Gegenüber Casino Royale verlieren - zumindest bei mir - aber ohnehin alle anderen Craig-Bonds. Der Film ist einfach rundherum gelungen, aus einem Guß und hat eine bisher unerreichte inhaltliche und handwerkliche Klasse. Hier stimmt quasi alles. Außerdem hat Casino Royale das wohl vielseitigste Ensemble der ganzen Franchise-Historie vorzuweisen. Selbst Nebenrollen (Jeffrey Wright, Giancarlo Giannini, Isaach De Bankolé, Catarina Murino, Simon Abkarian, Clemens Schick, Richard Sammel, Ludger Pistor & Jesper Christensen) sind hier so top besetzt wie selten. Und bei aller Klasse hat der Film auch eine frische Aufbruchstimmung, an die die drei Nachfolger immer weniger anküpfen konnten.
Quantum of Solace kann immerhin mit seiner ungewöhnlichen Struktur und Inszenierung glänzen und Skyfall mit einer geschlossenen Story von fast shakespearscher Dramatik auftrumpfen. Spectre hat weniger das eine, noch das andere und rettet sich letztendlich damit, alle Vorgänger zu vereinnahmen und so wenigstens als epische Auflösung aller vorherigen Handlungsstränge fungieren zu können. Und nur so funktioniert der Film, denn ohne die Craig-Streifen Nummer 1 bis 3 wäre er nichts weiter als ein völlig durchschnittlicher Bondfilm, der die Versatzstücke der Franchise-Geschichte nach Schema F variiert. Selbiges haben auch die Brosnan- und späten Moore-Filme mehr oder minder kreativ getan. Der Unterschied ist, dass diese Filme mittlerweile einen Altersbonus haben, weswegen ich sie fast alle durch die Bank Spectre gegenüber vorziehe.
Allerdings steht bei mir demnächst die Heimpremiere des Films ins Haus. Vielleicht kann er ja in meiner Gunst steigen?