Analog zum Edgar Wallace-Thread hier nun alles zur zweiten großen Erfolgsserie des deutschen Kinos in den 60er Jahren. Einen solchen Thread gab es ebenfalls im Razyboard-Forum. Es darf über die Rialto/CCC-Filme, aber auch über die anderen Verfilmungen, die Vorlagen und über alles rund um Karl May diskutiert werden. Constantin Film bereitet ja auch seit drei Jahren einen groß angelegten Winnetou-Film vor, zu dem Oscar-Preisträger Michael Blake ("Der mit dem Wolf tanzt") das Drehbuch schreibt. Man darf gespannt sein, ob dieser Film tatsächlich in Produktion geht oder ob er wie so viele Versuche zuvor im Sande verläuft...
Als Aufhänger nehme ich einfach einmal JackStraws Einschätzung aus dem Wallace-Thread:
Die eigentliche Zäsur für den Fortgang der Serie war der Abschied von Gerhard Hummel als Constantin Produktionschef 63/64. Danach ging es zuerst langsam, dann steil bergab. Noch stärker äußerte sich dies bei Karl-May, wo aus heutiger Sicht eigentlich nur die Reinl Filme als gelungen durchgehen. Der Rest ist mäßig (Unter Geiern, Der Ölprinz) bis schauderhaft (Old Firehand).
Mein Kommentar: Objektiv gesehen sind die Reinl-Filme in der Tat die besten Beiträge zur Serie, wobei ich auch hier Unterschiede machen würde. "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" & "Winnetou II" sind sehr gut gelungen, während ich "Winnetou III" etwas schwächer sehe (profilloser Schurke, Sophie Hardy nervt, etwas zu sentimental am Ende). Da gefällt mir "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" doch etwas besser, weil hier u. a. Rik Battaglia als Schurke wesentlich besser zur Geltung kommt. "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" und "Winnetou und sein Freund Old Firehand" sind in der Tat die schwächsten Filme.
Dagegen sehe ich drei Old Surehand-Filme ganz gern. Auch wenn sie nicht an die Reinl-Filme herankommen, sind sie doch mit die "flottesten" und kurzweiligsten Streifen der Reihe. "Der Ölprinz" mag ich sehr gerne (Leipnitz gibt einen der besten May-Schurken) und auch "Unter Geiern" und "Old Surehand" kann man sich gut ansehen, auch wenn Vohrer die atmosphärischen Szenen ala Reinl nicht sonderlich gut gelingen. Harald Philipp würde ich nach Reinl und vor Vohrer einordnen. Er fand zwischen dem romantischen Reinl- und dem härteren Vohrer-Stil einen guten Mittelweg. Leider wurde sein zweiter Film "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" ein Reinfall, weil das dürftige Drehbuch und die schwachen Schurken den Film ins Bodenlose stürzen lassen. Die kleineren Schwächen bei "Der Ölprinz" wurden durch die noch schöne Atmosphäre, die souveränen Auftritte von Brice und Hill und die gelungene Dualität von Granger und Leipnitz noch sehr gut kompensiert, was bei "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" leider nicht mehr gelang.
So viel erst mal von meiner Seite. Vielleicht finden sich analog zu Wallace auch noch einige Karl May-Freunde für eine anregende Diskussion hier im Forum...