SPECTRE – Erste Reviews

  • Schön, dass sie endlich mal einen Bond mit Craig ohne Reboot oder Nostalgie Ideen vollgeschmissen haben.


    Der Film ist doch von vorne bis hinten mit Nostalgie vollgepumpt. Q in seiner Werkstatt, Blofeld mit Narbe und Katze, ein stummer Haudrauf a la Beißer, ein klassisches Hideout, Prügelei im Zug usw. usf.


    Edit: Und das Bond-Auto mit Extras.

  • Der Film ist doch von vorne bis hinten mit Nostalgie vollgepumpt. Q in seiner Werkstatt, Blofeld mit Narbe und Katze, ein stummer Haudrauf a la Beißer, ein klassisches Hideout, Prügelei im Zug usw. usf.


    Klar. Das ist alles im Film. Sind für mich aber nicht unübliche Bondzutaten.
    Ich meinte das eher im Bezug darauf, wie in SkyFall die bloße Präsentation eines DB5 vom Regisseur als Moment zum Klatschen eingesetzt wird. Und dann auch noch mit jeglicher Logik bricht, wenn dieser dann die exakte Ausstattung hat wie in Goldfinger.

  • Danke auch Dir, Christoph (habe deinen Text schon in facebook gelesen).


    Was haltet ihr eigentlich von der VHS-Idee - in Anspielung auf die klassischen Elemente von Spectre?
    Der Punkt ist der:
    Spectres Heimkinostart erfolgt im Jahre 2016 und 2016 feiert man sowohl 40 Jahre VHS, also auch 10 Jahre VHS-Abstinenz (Filme sind 2006 noch vereinzelt erschienen).
    Trifft sich umso besser, nachdem im Film selbst auch noch Videokassetten auftauchen. Auch wenn ich mit diesem seltsamen Einfall recht allein dastehe, fänd ich es einfach urkomisch. Veröffentlichung also auf VHS, DVD und BD :)


    Bei SF ist man schließlich auch zu den Platten zurückgekehrt...

  • Dass nach dem gigantischen Skyfall noch ein Wurf dieser Größe gelingen sollte war schon unwahrscheinlich - aber ich hatte ihn dennoch erwartet. Mein Fehler! Da aber die gleichen Leute dran gearbeitet haben, war es immerhin möglich. Fehler entschuldigt!


    Spectre erhielt von mir heute morgen Platz 19/26. Fast letztes Viertel!


    Aber der Soundtrack (nicht das Titellied) hat mir gefallen: Viel Bond-Thema und diese Trommel-Sequenz am Anfang gefiel mir.

  • VORSICHT SPOILER!



    Ich hatte meine Premiere ja auch gestern und ich wollte absichtliche nochmal eine Nacht drüber schlafen, bevor ich hier etwas schreibe, um nicht in meiner ersten Begeisterung etwas zu schreiben, was ich später bereue. Ich kann viele Kritikpunkte von euch nachvollziehen:



    Ja, die Miteinbeziehung von Silva als Agent von SPECTRE ist übers Knie gebrochen, im Grunde genommen auch die Erklärung von Quantum als Tochterfiliale von SPECTRE.
    Aber andererseits: Ich habe das so verstanden, dass Blofeld Männer gesucht hat, um sein Ziel (in diesem Fall Ms Tod) zu erreichen. Und wer wäre besser dafür geeignet als ein ehemaliger MI6-Agent mit persönlichem Rachemotiv? Und aus Silvas Sicht wäre es auch sinnvoll gewesen, denn mit SPECTRE erhielt er genug Ressourcen um seinen Plan umzusetzen. Ich habe mich schon bei SF gefragt, woher Silva das Geld und die Ressourcen her hatte. Silva muss ja kein "Angestellter" von SPECTRE gewesen sein, vielleicht war er nur "freier Mitarbeiter".:)


    Ja, auch ich störe mich daran, dass Blofeld auf einmal Bonds Bruder ist (das erinnert schon sehr an Austin Powers) und dass der Aufbau einer gigantischen, angeblich die Welt beherrschenden, kriminellen Organisation einzig und allein darin motiviert und begründet ist, dass der kleine Franz als Kind nicht genug Aufmerksamkeit von Papi bekommen hat? Das ist Westentaschenpsychologie, klar. Hier wäre mir keine persönliche Verbindung zum Schurken nicht nur persönlich lieber gewesen, sie hätte auch dramaturgisch mehr Sinn gemacht, wenn Blofeld einfach ein größenwahnsinniger Schurke gewesen wäre.


    A propos Drehbuch: Ja, es gibt auch wieder einige Lücken: Warum will SPECTRE den Start von Nine Eyes forcieren, wenn Blofeld in seinem Krater eh schon alles beobachten kann? Warum zeigt Bond nach der im Grunde "erfolgreichen" Folter keine der von Blofeld geschilderten Nebenwirkungen? Ein gezielter Schuss zerstört im Grunde genommen die gesamte Anlage? Und dennoch überlebt Blofeld?


    Ja, Christoph Waltz spielt im Grunde genommen Hans Landa und Dr. King Schultz, Monica Bellucci ist als Stichwortgeberin im Grunde ebenfalls verschenkt.


    Ja, die Q-Abteilung produziert doch wieder explodierendes Equipment.


    Ja, es gibt dieselbe Kritik an Geheimdiensten und Überwachung wie in SF.


    Ja, die Dialoge sind mit Sicherheit wesentlich weniger geschliffen als in CR beispielsweise.



    All das ist so und ich sehe all diese Kritikpunkte ein. Und ja, auch meinen Sehgenuss schmälern sie etwas. Aber im Grunde genommen ist mir all das egal und wisst ihr warum? Weil ich gestern im Kino die ganzen 2,5 Stunden einfach verdammt viel Spaß hatte, so viel wie schon lange im Kino nicht mehr.
    Ich könnte jetzt viele kleine Dinge aufzählen, wie beispielsweise die vielen Anspielungen an frühere Filme (und damit meine ich nicht die offensichtlichen wie SPECTRE oder Blofeld) oder die Werke Flemings: CR bei der Verhaftung Cs oder der Name des Antiquitätengeschäfts, das als Geheimversteck des MI6 dient sind nur zwei Beispiele dafür. Oder die meiner Meinung nach beste PTS und die besten Titles des Franchises (auch wenn es eher trotz statt wegen des Titelsongs war, den ich beim ersten Hören im Kino und in Verbindung mit den Bildern zwar unbondig, aber nicht so schlecht fand, wie er hier im Vorfeld gemacht wurde). Oder M, Moneypenny und vor allem Q, die in ihren Rollen angekommen und sehr gut eingebunden sind,
    Aber im Grunde genommen führe ich meinen Spaß an dem Film auf drei Faktoren zurück:


    1) Daniel Craig. Daniel Craig IST James Bond für mich, mit diesem Film hat er etwas geschafft, was ich nicht für möglich gehalten habe: Er hat RM für mich als besten Bonddarsteller abgelöst. Dass er den harten Hund gut geben kann, war ja schon nach CR klar, aber im Gegensatz zu Daniel oder Ollistone finde ich, dass er in SP auch den Humor nicht gekünstelt oder gestelzt, sondern sehr gut und in der richtigen Dosis rübergebracht hat. Natürlich war der Micky-Maus-Gag kein Loriot, passte aber zu der von Bond in dieser Situation intendierten aggressiven und auf den Türsteher herabblickender Lässigkeit. Im Gegensatz zu einem Vorposter fand ich die Landung auf der Couch in Mexiko genial (vor allem mit Craigs perfektem Gesichtsausdruck und Reaktion darauf), ebenso Bonds Reaktionen auf den Fragebogen in der Klinik. Es sind sicherlich keine Jahrhundertgags, aber sie stehen für mich für die Entwicklung, die Craigs Bond (als einziger, der überhaupt eine Entwicklung hinter sich bringt) gemacht hat: Vom humorlosen, getriebenen Killer in CR und QOS ist er durch seine Verluste und seine psychischen Probleme und deren Bewältigung in SF so gereift, dass er seine Arbeit wie der uns vor CR bekannte Agent souverän und sogar mit einer gewissen Unbekümmertheit erledigen kann. Das mag mein persönlicher Geschmack und Interpretation sein, aber so sehe ICH Bond und diese Sicht verköprert DC in SP in Reinkultur in meinen Augen (vor allem die Souveränität).
    Dazu noch ein kleiner Hinweis: In meiner letzten Kritik zu LALD habe ich geschrieben, dass ich es ganz toll fand, dass die eigentlich ernste Verfolgungsjagd durch Gags wie die Hochzeit aufgelockert wurde und dass es das heute leider kaum mehr gibt. Und genau das finden wir in Rom in der Szene mit dem Kleinwagen. Super!


    2) Die Verschmelzung der "neuen" Bonds mit den "klassischen": Im SF-Thread habe ich geschrieben, dass diesem Film die Verschmelzung der härteren Gangart unter Craig mit den klassischen Elementen sehr gut gelingt, aber in SP ist es noch viel besser. Das hängt zum Teil auch mit der neugewonnenen Souveränität und Humor von 007 zusammen. Aber auch nur mal das Stichwort Gadgets: Qs launiger Kommentar in SF ist natürlich nicht so zu verstehen, dass die Abteilung gar keine Gadgets mehr herstellt. Sonst wäre sie im Grunde ja nur die EDV-Abteilung des MI6. Und eine explodierende Uhr oder ein Auto mit Flammenwerfern und Maschinengewehren ist nun wirklich keine Science Fiction, an der man sich stören sollte. Wir haben wieder einen klassischen Henchman (dessen Abgang mit Schimpfwort mir auch sehr gut gefallen hat), wir haben einen Schurken mit Geheimversteck und Maojacke, wir haben die klassische Gunbarrel und Bond mit lebendem Bondgirl am Ende. Nennt mich meinetwegen Biedermeierfan, aber bei aller Begeisterung für die Neuinterpretation unter Craig sind das für mich alles Elemente, die zu einem Bondfilm gehören und deren Wiederauftauchen mich sehr gefreut und mir sehr Spaß gemacht hat.


    3) Blofeld: Schön, dass er wieder da ist.:) Und noch viel schöner, dass es in der Post-Austin-Powers-Ära tatsächlich möglich ist, einen Blofeld in Geheimversteck mit Maojacke und Katze darzustellen, ohne dass man an Dr. Evil denkt. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Mir hat auch seine Verwundung in London "gefallen". Aber wahrscheinlich bin ich zu sehr Biedermeier. Ich finde auch, dass Waltz immer dieselbe Rolle mit derselben Auslegung spielt. Das macht ihn sicherlich nicht zum wandlungsfähigsten Schauspieler der Welt, aber ich finde seine Auslegung der Schurkenrolle generell genial und mir machen seine Rollen sehr viel Spaß und was ich noch wichtiger finde: Diese Auslegung macht ihn zum perfekten Blofeld. Aber das ist vielleicht auch nur mein Biedermeierfangeschmack.:)



    Die Wörter, die ich bisher wohl am meisten benutzt habe, sind Spaß und Freude. Aber das ist es, was ich bei einem Bondfilm haben möchte (und danach habe ich auch meine Bestenliste ausgerichtet) und wenn das so ist, sind mir dann auch Logiklöcher, Unrealistisches oder Unwahrscheinlichkeiten egal. Und das ist es, was ich gestern im Kino hatte und daher wird SP bei mir in der vordersten Reihe meiner Bestenliste mitspielen.



    Dennoch ist es natürlich auch für mich kein perfekter Bondfilm. Folgende sind meine Kritikpunkte, die meinen Spaß getrübt haben:
    - Wie bereits erwähnt die Verwandtschaft zwischen Bond und Blofeld, aus den bereits beschriebenen Gründen.
    - Das Ende 1: Ab Bonds Rückkehr nach London ist es für mich nur noch ein 08/15-Actionfilm und kein Bondfilm mehr, am schlimmsten ist das pathetische Pistolenwegwerfende und die Fahrt in den Sonnenuntergang.
    - Das Ende 2: Damit meine ich das von Blofeld. Zu Blofeld passt es nicht, dass er im Gefängnis verrottet. Andererseits würde es Bonds Geste am Ende von SP zunichte machen, wenn Blofeld im nächsten Film zurückkommen und von Bond getötet werden würde, so liebend gerne ich auch einen weiteren Bond mit Craig und Waltz hätte. Insofern finde ich Blofelds Ende in SP unbefriedigend.


    4,5/5 Tintenfischen

  • Erfrischend einige äußerst positive Eindrücke erläutert zu bekommen.
    Es ist nun einmal Craigs erster Over the top Bond, das kann man im Rahmen des dehnbaren Begriffs 'Meinung' ebenso bejubeln wie verachten...

  • Ich freu mich ja dass es eine ganze Menge von Leuten gibt denen der Film gefallen hat. Und ich will ja auch nicht den Miesepeter spielen aber haben Euch die Actionszenen nicht gestört? Ja, wir haben einen Hubschrauber, ein Flugzeug und eine Autoverfolgungsjagdt (in einem ziemlich leeren Rom). Aber ich fand alles so langweilig inszeniert. Da waren selbst die Fußverfolgungsjadgten in QOS spannender in Szene gesetzt. Ganz zu schweigen vom Parkour in CR. Es entstand für mich Null Spannung. Ich war immer regelrecht froh wenn sie vorbei waren. Und das in einem Bondfilm!


    Für mich auch meilenweit weg von einem Over the top. Dafür fehlt die Leichtigkeit und der pure Spaß an der Übertreibung.

  • ich fand den Film überhaupt nicht over-the-top. Ganz im Gegenteil. Und das meine ich positiv. Kann schon sein, dass die Actionszenen "geerdeter" wirken. Aber deswegen waren sie meiner Meinung nach nicht weniger Unterhaltsam. Vor allem die Helikopterszene fand ich toll. Wie Bond beim Looping gegen die Rückwand gedrückt wird war eine coole Idee.

  • Tja die erwähnte Fahrt in den Sonnenuntergang ist für mich der einzigste Kritikpunkt den ich erhebe und für mich stellt es sich so da,das DC mit seiner Rolle abgeschlossen hat und wir ihn leider nichtmetrisch als Bond Wiedersehen werden!
    Das wäre nach diesem für mich tollen Film,eine vollkatastrophe,denn meiner Meinung nach ist er jetzt entgülnachlas Bond angekommen !

  • Positiv: Die GB ist wieder am Anfang, alles andere wäre nun auch albern gewesen.


    Ansonsten regiert bei mir noch ungläubige Enttäuschung, was das bewährte Team hier geboten hat, wie sehr DIE Bond-Nemesis hier geradezu der Lächerlichkeit preisgegeben wird in Bezug auf Motivation und Besiegbarkeit. Ich bin ja prinzipiell ein Freund der eher persönlichen Schiene, aber was in LTK mutig war und in CR und QOS erfrischend, was in SF mit M noch funktionierte, wird hier nicht nur endgültig zur Masche, sondern präsentiert sich ebenso einfallslos wie unglaubwürdig wie erschreckend banal, da kann auch Waltz nichts machen. Gleichzeitig werden für diesen Mumpitz die vorherigen Craig-Bonds geradezu in Geiselhaft genommen, um SP einen epischen Atem zu verleihen (was, wie schon erwähnt wurde, gerade bzgl. SF gnadenlos aufgesetzt wirkt und Silva vom persönlich Getriebenen zum Handlanger degradiert; auch Mr. White teilt mit der Figur aus den ersten beiden Craigs nur noch den Namen), dabei heben diese häufigen und plumpen Verweise nur umso mehr hervor, dass es zu Beginn des Reboots nie einen Masterplan gab, der über den jeweils anstehenden Film hinausging (was nicht schlimm ist, SP aber die Prämisse entzieht). Da bauten selbst die Filme der 60er-Jahre logischer aufeinander auf als die Craigs nach QOS. Die Dialoge? Zum ersten Mal muss Pierce nicht neidisch sein.


    Ich will jetzt nicht zu ausufernd werden, vielleicht werde ich die Schwächen des Films nach der zweiten Sichtung milder sehen und die Stärken umso schillernder, vielleicht erschließt sich mir noch, was die Mehrheit in ihm erkennt, für die sich das Warten gelohnt hat (Euch von Herzen gegönnt), doch im Moment ist SP bei mir - und das hätte ich mir vor 24 Stunden (erst recht nach den tollen Teasern und Trailern) niemals vorstellen können - ein ernsthafter Kandidat für den letzten Platz des Bond-Rankings. Schlimm.

  • ein ernsthafter Kandidat für den letzten Platz des Bond-Rankings. Schlimm.


    Ich war in der Stimmung, vor dem Ende rauszugehen, so doof fand ich das alles. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich war wirklich froh, als es endlich vorbei war.


    Auch ich wäre wirklich gespannt zu erfahren, was die Mehrheit im Forum an Spectre findet. Ist mir unerklärlich.

  • Schon kurios, wie die Meinungen auseinandergehen.


    Habe mich seinerzeit so deplatziert in Skyfall gefühlt. Alle jubelten und ich saß da und konnte mit dem Film nichts anfangen. Bis heute finde ich den Film schlecht. Einzelne Szenen gehören zwar zu tollen Bond-Momenten (der Captain-Jack-Sparrow-Silva-Klon ist genial wie ideenlos kopiert), ist unterm Strich aber nur eine MTV-Clip-Show.


    Die große Lanze für Spectre breche ich nicht, denn einige Kritikpunkte hier kann ich nachvollziehen, wenngleich ich sie nicht teile.


    Bei beiden Mendes-Produktionen ist mir eine gewisse Limitierung der Szenen aufgefallen. Bei SF stört’s mich, bei SP kann ich sehr gut damit leben. Das, was bildgewaltig herüberkommen soll, bleibt nur Wohnzimmerformat (bis auf die Landschaftsaufnahmen).


    Die Pretitle-Szene beispielsweise. Sehr geil die Abschnitte, die durchgehend gedreht wurden (oder zumindest so rüberkamen). Aber die großen Massenszenen fand ich „klein“. Keine Ahnung, ob man weiß, was ich meine. Die Massenszene zu Beginn von QOS habe ich anders miterlebt.


    Bond in Maskerade. „Die Toten leben“. Das erste Bond-Girlchen wird nicht gepoppt, sondern links liegen gelassen. Der arrogante Frauenbenutzer blitzt durch.

    Dann darf Bond wieder mal falsch handeln. Im XXL-Paket. Nicht nur, daß er seinen Visier-Pointer nicht unter Kontrolle hat, er zerlegt ein Haus. Geniale Trickszenenschnitte folgen; man könnte meinen, Craig braucht keinen Stuntman. Nicht so dilettantische montierte Köpfe wie in SF.


    Die Sofa-Szene überraschte. Selbst Bond scheint genervt von dieser unmännlichen Rettung.


    Dann die Jagdszene durch die Menge (der man die große Masse wieder nicht ansieht). Rennen, anstarren, wieder rennen.

    Hubschrauber, miserable Green-Screen-Bilder, unüberschaubarer Kampf. Dann kommt ein Schlüsselmoment des Films: der Ring, der sie knechtet, wird vom Finger gezogen. Die Logik hinterfrage ich nicht. So wie ich nicht mehr das Silva-Timing in SF hinterfrage.


    Der Vorspann. Richtig gute Arbeit. Allerdings hätte man auch Fahrstuhlmusik spielen können; ich war von den Bildern so gefesselt, daß ich erst hinterher mitbekam, daß dieser blöde Song gelaufen war. Auf den ich mich so konzentrieren wollte.


    007 wird suspendiert. Mal wieder.
    Das mag für den einen Ideenarmut sein, andererseits ist Bond einer jener Werkzeuge, die keiner mehr braucht. Dieses ständige auf der Ersatzbank hocken macht durchaus Sinn. Auch daß Geheimdienste stetig mit Weltverbesserern aneinander geraten, leuchtet mir ein.


    Man bedenke was aktuell in der Welt los ist. Irgendwelche Ökos sind schockiert , daß Geheimdienste geheim agieren. NSA, BND, etc. Das Thema nicht auf einen Film zu beschränken, finde ich ebenfalls legitim. Es ist der kranke Zeitgeist.


    Und dann beginnt das, was sich in SF andeutete, und ich hoffte, man würde es wieder vergessen: 5 Freunde, das sind wir, Moneypenny, Q, M, Thanner und James … Alle gegen die Regeln. Zusammen
    gegen C.


    Das allerdings finde ich ziemlich albern. Da fand ich klassische Ausrichtung (M hinterm Schreibtisch, Q als Stichwortgeber, Moneypenny schmachtet) doch besser. Der geneigte Forist wird wissen, daß ich auf Q und Pimpermoney sowieso hätte verzichten können.


    Und dann kommt Mutti-M nochmal. Ja, da hatte ich Gänsehaut. Das fand ich richtig cool.


    Die Beerdigung. Walz von hinten, die "alte" Witwe, ein winkender Bond. Alles in allem eine runde Sache.


    Wenn da nicht … warum noch mal sollte die Witwe auch sterben? Und warum begleitet man sie nach Hause, geht, kommt heimlich wieder, um sie dann umlegen zu wollen? Im Garten? Wo man sie drinne so einfach … Egal.


    Und wieder nimmt Frauenkonsument Bond eine Nummer mit.


    Wie hieß das Dialog-Genie aus CR? Peter Logan? Ja, man hätte der Szene mehr abgewinnen können, wenn man ihn rangelassen hätte. Aber: das ist Maulen auf hohem Niveau.


    Felix Leiter schafft’s dann sogar ins Kopfkino.


    (Keine Ahnung, ob ich noch in der richtigen Reihenfolge bin.)


    Dann der Mickey-Mouse-Dialog, um auf die Spectre-Vollversammlung zu kommen. Man visierte wohl schon zu diesem Zeitpunkt eine 12er Freigabe an.


    Mir fehlte in den folgenden Szenen das Bond-Thema auf dem Xylophon. Dennoch: großes Kino. Die vermeintliche Deckung, die keine ist und Oberhauser sieht ihn direkt an. Wie der Alptraum, in dem man ohne Hose aus Haus geht.


    Hinx kann ich nur bedingt ernstnehmen. Eigentlich ist er ja der Namenlose. Korrigiert mich, aber der Name fällt nicht einmal, oder?


    Dann die Verfolgungsjagd mit einem geklauten Prototyp aus dem Hause Q. Supereinfall: keine durchgestylten Hightech-Touchscreen-Bedienelemente, sondern von Technikern improvisierte Versuchsknöpfe und –hebel. Die dann noch nicht mal funktionieren.


    Was sollte eigentlich der miserabel reinkopierte Animation-Schädel von Hinx? Hatte man da den Stuntman in Großaufnahme und keinem fiel das auf?


    Ein Hauch von GF wehte durch’s Kino. Schleudersitz. Völlig unspektakulär. Genial. Da verzeihe ich auch den Moore-Spruch „Guten Abend“.
    Überhaupt. Der arme Fiat-Fahrer erinnerte mich an den Besoffenen der Moore-Filme. Auch wenn’s überrascht: fand ich gut.


    Und dann der herrliche Abgang von White. Das Hirn, daß auch nur Fußmatte ist. Das theatralische Vertrauen zweier Feinde, welches es nur in Thrillern gibt. Ein großer Moment im Film.


    Dann die Kontaktaufnahme mit dem weißen Schwan. White … Swan. Ach, egal.
    Etwas ungelenk das ganze, aber akzeptabel.


    Ahhh. Jetzt kommt’s: wir haben ja Kohle von deutschen Geldgebern bekommen; wir müssen noch zwei Deutsche besetzen. Alter. Was war das denn? Diese blutleeren Statisten-Rollen sind wohl kaum erwähnenswert. Da fällt mir der österreichische Schauspieler aus TLD ein, der die Riesenradgondel öffnet. Provinziell ein Name, aber bei Bond wurde da auch keine Gewese ‘drum gemacht. Peinlich.


    Dann muß man ollistone mal Recht geben: das herbeigezauberte Flugzeug gibt es wahrscheinlich nur, damit der Film keine 280 Minuten geht.
    Wie man so ein Ding steuert? Ohne alles? Naja. Das kann dann galileo-Spezial klären.


    Ein zerlegtes Hotelzimmer auf der Suche nach uralten Spuren. Ein standhaftes Bond-Girl. Und ein übermüdeter Bond. Die Szene mit der Maus halte ich für eine, die das Zeug für einen Klassiker hat.


    Dann ein Video-Tape mit Vesper Lynd Informationen. Da mußte ich lachen. War das eine VHS-Kassette? Muß ich bei einer zweiten Sichtung noch mal genau hinschauen.


    Dann die brachiale Zugfahrt. Zuerst die Bond-Lynd-Gesprächskopie aus CR, komprimiert und erst im nach hinein bemüht (Danke, ollistone) und dann die perfekt choreografierte FRWL-Gedächtnis-Klopperei. Modern geht ein halber Wagon zu Bruch. Der Namenlose darf mal wieder einstecken und sich nur schütteln, um weiterzumachen. Fiel mir erst da auf, aber wie habe ich das vermißt.


    Was sagt der Namenlose eigentlich im O-Ton? „Shit“? „Damned“? „Fuck“ sicherlich nicht, oder?


    Er wird mir in Erinnerung bleiben. Weil er der erste echte Handlanger in der Craig-Ära ist. Oder kann sich noch einer an Elvis erinnern?
    Vielleicht darf er sogar wiederauferstehen.


    „Und was machen wir jetzt?“ Poppen. Meine Frau fremdschämte sich für diese Szene ein bißchen. Hat ja auch keine Ahnung.


    Dann begegnen wir diesem Oberunterhausen wieder. Christoph Walz.


    Ja, Walz gibt wieder die Christoph-Walz-Festspiele. Ja, er ist überschätzt. Er ist kein Dustin Hoffmann oder Robin Williams oder Jonny Depp. Er nicht wandlungsfähig. Er wird in die Kulisse gestellt und angeschaltet. So wie Tom Cruise, Roger Moore oder Bruce Willis. Deswegen macht er aber keinen schlechten Job.


    Er legt Blofeld auch aus als würde er nur einen kleinen, nicht ernstzunehmenden Ausflug machen (leicht abschätzige Kommentare auf Premieren verstärken diesen Eindruck).


    Ich finde, daß diese Blofeld-Variante perfekt paßt. Natürlich sind die Folter-Szenen nicht notwendig. Aber Blofeld hat Bond aus der Ferne jahrelang gequält, weil er zur Manie, zum Haßbild wurde. Da wird er ja wohl mal dezent selbst Hand anlegen dürfen. Daß er den ominösen Nerv nicht richtig trifft … geschenkt.


    Die Datenkraken-Idee gefällt mir auch. Da steigt man in die alltägliche Hysterie vom gläsernen Menschen ein. Hätte man bissiger machen können.


    Der Satz „Es ist noch nicht vorbei!“ war komplett überflüssig.

    Dann gibt es endlich wieder die 5 Freunde und Hildebrandt-Rarität. Oder zumindest den Namen.


    Die Schnitzeljagd durch die Headquarter-Ruine (die Namen auf der Gedenktafel sind die Filmcrew, oder? Emma Pill habe ich auch im Vorspann gelesen …).


    Wenn man das „Panoptikum“ hinterfragt, muß man sich auch fragen, warum Scaramanga Bond als Schaufensterpuppe rumzustehen hat. (Tschuldigung. Weiter im Text.)


    Dann die aus der TV-Serie Solo für UNCLE geklaute Panzerglas-Szene. Kam gut. Auch das Zwischenspiel von Bond und Blofeld. Die Suche mit glücklichem Ausgang.
    Und gute 40 Sekunden um aus dem Gebäude zu kommen.


    „Vertraust Du mir?“ Sehr geil, weil ich die Netze, die man vorher nicht vergessen hatte zu zeigen, schon wieder vergessen hatte.


    Und dann der Untergang des kleinen arroganten und selbstsicheren Spinners, der dann wortwörtlich zu Kreuze kriecht.


    Immer, wenn am Ende des Bond-Films der Bösewicht stirbt, finde ich das grundsätzlich langweilig. Die erste Innovation brachte man in QOS. Das war überraschend.
    Und jetzt in Spectre.
    „Nicht mehr genug Munition“, während Bond die Patronen auf den Boden fallen läßt. Oh, wie geil. Das will ich sehen.


    Natürlich ist es etwas verräterisch, daß man ausgerechnet mit Blofeld diese Nummer abzieht.
    Laut Danny Morgenstern (heute war die Sondersendung auf BHeins) soll Walz bereits weitere Bond-Filme angeboten bekommen haben. Sofern er nicht meint, er sei jetzt der unterschätzte Künstler, der im „Kasperle-Theater von Bond“ (O-Ton) nur einmal auftritt, dürfte die nächste Pretitle-Szene gesichert sein („Wo ist Blofeld? Das nächste Mal frage ich nicht mehr so freundlich! Spuck’s aus, ich versteh‘ kein Wort!“)


    Dieses Ende entließ mich allerdings in eine seltsame Leere. Die hält bis heute an.
    Tatsächlich etwas ungeschickt finde ich dieses Pärchen-Ding. Wie zwei 14jährige. Nicht wie Rammel-Maniac Bond.
    Und der arbeitslose M. Und Bond und Q und eigentlich weg, nur das noch … orrr, nee.


    Danny Morgenstern hat übrigens gemeint, Craig habe sich geäußert, daß er den nächsten Bond relativ schnell drehen möchte. Ich habe nichts dagegen.


    Spectre ist ein Craig-Bond wie ich ihn liebe und versöhnt mich mit Skyfall. Damit geht’s mir gut.

  • „Und was machen wir jetzt?“ Poppen.


    Ja, siehst du, das meine ich. Da kriege ich Pickel. Sowas in der Craig-Ära - unverzeihlich.


    Dann ein Video-Tape mit Vesper Lynd Informationen.


    Aaahhhaaa... hätte ich mal meine Brille mitgenommen! Die Szene habe ich nämlich nicht verstanden.


    Ich gehe beim zweiten Mal auf jeden Fall mit wesentlich mehr Wohlwollen rein. Vielleicht geht ja noch was.

  • So, eine Nacht drüber geschlafen, mal sehen, ob ich ein Review auf die Kette bekomme. Zuerst mal: Ich bin absolut zufrieden mit Spectre. Zwar kam ich nicht so euphorisch aus dem Kino raus wie bei Skyfall, da mir hier diverse Schwächen einfach zu sehr ins Gesicht gesprungen sind, aber der Film war klasse und spätestens zu "James Bond will return" war ich happy. Als over the top würd ich den Film jetzt vielleicht nicht bezeichnen, dafür gab es einfach genug andere Bondfilme, die richtig übel aufgedreht haben, aber spätestens zu der Verfolgungsjagd mit dem Flugzeug hab ich mir gedacht, daß, wenn man die Brosnan-Bonds mit der Mischung aus Humor, Action und Lässigkeit gedreht hätte wie Spectre, diese vermutlich wesentlich besser geworden wären. Ab hier geht's mit Stichpunkten weiter, ich bin eh nicht so der Held, was Reviews angeht und in Romanform schon gar nicht.


    Positiv:
    - Der Humor. Die Gags zünden einfach, es gibt keine platten Sprüche, sofern sie nicht ohnehin zum Charakter passen, und die Situationskomik war auch herrlich. Allein, daß das Superauto auch mal nicht so ganz funktioniert wie es soll, war Gold wert! Meinen Sinn für Humor hat's zumindest getroffen.
    - Genügend Action, daß der Film kurzweilig ist, aber weder übertrieben schnelle Schnitte noch pausenlose MG-Salven oder Explosionsorgien.
    - Es gab auch mal die eine oder andere nette Hommage für die Romanleser. Bei "Hildebrand's" ging zumindest mir das Herz auf :) Die restlichen Hommagen an die Filme fand ich auch durchaus okay.
    - Die, die normalerweise daheim bleiben, hatten viel Screentime, ohne lächerlich oder aufdringlich zu wirken. Sie hatten eben ihre Parallelhandlung in London und halfen nebenbei Bond. Und spätestens jetzt sollte auch klar sein, daß M jemand ist, mit dem man sich besser nicht anlegt. Mir ist der Trupp M-Moneypenny-Q-Tanner durch den Film echt sympathisch geworden!
    - A propos Moneypenny. Zu sehen, daß sie einen Lover im Bett hat, statt sich für Bond aufzuheben (was man bei ihren Vorgängerinnen vielleicht vermuten könnte), fand ich großartig! :thumbup:
    - Waltz' Blofeld. Zugegeben, eine typische Waltz-Rolle. Er wirkt nett und etwas still, ist aber ein arroganter Psycho, den man besser nicht schräg anguckt, wenn man in einem Stück den Raum verlassen will. Seine Psychospielchen mit Bond fand ich übrigens klasse, genauso wie man schon gut mit eingebracht hat, daß er immer irgendwie überlebt.
    - Hinx war auch tatsächlich wieder mal ein klassischer physischer Henchmen, der nicht bloß daherkommt wie ein kleiner Buchhalter, der für seinen Boss die Anrufe tätigt. Hatte fast ein wenig gehofft, er überlebt den Sturz aus dem Zug, aber erstens kann man nicht alles haben und zweitens wär's wohl auch ein bißchen too much gewesen.


    Negativ:
    - Blofelds Beweggründe. Das ganze Gedöhns, weil "Papi hatte dich mehr lieb als mich, wäwäwäh"? Seriously?! Wenn da noch irgendwelche materiellen Dinge oder Machtspielchen im Spiel gewesen wären, hätt ich's ja vielleicht noch verstanden, aber Papa Oberhauser war nur ein fucking Skilehrer 8| Mal sehen, ob in einer möglichen Fortsetzung näher darauf eingegangen wird.
    - Lea Sexdoux/Madeleine Swann. Tja. Ein ziemlich blasses Bondgirl, auch wenn sie schießen kann und die Tochter eines Kriminellen ist. Noch weniger Mimik und Kristen Stewart hätte ernsthaft Konkurrenz bekommen. Aber wenigstens entgleist ihr die ins Gesicht gemeißelte Gleichgültigkeit, als sie Bond anschreit und später als sie mit ihm pimpert. Wenigstens etwas.
    - Die Lovestory wirkt außerdem ziemlich konstruiert. Wie lange kennen sich die beiden? Drei, vier Tage und ein Bümserchen und schon würde er ihr Gesicht unter Tausenden erkennen, egal, wie oft Bruder Franz noch bohrt? :love: Eijeh... Aber ich hoff ja auf eine Fortsetzung. In den Romanen kommt es mir auch öfters vor, daß Bond gerne mal schneller die Engelein singen hört als die Herzensdame (die Beste immer noch Helga Brandt: "Ehm... Nope? Ich bin verlobt...") Naja, BTT. Die Story mit Vesper fand ich jedenfalls um einiges besser und vor allem weniger schnulzig oder bemüht dargestellt.
    - Lucia. Dafür, daß Monica Belucci so groß beworben wurde, war ihre Rolle echt verschenkt. Severine dürfte mehr zur Handlung von Skyfall beigetragen haben. Aaaaber: Fortsetzung... *hoff*


    Im Übrigen fand ich es schon recht früh vorhersehbar, daß C bei Spectre auf der Gehaltsliste steht und daß Silva nun doch kein allein stehender Villain sein soll, find ich auch nicht so prickelnd. Ich seh das aber ähnlich wie Havanna. Vielleicht hat Blofeld ihm einfach Personal und Mittel zur Verfügung gestellt, damit Silva sein Ziel verfolgen kann. Der tut dann etwas, das Blofeld schön in die Hände spielt, ohne daß es einen Hinweis gibt, daß er dahinter stecken könnte. Trotzdem hat es Silva ein wenig "entzaubert" ;)


    Jedenfalls schreit der Film geradezu nach einer Fortsetzung und ich hoffe inständig, Craig ist weiter mit dabei, ein Nachfolger hätte es jedenfalls irre schwer! Den jetzigen Stil können sie gerne beibehalten. Der paßt mir :)


    Und um noch ein kleines Häuflein zu hinterlassen: Der Titelsong ist immer noch scheiße :baeh:

  • Achtung, es folgen SPOILER



    Ich mochte es sowohl in den Fleming-Büchern als auch in den Filmen bis TLD immer, dass M und der MI6 den Ruhepol für Bond darstellen.


    Auch wenn es schon an der ein oder anderen Stelle Spannungen zwischen Bond und M gab (OHMSS [Buch & Film], TLD [Film]), auch wenn M sich mitunter als kaltherziger Bastard präsentiert (TMWTGG [Buch]), war die Situation im Grunde stets die, dass M Bond einen Auftrag erteilt, Bond ins Feld zieht und ohne weitere große Interventionen von M seine Arbeit erledigt. M war dabei stets die sich im Hintergrund haltende Autoritätsfigur.


    Ich fand diesen Ruhepol nicht nur ein schönes Motiv, sondern auch psychologisch wichtig, da M offensichtlich eine Art Vaterfigur für Bond darstellt.
    In irgendeinem Fleming-Roman ist sogar in etwa die Rede davon, dass Bond dieser "kalten, harten Stimme" (nämlich der von M) lauschte, "die er so sehr liebte", der Stimme eines Mannes also, der - das weiß Bond - ihn ohne zu zögern in den Tod schicken würde, den er aber als Autorität respektiert und verehrt.


    Dieses Motiv der Beständigkeit in der Beziehung zwischen Bond und M/MI6 ist seit LTK zunehmend aus den Filmen verschwunden - und das empfinde ich als eklatante Schwäche. Es ist scheint nunmehr die Regel zu sein, dass Bond auf eigene Faust agiert (LTK, DAD, QOS), von M auf Schritt und Tritt verfolgt wird (CR, QOS), M persönlich in die Handlung verwickelt wird (TWINE, SF) oder der MI6 selbst Ziel eines Anschlags wird (TWINE, SF).


    SPECTRE treibt nun alle diese Unarten auf die Spitze:
    - Bond agiert ohne Autorisierung und wird von M suspendiert
    - M stellt die ständige Überwachung von Bond durch Mikrochips in seiner Blutbahn sicher - der Chip in CR ließ sich wenigstens noch per Messer entfernen
    - M wird nicht nur persönlich in die Handlung, sondern sogar in die Action verwickelt
    - Noch dazu lässt er sich von einem Milchgesicht wie Denbigh in nahezu jeder Szene mit den beiden überfahren und verliert seine Autorität
    - Das MI6-Gebäude, das in TWINE und SF "nur" Explosionen überstehen musste, wird gleich komplett plattgemacht
    - Der MI6 als Organisation ist von einem Maulwurf unterwandert, die Doppelnull-Abteilung steht vor dem Aus,
    Q und Moneypenny müssen ihren Vorgesetzten täuschen, um Bond zu helfen - kurz: keinerlei Verlässlichkeit mehr


    Die Rolle von M in SPECTRE ist umso enttäuschender, da ich mich im Hinblick auf die Bedeutung von M als Vaterfigur für Bond darauf gefreut hatte, endlich wieder einen männlichen M zu sehen, noch dazu gespielt von einem so hervorragenden Charakterdarsteller wie Ralph Fiennes.


    Wegen dieser Schwächen kann für mich bei SPECTRE kein Bond-Feeling aufkommen.

  • Deinen Wunsch nach dieser Art M kann ich nachvollziehen, aber bei Ralph Fiennes Figur war von Anfang an klar, dass er in die Action verwickelt werden wird; bei der Hintergrundgeschichte, die er in SF von den Autoren mitbekommen hat...

  • Deinen Wunsch nach dieser Art M kann ich nachvollziehen, aber bei Ralph Fiennes Figur war von Anfang an klar, dass er in die Action verwickelt werden wird; bei der Hintergrundgeschichte, die er in SF von den Autoren mitbekommen hat...

    Ein Admiral der frühen 50er Jahre hat mit Sicherheit vergleichbare, wenn nicht härtere Hintergrundgeschichten zu bieten (zwei Weltkriege im Militärdienst!) Dennoch schienen weder Fleming noch die früheren Drehbuchautoren genötigt, solcherlei Erfahrungen in tätige Action umzumünzen.

  • Ich kann nicht über den M der Romane sprechen, aber zumindest Bernard Lees M war in einem Alter, in dem man ihm nur schlecht Actionszenen auf den Leib schreiben konnte. Ralph Fiennes da schon eher. Also ich bin bei SF von Anfang an davon ausgegangen, dass wir M öfter im Geschehen sehen werden, das war in SF ja auch schon so bevor Mallory M wurde.

  • Mein Gefühl nach dem zweiten Screening:


    Vergebt mir meine Euphorie, das ist immer so, wenn ich frisch aus dem Kino bin.


    Nicht falsch verstehen, SPECTRE gefällt mir als normaler Bondfilm immer noch ausgenommen gut. Er erinnert wunderbar an die leichten aber noch nicht ganz abgehobenen Filme wie TB oder TSWLM. Allerdings ist mir doch etwas zu wenig Craig drin.
    Gerade beim zweiten Ansehen fällt mir auf, dass sich keine Zeile und kein Dialog wirklich eingeprägt haben wie vorher in CR oder SF. In der Mitte hängt er leicht durch und Waltz bleibt hart hinter seinen Erwartungen zurück.


    Weswegen er mir trotzdem sehr gut gefällt: Er macht Spaß, er lässt mich ohne Psychoballast in eine wunderbare Bondwelt abtauchen. Auch wenn ich ein großer Verehrer der Craigbonds bin, machen mir natürlich die alten Filme immer ungemein Spaß. Und das ist so einer dieser Alten, ohne dabei so bemüht zu wirken wie in der Brosnanära.


    Vor einigen Jahren, kurz nach QOS schrieb ich im Razyforum sinngemäß: Craig hatte jetzt mit CR seinen Dramabond, sein OHMSS und mit QOS seinen kalten Bond voller Rachemotive (auch wenn er selbst nicht aus Rache handelte) im Stile von LTK...damals erhoffte ich mir, bzw. sagte voraus, dass noch ein Goldfinger folgen würde (was dann mit SF Wirklichkeit wurde) und ein over-the-top Film imStile von TSWLM...und genau diesen Stil haben wir hier. Sowohl im Motiv des Villains (beide bezeichnen sich als Visionäre und streben nach Macht), als auch in der Leichtigkeit Bonds (was auch bei Moore nach dem etwas verkrampften TMWTGG in TSWLM vollends aufging) bis hin zur darstellerischen Seite: Ein Villaindarsteller der unter seinem Können bleibt, aktive nette Einbindung von Q und weite Locationsprünge.


    Damals schrieb ich, Craigs fünfter Film wird dann danach wieder ein völlig geerdeter Film, der uns alle wie CR aus dem Hocker reißen würde...und ich hoffe, dass ich Recht behalte!


    Amen...Hallelujah!

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