Hallo! Hier spricht Edgar Wallace...

  • Laut imdb gab es übrigens schon 2002 einige TV-Remakes einiger Wallace-Stoffe, mit Eddie Arent als Sir John. Lief offenbar mal auf Super RTL.


    Gibt es auch auf DVD. Die FIlme waren ganz nett, haben aber meiner Meinung nach den Fehler gemacht, sich zu sehr an der 60er-Jahre-Serie zu orientieren, was einen etwas biederen altbackenen Touch hatte.

  • X-Filme plant beispielsweise auch eine TV-Serie namens "Babylon Berlin" über das Berlin der Zwanziger. Wobei da wahrscheinlich auch wieder die historische Selbstkasteiung im Vordergrund steht.

    Schwer anzunehmen. Diesmal natürlich andersrum ggü. der NS Zeit, als idiotische Glorifizierung.


    Zitat

    Laut imdb gab es übrigens schon 2002 einige TV-Remakes einiger Wallace-Stoffe, mit Eddie Arent als Sir John. Lief offenbar mal auf Super RTL.

    Aus gutem Grund bisher in diesem Thread bisher nicht erwähnt....ja Wallace fürs Fernsehen wurde schon öfters probiert. Hat nie richtig gut funktioniert.

  • Wenn überhaupt, dann ist Wallace im Fernsehen definitiv besser aufgehoben als im Kino. Das sehe ich ebenso. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein neuer Kino-Wallace seine Produktionskosten wieder einspielt, geht gegen Null. Ich denke schon, dass es funktionieren könnte, wenn man es richtig anpackt.


    Die TV-Filme von 1995 und 1998 (letztere wurden erst 2002 ausgestrahlt; warum wohl?) kenne ich, habe die allerdings als sehr schlecht in Erinnerung. Die Filme waren größtenteils lieblos und billig produziert, ruhten sich auf der Sixties-Serie als Stil-Vorbild aus, konnten sich folglich nicht zwischen Vergangenheit und Gegenwart entscheiden und nahmen sich allgemein sehr trashig aus. Die Drehbücher waren mager und die Darsteller passten teilweise nicht in ihre Rollen oder lieferten unterdurschnittliche Leistungen ab. Kurzum: Ein echter Reinfall. Viele dieser Streifen erreichten - meiner Meinung nach - nicht einmal gesundes Fernsehmittelmaß. Man sieht auch deutlich wie hier an allen Ecken und Enden gespart wurde. Zwar wurde vieles in London gedreht, aber die Kulissen waren äußerst billig und die Schauspielerriege völlig farblos. In der 60er-Serie spielte das Who-is-who des deutschen Kinos mit, während hier überwiegend austauschbare und nichtssagende TV-Schauspieler agierten. Kein Wunder, dass das Ganze in die Hose gehen musste. Da hätte man bei Rialto lieber das Geld für die Serie zusammengekrazt und einen qualitätvollen Kino- oder Fernsehfilm produziert.


    So aber versank Edgar Wallace in der völligen Belanglosigkeit. Seit 2002 hat Rialto aber nicht mehr die Rechte an den Wallace-Stoffen, da diese 70 Jahre nach dem Tod des Autors gemeinfrei wurden. Das heißt, jeder könnte heute Wallace-Stoffe nach Belieben verfilmen, aber niemand interessiert sich mehr dafür. Wallace` Leserschaft ist auf ein Minimum geschrumpft und die Romane werden auch nicht mehr neu aufgelegt. Das Problem ist auch, dass Wallace`Werk so umfangreich ist, dass es schwer für einen Außenstehenden ist, aus den vielen mittelmäßigen Romanen die wenigen "Perlen" herauszupicken, die heute noch - freilich etwas aufgepeppt (Gruß an Martin) - für unterhaltsamen 20er Jahre-Thrill sorgen könnten. Bei den großen Klassikern wie "Der rote Kreis" oder "Die toten Augen von London" müssten sich die Neuverfilmungen auch an den älteren Streifen messen lassen. Von daher denke ich, dass Produktionsfirmen oder Fernsehredaktionen für eine Wallace-Adaption von sich aus keinen Finger krumm machen werden, bis nicht irgendein findiger Autor mit einem 99 % drehfertigen Skript um die Ecke biegt. Und selbst dann müsste ein solches Projekt noch durch die Mühlen von Produktion bzw. Readaktion und der Förderanstalten gehen. Von daher sehe ich diesbezüglich schwarz. Vielleicht sollte man sich von dem Gedanken auch einfach verabschieden und sich an den klassischen Filmen erfreuen...


    EDIT: Es gibt ja auch unter den zeitgenössischen Regisseuren ein paar Fans der Sixties-Serie: Wim Wenders, Tom Tykwer, Quentin Tarantino. Aber ich glaube, von denen sollte man sich nicht allzu viel erwarten. Wenders und Tykwer schwören ja auf ihr Autorenfilm-Image. Tykwer ist ja selbst Bond zu trivial. Und Tarantino macht ja seit jeher sein eigenes Ding. Er ist ja auch eher Alfred Vohrer-Fan als Edgar Wallace-Fan.

  • @ Count Villain


    Das ist ja wohl ein klarer Fall von "Product Placement". :D


    Nein, im Ernst. Wird es eigentlich in absehbarer Zeit ein zweites Buch von euch geben oder möglicherweise sogar einen Roman mit Wallace-Figuren? Vielleicht könntet ihr als Wallace-Experten ja mal ein Drehbuch verfassen und bei einer Produktionsfirma/ einem Fernsehsender einreichen? Dass ihr bereits als Autoren in Erscheinung getreten seid, wäre in jedem Fall ein Vorteil, da viele Produktionsgesellschaften Skripte von Laien meist erst gar nicht in Augenschein nehmen.

  • Die Rialto-Reihe hat damals eine regelrechte Flut an Krimis mit sich gebracht. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg wurde versucht, auf den Wallace Zug aufzuspringen. Die "Nebenserie" mit dem mit Abstand längstem Atem war die Bryan Edgar Wallace Reihe von CCC/Arthur Brauner. Interessanterweise nahm die Konkurrenz in mehrlei Hinsicht die Entwicklung der Original Serie vorweg: Das fing damit an, dass man sich eigentlich von vornherein nicht mehr groß um Romanvorlagen scherte und gleich neue Geschichten schrieb. Später hat man dann Giallos unter dem bekannten Label verkauft. Diese waren zwar teilweise brilliant gemacht, hatten aber natürlich mit Wallace rein gar nichts mehr zu tun. Hier meine Meinung in aller Kürze zu den Filmen.


    BEW #1) DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER: Für viele gilt dieser Film eher als kostengünstige Meinungsumfrage, ob sich eine Konkurrenz zu Rialto lohnt....ich finde ihn sehr ansehnlich. Schöne, altmodische s/w Athmosphäre. Etwas träge Inszenierung und nicht gerade hochspannend, aber keineswegs schlecht. Negativ: Blasser Hauptdarsteller.


    BEW 2) DER WÜRGER VON SCHLOSS BLACKMOOR: Ihm zweiten Anlauf ging Brauner auf Nummer sicher: Er engagierte Harald Reinl und Karin Dor gleich mit und auch sonst läuft hier eine sehr ansehnliche Besetzung zu toller Form auf. Sehr bemerkenswert ist die Musik von Oskar Sala (Die Vögel). Nicht ganz so gut wie Reinls Rialto Wallace, aber ein überaus unterhaltsamer Gruselkrimi ganz im Wallace Stil.


    BEW 3) DER HENKER VON LONDON: Es geht hochkarätig weiter. Schaurig schöner Gruselkrimi in herrlichen Scope Bildern. Dieter Borsche als Mädchenmörder ist eine Wucht. Negativ: Die oft gelobte Auflösung finde ich sehr vorhersehbar.


    BEW 4) DAS UNGEHEUER VON LONDON CITY: Eine der schwächeren Beiträge. Die Besetzung ist nicht mehr so hochkarätig und die Story kommt nicht recht in Fahrt. Die Auflösung ist leider wieder wenig überraschend.


    BEW 5) DAS PHNATOM VON SOHO: FJ Gottlieb läuft hier zu großer Form auf (und leider nur bei BEW!!). Toller Spannungskrimi, klasse Besetzung (Dieter Borsche als Inspektor!), Tempo, Spannungsbogen und Athmosphäre überzeugen. Wer den MANN MIT DEM GLASAUGE aus dem Hause Rialto kennt, wird bei der Demaskierung des Täter nicht mehr überrascht....


    BEW 6) DAS 7. OPFER: DAS Highlight unter den s/w BEW Filmen und Gottliebs bester Krimi! Ungemein temporeich und herrlich selbstironisch, einer der besten deutsche Krimis der 60er!


    BEW 7) DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE: Nach 6 Jahren Pause wird die Serie (pro forma!) wiederbelebt. Allerdings hat das alles nichts mehr mit den eher beschaulichen deutschen s/w Filmen zu tun. Was man hier zu sehen bekommt ist ein knallharter Giallo von niemand geringerem als Dario Argento! Kurz: Einer der besten Psychothriller aller Zeiten! Brilliant in allen Belangen. Doch Vorsicht: Die deutsche DVD Veröffentlichung ist eine Frechheit!


    BEW 8) DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE: Der zweite Argento in BEW Verpackung. Nicht ganz so gut wie die HANDSCHUHE, aber trotzdem noch packend in Spannung und Inszenierung.


    BEW 9) DER TODESRÄCHER VON SOHO: Remake von den SCHWARZEN KOFFERN. Typischer Trashfilm dieser Ära, ganz unterhaltsam, aber qualitativ Welten von den beiden Vorgängern entfernt.


    BEW 10) DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES: Wiederum ein rein italienischer Film. Viel besser als der TODESRÄCHER, aber nicht so stark wie die beiden Argenti. Tolle Kamera, Schauplätze und Score. Viel Gewalt und nackte Haut und allgemein nichts für schwache Nerven! Sehr gelungenes, packendes Finale.

  • Grandiose Geschichte! Da bleibt zu hoffen, dass der Film auch eine deutschen Verleih erhält und bei uns in die Lichtspielhäuser kommt. Das wäre dann der erste Wallace-Film seit 43 Jahren im Kino.


    Da Regisseur Jean-Pierre Mocky (immerhin 84!) die Hauptrolle des Jack Tarling (in der 1961-Verfilmung durch Joachim Fuchsberger verkörpert) spielt, hat man diese Rolle wohl zum väterlichen Ermittler umgeschrieben. Ansonsten hat man ausschließlich in Frankreich gedreht, wobei die gewählten Schauplätze sicherlich England doublen. Mich wundert ein wenig, dass man sich ausgerechnet diesen Wallace-Roman ausgesucht hat, der meines Erachtens zu den schwächeren Werken des Altmeisters gehört. Der Rialto-Film von 1961 stellt fast in jeder Hinsicht ein Verbesserung gegenüber der eher durschnittlichen Vorlage dar. Trotzdem freue ich mich sehr auf diesen Film und hoffe inständig, dass er auch hierzulande in die Kinos kommt.


    EDIT: Mist. Ich denke, das mit dem ersten Wallace-Film seit 1972 im Kino kann man gleich wieder vergessen. Wenn man sich Mockys Filmographie mal ein wenig anschaut, wird man feststellen, dass seine Filme stets nur in die französischen Lichtspielhäuser kommen. Ach, es wäre ja auch zu schön gewesen...

  • @ Count Villain


    Das ist ja wohl ein klarer Fall von "Product Placement". :D


    Nein, im Ernst. Wird es eigentlich in absehbarer Zeit ein zweites Buch von euch geben oder möglicherweise sogar einen Roman mit Wallace-Figuren? Vielleicht könntet ihr als Wallace-Experten ja mal ein Drehbuch verfassen und bei einer Produktionsfirma/ einem Fernsehsender einreichen? Dass ihr bereits als Autoren in Erscheinung getreten seid, wäre in jedem Fall ein Vorteil, da viele Produktionsgesellschaften Skripte von Laien meist erst gar nicht in Augenschein nehmen.


    Sagen wir es so: Geschichten wären sicher noch genug für einen zweiten Band vorhanden, aber die Verkaufszahlen geben das im Moment leider nicht wirklich her. Was ich so gehört habe, ist wohl eine Ebook-Ausgabe zumindest angedacht, vielleicht bringt die ja noch etwas mehr Käuferinteresse.


    Bzgl. Roman: Von Marc Freund, der ebenfalls zwei Geschichten zu unserem Buch beigesteuert hat, ist eine etwas längere Edgar-Wallace-Persiflage namens "Der Horcher" als Ebook erschienen. Ich habe sie selbst aber noch nicht gelesen. Natürlich trage auch ich mich mit den Gedanken, auch mal einen Roman zu verfassen, allerdings sind meine derzeitigen Planungen zwar schon, dass es klassisches Krimi-Flair geben soll, aber doch alles in der Gegenwart spielt. Also wird es da keine Wallace-Figuren geben. Wenn es überhaupt mal etwas wird. Da anfangen ja bekanntlich das Schwerste ist, bin ich vor der "Mammut-Aufgabe" bisher noch zurückgeschreckt und tobe mich lieber erst noch ein wenig mit meinen Lady-Bedfort-Hörspielen aus, für die ich gerade mein 10. Skript vollendet habe.


    Drehbuch wäre sicher mal eine interessante Idee, die bisher aber noch etwas außerhalb unseres Radars lag. Aber selbst wenn wir als Autoren keine wirklichen Laien mehr sind, mit Drehbüchern haben wir noch keine wirkliche Erfahrung. Ich zumindest nicht.

  • @ Count Villain


    Danke für den informativen Einblick in euer derzeitiges Schaffen. :thumbup:


    Es ist wirklich schade, dass die Verkaufszahlen keinen zweiten Band rechtfertigen. Und ich habe hier noch über "Product Placement" gewitzelt. :( Dabei hatte ich "Über ihnen schwebt der Tod" seinerzeit wärmstens weiterempfohlen. Wenn ich im nächsten Monat mal wieder etwas mehr Zeit habe, werde ich mir das Buch nochmal vornehmen und eine ausführliche Besprechung an dieser Stelle posten...

  • @ Scarpine


    Gern geschehen. :)


    Ich habe gehört, dass sich Anthologien heutzutage genrell eher schwer verkaufen und Edgar Wallace ist eben trotz durchaus lebendiger Fan-Community nicht mehr das Zugpferd, das er vor 50 Jahren noch war. Aber man soll schließlich nie nie sagen und die Hoffnung nicht aufgeben. Ich würde mich sehr über eine Rezension von dir freuen (gerne auch bei Amazon, schaden kann es sicher nicht). Du brauchst weder mit Lob noch mit Kritik zu geizen. Rückmeldung jeglicher Art ist immer gerne gesehen. :thumbup:

  • Am 1. April 2016 wird es an der VHS Kleve einen Vortrag zum Leben und Schaffen von Edgar Wallace geben. Die Filme der 60er und 70er werden dabei allerdings kaum eine Rolle spielen, hier wird es wirklich um Wallace selbst gehen. Ich bin gespannt, was der Vortragende, Wilfried Schotten, alles erzählen wird. Wallaces Geburtstag ist auch ein passender Zeitpunkt.

    The needs of the many outweigh the needs of the few or the one.
    I have been and always shall be your friend.
    I´ve been dead before.
    Live long and prosper.


    He is not really dead as long as we remember him.

  • Wird leider doch nichts mit dem 1. April. Da dann noch Schulferien sind, findet an der VHS nichts statt; der Vortrag wird auf die Folgewoche verschoben.

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  • So, jetzt ist es festgenagelt: Wilfried Schottens herrlich altmodischer Diavortrag (yeah!) zu Leben und Werk von Edgar Wallace wird am Montag, dem 4. April 2016 (19.30 - 21.00 Uhr) an der VHS Kleve laufen.

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