Die Karl May-Filme

  • Analog zum Edgar Wallace-Thread hier nun alles zur zweiten großen Erfolgsserie des deutschen Kinos in den 60er Jahren. Einen solchen Thread gab es ebenfalls im Razyboard-Forum. Es darf über die Rialto/CCC-Filme, aber auch über die anderen Verfilmungen, die Vorlagen und über alles rund um Karl May diskutiert werden. Constantin Film bereitet ja auch seit drei Jahren einen groß angelegten Winnetou-Film vor, zu dem Oscar-Preisträger Michael Blake ("Der mit dem Wolf tanzt") das Drehbuch schreibt. Man darf gespannt sein, ob dieser Film tatsächlich in Produktion geht oder ob er wie so viele Versuche zuvor im Sande verläuft...


    Als Aufhänger nehme ich einfach einmal JackStraws Einschätzung aus dem Wallace-Thread:


    Die eigentliche Zäsur für den Fortgang der Serie war der Abschied von Gerhard Hummel als Constantin Produktionschef 63/64. Danach ging es zuerst langsam, dann steil bergab. Noch stärker äußerte sich dies bei Karl-May, wo aus heutiger Sicht eigentlich nur die Reinl Filme als gelungen durchgehen. Der Rest ist mäßig (Unter Geiern, Der Ölprinz) bis schauderhaft (Old Firehand).


    Mein Kommentar: Objektiv gesehen sind die Reinl-Filme in der Tat die besten Beiträge zur Serie, wobei ich auch hier Unterschiede machen würde. "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" & "Winnetou II" sind sehr gut gelungen, während ich "Winnetou III" etwas schwächer sehe (profilloser Schurke, Sophie Hardy nervt, etwas zu sentimental am Ende). Da gefällt mir "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" doch etwas besser, weil hier u. a. Rik Battaglia als Schurke wesentlich besser zur Geltung kommt. "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" und "Winnetou und sein Freund Old Firehand" sind in der Tat die schwächsten Filme.


    Dagegen sehe ich drei Old Surehand-Filme ganz gern. Auch wenn sie nicht an die Reinl-Filme herankommen, sind sie doch mit die "flottesten" und kurzweiligsten Streifen der Reihe. "Der Ölprinz" mag ich sehr gerne (Leipnitz gibt einen der besten May-Schurken) und auch "Unter Geiern" und "Old Surehand" kann man sich gut ansehen, auch wenn Vohrer die atmosphärischen Szenen ala Reinl nicht sonderlich gut gelingen. Harald Philipp würde ich nach Reinl und vor Vohrer einordnen. Er fand zwischen dem romantischen Reinl- und dem härteren Vohrer-Stil einen guten Mittelweg. Leider wurde sein zweiter Film "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" ein Reinfall, weil das dürftige Drehbuch und die schwachen Schurken den Film ins Bodenlose stürzen lassen. Die kleineren Schwächen bei "Der Ölprinz" wurden durch die noch schöne Atmosphäre, die souveränen Auftritte von Brice und Hill und die gelungene Dualität von Granger und Leipnitz noch sehr gut kompensiert, was bei "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" leider nicht mehr gelang.


    So viel erst mal von meiner Seite. Vielleicht finden sich analog zu Wallace auch noch einige Karl May-Freunde für eine anregende Diskussion hier im Forum...

  • (...) "Winnetou III" etwas schwächer sehe (profilloser Schurke (...)


    Dagegen sehe ich drei Old Surehand-Filme ganz gern. (...)

    Den Rollings aus Winnetou III empfinde ich dagegen als besonders gelungen! Letzten Endes ist er ja auch der "Erfolgreichste". Besonders die Synchronisation Battaglias durch den vielseitigen Arnold Marquis vollendet diesen Charakter. Er hat Humor und jene überhebliche Gelassenheit, die ihn gerade bei dem Wettschiessen gegen Hawkins über den Dingen stehen läßt.


    Ich kann zu den Surehand-Filmen nur eines sagen: Stewart Granger ist grandios!!! Er gibt der Serie (als Brite) eine Würze, zu der kein Deutscher/ Italiener/ Jugoslawe, etc. in der Lage gewesen wäre. Bemerkenswert auch, dass auf jegliche Liebesgeschichte bei dem ansonsten immer in romantischen Rollen besetzten Granger verzichtet wurde. Surehand war der erste Held meiner Kindertage. Der weiße Hut und die Stoffhose deuten überdies an, dass er - anders als Shatterhand - nicht so sehr seine europäischen Wurzeln abgelegt hat. Auch seine Sprache ist nicht ganz so blumig an die der Indianer assimiliert wie die Shatterhands.

  • Den Rollings aus Winnetou III empfinde ich dagegen als besonders gelungen! Letzten Endes ist er ja auch der "Erfolgreichste". Besonders die Synchronisation Battaglias durch den vielseitigen Arnold Marquis vollendet diesen Charakter. Er hat Humor und jene überhebliche Gelassenheit, die ihn gerade bei dem Wettschiessen gegen Hawkins über den Dingen stehen läßt.


    Findest du? Von allen Battaglia-May-Schurken (keiner hat so viel May-Villains verkörpert wie er) empfand ich den Rollins immer am langweiligsten. Er bleibt eigentlich nur im Gedächtnis, weil er - wie du sagst - der "Erfolgreichste" war. Als "Schut" oder Murdock in "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" fand ich Battaglia viel charismatischer und bösartiger. Auch seine Militärrollen in den Orientfilmen waren düsterer und brutaler angelegt. Das Wettschießen mit Hawkens finde ich jetzt nicht so herausragend und richtig gefährlich wird Rollins erst im Finale. Die besten May-Schurken waren meines Erachtens Brinkley (Herbert Lom), Santer (Mario Adorf), Murdock (Rik Battaglia) und der hinterhältige Ölprinz (Harald Leipnitz).


    Zustimmung zu Stewart Granger. Er hat zwar mit dem Roman-Surehand praktisch nichts gemein, bringt aber jede Menge Star-Aura und Lässigkeit in die doch teils etwas biederen Winnetou-Filme. Vermutlich erscheinen deswegen die Streifen mit ihm - wie ich schon meinte - flotter und kurzweiliger.

  • Der Schut ist eindeutig die Paraderolle von Battaglia. Rollins ist eher mittelmäßig....vlt etwas zu fad für den Mörder Winnetous, aber keinesfalls richtig enttäuschend. Die Murdoch Rolle finde ich überhaupt nicht erinnerungswürdig. Spitzenreiter bei Winnetou sind klar Herbert Lom als Colonel Brinkley und Mario Adorf als Santer.


    Zu Surehand: Das wesentliche Problem ist, dass die Interpretation von Granger überhaupt nicht mit der Winnetou Rolle harmoniert....alle gemeinsamen Szenen sind eine einzige Katastrophe. Surehand nimmt Winnetou nicht ernst und behandelt ihn wie den dummen Nachbarsjungen. Dann bringt er auch noch viel zu viel Selbstironie und gleichermaßen Brutalität in die Filme. Die einzig richtige Lösung (außer SG gar nicht zu verpflichten) wäre gewesen, Surehand solo auftreten zu lassen ohne Indianerbezug. Der Old Surehand Film kommt dem ja schon recht nahe, denn Pierre Brice wird da eher zum Nebendarsteller degradiert. Irgendwelche auffallende Qualitäten kann ich freilich an diesem Streifen nicht erkennen.

  • (...) Zu Surehand: Das wesentliche Problem ist, dass die Interpretation von Granger überhaupt nicht mit der Winnetou Rolle harmoniert....alle gemeinsamen Szenen sind eine einzige Katastrophe. Surehand nimmt Winnetou nicht ernst und behandelt ihn wie den dummen Nachbarsjungen. Dann bringt er auch noch viel zu viel Selbstironie und gleichermaßen Brutalität in die Filme. Die einzig richtige Lösung (außer SG gar nicht zu verpflichten) wäre gewesen, Surehand solo auftreten zu lassen ohne Indianerbezug. Der Old Surehand Film kommt dem ja schon recht nahe, denn Pierre Brice wird da eher zum Nebendarsteller degradiert. (...)

    Es würde wohl gleichermaßen in den Thread "Geständnisse" passen, aber die von Dir angeführten Argumente gegen Surehand/ Granger sind genau die, die mich ihn als so erfrischend wahrnehmen lassen. Ich hielt die Messias-gleiche Darstellung Winnetous immer für sehr übertrieben. Und eben diese Übertreibung wird besonders durch Grangers Surehand relativiert oder besser: in ihre Schranken gewiesen.
    Surehand: "Den Schuss macht Euch keiner nach!"
    Winnetou: "Doch! Mein großer Lehrer."
    Surehand:"Aber nicht mit dem Ding da (Silberbüchse)! Ich habe nicht mal gewusst, dass man damit überhaupt schiessen kann!" Herrlich!!!

  • Du sitzt dem selben Irrtum auf wie die Verantwortlichen bei Rialto in dieser Phase! Nämlich, dass die Filme "lockerer" oder ironischer sein müssten, um modern zu sein. Karl May Filme sind Märchen.... wenn ich einen zynischen, harten Western sehen will, dann lege ich THE GOOD THE BAD & THE UGLY ein und nicht den jämmerlichen Versuch, einen Karl May in einen Italowestern zu verwandeln! Die Old Surehand Filme sind dummerweise aber keins von beiden....sie haben den edlen, unfehlbaren Winnetou auf der einen Seite und den coolen Surehand auf der anderen. Zusammen geht nicht wie Feuer und Wasser. Entweder hüh oder hott. Dann sind auch noch deutlich brutaler als die Vorgänger.


    Harald Reinl hat als einziger Regiesseur (er war auch als Drehbuchbearbeiter bei seinen Filmen aktiv) begriffen, dass man Karl May als Märchenwelt auf die Leinwand bringen muss, mit strikter Trennung zwischen Gut und Böse und eindimensionalen, durch und durch reinen Charakteren. Seine Filme mögen naiv sein, aber sie sind in dieser Hinsicht konsequent und stimmig und auch noch optisch und von der Handlung am schönsten und besten. Vielleicht wäre die KM Serie auch nach ein paar weiteren Filmen im Stil vom SILBERSEE den Rio Pecos runtergegangen wie sie es nunmal tat, aber aus heutiger (und kommerzieller) Sicht war der eingeschlagene Weg nach Winnetou III ein kompletter Fehlschlag!

  • Der Schut ist eindeutig die Paraderolle von Battaglia. Rollins ist eher mittelmäßig....vlt etwas zu fad für den Mörder Winnetous, aber keinesfalls richtig enttäuschend. Die Murdoch Rolle finde ich überhaupt nicht erinnerungswürdig.


    Hier kannst du natürlich recht haben. "Der Schut" habe ich schon lange nicht mehr gesehen, wie überhaupt die ganzen Orientfilme. So kann es durchaus sein, dass Battaglia als "Schut" tatsächlich am besten war (hatte ich zuvor ja bereits aus der schwachen Erinnerung zu seinen beiden besten Leistungen gezählt). Die Murdock-Rolle ist auf dem Papier natürlich wenig eindrucksvoll, aber ich hatte den Eindruck, dass Battaglia hier mit am brutalsten auftrat und vom Look her deutlich desperadohafter herüber kam (in seinen früheren Rollen wirkte er immer "glatter"). Na ja, ich sollte mir die Filme mal wieder ansehen. Brinkely & Santer sind aber wirklich die besten Schurken, dann kommen wohl die beiden Titelbösewichter "Schut" und "Ölprinz". Leipnitz` Silers war auch gut (einer der wenigen Pluspunkte von "Winnetou und sein Freund Old Firehand"), dann der erwähnte Murdock und Larry Pennell als "General" ("Old Surehand") fand ich in der Rolle des aalglatten Widerlings auch noch erinnerungswert. Dagegen war Anthony Steel in "Winnetou II" recht blass; er wird von seinem Hilfsschurken Kinski mühelos an die Wand gespielt.


    Was die Ausrichtung der Serie angeht, finde ich, dass man die Surehand-Filme nicht über einen Kamm scheren kann. "Unter Geiern" und "Der Ölprinz" waren von den Reinls jetzt nicht so weit entfernt und auch nicht wesentlich brutaler. Erst mit "Old Surehand" wurde es etwas härter (beabsichtigte Vergiftung & Schießerei in der Berghütte, Surehand erledigt den "General" per Kopfschuss). Die beiden 1966er Filme waren diesbezüglich aber noch schlimmer. Aber auch diese Filme waren letztlich nicht der alleinige Sargnagel der Serie. Soweit ich weis, hätte Wendlandt 1967 zwei weitere May-Filme produziert. Aber als Brice ablehnte den betreffenden Vertrag zu unterschreiben, warf Wendlandt (die finanziellen Tiefschläge zusätzlich im Rücken) endgültig das Handtuch. Das ist insofern bedauerlich als das für den ersten dieser Filme Reinl wieder als Regisseur vorgesehen war und man mit ihm ziemlich sicher wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt wäre.

  • Trotz meiner immer durchklingenden Verehrung für Reinl und das Duo Winnetou/Shatterhand glaube ich nicht, dass die Serie 1966/67 tatsächlich noch viel Leben in sich hatte. Wenn man sich mal 3-4 Filme kurz hintereinander ansieht, erkennt man halt die 0815 Strickmuster und immer wiederkehrenden Motive.....wären Hummel und Reinl länger involviert gewesen, hätten wir zumindest noch ein paar qualitativ bessere Filme bekommen, dann bin ich aber sicher. TAL DES TODES war ja dann auch ein zwar ganz guter Abschluss, aber hält einem überdeutlich vor Augen, dass die Kreativität der Autoren anscheinend vollkommen erschöpft war. Denn das Ganze wirkt wie eine Hommage an SILBERSEE mit einem deutlich angegrauten Lex Barker!


    In Punkto Surehand und zunehmender Brutalität in den Filmen, dachte ich tatsächlich primär an den gleichnamigen Film und insbesondere die Exekution des Generals (undenkbar mit Shatterhand!). In dieser Hinsicht gehen wir konform, denn auch ich finde zumindest UNTER GEIERN deutlich besser. Der ÖLPRINZ wird zu 90% von Harald Leipnitz getragen, sonst finde ich den reichlich unspektakulär. Dazu passt das Fehlen des traditionellen Tods des Bösewichts sowie die einkopierten Szenen aus W#2.

  • Trotz meiner immer durchklingenden Verehrung für Reinl und das Duo Winnetou/Shatterhand glaube ich nicht, dass die Serie 1966/67 tatsächlich noch viel Leben in sich hatte.


    Das stimmt sicherlich, aber wäre es zu dem besagten Vertragsabschluss gekommen, hätten wir heute vielleicht zwei oder sogar mehr Karl May-Filme zu bestaunen. Wie die dann konkret ausgesehen hätten und ob die Serie noch weitergegangen wäre, ist natürlich eine schwierige Frage. Mit dem ganzen Umbrüchen 1968 hätte das aber sicherlich nicht mehr lange funktioniert.

  • Karl-May-Fan bin ich seit ca. zwanzig Jahren. Die Leidenschaft ist zwar im Laufe der Zeit etwas abgekühlt, aber ich sehe mir die Filme noch immer gerne mal an.
    Von den Büchern habe ich so einige gelesen und bevorzuge dabei die Originaltexte im Vergleich zu den Bearbeitungen des Karl-May-Verlags. Dennoch bin ich auch der Meinung, dass es schöne Bearbeitungen gibt, die sich gut lesen lassen, wie z.B. "Das Buschgespenst".
    Das Thema Karl May hat mich jedoch auch in den letzten Jahren nie wirklich losgelassen, da ich regelmäßig Freilichtaufführungen zum Thema besuche und an einer Bühne auch schon aktiv in verschiedenen Funktionen mitgewirkt habe.
    In diesem Zusammenhang hatte ich das Glück, Marie Versini, Karin Dor, Ralf Wolter und Pierre Brice live sehen zu können.

    Surehand nimmt Winnetou nicht ernst und behandelt ihn wie den dummen Nachbarsjungen.

    ...wie es auch in der Realität war. Granger und Brice konnten sich nicht ausstehen.

    wenn ich einen zynischen, harten Western sehen will, dann lege ich THE GOOD THE BAD & THE UGLY ein und nicht den jämmerlichen Versuch, einen Karl May in einen Italowestern zu verwandeln!

    Das Genre des Italowesterns (das ich sehr mag) war wohl mitverantwortlich für den Stilwechsel, der sich gegen Ende der Karl-May-Reihe vollzog. Plötzlich waren harte, dreckige Western gefragt und nicht mehr die "saubere" May-Welt. Besonders die Sequenz mit der Folterung des jungen Soldaten in "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" nervt mich jedes Mal wieder aufs Neue. Am Schlimmsten dabei ist, dass man als Kulisse dafür ausgerechnet den wunderschönen Zrmanja-Canyon verwendete, der in "Winnetou I" und "Winnetou III" noch als Hintergrund für das Apachenlager diente...
    Ein weiterer Tiefpunkt der Reihe ist der Satz von Old Shatterhand in "...Apanatschi", der mich regelmäßig erschauern lässt: "Ich sage euch, wir müssen Gewalt mit Gewalt beantworten!!"

    Harald Reinl hat als einziger Regiesseur (er war auch als Drehbuchbearbeiter bei seinen Filmen aktiv) begriffen, dass man Karl May als Märchenwelt auf die Leinwand bringen muss, mit strikter Trennung zwischen Gut und Böse und eindimensionalen, durch und durch reinen Charakteren.

    Ja, dem stimme ich absolut zu. Karl May bezeichnete sich nicht umsonst auch selbst als "Märchenerzähler". Seine Geschichten sind nun mal märchenhaft und voll von eindimensionalen Charakteren.

    Dagegen war Anthony Steel in "Winnetou II" recht blass; er wird von seinem Hilfsschurken Kinski mühelos an die Wand gespielt.

    Umso lächerlicher finde ich Kinskis Todesszene in diesem Film - er wird mal eben "nebenbei" erschossen. Dabei war er in der Tat der mit Abstand interessanteste Schurke in diesem Film.

    Soweit ich weis, hätte Wendlandt 1967 zwei weitere May-Filme produziert.

    Ja, es ging dabei um die Titel "Kapitän Kaiman" und "Winnetou auf fremden Pfaden". Auch "Old Surehand" hätte eine Fortsetzung bekommen sollen, aber bekanntlich kam es dazu nie.
    Als Darsteller in einem der geplanten Filme war wohl auch Blacky Fuchsberger geplant - schade, dass das nichts wurde.

  • Harte und dreckige Western waren aber schon immer gefragt. Der Italowestern hat aber das Gewalt- und Drecklevel noch mal kräftig angezogen, allerdings gingen die US Western der damaligen Zeit auch in die gleiche Richtung. Die May Filme bedienten eine sehr nostalgisch verklärte Sicht auf den Westen, wie sie schon in den 50ern im Western kaum mehr vorkam, insofern waren sie schon immer außerhalb der Zeit. Das wurde mit dem Siegeszug des Italowestern dann aber noch offensichtlicher.
    Ich habe nur wenige bis keine US Western gesehen die dermaßen naiv und simpel sind wie das die May Filme waren. Das ist auch der Grund warum die mich heute alle langweilen. Reinl war ein begabter Regisseur, aber die Schlichtheit der Filme nimmt den Spaß wieder raus.

  • Ja, das stimmt durchaus - die Naivität der deutschen Western sucht man wohl im amerikanischen Western großteils vergeblich. Wenn ich da an ein Meisterwerk wie "Der Schwarze Falke" denke...und der kam immerhin schon in den 50ern heraus. Andererseits sehe ich von den dargestellten Härten doch noch einen Unterschied zu beispielsweise "Big Jake" von 1971. Gerade dessen Finale ist doch recht blutig.
    Nichtsdestotrotz denke ich, dass die Italowestern im Speziellen einen großen Einfluss auf die späteren May-Filme hatten. Vielleicht lag es daran, dass man nun sah, dass es auch in Europa möglich war, "härtere" Western zu drehen, die zu Erfolgen wurden.
    Ähnlich verhielt es sich auch mit den Edgar-Wallace-Filmen, die einerseits vllt. teilweises Vorbild für die italienischen Gialli waren, aber andererseits auch von eben diesem Genre den Todesstoß versetzt bekamen. Gialli oder in diese Richtung gehende Filme wie "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" in Deutschland als "echte Edgar-Wallace-Filme" vermarkten zu wollen, ging dann ja auch ziemlich schief. Genauso konnte auch kein Karl-May-Film funktionieren, der eben nicht mehr naiv und bunt war.

  • Old Firehand ist ja in Spanien gedreht worden, und weist auch sonst ein paar IW Einflüsse auf, ist aber noch Welten von den IW entfernt die damals typisch waren. Zu wenig um nicht vollkommen altmodisch zu wirken, und vielleicht zu viel für den richtigen May Fan.
    Die frühen italienischen Western, die die vor Leone gedreht wurden, und auch noch die meisten die vor Django (1966) entstanden, sind aber den deutschen Western schon ähnlich in ihrer Schlichtheit und auch von ihrem sauberen Aussehen her. Nur die Grausamkeiten wurden schon immer stärker betont.


  • Das Genre des Italowesterns (das ich sehr mag) war wohl mitverantwortlich für den Stilwechsel, der sich gegen Ende der Karl-May-Reihe vollzog. Plötzlich waren harte, dreckige Western gefragt und nicht mehr die "saubere" May-Welt. Besonders die Sequenz mit der Folterung des jungen Soldaten in "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" nervt mich jedes Mal wieder aufs Neue. Am Schlimmsten dabei ist, dass man als Kulisse dafür ausgerechnet den wunderschönen Zrmanja-Canyon verwendete, der in "Winnetou I" und "Winnetou III" noch als Hintergrund für das Apachenlager diente...
    Ein weiterer Tiefpunkt der Reihe ist der Satz von Old Shatterhand in "...Apanatschi", der mich regelmäßig erschauern lässt: "Ich sage euch, wir müssen Gewalt mit Gewalt beantworten!!"

    DAS war eben das Problem in den späteren Jahre! Niemand war mehr da, der Ahnung von KM hatte! Die Erfolgs- (und Qualitäts) garanten der frühen Serie waren Reinl und Hummel....Vohrer und Harald Philipp hatten keinen Plan von KM, Fred Denger als Autor auch nicht und Horst Wendlandt erst recht nicht. Heraus kam dann ein Mischmasch aus den bekannten Figuren und neuen Anklängen an den aufkommenden Italo Western. Insgesamt nicht Fisch und nicht Fleisch, verbunden mit lahmen, schon 10x gesehenen Stories. Filme, die wohl kaum überzeugen konnten!


    Die personifizierte Inkompetenz zeigt sich an der Old Surehand Figur.....sie hat nichts vom KM Original, sie passt nicht zur etablierten Winnetou Darstellung und dann engagierte man mit Granger auch noch eine Diva, die die Drehbücher umschrieb und sonst alles andere als einfach war! Wäre man konsequent gewesen, hätte man auch die Winnetou Figur entsprechend ummodeln müssen, aber das traute man sich schon aus kommerzieller Sicht natürlich nicht (und Pierre Brice hätte das als Darsteller vermutlich auch nicht leisten können).


    Nun ist es auf der anderen Seite so, dass ein Genre wie KM eben kaum "erneuerbar" ist....sprich die Zeit, in der diese Filme mit großem Erfolg angenommen wurden, ist irgendwann einfach vorbei. Ein Film wie SILBERSEE, so gelungen er auch ist, hätte 1970 wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit gewirkt (und tat das vermutlich auch...). Sprich letztlich hätte auch eine Reihe von hochwertigen Filmen die Halbwertszeit der Serie wohl nur unwesentlich verlängert.


    Im Übrigen finde ich auch den Vergleich mit "echten" Italo Western oder Klassikern des US Kinos nicht angebracht....die KM Filme richten sich an ein komplett anderes, deutlich jüngeres Publikum. Die Geschichten um Winnetou sind eben moderne Märchen vom Kampf Gut gegen Böse, die halt zufällig im wilden Westen spielen. Niemand mit etwas Verstand würde versuchen, aus einem KM Roman einen Film mit dem Anspruch zu drehen, ein realistisches Abbild der damaligen Zeit darzustellen.

  • (...) Die personifizierte Inkompetenz zeigt sich an der Old Surehand Figur.....sie hat nichts vom KM Original, sie passt nicht zur etablierten Winnetou Darstellung und dann engagierte man mit Granger auch noch eine Diva, die die Drehbücher umschrieb und sonst alles andere als einfach war! (...)

    Granger/ Surehand ist m. E. das nahezu einzig wirklich Herausragende an der ganzen Reihe! Womit ich ihm 10/10 Punkten gebe, allem Anderen - Darsteller, Handlung, Regie, etc., etc. bestenfalls 6/10. D. h. ohne Granger würde ich keinen der Filme mehr als zwei bis dreimal sehen wollen (und das wohl auch nur, um meinen Söhnen Gesellschaft zu leisten).
    Das ist eine rein emotionale Bewertung - ich bin kein wissenschaftlicher Cineast!


  • Niemand mit etwas Verstand würde versuchen, aus einem KM Roman einen Film mit dem Anspruch zu drehen, ein realistisches Abbild der damaligen Zeit darzustellen.


    Genau das scheint man mit der Neuverfilmung seitens Constantin aber offenbar zu versuchen. Michael Blake gilt als hervorragender Kenner der amerikanischen Geschichte und der Indianervölker, der der Realität so nahe wie möglich kommen möchte und für anspruchsvolle Geschichten steht. Man muss abwarten, ob dieser Spagat zwischen den May-Stoffen und der historischen Wirklichkeit (der ja so noch die versucht wurde) wirklich funktioniert...

  • Ist das wirklich irgendwas Konkretes oder woher kommen diese Gerüchte? Vor ein Jahren wollten sie mal einen neuen Mabuse Film drehen.....das fände ich schon deutlich interessanter. Ein neuer KM Film juckt mich eigentlich nicht, sind halt doch eher nostalgische Jugenderinnerungen. Aber bei sorgfältigem Vorgehen kann man immer etwas Schönes drehen. Nur - wie in meinem obigen Post geschrieben - würde ich als Verantwortlicher drauf bestehen, dass, wenn Motive von KM verlauft werden, auch Leute dran sind, die zumindest die Hauptwerke kennen!!

  • Gute Frage! Das Projekt scheint doch einigermaßen konkret zu sein. Immerhin wird es von den hauptverantwortlichen Produzenten von Constantin Film entwickelt und mit Michael Blake hat man einen hochkarätigen Namen für das Drehbuch engagiert. Sogar einige große amerikanische Seiten (hollywoodreporter) haben über das Projekt berichtet und bei imdb.com wird es noch immer als eines der gegenwärtigen Arbeiten von Blake gelistet. Letzteres muss aber nicht viel bedeuten. Über den momentanen Status der Produktion gibt es aber noch keine Informationen.


    Das Mabuse-Projekt würde ich dagegen für mausetot halten. Das wurde vor mittlerweile sechs Jahren (!) ohne konkrete Namen angekündigt und man hat bis heute nichts mehr davon gehört. Die zweieinhalb Jahre beim Winnetou-Projekt sind bei einer so großen Produktion aber noch im Rahmen. Wenn da aber in nächster Zeit nichts passiert, würde ich nicht unbedingt meine Hand dafür ins Feuer legen, dass der Film wirklich in absehbarer Zeit das Licht eines Projektors erblickt. Ein solches Schicksal haben ja schon viele ambitionierte, deutsche Kino-Projekte erlitten.


    EDIT: Hab`s gerade noch einmal gecheckt. Außer der Ankündigung gibt es noch nichts Konkretes. Allerdings hat Constantin auch einiges in der Warteschlange. Gut möglich, dass der Film, der für 2013 angekündigt war, um ein, zwei Jahre verschoben wurde. Ebenso ist es möglich, dass man aus verschiedenen Gründen von einer Neuverfilmung doch wieder Abstand genommen hat.

  • Pläne für einen neuen Karl-May-Film gab es in den letzten Jahren mehrfach in verschiedenen Lagern.
    So wurde u.a. um das Jahr 2009 ein Winnetou-Film angekündigt, in dem der Schauspieler und Navajo-Indianer Jay Tavare den Winnetou und die aus "The New World" bekannte Q'orianka Kilcher die Nscho-tschi verkörpern sollte. Daraus wurde bis dato ebenso nichts wie aus dem Vorhaben von Constantin.


    Ich möchte an dieser Stelle noch die TV-Serie "Mein Freund Winnetou" in den Raum werfen. Wer von euch hat sie gesehen? Wie sind eure Meinungen dazu?
    Hier hat man es mit einer gänzlich anderen, realistischeren Herangehensweise versucht. Ich persönlich mag die Serie, doch mit May hat sie herzlich wenig zu tun.

  • In D wird ein gutes Einspielergebnis schon kalkulierbar sein, der Name zieht mMn immer noch. Dafür dürfte es mit der internationalen Vermarktung mau aussehen. Also richtig aufwendig wird man sich vermutlich auch nicht leisten können und KM will nun mal groß inszeniert werden. Da haben die Klassiker die Messlatte doch auch für heutige Verhältnisse hoch gelegt....

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