Indiana Jones

  • Eben. Der Film dient der Unterhaltung, mehr nicht. Sogar ein Shia LaBeouf, wenn er in seiner Rolle drin steckt, ist erträglich.


    Der beste Indi ist eh der dritte Teil! Das Zusammenspiel Ford und Connery passte wie die Faust aufs Auge. :thumbup:

  • Lucas ist wohl ganz raus, Spielberg macht wieder bessere Filme, Ford hat den Mega-Erfolg von SW7 im Rücken... wenn nicht jetzt wann dann.
    Den Kommentar von DanielCraig kann ich voll teilen was Teil 4 angeht und Teil 3.


    Bin gespannt wer der Drehbuchautor sein wird (und merkwürdig, dass der noch nicht genannt wurde). Bin gespannt wie man das angehen wird. Ich persönlich könnte auch mit einer Konstellation wie in Teil 4 leben (mit Ford dann in der Connery Rolle). Die Frage ist: Bleibt man bei Shia (den ich durchaus gut fand) oder wird vielleicht ein Student Indys den jungen Counterpart übernehmen?


    Ich finde grade nach dem wahnsinnigen Erfolg von The Force Awakens sollte man zwei Richtlinien ausgeben:
    1. Keine CGI Actionszene
    2. Drehen soweit möglich an echten Schauplätzen

  • Lucas ganz raus ... diese Meldung hätte man sich für Star Wars 1 bis 3 auch gewünscht.


    Das wäre toll gewesen! Episode I - III schleppen diesen faden Lucas Beigeschmack mit sich. Man schaut sich die Filme an, nur kommt nicht die Begeisterung rüber wie bei der allerersten Sichtung von Episode IV - VI auf dem TV. Damals waren diese Teile noch nicht von Lucas nachträglich mit CGI verhunzt worden.

  • Mich reißt die Meldung jetzt auch nicht vom Hocker. Der Reiz von Indy liegt ja zu einem nicht unerheblichen Teil in der absurden, halsbrecherischen Action. Ford war in "Erwachen der Macht" toll und er wirkt auch noch recht gut für seine über 70, aber er war da auch nur ein Nebencharakter. Man muss ihm entweder einen jungen Hauptdarsteller zur Seite geben, was aber schon in Crystal Skull mehr schlecht als recht funktioniert hat. An die Magie und die Leinwand-Strahlkraft eines Harrison Ford kommt so schnell keiner heran, und LaBöff war da doch relativ weit entfernt. Und wer sollte es sonst sein, nachdem man schon seinen Sohn eingeführt hat? Sein Neffe, Enkel, Nachbar? Das wird doch irgendwann lächerlich. (Vielleicht könnte man ja Short Round als Erwachsenen wieder aufgreifen)


    Die andere Möglichkeit wäre, Ford digital zu verjüngen. Das gibt die Technik mittlerweile sicher her, steht aber irgendwie auch ein bisschen im Kontrast zum klassischen Filmhandwerk der ersten drei (der guten) Filme.


    Edit: Grad gelesen, dass es wahrscheinlich eine Rahmenhandlung mit Ford in den 1960ern geben soll und ein Part in der Vergangenheit mit einem Darsteller, der den jungen Indy verkörpert. Da wird dann sicher Chris Pratt ein Favorit sein. Na mal shawn.

  • Das sehe ich nicht so negativ: Indy IV kam zwar auch meines Erachtens nicht an die ersten drei Teile heran, ist aber immer noch ein gut gemachter sehr unterhaltsamer Film, den ich keinesfalls missen möchte. Und zudem ist es ja durchaus möglich, dass Indy V seinen Vorgänger toppen kann


    Das könnte ich mir auch vorstellen. Der fünfte Film könnte ein würdiges Finale werden, falls man nicht auch noch einen sechsten Teil machen will. Das hätte ja auch was für sich: Zwei Indy-Trilogien in zwei Jahrtausenden. David Koepp war allerdings auch schon der Hauptautor des vielgescholtenen vierten Teils. Man darf gespannt sein. Wie einige hier ja schon schrieben, wird es wie bei Star Wars der erste Film ohne Beteiligung des jeweiligen Franchise-Erfinders George Lucas sein. Mal sehen, ob man das dem fertigen Film am Ende anmerken wird. Lucas hatte ja die Story für alle vier bisherigen Indiana Jones-Filme geschrieben. Jetzt wird die neue Geschichte wohl von Steven Spielberg & David Koepp, die auch schon bei The Lost World: Jurassic Park und War of the Worlds zusammengearbeitet hatten, gemeinsam ersonnen.



    Meine Rangliste sähe übrigens so aus:


    1. Raiders of the Lost Ark


    2. Indiana Jones and the Last Crusade


    3. Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull


    4. Indiana Jones and the Temple of Doom

  • Nochmalige Bestätigung: George Lucas ist auch nicht als Ideengeber an Indiana Jones 5 beteiligt.


    Schon Anfang des Jahres fielen die Reaktionen darüber einhellig positiv aus:


    Lucas ist ganz raus...dann kanns ja nur gut werden!


    Zum Glück!


    Lucas ganz raus ... diese Meldung hätte man sich für Star Wars 1 bis 3 auch gewünscht.


    Da hier im Forum ja schon seit einer halben Ewigkeit praktisch nichts mehr los ist, und angesichts der immer gleichen Reaktionen, wenn die Rede auf George Lucas, den fast durchgängig nur noch angefeindeten Godfather von Star Wars und Indiana Jones kommt, möchte ich mich einmal in einem etwas ausführlicheren Essay zu seiner Rolle bei diesen Franchises äußern. Im Idealfall soll der Diskussion in diesem Rahmen eine ganz neue Richtung gegeben werden.


    Der Mann, der die „weit, weit entfernte Galaxis“ erfand


    Man darf nicht vergessen, dass George Lucas vor 1977 ein aufstrebender und talentierter Filmemacher war. Nicht umsonst werden heute nahezu unbekannte Werke wie THX 1138 und American Graffiti von Filmkritikern in der Regel (und jenseits aller Star Wars- und Indiana Jones-Fans) als seine besten Filme angesehen. Und es gibt auch nicht wenige, die der Meinung sind, dass Lucas heute ein umjubelter, alteingessener Independent-Regisseur mit einer interessanten und breit gefächerten Filmographie wäre, wenn die Kreation eines Super-Franchises (Indiana Jones), einer Mega-Saga (Star Wars) und der Aufbau eigener, unabhängiger Film- und Effekt-Schmieden ihm nicht künstlerisch dauerhaft das Genick gebrochen hätten.


    Das wird immer gerne übersehen. Lucas hat Star Wars, Indiana Jones und seine Unternehmen quasi seine ganze, künstlerische Karriere geopfert. Daher ist es auch nur fair sich auch einmal seine Leistungen ins Gedächtnis zu rufen. Es gibt sicher nicht viele Filmemacher, die von sich behaupten können, gleich zwei gigantische Kult-Reihen von grundauf erschaffen zu haben. Außerdem hat Lucas es geschafft, abseits der großen Filmstudios einen eigenen, autarken Filmkomplex zu etablieren und dreißig Jahre erfolgreich zu führen. Bahnbrechende Entwicklungen auf den Gebieten Filmton, Spezialeffekte und digitales Filmen sind maßgeblich mit seiner Arbeit verknüpft. Demgegenüber mutet die Entscheidung vieler Zuschauer und Fans, wegen einiger, zugegebenermaßen fragwürdiger künstlerischer Entscheidungen, gleich komplett den Stab über Lucas brechen zu wollen, doch reichlich überzogen an.


    Der Prequel-Sündenfall und fatale Saga-Optimierungen


    Dabei war schon immer Lucas` Ansinnen, seiner Meinung nach veraltete oder unzureichende Filmpassagen aufzuhübschen oder zu verändern, erklärten Puristen ein Dorn im Auge. Das begann im wesentlichen mit der ersten Saga-Optimierung im Jahr 1997. Hierbei muss ich anfügen, dass ich zu einer Generation von Filmkonsumenten gehöre, die mit der Special Edition von 1997 und nicht mit den Originalfilmen Star Wars für sich entdeckt hat. Das mag sicherlich bei der Bewertung eine Rolle spielen, denn viele der 1997-Neuerungen möchte ich bei meinem persönlichen Saga-Konsum ehrlich gesagt nicht mehr missen. Auch wenn mancher es nicht gerne hört: Viele der `97er-Modifikationen waren äußerst sinnvoll und bereichern das Filmerlebnis. Es war ja auch nie ein Geheimnis, dass die filmischen Möglichkeiten Ende der Siebziger bzw. Anfang der Achtziger Jahre zu begrenzt waren, um Lucas` Vision in vollen Umfang umzusetzen. Vereinzelte Streitpunkte wie die mittlerweile schon legendäre „Han shot first“-Kontroverse waren dabei eher noch ein Thema für Obernerds; den gemeinen Zuschauer interessierte das damals nur leidlich.


    Das änderte sich erst im Jahr 2004 als Lucas begann selbst die eigentlich schon gute Special Edition nochmals erheblich aufzupeppen. Ein Prozess, der sich schließlich bis ins Jahr 2011 (mit immer kleineren Anpassungen) fortsetzen sollte. Fairerweise muss man auch hier sagen, dass gewisse Änderungen in Sachen Glaubwürdigkeit, erzählerischer Stringenz und Qualität durchaus gerechtfertigt waren. Genannt seien hier als Beispiele nur das Einfügen von Ian McDiarmid in Episode V oder Auswechseln des Digital-Jabbas durch ein viel glaubwürdigeres CGI-Modell in Episode IV. Andere Elemente, wie die Darsteller-Rochade zwischen Sebastian Shaw & Hayden Christensen oder Vaders „NOOO!“ in Episode VI, luden hingegen zum ärgern oder zumindest zum Stirnrunzeln ein. Man kann diese ganzen Änderungen natürlich als das Basteln eines niemals mit seinem Werk zufriedenen Tüftlers deuten. Beachten sollte man aber aus meiner Sicht zwei Punkte: Einmal hat Lucas auch früh angefangen an den neuen, damals noch frischen Star Wars-Filmen zu verändern (beispielsweise: das Schneiden des Puppen-Yoda in Episode I), sodass sein Optimierungsdenken sich nicht nur auf die „heilige“ Klassische Trilogie allein fokussierte. Ein Ausdruck, wie ich meine, der kritischen Auseinandersetzung mit seinen eigenen Werken. So entstanden die immer neuerlichen Überarbeitungen keineswegs, um die Fans zu ärgern, sondern Lucas sah es einfach als den besten Weg an, um dem Zuschauer seine Vision der Skywalker-Geschichte bestmöglich zu präsentieren.


    Zweitens nimmt Lucas ja niemandem etwas weg. Die Altfans, Filmhistoriker und Nostaligker können sich an den Originalfilmen von 1977, 1980 & 1983 erfreuen und wahlweise zur Special Edition greifen. Für meine Generation hängen Kindheitserinnerungen an der Special Edition. Und die jüngeren Generationen können die 2011-Edition konsumieren, da sie im Hinblick auf die Prequels und die Gesamtsaga wohl die kompatibelste und erzählerisch stringenste aller Versionen ist. Das Argument, dass ein Film ein Zeitdokument ist, finde ich an dieser Stelle nur teilweise gültig. Denn erstens hat Star Wars als Science-Fiction-Geschichte wenig zeithistorische Aussagen zu bieten und zweitens kann man zwischen den filmischen Versionen ja beliebig wählen. Wie so mancher Renaissance-Maler Partien eines Gemäldes Jahre später noch einmal übermalte, optimierte George Lucas seine Saga Stück für Stück. Das mag nicht jedem schmecken, aber anders als in der Renaissance können wir heute hinter die Dinge blicken und zwischen den jeweiligen Zeitstufen und Editionen, die jeweils eine andere Sicht von Lucas auf sein Werk offenbaren, frei wählen. Deswegen habe ich diese ganzen Hasstriaden und Unmutsäußerungen auch immer nur sehr begrenzt nachvollziehen können.


    Kommen wir also zum allergrößten Zankapfel, wenn es um George Lucas und seine Bewertung geht: Die Prequel-Trilogie. Wie konnte sich Lucas nur erdreisten diese Vorgeschichte zu erzählen und sie auch noch völlig anders zu präsentieren als so mancher sie gerne gehabt hätte? Das ist ein ewiges Thema und ich habe mich andernorts hier im Forum auch schon ausführlich dazu geäußert. Deswegen in aller Kürze: Ja, die Prequels haben ihre Schwächen. Seien es eine mangelhafte Charakterentwicklung, eine zu schwachbrüstige Struktur, teils kindliche Figuren oder eine bisweilen schale Videospiel-Ästhetik. Aber deswegen die Filme als Ganzes gleich in die Tonne kloppen zu wollen und Lucas den Fehdehandschuh in Gesicht zu werfen, ist dann doch irgendwie zu einfach. Ich persönlich möchte die Prequels jedenfalls nicht missen, da sie keineswegs durch die Bank nur schlecht und schwach waren und insbesondere im Falle von Episode I auch Jugenderinnerungen an den Kinobesuch daran hängen. Ein Umstand, auf den die mit den klassischen Filmen sozialisierten Altfans immer wieder gerne pochen, den sie aber zu meiner Irriation vielfach einer jüngeren Generation nicht zugestehen wollen.


    Indiana Jones und der Schatten von Roswell


    Womit wir bei dem zweiten großen Franchise unter der Ägide von Lucas angelangt wären: Indiana Jones.
    Kurioserweise ist auch hier immer Lucas der Buhmann und dass obwohl der „everybodys darling“ Steven Spielberg hier durchweg der hauptverantwortliche Regisseur ist. Auch hier wird oft vergessen: George Lucas, Philip Kaufman und der Spezialmann für alle Fälle, Lawrence Kasdan, haben dieses Franchise entscheidend kreiiert, während Spielberg erst später hinzu kam. Lucas hat die Story für alle vier (!) Indiana Jones-Filme geschrieben, nicht nur für die polarisiernden Teile II und IV. Dazu ein Zitat von Martin:


    Bei Temple of Doom und Kingdom of the Crystal Skull merkt man meiner Meinung nach deutlich den Einfluss von George Lucas. Während sich Spielberg als gebürtiger Jude eine Art skeptische Faszination für das Mythische und Mystische bewahrt zu haben scheint, wirkt Lucas auf mich immer wie ein Hardcore-Materialist. Selbst den übernatürlichen Teil der Macht in seinen eigenen Star-Wars-Filmen hat er in seinen Prequelfilmen naturalistisch weg erklärt. Für ihn scheinen Christentum, Voodoo und Aliens alles derselbe Quark zu sein. Bei den Spielberg-lastigen Indy-Filmen schwingt unterschwellig immer das Gefühl mit, dass an all dem auch etwas dran sein könnte. In Raiders ist Indy am Anfang ja selbst sehr skeptisch eingestellt, glaubt am Ende aber an die Macht der Lade. Bei Temple und Skull bleibt man dagegen immer auf einem kühl-ironisch-distanzierten Niveau.


    Ohne Martin hier seine Meinung absprechen zu wollen, fügt sich diese Sichtweise doch auch wieder nur in die alte Mär vom guten Steven und vom bösen George ein, die man nur allzu oft schon gehört hat. Ein wenig Polemik kann ich mir in diesem Punkt nie verkneifen. Man möge es mir nachsehen. Eins vorweg: Ich schätze Steven Spielberg ungemein. Er ist ein toller Filmemacher und hat die vergangen vierzig Jahre Filmgeschichte enorm bereicht, aber die unkritische Art und Weise wie der Mann mittlerweile beweihräuchert wird, finde ich doch bisweilen arg befremdlich. Allein, dass immer von Spielberg- oder Lucas-lastigen Indiana Jones-Filmen gesprochen wird, entspringt einem gewissen Schubladendenken. Das ist mir etwas zu viel hineininterpretiert und abwegig. Nochmal: Lucas war Ideengeber und Produzent bei allen vier Filmen. Die Drehbücher haben jeweils andere Autoren verfasst. Und ich finde, wenn man sich die vier Filme ansieht, bemerkt man eher die Unterschiede zwischen den einzlenen Autoren, die bei jedem Film völlig andere waren, als irgendwelche eindeutigen Marschrichtungen von Lucas oder Spielberg.


    Ich hatte nie den Eindruck, dass Lucas ein Hardcore-Materialist oder etwas in der Art ist. Im Gegenteil: Er wurde doch immer als recht esoterisch beschrieben. Nicht umsonst hat er in seine Science-Fiction-Oper Kulte und Macht-Religionen eingebaut und war 1980 bei Episode V ebenso wie Regisseur Irvin Kershner in einer buddhistischen Phase (Yodas Weisheiten). Dieser Kniff mit den Machtlebensformen diente meines Erachtens nur dem Zweck, die Rolle von Anakin Skywalker als Auserwähltem zu unterstreichen. Ein Lebewesen, dass die Macht selbst hervorgebracht hat. Außerdem folgen die Prequels auch in diesem Punkt überzeugend der Entwicklung, dass durch den Fall der Jedi und den Aufstieg des Imperiums viel Wissen verlorenging. In Episode IV sprechen alle nur von einer altertümlichen Religion. Kein Wunder, dass zu diesem Zeitpunkt einfach keiner mehr etwas von Midi-Chlorianern weiß. Auch das ist somit eigentlich kein komzeptioneller Bruch. Dabei gibt es einen viel offensichtlicheren Grund, warum Jones in den Filmbeiträgen Nummer 1 und 3 stärker an das Übernatürliche der Objekte glaubt. Die Bundeslade und der Heilige Gral sind mystische Objekte, die über die Jahrtausende durch Juden- und Christentum und die gesamte westliche Kulturgeschichte hindurch eine große Bedeutung hatten und immer wieder der Ausgangspunkt realer Schatzsuchen waren, während die Shankara-Steine und die Kristallschädel doch eher einen kulturell exotischen (Indien, Südamerika) und recht artifiziellen Touch haben. Hinzu kommt, dass diese Objekte auch noch in einem recht schrägen Dunstkreis (plakativer urzeitlicher Opferkult mit voodoo-ähnlichen Kräften; interdemenisonale Aliens) präsentiert werden und die jeweiligen Filmbeiträge den Slapstick mehr in den Vordergrund schieben. Ich denke nicht, dass das wirklich etwas mit Lucas zu tun hat; zumindest nicht mehr als mit anderen involvierten Kreativen.


    Kommen wir also auch hier zum großen Ärgernis: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels. Auch hier ist Lucas wieder der Böse. Wieso eigentlich er? Wieso nicht die Drehbuchautoren? Wieso eigentlich nicht Spielberg? Ach ja: Der hat sich ja öffentlich für den Film entschuldigt. Ach so: Spielberg wollte ja eigentlich nie Aliens. Man bedenke einmal die doppelte Ironie dieser Aussage. Mal im Ernst: Spielberg ist der Regisseur des Films. Er ist der erfolgreichste Filmemacher aller Zeiten und einer der mächtigsten Personen in der Filmbranche überhaupt. Und dann will er uns allen Ernstes weismachen, dass er ja eigentlich keine Aliens wollte und dass das allein auf Lucas` Mist gewachsen ist? Es passt zu Spielbergs fast schon sakralen Nimbus und der unkritischen Haltung der Rezipienten, dass man ihm solchen Käse abkauft. Wie gesagt, ich schätze Spielberg wirklich sehr, aber dass er eine solche Laviererei nötig hat, ist mir unverständlich. Man kann auch mal zu einem seiner Filme stehen, auch wenn der Wind der Kritik einem mal etwas stärker entgegenbläst. Vielleicht ist das auch der Unterschied zwischen Spielberg und Lucas. Der Eine wollte immer allen gefallen, der andere hat immer nur stur sein Ding durchgezogen. So gesehen, darf einen die sehr unterschiedliche Bewertung dieser beiden Filmemacher eigentlich gar nicht verwundern.


    Dabei gibt es eigentlich sogar einige Kritikpunkte an dem vielgescholtenen vierten Teil für die man auch durchaus Spielberg in die Pflicht nehmen kann. So war es Spielbergs Entscheidung aus familiären Gründen ausschließlich in den USA zu drehen und den doch recht massiven CGI-Einsatz hat er ebenso mitzuverantworten. Beides hat maßgeblich zur oft kritisierten und im Verhältnis zu den früheren Filmen recht künstlich wirkenden Optik des Werks beigetragen. Irritiert war ich auch immer schon von diversen anderen gefundenen Haaren in der Suppe, wie der Kühlschrank-Szene oder den Aliens im Film. Zunächst einmal ist diese Kühlschrank-Szene nun auch nicht viel dämlicher als diverse Action-Szenen in Indiana Jones und der Tempel des Todes (Jones war spätestens ab hier nur noch ein Super-Actionheld im Archäologen-Dress) und zweitens fügen sich die Aliens (Stichwort: Roswell) doch wunderbar in den zeitlichen Dunstkreis des Films mit Verschwörungen, geheimen amerikanischen Militäranlagen, Kaltem Krieg, Sowjets, Kommunistenhatz und naiven Atomszenarien mit ein. Da passen Roswell, fliegende Untertassen und kleine graue Männchen doch wunderbar mit rein. Mal ehrlich: Ist ein tausendjähriger Kreuzritter in Indiana Jones und der letzte Kreuzzug denn glaubwürdiger als Wesen aus einer anderen Dimension? Man beachte die Ironie.


    Wer sich einmal genauer mit der Geschichte der Kristallschädel auseinandersetzt, wird feststellen, dass sehr viele popkulturelle Theorien hier in den Bereich von Präastronautik mit Besuchern aus einer anderen Welt, die den Menschen wie Göttern vorkamen, fallen. Nun könnte man einwenden, dass Lucas & Spielberg diesen Hintergrund auch hätten weglassen können. Damit wäre man aber weder der Kristallschädel-Thematik gerecht geworden, noch hätte man das ureigenste aller Indiana Jones-Gesetze erfüllen können: Dass sich die übernatürlichen Kräfte der Gegenstände und auch der überirdische Hintergrund ihrer Schöpfer sich am Ende als wahr erweisen. Natürlich hat der vierte Teil seine konzeptionellen und inhaltlichen Schwächen, aber ich sehe ihn persönlich in etwa auf einer Ebene mit Jones` zweitem Abenteuer. Im Moment sehe ich den Ersteren, sogar lieber und häufiger als den Letzteren.


    Ein Lebenswerk für Disney, Episode VII und der Messias Jar Jar Abrams


    Womit ich mit meiner Abhandlung am Ende angelangt wäre. 2012 hat George Lucas bekanntermaßen seinen gesamten Konzern an Disney verkauft und sich im wesentlichen ins Privatleben zurückgezogen. Mancher Zeitgenosse hat selbst daraus noch versucht, ihm einen Strick zu drehen. Dabei war die Überführung seines Lebenswerks in gute und sichere Hände doch ein nobler, versöhnlicher und letztlich auch mutiger Schritt von einem, der einst ausgezogen war, um das alte Studiosystem zu boykottieren und eine eigene, unabhängige Independent-Filmwirtschaft zu etablieren. Da hat sich gewissermaßen ein Kreis geschlossen.


    Wie erwartet, beginnt Disney natürlich den erworbenen Filmstock genüsslich auszuschlachten. Neben drei neuen Star Wars-Episoden (oder mehr?) und diversen Spin-off-Vehikeln (Rogue One; Han Solo) ist nun auch ein fünfter Indiana Jones-Streifen in der Mache. Man darf abwarten, was daraus wird. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich die Begeisterung für Episode VII nicht wirklich gepackt hat. Sicher Das Erwachen der Macht ist ein netter Film mit ein paar schönen Momenten, aber mutig ist sicher etwas anderes. Stattdessen erlebt man die von Star Trek schon hinreichend bekannte J. J. Abrams-Nummer: Neuer Wein in alten Schläuchen. Ein Fanboy-Traum mit schicker Optik, allerlei Aha-Momenten für Star Wars-Liebhaber und einer Episode IV-Gedächtnishandlung, in der jeder Handlungsträger der Klassischen Trilogie ein adäquaten, storytechnischen Konterpart geliefert bekommt. Innovativ ist das nicht. Man mag George Lucas die Schwächen der Prequels mit Schadenfreude vorhalten, aber immerhin hat er hier größtenteils etwas ganz Anderes versucht und sich nicht allein der Erfüllung von Fan-Wünschen verschrieben. Leider ist sein mutiges und durchaus auch stures Unterfangen nicht wirklich aufgegangen. Wer weiß, vielleicht würden wir ansonsten heute ganz anders über George Lucas und seine Verdienste diskutieren.

  • Scarpine: Ein sehr gut geschriebenes und begründetes Essay! Grundsätzlich finde ich es immer sehr begrüßenswert, eine Lanze für den Urheber und Schöpfer eines Werkes zu brechen, weil ich oft das Gefühl habe, dass Urheberschaft allgemein heutzutage nicht mehr so stark gewürdigt wird. Alles muss immer möglichst billig oder kostenlos irgendwo runterzuladen sein, sollte frei verfügbar sein und kann von jedem hergelaufenen bearbeitet werden. Aus diesem Zeitgeist heraus betrachtet man den Schöpfer eines Franchises vielleicht schnell als eine Art "nützlichen Idioten" - etwas überspitzt gesagt, der den Stein ins Rollen gebracht hat, aber nun seine Schuldigkeit getan hat und seinem Werk doch bitte fernbleiben sollte. Ähnliche Meinungen gibt es ja auch im Bondfranchise in Bezug auf die Bücher von Fleming. Selbst bei Star-Trek-Fans, die ja eigentlich die größten Idealisten unter den Fans sind, gibt es in jüngerer Zeit diese Tendenz, Roddenberry als "überschätzt" (wie ich dieses Wort hasse) hinzustellen, der seinem eigenen Baby auch geschadet hätte. Sicherlich sind Filme und in noch größerem Maße ganze Franchises ein Gemeinschaftswerk, und in gewisser Weise vielleicht sogar Zeitgeist-Produkte, aber man sollte die Originärität und Schöpferkraft des Einzelnen auch nicht als Selbstverständlichkeit ansehen.


    Im speziellen Fall George Lucas muss ich allerdings sagen, dass ich hier auch glaube, dass er ein Stück weit sein 'Mojo' verloren hat. Fairerweise trifft das aber auch auf Spielberg zu. Die ganzen letzten Spielberg-Filme haben mich auch weit weniger beeindruckt als seine früheren Werke. Wahrscheinlich ist es nur sehr wenigen Filmemachern vergönnt, über ihre gesamte Karriere eine in etwa gleichbleibende künstlerische Leistung zu bewahren. Hitchcock hat das für mich relativ gut hinbekommen, während es bei Coppola ja einen Kern von nur vier wirklich guten Filmen in einem Gesamtwerk von rund 25 gibt. (Wobei das "Nur" hier in sehr großen Anführungszeichen steht) Vielleicht hätte Lucas die Kritiker und Filmfans später auch enttäuscht, wenn er statt Star Wars weiterhin Filme wie 'American Graffiti' gemacht hätte.


    Kommen wir also zum allergrößten Zankapfel, wenn es um George Lucas und seine Bewertung geht: Die Prequel-Trilogie. Wie konnte sich Lucas nur erdreisten diese Vorgeschichte zu erzählen und sie auch noch völlig anders zu präsentieren als so mancher sie gerne gehabt hätte? Das ist ein ewiges Thema und ich habe mich andernorts hier im Forum auch schon ausführlich dazu geäußert. Deswegen in aller Kürze: Ja, die Prequels haben ihre Schwächen. Seien es eine mangelhafte Charakterentwicklung, eine zu schwachbrüstige Struktur, teils kindliche Figuren oder eine bisweilen schale Videospiel-Ästhetik. Aber deswegen die Filme als Ganzes gleich in die Tonne kloppen zu wollen und Lucas den Fehdehandschuh in Gesicht zu werfen, ist dann doch irgendwie zu einfach. Ich persönlich möchte die Prequels jedenfalls nicht missen, da sie keineswegs durch die Bank nur schlecht und schwach waren und insbesondere im Falle von Episode I auch Jugenderinnerungen an den Kinobesuch daran hängen. Ein Umstand, auf den die mit den klassischen Filmen sozialisierten Altfans immer wieder gerne pochen, den sie aber zu meiner Irriation vielfach einer jüngeren Generation nicht zugestehen wollen.


    Grundsätzlich kann ich bei Star Wars nicht wirklich mit-fachsimpeln. Ich hab mir alle Filme angesehen, die Prequel-Trilogie und die 1997er Version der Originale auch im Kino. Inwieweit sie das typische Star-Wars-Feeling vermitteln, war dabei kein Kriterium, da ich selbiges nie wirklich hatte. Leider hab ich sie seither nicht wieder gesehen, obwohl die entsprechende Box schon länger im Regal steht. Ein SW-Marathon ist seit 'The Force Awakens' geplant, werd ich aber demnächst mal nachholen, und kann dann vielleicht mehr zu dem Thema beitragen.


    Episode 1 mochte ich auch im Kino, ehrlich gesagt fand ich sogar Jar Jar cool. Ich kann mich sogar erinnern, dass diese Michse-Sprechweise im Freundeskreis eine zeitlang in war. Bei 2 und 3 fand ich dann die Idee verschenkt, die Geschichte eines Menschen zu erzählen, der es nicht schafft, der Versuchung zum Bösen zu widerstehen. Letztlich ist es ja genau diese Grundfaszination, die den Erfolg vieler heutiger Serien wie 'Breaking Bad', 'Dexter', 'Hannibal', 'House of Cards' etc pp. ausmacht. Lucas ist für mich nicht daran gescheitert, nur ein Feeling neu zu beleben, sondern dieses enorme dramaturgische Potential zu nutzen. Und das ist für einen Autor und Regisseur schon ein gravierendes Manko. Lucas hätte es echt noch einmal rocken können...


    Die Idee, die Macht durch irgendwelche Midi-Chlorianer zu erklären, finde ich allerdings nach wie vor prinzipiell idiotisch. Das Wesen von Magie ist doch gerade, dass sie nicht vollständig erfassbar und erklärbar ist. Dass Lucas damit zu einem guten Teil buchstäblich sein eigenes Universums entzaubert, hätte ihm klar sein müssen. Man würde auch David Copperfield hassen, wenn er nach jeder Show seine Tricks erklären würde.


    Womit wir bei dem zweiten großen Franchise unter der Ägide von Lucas angelangt wären: Indiana Jones.
    Kurioserweise ist auch hier immer Lucas der Buhmann und dass obwohl der „everybodys darling“ Steven Spielberg hier durchweg der hauptverantwortliche Regisseur ist. Auch hier wird oft vergessen: George Lucas, Philip Kaufman und der Spezialmann für alle Fälle, Lawrence Kasdan, haben dieses Franchise entscheidend kreiiert, während Spielberg erst später hinzu kam. Lucas hat die Story für alle vier (!) Indiana Jones-Filme geschrieben, nicht nur für die polarisiernden Teile II und IV. Dazu ein Zitat von Martin:


    Zitat von »Martin«



    Bei Temple of Doom und Kingdom of the Crystal Skull merkt man meiner Meinung nach deutlich den Einfluss von George Lucas. Während sich Spielberg als gebürtiger Jude eine Art skeptische Faszination für das Mythische und Mystische bewahrt zu haben scheint, wirkt Lucas auf mich immer wie ein Hardcore-Materialist. Selbst den übernatürlichen Teil der Macht in seinen eigenen Star-Wars-Filmen hat er in seinen Prequelfilmen naturalistisch weg erklärt. Für ihn scheinen Christentum, Voodoo und Aliens alles derselbe Quark zu sein. Bei den Spielberg-lastigen Indy-Filmen schwingt unterschwellig immer das Gefühl mit, dass an all dem auch etwas dran sein könnte. In Raiders ist Indy am Anfang ja selbst sehr skeptisch eingestellt, glaubt am Ende aber an die Macht der Lade. Bei Temple und Skull bleibt man dagegen immer auf einem kühl-ironisch-distanzierten Niveau.


    Ohne Martin hier seine Meinung absprechen zu wollen, fügt sich diese Sichtweise doch auch wieder nur in die alte Mär vom guten Steven und vom bösen George ein, die man nur allzu oft schon gehört hat. Ein wenig Polemik kann ich mir in diesem Punkt nie verkneifen. Man möge es mir nachsehen. Eins vorweg: Ich schätze Steven Spielberg ungemein. Er ist ein toller Filmemacher und hat die vergangen vierzig Jahre Filmgeschichte enorm bereicht, aber die unkritische Art und Weise wie der Mann mittlerweile beweihräuchert wird, finde ich doch bisweilen arg befremdlich. Allein, dass immer von Spielberg- oder Lucas-lastigen Indiana Jones-Filmen gesprochen wird, entspringt einem gewissen Schubladendenken. Das ist mir etwas zu viel hineininterpretiert und abwegig. Nochmal: Lucas war Ideengeber und Produzent bei allen vier Filmen. Die Drehbücher haben jeweils andere Autoren verfasst. Und ich finde, wenn man sich die vier Filme ansieht, bemerkt man eher die Unterschiede zwischen den einzlenen Autoren, die bei jedem Film völlig andere waren, als irgendwelche eindeutigen Marschrichtungen von Lucas oder Spielberg.


    Dieser Gedanke fußte auf etwas, das ich mal gelesen hatte. Und zwar, dass sich Spielberg und Lucas beim Schreiben der jeweiligen Grundstories der Indiana-Jones-Filme abwechselten. Das heißt, dass die Filme 2 und 4 im Wesentlichen auf Lucas' Ideen beruhen, während bei 1 und 3 Spielberg mehr kreative Autorität hatte. Aber wie das immer so ist mit einmal behaupteten Sachen, man findet die entsprechende Quelle nie wieder, wenn man sie braucht.


    Laut Wikipedia ist es ja so, dass Spielberg zu einem sehr frühen Zeitpunkt dazu kam, als das Ganze noch Indiana Smith hieß. Aber es gibt zumindest ein Zitat von Spielberg, dass er bei jedem Film versucht hat, die Intentionen und Drehbücher von seinem Freund George Lucas bestmöglichst in dessen Sinn umzusetzen, selbst wenn er persönlich seine Probleme damit hatte und es lieber anders gemacht hätte.


    Dieser Kniff mit den Machtlebensformen diente meines Erachtens nur dem Zweck, die Rolle von Anakin Skywalker als Auserwähltem zu unterstreichen. Ein Lebewesen, dass die Macht selbst hervorgebracht hat. Außerdem folgen die Prequels auch in diesem Punkt überzeugend der Entwicklung, dass durch den Fall der Jedi und den Aufstieg des Imperiums viel Wissen verlorenging. In Episode IV sprechen alle nur von einer altertümlichen Religion. Kein Wunder, dass zu diesem Zeitpunkt einfach keiner mehr etwas von Midi-Chlorianern weiß. Auch das ist somit eigentlich kein komzeptioneller Bruch.


    Aber man hätte doch auch klarmachen können, dass die Macht Anakin hervorgebracht hat, ohne auf irgendwelche Machtbakterien zurückgreifen zu müssen, oder? Sie kann irgendwie das Denken anderer Menschen beeinflussen, irgendwie tonnenschwere Sachen zum schweben bringen, ja meine Güte, warum dann nicht irgendwie eine Eizelle befruchten? Diese eine Pseudo-Erklärung steht für mich in keinem Verhältnis zu dem, was damit kaputt gemacht wird.


    Wenn ich eins an der originalen Trilogie liebe, dann dieses zentrale Bekenntnis zu den berühmten Dingen "zwischen Himmel und Erde", die die Bürokraten auf dem Todesstern eigentlich verachten. Mit seinen Midi-Chlorianern schlägt sich Lucas dann letztlich doch auf die Seite ebenjener kleingeistigen Erbsenzähler, für die alles messbar und datenmäßig erfassbar sein muss. Für mich beugt er sich damit dem Zeitgeist.


    Dabei gibt es eigentlich sogar einige Kritikpunkte an dem vielgescholtenen vierten Teil für die man auch durchaus Spielberg in die Pflicht nehmen kann. So war es Spielbergs Entscheidung aus familiären Gründen ausschließlich in den USA zu drehen und den doch recht massiven CGI-Einsatz hat er ebenso mitzuverantworten. Beides hat maßgeblich zur oft kritisierten und im Verhältnis zu den früheren Filmen recht künstlich wirkenden Optik des Werks beigetragen. Irritiert war ich auch immer schon von diversen anderen gefundenen Haaren in der Suppe, wie der Kühlschrank-Szene oder den Aliens im Film. Zunächst einmal ist diese Kühlschrank-Szene nun auch nicht viel dämlicher als diverse Action-Szenen in Indiana Jones und der Tempel des Todes (Jones war spätestens ab hier nur noch ein Super-Actionheld im Archäologen-Dress)


    Das stimmt, und ich sehe da wie schon erwähnt auch ein Nachlassen bei Spielbergs Fähigkeiten. Ist ja auch etwas menschliches, niemand kann zwanzigmal einen Film in der Klasse von 'Star Wars' oder 'Der weiße Hai' drehen.


    Wer sich einmal genauer mit der Geschichte der Kristallschädel auseinandersetzt, wird feststellen, dass sehr viele popkulturelle Theorien hier in den Bereich von Präastronautik mit Besuchern aus einer anderen Welt, die den Menschen wie Göttern vorkamen, fallen. Nun könnte man einwenden, dass Lucas & Spielberg diesen Hintergrund auch hätten weglassen können. Damit wäre man aber weder der Kristallschädel-Thematik gerecht geworden, noch hätte man das ureigenste aller Indiana Jones-Gesetze erfüllen können: Dass sich die übernatürlichen Kräfte der Gegenstände und auch der überirdische Hintergrund ihrer Schöpfer sich am Ende als wahr erweisen.


    Auch hier sehe ich genau darin das Problem. In einem Film-Universum, in dem Prä-Astronautik à la Von Däniken eine reale Option ist, werden eben Dinge wie die Bundeslade dadurch erklärbar. Von Däniken und Co. machen ja genau das. In einem Universum, in dem dagegen die Bundeslade ebenjene echte biblische Macht hat, gibt es keine Prä-Astronautik. Das sind zwei unterschiedliche Arten von Film-Magie, die sich gegenseitig irgendwie entzaubern und beißen.


    Für mich funktionieren zwei Arten von "Magie" weder in einem Film noch in einem Franchise. Es verlangt dem Zuschauer einfach zu viel guten Willen ab. Deshalb fand ich beispielsweise auch 'Looper' nicht wirklich gut. "Hey, Zeitreisen sind real!", akzeptieren die meisten Zuschauer, aber im selben Film dreißig Minuten später aus der Kiste zu springen und zu behaupten "Hey, Telekinese ist auch real!" ist irgendwie too much. So sehe ich das auch bei Franchises. Ich bin gern bereit, in der Atmosphäre eines Kinos für zwei Stunden etwas zu glauben. Aber eben nur "etwas", nicht "alles". (Dasselbe Problem hab ich auch mit dem inflationären Marvel-Mist, wo mittlerweile jeder Briefträger ein Superheld ist.)


    Ich muss ehrlich gestehen, dass mich die Begeisterung für Episode VII nicht wirklich gepackt hat. Sicher Das Erwachen der Macht ist ein netter Film mit ein paar schönen Momenten, aber mutig ist sicher etwas anderes. Stattdessen erlebt man die von Star Trek schon hinreichend bekannte J. J. Abrams-Nummer: Neuer Wein in alten Schläuchen. Ein Fanboy-Traum mit schicker Optik, allerlei Aha-Momenten für Star Wars-Liebhaber und einer Episode IV-Gedächtnishandlung, in der jeder Handlungsträger der Klassischen Trilogie ein adäquaten, storytechnischen Konterpart geliefert bekommt. Innovativ ist das nicht. Man mag George Lucas die Schwächen der Prequels mit Schadenfreude vorhalten, aber immerhin hat er hier größtenteils etwas ganz Anderes versucht und sich nicht allein der Erfüllung von Fan-Wünschen verschrieben. Leider ist sein mutiges und durchaus auch stures Unterfangen nicht wirklich aufgegangen. Wer weiß, vielleicht würden wir ansonsten heute ganz anders über George Lucas und seine Verdienste diskutieren.


    Das sehe ich ähnlich. James Cameron hat sich da übrigens ähnlich geäußert: “I have to say that I felt that George’s group of six films had more innovative visual imagination, and this film was more of a retrenchment to things you had seen before and characters you had seen before, and it took a few baby steps forward with new characters. So for me the jury’s out, I wanna see where they go with it.” (Quelle). Abrams ist ein Regisseur, der sich oft scheinbar damit zufrieden gibt, ein bestimmtes Feeling zu erzeugen. Damit ist er im heutigen Hollywood der König. (Aber vielleicht diskutieren wir hier in 20 Jahren auch in ähnlicher Weise über ihn. :) )


    Die Prequel-Trilogie überzeugt leider nicht so richtig im Erzählen der Geschichte von Darth Vader, aber immerhin hat Lucas wirklich versucht, neue Welten und Looks zu kreieren, wie die Unterwasserwelt der Gungans. Das was Disney macht ist tatsächlich eher ein Spielen mit den Deja-Vu-Effekten der Zuschauer.

  • Danke, Martin! :) Ich habe lange überlegt, ob ich den Text überhaupt posten soll, weil hier in letzter Zeit ja meist gar keine Diskussion mehr zustande kommt. Dementsprechend steil und harsch habe ich diverse Punkte formuliert und bin dabei wohl auch ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Vielen Dank also für deine umfangreiche Antwort!


    Grundsätzlich finde ich es immer sehr begrüßenswert, eine Lanze für den Urheber und Schöpfer eines Werkes zu brechen, weil ich oft das Gefühl habe, dass Urheberschaft allgemein heutzutage nicht mehr so stark gewürdigt wird. Alles muss immer möglichst billig oder kostenlos irgendwo runterzuladen sein, sollte frei verfügbar sein und kann von jedem hergelaufenen bearbeitet werden. Aus diesem Zeitgeist heraus betrachtet man den Schöpfer eines Franchises vielleicht schnell als eine Art "nützlichen Idioten" - etwas überspitzt gesagt, der den Stein ins Rollen gebracht hat, aber nun seine Schuldigkeit getan hat und seinem Werk doch bitte fernbleiben sollte. Ähnliche Meinungen gibt es ja auch im Bondfranchise in Bezug auf die Bücher von Fleming. Selbst bei Star-Trek-Fans, die ja eigentlich die größten Idealisten unter den Fans sind, gibt es in jüngerer Zeit diese Tendenz, Roddenberry als "überschätzt" (wie ich dieses Wort hasse) hinzustellen, der seinem eigenen Baby auch geschadet hätte. Sicherlich sind Filme und in noch größerem Maße ganze Franchises ein Gemeinschaftswerk, und in gewisser Weise vielleicht sogar Zeitgeist-Produkte, aber man sollte die Originärität und Schöpferkraft des Einzelnen auch nicht als Selbstverständlichkeit ansehen.


    Auf den Punkt gebracht: Das ist haargenau der Grund, der mich bewogen hatte, diesen eigentlich viel zu langen Beitrag zu verfassen. Mir stößt diese allgemeine Vereinnahmung von künstlerischem Schaffen und die dabei häufig zutage tretende Arroganz der Rezipienten, die so tun als gehöre ihnen ihr Fanobjekt und wüssten alleine, was das Beste für es ist, schon länger sauer auf. Da steht der Schöpfer, wie du richtig sagst, schnell mal als der "nützliche Idiot" da und sein Werk wird zum Allgemeingut erklärt, bei dem jede künstlerische Entscheidung auf die Goldwaage gelegt und genüsslich seziert wird. Das ist wohl der Preis, den man heute zahlen muss, wenn man ein erfolgreiches Franchise oder eine ikonische Figur erschafft. Nun sind wir als Bondfans ja nun nicht grundlegend anders gestrickt: Auch wir haben Vorstellungen, was bei Bond geht und was nicht, und wollen gerne unsere Fanboy-Träume (mehr oder minder...) auf der Leinwand realisiert sehen. Der Punkt ist - meines Erachtens -, ob das in einem vernünftigen Rahmen bleibt oder ob man dabei völlig übertrieben reagiert. Das war und ist in meinen Augen bei George Lucas der Fall. Ich meine, die Brosnan- und die Craig-Ära polarisieren jeweils auf ihre Weise die Fans und in gewissem Rahmen auch die Zuschauer. Hier ist praktisch aber nie jemand auf die Idee gekommen, die Broccolis (Fleming mal kurz außen vor gelassen) als nützliche Idioten loswerden zu wollen und nach kreativer Neuorientierung zu rufen. Das ist der Unterschied. Die Bondfans wissen größtenteils, was sie dem Broccoli-Clan zu verdanken haben. Bei den Star Wars- und Indiana Jones-Anhängern ist das aber im Falle von Lucas leider nicht (mehr) der Fall.


    Im speziellen Fall George Lucas muss ich allerdings sagen, dass ich hier auch glaube, dass er ein Stück weit sein 'Mojo' verloren hat. Fairerweise trifft das aber auch auf Spielberg zu. [...] Lucas ist für mich nicht daran gescheitert, nur ein Feeling neu zu beleben, sondern dieses enorme dramaturgische Potential zu nutzen. Und das ist für einen Autor und Regisseur schon ein gravierendes Manko. Lucas hätte es echt noch einmal rocken können...


    Ja, da bin ich absolut bei dir. Vielleicht war es auch einfach ein Problem, dass er bei Episode I zuvor seit 22 (!) Jahren bei keinem Film mehr selbst Regie geführt hatte. Es gibt ja diese berühmte Anekdote, dass Lucas befreundeten Filmemachern den Rohschnitt von Episode I vorgeführt hat und dann Meinungen eingeholt hat, wie er das Finale am besten schneiden sollte... Ich denke, hätte er die Prequels oder Sequels direkt nach Return Of The Jedi sagen mir mal 1986, 1989 und 1992 realisiert, wären sie vermutlich viel wohlwollender aufgenommen worden. In den 16 Jahren zwischen 1983 und 1999 hat Lucas eben nicht nur an kreativer Energie eingebüßt, sondern es hat sich leider auch eine unmenschliche Erwartungshaltung aufgebaut. Ich weiß noch gut, wie immens in den Jahren 1997 bis 1999 der Hype und die Vorfreude waren. Der Star Wars-Kult hat sich über die Jahre immer weiter aufgeblasen und dieses "von Film zu Film denken" der Siebziger Jahre konnte einfach nicht mehr funktionieren. Aber auch da war Lucas einfach stur. Ich denke, bei den Drehbüchern hätte er sich einfach Unterstützung holen und früh ein ganzes Handlungskonzept erstellen sollen. Eigentlich ist es fast schon kurios, dass er für die ganzen Star Wars-Serien und Spin-Offs ein Heer von Schreiberlingen beschäftigte und dann die Saga-Scripte, abgesehen von Episode II, völlig allein geschrieben hat.


    Dieser Gedanke fußte auf etwas, das ich mal gelesen hatte. Und zwar, dass sich Spielberg und Lucas beim Schreiben der jeweiligen Grundstories der Indiana-Jones-Filme abwechselten. Das heißt, dass die Filme 2 und 4 im Wesentlichen auf Lucas' Ideen beruhen, während bei 1 und 3 Spielberg mehr kreative Autorität hatte. Aber wie das immer so ist mit einmal behaupteten Sachen, man findet die entsprechende Quelle nie wieder, wenn man sie braucht. [...] Aber es gibt zumindest ein Zitat von Spielberg, dass er bei jedem Film versucht hat, die Intentionen und Drehbücher von seinem Freund George Lucas bestmöglichst in dessen Sinn umzusetzen, selbst wenn er persönlich seine Probleme damit hatte und es lieber anders gemacht hätte.


    Ja, aber da sollte man nicht immer in eine Richtung denken. Deswegen schrieb ich ja, dass der Satz "Spielberg wollte eigentlich keine Aliens." eine doppelte Ironie besäße: Einmal weil Spielberg natürlich selbst diverse Alien-Filme gemacht hat (passt also eigentlich) und zweitens, weil er ja auch durchgesetzt hat, dass Jones nach Schindlers Liste nicht mehr gegen Nazis kämpfen sollte. Es ist also nicht nur so, dass Spielberg immer nur alles von Lucas abgenickt hat. Das wäre bei seinem künstlerischen Anspruch und seiner Reputation ja auch albern. Lawrence Kasdan hat doch auch mal sinngemäß gemeint, dass Indiana Jones und der Tempel des Todes ein einziger Fehlschlag gewesen wäre und dass Spielberg & Lucas das mittlerweile selbst so sehen würden. Beide hätten den Film seinerzeit gemeinschaftlich als großen Film für kleine Jungs und Hommage an das Kino ihrer Jugend ersonnen, da sie Beide zu dem Zeitpunkt künstlerisch ausgebrannt gewesen waren und jeweils eine gescheiterte Ehe hinter sich hatten. Deswegen würde ich - wie gesagt - die Ambitionen und Intentionen von Lucas & Spielberg nicht so konsequent voneinander abgrenzen wollen, wie das gemeinhin immer versucht wird.


    Auch hier sehe ich genau darin das Problem. In einem Film-Universum, in dem Prä-Astronautik à la Von Däniken eine reale Option ist, werden eben Dinge wie die Bundeslade dadurch erklärbar. Von Däniken und Co. machen ja genau das. In einem Universum, in dem dagegen die Bundeslade ebenjene echte biblische Macht hat, gibt es keine Prä-Astronautik. Das sind zwei unterschiedliche Arten von Film-Magie, die sich gegenseitig irgendwie entzaubern und beißen.


    Da muss ich dir absolut recht geben. Das habe ich aber ehrlich gesagt noch nie so gesehen. Vielleicht, weil ich die Jones-Filme nie als eine lineare Geschichte betrachtet habe. Irgendwie steht da doch - von kleinen Überschneidungen abgesehen - jeder Film gewissermaßen für sich selbst. In dieser Hinsicht hatte Lucas vielleicht sogar recht, als er zu Spielberg meinte: "Steven, vergiss 007. Ich habe was Besseres." :D


    Das sehe ich ähnlich. [...] Abrams ist ein Regisseur, der sich oft scheinbar damit zufrieden gibt, ein bestimmtes Feeling zu erzeugen. Damit ist er im heutigen Hollywood der König. (Aber vielleicht diskutieren wir hier in 20 Jahren auch in ähnlicher Weise über ihn. :) )
    Die Prequel-Trilogie überzeugt leider nicht so richtig im Erzählen der Geschichte von Darth Vader, aber immerhin hat Lucas wirklich versucht, neue Welten und Looks zu kreieren, wie die Unterwasserwelt der Gungans. Das was Disney macht ist tatsächlich eher ein Spielen mit den Deja-Vu-Effekten der Zuschauer.


    Wobei ich jetzt auch kein reiner Abrams-Verächter bin. Seine Franchise-Filme bei Star Trek und Star Wars möchte ich mal als "solide" bezeichnen, aber eben mehr auch nicht. Ich finde, Abrams ist ein guter Handwerker mit einer schicken Optik und einem guten Gespür für Action und Szenentiming, aber unter ihm bringen Schauspieler jetzt auch keine Höchstleistungen oder entstehen jetzt wirklich "große Momente". Er wird ja immer gerne mit Spielberg oder Cameron verglichen, aber meiner Meinung nach erreicht er weder das Talent des Ersteren, noch die technische Perfektion des Letzteren.


    Ja, und Disneys Politik steht wirklich symptomatisch für diesen erwähnten, merkwürdigen Fan-Widerspruch: Da hat man George Lucas jahrelang den kreativen Ausverkauf der Saga vorgeworfen, bejubelt nun aber selbigen durch ein Major-Studio wie Disney. Ich meine, die neue Trilogie hat ja ihre Berechtigung, aber die ganzen Spin-Offs riechen doch sehr nach Geldmacherei. Mögen sich erprobte Kreative auch mit Rogue One und Han Solo auf dem Sternensaga-Terrain enthusiastisch und hoffentlich qualitativ austoben können, muss man sich doch fragen, ob Filme über den Diebstahl der Todesstern-Pläne (Oh!!) oder die wilde Jugend von Han Solo (Hey!!) nun wirklich notwendig sind. Das ist nur meine persönliche Meinung; ich will ja keinem die Filme madig machen. Aber diesen Widerspruch finde ich schon krass: Den Schöpfer verdammen und ein riesen Filmstudio für typische Geschäftspolitik bejubeln. Naja.

  • Danke Scarpine, für die ambitionierte Thread-Wiederbelebung ! :thx:
    Eigentlich kann ich alles unterschreiben, was Du fleißigst zu Protokoll gegeben haßt (was leider nicht gerade diskussionsfördernd ist, ich weiß).
    Unsere jeweilige Star Wars-Film-Rangliste ist übrigens ebenfalls identisch - was mich aber nicht wirklich überrrascht hat. :prost:
    So empfand bzw. finde ich es dann auch, genau wie Du, stets als sehr irrtierend, mit welcher Gnadenlosigkeit breite Fraktionen des Star Wars-Fandoms, den von ihnen einst mes­si­a­nisch verehrten Urheber ihres Kultuniversums seit ca. 16 Jahren an den Pranger stellen.


    Hierbei möchte ich erwähnen, das es mir immer ein Bedürfnis war, zu unterstreichen, das ich kein 'Fan' dieser Reihe bin, was angesichts der Eindringlickeit, mit der ich die ersten 6 Episoden dieses Franchise über all die Jahre auswendig gelernt und verinnerlicht habe, recht merkwürdig anmuten mag.
    Aber ein Franchise sehr gut zu kennen, heißt ja noch lange nicht, sich emotional dort auch zuhause zu fühlen.
    Nein, als spirituell erleuchteter Bondfan und lebenslanger Vollblut-Trekkie eignet sich diese populärste aller Filmreihen vielmehr als höchst interessantes, franchise-wissenschaftliches Analyseobjekt, bei dem es einem durch die fehlende Fanbrille deutlich leichter fällt einen betont sachlichen Blick auf ein popkulturelles bedeutendes Serien-Phänomen zu werfen.


    Aus dieser Perspektive ist es dann auch kein Sakrileg die Prequel-Trilogie als die bisher interessanteste Passage der Saga einzustufen.
    Als größte Schwäche der Star Wars-Reihe empfand ich stets die inhaltliche Komponente, die zu ihrer genialen Verpackung (Design & Musik) in keinem Verhältnis steht.
    Und tatsächlich erst die Werke Attack of the Clones und Revenge of the Sith befriedigten mich in diesem Punkt annähernd zufriedenstellend.
    Dabei möchte ich Martin gar nicht wiedersprechen, das bei der Transformation von Anakin in Vader vieles verschenkt wurde oder auf der Strecke blieb. Gemessen jedoch an dem, was man in Punkto Plot-Tiefgang ansonsten in diesem Serienkosmos geboten bekommt, und mit welcher epochenübergreifenden allgemeinen Beigeisterung jene bescheidene, simple Storyline der Filme 77-83 angebetet wird, wirkt auf mich das Bashing der 'erzählerischen Schwächen' der Prequel-Trilogie ziemlich unverhältnismäßig.


    Bezüglich Epsiode 7 möchte ich die Gelegenheit nutzen mich beim hochgeschätzten Forumskollegen Ahab zu entschuldigen, der mich in einem anderen Thread Anfang des Jahres zu einem Statement zu Force Awakens bat, das ich nicht lieferte. Es fiel mir einfach sehr schwer, über diesen Film zeitnah zum Release ein klares Urteil zu fällen. Einerseits fühlte ich mich vorurteilsbehaftet, weil ich ziemlich genervt vom entsprechenden Mega-Hype war, dem der Film meiner Meinung nach nicht gerecht wurde.
    Anderseits aber auch weil er mich etwas ratlos zurücklies. Nach 4-maligen Begutachten fällt mir Urteil zwar inzwischen insgesamt wohlwollender aus, aber den massiven Recycling-, Kopie- bzw. Remake-Vorwurf müßen sich die Macher des Films ganz klar gefallen lassen.


    Das eigentliche Thread-Thema 'Indiana Jones' bildet hingegen eine Schnittmenge mit einem Œuvre, mit dem ich mich stark identifiziere, denn schließlich zähle ich mich zu den Leuten, die sich trotz aller Wertschätzung und Verehrung vieler anderer großer Regisseure der Filmgeschichte, nicht schämen Mr. Spielberg unterm Strich schlußendlich als ihren Lieblingsregisseur zu bezeichnen.
    Was aber nicht heißt, das ich ihn nicht für diverse Schwächen, Verfehlungen oder gar kultur-industrielle Verschuldungen kritisiere.
    Der Mann hat schließlich vieles von dem mitzuverantworten, was die amerikanische Traumfabrik in den vergangenen Jahrzehnten künstlerisch aushöhlte. Außerdem hat er in meinen Augen mit Schindlers Liste nur ein einziges wahrhaft 'perfektes' Meisterwerk vorzuweisen.
    All dies ändert aber nichts daran, das er jahrzehntelang in einer demaßen überbordenden Menge magische cineastische 'Gänsehaut'-Momente erschuf, das ich bisher kein inszenatorisches Gesamtwerk kennengelernt habe, von dem ich im selben Grad verzaubert wurde.
    Auch hier möchte ich Martin nicht wiedersprechen: Spielberg's heutige Filme schaffen es nicht mehr die Kraft und den Zauber früherer Film zu entfalten.
    Dennoch bin ich sehr froh das er noch produktiv ist, was in seinem Alter ja keine Selbstverständlichkeit darstellt. Auch 'schwache' Spielbergfilme sind immernoch Spielbergfilme.


    Ohne entsprechende Schuldzuweisungen bezüglich der Qualitätsmängel innerhalb der Indiana Jones-Reihe formulieren zu wollen, muß ich jedoch sagen, das ich die einzelnen Episoden dieses Franchise fast als eine (interessante) Art von künstlerischem 'Fremdkörper' innerhalb seines Œuvre's ansehe.
    Auch ohne produktionsgeschichtliches Hintergrundwissen fühlen sich all diese 4 Filme nicht wie das an, was ich unter einem 'typischen', stilistisch ur-eigenen Spielbergfilm verstehe.
    Daher wirkt es auch seltsam auf mich, warum er von einigen Indy-Fan-Fraktionen seit einigen Jahren plötzlich als der Säulenheilige dieser Filmreihe angesehen wird. Wobei ich Euch recht geben muß, das Spielberg aufgrund diverser Statements bezüglich Crystal Skull sicher nicht ganz unschuldig an dieser recht schrägen Fehleinschätzung ist. Die mediale Strategie seinem Publikum nach der Schnauze zu reden, hat mich bei Spielberg schon immer ein bißchen genervt. Aber naja, nobody is perfect.

  • Auch dir herzlichen Dank, Dr. moVe! Ein sehr guter Beitrag, in dem ich mich häufig wiederfinde. :prost:


    Hierbei möchte ich erwähnen, das es mir immer ein Bedürfnis war, zu unterstreichen, das ich kein 'Fan' dieser Reihe bin, was angesichts der Eindringlickeit, mit der ich die ersten 6 Episoden dieses Franchise über all die Jahre auswendig gelernt und verinnerlicht habe, recht merkwürdig anmuten mag.


    Kurios. Mit diesem Widerspruch bin ich auch regelmäßig konfrontiert. Auf der einen Seite habe ich die Saga förmlich inhaliert, andererseits war ich zugleich aber nie ein richtig eingefleischter Fan. Das merkt man besonders, wenn man mit den echten Fans diskutiert, weil man dann ungewöhnliche Wissenslücken offenbart oder fanunübliche Ansichten vertritt. Irgendwie spricht das wohl für die Gesamtfaszination Star Wars.


    Aus dieser Perspektive ist es dann auch kein Sakrileg die Prequel-Trilogie als die bisher interessanteste Passage der Saga einzustufen.
    Als größte Schwäche der Star Wars-Reihe empfand ich stets die inhaltliche Komponente, die zu ihrer genialen Verpackung (Design & Musik) in keinem Verhältnis steht.
    [...] Gemessen jedoch an dem, was man in Punkto Plot-Tiefgang ansonsten in diesem Serienkosmos geboten bekommt, und mit welcher epochenübergreifenden allgemeinen Beigeisterung jene bescheidene, simple Storyline der Filme 77-83 angebetet wird, wirkt auf mich das Bashing der 'erzählerischen Schwächen' der Prequel-Trilogie ziemlich unverhältnismäßig.


    Ich finde auch, dass Lucas mit den Prequels einen interessanten Weg eingeschlagen und den Zuschauer noch einmal in ganz neue, faszinierende Welten entführt hat. Die Gungans auf dem grünen Naboo mit Palästen und Unterwassserwelten, das karge, wilde Leben auf Tatooine, die Handelsförderation und ihr Netzwerk, die Camino-Klone auf einem verregneten Wasserplaneten, das hochtechnisierte Coruscant, das erdige Genosis und seine Insektenwesen, die Höhlen von Utapau und ihre Bewohner und der Lava-Mond Mustafar. Und auch unter den neuen Charakteren befinden sich interessante Figuren. Das alles wird im Eifer der Kritik gerne übersehen. Und ja, die Story-Schwächen sind virulent, aber wie du schreibst, stimmt hier das Verhältnis der Gewichtung einfach nicht. Star Wars basiert auch in meinen Augen zu zwei Dritteln auf Effekten und Musik. Ich habe letztens noch die John Williams-CD-Edition per Kopfhörer genossen und muss sagen, dass ohne seine Musik die Saga wohl nie ihre Aura in der Weise hätte entfalten können. Was wäre die Episoden wohl ohne "Star Wars", "The Imperial March" und vor allen die "Throne Room-End"-Passage. Ein geniales Stück Filmmusik! Und auch für die Prequels hat Williams einfach tolle Stücke geschrieben, wie "Anakins Theme", dass am Ende leicht in Vaders "Imperial March" übergeht, aber auch "Battle Of the Heroes" und vor allem "Duel Of The Fates"!


    Ich fand auch immer schon, dass die Klassische Trilogie von den Fans völlig überzogen in den Olymp gehoben wurde. Aber das war irgendwie auch ein allgemeines Phänomen. Diese Trilogie wurde von einer ganzen Generation von Kinogängern mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen völlig unreflektiert zu Meisterwerken erklärt. Dasselbe ist seitdem kurioserweise noch einmal passiert, nämlich kurz nach der Jahrtausendwende mit Lord Of The Rings. Auch die Unantastbarkeit dieser, Martin möge mir vergeben, völlig überschätzten Filme und ihres Schöpfers Peter Jackson geht mir schon seit mehr als einer Dekade mächtig auf die Nerven. Dabei mag ich beide genannten Franchise-Trilogien selbst ganz gerne und verstehe, weshalb sie everybodys darling wurden und sind. Aber diese sakrale Überhöhung, bei der jede noch so kleine Kritik regelmäßig Beißreflexe nicht nur bei den Hardcore-Fans auslöst, stört mich schon eine ganze Weile. Sorry, für diesen Exkurs; welch Sakrileg! :rolleyes:


    Einerseits fühlte ich mich vorurteilsbehaftet, weil ich ziemlich genervt vom entsprechenden Mega-Hype war, dem der Film meiner Meinung nach nicht gerecht wurde.
    Anderseits aber auch weil er mich etwas ratlos zurücklies. Nach 4-maligen Begutachten fällt mir Urteil zwar inzwischen insgesamt wohlwollender aus, aber den massiven Recycling-, Kopie- bzw. Remake-Vorwurf müßen sich die Macher des Films ganz klar gefallen lassen.


    Ja, das ist auch mein Hauptproblem mit dem Film. Der Streifen wirkt irgendwie, als hätten sich die Macher folgendes gedacht: Wir machen einen Film, der allen Fans gefällt. Also nehmen wir Episode IV als Grundhandlung und konzipieren ihn so, dass er zwar eine neue Geschichte erzählt, aber dann doch ein Best-Of der alten Filme und ihrer Charaktere darstellt: Rey=Leia; Finn=Luke; Poe=Han; Han=Obi-Wan; Luke=Yoda; Ren=Vader; Hux=Tarkin; Snoke=Palpatine; Phasma=Boba Fett usw. Das größte Problem ist einfach, dass in dieser Konstellation die meisten Charaktere ihren Vorbildern nicht das Wasser reichen können. Und da kann The Force Awakens nur verlieren. Kylo Ren zum Beispiel wirkt erschreckend schwach im Vergleich zu Vader. Symptomatisch dafür ist dessen Hamlet-Szene mit Vaders geschmolzener Maske, die sicherlich als toller Gänsehaut-Moment gedacht war. Ich dachte im Kino einfach nur: "Es ist zwecklos: Lucas konnte dem Atem der Klassischen Trilogie nicht erfolgreich entfliehen, aber dieser Film versucht es noch nicht einmal, sondern ergibt sich seinem Schicksal." Von daher ist auch die Rückkehr der "Großen Drei" Fluch und Segen zugleich, denn ihre Präsenz erdrückt letztlich die neuen Helden und ihre Geschichte. Irgendwie tritt man bei dieser Konstellation auf der Stelle. Von daher war Episode VII ein netter Epigone, ein angenehmer Auftakt, aber die Macher der folgenden Episoden sollten sich - meines Erachtens - schleunigst auf mehr Eigenständigkeit besinnen.


    Ohne entsprechende Schuldzuweisungen bezüglich der Qualitätsmängel innerhalb der Indiana Jones-Reihe formulieren zu wollen, muß ich jedoch sagen, das ich die einzelnen Episoden dieses Franchise fast als eine (interessante) Art von künstlerischem 'Fremdkörper' innerhalb seines Œuvre's ansehe.
    Auch ohne produktionsgeschichtliches Hintergrundwissen fühlen sich all diese 4 Filme nicht wie das an, was ich unter einem 'typischen', stilistisch ur-eigenen Spielbergfilm verstehe.
    Daher wirkt es auch seltsam auf mich, warum er von einigen Indy-Fan-Fraktionen seit einigen Jahren plötzlich als der Säulenheilige dieser Filmreihe angesehen wird.


    Auch hier sehen wir die Dinge ähnlich. Obwohl ich nie ein riesen Spielberg-Fan war, habe ich die Indiana Jones-Filme auch immer nicht als vollwertige Spielberg-Filme empfunden. Irgendwie tritt Spielberg hier als Gestalter teilweise sogar richtig in den Hintergrund und wird gewissermaßen fast zu einem reinen "Auftragsregisseur", was vielleicht wirklich für die sehr starke Dominanz von Lucas bei diesem Franchise sprechen würde.

  • Danke, Martin! Ich habe lange überlegt, ob ich den Text überhaupt posten soll, weil hier in letzter Zeit ja meist gar keine Diskussion mehr zustande kommt. Dementsprechend steil und harsch habe ich diverse Punkte formuliert und bin dabei wohl auch ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Vielen Dank also für deine umfangreiche Antwort!


    No problem. Ich bin selbst ein Freund leidenschaftlicher Diskussionen mit provokativ formulierten Thesen, und hab immer die Befürchtung, zu verbissen und persönlich zu wirken.


    Nun sind wir als Bondfans ja nun nicht grundlegend anders gestrickt: Auch wir haben Vorstellungen, was bei Bond geht und was nicht, und wollen gerne unsere Fanboy-Träume (mehr oder minder...) auf der Leinwand realisiert sehen. Der Punkt ist - meines Erachtens -, ob das in einem vernünftigen Rahmen bleibt oder ob man dabei völlig übertrieben reagiert. Das war und ist in meinen Augen bei George Lucas der Fall. Ich meine, die Brosnan- und die Craig-Ära polarisieren jeweils auf ihre Weise die Fans und in gewissem Rahmen auch die Zuschauer. Hier ist praktisch aber nie jemand auf die Idee gekommen, die Broccolis (Fleming mal kurz außen vor gelassen) als nützliche Idioten loswerden zu wollen und nach kreativer Neuorientierung zu rufen. Das ist der Unterschied. Die Bondfans wissen größtenteils, was sie dem Broccoli-Clan zu verdanken haben. Bei den Star Wars- und Indiana Jones-Anhängern ist das aber im Falle von Lucas leider nicht (mehr) der Fall.


    Interessanter Punkt. Vielleicht waren die Broccolis auch immer clever genug, selbst nicht zu stark in den Vordergrund zu treten und die "Schuld" für weniger überzeugende Produktionen wie etwa DAD den jeweiligen Regisseuren oder sogar Hauptdarstellern zu überlassen. Der Ruf nach Veränderung lässt sich bei Bond immer erstmal gut durch den jeweiligen Darsteller auffangen.


    Ja, aber da sollte man nicht immer in eine Richtung denken. Deswegen schrieb ich ja, dass der Satz "Spielberg wollte eigentlich keine Aliens." eine doppelte Ironie besäße: Einmal weil Spielberg natürlich selbst diverse Alien-Filme gemacht hat (passt also eigentlich) und zweitens, weil er ja auch durchgesetzt hat, dass Jones nach Schindlers Liste nicht mehr gegen Nazis kämpfen sollte. Es ist also nicht nur so, dass Spielberg immer nur alles von Lucas abgenickt hat. Das wäre bei seinem künstlerischen Anspruch und seiner Reputation ja auch albern. Lawrence Kasdan hat doch auch mal sinngemäß gemeint, dass Indiana Jones und der Tempel des Todes ein einziger Fehlschlag gewesen wäre und dass Spielberg & Lucas das mittlerweile selbst so sehen würden. Beide hätten den Film seinerzeit gemeinschaftlich als großen Film für kleine Jungs und Hommage an das Kino ihrer Jugend ersonnen, da sie Beide zu dem Zeitpunkt künstlerisch ausgebrannt gewesen waren und jeweils eine gescheiterte Ehe hinter sich hatten. Deswegen würde ich - wie gesagt - die Ambitionen und Intentionen von Lucas & Spielberg nicht so konsequent voneinander abgrenzen wollen, wie das gemeinhin immer versucht wird.


    Den Hintergrund mit Kommunisten, McCarthy-Ära und Atombombenversuchen finde ich prinzipiell auch gut. Nur Aliens empfinde ich bei Indy irgendwie als Fremdkörper. Es ist an sich schon mutig und ein Versuch, etwas Neues zu bringen, nur funktioniert es für mich nicht. Und nach allem was ich gelesen habe, war es tatsächlich Lucas, der das mit der von Dir beschriebenen Sturheit durchgeboxt hat. Wahrscheinlich ist bei Lucas dieses 'sich alle Ideen anhören, den Bart kraulen und es trotzdem so machen, wie er will' das Hauptproblem.


    Da muss ich dir absolut recht geben. Das habe ich aber ehrlich gesagt noch nie so gesehen. Vielleicht, weil ich die Jones-Filme nie als eine lineare Geschichte betrachtet habe. Irgendwie steht da doch - von kleinen Überschneidungen abgesehen - jeder Film gewissermaßen für sich selbst. In dieser Hinsicht hatte Lucas vielleicht sogar recht, als er zu Spielberg meinte: "Steven, vergiss 007. Ich habe was Besseres."


    Ja, wahrscheinlich bin ich was solche Kontinuitäten angeht zu pedantisch. Ich nehm Spectre auch das Fleddern der drei Vorgänger übel, oder 'Alien 3' das Abmurksen des Mädchens. :)


    Wobei ich jetzt auch kein reiner Abrams-Verächter bin. Seine Franchise-Filme bei Star Trek und Star Wars möchte ich mal als "solide" bezeichnen, aber eben mehr auch nicht. Ich finde, Abrams ist ein guter Handwerker mit einer schicken Optik und einem guten Gespür für Action und Szenentiming, aber unter ihm bringen Schauspieler jetzt auch keine Höchstleistungen oder entstehen jetzt wirklich "große Momente". Er wird ja immer gerne mit Spielberg oder Cameron verglichen, aber meiner Meinung nach erreicht er weder das Talent des Ersteren, noch die technische Perfektion des Letzteren.


    Ja, so sehe ich das auch. Ich mochte LOST, ALIAS, 'Cloverfield', 'Star Trek' und 'Super 8'. Aber viel mehr als 'nett und unterhaltsam' war da bisher nicht.


    Aus dieser Perspektive ist es dann auch kein Sakrileg die Prequel-Trilogie als die bisher interessanteste Passage der Saga einzustufen.
    Als größte Schwäche der Star Wars-Reihe empfand ich stets die inhaltliche Komponente, die zu ihrer genialen Verpackung (Design & Musik) in keinem Verhältnis steht.
    Und tatsächlich erst die Werke Attack of the Clones und Revenge of the Sith befriedigten mich in diesem Punkt annähernd zufriedenstellend.
    Dabei möchte ich Martin gar nicht wiedersprechen, das bei der Transformation von Anakin in Vader vieles verschenkt wurde oder auf der Strecke blieb. Gemessen jedoch an dem, was man in Punkto Plot-Tiefgang ansonsten in diesem Serienkosmos geboten bekommt, und mit welcher epochenübergreifenden allgemeinen Beigeisterung jene bescheidene, simple Storyline der Filme 77-83 angebetet wird, wirkt auf mich das Bashing der 'erzählerischen Schwächen' der Prequel-Trilogie ziemlich unverhältnismäßig.


    Da könntest Du Recht haben, und vielleicht ändert sich meine Meinung diesbezüglich auch bei einem erneuten Ansehen. Das Aushebeln der Republik durch Palpatine fand ich in EP1 schon sehr interessant und verhältnismäßig erwachsen umgesetzt. Am meisten in Erinnerung geblieben bei 2 und 3 ist mir leider neben der Effekt-Überladenheit aber auch Hayden Christensen, der die charakterliche Transformation nicht wirklich glaubhaft machen konnte. Dafür wurde er ja auch reichlich 'gebasht' von Kritikern und Fans, und das nicht ganz zu Unrecht. Die große Liebe zwischen Anakin und Padme wirkte immer wie eine reine Behauptung. Da haben Lazenby und Rigg in OHMSS eine viel bessere Chemie, trotz der ganzen Antipathien hinter den Kulissen oder der Defizite von Lazenby.


    Auch die Motivation zum Wechsel auf die dunkle Seite fand ich mangelhaft. Es gibt im wahren Leben tatsächlich viele Diktatoren, die am Anfang ihrer Karriere mal gutmütige und liebende Menschen waren, aber die psychologischen Mechanismen dahinter sind ganz andere. Der Tod der Mama ist da irgendwie zu simpel und klischeehaft.


    Ich fand auch immer schon, dass die Klassische Trilogie von den Fans völlig überzogen in den Olymp gehoben wurde. Aber das war irgendwie auch ein allgemeines Phänomen. Diese Trilogie wurde von einer ganzen Generation von Kinogängern mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen völlig unreflektiert zu Meisterwerken erklärt. Dasselbe ist seitdem kurioserweise noch einmal passiert, nämlich kurz nach der Jahrtausendwende mit Lord Of The Rings. Auch die Unantastbarkeit dieser, Martin möge mir vergeben, völlig überschätzten Filme und ihres Schöpfers Peter Jackson geht mir schon seit mehr als einer Dekade mächtig auf die Nerven. Dabei mag ich beide genannten Franchise-Trilogien selbst ganz gerne und verstehe, weshalb sie everybodys darling wurden und sind. Aber diese sakrale Überhöhung, bei der jede noch so kleine Kritik regelmäßig Beißreflexe nicht nur bei den Hardcore-Fans auslöst, stört mich schon eine ganze Weile. Sorry, für diesen Exkurs; welch Sakrileg!


    Hm, okay, die LotR-Fans sind mir jetzt ehrlich gesagt noch nicht so unangenehm aufgefallen. Zu Zeiten von 'Fellowship' schon, aber mittlerweile nicht mehr so stark. Jackson hat es halt geschafft, die Welt von mehreren Megasellern und geliebten Kultbüchern offenbar ziemlich kongruent zu den Vorstellungen der meisten Leser auf die Leinwand zu bringen. Ich denke, das ist in dieser Form schon relativ einmalig in der Filmgeschichte. Vor allem wenn man dagegenhält, dass es für andere Franchise-Macher schon schwer ist, irgendwann ihrer selbst erfundenen Welt noch gerecht zu werden.


    Was mich bei Star Wars stört, ist wirklich diese ur-amerikanische penetrante Omni-Präsenz, die schlimmer als McDonalds und CocaCola zusammen ist. Gegen den Merchandising-Tsunami, der einem in jedem Supermarkt entgegenschlägt, ist das Product-Placement in Bondfilmen ein Witz. Während aber Zeitschriften wie Cinema das bei Bond immer wieder kritisiert haben, wird dagegen regelmäßig der Gebetsteppich gen Skywalker-Ranch ausgerollt und sich auf den Boden geworfen, sobald irgendwo die Worte Star Wars ertönen. Dieses unkritische Schwärmen hat mich irgendwie schon immer etwas befremdet.

  • Den Hintergrund mit Kommunisten, McCarthy-Ära und Atombombenversuchen finde ich prinzipiell auch gut. Nur Aliens empfinde ich bei Indy irgendwie als Fremdkörper. Es ist an sich schon mutig und ein Versuch, etwas Neues zu bringen, nur funktioniert es für mich nicht. Und nach allem was ich gelesen habe, war es tatsächlich Lucas, der das mit der von Dir beschriebenen Sturheit durchgeboxt hat. Wahrscheinlich ist bei Lucas dieses 'sich alle Ideen anhören, den Bart kraulen und es trotzdem so machen, wie er will' das Hauptproblem.


    Ja, dass kann ich nachvollziehen. Mich persönlich haben die Aliens eben nie so sehr gestört, weil es ja fast den ganzen Film über nur bei mysteriösen Andeutungen bleibt: Komische Schädel, ein merkwürdige, eingelagerte Leiche usw. Am Ende treten die "Inderdimensionalen Wesen" gerade mal fünf, sechs Minuten in Erscheinung, um die Filmbösewichte - der Indiana Jones-Formel gemäß - als fehlgeleitete Narren zu schelten. Das waren ja jetzt auch keine fiesen Aliens, sondern eher so die Sorte "E.T.`s großer Bruder, der mal kurz nach dem rechten schaut". Für mich schließen Außerirdische oder "Inderdimensionale Wesen" jetzt auch keinen Schöpfergott (Bundeslade, Gral) aus, der noch über allem stehen würde (die Aliens im Film sind ja auch "Sterbliche"). Aber wie gesagt, ich kann verstehen, dass sich das bei linearer Betrachtung mit den "erdgebundenen" Themen der drei Vorgänger beißt. Plötzlich auftauchende Aliens wirken halt auch immer etwas gewollt und deplatziert; siehe zum Beispiel auch bei Asterix, wo das ja noch kontroverser aufgenommen wurde. Meiner Meinung nach auch zurecht.

  • Auch wenn das nicht so wirklich in den Thread passt, gebe auch ich kurz mein Statement zu George Lucas und der daraus entstandenen Diskussion hier ab:


    Lucas hat mit Star Wars ein Filmuniversum geschaffen, das viele begeistert, den Schreiber dieser Zeilen eingeschlossen. Dafür bin ich als Fan auch dankbar, aber ich fnde nicht, dass ihn das davor schützen sollte, dass gerechtfertigte und konstruktive Kritik an seinem Schaffen und seinem Werk geübt werden darf. Das bedeutet nicht gleich, dass er ein nützlicher Idiot ist, der sich von seinem Werk fernzuhalten hat. Aber er ist ein Künstler, der seine Kunstwerke veröffentlicht, dann muss er auch mit öffentlicher Kritik an seinen Werken durch die Rezipienten leben. Wie gesagt, so lange die Kritik weder destruktiv noch persönlich ist.
    In diesem Sinne erkenne ich die Schwächen der PT an, möchte aber auch auf deren Stärken ebenso hinweisen wie die Schwächen der OT (auch der Teile, in denen Lucas NICHT Regie geführt hat), die in solchen Diskussionen gerne unterschlagen werden.


    Mit der neuen Trilogie muss ich erst warmwerden, bzw. abwarten. TFA war sicher nicht schlecht, aber mir zu viel Copy&Paste mit lediglich kleinen, wenn auch interessanten, Variationen. Die Spinoffs begrüße ich grundsätzlich, wenn ich auch befürchte, dass dadurch der bisherige "Eventcharakter" von Star Wars im Kino verloren geht. Rogue One wurde von den ersten Kritikern aber scheinbar ja schonmal richtig gut aufgenommen.

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