Hier die vollständige Diskussion.
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Zitat von KronsteenAlles anzeigen
Für mich kurz vor DAD der zweitschlechteste Bondfilm.
Zwar mit einer interessanten Handlung und einer tollen Schurkin ausgestattet, so findet TWINE bei mir nie richtige Spannung.
Zu viele verschiedene unwichtige Charaktere (Davidov, Arkow, Akakievich, Gabor, etc.), ein schwaches Bondgirl, ein bemitleidenswerter Renard und das mit DAD zusammen schwächste Finale aller Bondfilme geben den Rest.
Für mich kommt nur selten Atmosphäre auf - ich habe irgendwie immer das gefühl, im Studio zu sein.
So ist Istanbul mehr als verschenkt (vergleicht man es mit der grandiosen Umsetzung in FRWL).
Dass man Kasachstan und Aserbaidschan als Schauplätze wählte, muss man lobend erwähnen (mal was anderes).
Zitat von Spree
Also diese sehr negative Meinung über TWINE kann ich gar nicht teilen. Gerade die psychologischen Spielchen, die Elektra mit Bond und Renard treibt, machen TWINE für mich zu einem der charakterlich interessantesten Filmen der Reihe. Auch Zuckovskys Auftritt ist wieder mal spitze. Das Finale finde ich sehr gelungen, auch Dr. Jones macht auf mich nicht so einen schlimmen Eindruck wie Stacy Sutton (das liegt aber auch daran, dass ich Denise Richards total heiß finde).
Einzig die Action ist im Vgl. zum Vorgänger eher langweiliger geworden, besonders die Skiszenen hinterlassen bei mir ein 08/15-Gefühl. Aber in Sachen Dialoge haben Purvis & Wade (von CR mal abgesehen, da schreibe ich die Dialoge v.a. Paul Haggis zu) hier ihre beste Leistung abgeliefert. Und Brosnan wirkte mit jedem Film als Bond souveräner, auch von ihm eine gute Leistung.
Für mich der beste Brosnan-Bond (knapp vor TND, bei dem die letzte halbe Stunde den Film nach unten zieht) und eigtl. immer im vorderen Drittel meiner Bestenliste zu finden.
Zitat von ThunderballAlles anzeigen
Ich teile die Ansicht, dass TWINE in Sachen Action im Vergleich zu TND ein wenig abfällt. Die Skiszenen in diesem Film wirken auf mich irgendwie nie so interessant wie die in den Vorgängerfilmen.
Die Verfolgungsjagd auf der Themse hat zwar was, aber sie macht die Pre-Title-Sequenz einfach zu lang.
Die Story an sich gefällt mir jedoch und beinhaltet einige schöne, neue Aspekte wie z.B. die Schulterverletzung Bonds, eine starke weibliche Schurkenrolle mit Elektra (Sophie Marceau finde ich richtig Klasse) und eine stärkere Einbeziehung von Judi Dench in die Handlung.
Denise Richards hinterlässt in ihrer belanglosen Rolle allenfalls optisch einen bleibenden Eindruck - aber das ist ja auch schon was. :lips:
Der Figur Renard kann ich eher weniger abgewinnen. Die Idee mit der Kugel im Kopf war zwar gelungen, doch insgesamt gesehen finde ich, dass Elektra die deutlich interessantere Figur ist.
Zitat von felixleitnerAlles anzeigen
Als ich TWINE im Kino gesehen habe, dachte ich: "Der bisher beste Brosnan-Bond!". Ein überzeugenderes Schurkenpaar, eine interessantere Handlung.
Nach mehrmaligem Betrachten muss ich aber Kronsteen zustimmen: Irgendwie kommt der Film nicht so richtig aus den Pötten. So begrüßenswert manche Elemente sind (M's Part, Sophie Marceau's vielschichtige Rolle) - das Ganze schleppt sich teilweise recht träge dahin, richtige Spannung kommt nicht auf. Der Versuch weniger atemloses Knallbumm und mehr Handlung & Emotion zu bringen, geht schief - zu langweilig die Handlung, zu durchschnittlich die Action.
Die Jagd auf der Themse und die rasante Fahrt in der Pipeline sind noch die Highlights, der Rest fällt einfach ab. Skiszenen gab's wirklich schon zu genüge und Bessere, auch ist die Motivation für den Angriff sehr dünn: Electra hätte ja auch was passieren können. Jedenfalls schon ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, das Ganze und eher eine der Da-muss-jetzt-noch-eine-Verfolgungsjagd-eingebaut-werden-Szenen. Die Überlänge des Pre-titles lässt diesen zudem an Wirkung verlieren und zeigt, dass es nicht immer gut ist, wenn man das Rad unbedingt neu erfinden will. Zwei ausgewalzte Sequenzen machen den klassischen Pre-title-Bond-Kick einfach kaputt, auch wenn die Themsen-Jagd wie gesagt seht gut ist. Das Finale ist ganz ok, wenn auch nicht gerade atemberaubend. Jedenfalls besser als das des Vorgängers.
Renard gefällt mir aber ganz gut, da ich Carlyle ohne weiteres einen Terroristen abnehme, jedenfalls mehr als Pryce seinen Carver. Und Sophie Marceau ist das Ass des Films, eine erfrischende Neuerscheinung im Bond-Universum. Die restlichen Henchmen bleiben aber etwas blass. Christmas Jones hake ich mal unter Bond-Humor ab: Lara Croft ist ja auch, äh, Archäologin. Und die Richards ist wirklich mjam. Grüße an Spree (Ist die eigentlich noch solo?)
Brosnan agiert mittlerweile souverän, hat starke Momente. Manchmal wirkt er aber auch ein bisschen, naja, leblos, zu routiniert (weiss nicht recht, wie ich es anders ausdrücken soll). Vielleicht hat das aber auch mit dem Gesamteindruck des Films zu tun.
Die Drehorte hinterlassen, wie eigentlich bei allen Brosnan-Bonds, kaum bleibenden Eindruck: Vorbei die Zeiten, als man mit Bond schöne Postkarten-Trips nach Tokyo, Rio oder Griechenland machen konnte. Ob das an den Locations selber oder an der Art, WIE sie gefilmt wurden liegt, weiss ich nicht. Jedenfalls bleibt alles irgenwie trist und gedämpft. Zugegebenermaßen hat das auch damit zu tun, dass die meisten Leute mit Kasachstan nichts richtig assoziieren können. Es gibt halt keine (Klischee-)Vorstellungen dazu, die ein Bond-Film dann bedienen könnte... Skifahren kann Bond jedenfalls auch in der Schweiz.
Fazit: Irgendwie wurde hier vieles richtig gemacht und trotzdem packt es einen nicht. Vielleicht war Apdet als Regisseur einfach nicht die richtige Wahl...
P.S.: Hätt´ ich beinahe vergessen: War doch wieder die alte Goldfinger-Plotte...[br][br]
Zitat von DoctorMoVeAlles anzeigen
Erstmal eins vorweg: TWINE hätte selbstverständlich wesentlich breiter, souveräner, kurz gesagt: einfach besser sein können. Keine Frage...
ABER: Wir befinden uns hier im Bezugskosmos der Brosnan-Ära. Perfektionsansprüche wie zu Connery's Zeiten waren 1999 einfach ausserhalb der Diskussion.
Die Franchise steckte imho nach den GE-TND-Tiefschlägen, trotz den finanziellen Erfolgen, in einer nie dagewesenen Qualitäts- und Stilkrise, und diese hatte etlichen Bondiasten die Serie allmählich madig gemacht...
Als ich Mitte 99' die ersten Trailer zu TWINE sah, schienen sich meine weit heruntergefahrenen Erwartungen leider übel zu bestätigen. Böse schwarze , motorisierte Paragleitfallschirme ? Schon wieder ein neuer BMW ? Barbie-Face Denis Richards im Lara Croft Outfit ?
"Wie tief kann die Franchise noch sinken ?" dachte ich mir - schließlich war die letzte unsägliche halbe Stunde TND, das letzte was man von Bond zu Gesicht bekommen hatte...
Dann folgte also der Kinobesuch. Und nach den folgenden knappen 2 Stunden sollte Brosnan's Ära für mich nie mehr dieselbe sein.
Schon die erste Einstellung setzt Zeichen:
Ein Bond mit biederer Brille. Welcher Bondiast denkt hier nicht für einen kurzen Moment an OHMSS ? Und wo läuft Bond entlang ? Ein grauer Staudamm ? Ein Flohmarkt für Terroristen wo man sich kräftig ausballern kann ? Nein, das Guggenheim-Museum von Bilbao fällt in unseren Blick. Plötzlich beginnt tatsächlich jemand ein Gespräch zu führen. Schon nach weniger als einer Film-Minute ein richtiger Filmdialog. Wow. Überraschende Wendungen. Plötzliche Attentate. Die Brille entpuppt sich als erstes Gadget. Bond hieft einen dicken unhandlicher Koffer aus dem Fenster eines Büros. Sofort springt mir jedesmal auch hier OHMSS ins Bewußtsein. Ein Sprung in die Tiefe. Eine klare Monthy-Norman-E-Gitarre die genau zum richtigen Zeitpunkt einsetzt. Und schon weicht das Action-Element dem nächsten Handlungspunkt. London. Die Aussenaufnahme des MI6-Gebäudes schließt die Brücke zu GE, und zum ersten Mal wird durch ein Gebäude ein Gefühl für Kontinuität innerhalb der Brosnan-Ära geweckt... So weit so überraschend gut... Schon an dieser Stelle machte TWINE schon vieles von besagter, unsäglichen, hohlen letzten halben TND-Stunde - dem letzten verbliebenen Ära-Eindruck wieder wet.
Doch was nun folgen sollte, sprengte nicht nur Sir Robert King in die Luft - nein, mit einem Schlag waren all meine TND-Konsum-Schmerzen überwunden, und das Franchise-Ruder, das uns 10 Jahre in den Abgrund steuerte wurde für mich zum ersten, souveränen Mal weit herumgerissen... Bernhard Lee's Porträit in Judi Dench's Büro. Ein Terroranschlag zum Jahrtausendwechsel. Ein völlig irritierter und überraschter Bond. Eine offene Narbe klafft plötzlich im MI6 Gebäude. Q's Werkstatt taucht zum erstenmal in einem Pre-Title auf - und zum erstenmal wird sie sogar gleich Teil einer Actionsequenz. Bond springt in dieses Boot "hey, das ist noch nicht fertig!" - unser Bondherz schlägt schneller - herrlich schwachsinnige Düsen flammen am Heck auf. Arnold's Score immitiert Barry's FRWL-Bond is back-Tusch und wie eine Kugel schießt das Gefährt aus dem Gebäude und klatscht energetisch auf die Themse...
Kein Moment in GE oder TND ließ meine Emotionen so gekonnt aufflammen. Ja, DAS IST BOND! Die Franchise begann wieder zu leben!
Und der weitere Verlauf dieser Szene befriedigt das Action-Gemüt auf so verspielt-kreative Weise, das sie für mich jegliche Kritik über einen 'zu langen' Pre-Title ad absurdum führt. Wie kann ein energiegeladener, hochqualitativer Pre-Title denn bitte zu lang ein ? Noch dazu in einer Ära, in der man von vorherein damit rechnet das es nach dem Pre-Title heftig bergab gehen kann...
Nein, die ersten 20 Minuten sind für mich ein echter Höhepunkt von Brosnan's problematischer Ära.
Und da TWINE im weiteren Filmverlauf an keiner einzigen Stelle auf TND-'Devonshire'-Niveau heruntersackt, sondern im Gegenteil sehr viel neuen, erfrischenden charakterlichen Input der handelnden Protagonisten liefert, konnten auch die hier schon erwähnten durchschnittlichen Actionsequenzen, die blasse Farbgestaltung des Films und das zum Teil völlig verschenkte Potential der Drehorte - allen voran Istanbul - mir den Film nie wirklich madig machen.
Keine ewigen, konfusen Endlosballereien. Keine Avis-Werbeblöcke. Keine offensichtlichen Modell-Effekte. Keine unglaubwürdigen Satelliten.
Kein enttäuschender End-Title-Song. Noch nicht mal der BMW stört so richtig.
Hier wurden einfach viel zu viel Elemente stilvoller und interessanter umgesetzt, als in den beiden Vorgängern, als das ich TWINE seine Schwächen übel nehmen könnte...
Auch das stufenweise gesteigerte Finale, mit Zukowsky's Tod, dem delikaten und absolut bondigen Folterstuhl, Elektra's "I Never Miss"-Dahinscheiden, Bond's malerischer Sprung zum tauchenden U-Boot, welches später nicht minder malerisch detoniert und ein wunderbar philosophischer Schlußkampf bei dem es primär darum geht, wer seinen symbolischen Phallus besser wo und in was reinzurammen weiß...
In der hiesigen Lokal-Presse las ich damals: "Endlich wieder ein richtiger Bondfilm!"
So würde ich es zwar nicht unbedingt ausdrücken, denn zu "richtig" gehört natürlich mehr, aber die Intention und die Emotion dieses Kritikers konnte ich immer verstehen... Es ging wieder aufwärts.
Der beste Bondfilm des schwächsten Franchise-Jahrzehnts heißt somit für mich TWINE!