DER FILM: Ein Quantum Trost

  • Danke für deine Antwort und dass du den Film in Schutz nimmst - ist sonst meistens meine Rolle. :D


    Dass die Storylücken in den meisten Bondfilmen auftreten ist sicherlich wahr, aber bei QOS gilt für mich der Fluch der guten Tat: Weil ich CR für so wahnsinnig gelungen halte und auch QOS m.E. alle Zutaten für einen (nahezu) perfekten Bondfilm gehabt hätte, war v.a. das erste Kinoerlebnis (als ich noch viel mehr die Schwächen als die Stärken sah) aber auch die letzte Sichtung doch ein Stück weit ernüchternd.


    Ich denke, QOS hätte das Zeug dazu gehabt, CR in allen Belangen ebenbürtig zu sein. Sehen zu müssen, wie man diese Chance dann teils durch den Autorenstreik, teils auch durch bewusste Entscheidung (das CGI beim Fallschirmsprung erinnert schon fast an DA... nein, ich sag's nicht) vergibt, ist irgendwie schlimmer als mit 0 Erwartungshaltung reinzugehen und selbst von einem m.E. insgesamt schlechteren Film (SP als Beispiel) positiv überrascht zu werden. Ist vielleicht auch ein bißchen meine ungerechte Erwartungshaltung nach CR gewesen. Beinahe so, wie wenn man beim Date mit der neuen Flamme ständig noch die Ex im Kopf hat. Liebe ist halt unfair... :love:


    Ich gelobe aber Besserung bzgl. meiner zu harten Gangart!

  • Durch die freien Tage am Jahresende hab ich es mal hinbekommen, einen Beitrag zu zehn Jahre Quantum of Solace fertig zu machen, der schon ein paar Wochen als Entwurf herumgegammelt hat, und eigentlich ein bisschen eher erscheinen sollte. Würde mich über den einen oder anderen Leser freuen. :)

  • Würde mich über den einen oder anderen Leser freuen.


    Aber gerne doch :D . Interessanter Beitrag, obwohl mir leider viele von Dir referenzierte Filme nur vom Hörensagen her bekannt sind. Und insgesamt kann ich Dir nur zustimmen. Bloss eines sehe ich ein bisschen anders: Sooo unausgereift finde ich das QoS-Drehbuch nun auch nicht. Die Story macht Sinn, weist keine schlimmen Logiklöcher auf, ist halbwegs geerdet und prescht rasch voran. Etwas, was man leier nicht von allen Bond-Drehbüchern behaupten kann...



    Mir persönlich gefällt QoS je länger je mehr, was aber sicher auch daran liegt, dass mich die beiden nachfolgenden Beiträge leider gar nicht mehr überzeugen konnten. Von daher bleibt QoS bis auf Weiteres der letzte "gute" Bond-Film.

  • Durch die freien Tage am Jahresende hab ich es mal hinbekommen, einen Beitrag zu zehn Jahre Quantum of Solace fertig zu machen, der schon ein paar Wochen als Entwurf herumgegammelt hat, und eigentlich ein bisschen eher erscheinen sollte. Würde mich über den einen oder anderen Leser freuen. :)


    Mir als Film Noir-Fan ist nach diesem Beitrag klarer geworden, warum QOS so hoch in meiner Gunst steht - es ist der Film Noir unter den Bondfilmen :thumbup:

  • 195)




    Nur wenige Minuten nach Casino
    Royale sich zutragend (Craigs Haar zufolge aber hätten mehrere
    Wochen dazwischenliegen müssen), beginnt die Geschichte des
    atemlosen und dennoch viel Herz zulassenden Films „Ein Quantum
    Trost“, nahtlos anknüpfend, QoS ist im Jahre 2008 haargenau der
    erwünschte Dekadenabschluss der Kultreihe gewesen und nach meinem
    Dafürhalten der letzte Meilenstein der Reihe, ein finaler
    Donnerschlag, im O-Tone nun gesichtet legen wir den Silberling bzw.
    die Blauscheibe ein, werden von einem überragenden und an frühe
    Craig-Videospiele (2008 bis 2010/11, also VOR dem überwiegenden
    Reinfalle „legends“) erinnernden Menü empfangen, dorten
    angelangt betreten wir zunächst das Reich der Extras, um uns der
    Musikvideoästhetik des hervorragenden (u.a. Alicia Keys)
    Indie-Rock-Songs „another way to die“ hinzugeben (Titelsong,
    nicht zu verwechseln mit „die another day“ aus dem Jahre 2002,
    it‘s another song, wir sterben einmal vorn und einmal hinten),
    sodann betätigen wir die Playtaste des Hauptfilms und schon beim
    Columbia-Logo empfangen uns einige der genialsten Klänge des
    gesamten Werkes, das erste Bild spielt mit unseren Sinnen, die Kamera
    fährt über das Meereswasser und nähert sich Stück für Stück
    einer rasanten Verfolgungsjagd in den Bergen Italiens, tatsächlich
    halte ich die PTS (Vorsequenz ehe der Titelsong ertönet samt seiner
    Bilder) neben TND 97 und TLD 87 für die Beste der gesamten Reihe
    (mit leichten Abstrichen noch: FRWL 63, OHMSS 69, TMWTGG 74, TSWLM 77
    sowie AVTAK 85), sogleich erreichen wir Siena (eine atemberaubende
    Stadt besonderer Farbtöne, welche ich trotz schulisch unerträglicher
    Hektik hohen Zeitdrucks im Jahre 2012 im Zuge einer Klassenfahrt kurz
    habe erkunden können, wir saßen an Bonds Hauptplatz, aßen eine
    Bruschetta und schwadronierten ein wenig – und Bond zu erwähnen
    verstand sich von selbst, auch wenn mir niemand folgen konnte, ist
    denen etwa auch Craig schon zu betagt?, die 2000er ein zu altes
    Jahrzehnt?, eine bereits vergangene Dekade?), auch die (sich in Bälde
    schon im Zuge der M-Begegnung andeutenden) „Vertrauensdialoge“
    waren im Jahre 2008 noch akzeptabel, ab 2012 und insbesondere 2015
    reüssierten diese dann nicht mehr ganz so überragend und erreichten
    nicht nur keinen qualitativen Höhepunkt mehr, sondern wurden auch in
    ihrer Anzahl unnötig auf die Spitze getrieben.




    In Kürze führet uns eine
    weitere Jagd über uralte Dächer (auch im Videospiel bzw. in dessen
    damaliger Next-gen-Version – 360/PS3 – ist dies adäquat
    eingefangen worden), visuell ereilt uns häufig ein starker
    Braunstich, der er ganz klar (und doch nur gröblich konturiert und
    in ungefähre Umrisse gekleidet, da die Bilder trotz alledem immer
    noch in der Lage sind, äußerst hübsch auszusehen) die
    Armutszustände bestimmter Länder atmosphärisch nachzubilden
    gewillt ist, viele der oftmals sportiven Szenen sind von äußerster
    physischer Präsenz und so erleben Sie trotz des bis dahin höchsten
    Budgets von 250 Millionen einen, wie schon CR, eher handgemachten
    denn technisch überdrehten Film, zugleich aber wirkt vieles aus
    „damaliger“ Sicht wiederum hochmodern, eine große Fläche als
    touchscreen etwa (inzwischen das Selbstverständlichste auf der
    Welt), als Schauplatz erleben Sie u.a. Haiti (konkrete Örtlichkeiten:
    mutig, in dem ansonsten so offenherzigen und für Dalton ebenfalls
    den zweiten Bond dargestellt habenden Licence to Kill hat man das
    Benennen klarerer Gegenden teils gemieden und erfand „Isthmus
    City“, im Vice-Abschlusse „Letzter Auftrag“ bzw. Freefall war
    es damals ebenfalls nicht anders: Im Mai 1989 befanden wir uns daher
    in „Costa Morada“), der Soundtrack ist unschlecht und verbindet
    uns inniglich mit den Umgebungen und Lokalitäten, besagte Welt
    Haitis (in welcher teils wenigstens auch die dortige Sprache
    gesprochen wird und mitnichten nur Deutsch oder Englisch mit
    entsprechendem Akzent) präsentiert sich trotz ihres armutsbedingt
    recht (ja gar mehr als) desolaten Zustandes in vielerlei Hinsicht
    bildhübsch, das Grundphänomen hierbei erinnert ein wenig an
    Havanna, nicht nur in den Farbenmeeren sandiger Art: Sie erblicken
    einen Ort, welcher diverser politischer wie anderweitiger
    Extremunruhen wegen in der einen oder anderen Weise zertrümmert ist,
    doch selbst nach all diesen Widrigkeiten ist die ursprüngliche
    Bauvision farblich und architektonisch in gewisserlei Hinsicht immer
    noch erkennbar, die dortzulande sehr harte Welt harmoniert perfekt
    mit dem vor Blutspuren, Leid und Anstrengung nur so triefenden
    PERSÖNLICHEN Seelenbonde Craigs, Daniel porträtiert die durchaus
    schwierige Rolle (auch wenn sie von vielen Personen als 0815-Part
    abgetan wird) in einer Selbstverständlichkeit als habe er nie etwas
    Anderes getan, ebenfalls hervorragend besetzt: Der ebenso sanfte wie
    unsanfte Oberschurke Dominic Greene, sein Akteur Mr. Amalric ist
    bekannt aus Polanskis „Venus im Pelz“ und gleicht (dem jungen)
    Polanski tatsächlich, sein meist sehr zurückgenommenes Spiel ist
    äußerst gelungen (im Original klang er etwas tiefer, doch auch hier
    dominiert ein gekonntes Auf-die-Spitze-Treiben der – überwiegenden
    – Zurückhaltung), besonders faszinierend auch: die visuell von
    einem gewissen Sophie-Marceau-Touch profitierende Olga Kurylenko als
    Camille, Perfektion und Schönheit haben in ihr einen Namen, ein
    Gesicht und eine Geschichte gefunden, sie bereichert den Film
    maßgeblich, obgleich 007 sie zu Beginn als etwas launisch empfand
    („galant war das nicht“).




    Und abermals staunet der
    Zuschauer über die darstellerische Drastik des Hauptschauspielers,
    Roger Moore ist einmal gefraget worden was den seinigen Bond wohl am
    Ehesten von jenem Gegenwärtigen Craigs unterscheide (wohlgemerkt in
    einer Zeit noch vor dem weichgespülten Wohlfühlprojekt „Spectre“),
    Roger replisierte hierauf: „I‘m a lover, he‘s a killer!“,
    erneut kann Craig nun seine entschlossene Schnelligkeit und
    Handlungsbereitschaft unter Beweis stellen und muss vieles parallel
    bewerkstelligen, es kommet zu Bootsverfolgungen auf dem Wasser (wie
    u.a. auch schon in Connery‘s – ebenfalls zweitem – Bondfilme
    „Liebesgrüße aus Moskau“, dorten gegen Ende aber erst als
    vorläufiges Finale, hier nun nach knapp 40 Minuten), ….und ist
    Bond dieses nun gelungen, so schwände gleich danach erst einmal fast
    gänzlich der Ton, kurz darauf folget die Melodie „Talamone“ mit
    einem gewissen Casino-Royale-Touch im Sounde, der Film er beherrschet
    trotz der extrem schnellen Schnitte und modernen Drehart definitiv
    gerade auch das Anstimmen der leiseren Töne und nimmt sich Zeit für
    Momentaufnahmen emotionaler Zerrissenheit, ...das sich in den
    Schauplätzen und Akzenten bereits manifestiert habende Bild des
    „Latino“-Films setzt sich auch in dem seit CR 06 bekannten
    Darsteller des Felix Leiter fort, dieser wirkt in Verbindung mit
    seinem dunkelbeigen Anzuge (die „lachende“ Szene im Flugzeuge,
    eine an TWINE 99 erinnernde Ölstory mit zur Erwähnung erhoben
    werdenden Ländern wie Venezuela, Bolivien und Brasilien – wenn man
    das Bild aus der richtigen Perspektive betrachtet, könnte man Teile
    des Films gar als sozialkritisch werten, sofern das in einem
    schwelgerisch mit Verschwendung umgehenden Film wie Bond überhaupt
    „möglich“ ist) ein wenig wie Ricardo Tubbs in der vierten und
    ebenfalls wie Felix einen Bart tragenden Staffel von Miami Vice, in
    Kürze erreichen wir unser Ziel und verlassen das elegante und auch
    einem Musikvideo wie Britney Spears‘ „toxic“ zu Ehre
    gereichende Privat- bzw. Geschäftsflugzeug, wir wohnen nun Bregenz
    in Österreich bei, Greene wird in einem das Standesgemäße betonen
    wollenden Jaguar abgeholt und mit selbiger Wildkatze zu seiner
    nächsten Welt kutschiert und chauffiert, im Zuge der Abfahrt schenkt
    er uns noch ein dreistes Lächeln und grinst uns einmal mehr
    undurchsichtig und provokant entgegen, an einem baldigen
    Sektglasabende versucht Bond selbstredend so viel wie irgend möglich
    zu beobachten („bitte nehmen Sie nun Ihre Plätze ein“, der
    Unserige ist wie Bonds wohl jener der Fernbetrachtung und doch sind
    wir den Auflösungen gefühlt schon so nahe), es folget die an die
    Werke eines John Woo („The Killer“, 1989) erinnernde Tosca-Szene
    opernhaft gefärbter, stark ästhetisiert werdender Unruhen und
    erneut scheinen Töne zu schwinden, um das Bild einmal ganz allein
    BILDSEIN zu lassen – und selbst wenn Sie Ihre Augen schlössen,
    sähen Sie dieses Bild trotzdem.




    Ein gewaltiges blaues Auge
    (daher höre ich während des Schreibens in einem anderen PC-Fenster
    zur Beruhigung auch „...behind blue eyes“, erwähnt worden auch
    in der Stirb-an-einem-anderen-Tage-Rezension) blickt uns entgegen,
    kaum jemand im (siehe auch „Grand Piano“ oder Opera von Dario
    Argento: alle Augen auf die Kunst fixiert, niemand realisiert was
    WIRKLICH sich zutrüge und um ihn herum passiert – und falls doch:
    wer möchte schon etwas gesehen haben?) Konzertsaale registriert
    etwas, draußen auf dem Dache dann werden wir an „the spy who loved
    me“ erinnert („ein hoffnungsloser Fall“, Rogers Ulk ist fast
    zynischer als Craigs kühles Jemanden-einfach-fallen-Lassen), vorhin
    schon erreichte uns die Talamone-Musik, sie erklänge erneut, nun
    jedoch betreten bzw. besuchen wir alsbald auch die gleichnamige Welt,
    abermals einen Ort in Italien, unser dortiger Kontaktmann Mathis
    trägt wie Bond eine Sonnenbrille und weiß die Sonne zu genießen,
    in wenigen Minuten vor allem aber lernen wir die breathtakingly
    beautiful daherkommende Gemma Arterton („Ein Sommer mit Flaubert“,
    „Byzantium“, „Prince of Persia“) in ihrer Rolle als
    „Strawberry Fields“ (Initialen SF wie Skyfall) kennen, ihr
    Schauspiel ist ebenfalls sehr gut, anfangs parliert sie kühl wie ein
    Roboter, Bond taut sie ein wenig auf und entlockt ihr ihre lockereren
    Seiten…




    Erneut kommet es zu
    Abendveranstaltungen künstlicher Gepflogenheiten und
    Höflichkeitsvortäuschungen, reizende Ansprachen versprechen mal
    wieder große Projekte (nicht ganz so größenwahnsinnig wie sechs
    Jahre zuvor „Icarus“ von Gustav Graves), kurz darauf verbrächte
    Mathis seine letzten Momente mit zwei unserer Hauptfiguren, „vergeben
    Sie Vesper, vergeben Sie sich selbst“, diese Worte gibt er uns in
    Anlehnung an Eva Green zuvor noch mit auf den Wegpfad, umso unschöner
    daher dass er, so brutal muss man das sagen, gewissermaßen
    „entsorgt“ wird, sein letztes Dasein fristet er buchstäblich in
    einem Müllcontainer, „ihm wär‘s egal“, mehr hat Bond hierzu
    nicht verlautbaren zu lassen, diese recht unwürdige Art des
    Abschieds erinnerte mich ein wenig an die erste (Leuchtturm-)Mission
    aus Splinter Cell Chaos Theory Anfang 2005 (wir haben doch Zeit für
    ein bisschen Würde, hier diskutierte Fisher vor 15 Jahren mit seinem
    Vorgesetzten, fiktiver Zeitpunkt: 2007), erneut nun wechseln wir in
    QoS unsere Drehorte und so flöge das Ich in uns in ein sandiges
    Wunderland der Ewigkeit, eine Art Panflöte o.ä. hieß uns
    willkommen in der Atacama-Wüste, dorten fliegen wir mit einem
    betagten Flugzeug einem unsanften Sprungschicksale entgegen, die
    Flugzeugszenen sehen bedauerlicherweise weniger authentisch und echt
    aus als die durchaus beeindruckenden restlichen Stunts, doch auch
    hier sind Verbindungen zu „Stirb an einem anderen Tag“ nicht
    negativ, denn der dortigen Nichtechtheit von Flugzeugszenen, nun,
    dieser wird Quantum glücklicherweise nicht zu Ehre gereichen…,
    Gott bewahre.




    So sänge die Musik ihr mal
    leises und mal deutlicheres Liedchen, die brillante Regie fand stets
    selbst dort Zeit für Gefühle, wo eigentlich streng genommen keine
    vorhanden sein „dürfte“, auch M ist im Detail weniger streng als
    sie sich präsentiert, ihr rigoroser Tonfall steht gleichwohl im
    Kontraste dazu, dass sie an ihren besten aller Agenten GLAUBT (schon
    neun Jahre zuvor sprach sie es außerhalb seiner Gegenwart deutlichst
    aus: Auch wenn man es ihm niemals sagen dürfte: Er ist der Beste von
    allen, Elektra hingegen zauberte gerade hieraus einen zynischen Gag
    und zog Bonds Existenz sprachlich in die Vergangenheitsform als
    weilte er nicht mehr unter uns), ebendiese Glaubenskraft ihrerseits
    scheint auch in hochgradig komplexen Zeiten (sind sie das nicht
    immer?) geradezu unerschütterlich, „er ist MEIN Agent und ich
    vertraue ihm“, in ihrer Gegenwart wird uns aber auch ein weiteres
    schreckliches Ereignis zuteil: Fields‘ Verendung erinnert an Jill
    Masterson aus Goldfinger, damals noch gegossen in Gold, vom Golde
    überzogen bis („Ja!, mit Gold“) die Energien des Lebens für
    immer davonflogen, diesmal ist ihr Leben in Öl getränkt worden,
    Greene ist ein äußerst geschickter, außerordentlich rattengleicher
    und skrupelloser Erpresser und selbst einem Erzfeinde wünschte ich
    ihm nicht als „Geschäftspartner“ an den Hals („gut, dann
    unterzeichnen Sie nicht, aber…..“), so erschien sein in Kürze in
    ölige Kraft tretendes Ende („mit Motoröl in seinem Magen“) doch
    recht ulkig inszeniert, sodass sich der bezüglich ironischer Pointen
    vergleichsweise sparsame und verhaltene Film doch noch einmal ein
    wenig austoben durfte, Bond kann sich ein leichtes Grinsen mitnichten
    ersparen, als er seitens der den Stand der Dinge bereits konstatiert
    habenden M eben hierauf angesprochen wird, etwas ernster wird der Ton
    noch einmal („HIN-!!!setzen!“) in der Kettenszene gegen Ende mit
    einer gewissen Corinne, Craigs ultra-intensiver Blick kann noch
    einmal alle Register zu ziehen bereit sein, auswärts erleben wir
    nächtliche Schneegefilde in melancholischer Stimmungslage, Bond sagt
    adieu in den Worten „Ich war nie weg“, geleitet uns in einen viel
    zu schnell sich präsentierenden gunbarrel und sodann in den finalen
    Abspann, die 2000er Jahre waren passé und bis zur in wenigen Tagen
    rezensiert werdenden Nächstvorstellung „Skyfall“ haben vier
    Jahre verstreichen sollen, bis dahin eine trostvolle
    Quantum-Kaufempfehlung von fünf Sternen, merci beaucoup.





    Dekade vollendet,



    Tragik fiel zu Boden nun,



    Blatt es sich wendet,



    Kette als Erinnerung wird
    ruh‘n,



    Bond ihr Blicke sendet,



    als Abschied er kaum Worte
    verschwendet,



    der Neubeginn wird Großes
    tun?,



    Filmkunst sie uns Freude
    spendet?

  • Die Bewertung zu Ein Quantum Trost. Langsam geht es in den Endspurt. Den Film hab ich mit einem Kumpel gesehen, und mir sind dabei zwei Dinge aufgefallen: Zum einen ist der Film für den Zwischendurch-Genuss für Gelegenheitszuschauer weniger geeignet als andere Bonds, weil man die Handlung von CR im Hinterkopf haben muss, um bestimmte Details und auch die Grundstimmung des Films verstehen zu können. Natürlich ist CR bei vielen noch präsent, allerdings eher so "Das war doch der mit dem Baukran". Ohne das Bewusstsein der Geschehnisse um Vesper ist es ein eher anstrengender Film ohne den üblichen Spaß. Zum zweiten ist die deutsche Synchronfassung für mich eine der ungenießbarsten der Reihe, durch die Stimmen von Camille und Greene.


    Trotzdem jedes Mal wieder ein sehr kurzweiliger und facettenreicher Film. Nicht auf den ersten Plätzen, aber bei weitem auch nicht auf den letzten.

  • Lol! Und am bedrohlichsten finde ich ja, dass er diese Gespräch auf Schweizerdeutsch führt :D ! Wobei ich sagen muss, dass ich - und offenbar im Gegensatz zu den meisten hier - Elvis durchaus "mag" :thumbup: . Und immerhin erinnert man sich an ihn im Gegensatz zu einigen anderen Henchmens und auch wenn Elvis jetzt dilettantischer als seine Vorgänger zusammen ans Werk geht, so ist es dennoch klar, dass er der Haupthandlanger des Bösewichts ist (das geht ja bei einigen anderen Franchise-Beiträgen teilweise nicht so klar hervor. Da fragt man sich, ob das jetzt noch ein Handlanger oder schon der Co-Bösewicht ist oder die Figuren haben so wenig Screentime, dass man sie gar nicht bemerkt).


    Als ich QoS damals im Kino sah, war ich ehrlich gesagt enttäuscht - gerade nach dem starken und erfrischend anderen CR. Zu hektisch, zu kurz, zu "unfertig". Aber mittlerweile hat der Film bei mir sehr stark gewonnen und es ist für mich auch der bisher letzte "gute" Bond-Film :thumbup:


    Zitat

    Auch die Besprechung mit M mit dem üblichen Gläschen wirkt eher wie ein Treffen der anonymen Alkoholiker.


    Martin, you make my day :thumbup:

  • Ich mag deine Reviews extrem gerne, Martin, auch dieses. Witzig geschrieben und fair. Dennoch hat QoS bei mir einen deutlich höheren Stellenwert, nach meinem Marathon stand er - believe it or not - auf Platz 2 meiner Bestenliste.


    Ich kann jeden der von dir monierten Mängel nachvollziehen. Trotzdem hat der Film eine Grundstimmung, eine Art "Farbe", die ich extrem gerne mag, und ich schätze gerade seine Kurzweiligkeit, es müssen ja nicht immer 2 1/2 Stunden sein. Der Film bietet faszinierende Actionszenen und besticht durch Bildkompositionen und Aufnahmen, die in der Bond-Geschichte ihresgleichen suchen. Visuelle Höhepunkte am laufenden Band, von den großen Einstellungen bis zu den kleinen Details. Die jammernde Italienerin mit ihrem Korb Kirschen, der quasselnde Taxifahrer in Bolivien, der kleine Hund auf dem Dach - dieser Film wurde mit ganz viel Liebe gemacht. Und Craig gefällt mir noch deutlich besser als in den beiden Nachfolgern. Selbst den Titel-Track finde ich um Längen stärker und prägnanter als die Beiträge von Sam Smith und Billy Eilish.


    Ich finde QoS in der Gesamtschau einfach extrem rund. Kann aber auch verstehen, wenn man das anders empfindet.

  • Beim Titeltrack stimme ich Django und ollistone zu. Ja, nicht mein Favorit, aber ähnlich wie bei Lulus TMWTGG hat der einen Vibe, eimn Drive und ist keine Schlaftablette. Ich habe ja auch ein Faible für rockigere Klänge. Die letzten beiden Bondsongs und Madonnas Song sind für mich die schwächsten.


    Aber Elvis???? Also nicht der King of Rock'n Roll. Der Möchtegern Schurken Elvis ist für mich die schlimmste und blödeste Figur im ganzen Bondfranchsie.
    Welchen Zweck dient er? Nicht nur, dass er absolut lächerlich und dumm herkommt, aber was kann er? Gar nichts, Null, Niente, Eine Niete vor dem Herrn. Da sind ja selbst die dummen Handlanger der Bösewichte in den Soencer-Hill-Filmen nützlicher und lustiger.
    Auch die Szene am Ende, als Green diese Wurst von Elvis erstmal mit der Waffe richtig positionieren muss...und wofür das Ganze? Ich frage mich jedes Mal, ob das deren Ernst ist. Denn witzig kommt das Ganze auch nicht daher. Peinlich, peinlich. Was hat man sich dabei gedacht?

  • Ich mag deine Reviews extrem gerne, Martin, auch dieses. Witzig geschrieben und fair. Dennoch hat QoS bei mir einen deutlich höheren Stellenwert, nach meinem Marathon stand er - believe it or not - auf Platz 2 meiner Bestenliste.


    Danke! Grundsätzlich mag ich den Film auch sehr gern, auf jeden Fall mehr als der Großteil der Fans, glaube ich. Manche schwächeren Punkte wie der Song verhageln in der Bewertung immer etwas die Gesamtnote, obwohl mich der beim schauen jetzt nicht soo sehr stört. Was man Marc Forster auf jeden Fall hoch anrechnen muss, ist dass er aus dem fast nicht vorhandenem Drehbuch einen ziemlich sehr faszinierenden Film mit einer sehr eigenen Bildsprache geschaffen hat.


    Was mich bei dem Song tatsächlich am meisten nervt, ist der Gesang gegen Ende. Die Melodie an sich geht schon, und ist nicht so einschläfernd wie die letzten beiden Songs. Aber dieses "Baabaabaabyyy" macht mich einfach aggressiv.


    Aber Elvis???? Also nicht der King of Rock'n Roll. Der Möchtegern Schurken Elvis ist für mich die schlimmste und blödeste Figur im ganzen Bondfranchsie.
    Welchen Zweck dient er? Nicht nur, dass er absolut lächerlich und dumm herkommt, aber was kann er? Gar nichts, Null, Niente, Eine Niete vor dem Herrn.


    Ja, so sehe ich das auch. Ich frage mich tatsächlich, was sich Forster bei dem Charakter gedacht hat. Einfach das Klischee des Henchman gegen den Strich bürsten um der Provokation oder der Kunst willen? Er soll ja der Schwager von Greene sein, den er von der Straße geholt hat und sich um ihn kümmert. Vielleicht sollte das Greene eine menschliche Note geben, aber dazu hätte man das im Film erwähnen müssen. Elvis ist nicht einfach nur überflüssig, er stört letztlich auch den Gesamteindruck von Greene und Quantum allgemein. Da gibt man sich so viel Mühe, diese Organisation als so allmächtig und effektiv darzustellen, mit dem Verhör und der wirklich genialen Opernszene, und dann lässt Greene da einfach seinen unterbelichteten Schwager mitspielen, als ob das irgendein Gebrauchtwagenhandel ist. Das ist in etwa so, wie wenn man in "Es" mal kurz den Clown zeigt, wie er beim Frühstück mit einem kaputten Toaster kämpft.

  • Tja - offenbar bin ich der Einzige Elvis-Verfechter hier. Egal, damit kann ich leben :D


    Zitat

    Was man Marc Forster auf jeden Fall hoch anrechnen muss, ist dass er aus dem fast nicht vorhandenem Drehbuch einen ziemlich sehr faszinierenden Film mit einer sehr eigenen Bildsprache geschaffen hat


    Und seither (ohne jetzt NTTD allzu stark vorweg nehmen zu wollen, aber was ich so als Trailer etc. gesehen habe... :S ) schafft man es trotz immenser zeitlicher, finanzieller und personeller Ressourcen nicht mehr, etwas wirklich "Stimmiges" zu produzieren. Vielleicht waren es gerade auch die erschwerten Bedingungen, die QoS so stringent werden liessen. Da war offenbar einfach keine Zeit mehr (schliesslich vergingen seit CR nur zwei Jahre - so wenig wie seither nie mehr), um den Film noch mit irgendwelchem Psycho-Gaga zu vermiesen ;)

  • Martin:
    Übrigens, da ich ein sehr eifriger und aufmerksamer Leser deiner Resümees bin, fiel mir doch deine kleine Euphorie, es liegt wohl an deiner frischen Wahrnehmung, auf.
    Du schriebst auf deiner Seite:

    Zitat

    Daher reicht es bei mir zwar für das obere Drittel der Liste, aber nicht für Spitzenplätze.


    Allerdings hatte ich dann doch mehrere Bondfilme im Kopf, die von deinem Bauchgefühl und durch den errechneten Wert besser da standen.
    So ist QoS bei dir vom Bauchgefühl mit vier weiteren Vertretern auf Platz 9 (also 9-13), somit schon mal nicht im ersten Drittel und mit dem errechneten Wert rangiert QoS bei dir sogar nur auf Platz 18 :D
    Die vier Vertreter, die vom Bauchgefühl gleichauf mit QoS sind, haben auch einen besseren errechneten Wert.

  • Bei der Bewertung von Elvis bin ich auch eher bei Django - ohne behaupten zu wollen, dass das ein rundum gelungener Charakter geworden ist. Ich frage mich, ob die Macher mit ihm eine etwas komödiantische Note in den ansonsten eher ungewöhnlich ernsten, schweren Film bringen wollten. Viel zu lachen hat der Zuschauer in QoS ja nicht. Mit Greene und Medrano ist der Bedarf an durch und durch Bösen auch irgendwie gedeckt.


    Gut, die Frage ist berechtigt, warum eine professionelle Organisation wie Quantum so einen Hanswurst beschäftigt. Wie auch immer, ich finde Elvis irgendwie schräg, er stört mich nicht wirklich. Da gab es schon Henchmen, die ich überflüssiger fand, z.B. "Goldie" Bull.

  • Zitat

    z.B. "Goldie" Bull


    Genau - an den erinnert sich wohl niemand ausser die Die-Hard-Bond-Fans. An Elvis hingegen schon eher. Und so oder so: Wenn ich die nervigsten/dämlichsten Charaktere in der Bond-History nennen müsste, dann kämen mir Diverse in den Sinn, die klar vor Elvis stehen ;)

  • Elvis nervt nicht aktiv durch seine Art, das stimmt schon. Da finde ich andere Figuren wie Jinx oder Boris schon wesentlich schlimmer. Aber wenn ich ihn in der Kategorie Henchman bewerte, bleibt da eben auch nicht viel gutes übrig.


    Allerdings hatte ich dann doch mehrere Bondfilme im Kopf, die von deinem Bauchgefühl und durch den errechneten Wert besser da standen.
    So ist QoS bei dir vom Bauchgefühl mit vier weiteren Vertretern auf Platz 9 (also 9-13), somit schon mal nicht im ersten Drittel und mit dem errechneten Wert rangiert QoS bei dir sogar nur auf Platz 18
    Die vier Vertreter, die vom Bauchgefühl gleichauf mit QoS sind, haben auch einen besseren errechneten Wert.


    Bauchgefühl is a bitch... :D Wobei ich auch sagen muss, dass die errechnete Liste in vielen Punkten stark von meiner Bauchgefühlliste abweicht. DAF hat durch die Gesamtwertung beispielsweise gewonnen und liegt nur eine Note über QOS, während ich tatsächlich mindestens zehn Filme dazwischen sehe in der Liste. Das Problem ist auch, dass man oft sagt "gefühlt oberes Drittel", und dann gibt es eben doch ein paar Filme, die man besser findet. Insofern ist die Liste schon ein bisschen logarithmisch. Ein Film auf Platz 18 wirkt mittelmäßig bis unterdurchschnittlich, auch wenn man ihn für sich genommen gut findet.


    Zitat

    Und Craig gefällt mir noch deutlich besser als in den beiden Nachfolgern.


    Dem muss ich übrigens zustimmen. Ich halte Craigs Darstellung in QOS mittlerweile für seine bondigste. Bei Connery und Brosnan ist es ebenfalls der zweite Film.

  • Zitat

    Bei Connery [...] ist es ebenfalls der zweite Film


    Interessant - wo doch viele der Ansicht sind, dass Connery mit GF seine allerbeste Leistung gezeigt hat. (Noch) cooler als in FRWL halt. Wobei mir diesbezüglich seine Leistung in TB am besten gefällt. Aber wir schweifen ab... ;)

  • Bauchgefühl is a bitch... :D Wobei ich auch sagen muss, dass die errechnete Liste in vielen Punkten stark von meiner Bauchgefühlliste abweicht. DAF hat durch die Gesamtwertung beispielsweise gewonnen und liegt nur eine Note über QOS, während ich tatsächlich mindestens zehn Filme dazwischen sehe in der Liste. Das Problem ist auch, dass man oft sagt "gefühlt oberes Drittel", und dann gibt es eben doch ein paar Filme, die man besser findet. Insofern ist die Liste schon ein bisschen logarithmisch. Ein Film auf Platz 18 wirkt mittelmäßig bis unterdurchschnittlich, auch wenn man ihn für sich genommen gut findet.


    Ja, das ist ja auch das frische, etwas euphorische Empfinden. Nachdem ich nun auch die Brosnan und Craig Bonds gesehen habe, war ich bei einigen auch mehr angetan als in Erinnerung, aber immer wenn ich wieder darüber nachdenke und einen Film höher ansiedeln möchte, fallen mir doch einige ein, die ich halt für doch besser halte und mehr mag. Schwierig.


    Und so oder so: Wenn ich die nervigsten/dämlichsten Charaktere in der Bond-History nennen müsste, dann kämen mir Diverse in den Sinn, die klar vor Elvis stehen ;)


    Mir nicht :D



    Zu den Performances:
    ich sag ja immer gerne wieder, auch wenn man sich meine Resümee Zwischenurteile ansieht, dass Connerys Leistungen von FRWL bis einschließlich TB das Non-Plus-Ultra für mich sind. Da gibt es kleine Unterschiede, aber da hat er Bond schon definiert.


    Leider teile ich aber die Meinung über Craig nicht. QoS (den ich als Film letztens wieder mehr genossen habe) ist der einzige Bondfilm, in dem ich einen Bondcharakter in paar Szenen unsympathisch finde. Er wirkt da einfach zu sehr angepisst und das nervt mich ungemein.



    Und doch nochmal zu ELVIS:
    Klar, Goldie als Bull war auch eine unnötige Träne, aber wenn man einen zweiten Haufen Kacke neben den anderen setzt, macht dies den ersten Haufen auch nicht ansehnlicher.
    Elvis wird anders als Bull "wichtiger" vorgestellt, als er letztendlich ist.
    Und so eine nervige Jinx und ein nerviger Boris, dienen der Filmhandlung doch wesentlich mehr und treiben Sie sogar voran. Elvis ist total irrelevant.

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