist, von OHMSS abgesehen, der best inszenierte Pre-Craig Bond. Die Begeisterung für den Stil den ich damals im Kino empfand konnte ich kürzlich auf DVD genau so wieder empfinden.


    Das die Brosnans trotzdem von GE abgesehen nicht zu den besten Bonds gehören ist dann schon etwas schwerer zu erklären.TND schafft es tatsächlich gleichzeitig recht gut gemacht, und trotzdem relativ öde zu sein. Eine seltene Kombination.
    Während TWINE vor allem daran leidet daß Apted in den Action Szenen nichts einfiel. Weder wußte er wie man so was inszeniert, noch hatte er vernünftige Gründe überhaupt welche in der Handlung zu haben. Jedenfalls was die 3 großen betrifft (Boot, Ski, Kaviarfabrik). Ausnahmsweise hätte man hier, und das wäre Apteds Temperament entgegengekommen, die große Action komplett rausschmeisen sollen, und stattdessen die Carlyle Figur ausbauen sollen, und damit auch das Beziehungsdreieck Bond- Elektra-Renard . Das wäre tatsächlich der Bond gewesen aus dem man wahrscheinlich in der Craig Ära einen der Besten hätte zaubern können.


    Das vernünftigste wäre es ohnehin gewesen Campbell hätte die alle inszeniert, obwohl Tamahori einen weit besseren Job gemacht hat als viel ihm zugestehen wollen.

  • Nach Connery und Moore empfand ich Brosnan immer als die geglückteste Wahl. Er war im Zuge der "Nachfolge-Diskussion" gegen Ende der Moore-Ära bereits mein Favorit (Remington Steele hatte mich begeistert.). Die Filme waren dann - verglichen mit den älteren - eher enttäuschend. Da ich jedoch die Bewertung von Hauptdarsteller und Film immer unabhängig durchgeführt habe, blieb (und bleibt) Brosnan meine Nummer 3.
    Sein Pluspunkte: "Der Schneider von Panama" und "Mord und Margaritas" - beide Filme "ernährten" sich von seinem Bond-Image, beleuchteten jedoch die "Schattenseite" der Bond-Existenz. "Der Schneider von Panama" die des Berufs, "Mord und Margaritas" die der Person. Sie waren in der Lage, meine Beschäftigung mit James Bond zu beflügeln und zu vertiefen.


    Brosnan hat aus Bond jenseits der Bond-Filme m. E. mehr gemacht als ihm diesseits zu machen gestattet war.


  • Fünf Filme am Stück?! Das hätte wohl zu einer ähnlich quälenden Monotonie wie bei Glens Alleingang in den Achtzigern geführt...


    Glen ist aber immerhin von Film zu Film besser geworden (nur AVTAK sehe ich als Rückschritt, der hätte als Teil einer Entwicklung besser vor OP gepasst), und sein letzter war auch sein bester Bond, sein gewagtester, und aus heutiger Sicht sein frischster.


    Und Campbell ist an sich viel talentierter als Glen, auch wenn er letztendlich nach seiner tollen TV Serie Edge of Darkness fürs Kino dann außerhalb der beiden Bonds nicht wirklich viel zustande gebracht hat.

  • Im alten Forum gab es vor einiger Zeit mal den User Emilio, der der Meinung war, dass es dramaturgisch viel wirksamer gewesen wäre, statt King M am Anfang sterben zu lassen, und auch auf ein Happy End zu verzichten.


    Was ist aus Emilio denn geworden? Weiß jemand was? :ka:
    Das muss schon bald 10 Jahre her sein. Ich fand seine Texte immer sehr gut und auch er war ein Verfechter davon, dass Depeche Mode mal ein Titelliefd beisteuern sollten. :D
    Leider gabs irgendwie mal Knatsch, wenn ich es noch richtig weiß. Und dann war er weg. Schade eigentlich... :thumbdown:

  • Die Filme waren dann - verglichen mit den älteren - eher enttäuschend.

    Also ich finde keinen der Brosnan-Filme (auch im Vergleich mit vielen Vorgängern) enttäuschend. Sie liegen bei mir alle im oberen Mittelfeld. Das mag daran liegen, dass ich keinen Connery-Reflex habe und bei Moore immer zwiegespalten bin. Aber für mich bleibt bei der "Verkörperung" des klassischen Film-Bonds Pierce Brosnan die Nummer 1. Elegant, locker und gut aussehend in jeder Situation. Die reine Fiktion. Alles, was Craig nicht verkörpert ...

  • Was ist aus Emilio denn geworden? Weiß jemand was? :ka:
    Das muss schon bald 10 Jahre her sein. Ich fand seine Texte immer sehr gut und auch er war ein Verfechter davon, dass Depeche Mode mal ein Titelliefd beisteuern sollten. :D
    Leider gabs irgendwie mal Knatsch, wenn ich es noch richtig weiß. Und dann war er weg. Schade eigentlich... :thumbdown:

    Ja, das war noch die gute alte DAD-Zeit, als man über Hommagen und die Machbarkeit von unsichtbaren Autos diskutiert hat. :D Weiß allerdings auch nicht, was aus ihm geworden ist. Gibt ja einige User, die immer gute Beiträge schrieben und irgendwann abhanden kamen, wie venini, Hebus, gargamel, Cmdr.Bond usw.

  • Die letzte Bemerkung ist sehr treffend! Für alle anderen kam nach Bond nicht mehr (oder noch nicht) viel.
    Brosnan "und sein stetiges Spiel mit seinem Image" - auch schön gesagt!

  • Brosnans "Spiel mit seinem Image"?! Das klingt furchtbar interessant, damit könnte man wohl so manche Insomnia kurieren. Aber jedem das Seine. :rolleyes:

    Connery arbeitete hart daran, wieder ohne das erworbene "Bond-Image" zu leben, Brosnan integrierte es in seine Kunst. Ich sehe beider Darsteller Bemühungen von Erfolg gekrönt. Wobei ich persönlich Brosnans Weg bevorzuge, da er keine Phase seiner Karriere verneint, verleugnet oder ablehnt. Man könnte das ganzheitlich integrativ nennen. Das halte ich für eine sehr gesunde Form. Ähnlich so auch bei Roger Moore, der allerdings durch seinen Eintritt ins Rentenalter an einem weiteren Ausbau kein grosses Interesse mehr hatte.

  • In meinen Augen handelt es sich hier um eine hochinteressante Debatte! Brosnan ist einer der einerseits umstrittensten Bond-Darsteller, aber andererseits beliebt.


    Jeder der sechs offiziellen Darsteller hat zwei verschiedene -jedoch sich ähnelnde Stärken- miteinander vereint (mit Ausnahme von Mister Pierce...)


    D.h. Sir Sean setzte auf die Tatsache dass er die Rolle definieren durfte, sowie auf seine ganz individuelle Coolness, welche man in der Form wohl auch auf den besten Schauspielschulen nicht nacherlernen kann. Unser Simon Templar interpretierte die Rolle ganz anders: mit Witz und Charme, mit Humor und Klamauk.
    Dann der Düster-Dalton, welcher eine gesunde Portion Härte mit einem beträchtlichem Maß an Tiefgang zu kombinieren vermochte, ebenfalls sehr originell.
    Nach Brosnan bot sich Craig an, anfangs belächelt und heute beachtet. Er hatte keine Schwierigkeiten direkt eine Vollgasleistung zu vollbringen, da sein mächtiger Ehrgeiz durch die Spötte der Gesellschaft geweckt war und auf den Regisseur von Casino Royale war nun auch schon eher Verlass.
    Doch auch Lazenby möchte mir nicht aus dem Kopfe gehen, denn seine gelungene Talentskombination war die, dass er erfahrungslos gut war was das schauspielerische anbelangt, und dass er in den Kampfszenen in der Tat sehr echt und authentisch wirkte.
    Nun hatte Brosnan sicherlich Respekt vor der großen Rolle, insbesondere nach sechsjähriger Drehpause und den demnach dollsten Erwartungen der Cineasten.


    Das Ergebnis war, dass er geradezu krampfhaft 2 Aufgaben bewältigen wollte: Zum Einen das mittelmäßige nun nicht mehr fleming´sche Drehbuch auszugleichen und des Weiteren zu versuchen das Ultimatum einer Mischung aller bisherigen Darsteller zu werden, um die Figur des 007 nachhaltig zu prägen.
    Nach Ansicht einiger Leute der Bevölkerung ist diese Rechnung aufgegangen, das Konzept in sich schlüssig und PB ein würdiger Nachfolger.
    Schade nur, dass diese Gestiken welche er dementsprechend an den Tag legt, doch recht aufgesetzt erscheinen.
    Damit kritisiere ich keineswegs die Arroganz, denn diese hat ein Bond zweifelsohne, sondern es geht darum dass er nicht zu sich selbst findet, zumal jeder weitere Darsteller in seiner Ära auch seinen eigenen Stil entdeckt hat.


    Ich denke im Übrigen auch, dass es bei Pierce nicht an Erfahrung mangelte, auch nicht zu Beginn. Selbstverständlich wirkt er im goldenen Auge etwas unsicherer, aber er liefert eine akzeptable Vorstellung ab, sofern man über die doch nicht wenigen Kritikpunkte hinwegsieht.
    Die Problematik für mich als Zuschauer, ist eben dasselbe Problem, welches er mit der Rolle hatte, besagte Problematik die offensichtlich ist.
    Als ich als kleiner Junge Die another day betrachtete, war ich wie ausgewechselt: eben noch normal und nun erstarrt und überwältigt von Effekten.
    Doch selbst damals vor ca 9 Jahren, als ich nichtmal halb so alt (oder jung) wie jetzt war, empfand ich alles -nicht nur Brosnan´s Bond- als überladen, übertrieben.


    Doch es ist sehr erfreulich wie intensiv die Thematik diskutiert wird und wie detailliert ihr bereits diverse Einzelheiten seiner Mimik und dergleichen habt beschreiben können. Und ich dachte schon ich wäre ein Menschenbeobachter :thumbup:


    Ein kleines Trostpflaster für den Iren ist womöglich, dass er nach subjektivem Empfinden so mancher Fans für 5 Bondfilme parat stand, denn jawohl, für mich ist das frühe 2004er Spiel "EON" wie ein eigener Film. Eine Story die in diversen Cutscenes standesgemäß behandelt wird, eine inklusive der MI6-Zwischensequenzen recht hohe Levelanzahl von 32, dann die Bondgirls Shannon Elizabeth und Heidi Klum, sowie Willem Dafoe als Bösewicht, dieser wirkte erwähnenswerterweise auch in anderen Meisterwerken á la Platoon mit. Indirekt war das Brosnans NSNA, er war 50, das Spiel fühlt sich mit seiner Sicht aus dritter Person und den diversen Anspielungen, wie beispielsweise dem Kiss Kiss Club, doch sehr nach Bond an. Sein Sprecher Frank Glaubrecht war schon 60, klingt aber immer noch so frisch wie vor 30 Jahren in Scarface. Wie dem auch sei, vor 10 Jahren war EON nicht alles, denn es folgte ein weiterer Film, eine animierte Bondparodie inmitten der Wartezeit zwischen DAD und CR 06, nämlich der Kinderkinohit "The Incredibles", welcher mit der sich unsichtbar machenden Tochter herrlich den V12 Vanguish parodiert und auch die Schauplätze stimmen. Den Film durfte ich damals im Gegensatz zu 007 wenigstens legal sehen :dance:


    Nun gut, sei´s drum, ich neige zum Abschweifen. Es ist in der Tat so, dass Brosnan noch ein fünftes Abenteuer hätte erleben können, ohne dass ihm dies schlecht zu Gesicht steht, doch man wollte 007s Anfänge dokumentieren, als er im Begriff ist seinen Doppelnullstatus zu erlangen.
    Sehr bewundernswerte Politik von EON Productions, denn sie wussten wie riskant Neuanfänge sein können und wie sich das "Bond-ist-Superman-Prinzip" bewährt und etabliert hatte. Trotzdem: Brosnan als Bond passt ungefähr so gut wie Sir Roger als Dominic Toretto in Fast -& Furious, Übertreibung macht anschaulich.


    Denn Brosnan überzeugte mich in genau einem Film, einem Dreiteiler wohl bemerkt, wirklich: In 80 Tagen um die Welt, vor einem Vierteljahrhundert.
    Steife feine britische Rolle. Ein stets diplomatisch und doch aufrecht selbstbewusst daherredender Schnösel der sich dank der Dame aus Indien auf eine Reise der Erkenntnis begibt, das war SEINE Rolle!!! Oder irre ich??? Nun..., nein. Denn das IST Brosnan.
    Ähnlich verhält es sich bei Sir Roger: seine -auch dank Lothar Blumhagen- beste Rolle ist m.E. nach die des Aston DBS fahrenden Lord Sinclairs, alter Adel (versteht sich).


    Als geniale, grandiose, phänomenale, farmose Bonds, finden sich in meinen Augen genau 4 Kandidaten: Mister Cool-Connery, Mister Unterschätzt ´69, Mister harter Tiefgang der Spät-80er und "Mister-ich-zeigs-den-Nörglern" Craig. Wer weiß, womöglich hat ja letzterer eine ähnliche Ära wie die Sir´s, denn ihm steht noch eine bondianische Zukunft bevor, er ist physich stabil und es war schon lang keine "lange Ära" mehr gegenwärtig existent.


    Resümees zu Brosnan sind eine schwierige Angelegenheit, denn seine Vorzüge täuschen nicht über die Flöhe im Fell hinweg.
    Ich -für meine Person- bin heilfroh, dass er nicht schon ab TLD vor der Kamera herumposierte, aber dennoch möchte ich seine Auftritte seit 95 nicht missen ("Ohne Top?" - "Onatopp!" :) )



    Vielen Dank, das dürfte wohl erstmal ausreichend Meinung geäußert haben...

  • Kurz offtopic:
    Moores Lebensrolle war, wenn man Bond auslässt, ganz klar die des "Saint" Simon Templar und nicht die des Brett Sinclair.
    Das wird leider nur in Deutschland vergessen, dass er mit "The Saint" die größeren Erfolge hatte als mit allem anderen (außer Bond versteht sich) und der Charakter des Saint, ähnlich wie Connery mit Bond, ganz klar verbunden mit Roger Moore ist.


    Und Pierces Durchbruch und Erfolgsrolle war auch "Remington Steele". Damit bot er sich, ähnlich wie Moore mit Simon Templar, gerade zu für die Rolle des Bond an.


    Wer der beste Bond ist, bleibt wie immer und für immer eine Geschmacksfrage.

  • Nun gut, Simon Templar war sicherlich eine für Moore charakteristisch passende und qualitativ hochwertige Serie, aber Lord Sinclair ist einfach herrlich :D


    Und um das Thema des Brosnan-Bonds für meinen Part abzuschließen, muss ich leider sagen, dass mein Darsteller-Ranking nicht grundlos folgendermaßen ist:


    Platz 1: Lazenby und Timothy
    Platz 2: Connery und Craig
    Platz 3: Moore und Pierce



    Letzten Endes -wie du schon sagtest- eine reine Geschmacksfrage.
    Was ich an der Angelegenheit nur etwas schade finde, ist die Tatsache, dass Brosnans Bond eigentlich besser wäre, jedoch dadurch verliert, dass er zu offensichtlich vergebens versucht, sich an allen guten Facetten der Ex-Bonds zu orientieren und somit sich selbst als Charakterdarsteller zu ignorieren scheint....

  • (...) Was ich an der Angelegenheit nur etwas schade finde, ist die Tatsache, dass Brosnans Bond eigentlich besser wäre, jedoch dadurch verliert, dass er zu offensichtlich vergebens versucht, sich an allen guten Facetten der Ex-Bonds zu orientieren und somit sich selbst als Charakterdarsteller zu ignorieren scheint....

    Gibt es für diese, so oft zu hörende Behauptung eigentlich Beweise? Die m. E. einzige Tatsache daran ist doch, dass Brosnan nunmal NACH Connery, Lazenby, Moore und Dalton gespielt hat. Und die wird man ihm kaum zur Last legen können! Pierce Brosnan spielt wie Brosnan, der Bond so darstellt, wie er ihn eben sieht. Immerhin kannte er Bond-Filme seit seinem 11. Lebensjahr. Ich bin möglicherweise sehr konservativ, aber die Typen-Toleranz, die man der Bond-Figur nachsagt, sollte nicht so geweitet werden, dass jedem Schauspielschul-Streber für seine Method-Acting-Experimente alle Freiheiten offenstehen. Brosnan hat sich einfach an ein Grundgerüst gehalten, dass sich in der Mehrzahl der vorangegangenen Filme bewährt hatte. Wäre er der erste oder einzige Bond-Darsteller, so frage ich mich, würdest Du ihn dann besser finden? Dieses Bewertungs-Kriterium halte ich daher für fragwürdig. Ist Dalton nur deshalb besser, weil er es ganz anders macht? ich halte Brosnan für brillant, wie auch Moore und Connery, wohlgemerkt: ich spreche von den Darstellern. Brosnans Filme empfinde ich nicht als besonders gelungen, aber diese Verantwortung lag nicht bei ihm, das waren eher Regie und Drehbuch.

  • Gibt es für diese, so oft zu hörende Behauptung eigentlich Beweise?


    Ist natürlich schwierig, eine subkektive Wahrnehmung zu beweisen.


    Mir geht es aber ganz ähnlich wie Daniel. Brosnans Bond traut sich zu wenig, aus seinem Korsett auszubrechen und wirkt daher wie ein Abziehbild bzw. wie aus dem Brioni-Katalog.
    Ich würde meinen, seine Darstellung auch dann zu glatt zu finden, wenn er der einzige Darsteller gewesen wäre. Aber wer kann diese Theorie schon verifizieren?
    Jedenfalls wirkt er auf mich wie jemand, der Bond spielt. Und nicht wie jemand, der Bond ist. Alle anderen Darsteller, mit gewissen Abstrichen also sogar Lazenby und Dalton, wirken auf mich wie Bond. Brosnan hingegen wirkt auf mich wie jemand, der aussieht wie der ultimative Bond und der die allerbesten Voraussetzungen hat. Da er Bond aber nur spielt, springt irgendwie der Funke nicht über. War seine Ehrfurcht vielleicht zu groß?!


    Ob man es beweisen kann oder nicht, ist für mich dabei gar nicht so wichtig. Es ist meine subjektive Empfindung.
    Ich gehe mittlerweile sogar so weit, dass ich nicht mehr (wie früher) der Meinung bin, dass der gute Brosnan-Bond Opfer seiner schwachen Filme wurde, sondern dass der Brosnan-Bond nach meinem Dafürhalten zur Mittelmäßigkeit seiner Filme beigetragen hat.


    Und da ich Brosnan als Person sehr mag, tut mir das sehr leid, dass ich es so empfinde.

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