DER FILM: Stirb an einem anderen Tag

  • Also ehrlich gesagt haben mich die (angeblich) schlechten CGI-Effekte in DAD nie gestört. Vielleicht bin ich ja einfach nur naiv bzw. ein Banause ;) . Denn auch eine mässige CGI finde ich immer noch besser als sichtbar im Studio oder - und noch schlimmer - vor Leinwand gedreht ^^

  • Ich wollte schon fragen, was mit dir los ist, dass du dich nicht mal mehr von NTTD provozieren lässt :P Aber mit dem Hinweis auf die schlechte CGI in DAD ist wieder alles im Lot ;)

    Bin da mittlerweile schon fast drüber hinaus. ;)

    Ich muss zugeben, dass mich die ganzen Craigs (mit Ausnahme von CR) inzwischen so wenig interessieren, dass ich vermutlich die restlichen Filme im Casa schwänzen werde. :blush:

  • Habe den mal wieder gesichtet und hoffe es ist ok, wenn ich den Thread als Ventil nehme. Immerhin wurde hier recht aktuell diskutiert.

    Meine Erstsichtung war damals nicht im Kino, also fehlt mir da der besondere Draht. Dafür wenig später im Heimkino und seither immer mal wieder. These: Es ist der ambivalenteste Film der ganzen Reihe.

    Der Anfang bis nach London ist genial inszeniert, Nord Korea ein genialer Einfall als Schurke, der Witz atmet James Bond 007 durch und durch, allein die Szenen im chinesischen Hotel, herrlich. Die Introsequenz genial gestaltet, die prägnante Allegorie von Feuer und Eis sind stimmig, wenn man den Film bereits kennt. Dass das Lied nicht jedem gefallen kann, ist geschenkt. Für einen neuen 2000er Bond war es jedenfalls stimmig.

    Halle Berry dürfte der Beginn der Ambivalenz sein, die Dialoge in ihren ersten Szenen sind bodenlos. 😆 Das beeinflusst natürlich die Figurenzeichnung negativ, obwohl mir was die Figur Jinx tut wiederum gefällt. Ihre Motivation wird vage gehalten, der kaltblütige Mord am Doktor überrascht. Leider wird das danach überhaupt nicht mehr bedacht. Achso, das CGI beim Klippensprung ist schlecht, aber noch zu verkraften.

    In London mag manche das unsichtbare Auto schon vergraulen, das weiß ich. Ich finde den Auftritt von John Cleese als Q aber gekonnt. Die Pointe mit der Bedienungsanleitung ist spitze. Rosamund Pike wird genial in die Handlung eingeführt und verleiht dem Film einen beachtlichen Glamour. Dass Bond bei Miranda als Running Gag abblitzt, ist nicht nur unterhaltsam, sondern eine nötige Juxtaposition zu Berrys Verhalten vorher. Das VR Training im MI6 ist gut gealtert, obwohl es damals reines 2000er Chic sein wollte. Der Bösewicht Graves ist für meinen Geschmack zu overacted, ich weiß aber, dass manchen das gefällt. Gerade das ist sehr subjektiv, mir zum Beispiel gefällt ein Carver in TND gut mit der aufgedrehten Art, das sind aber andere Typen.


    Dann verlassen wir London und der Abspann dauert noch...


    Wenn es hoch kommt, bringt die zweite Hälfte dem Film etwa 10% vom Spaß aber 100% der Häme. Allein die erste Ansicht des Eispalastes ist grauenhaftes CGI und leider bekommen wir dies ab jetzt ständig zu sehen. Dialoge verkommen zum Fremdscham, ausnahmslos alle. Ich erspare jedem die Nennung einiger legendär schlechter Zeilen. Die gefakte Verführung zwischen Miranda und Bond ist aber gut konzipiert. Dadurch ist ihr Seitenwechsel tatsächlich recht effektiv, wenn auch Robinson die einzige prominente Alternative für den MI6 Maulwurf gewesen sein dürfte. Nur müssen wir davor und danach leider mit großen und kleinen CGI Lasern klarkommen. 😆 Gerade die Sequenz in der Bond mit dem Jetschlitten von dem Icarus Laser verfolgt wird, ich bitte euch... Warum nicht hier schon den bewaffneten Jaguar einführen, statt dieser CGI Grütze? Dann wäre auch die furchtbare Episode des Wellenreitens entfallen. Ein Graus. Auch wie derart konstruiert Jinx im Eispalast eingeschlossen wird, ist mir aufgefallen. Bond rettet sie vor Mr. Kil und schickt sie weg, um Miranda zu holen, weshalb genau, wenn Bond ohnehin direkt vorhat, Graves im Alleingang hops zu nehmen? Und dann taucht die ebenfalls im Raum auf, aber Jinx hat sie wohl auf dem Flur verpasst? 😆 Der Kampf der beiden Superautos bringt dann nochmal Laune, der Schleudersitz Spin ist einer der wenigen genialen 007 Momente der zweiten Hälfte. Zudem bin ich froh, dass sich das Kapitel Zao nun schloss.


    Wer danach more of the same erwartet, wird sogar dann enttäuscht. Jetzt wird es hemmungslos schlecht. Ein Finale bei James Bond sollte der Höhepünkt sein. Hier segeln wir wie ein abstürzendes Flugzeug dem Tiefpunkt entgegen. Erschwerend kann sein, dass es mein erster Watch ist, seitdem ich vor ein, zwei Jahren gelesen habe, dass fürs Ende die ursprünglichen Pläne verworfen wurden. In einem riesigen In-Door-Strand-Komplex sollte Graves Unterschlupf liegen, keine Flugzeugsequenz. Ob das den Film besser gemacht hätte, bleibt natürlich fraglich. Dabei ist die Idee mit der Frachtmaschine von sich gar keine schlechte, da es mit einem drohenden Absturz eine einfache Gelegenheit für den Countdown gibt. Sie birgt aber auch ein Plothole, das man leicht mit einer Dialogzeile abräumen könnte, man tut es aber nicht. Auf den Satelliten wird ein Abschuss versucht, wieso nicht auf den Flieger? Tatsächlich könnte man jede Kleinigkeit bemängeln, ich kenne Menschen die stört, dass Bond sich am Flugplatzzaun jetzt mit der Kneifzange müht, wo er sonst seine Laserarmbanduhr hat. Statt kleiner Ungereimtheiten muss ich aber die zwei Elefanten im Raum ansprechen. Filmhandwerkliche Mängel und aberwitzige Storyverläufe. CGI Flugzeug, CGI Laser, CGI Feuer und CGI Blitze aus Gustavs Bruzzzler-Kostüm. Woher kam das jetzt eigentlich und wozu. 😆 Ich muss keinem sagen, wie saumäßig schlecht das alles für den Stand der Filmtechnik war. Das Kostüm von Miranda verbuche ich der Kategorie Kurioses. Erinnert mich an die tollkühne Bikini-Ninja Kissy Suzuki aus YOLT, vermutlich wollte man nicht verzichten, beiden großen Bondgirls je einmal eine freizügige Szene zu spendieren. Alle Sinnbefreitheit ausgeblendet ist es selbstverständlich eine tolle Ästhetik. Womit es umso unverständlicher wird, weshalb die toll spielende, total mit Charme und Glamour bestechende Frau dann mit dem Tod bedacht wird. Ja sie war die Verräterin, aber sie war doch ganz sicher keine Verräterin, die man sterben sehen wollte. Dass die erklärte Fechtelitin ihre erste Kampfsituation gegen eine wohl kaum geübte Jinx verliert, treibt auch Zweifel an. Ich weiß von Männern kommt hier Zustimmung und Frauen finden es eher gerecht, wie es ist. Für mich eindeutig ein Writing Fehler. Jinx hätte den Kampf genauso gewinnen können ohne sie zu töten. Die im Nachgang erwogene Bondgirl Auskopplung hätte sich dann fast von alleine geschrieben, wenn Jinx und Frost auch beide Teil gewesen wären. Ein Pluspunkt gibt es nochmal für das Ableben von Gustav, wenn es auch herrlich übertrieben ist. Ich mag die Parallele zu seinem ersten "Tod" mit dem Hovercraft zu Filmanfang, in beiden erledigt ihn die Sogwirkung von einer Turbine. Danach kommt noch der für mich okayer Gag mit der VR Brille und Moneypenny, gefolgt von mehr unausstehlicher Berry x Brosnan und dem Abspann einer Ära.


    Als Fazit bleibt die Erinnerung an eine größtenteils gelungene erste Hälfte, vielleicht zwei Drittel 😉 und der Gewissheit, wie viel Potenzial hier verschenkt worden ist. Erschreckend, weil vermutlich schon wenige Tweaks und vor allem das Weglassen der überbordenden Dinge vieles hätte glätten können. Brosnans Stil und Schauspiel steht aber über dem allen. Da reiht sich die Leistung nahtlos ein und ich vermisse diese lockere Art an Bond immer mehr.

  • Habe den mal wieder gesichtet und hoffe es ist ok, wenn ich den Thread als Ventil nehme. Immerhin wurde hier recht aktuell diskutiert.

    Meine Erstsichtung war damals nicht im Kino, also fehlt mir da der besondere Draht. Dafür wenig später im Heimkino und seither immer mal wieder. These: Es ist der ambivalenteste Film der ganzen Reihe.

    Klar, mir ist so eine Filmdiskussion immer willkommen, auch wenn ich DAD selbst lange nicht mehr gesehen habe. Ich persönlich finde Spectre noch eine Spur ambivalenter, aber beide Filme liefern sich ein hartes Rennen in puncto: "Wer vergeigt eine (letztlich nur pseudo-)intensive emotionale Ausnahmesituation schlimmer dadurch, dass man diese Situation in einem bunten, aber qualitativ misslungenem letztem Akt pulverisiert?"

    Der Anfang bis nach London ist genial inszeniert, Nord Korea ein genialer Einfall als Schurke, der Witz atmet James Bond 007 durch und durch, allein die Szenen im chinesischen Hotel, herrlich. Die Introsequenz genial gestaltet, die prägnante Allegorie von Feuer und Eis sind stimmig, wenn man den Film bereits kennt. Dass das Lied nicht jedem gefallen kann, ist geschenkt. Für einen neuen 2000er Bond war es jedenfalls stimmig.

    Zustimmung, ich mag den Anfang bis zum Treffen mit M und Q in der U-Bahn-Station sehr, bis auf das Jinx-Treffen. Spätestens da und ab Island nimmt der Film aber schon eine steile Abbiegung nach unten.

    Und auch wenn der Titelsong 0,0 meine Musik ist, muss ich zugeben, dass er besser ins Ohr geht, als ich das möchte, spätestens aber Kleinmans geniale Titel ziehen die Titelsequenz dann endgültig in den positiven Bereich.

    Halle Berry dürfte der Beginn der Ambivalenz sein, die Dialoge in ihren ersten Szenen sind bodenlos. 😆 Das beeinflusst natürlich die Figurenzeichnung negativ, obwohl mir was die Figur Jinx tut wiederum gefällt. Ihre Motivation wird vage gehalten, der kaltblütige Mord am Doktor überrascht. Leider wird das danach überhaupt nicht mehr bedacht. Achso, das CGI beim Klippensprung ist schlecht, aber noch zu verkraften.

    Ich fnde Berry nicht ambivalent, wobei ich weiß, was du meinst. Ihre Dialoge und die Art ihres Vortrags sind zusammen mit der ultra-peinlichen Sexszene für mich aber dermaßen unerträglich, dass ich es nicht mehr schaffe, der Figur irgendetwas positives abzugewinnen. Für mich ist die gesamte Figur knapp der zweit-... nein drittgrößte Schandfleck der Franchise (kurz hatte ich "das war alles ich" und NTTD verdrängt).

    In London mag manche das unsichtbare Auto schon vergraulen, das weiß ich. Ich finde den Auftritt von John Cleese als Q aber gekonnt. Die Pointe mit der Bedienungsanleitung ist spitze. Rosamund Pike wird genial in die Handlung eingeführt und verleiht dem Film einen beachtlichen Glamour. Dass Bond bei Miranda als Running Gag abblitzt, ist nicht nur unterhaltsam, sondern eine nötige Juxtaposition zu Berrys Verhalten vorher. Das VR Training im MI6 ist gut gealtert, obwohl es damals reines 2000er Chic sein wollte. Der Bösewicht Graves ist für meinen Geschmack zu overacted, ich weiß aber, dass manchen das gefällt. Gerade das ist sehr subjektiv, mir zum Beispiel gefällt ein Carver in TND gut mit der aufgedrehten Art, das sind aber andere Typen.

    Den Gag mit dem Handbuch feiere ich auch, Pike wird gut eingeführt, jedoch wirkt sie danach in Island dermaßen überdreht (mehrfaches "Du bist wirklich schlimm/unmöglich."), da fühle ich mich schon wieder an Jinx erinnert. Ab ihrem Outing finde ich sie dann wieder besser.

    Das unsichtbare Auto und das schlechte CGI fielen für mich nie so stark ins Gewicht, weil der Film viel grundlegendere Probleme hat, da macht das CGI den Kohl dann nicht mehr fett.

    Wenn es hoch kommt, bringt die zweite Hälfte dem Film etwa 10% vom Spaß aber 100% der Häme. Allein die erste Ansicht des Eispalastes ist grauenhaftes CGI und leider bekommen wir dies ab jetzt ständig zu sehen. Dialoge verkommen zum Fremdscham, ausnahmslos alle. Ich erspare jedem die Nennung einiger legendär schlechter Zeilen. Die gefakte Verführung zwischen Miranda und Bond ist aber gut konzipiert. Dadurch ist ihr Seitenwechsel tatsächlich recht effektiv, wenn auch Robinson die einzige prominente Alternative für den MI6 Maulwurf gewesen sein dürfte. Nur müssen wir davor und danach leider mit großen und kleinen CGI Lasern klarkommen. 😆 Gerade die Sequenz in der Bond mit dem Jetschlitten von dem Icarus Laser verfolgt wird, ich bitte euch... Warum nicht hier schon den bewaffneten Jaguar einführen, statt dieser CGI Grütze? Dann wäre auch die furchtbare Episode des Wellenreitens entfallen. Ein Graus. Auch wie derart konstruiert Jinx im Eispalast eingeschlossen wird, ist mir aufgefallen. Bond rettet sie vor Mr. Kil und schickt sie weg, um Miranda zu holen, weshalb genau, wenn Bond ohnehin direkt vorhat, Graves im Alleingang hops zu nehmen? Und dann taucht die ebenfalls im Raum auf, aber Jinx hat sie wohl auf dem Flur verpasst? 😆 Der Kampf der beiden Superautos bringt dann nochmal Laune, der Schleudersitz Spin ist einer der wenigen genialen 007 Momente der zweiten Hälfte. Zudem bin ich froh, dass sich das Kapitel Zao nun schloss.

    Zustimmung, nuff said!


    Auf den Satelliten wird ein Abschuss versucht, wieso nicht auf den Flieger?

    Stimmt! Aber mir fällt sowas bei Bondfilmen nie auf!

    Das Ende im Flugzeug finde ich nicht per se schlecht, das CGI ist wie schon gesagt geschenkt. Störend finde ich hier wieder nur alles, was aus Halle Berrys Mund kommt (Kein Kinosessel kann tief genug zum Reinrutschen für das "Bitch!" und "Nimm ihn noch nicht raus!" sein). Frosts Tod finde ich hingegen schon okay, ich hätte nicht gesehen, wie man sie überleben lassen könnte. Ihr Outfit mag ich leider! :blush:

    Überraschend gut finde ich die Szene zwischen Moon und seinem Vater, auch Graves' Ableben finde ich gelungen. Ab da ist bei dem Film aber schon so viel verloren, dass das nicht mehr positiv ins Gewicht fallen kann.

    Den Moneypenny-VR-Gag finde ich hingegen unentschuldbar bodenlos und absolut entwürdiged für eine imo eigentlich tolle Samantha Bond zum Abschluss ihrer Ära. Was genau findest du daran gut oder witzig? Für mich reiht sich das ein in die Riege der vielen peinlich-misslungenen Sex-Gags, die immer wieder in den Fim eingestreut sind, ebenso wie die Schlußszene. Fühlt sich mehr nach "Eis am Stiel" als nach Bond an, wobei mir bewusst ist, dass die Schlussgags bei Bond schon immer in dem Fahrwasser schwommen. Ob der hier wirklich schlimmer ist als in MR, FYEO, OP, AVTAK oder TWINE, weiß ich nicht, bei DAD passt er halt zum Rest des Films, bei den anderen Filmen konnte man den kurzen Fremdschäm-Moment vor dem Abspann gefühlt leichter weglächeln. Für mich ist speziell aber die Moneypenny-Szene der Figur nicht würdig.


    Da dir das Erstsichtungserlebnis im Kino fehlt, ergänze ich hier meine Erfahrungen:

    Ich war zu diesem Zeitpunt extrem in die Franchise eingetaucht und auf dem Höhepunkt meiner Fan-Nerdigkeit (alle Special Edition-DVDs zusammengekauft, sogar TLD für 100 €, zig Listen erstellt, im Forum viel geschrieben). Und obwohl damals die ersten Berichte über den Film geradezu schwärmerisch waren, kam ich recht unbefriedigt aus dem Kino. Irgendwie merkte ich, dass ich die vergangenen 2 Stunden nicht den Spaß hatte, den ich hätte haben sollen.


    Im Laufe der Zeit wurde mein Urteil immer negativer, weil ich - abseits von NSNA - bis dahin nie einen derartigen Qualitätsverfall bei Bond gesehen hatte, wie in der 2. Hälfte von DAD. Im schlimmsten Fall hat ein Bondfilm damals sein Ende routiniert heruntergespielt, ohne besondere Höhe- aber auch Tiefpunkte. DAD hat hier schon mit einer Tradition gebrochen: der Film wollte mehr sein, als ein Standard-Bondfilm, hat aber weniger erreicht. Vielleicht sollte man den Versuch loben, denn evtl. gilt ja in mehrfacher Hinsicht: "Ohne DAD, kein CR!", nicht nur als Abkehr vom misslungenem Experiment, sondern eher als Festhalten an dem Versuch, die Formel aufzubrechen, was mit CR ja erfrischend gut gelungen ist.

    Was allerdings auch gilt: "Ohne CR kein SP und NTTD!" Man hat die Bondformel nicht nur aufgebrochen und dekonstruiert, sondern im Anschluss so gut wie alles, was Bond ausgemacht hat, vergessen. Wie mein Sohn, nachdem er sein 80€-Lego-Set zum ersten Mal zerlegt hat und nie wieder (auch nicht zu etwas stimmigem Neuen) zusammengebaut hat.

  • Wie schön, dass es mal wieder eine Filmdiskussion gibt :) DAD war seinerzeit der erste Bond, in den ich legal ins Kino durfte, und mein erster Kinobond (nicht der allererste, das war vermutlich ein GF oder MR...). Daher verzeihe ich ihm wirklich vieles! CGI, verschwindendes Auto, alles kein Problem.


    Als ich ihn im Casa vor einiger Zeit wieder auf der großen Leinwand gesehen habe, drängte sich aber spätestens aber der ersten Hälfte ein difusses Gefühl von Peinlichberührtheit auf, das ich nicht so genau bestimmen konnte - bis Brosman seine umfassende Analyse geschrieben hat. Die bringt es für mich absolut auf den Punkt. Nordkorea finde ich gut gemacht, Miranda ist eines meiner Lieblingsbondgirls (wie ihr Vorbild, Gala Brand, im Roman MR) - und der Fechtkampf mit Graves ist vermutlich Schuld daran, dass ich Fechten gelernt habe ;) Im Gegensatz zu anderen hier im Forum :dance: habe ich mich immer über die Anspielungen gefreut, die ich auch damals als "Nicht-Hardcore-Fan-girl" verstanden habe.

    Jinx ist am Anfang noch tolerierbar, aber dann fällt es stetig ab... und ab und ab...

    Als Fazit bleibt die Erinnerung an eine größtenteils gelungene erste Hälfte, vielleicht zwei Drittel 😉 und der Gewissheit, wie viel Potenzial hier verschenkt worden ist. Erschreckend, weil vermutlich schon wenige Tweaks und vor allem das Weglassen der überbordenden Dinge vieles hätte glätten können. Brosnans Stil und Schauspiel steht aber über dem allen. Da reiht sich die Leistung nahtlos ein und ich vermisse diese lockere Art an Bond immer mehr.

    Besser kann ich es nicht sagen! Auch wenn ich mittlerweile eher zu Dalton als Lieblingsbond tendiere: Brosnan ist der Held meiner Jugend, so lässig wäre ich auch gerne :)

    Störend finde ich hier wieder nur alles, was aus Halle Berrys Mund kommt (Kein Kinosessel kann tief genug zum Reinrutschen für das "Bitch!" und "Nimm ihn noch nicht raus!" sein).

    Oh ja! Im Casa bin ich da echt fast gestorben, schlimmer geht es kaum noch. Bei der allerersten Kinosichtung 2002 war ich mit sogar einem Date da, diesen Teil haben wir damals aber wohl beide verdrängt :D Wobei ich finde, dass auch frühere Bonds anspielungstechnisch (nicht nur am Ende, Spree) im Original auch alles andere als subtil sind (ist mir - als ich noch die Synchro gekuckt habe - aber nie so richtig aufgefallen :blush:)

  • Och... ich hab's ja schon mehrfach hier geschrieben. DAD war bei mir lange zuunterst auf meiner Bestenliste. Mittlerweile (leider) nicht mehr. Ich war zwar regelrecht schockiert als ich den Film damals im Kino gesehen habe... Bonds unrühmliche Gefangenschaft in Nordkorea, der Vanish, das ewige Eis... alles einfach schrecklich und nicht mal die erste Hälfte fand ich akzeptabel. Nach dem Trauma der letzten ca. 3 Bond-Filme hat DAD für mich aber doch - und das hätte ich nie gedacht - die rote Laterne deutlich hinter sich gelassen. Klar: Der Film ist misslungen, peinlich und es ist kein guter Bond-Film. Aber: Er versucht zumindest, sich dem klassischen Bond-Schema anzubiedern: Over the top, Bond immer cool drauf, Happy End gibt's auch. Das mit der CGI ist mir auch nie negativ aufgefallen - immer noch das kleinere Übel als die trashigen sichtbar vor Leinwand gedrehten Szenen der 60er, 70er und 80er. Diesbezüglich passt DAD schon. Und selbst mit dem unsichtbaren Aston Martin kann ich mittlerweile leben, denn mittlerweile wirkt selbst der nicht mehr ganz so unrealistisch wie vor 23 Jahren. Auch frage ich mich, wie z.B. ein MR bei mir "eingefahren" wäre, wenn ich ca. 20 alter wäre und den damals im Kino gesehen hätte. Vermutlich etwa ähnlich schräg wie DAD im Dezember 2002. Der Unterschied zu damals: Leider hatte Pierce keine Gelegenheit mehr, noch einen (oder auch mehr) "geerdeten" und würdigen Bond-Film zu seinem Abschluss zu drehen. Fies! Grad wenn man bedenkt, dass Daniel Craig sich durchsetzen konnte und Bond am Ende sterben lassen durfte :thumbdown:

  • Das Hauptproblem bei DAD war letztlich der Regisseur Lee Tamahori. Der wollte unbedingt einen comic-artigen Larger-than-Life-Bond, obwohl das ursprüngliche Drehbuch gar nicht so extrem in diese Richtung ging. Pierce Brosnan hat letztens mal zu Protokoll gegeben, daß er Probleme hatte, Tamahori zu vertrauen. Und er sollte ja damit letztlich Recht behalten. Umso bitterer, daß er dann als Haupt-Sündenbock für den Film fungierte, für viele Fans ebenso wie für die Produzenten. Wie der Artikel auch angibt, hatte man bei Tamahori wahrscheinlich auf einen zweiten Martin Campbell gehofft.


    Und auch Broccoli und Wilson hätten hier irgendwann eingreifen müssen, spätestens als klar wurde, daß für manche Effekte, die Tamahori sich wünschte, nicht genug Zeit und Budget da war. (Wenn Graves im Film zu Bond sagt "Sie können meine Träume nicht stoppen, aber meine Träume können Sie stoppen", passt das irgendwie auch auf Tamahori.) Aber die beiden ließen es wohl irgendwann einfach laufen und erhofften sich den Moonraker-Effekt. Ordentlich Geld einfahren und danach einen guten Grund haben, die Richtung zu ändern.


    In London mag manche das unsichtbare Auto schon vergraulen, das weiß ich. Ich finde den Auftritt von John Cleese als Q aber gekonnt. Die Pointe mit der Bedienungsanleitung ist spitze.

    Für mich war das beim ersten Mal im Kino tatsächlich der erste richtig große WTF-Moment, als Cleese mit dem Bein an der Kamera des Autos vorbeigeht. Der unsichtbare Aston ist aus heutiger Sicht tatsächlich nicht mehr der Haupt-Störfaktor im Film, aber ich hatte hier zum ersten Mal das Gefühl, daß diese feine Grenze zwischen Science-Fact und Science-Fiction hier krass überschritten wurde.

    Den Moneypenny-VR-Gag finde ich hingegen unentschuldbar bodenlos und absolut entwürdigend für eine imo eigentlich tolle Samantha Bond zum Abschluss ihrer Ära.

    Das sehe ich leider ähnlich. Ich mag beide VR-Szenen alle nicht besonders, da sie nur für recht billige Effekte genutzt werden. Q bastelt in seinem Keller mal eben eine perfekte VR, bei der man nur eine kleine Brille aufsetzen muss, und Moneypenny nutzt sie für Schäferstündchen mit Bond... Das ist so cartoonhaft, daß es eher in die Zeichentrickserie "James Bond Jr." gepasst hätte.

  • Für mich war das beim ersten Mal im Kino tatsächlich der erste richtig große WTF-Moment, als Cleese mit dem Bein an der Kamera des Autos vorbeigeht. Der unsichtbare Aston ist aus heutiger Sicht tatsächlich nicht mehr der Haupt-Störfaktor im Film, aber ich hatte hier zum ersten Mal das Gefühl, daß diese feine Grenze zwischen Science-Fact und Science-Fiction hier krass überschritten wurde.

    Das ging mir damals genauso. Und das war das erste Mal, als ich ernsthaft die Option in Erwägung gezogen habe, die Kino vorzeitig zu verlassen. Denn das war so eine Nocturne-Vorstellung und nach Mitternacht war die Option heim ins Bett zu gehen in Anbetracht des Gebotenen nicht ohne Reiz ;)

  • Freut mich, dass meine "Analyse" so einige tolle Replys produziert hat. 🙂

    Was genau findest du daran gut oder witzig?

    Schwer zu sagen, ich glaube da funktioniert einfach der Aufbau der Szene für mich. Man erwartet das klassische James und Moneypenny Rumgeplänkel, bekommt dann diesen eskalierenden "Sie werden doch nicht" Moment vorgesetzt, dem man dem Film ja sogar zutrauen könnte, und dann die Pointe. Ja ist wieder zu viel, aber das konnte ich noch weglächeln. Weil ich auch Samantha Bond und wie gesagt Cleese in den Rollen grundsätzlich positiv sehe.

    ich hätte nicht gesehen, wie man sie überleben lassen könnte. Ihr Outfit mag ich leider! :blush:

    Naja, ausknocken, entwaffnen oder vielleicht flieht sie direkt aus dem Flugzeug mit einem Fallschirm. Ganz ehrlich, wie die Figur angelegt ist und wie erratisch der Film wird, wäre auch nochmal ein Seitenwechsel drin gewesen. 😆 Wenn ich die Szene im Kopf erinnere, ist Bond ganz schön geschockt, dass sie getötet wurde.

    Und mögen tu ich den Auftritt ebenfalls. 😉 Es passt auch zum Charakter, nur überhaupt nicht zur Situation und den äußeren Gegebenheiten. Aber das ist ja in guter Gesellschaft.

    Überraschend gut finde ich die Szene zwischen Moon und seinem Vater, auch Graves' Ableben finde ich gelungen.

    Das stimmt tolle Ergänzung, Kenneth Tsang (R.I.P.), den Schauspieler vom alten Moon habe ich vergessen zu erwähnen. Der machte stets einen super überzeugenden Job.

  • Schwer zu sagen, ich glaube da funktioniert einfach der Aufbau der Szene für mich. Man erwartet das klassische James und Moneypenny Rumgeplänkel, bekommt dann diesen eskalierenden "Sie werden doch nicht" Moment vorgesetzt, dem man dem Film ja sogar zutrauen könnte, und dann die Pointe. Ja ist wieder zu viel, aber das konnte ich noch weglächeln. Weil ich auch Samantha Bond und wie gesagt Cleese in den Rollen grundsätzlich positiv sehe.

    Hat mich ehrlich gesagt auch nie so gestört - ich habe es als witzige Abwechslung zum Schema F zwischen Moneypenny und Bond empfunden, das aber nur umso deutlicher macht, dass sie ihn nur in ihren Träumen bekommen kann.

  • Hat mich ehrlich gesagt auch nie so gestört - ich habe es als witzige Abwechslung zum Schema F zwischen Moneypenny und Bond empfunden, das aber nur umso deutlicher macht, dass sie ihn nur in ihren Träumen bekommen kann.

    Ehrlich gesagt hätte es mich nicht gestört, wenn Pierce' Bond am Ende mit Moneypenny zusammenkommt, statt mit Jinx. Ich meine, DAD ist so verrückt und die nachfolgende Ära hat eh so viele Traditionen zerkloppt, dass es mich nicht stören würde, wenn "das Undenkbare" geschieht und Bond und Moneypenny ein Happy End haben. Ich würde das sogar einen besseren Abschluss einer Ära finden als Bond abkratzen zu sehen. Oder meint ihr, daß das die Figur Bond auch zu sehr entzaubern würde?

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