SPECTRE – Erste Reviews

  • Den Cast hat man jedenfalls verschenkt. Alle Hauptdarstellerinnnen und Hauptdarsteller haben außerhalb der Bondreihe in mehreren interessanten, wenn nicht gar bemerkenswerten Filmen mitgespielt (Craig - Das Eishaus, Enduring Love und mehr, Waltz - Goldeneye '89, Django Unchained und mehr, Seydoux - Inglorious Basterds, Blau ist eine warme Farbe und mehr, Bellucci - Irreversibel, Malena und mehr, Fiennes - Der ewige Gärtner, Der Englische Patient und mehr, Miss Harris - Miami Vice, After the sunset und mehr) und dennoch wurde der Film ihnen nicht gerecht. Am wenigsten verschenkt hat man da noch den Part von Miss Harris, wobei die positive Erleuchtung hier auch stärker wirkt, da sie zuvor nicht immer in den besten Filmen eingesetzt wurde.

  • Und nur nebenbei: Das ach so aktuelle Thema "Datensammlung" wird derart halbherzig angefasst, dass dagegen TND wie eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Aspekt "Massenmedien und Manipulation" erscheint.


    "Informationen sind alles - Demokratie wird überschätzt." Solche plumpen Banalitäten hätten sie nicht einmal einem Elliot Carver in den Mund gelegt. Da möchte man sich in seinem Kinosessel am liebsten ganz klein machen vor Scham.

  • JaBo


    Mit Mexiko hast Du vollkommen recht. Die Szene sieht nur umgeschnitten aus. Ich war vor einigen Wochen in Mexico City und habe die Drehorte aufgesucht. Das Eck, wo die Szene startet, liegt nicht direkt neben dem Gran Hotel Ciudad.
    Und auch der Eingang des Gran Hotel Ciudad ist in Wirklichkeit an einer anderen Stelle.
    Das Hotel wurde auch in Pinewood nachgebaut.


    Fröschli
    Willkommen im Forum! :)

  • Ich glaube ich weis jetzt, was mich am Ende gestört hat. Zum einen dieses "Ich verhafte Sie..." von M, als ob Blofeld ein dahergelaufener Feld/Wald/Wiesenkrimineller wäre. Und dann natürlich, die zwei Schlussszenen. Die erste als Bond mit Madeleine von der Brücke geht und die zweite mit dem DB5.


    Besser wäre es gewesen: M steht neben Blofeld und schaut Bond nach. Dann Schnitt auf die Szene, in der Bond die Pistole wegwirft und nochmal die Rückenansicht von Bond. Danach die Szene mit dem DB5, bei der man zuerst nicht warnimmt, dass Madeleine neben im sitzt. Sondern erst, wenn diese sich vorbeugt.

  • Beim Namen "Blofeld" sind die Erwartungen einfach auch so hoch, dass man ihnen gar nicht entsprechen kann. Jeder erdenkbare Einbau dieser Figur wäre zwangsläufig unangemessen, da die Bürde der alten Filme zu hoch ist.
    Ich finde es toll, dass man sich an diese Figur rangewagt hat. Und angesichts der Schwere dieser Aufgabe halte ich die Figur in SPECTRE für gelungen.
    Sonst hätte man Blofeld eben auf sich beruhen lassen sollen.

  • Es ist für einen Bond-Fan immer schade, wenn nach langem Warten endlich ein neuer Film kommt und der bei ihm nicht zündet. Bei fast allen Bond-Filmen kann ich mich über die Stärken und den Unterhaltungsfaktor freuen und die Schwächen gleichzeitig in mildem Licht sehen – selbst beim Paria DAD gelingt mir das inzwischen gut, und vielleicht kommt diese Zeit auch noch für SP. Bis dahin frage ich mich, was mich seit der Erstsichtung so stört.


    Über den Umgang mit der Franchise-Geschichte und insbesondere mit den vorigen Craig-Filmen habe ich mich ja schon ausgelassen. Unwürdig – aus den oben genannten Gründen.


    Was ich hingegen immer weniger verstehe, ist der von einigen artikulierte Eindruck, SP sei traditioneller oder klassischer als Craig I-III. Dies zeige sich auch daran, dass Bond über dem ganzen Psycho-Quatsch stehe.


    Seltsam:


    Abgesehen von QOS tat der Craig-Bond das nämlich stets, und auch in QOS kommt er am Ende mit sich ins Reine. Wenn er Blofeld (= der Mann, der ihm persönliches Leid zugefügt hat) in SP verschont und denErmittlungsbehörden übergibt, ist das 1:1 das Ende von QOS. In SP macht Bond einen Psychotest und sabotiert ihn ebenso wie zuvor in SF, denn den bricht er dort weniger deshalb ab, weil eine wunde Stelle berührt wurde, sondern weil ihm das Ganze einfach zu blöd wird. Seine eher schlechte Verfassung im ersten Drittel von SF ist den Erlebnissen der PTS geschuldet (persönliche Enttäuschung + selbst für Bond-Verhältnisse große physische Belastung), doch sobald er wieder im Einsatz ist, fehlt nicht viel zur alten Form. Auch das hat sein Vorbild: in den ersten Minuten von NSNA, dem EON viel verdankt. Später kehrt Bond nicht nach Skyfall Lodge zurück, um sich, mit dem Tod der Eltern hadernd, in Embryonalstellung auf dem Boden zu winden, sondern um Ms Vergangenheit zu bereinigen. Dem opfert auch ohne mit der Wimper zu zucken die Relikte seiner eigenen, längst hinter ihm liegenden Vergangenheit: „Ich habe dieses Haus immer gehasst.“ - Krawumm: Psychotherapie à la Bond (Klischee-Sätze wie „Da hat er sich drei Tage versteckt, und als wieder rauskam, war er kein Junge mehr“, sorgen eher für Abzug in der B-Note, sind aber Petitessen).


    Denn das wirkliche psychische Wrack in SF ist bekanntlich der verlorene Sohn Silva, der mit Mutter M hadert, und das, Freunde, ist keine Interpretation, das sagt er selbst so wiederholt. Indem Silva auch Bond zu Ms Sohn stilisiert (und gerade das hatte Bond in QOS noch spöttisch von sich gewiesen: „Das hätte sie gerne.“) und damit eine neurotische Kleinfamilie mit zwei zum Muttermord aufgerufenen Erziehungsopfern ("Ratte frisst Ratte") konstruiert, gibt SF in Verbindung mit dem Kindheitsbezug den Ruf des Analytiker-Bond, aber letztlich erfahren wir auch nicht mehr über 007 als in GE. In beiden Fällen hadert Bond gar nicht mit sich selbst.


    Entsprechendes "Psychozeugs" gibt es auch in SP zur Genüge, inklusive Bezug auf Skyfall Lodge, Bonds Waisenkindheit und Mama M (die Geister der Vergangenheit führt der Film ja schon im Titel, ähnlich wie - na?), und auch sonst sehen wir wieder genau dasselbe. Bond braucht keine Therapie, etwaige Zweifel überwindet er im Job, ansonsten mit einem guten Schluck. Dafür ist Franz alias Ernst 1:1 ein Wiedergänger Silvas, man kann SP schon als Remake des Vorgängers betrachten (damit stünde er ja in bester Tradition als vierter Film seines Darstellers): Franz ist Cyberterrorist, er benutzt einen Decknamen, er stürzt den MI6 in eine Krise, er gilt als tot, und anders als Bond hat er seine früheren traumatischen Erlebnisse innerhalb einer dysfunktionalen Patchworkfamilie (inkl. Bond) nicht verwunden. Aus „Mami war sehr böse“ wird nun „Papi war sehr böse“, denn den musste er nun mit dem blöden James teilen. So wird der Schuft wieder zum großen Bruder Bonds, und über die ganzen persönlichen Rachewünsche verliert der Film die eigentliche Bedrohung, jeweils der Missbrauch digitaler Daten, fast völlig aus dem Blick (wenn auch nicht so absolut wie in SF, wo die verschwundene Festplatte nach einer Dreiviertelstunde niemanden mehr interessiert). Wenn sich der Franz schon einen neuen Namen geben muss und sich, um nicht gar zu sehr mit der Tür ins Haus zu fallen, nicht Silva jr. nennen kann, hätte er in seiner Verbindung zu Bond und seiner Unfähigkeit, Privates vom Superschurkenhaften zu trennen, ein viel treffenderes Alias wählen können, das dazu einem weiteren Pionier des Cyberterrorismus mit Hang zu Decknamen die Ehre erwiesen hätte: Alec Trevelyan!


    Das hätte auch betont, in welcher Tradition SP tatsächlich steht:


    - in seinem Wunsch, es allen recht zu machen – Traditionalisten wie Modernisten, Geeks wie Gelegenheitskinogängern, Freunden des eher ernsten wie des Spaß-Bond
    - in seiner (sagen wir mal) Zitatfreudigkeit
    - in seinen teilweise schlimmen Dialogen
    - in seiner nur behaupteten Bezugnahme auf aktuelle Themen
    - in seinem Schicksal, alles sein zu wollen und nichts davon wirklich einzulösen
    - in dem Gefühl, das alles schon oft und oft und vor allem besser gesehen zu haben


    Man glaubt es kaum … Aber: SP ist Daniels Brosnan-Film - bzw. alles, was man mit den Beiträgen des vielgescholtenen Pierce negativ verbindet (nicht überall zu Recht). Allerdings kann man jedem einzelnen Brosnan-Film (mit dem Titel einer OSS-117-Parodie) zumindest eins zugutehalten: Er selbst ist sich genug. SP hingegen ist nicht nur selbst inhaltlich fade, er will sich auch noch die 3 übrigen Craigs krallen und travestiert Blofeld, wie selbst Charles Gray im Fummel es nicht vermocht hatte.


    Und deswegen übernimmt SP hiermit, bis ich ihn erneut sehe und hoffentlich begeistert jedes einzelne Wort an Ort und Stelle widerrufe, offiziell die Laterne Rouge.

  • Dass die Dialoge schlecht sind, habe ich nicht behauptet, nur dass die der Videospiele besser sind :thumbup:


    Spaß beiseite, ich konnte in Spectre keinen guten Dialog finden, aber ich bin ja froh, dass einige es anders sehen, wäre ja tragisch wenn nicht.


    "Tja, ist alles eine Frage der Perspektive." :)

  • Ich kann dieses ewige Gejammer um die noch so schlechten Dialoge in SPECTRE nicht mehr hören bzw. lesen!
    Man scheint wohl zu vergessen das Bond Unterhaltung pur ist und man sich doch an die schönsten Schauplätze entführen lassen möchte! Man möchte selbst Bond sein und in seine Welt eintauchen! Wenigstens für gute 2 Stunden und mehr! Über Logik und Sinn kann man bei jedem Film streiten aber Fakt ist doch das SPECTRE all das aufbietet was ein bondfilm braucht! Wenn ich nur darauf bedacht bin Scharfe und tiefgehende Dialoge zu hören und zu sehen ist Bond vielleicht nicht das richtige!
    Demnach müssten gerade die älteren Filme ja Katastrophen gewesen sein!
    Wenn dieses so wäre würde oder dürfte es diese lange Bondreihe gar nicht geben! Der Vergleich mit den Videospielen finde ich übrigens voll daneben!

  • Enthält Spoiler Ich machs kurz und schmerzlos. Spectre hat mir gefallen. Doch nur 7 von 10 Punkten. Das zu Anfang die Gunbarrel wieder am Richtigen Platz steht. Gefiel mir. Nur wieso öffnet sich die diese wie gewohnt nicht? Die Pretitle, wie auch das Titledesign(wie auch Lied) gefielen mir. Was mir aber wie in der Pretitle (Helikampf), Autoverfolgungsj. (Rom) und Blofelds Basis (Marroko) sehr sehr störte - das war der immer wieder kehrende Soundtrack. Und das schlimme ist: Er ist aus Skyfall (Zugfahrt) Irgendwie fehlte mir hier ein eigenständiges Theme gemischt mit dem Bondthema. Im Zug hörte man kurz die Melodie des Titlesongs. Auch fehlten mir einige ruhige Szenen. Die Szenen in Rom, Zug, Hotelzimmer oder Blofelds Basis. Sowas halt. Die Spectre Versammlung war mir etwas zu langgezogenen. Etwas langweilig. Auch das Finale in London mit diesen C. Mr. Hinx gefiel mir. Aber bis auf " scheiße" kann er nix sagen. Da hätte man ihn auch ganz schweigen können. Sein Auftritt war mir etwas verschenkt. Für mich ist er die Oddjob Version in groß. Das Raoul Silva nun nur ein Handlanger war. Stört mich jetzt nicht. Alle anderen Bösewichte der Craig Reihe waren es ja dann auch. Es kam überraschend - nur irgendwie konnte man es durch das Titledesign erahnen. Man darf nicht vergessen Emilio Largo war auch nur ein Handlanger Blofelds. Nur wenn Blofeld nun an M's Tod verantwortlich war. Hatte dann überhaupt Silva das Motiv an Rache? Was mir auch schon an Dench 'M' störte. Das der neue recht viele Szenen gehabt hat. Beim Finale zwischen M und C. Musste ich ein wenig an die Pretitle von CR denken. Mir gefielen alle Szenen von Q. Ich hoffe das man Ben W. noch lange unter Vertrag hat. Auch Moneypenny gefiel mir. Doch es gab leider keinen Büro Flirt. Daniel Craig war in der Rolle wieder Prima. Was mir auch gefiel war der Humor im Film und wie er diesen umsetzt. Christoph Walz habe ich mir sehr lange als Bond Schurken gewünscht und dann noch als Blofeld. Ein Traum. Da er gegen Ende nur verhaftet wurde. Hoffe ich das man diese Figur in den nächsten Filmen wieder sieht. Muss nicht direkt nach Spectre sein. Allerdings frage ich mich welches Motiv nun Blofeld hatte? ging es ihm nur um die Schließung der 00 Abteilung? Dem MI6? Oder um CNS? Oder war C der eigentliche Schurke (Handlanger) ? Wenn Bond nicht nach M's (Dench) letzte Anweisung gehandelt hätte - wäre er doch nie auf Blofeld gekommen. Existiert jetzt überhaupt noch offiziell die 00 Abteilung? Und wenn Bond bei Oberhauser auf gewachsen ist - wie kam das Bild nach Skyfall? Ansehen werde ich mir diesen natürlich nochmal. Aber erst wenn er auf Bluray erscheint. Im Kino war ich umgeben von diesen nervigen Popcornfressern.

  • Ich kann dieses ewige Gejammer um die noch so schlechten Dialoge in SPECTRE nicht mehr hören bzw. lesen!
    Man scheint wohl zu vergessen das Bond Unterhaltung pur ist und man sich doch an die schönsten Schauplätze entführen lassen möchte! Man möchte selbst Bond sein und in seine Welt eintauchen! Wenigstens für gute 2 Stunden und mehr! Über Logik und Sinn kann man bei jedem Film streiten aber Fakt ist doch das SPECTRE all das aufbietet was ein bondfilm braucht! Wenn ich nur darauf bedacht bin Scharfe und tiefgehende Dialoge zu hören und zu sehen ist Bond vielleicht nicht das richtige!
    Demnach müssten gerade die älteren Filme ja Katastrophen gewesen sein!
    Wenn dieses so wäre würde oder dürfte es diese lange Bondreihe gar nicht geben! Der Vergleich mit den Videospielen finde ich übrigens voll daneben!


    Kann deinen Punkt ja verstehen, aber das muss sich nicht ausschließen. Tarantino ist Unterhaltung pur und hat brillante Dialoge, CR macht ebenfalls Spaß und besticht dennoch durch Inhalte, nur ein Beispiel welches schon oft fiel.


    Es sind ja nicht nur die Dialoge als solche, es ist vielmehr die konstruierte Handlung. Nicht dass ein Bondfilm viel davon haben soll, aber durch die komische nachträgliche Zusammenführung der drei Vorgänger, wirken diese Filme nun wie 'beschädigte Ware', das nimmt den Vorgängern teilweise ein wenig ihren vorherigen Wert weg, was natürlich verschenkten Möglichkeiten gleichkäme, da es bestimmt auch so den richtigen Stoff für Spectre gegeben hätte. Auch diese pseudo-psychologischen Ansätze fallen negativ ins Gewicht. Hier bin ich bei ollistone:
    Entweder keine Psychologisierung, oder (was mir persönlich lieber ist) eine Gute/Glaubwürdige :)

  • Warum verlieren die Vorgänger an wert nur weil man nich ausführlich darüber gesprochen und erklärt hat wieso weshalb warum?
    Meine These lautet das es wieder so fortgeführt wird wie es mit CR und QOS getan wurde! Da wird dann denke ich auch noch bestimmt näher darauf eingegangen werden!

  • Warum verlieren die Vorgänger an wert nur weil man nich ausführlich darüber gesprochen und erklärt hat wieso weshalb warum?

    Gute Frage. Im Prinzip kann man die 'alten' Filme ja dennoch aus früherem Blickwinkel sehen und Spectre vor dem geistigen Auge ausblenden. Trotzdem ist es schade, denn man hat derart verkrampft versucht die vier Filme eine Einheit bilden zu lassen, dass das Drehbuch darunter litt.

  • So verkrampft sehe ich das gar nicht , da in den Vorgängern ,obwohl ich SF sehr mag, aber mir auf manches zu lange eingegangen wurde! Jetzt wissen wir die Beweggründe und den Hintergrund von Blofelds handeln und es wird bestimmt nicht das Ende gewesen sein! QOS fände ich wesentlich schlimmer da man ja nach Green 's Abgang im dunklen tappte!
    Der 5 Craig streifen wird mit Sicherheit noch so manches aufdecken

  • Ich stelle mir vor, Blofeld hätte in der anfänglichen Konferenz von TB verkündet, dass Goldfinger auch seiner Truppe gehörte.


    ;(


    Ich habe übrigens irgendwo gelesen, dass Craigs schlechte Laune nach den Dreharbeiten vor allem mit dem Drehbuch zu tun hatte.

  • Ein Franchise stellt sich selbst ein Bein oder Wie Skyfall Spectre das Genick bricht


    Interessant, dass ich nun gerade einige Postings nach Feirefiz letztem längeren Test hier einen Beitrag schreibe, denn ich sehe vieles von dem was er geschrieben hat ähnlich. Der Unterschied ist allerdings, dass ich das nicht Spectre ankreide, sondern Skyfall. Denn für mich ist nicht ersterer ein Remake vom letzteren, sondern ein Prototyp, der so nie hätte öffentlich gemacht werden dürfen.


    Spectre macht nämlich vieles von dem richtig, das mir an Skyfall missfallen hat (alles, was ich dort als aufgeblasen und abgehoben empfunden habe, wirkte hier zum Beispiel viel stilsicherer, in den besten Momentan sogar wie QOS - und ihr wisst ja, dass das bei mir ein Kompliment ist!). Ohne den jeweils anderen Film wären beide sicherlich viel besser in meiner Wahrnehmung. Den Filmen an sich ist auch nicht so viel vorzuwerfen, es sind eher die Macher an sich, die es - aus welchen Gründen auch immer - nicht geschafft haben, konsequent auf das Ende hinzuarbeiten, das wir nun bekommen haben. Man merkt leider viel zu sehr, dass der Horizont gerade mal bis zum aktuellen Film reicht. Oder wo er vielleicht weiter gereicht hat (QOS + potentieller Nachfolger), man sich durch gemischte Reaktionen hat entmutigen lassen und eine Abzweigung in eine gänzlich andere Richtung genommen hat, die man nun mit Müh und Not in die zuvor eingeschlagene Route integriert hat. Allein schon, dass Bond in SF plötzlich als alter Hase galt, wirkt nun noch deplatzierter als es vorher schon tat.


    Kommen wir aber jetzt zu dem, was mir direkt an Spectre missfallen hat. Da wäre zum einen der Ton und das Verhalten, das Bond gegenüber dem MI6 im ersten Teil des Films an den Tag legt. Absolut respektlos! Diese Art von neuer Leichtigkeit hätte ich in den Bondfilmen nicht gebraucht. Bond als Traum des "Übermanns", der sich alles erlauben darf, schön und gut, aber deshalb muss man den MI6 durch ihn doch nicht gleich der völligen Lächerlichkeit preisgeben. Der Respekt vor M war bisher immer eine Konstante, die leider mit den Craig-Filmen mehr und mehr über Bord geworfen wurde. Angefangen beim Wohnungseinbruch macht er jetzt vollkommen was er will. Noch unglaubwürdiger wird es dadurch, dass fast das komplette MI6-Team noch relativ frisch ist und Bond noch nichts getan hat um sich das Vertrauen dieser Leute in dem Maße zu verdienen, dass er jetzt so mit ihnen umspringen kann. Womit wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt wären, genau dieses MI6-Team hat es mir stellenweise fast schon zu Mission-Impossible-haft gemacht. War mir ein bisschen zu sehr Kino und zu wenig Realität. Ausnahme war Q im IceQ, das war eine schöne Reminiszenz an Qs privatem Feldeinsatz in LTK. Auch die anderen Zitate früherer Bondfilme, fand ich gut eingearbeitet. Zumindest hat mich nichts davon gestört - so ich sie denn überhaupt bemerkt habe.


    Zum Hauptschurken muss ich natürlich auch noch etwas sagen. Christoph Waltz als Oberhauser hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Etwas schade für ihn ist natürlich, dass er nicht über mehrere Filme hinweg aufgebaut werden konnte wie der frühere Blofeld. Ähnliche Szenen wie die in Rom hätte es in einem Vorgängerstreifen geben sollen, denn gerade dieses Aufbauen ist es auch, was den Film leider in die Länge zieht und ihn in mehrere Episoden zu teilen scheint (1. Beginn bis Rom, 2. Der klassische Bondfilm mit dem Plot-Aufhänger des Killers für Mr. White bis hin zur Zerstörung des Schurken-Hideouts, 3. Das nachgeschobene Finale in London). Aber das keine vernünftige Dramaturgie zustande kommen kann, wenn man einzelne Filme erst im Nachhinein miteinander verbunden werden statt schon in der Vorplanung, ist natürlich wenig überraschend. Aber zurück zu Waltz' Darstellung, die mir immer dann missfällt, wenn er aus der Rolle des souveränen Kartellchefs herausfällt. Ein Syndikatsboss, der nur rein zufällig eine persönliche Rechnung mit Bond offen hat, hätte einen schönen Kontrast zu dem psychopathischen Silva gegeben. Allerdings sind daran nicht nur Waltz und die Schauspielerführung schuld, sondern auch das Drehbuch, das im dritten Viertel etwas zu sehr das Augenmerk auf den Brüderkonflikt richtet und den eigentlichen Weltherrschaftsplan des Schurken aus den Augen verliert, der dann lediglich mehr oder weniger en passant durch Bonds persönliche Second-Unit und mit einem wenig bedrohlichen Underling als einziges Hindernis vereitelt wird.


    Und so komme ich zu dem Schluss, dass Craigs klassischster Bondfilm nach wie vor QOS ist. Form ist für mich dabei nämlich nicht alles, auch der Inhalt zählt.


    Bevor ich dazu komme, meine Gedanken über den weiteren Fortgang der Serie in Worte zu fassen, möchte ich an dieser Stelle einmal ausführen, wie für mich die Craig-Ära in optimaler Weise verlaufen wäre. Knackpunkt dabei natürlich SF. Ähnlich wie GF in der Connery-Ära hätte der Film mit einem Schurken jenseits von Spectre aufwarten müssen! Hat er für sich genommen natürlich getan, wurde dann aber leider in SP ebenfalls eingeflochten. Es hätte noch keine Einführung von einem neuen M geben dürfen (also der ganze Nebenplot über ihren wackelnden Posten raus) und Q und Moneypenny hätten die Möglichkeit bekommen müssen, ebenfalls eine Beziehung zur alten M aufbauen zu können. Das hätte es glaubwürdiger gemacht, dass die beiden Bond zu Beginn von SP dabei helfen, den letzten Auftrag der alten M zu erfüllen. Der neue M wäre dann nach Ms Tod (entweder wie in SF oder – vielleicht sogar noch besser - in der Pre-Title von SP durch Sciarra, wodurch Bond sich dann ganz offiziell an die Ermittlungen der Hintergründe hätte machen können [dann hätte Silva auch nicht zu Spectre gehören müssen, sondern Oberhauser hätte durch Silvas Attentat erst erkannt, wieviel Bond an M liegt und deshalb dann Sciarra auf sie angesetzt]) eine Interimslösung gewesen bis der MI6 in diesem neuen Ding von C aufgegangen wäre. Das Ende von SF in Ms Büro wäre dann das ideale Ende von SP gewesen. Und Blofeld wäre tot (dafür möglicherweise Denbigh nur verhaftet, als Hintertür zum möglichen Fortbestand von Spectre mit einem bekannten Gesicht) oder at large.


    Denn das ist das Problem des SP-Endes. Ich habe absolut nichts dagegen, dass Bond Oberhauser verschont hat. Ganz im Gegenteil, das ist eines der wenigen Elemente, das hundertprozentig zu den Vorgängerfilmen passt. Schließlich hat er auch schon Vespers Ex-Lover am Leben gelassen. Dieser Bond weiß genau, wann er töten muss und wann nicht. Und vor allem warum er töten muss und warum nicht. Die Frage ist nur: Was soll jetzt noch kommen? Eine Wiederkehr Blofelds, die fast schon zwingend mit Madelines Tod einhergehen muss? Bond weiß schließlich, dass dieser unter anderem auch darauf aus ist, ihm emotional zu schaden. Jetzt haben wir Bond charakterlich endlich an der Stelle, an der er in den Filmen seiner Vorgänger war und da soll er schon wieder zerbrechen? Ich habe Madeline verloren, weil ich diesen Mann nicht getötet habe? Die ganze Verschonungsaktion ad absurdum führen? Ich brauche das nicht!


    Da wäre mir ein Darstellerwechsel, mit dem auch gleich der komplette Craig-Ballast entsorgt wird, fast schon lieber. Denn die solitäre Güte der einzelnen Filme hin und her, haben die Macher jetzt schon genug bewiesen, wie gut sie sich mit ihrem Schlingerkurs selbst ins Bein schießen können.


    Und um jetzt trotz allem versöhnlich zu enden: Derzeit halte ich SP mit knappen Vorsprung vor CR und großem Vorsprung vor SF für Craigs zweitbesten Bondfilm!


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    Ein paar Anmerkungen zu besonders diskutierten Einzelheiten:

    • Der CR-Vorspann bleibt für mich der bisher beste. In seinen weniger guten Momenten hatte der von SP etwas von einem Tentakel-Softporno.
    • Die Dialoge waren in der Tat nicht die besten, zumindest nicht so konstant wie z. B. in CR. Einiges Gutes war dennoch dabei und das meiste war doch okay. Und zwei, drei Aussprüche oder Witzchen bei denen man eher den Kopf schüttelt finden sich doch in fast jedem Film.
    • Wenn Hinx zurückkehrt, dann haben die Bondmacher ihren Kredit bei mir noch mehr verspielt als ohnehin schon. FSK-16-Freigabe und das Seil hätte den Guten enthauptet!

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