Sind wir durch unseren ersten Bonddarsteller geprägt?

  • Zitat

    Genau das meine ich ja: Spaß ist für Dich nicht der Maßstab bzw. die größte Erwartung an einen Bond-Film. Für andere eben schon (steile These: für diejenigen, die mit Roger Moore aufgewachsen sind), und die haben eben womöglich mehr Freude an SPECTRE.


    Dieses Zitat von MilesM aus dem "Erste Reviews"-Thread im SPECTRE-Forum haben viele wahrscheinlich ge- und überlesen, aber bei mir ist seine Thesen hängegeblieben und ich habe für mich einnmal darüber nachgedacht.
    Mein Vater (und in meinen Teenagerjahren dann auch meine Stiefmutter) waren zwar keine BondFANS, aber wenn mal einer der Filme lief, haben sie ihn fast immer geschaut. Da weder jemand aus meiner Familie noch ich die Filme besaß, war also das TV meine einzige Quelle, um Bondfilme zu schauen. Im Rückblick habe ich das Gefühl, dass damals im TV zu 70% ein RM-Film lief, zu 20% ein SC; GL und TD haben sich die restlichen 5% geteilt (DC war noch nicht aktuell, PB war es größtenteils noch im Kino, sodass seine Filme noch nicht so oft liefen). Das bedeutet, dass meine Fanwerdungsphase größtenteils von Moore und seiner Bondinterpretation begleitet wurde.


    Hat mich das in meinem Geschmack, was Bondfilme betrifft, geprägt, wie MilesM behauptet? Ich denke ja.
    Ich mag zwar wirklich alle Bondfilme (den einen mehr, den anderen weniger) und alle Darsteller und DC hat mit SPECTRE endgültig good old Roger als meinen Lieblingsdarsteller abgelöst, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit den leichteren, ironischeren und humorvolleren Werken des Franchise leichter tue und ich mehr Spaß habe als mit den ernsteren, dunkleren, "brutaleren". Vielleicht ist es meine Prägung durch RM, dass ich Bondfilme eher als lockere, unterhaltende Actionfilme. Ich mag wie gesagt alle Filme, aber so sehr ich kopfmäßig auch einsehe, dass er objektiv (wenn es das gibt) schlechter ist, landet eher DAD von PB, der meiner Meinung nach einen RM sehr ähnlichen Stil hat, in meinem DVD-Player als beispielsweise FRWL oder LTK. Nicht umsonst habe ich, wie wohl niemand sonst im Forum, alle vier Brosnan-Bonds in meiner Bestenliste in den Top 10. Das bestätigt die Prägungstheorie sogar doppelt, da mein erster Kinobond GE war.


    Also MilesMs These, dass unser erster Bonddarsteller unseren Geschmack und unsere Erwartungen an einen Bondfilm prägt, hat sich für mich bestätigt. DC zeigt aber für mich, dass es diese Prägung keinen Absolutheitsanspruch ist: Für mich hat er RM wie gesagt abgelöst und sein Bond ist ja nun wirklich ein gänzlich anderer.


    Wie seht ihr das?

  • Schöner Thread. Zunächst einmal denke ich, dass es für viele Menschen prägend ist, da es sich zumeist um eine Art Generationsfrage handelt - das womit man aufwächst, lässt bei einem oftmals keine 'objektiven Urteile' (sofern diese überhaupt existieren) zu.


    Bei mir sehe ich da jedoch keine klaren Ansätze. Mein erster Kontakt mit Bond war Brosnan's oftmals übersehenes Over-the-top-Meisterwerk Alles oder Nichts im Jahre 2004 und dennoch halte ich Brosnan für Bond als am wenigsten geeignet (Platz 6 im Darstellerranking).
    Der erste BondFILM den ich auf DVD sah war DN, kurz darauf "heimlich" FRWL auf VHS - sowie GF, der mich besonders neugierig machte, da er nur die erste Stunde über lief und ich mich unweigerlich fragte, wie es wohl weitergeht? So, Connery dennoch nur auf Platz 4 meines Rankings und keiner seiner Filme in meiner Top 5.
    Der erste Brosnan-Bond den ich sah (GE), ist bei mir ein klarer Kandidat für den letzten Platz aller Bondfilme, auch hier scheint der persönliche Nostalgiefaktor fortgespült worden zu sein. Sehr früh sah ich auch schon TSWLM, mein erster Moore und dennoch nur auf Platz 5 meines Moore-Rankings und irgendwo am Ende der Top 20 der Gesamtliste. Zu guter Letzt wäre da noch Spectre:
    Mein erster Kinobond und dennoch nicht so gänzlich nach meinem Geschmack. Theoretisch hätte ich meinen fünftliebsten Bond QoS als erstes legal im Kino sehen dürfen, hätte ich es getan, wäre er womöglich ein Kandidat für meine Top 3, da mich das Kinoerlebnis mit 12 mehr beeindruckt hätte als mit 19.


    Und meine 3 Lieblings-Bonds (die Daltons und George Lazenby) sah ich erstmals, als ich mich bereits nicht mehr in den 'prägenden Jahren' befand, tja, so kann's wohl auch gehen :)

  • Ich glaube es liegt eher daran, dass ich kein rückwärts gewandter Mensch bin und auch noch nie war. Ich wollte auch nie zu den Nostalgikern gehören, welche die Vergangenheit durch eine rosa Brille glorifizieren. Das zieht sich schon durch mein ganzes Leben.


    Bei vielen Menschen in meinem Umfeld habe ich oft das Gefühl es zählt nur die Devise: Was alt ist ist automatisch gut.

  • Kleine Ergänzung noch:
    Mein erster "eigener" Bondfilm (selbst die DVD besessen und nicht einfach unbemerkt aus dem Regal der Eltern gefischt) war DAD, der bei mir tatsächlich besser im Kurs steht als bei den meisten anderen, also könnte da durchaus doch ein nostalgischer Zusammenhang bestehen. Mein erstes eigenes Bondspiel war hingegen FRWL, dicht gefolgt von TWINE, bei den Büchern ebenfalls zuerst FRWL. Das könnte ja auch ein Grund sein, weswegen FRWL in meinem Ranking gar auf Platz 7 liegt, obwohl ich den Film selbst nicht sonderlich unterhaltsam finde...

  • Ich bin ja ein Kind der RM Ära. Mein erster Kinobond war FYEO und er ist heute noch (knapp) meine Nummer 1. Habe aber damals auf Video auch die Connery-Bonds gesehen. Ob der eine nun ernster war als der andere hat mich als Kind nicht so interessiert. Mich haben vor allen die Bond mit den höchsten Schauwerten, sprich Effekte und Ausstattungen, begeistert. Also MR, YOLT aber auch unheimlich OP mit seinen Indien-Szenen. Oder die tollen Stunts.


    Heute sehe ich das anders - Lieblingsdarsteller ist Dalton - allerdings sind z. B. fehlende Schauwerten (innovative Stunts, gut eingefangene Drehorte) etwas was mir an SP sehr fehlt.

  • Ich habe bisher 4 Bondfilme im Kino gesehen:
    1999 TWINE
    2008 QOS
    2012 SF
    2015 SP


    Das heisst, ich bin eher so mit den Brosnan Bonds in der Jugend "aufgewachsen". Ich finde sie aber in der Bond Franchise am schlechtesten. Die Craig-Filme sind bei mir im Mittelfeld (CR oberes und QOS unteres, SF und SP vermutlich ziemlich in der Mitte).
    Das heisst die These trifft bei mir eher weniger zu, wenn man die Prägung auf den ersten Kino-Bond und das ganze "Drumherum" (Werbung, Medienpräsenz etc.)


    An die ersten Filme, welche ich im TV gesehen habe, habe ich keine einzelnen Erinnerungen, da ich von klein auf immer mal wieder irgendwelche Bond-Filme gesehen habe. Es dürften Moore oder Connerys gewesen sein.
    Diese gefallen mir teilweise auch am besten, ich glaube aber nicht, dass es unmittelbar daran liegt, dass ich diese als erstes gesehen habe, sondern weil mir schlichtweg das Flair, die Machart und die Darstellung der Bondschauspieler am besten gefallen.

  • Mit 10 Jahren habe ich den ersten Bondfilm auf VHS gesehen. Es war Roger Moore. Mir hat die Art des Filmes sehr gut gefallen und wollte einfach mehr davon haben. Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Über die Jahre hinweg habe ich alle Moore und Connery Filme im TV oder VHS sehen können.


    Mein erster Kino-Bond war mit Timothy Dalton. Danach habe ich jeden weiteren Film im Kino gesehen.


    TLD, LTK
    GE, TND, TWINE, DAD
    CR, QOS (1 x OV, 2 x deutsche Fassung), SF (1 x IMAX, 1 x OV, 2 x deutsche Fassung), SPECTRE (1 x OV IMAX, 1 x deutsche Fassung IMAX), 1 x deutsche Fassung). Kann durchaus möglich sein, dass doch noch ein oder zwei Kinobesuche eingeplant werden.


    Auch wenn Sean Connery und Roger Moore meine ersten Bonds waren, die ich gesehen habe, stehen sie jetzt nicht an oberster Stelle. Ich kenne genug Leute die sagen Sean Connery ist "der" Bond. Seine Filme seien die Besten von allen. Mag ja sein. Aber immer die selbe Leier von diesem "Früher war alles besser... und bla bla bla...". Es gibt schöne Momente in der Vergangenheit. Man erinnert sich gerne daran. Aber man muss auch loslassen können und nach vorne schauen. Die Bekannte, die so verrückt nach den Connery Filmen ist, gibt den neuen Filmen kaum keine Chance. Roger Moore mag sie nicht besonders. Timothy Dalton und Pierce Brosnan hatten überhaupt keine Chance bei ihr. Auch mit Daniel Craig wird sie nicht warm. Sie sagt immer früher war alles schöner. Ich habe ihr nahegelegt sich die anderen Bondfilme auch mal anzuschauen. Keine Chance. Da kommt immer wieder dieser "Connery Spruch".

    Es ist schon verrückt wie manche an dem alten festhalten und nicht mal was neues ausprobieren wollen.


    Ich habe auch meine Favoriten bei alten Filmen (nicht James Bond) die ich immer wieder gerne anschaue. Aber für Neues bin ich immer offen.

  • Vielleicht wurde ich in meiner Intention für diesen Thread missverstanden...Ich bin ebenfalls rein rückwärtsgewandter Mensch, im Gegenteil. Es ging mir mit diesem Thread auch nicht darum, die Vergangenheit bzw. die alten Bondfilme zu verherrlichen.

    Vielleicht lässt sich das am besten mit dem Zitat von 00Beisser verdeutlichen:

    An die ersten Filme, welche ich im TV gesehen habe, habe ich keine einzelnen Erinnerungen, da ich von klein auf immer mal wieder irgendwelche Bond-Filme gesehen habe. Es dürften Moore oder Connerys gewesen sein.
    Diese gefallen mir teilweise auch am besten, ich glaube aber nicht, dass es unmittelbar daran liegt, dass ich diese als erstes gesehen habe, sondern weil mir schlichtweg das Flair, die Machart und die Darstellung der Bondschauspieler am besten gefallen.


    Dieses Zitat spielt auf meine eigentlichen Gedanken an, die mich zu diesem Thread gebracht haben:
    Gefallen 00Beisser einige Connerys, Moores und andere Bondfilme am besten, die diese Schauwerte haben, weil er generell gerne Filme mit diesen Schauwerten sieht? Oder "erwartet" er diese Schauwerte einfach von einem "richtigen" Bondfilm, weil er mit den Connerys und Moores in sein Fansein hineingewachsen ist in dem "Glauben", dass diese Schauwerte zu einem Bondfilm gehören, und es gefallen ihm deshalb diese Art von Bondfilmen besser?
    Ich merke schon, dass ich Bondfilme unter anderen Gesichtspunkten werte als andere Agentenfilme. Würden beispielsweise in einem M:I-Film solche Dinge wie der Fiatfahrer oder der Micky-Maus-Dialog aus SP vorkommen, würde mich das glaube ich stören, bei Bond habe ich das im Kino abgefeiert. Und ich denke schon, dass das zumindest in meinem Fall mit der RM/PB-Prägung zu tun hat.


    Und um das zuzugeben muss man kein rückwärtsgewandter Mensch sein. Dass die Persönlichkeit und damit auch der Geschmack eines Menschen nicht nur von seinen Anlagen, sondern (auch) von seiner
    Umwelt und seinen Erlebnissen geprägt ist, ist doch schon fast eine Binsenweisheit, dafür braucht man kein Psychologie- oder EZW-Studium.

  • Wirklich ein schönes Thema, Havanna, das alles andere als unwesentlich ist.
    Schließlich baut nicht nur unser Fandom, sondern die gesamte Popkultur auf entsprechenden Prägungen auf.
    Daher halte ich Zeitpunkt und Lebensphase in denen jeder einzelne von uns gewisse Dinge kennen und schätzen lernt, für sehr richtungsweisend bezüglich unseren langfristigen medialen Vorlieben.
    Und dieser Aspekt beschränkt sich selbstverständlich nicht bloß auf den Kindes- und Jugendkosmos sondern setzt sich wohl bis ins hohe Alter fort.


    Natürlich ist es meist schwierig die vielen komplexen Details der einzelnen persönlichen Prägungen aufzuschlüßeln, denn wer von uns hat von klein auf schon Buch geführt. Dennoch fasziniert mich das Thema, denn schließlich baut sich auf der Summe der jeweiligen Erfahrungen der eigene persönliche Geschmack auf - der im Gesamtbild in unserem Forum ja der Dreh- und Angelpunkt der meisten Diskussionen ist.


    Ich selbst bin im nachhinein eigentlich recht glücklich darüber als 11-Jähriger in einer Phase 007-Enthusiast geworden zu sein, in der zum aller ersten Mal die breite, junge deutschsprachige Zuschauermasse mit gleich mehreren Bond-Darstellern konfrontiert wurde.
    Zur Veranschaulichung meiner Fanwerdung hier mal die Eckdaten, beginnend von meinem ersten bewußten Bondfilmkonsum der an einem Stück erfolgte:


    30. März 1986, 20.15 Uhr ARD: Man lebt nur zweimal


    Dem vorangegangen war einige Monate vorher ein akkustischer Eindruck: Duran Duran's A View to a Kill erreichte Platz 39 der bundesdeutschen Single-Charts des Jahres 1985, und war damit erfolgreicher als beispielsweise heutige Evergreen's wie Phil Collins Easy Lover oder Madonna's Like a Virgin.
    Jedes Kid meines Alters, das damals diese viel verkaufte Single in seinen Händen hielt, sah auf der Rückseite einen Abbildung von Roger's Gesicht als James Bond. Ebenso waren die markanten Filmplakate dieses Bondwerks ein absoluter Hingucker.


    Es folgte weitere extrem prägende deutschte TV-Erstaustrahlungen:


    14. September 1986, 20.15 Uhr ZDF: Sag niemals nie
    18. Oktober 1986, 20.15 Uhr ARD: Im Geheimdienst ihrer Majestät
    03. Mai 1987, 20.20 Uhr ARD: Diamantenfieber


    Als bereits die ersten Trailer zu The Living Daylights im Kino liefen, kam ich wenige Wochen vor dessen Bundesstart in einem Programmkino in den Genuß meines ersten Bondfilms auf der großen Leinwand: Moonraker - mein erster Roger Moore-Film.
    Um dann als starken stilistischen Kontrast dazu am zum ersten Mal herbeigesehnten Bond-Start-Tag, den 13. August 1987 Dalton's Debüt zu bewundern.


    Am 06. Dezember 1987, also nur 4 Monate später schloß sich dann die deutsche TV-Erstaustrahlung von Leben und sterben lassen in der ARD an.


    Alle diese Filme von Connery, Lazenby, Moore und Dalton sorgten also relativ zeitgleich innerhalb der Vertreter meines Jahrgangs für ordentlich Gesprächsstoff auf unseren Schulhöfen.
    Faszinierend finde ich im Rückblick vor allem wie immens von Anfang an das stilistische Spektrum war, mit dem man in jenen Monaten von der Bondserie geprägt wurde.
    Wir waren damals die ersten Jahrgänge, die von der jahrelang anhaltenden Fandom-Polarisierung zwischen den Connery- und Moore-Anhängern nur aus Filmjahrbüchern erfuhren und sich von Anfang an schlagartig vielmehr mit der Frage beschäftigten: Was taugt denn der frische Amtsinhaber. Die Zeit meiner Fanwerdung wurde beseelt von einer magischen Anfangseuphorie, angesichts dem Beginn einer vermeintlich großen Ära, in der das Thema Bond plötzlich seriöser und ambitionierter als 'jemals zuvor' erstrahlte.


    Man ahnte ja nicht das Dalton nur 2 Filme machen würde. Diskussionen über Boxoffice- und Rechteprobleme, wie sie heute an der Tagesordnung sind, konnten damals unter Jungfans aufgrund fehlender Infos gar nicht erst entstehen.
    Sowohl die Kino-Starts von The Living Daylights als auch Licence to Kill waren beide erfüllt von einer äußerst erfrischenden Stimmung, die die Zukunft der Serie äußerst spannend wirken ließen und blutjungen Neueinsteigern gar nicht erst Gefahr laufen ließ in Meinungsklischees wie 'Es gibt nur einen Bond und der heißt Sean Connery' zu verfallen.


    Interessant ist es daher, das ich heutzutage nach all den Jahren die Frage nach meinem Lieblingsbond-Darsteller dennoch mit Sir Sean beantworte, was auf den ersten Blick erstmal bestätigend bezüglich der Threadfragestellung wirkt.
    Offenbar waren die TV-Erstaustrahlungen der Conneryfilme prägende Ereignisse für mich. Dennoch ist meine Wahrnehmung der einzelnen Bondepoche und ihre jeweilgen Darsteller viel zu komplex, als das ich von mir behaupten könnte, mental in der Connery-Ära festzuhängen.


    Unser ehrenwerter Forumskollege Martin schrieb mal so schön in seinem tollen Block von der 'Generation Moore', was bei mir direkt die Frage hevor rief welcher Fan-Generation ich wohl angehöre. Und diese kann ich recht eindeutig beantworten: Ich bin ein typischer Vertreter der 'Generation Dalton'. Ich denke mal symptomatisch für Fans die mit Dalton erstmals in eine aktuelle Darstellerepoche eingestiegen sind, ist das Selbstverständnis darüber das die Genre-Grenzen des Franchise in vielerlei Hinsicht fließend sind.
    Eine Art 10- oder 20-Punkte-Katalog was und wie gefälligst alles in einem Bondfilm vorzukommen hat und wie und was nicht, empfand ich daher immer als recht absurd.


    Innerhalb von Dalton's beiden Filmen wurden etliche ungeschriebene Franchise-Gesetzmäßigkeiten ausgehebelt - inklusive diversen Charaktereigenschaften der Titelfigur - und im erst 6 Jahre folgenden Brosnan-Debüt setzte sich dieser Aspekt, trotz zahlreichen Zugeständnissen an die konservativen Bond-Publikumsfraktionen immer weiter fort. Das dürfte ein entscheidender Punkt sein, warum ich mit der gesamten Craig-Ära nicht die geringsten Probleme hatte. Womit ich dann auch die Frage 'Sind wir durch unseren ersten Bonddarsteller geprägt ?' eindeutig mit JEIN beantworten muß. Denn nicht unbedingt der Bond-Darsteller den ich als erstes in der Rolle sah (Connery) prägte mich entscheidend, sondern der Darsteller den ich aktuell im Kino erlebte (Dalton).


    Aus dieser Perspektive wirkt auch meine aktuelle Bestenliste recht entlarvend:


    Platz 1. QoS - Für jemanden der entscheidende 15-Jahre alt war als er LTK im Kino sah, vielleicht nicht allzu schwer nachzuvollziehen
    Platz 2. OHMSS - Wenn es einen Mutterfilm gibt, der für die umfassende Frischzellenkur und Ausheblung von festgefahrenen Stukturen innerhalb der Serie steht, dann ist es wohl dieser
    Platz 3. NSNA - Hier kommen gleich mehrere prägende Aspekte zum Tragen: Mein zweiter Bondfilm überhaupt, der zudem zum Zeitpunkt seiner TV-Austrahlung gerade mal 3 Jahre alt war. Ein Vorgang der heute natürlich keinen mehr vom Ofen vorlockt. In der Welt der 80er Jahre aber eine äußerst ungewöhnliche, fast schon sensationelle Angelegenheit. So wirkte NSNA für mich damals wie ein aktueller Bond-Film (was er ja eigentlich auch war), und so muß ich zugestehen das ich mich angesichts meiner Wertschätzung dieses Werks hier wohl voll und ganz im Nostalgie-Klischee bewege.


    Fazit: Bei mir hat man es mit einem NSNA-geprägten Connerianer zu tun, der 007 am liebsten in einem extrem innovativen Frischzellenkur-Werk so ambitioniert gespielt sehen will, wie es uns Dalton in LTK servierte.
    Somit bin ich ein perfekter Konsument für die Craig-Ära. Und JA, die Bond-Darsteller mit denen man als erstes Konfrontiert wird prägen immens.

  • Für die Wahl meines Lieblings-Darstellers ist es nicht relevant, zu welcher Zeit ich mit Bond in Berührung gekommen bin.
    Moore und Connery sind meine gemeinsamen Spitzenreiter, Craig nur knapp dahinter und auch Dalton hätte das Potential zu einem Lieblingsdarsteller - wenn es denn die anderen nicht geben würde.
    Nur Lazenby und Brosnan fallen da ab.
    Brosnan, der eigentlich dafür prädestiniert gewesen sein könnte, mein Lieblingsbond zu werden - wurde er doch Bond als ich 17 war und sein erster Bondfilm GoldenEye erschien als ich 18 war.
    Währenddessen ein Craig, der erst Bond wurde als ich schon auf die 30 zuging, demnach in meiner Gunst so hoch nicht mehr hätte steigen dürfen.
    Ich bin aber ohnehin kein Darsteller-orientierter Bondfan. Zumal es bei mir nicht DEN "ersten Darsteller" gab. Ich habe die Filme Mitte/Ende der 80er im TV zumindest gefühlt relativ gleichzeitig erlebt und die Unterschiede von Moore, Connery und Lazenby so dezidiert noch gar nicht festellen können.


    Der Film ist für mich weit entscheidender.


    Und bei den Filmen gebe ich es durchaus zu, dass ein gewisser Nostalgiefaktor meine Präferenzen beeinflusst. Das Kindheits-/Jugendalter ist die Epoche, in der sich eine Leidenschaft entwickelt. Da ist es doch nur normal, dass man bei gewissen Filmen einen Nostalgiefaktor verspürt.
    Beim Schauen eines TB, eines YOLT oder eines TSWLM habe ich einfach gewisse Erinnerungen an frühere Jahre, die eine gerechte Bewertung schwer machen. Da sehe ich mich noch manchmal als kleiner Bub zusammen mit dem Papa auf dem Sofa sitzen und die in der Videothek ausgeliehenen VHS-Kassetten einlegen oder Bondfilme auf VHS aufnehmen
    Auch wenn ich bspw. weiß, dass ein DAF nicht der dramaturgisch beste Film ist, so hat sich dennoch im Laufe von 30 Jahren eine Beziehung zu ihm entwickelt, der es neuen Filmen schwer macht, sie beim 1., 2. oder 3. Sehen besser zu finden.
    Deshalb ist es gar nicht hoch genug einzuschätzen, wenn sich ein SPECTRE nach bisher "nur" 5 Sichtungen schon in den Top 10 befindet. Diese Vertrautheit, die für mich wichtig ist, um das Bondfeeling zu verspüren, kann da noch gar nicht in dem Ausmaß da sein.


    Für mich ist es daher in gewissem Maße eine Unterscheidung in die Filme, die es schon gab, als ich Bondfan wurde, und jene, die danach kamen.
    Die Filme, die es bereits gab (also bis TLD), haben einen gewissen Nimbus. Sie sind für mich eine gewisse Einheit, auch wenn ich mir der Unterschiede natürlich bewusst bin.
    Die Filme, die danach kamen, haben diesen Vorteil nicht. Sie unterlagen daher natürlich einer gewissen Erwartungshaltung und hatten es ungleich schwerer. Es ist dabei aber schwer auseinanderzuklamüsern, ob ich z.B. die Brosnan-Filme wirklich so viel schwächer finde als die anderen oder ob mir der fehlende Nostalgiefaktor ein Schnippchen schlägt. Dazu kommt natürlich auch, dass ab LTK eine andere Art Film vorherrschte, da fortan der sozial unantastbare Über-Agent ausgedient hatte. Diese Neu-Ausrichtung der Bond-Reihe fällt genau in jene Zeit, in der ich Bondfan wurde. Dies macht für mich die Trennung in "alt" und "neu" noch deutlicher.
    Inzwischen muss ich aber zugeben, dass sich zumindest bei GE etwas derartiges wie Nostalgie einstellt. Ein Film kann also ähnlich wie ein guter Wein im Laufe der Jahre und im Rahmen diverser Sichtungen besser werden.
    Aber ich schwafle schweife ab... :D


    Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen:


    Für mich ist der "erste Darsteller" nur bedingt entscheidend.
    Ich habe diesen 1. Darsteller aber auch nicht in dem Ausmaß, da ich die Filme von Connery, Moore und Lazenby relativ gleichzeitig gesehen habe, und in einer Zeit mein Fantum entwickelt habe, in dem es keine neuen Bondfilme gab (zwischen Dalton und Brosnan - was Brosnan evtl. zum Verhängnis in meiner Gunst wurde).

  • in einem Programmkino in den Genuß meines ersten Bondfilms auf der großen Leinwand: Moonraker

    Moonraker im Programmkino? :wtf:


    Jetzt bin ich geplättet. Kürzlich hieß es doch noch, dass das Arthouse erst durch Daniel Craig, beziehungsweise Sam Mendes auf Bond aufmerksam wurde und ihn demzufolge zuvor wohl kaum ins Programm genommen hätte.


    Andererseits:
    In einem Programmkino unweit meiner Gegend, lief vor einigen Jahren auch mal das Urmel :D

  • @Daniel Schweikert 1996:


    ^^ In den 80ern assoziierte man mit dem Begriff 'Programmkino' nicht unbedingt zwangsläufig Arthaus- und 'intellektuelles' Autorenkino, sondern in vielen Kinos die sich so bezeichneten, liefen allgemein ältere Filme außerhalb des aktuellen Kinoprogramms.


    Dort bekam man regelmäßig die Gelegenheit alte Filmklassiker ala Ben Hur, Psycho oder Der weiße Hai usw. im Kino zu erleben.
    So eben auch ab und zu einen Bondfilm. Sowas war völlig normal. Das hatte nichts mit Prädikaten wie 'kulturvoll' zu tun, sondern einfach nur mit einer gewissen Aufmerksamkeit gegenüber der Filmhistorie. Es war eben auch eine Welt in der der Begriff 'Heimkino' durch die sich gerade vollziehende Videorevolution gerade mal in den Kinoschuhen steckte.

  • @Daniel Schweikert 1996:


    ^^ In den 80ern assoziierte man mit der Begriff 'Programmkino' nicht unbedingt zwangsläufig Arthaus- und 'intellektuelles' Autorenkino, sondern in vielen Kinos die sich so bezeichneten, liefen allgemein ältere Filme außerhalb des aktuellen Kinoprogramms.


    Dort bekam man regelmäßig die Gelegenheit alte Filmklassiker ala Ben Hur, Psycho oder Der weiße Hai usw. im Kino zu erleben.
    So eben auch ab und zu einen Bondfilm. Sowas war völlig normal. Das hatte nichts mit Prädikaten wie 'kulturvoll' zu tun, sondern einfach nur mit einer gewissen Aufmerksamkeit gegenüber der Filmhistorie. Es war eben auch eine Welt in der der Begriff 'Heimkino' durch die sich gerade vollziehende Videorevolution gerade mal in den Kinoschuhen steckte.


    Danke für Deine Antwort. Ich wusste nicht, dass der Begriff 'Programmkino' auch mal für Lichtspielhäuser verwendet wurde, die sich einfach dem Zeigen betagterer Werke hingeben (unabhängig davon wie 'schwierig' diese sind). Ich verbinde mit dem Begriff Arthaus/Prokino/Programmkino eben Independent-Kino und oft übersehene (kleine) Meisterwerke komplexer Dialogpracht, vielleicht auch wegen des gleichnamigen VHS/DVD/BD-Labels, das sich auf die kommerziell weniger erfolgreichen, jedoch dadurch dennoch nicht minder interessanten Filmperlen konzentriert :)


    Also vom Filmverlag her ähnlich wie hierzulande Alamonde Film, René Chateau in Frankreich, Artificial Eye in England und Criterion Collection in den United States of America.

  • Im Grunde genommen wurde ich von der Art und Weise wie ich die Filme das erste Mal gesehen habe geprägt. Die Connerys und Moores auf der Glotze. Und die Daltons, Brosnans und Craigs im Kino auf der großen Leinwand. Im Kino erlebt man die Filme intensiver, da ein Film vom Sound lebt, und dann noch das große Bild. Es heißt ja nicht umsonst. "Kino - Dafür werden Filme gemacht"
    Egal welchen Film ich im Kino gesehen habe, irgendwann hatte ich ihn als VHS zu Hause. Den Film auf der Glotze geguckt und da war sie. Die große Enttäuschung. Wo ist der tolle Sound aus dem Kino? Natürlich dort geblieben. 1992 habe ich den ersten Dolby Pro Logic Vertärker gekauft. So hatte ich den tollen Kinosound zu Hause. Damk meines aktuellen 7.1 Systems und Multichannel Input kann ich die Filme zu Hause so erleben, wie sie Studio abgemischt wurden.


    Das beste cineseastische Erlebnis hatte ich Ende Oktober in London. So intensiv habe ich noch nie einen Film in einem Kino erlebt. Da kommt keine deutsche Synchro mit!



    Schade, dass die Connerys und Moores kaum noch eine Chance haben in einem Programmkino ins Programm aufgenommen zu werden. Ich mag die alten Filme. Mein erster Bond war Roger Moore. Er steht bei mir nicht an erster Stelle.

  • 30. März 1986, 20.15 Uhr ARD: Man lebt nur zweimal


    Glaube, das war auch mein erstes Mal, auch wenn ich mir heute nicht mehr ganz sicher bin.


    Unser ehrenwerter Forumskollege Martin schrieb mal so schön in seinem tollen Block von der 'Generation Moore', was bei mir direkt die Frage hevor rief welcher Fan-Generation ich wohl angehöre. Und diese kann ich recht eindeutig beantworten: Ich bin ein typischer Vertreter der 'Generation Dalton'. Ich denke mal symptomatisch für Fans die mit Dalton erstmals in eine aktuelle Darstellerepoche eingestiegen sind, ist das Selbstverständnis darüber das die Genre-Grenzen des Franchise in vielerlei Hinsicht fließend sind.


    Danke fürs erwähnen. :thx: Wobei ich sagen muss, dass sich Roger Moore als Lieblingsdarsteller bei mir erst im Laufe der Zeit herausgebildet hat, und der Titel 'Generation Moore' gerade durch die unchronologischen TV-Austrahlungen von Connery- und Moore-Bonds eigentlich nicht ganz so treffend ist. Tatsächlich war Moore zu Beginn meines Fan-Daseins sogar mal auf dem letzten Platz, nachdem ich die Fleming-Romane für mich entdeckt und bemerkt hatte, dass Rogers Bond sich am weitesten davon entfernt hatte. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, Dalton als ersten Bond im Kino zu erleben, wäre ich sicher auch mehr Generation Dalton. TLD war auf jeden Fall der Film, der mich zu Beginn des Fan-Daseins am meisten begeistert hat.


    Der Film ist für mich weit entscheidender. Und bei den Filmen gebe ich es durchaus zu, dass ein gewisser Nostalgiefaktor meine Präferenzen beeinflusst. Das Kindheits-/Jugendalter ist die Epoche, in der sich eine Leidenschaft entwickelt. Da ist es doch nur normal, dass man bei gewissen Filmen einen Nostalgiefaktor verspürt.
    Beim Schauen eines TB, eines YOLT oder eines TSWLM habe ich einfach gewisse Erinnerungen an frühere Jahre, die eine gerechte Bewertung schwer machen. Da sehe ich mich noch manchmal als kleiner Bub zusammen mit dem Papa auf dem Sofa sitzen und die in der Videothek ausgeliehenen VHS-Kassetten einlegen oder Bondfilme auf VHS aufnehmen.


    Sehe ich sehr ähnlich. Bei den Moore-Filme habe ich diesen Nostalgiefaktor tatsächlich am stärksten.


    Inzwischen muss ich aber zugeben, dass sich zumindest bei GE etwas derartiges wie Nostalgie einstellt. Ein Film kann also ähnlich wie ein guter Wein im Laufe der Jahre und im Rahmen diverser Sichtungen besser werden.


    Geht mir auch so. Die gesamte Brosnan-Ära hatte es insofern schwer, dass man sie bereits mit Fan-Augen und damit großen Erwartungen sah. Aber das Interessante ist, dass viele, die GE im Teenager-Alter im Kino erlebten, ihn als ähnlich prägend erlebten wie die ältere Generation ihre entsprechenden Werke.

  • Hui, ich wurde zitiert. Aber ich schmücke mich ungern mit fremden Federn: Die These, wonach der erste Bond-Darsteller meist zum Lieblings-Bond wird, stammt vom seligen Desmond Llewelyn. Der wurde ja ständig gefragt, welcher 007 denn nun der beste sei.


    Wenn mir die Frage so absolut gestellt wird, antworte ich übrigens kurz und trocken mit "Lazenby" (einfach, um die Reaktionen zu genießen), während ich die Frage nach meinem Lieblingsdarsteller (was ja ein Unterschied ist) mit "Dalton" beantworte (meist mit dem Zusatz, dass jeder seine Qualitäten hat). Ich scheine mit Dr. MoVe und Kronsteen in einer Altersklasse zu sein, meine Fan-Werdung datiert auch auf das Jahr 1986 (wer erinnert sich noch an die November-Ausgabe der "FilmIllustrierte" mit der schlechten Dalton-Fotomontage und der Headline "Ich bin der neue Bond"?), somit war mein erster Kino-Bond TLD. Und ich denke schon, dass mich das geprägt hat und der Film auch einen gehörigen Nostalgie-Bonus bei mir hat. Man sieht ja nicht nur den Film, sondern erinnert ja auch das Drumherum, sei es - wie beschrieben - die Platte mit dem Titelsong, das Plakat in A0, das man sich ins Zimmer hängte, oder auch einfach ganz Bond-fremde Ereignisse aus jener Zeit (das nette Mädchen aus der Nachbarklasse, das Eis, dass nur 50 Pfennige gekostet hat, etc.).


    Ich denke aber auch, dass diese "Prägung", die ja letztlich auch der Grund ist, weshalb man zum Fan wird, sich nicht nur oder in erster Linie auf den Hauptdarsteller bezieht, sondern auch auf die Art Filme, die man mag und noch wichtiger: was man erwartet und was man für einen "typischen Bond-Film" hält. Leute, die eben in den 70ern anfingen, Bond zu mögen, zählen höchstwahrscheinlich einen ausgeprägten (mitunter klamaukigen) Humor dazu, Fans der 90er erwarten tendenziell eher Pyrotechnik, etc. Was aber nicht heißt, dass sie sich nicht auf Neues einlassen können oder wollen (dieser "Vorwurf" stand ja im Raum). Es ist vielmehr die "Heimat", die einen ja nicht daran hindert, es auch woanders schön zu finden.

  • Ja - Moore war mein Erster! Ich halte ihm die Treue...
    Er machte es mir ja auch leicht:
    Er war der Englischste, der netteste, ein sehr guter Freund David Nivens, er ist am einfachsten zu kopieren (Mimik) und hatte nicht nur einen großartigen Sinn für Humor sondern auch eine vorbildliche Lebenseinstellung.
    Hab ich alles schon mal geschrieben, aber ich kann es nicht oft genug wiederholen! ;)

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