DER FILM. Die Welt ist nicht genug

  • Hier die vollständige Diskussion.


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    Zitat von Spree


    Also diese sehr negative Meinung über TWINE kann ich gar nicht teilen. Gerade die psychologischen Spielchen, die Elektra mit Bond und Renard treibt, machen TWINE für mich zu einem der charakterlich interessantesten Filmen der Reihe. Auch Zuckovskys Auftritt ist wieder mal spitze. Das Finale finde ich sehr gelungen, auch Dr. Jones macht auf mich nicht so einen schlimmen Eindruck wie Stacy Sutton (das liegt aber auch daran, dass ich Denise Richards total heiß finde).


    Einzig die Action ist im Vgl. zum Vorgänger eher langweiliger geworden, besonders die Skiszenen hinterlassen bei mir ein 08/15-Gefühl. Aber in Sachen Dialoge haben Purvis & Wade (von CR mal abgesehen, da schreibe ich die Dialoge v.a. Paul Haggis zu) hier ihre beste Leistung abgeliefert. Und Brosnan wirkte mit jedem Film als Bond souveräner, auch von ihm eine gute Leistung.


    Für mich der beste Brosnan-Bond (knapp vor TND, bei dem die letzte halbe Stunde den Film nach unten zieht) und eigtl. immer im vorderen Drittel meiner Bestenliste zu finden.







  • James Bond Rewatched


    # 19: Die Welt ist nicht genug (1999)


    OT: The World is Not Enough; GB 1999; 128 Min.; R: Michael Apted; D: Pierce Brosnan, Sophie Marceau, Robert Carlyle, Denise Richards, Robbie Coltrane, Maria Grazia Cucinotta, Judi Dench, Samantha Bond, John Cleese


    Auch wenn das letzte Bondabenteuer nicht gerade brillant geriet, spülte Brosnans zweiter Film doch ordentlich Geld in die Kassen. Dennoch sahen sich die Produzenten zu gewissen Feinjustierungen gezwungen. Man wollte wieder mehr Tiefe und Handlung in die Serie bringen, anstatt wieder in die atemlose Action des Vorgängerwerks zu verfallen. Deshalb engagierte man mit Neal Purvis und Robert Wade ein vielversprechendes, junges Autoren-Duo und verpflichtete zudem den Filmemacher Michael Apted, der sich durch höchst unterschiedliche, aber durch die Bank anspruchsvolle und subtile Streifen einen Namen gemacht hatte. "The World is not Enough" sollte 007 ins neue Jahrtausend führen.


    Für diesen Film holte man ein ausgewogenes Ensemble zusammen. Pierce Brosnan agiert hier noch professioneller und lässiger, wirkt dabei aber in einzelnen Situationen fast schon einstudiert cool. Als seine Leading Ladys sehen wir Sophie Marceau und Denise Richards. Die Französin bewältigt den Part der facettenreichen Femme Fatale mit souveräner Klasse, während Richards zwar prinzipiell keine schlechte Figur macht, ihre Rolle jedoch an einigen Stellen für kräftiges Stirnrunzeln sorgt. Als Badguy Renard gibt sich der schottische Ausnahmeschauspieler Robert Carlyle die Ehre. Er zeichnet ein dreidimensionales Bild des Ex-KGB-Agenten, kann jedoch aufgrund der dramaturgischen Limitiertheit seiner Figur nicht seine ganze Klasse ausspielen. Carlyles Handlanger sind zwar zahlreich vertreten, überbieten sich aber leider in Profil- und Bedeutungslosigkeit, was angesichts so fähiger Akteure wie Ulrich Thomsen mehr als bedauerlich ist. Allein die kurvenreiche Maria Grazia Cucinotta kann mit ihrem fulminanten Kurzauftritt Eindruck hinterlassen. Bei den Helfern sieht man mit Colin Salmon und Michael Kitchen vertraute Gesichter und auch Robbie Coltrane darf noch mal in seiner Paraderolle aus "GoldenEye" glänzen. Judi Dench liefert ihre bisher beste Leistung ab, während Samantha Bond und John Cleese leider weit unter ihren Möglichkeiten bleiben. Abschied muss man dagegen von dem großen Desmond Llewelyn nehmen, der in siebzehn Bondfilmen den Waffenmeister gab und hier einen emotionalen und würdigen Ausstand geben darf. Die laszive Serena Scott Thomas rundet die Besetzung ab.


    Mit Michael Apted kam der erste Regisseur ans Ruder, dessen Renommee seine Schatten weit voraus warf. Leider merkt man das dem fertigen Film nur bedingt an. Zwar setzt Apted gute, neue Akzente, aber diese führen mitnichten zu einem wirklichen neuen Sehgefühl innerhalb der Reihe. Vieles an "The World is not Enough" wirkt noch zu gewollt und standardmäßig. Dennoch überzeugen die emotionalen Momente weit mehr als in den beiden Vorgängern und Apteds Inszenierung weist nicht eine so hohle Einförmigkeit wie bei seinem Vorgänger auf. Zweifellos geht das dafür zulasten des Tempos. Brosnans dritter Einsatz wirkt langatmiger, was man aber nicht etwa an fehlender Action festmachen kann, sondern vielmehr an dem Umstand, dass diese von ein, zwei Ausnahmen abgesehen so routiniert und behäbig wie selten daherkommt. In den Action-Sequenzen verpufft Apteds kreativer Input weitestgehend und er kann in diesem Bereich keine Akzente setzen. Insgesamt macht er seine Sache aber ordentlich. Das Drehbuch von Neal Purvis, Robert Wade und Bruce Feirstein macht einen ganz guten Eindruck. Die Story ist gelungen und beinhaltet innovative und frische Ideen. Das sich das Ganze nicht so entfalten kann, könnte daran liegen, dass man auch in der Inszenierung mehr auf Bond-Standards, als auf radikale Stilbrüche setzt. Aus der Konstellation Bond-Elektra-Renard-M hätte man noch mehr herausholen und zudem die Villains noch besser ausleuchten können. Auch die Ölfelder hätten als Action-Schauplatz besser und interessanter gewirkt, als etwa die schneebedeckten Gipfel oder die Pinewood-Kaviarfabrik. Insgesamt scheint hier der Mut wieder etwas zögerlicher Sicherheit gewichen zu sein und man verfiel weitgehend wieder in das Fahrwasser der Routine. Den Autoren gelang also zwar kein hochklassiges Skript, aber der Plot gehört trotz allem zu den besten Stoffen, die nicht auf Vorlagenmaterial basieren.


    Der zweite Score von David Arnold fehlt annehmbar aus, bietet aber keine wirklichen Besonderheiten oder Highlights. Garbage`s Titelsong ist dafür von bestechender Qualität und darf zu den besseren Liedern der Reihe gezählt werden. Das Titeldesign von Daniel Kleinman ist abermals ein Augenschmaus, muss sich aber doch knapp den beiden vorherigen Sequenzen geschlagen geben. Nun zeichnet sich wieder Peter Lamont für die Dekors verantwortlich. Sein Production Design unterbietet zwar das von Allan Cameron nicht, dümpelt aber dafür nur auf einem unterdurschnittlichen Niveau herum. Mit England, Schottland, Spanien, Aserbaidschan und der Türkei hat man abwechslungsreiche Locations aufgetan, die aber im Hinblick auf ihre optischen Attraktionen nur unzureichend genutzt werden. Die Cinematographie von Adrian Biddle stellt demgegenüber wieder eine Verbesserung dar. Der Kameramann findet für jeden Handlungsort adäquate Farbpaletten und auch die Action-Szenen werden weitgehend ansprechend eingefangen.


    Gesamtwirkung: Ein anspruchsvoller Serienbeitrag, dessen inhaltliche Innovationen leider durch die Serienästhetik und die 007-Standards in erheblichem Maße ausgebremst werden. Dennoch präsentiert sich die Handlung originell, der Cast ambitioniert und die Inszenierung solide. Dagegen sorgen einige verpasste Chancen, teils mager arrangierte Action-Einlagen, Durststrecken im Filmverlauf und erhebliche Schwächen in punkto Handlungsortnutzung und Production Design nicht gerade für Begeisterung. Dennoch präsentiert sich Pierce Brosnans dritter Einsatz als sein bisher rundester. So handelt es sich bei "The World is not Enough" insgesamt um jenen Film der Brosnan-Dekade, der über die gesamte Filmlaufzeit hinweg seine Qualität am besten aufrechterhalten konnte und zudem mit einem Hauch von (Neo-)Noirstimmung bestechen kann.


    Meine Wertung: 3,5 von 5 Punkten

  • Dass Ulrich Thomsen ziemlich schnell erledigt wird, finde ich auvh Schade, aber damals war er doch außerhalb Dänemarks eh nicht so bekannt. Selbst heute kennen ihn nur Insider.
    Verblüffend fand ich dann eher wie mickrig Claude Oliver Rudolphs Rolle ausfiel. Und ja, die Handlanger von Renard sind nicht gerade Erinnerungswürdig, selbst Goldies Rolle ist ziemlich peinlich.
    Ansosnten finde ich die Besetzung ganz gut. Zustimmung bei Brosnan, ein paar zu gewollt coole Szenen, wie zum Beispiel als er nach Zukovsky fragt, aber ansonsten, für mich, seine beste Darbietung. Die beißt sich halt mit den paar zu "coolen" Szenen.
    Die Action fand ich ganz gut, weniger Geballer als in TND, aber die Ski Action ist leider nicht so prägnant wie in den früheren Bondfilmen.
    TWINE finde ich aber besser als TND und DAD. Die Wertung, ich selber schwanke so zwischen 3 und 3,5/5.

  • TWINE war ja schon immer mein Favorit unter den Brosnans, mittlerweile ist TND wieder eng rangerückt. Mich fasziniert hier Marceaus (Doppel-)Spiel, auch wenn es in manchen Szenen sogar noch stärker ausgeprägt sein könnte: Zum Schluss ist - entgegen Bonds Vermutung sie sei Renard verfallen - doch Elektra zu eindeutig in der dominanten Rolle. Die Konstellation zw. den Villains und Bond, der zeitweise mit Renard um Elektras Gunst wetteifert, finde ich aber sehr reizvoll.
    Zusätzlich lässt Coltrane als Zukovsky mein Herz immer höher schlagen, auch wenn die letzte Geste vielleicht etwas zu altmodisch und ritterlich ist.
    Die Schwäche von TWINE ist sicherlich, dass der Regisseur aus der interessanten Charakterkonstellation und dem hervorragenden Ensemble (Denise Richards überzeugt mich zumindest optisch :love: ) nicht immer alles rausholt, einige Male sogar leicht in den Kitsch abrutscht und dass den Actionszenen - trotz guter Ideen (Themse, Paragleiterschlitten, Sägeblätter, Pipeline) - irgendwie der gewisse Bond-Pep fehlt.
    Trotz allem muss sich der Film vor seinen Vorgängern nicht verstecken und hat seinen Platz nach meinen Favoriten recht sicher.


    Beste Szenen: Q ;( , 1. Treffen mit Zukovsky, Pierces Gesicht, als er entdeckt, was er als "Schmiergeld" in der Tasche hat, Elektras letzte Szenen (Bonds Folter, Elektras kurzes Schwanken und dann doch die arrogante Dominanz eines verzogenen Kindes vor ihrem Tod, Bonds Oneliner danach)
    Schlechteste Szenen: Bond und Renard im Bett mit Elektra, keinerlei Einfangen der Schauplätze Kasachstan und Istanbul, eher lahme Actionszenen (vllt. bis auf den Bunker, aus dem Renard das Plutonium klaut)

  • Ich weiß einfach nicht, warum der Film bei mir überhaupt nicht zündet.
    Bei unserer London-Location-Tour war ich speziell auch von den TWINE-Drehorten (Casino, Bootsfahrt) sehr begeistert. Die Ideen sind an sich gut, wir bekommen sogar mal wieder einen Ski-Bond, die Örtlichkeiten sind außergewöhnlich. Auch die Einbindung des Themas "Öl" und die Undurchsichtigkeit der Villainfrau waren innovativ (normalerweise weiß man von Anfang an, wer der Bösewicht ist - dies wurde in TWINE weit besser gelöst als in FYEO). Und dass wir überhaupt einen weiblichen Villain bekommen, ist eine gute Idee.


    Was aber bringt mich soweit, dass TWINE und DAD sich den letzten Platz fast teilen müssen?


    Irgendwie langweilt mich der Film. V.a. das künstliche Ende im U-Boot am völllig verschenkten Schauplatz Istanbul ist misslungen. Die Idee mit dem Jungfrauenturm war an sich sehr gut, nur kam mal wieder eine für das Brosnan-Zeitalter typische Künstlichkeit auf, bei der man nur schwer die Zusammenhänge zwischen den Studio-Drehs und den vermeintlichen Handlungsorten herstellen kann.
    Ähnlich verhält es sich mit der ermüdenden Kasachstan-Szene mit (dem seinerzeit als Bondvillain angekündigten) Claude Oliver Rudoplh als Akakievich. Ööööde!
    Die zu vielen Charaktere sowohl auf Seiten der Bösen (Gabor, Davidov, Akakievich, Bull, Arkov,...) als auch im aufgeblähten MI6 (was Robinson für eine Funktion hat, habe ich nie verstanden) verwirren zudem. Da lobe ich mir ein schlankes Line-Up wie in Skyfall.


    Top ist natürlich die PTS von TWINE, wenn auch etwas zu lange. Gefühlt ist für mich irgendwie der Bilbao-Teil die PTS. Dass dann auch noch der London-Themse-Teil dazu kommt, ist zu viel vor dem Titel. Aber nichtsdestotrotz: Stark.


    Schwach ist für mich die wahllose und effekthascherische Aneinanderreihung von Action-Sequenzen, die in sich gesehen nicht viel Sinn ergeben.
    Wieso geht Bond zum Skifahren mit? Und warum fährt Electra überhaupt in diesem Moment Ski? Das wirkt sehr unpassend und ergibt nur dann Sinn, wenn man daraus eine (mittelmäßige!) Action-Szene machen wollte.
    Ähnlich verhält es sich mit Zukovskys Kaviarfarm. Man brauchte wohl einen Vorwand, um die Idee des geteilten Autos umsetzen zu können.


    Überhaupt nicht gezündet hat für mich auch der Co-Villain Renard, der ein solch schweres Schicksal hat, dass er statt böse schon fast bemitleidenswert daherkommt.
    Ein guter Schauspieler wurde völlig verschenkt, da zu eindimensional dargestellt. Da hatte sogar sein Hologramm noch mehr Facetten (auch eine schwache Szene, da aus dem "Nichts" auf einmal der Villain genannt wird - hier wäre es schöner gewesen, wenn eine gewisse Recherchearbeit des Doppelnullagenten notwendig gewesen wäre).


    Belanglos finde ich den Score Arnolds. Das Titellied von Garbage weiß aber zu gefallen.


    Summa summarum ein eigentümlich episodenhaft wirkender Bondfilm, der viel seines zweifellos vorhandenen Potentials in zu großer Ambitioniertheit erstickt.


    Aber nichtsdestotrotz hatte er seine Momente. Und eine beachtliche Fangemeinde spricht zudem für sich.

  • Top ist natürlich die PTS von TWINE, wenn auch etwas zu lange. Gefühlt ist für mich irgendwie der Bilbao-Teil die PTS. Dass dann auch noch der London-Themse-Teil dazu kommt, ist zu viel vor dem Titel.


    Belanglos finde ich den Score Arnolds. Das Titellied von Garbage weiß aber zu gefallen.


    der viel seines zweifellos vorhandenen Potentials in zu großer Ambitioniertheit erstickt.


    Besonders diese Punkte kommen bei mir auch jedes Mal zuerst in den Sinn, nachdem ich diesen Film geschaut habe.

  • Nachdem dieser Film nun 1,5 Jahrzehnte "auf dem Buckel" hat (das Spiel "nur" 14 Jahre), äußere ich mich nun ebenfalls über dessen Stärken und -leider- auch Schwächen. Denn wer weiß, wie dieser Film geworden wäre, wenn man keinerlei Potential verschenkt hätte, denn dieses war durchaus nicht unvorhanden. :)


    Zuerst zur PTS, da diese den Beginn darstellt:
    -etwas lang, jedoch dennoch kurzweilig
    -recht spannend, jedoch nicht fesselnder als jene der anderen Bonds
    -Brosnan wirkt hier seltsamerweise sicherer als sonst, bzw. zuvor - schwer zu beschreiben...


    Was den Titelsong anbelangt, so schuf man etwas, dass sich düstererweise mit der dunklen Atmosphäre des Films deckt. Ein recht ruhiges und schönes Lied.


    Was die eigentliche Haupthandlung des Werkes anbelangt, so sehen wir in Die Welt ist nicht genug leider, dass das Drehbuch etwas wirr wirkt.
    Zudem finde ich, dass der Film in Anbetracht seiner eigentlich nicht uninteressanten Themen und Schauplätze keineswegs kurzweilig erscheint.
    Denise Richards weiß zu gefallen, wirkte mir für ihre Rolle jedoch noch nicht echt genug, was aber dafür bei Sophie Marceau der Fall war.
    Sie passt hervorragend in ihre Rolle, ist wie ich finde der Star des Films und spielt eine verführerische und doch zwielichtige sowie psychisch kranke Lady.
    Die Rolle des männlichen Villains ist etwas eigenartig. Tatsächlich wirkt die Figur eher jämmerlich als furchteinflößend, was aber durch die herrscherische Synchronstimme wieder wettgemacht wurde. Insgesamt ein eher ungewöhnlicher Film, der einiges nicht ganz richtig macht, jedoch Substanz hat.


    Einen besonderen Platz im Herzen der Bondfreunde und Fans hat er wohl überwiegend deswegen, weil der klassische Q würdevoll seinen Abschied zelebrieren durfte und im wahrsten Sinne des Wortes langsam verschwand, R.I.P. Desmond. Nach seinem Verschwinden konnte mich John Cleese in der Rolle nicht so gänzlich ansprechen.

  • Ohne diesen Thread unnötig mit der eigentlichen Thematik fremd seienden Kurzartikeln zu belasten, möchte ich nun auf das 99er Filmdrama TWINE eingehen.
    Eigentlich wollte ich aufgrund des verkratzten Zustands nur prüfen, ob der DVD-Player noch die Disk zu erkennen vermag, doch da ich ja diesbezüglich durchaus ein ganz Schlimmer bin und festgestellt hatte dass dem so war, konnte ich es nicht lassen und ließ den Silberling tatsächlich volle zwei Stunden im Laufwerk routieren.


    In meine Top Five wird es der Film nie schaffen, da er zeitweise nicht bei mir zünden konnte. Im Übrigen verstand ich bis heute nicht, wieso Ski gefahren wurde?!
    Diese eine Logiklücke (es sei denn es liegt daran dass ich einfach nicht begreife worin der Sinn liegt), verzeihe ich dem Werk jedoch gern - der Berge wegen.
    Angefangen in Espana (den spanischen Buchstaben vor dem zweiten A bekomme ich auf meiner Tastatur nicht hin), strahlt TWINE nämlich sofort eine Exotik aus.
    Früh bemerkte ich, dass ich die Komplexität unterschätzte und mich darin täuschte, gedacht zu haben, dass die gesamte filmische Kunst einfacher gestrickt sei.
    Früh empfand ich auch die erzeugte Dramatik als sehr interessant inszeniert, überhaupt ist der Regisseur (aus heutiger Sicht) dank Filmen wie beispielsweise "Genug" ein künstlerisch angehauchter Spannungsaufbaumeister, hinzu kommt in seinem Bondfilm eine äußerst traurige, jedoch außerordentlich angenehme Titelmusik. Wenn der Score in atemberaubendem Hauch von düsterster Dramatik das wehende Gewand von Sophie Marceau begleitet, entfaltet sich Mysteriöses.
    Ein/mein Beweggrund für das Einstellen der deutschen Tonspur war es, dass Renard von dem Stimmhelden meiner Generation synchronisiert wurde. Höre ich Martin reden, sehe ich Vin Diesel alias Dominic Toretto vor mir, oder eben auch Sam Fisher. Zu Nicolas Cage passt selbiges Organ ebenfalls, jedoch weitaus weniger.
    Ein weiteres Bestbeispiel für fantastische Stimmresonanz ist Pierce Brosnan, wenn man Frank Glaubrecht ans Mikrofon lässt. Doch unabhängig vom Klang, gefiel mir Brosnan insbesondere in der zweiten Hälfte des Films besser als erwartet. Den bondigen Tiefgang des Charakters Bond, stellt er zwar weniger echt dar als sein Vorgänger und sein Nachfolger dies tun, aber andererseits prägte er die Rolle auch nicht unwesentlich. Als aufgesetzt empfand ich es dann aber doch, dass er gar unterhalb der Wasseroberfläche seine Krawatte zurechtrückte, noch klischeehafter ginge es beim besten Willen nicht. Einen Lacheffekt ließ dafür sein den Abspann ankündigender One-liner "Ich dachte Christmas kommt nur einmal im Jahr" in mir entstehen, einer der wenigen wirklich unverzichtbaren Gags der Bond-Ära Brosnans.
    Und gleichwohl Denise Richards einen Award für das Darstellen der womöglich unglaubwürdigsten Atomwissenschaftlerin der Filmgeschichte hätte bekommen sollen, liegt es meines Erachtens eher an dem Drehbuch, als an ihr selbst, keineswegs kann man ihr diesbezüglich einen Vorwurf machen, unschön nur die Rollengestaltung.


    Doch obwohl es sich so liest, als hätte der Film in mir keine Begeisterungsströme durchfließen lassen, war dem weniger so, sondern vielmehr erstaunte mich der Tiefgang, der "psychologische Part" ebenso. Auch die enge, wenn auch unentspannte Bindung zwischen 007 und M wird sehr herzergreifend thematisiert.
    Toll auch, dass James mit einem Fünfliter-V8 mit 400 Pferdestärken unterwegs ist, gleichwohl dieser kreissägenartig separiert wird, was wiederum unschön erschien.
    Doch ignorieren wir an dieser Stelle mal die Kfz-Problematik, habe ich die Stärken des Films der Schwächen wegen übersehen - bis zum heutigen Tage zumindest.

  • Mal 2 Fragen zu TWINE:


    1. Kann mir mal jemand Robert Kings Tod erklären?
    Irgendwie ist das mit der Explosion durch die Nadel sehr verwirrend...


    2. Was genau hat es mit der Geldübergabe in Bilbao auf sich? Wofür genau bekommt Bond das Geld und wie kommt er dann (mittels des Wechselkurses) darauf, dass der alte Terrorist wieder aktiv ist?

  • 1. Renard hat das Geld mit einer entzündlichen Chemie überzogen und mit einem elektronischen Zünder versehen. Elektra hat Kings Krawattennadel mit der anderen Hälfte des Zünders ausgetauscht, die den Zünder ab einer bestimmten Distanz zur Nadel aktiviert. Sobald er dem Geld mit dieser Nadel also zu nahe kommt ... Bumm!


    2. Keine Ahnung, den Teil mit "gestohlene Berichte", "Wechselkurs", "Datei gesperrt" und "Ihr Entführer ist zurück" hab ich auch nie verstanden. :think:

  • @ Kronsteen & Spree


    Es ist zwar schon wieder länger her, dass ich den Film gesehen habe, aber ich versuche einmal zu rekapitulieren. Ich finde allerdings auch, dass sich dieser Handlungsstrang nur schwer erschließt, da er auch nicht vollständig erklärt und aufgelöst wird. Ein typischer Fall von "Wie bekommen wir die Handlung vernünftig in Gang?"... ;) Daher ein Versuch:


    Wie bekannt ist, wurde Elektra von Renard und Co. entführt. Die Entführer forderten 5 Millionen Dollar Lösegeld und Sir Robert King wandte sich an M, die ihm riet nicht zu zahlen. M wollte auf Zeit spielen und setzte 009 auf Renard an. Derweil konnte Elektra laut TV-Beitrag entkommen, nachdem sie mehrere Entführer erschossen hatte. Danach gelang es 009 Renard in den Kopf zu schießen, was dieser schwer verletzt überlebte. Die eigentliche Filmhandlung dürfte - meines Erachtens - so etwa zwei Jahre nach diesen Ereignissen einsetzen. Renard hatte einen Racheplan ausgearbeitet. Terroristen sabotieren Kings Öl-Imperium und er erhält von Renard inkognito das Angebot einen geheimen Bericht des russischen Ministeriums in die Hand zu bekommen, der die Terroristen und deren Hintergrund möglicherweise aufdecken könnte. Als Mittelsmann fungiert hier der Schweizer Bankier Lachaise, der von Renards rechter Hand, dem Cigar Girl, überwacht wird, falls etwas schieflaufen sollte. Gleichzeitig hatte M wohl einen Mi6-Agenten darauf angesetzt, die Transaktion zu überwachen. Diesen musste man natürlich als Gefahrenquelle ausschalten und wollte somit auch den Mi6 auf die Sache aufmerksam zu machen. Und hier wird es etwas merkwürdig. Irgendwie macht Lachaise King auf einmal das Angebot, ihm das Geld wieder zu beschaffen, obwohl dieser den gestohlenen Bericht erhalten hat. King ist als Geschäftsmann natürlich interessiert. M schickt Bond daraufhin nach Bilbao, um das Geld in Empfang zu nehmen und gleichzeitig zu ermitteln, wieso sein Mi6-Kollege sterben musste. Das ist jedoch genau Renards Plan, da er will, dass das Geld den Weg zurück zu King findet, um diesen mit dem Zünder zu töten. Lachaise und das Cigar Girl waren in der Folge für Renard wohl mehr oder minder eingeplante "Kollateralschäden".


    007 bringt das Geld zurück nach London. Als Bond in Ms Büro den Drink nimmt, bemerkt er, dass das Eiswasser an seinen Fingern chemisch reagiert. Da er zuvor einige der Geldbündel in der Hand hatte, liegt der Schluss nahe, dass diese mit einer Flüssigkeit getränkt waren. Außerdem irritiert ihn, warum jemand wollte, dass er Bilbao lebend verlässt. Bond zählt eins und eins zusammen, doch da ist es schon zu spät. Später informiert sich Bond über die Entführung von Elektra King. Deren Akte wurde von M gesperrt, da sie eine Freundin der King-Familie ist und vermutlich - wie sie Bond gegenüber später eingesteht - Fehler gemacht hat und ihre Rolle in dieser Angelegenheit wohl verschleiern wollte (frühe Schatten der "Skyfall"-M?). Als Bond Elektra Kings Geiselfoto mit der Lösegeld-Forderung sieht, wird er stutzig. Er vergleicht den Wechselkurs zwischen Dollar und Pfund und erkennt, dass die Summe von 5 Millionen USD exakt dem Wechselwert der Geldsumme entspricht, die er zurückgebracht hat. Da zudem die Pfundsumme eine recht krude Zahl mit vielen kleineren Beträgen ist (um exakt auf die Wechselkurssumme zu kommen) folgert Bond, dass man hier bewusst einen Hinweis damit verknüpfen wollte: "Eine Botschaft: Ihr Terrorist meldet sich zurück." Dubios bleibt allerdings die ganze Sache um den Bericht der Atomenergie-Behörde, den Tod des Mi6-Agenten und Lachaise` Geldrückholaktion. Vielleicht gibt die Romanversion (die ich nicht besitze) hier aber ein paar Antworten? Ansonsten würde ich sagen: Vernachlässigbare Drehbuch-Lücken...

  • Danke für die ausführliche Erklärung, Scarpine! :) Klingt schlüssig, wenn auch etwas kompliziert und an den Haaren herbeigezogen. Aber wie Du schon sagst: Die Handlung muss in Gang kommen. Und Logik war noch nie die Stärke der Bondfilme. ;)

  • Vielen Dank, Scarpine! :thx:
    Du hast das sehr gut erklärt und auch die lückenhaften Details offenbart. Ich denke du hast recht, die Rückgabe des Geldes diente nur als Lockvogel um King das behandelte Geld zukommen zu lassen.
    Trotzdem darf man bezweifeln, dass Elektra und Renard keinen einfacheren Weg finden hätten können, um sich an King und M zu rächen.

  • Trotzdem darf man bezweifeln, dass Elektra und Renard keinen einfacheren Weg finden hätten können, um sich an King und M zu rächen.


    Einen einfacheren mit Sicherheit, aber darum geht es doch bei Rache nicht unbedingt. Jemanden, den man für geldgierig hält, mit Geld in die Luft zu jagen, hat schon eine ironische Kreativität. Und einen gewissen "Midas touch". Außerdem wird nicht nur King dabei getötet und eine wirkungsvolle Visitenkarte hinterlassen, sondern auch der MI6 in seinem "Allerheiligsten" getroffen und M persönlich dadurch gedemütigt. Vier Fliegen mit einer Klappe.


    Wie Bond über das MI6-Logo rennt, King lächelnd das Geld in Empfang nimmt und die Nadel ihn in die ewigen Jagdgründe schickt, ist für mich immer ein kleiner Gänsehautmoment im Film. Angesichts der diversen pseudo-genialen Unwägbarkeiten in Silvas Plan in SF beispielsweise finde ich den Racheplan hier doch etwas plausibler, und innerhalb des Filmuniversums funktionierender.

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