Beiträge von kananga

    Der wohl schrägste Bondfilm. Das fällt mir zu DAF als erster Punkt ein. Und obwohl er nicht zu meinen Favoriten gehört, den Nachfolger fand ich um einiges besser, "irgendwie mag ich ihn". Ich stimme dabei gerne all jenen zu, die an DAF die Logiklücken, die verworrene und viel zu langsame Handlung, den viel zu unklaren Ednkampf mit Blofield u.v.m. bemängeln.


    Aber dieser Humor, bitte!! Ich meine, an dem Thema "Bond und Humor" scheiden sich eben die Geister. Wem dazu nur die Begriffe "Albernheiten" und "Klamauk" einfallen, der wird sich wohl für die gesamte Ära Moore, als auch für die letzten drei Connery-Filme (inklusive NSNA) nicht erwärmen können. Ich selbst liebe allerdings auch keinen echten Bond-Klamauk. Aber den versuche ich scharf von den m.E. grundverschiedenen Themenkomplexen "Selbstironie" " geistfunkelndem Bonmot" und "surrealer Übersteigerung" zu trennen, in all diesen Punkten kann man sich, wie ich bereits mehrfach argumentierte, auch auf Fleming selbst berufen.


    Unter Klamauk verstehe ich persönlich ständig ineinanderkrachende Polizeiatuos, zu stark in den Mittelpunkt rückende dümmliche Sheriffs, Tarzanschreie, liebender Beißer und andere Geschmacksverirrungen, die auch ich diesen von mir grundsätzlich so geschätzten Filmen der 1970er und frühen 1980er auch als Sünden vorwerfe. Auf das kann auch ich verzichten. Aber doch nicht auf diesen köstlichen Wortwitz, bitte;)! Ich möchte hier eine Lanze für die deutsche Synchro brechen (wenn in diesem Zusammenhang der Zusammenhang mit den Arbeiten Rainer Brandts auf abfällige Weise hergestellt wurde wurde: der Mann ist doch ein Genie). Schade finde ich allerdings, dass dem im englischen so genialen O´Toole Dialog in der Tat etwas dümmlich Gewalt angetan wurde.


    Ich möchte hier, neben allen skurril-genialischen Szenen mit Mr. Wint und Mr. Kid auch lobend auf die Konfrontationen zwischen Connery und Jill St. John verweisen "Hübsch ist es, das kleine Nichts, das sie da beinahe anhaben", die Dialoge mit den Ganoven nach der Ankunft Bonds in Amerika "Ich habe auch einen Bruder. Na sehen Sie, wie klein doch die Welt ist", die Szene in der Hochzeitssuite "der Wolf wird von den sieben Geißlein beschützt", die Konfrontationen zwischen Blofield und Bond , natürlich die unvergleichliche Rattenszene u.v.m. Ich fand es ehrlicherweise auch toll, dank Blofeld Larochefocault zitieren zu können: "Bescheidenheit ist die schlimmste Form der Eitelkeit"...ein Wort noch zur Connerys Darstellung: m.E. eine seiner besten, nach GF und TB. Er wirkt hier nicht so müde und ausgelaugt wie in YOLT, sondern so, als hätte er eine ähnliche lustvoll-selbstironische Distanz zu der Figur gefunden wie später Roger Moore. Supercool und abgehoben wie selten. Dazu noch der geniale Score von Barry, der Song DAF, für mich neben GF und dem leider abgelehnten Mr. Kiss Kiss Bang Bang das Highlight von Shirley Bassy. Persönliches Fazit: trotz einiger zurecht kritisierter Schwächen dennoch ein sehenswerter und unterhaltsamer Film, der gut den Zeitgeist der 70er vermittelt.

    Ich nehme den Einwurf zur Kenntnis und widerspreche meinerseits;). Gerade GE ist für mich ein gelungenes Beispiel, wie man Bond mit dem vielzitierten Zeitgeist konfrontiert, ohne an seinem Wesenskern etwas zu ändern. Bond reagiert auf die neuartigen femininen Anwürfe und Herausforderungen in GE mit gewohnter Süffisanz, wie sich zB. auch vorher bei der Psychologinnen-Verfolgungsjagd und im Geplänkel mit Moneypenny zeigt. zeigt "wie Du siehst, habe ich keine Probleme mit weiblicher Autorität" bzw. "sexuelle Belästigung - welche Strafe steht darauf?". Hättest Du an der von Dir genannten Stelle erwartet, dass er mit seiner Chefin zu streiten beginnt? Das macht 007 m.E. nicht, außer wenn es um eine Aufgabe geht, die er persönlich als wesentlich ansieht wie in OHMSS oder LTK. Er nimmt ja auch zB NSNA die Diätideen des neuen M gehorsam zur Kenntnis. Judi Dench machte für mich übrigens einen guten Job. Alle diese Dinge sind für mich viel leichter verkraftbar, weil sie sozusagen peripher sind und nicht grundlegende Charakterelemente von 007 tangieren.


    Zu Craig und der in der Tat albernen Kampagne gegen ihn. Ich wollte hier natürlich nicht Psychologe spielen und behaupten, wie und ob diese Kampagne ihn irgendwie in seiner Rollenauffassung beeinflusste. Aber ich finde sowohl die Kampagne als auch dann den überschwänglichen Jubel über seine Rollengestaltung als Zeitgeistphänomen sehr interessant. Ich nahm hier die gegenteilige Position zur Masse ein. Ich habe ihn nicht gebasht, war dann aber, im Gegensatz zu vielen, auch nicht total hingerissen nach der ersten Vorführung von CR.

    P.S: zu Eva Green: ich finde sie sieht hätte tatsächlich eine tadellose Vesper abgegeben. Die Hauptschuld an dem Stilbruch der Craig-Ära sehe ich nicht bei den Akteuren, eigentlich auch nicht bei DC selbst.

    In vieler Hinsicht einverstanden, Felix Leitner. Ich denke, der Punkt, wo sich offensichtlich wirklich die Geister scheiden, ist, ob man sich mit einem Bond abfinden kann, der in solchem Ausmaß die Definitionshoheit über die eigene Männlichkeit verloren hat wie der arme Daniel Craig. Es geht ja dabei keineswegs nur um die Softie/Macho Thematik vielmehr ist ja bekannt, wie gerade die postfeministische Damenwelt von einer Art von domestizierten Macho schwärmt. Aber eben nur gerade in den Punkten, wo er den Frauen gefällt (z.B muskulöser Oberkörper). Nicht, dass ich fordere, das Frauenbild von Fleming oder die Haltung etwa eines Sean Connery gegenüber Tatjana/Pussy etc. wiederzubeleben. Zugeständnisse an die Emanzipation gab es ja auch bei Moore und stärker noch bei Brosnan. Ich fand die aber keineswegs störend. Aber bei Craig ging das ja eigentlich schon los, als er vor CR ständig als "Weichei" verhöhnt und Geschichten über seine angebliche Mimonsehaftigkeit verbreitet wurden, als ob dies für seine Rolle irgendwie relevant wäre. Ich kann mich noch an ein Interview mit Sir Roger erinnern, wo der ausgiebig über seine zahllosen Phobien sprach und mit breitem Grinsen sagte: "Ich bin ein Feigling", Er wirkte dabei nicht weniger souverän. I

    Gut erkannt, Genosse Gogol:). Als eingefleischter Moorianer gehört Sir Roger auch für mich sicher nicht zu den brilliantesten lebenden Charakterdarstellern bzw. den größten Schauspielern überhaupt. Ich differenziere aber scharf zwischen der Frage, wer GENERELL die besten schauspielerischen Fähigkeiten hat und der Frage, wer den besten Bond spielte. (Ich meine, es ist ja bekannt, dass etwa viele große Theaterschauspieler ihre Rollen zB in Fernsehserien durch Overacting ruinierten). Und hier muss ich anmerken, dass Moore in Bond seine absolute Paraderolle fand, sie auch mit großem und erkennbaren Genuss spielte und die Serie gerade ihm meiner Meinung nach sehr viel verdankt. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch immer daran, dass Fleming selbst ein großer Moore-Fan war, den er aus The Saint kannte und schätzte, und ihn zunächst gegenüber Connery favorisierte. Er hat zumindest ZWEI zentrale intentionen des Autors getorffen 1)Bond ist ein Aristokrat/Snob. 2) Bond ist durchaus auch von Fleming zumindest PARTIELL nicht ernstgenommen worden.Dass es auch andere Intentionen gibt, dass es den brutalen Killer gibt, den "menschlichen" Bond der Gefühle zeigt usw. bestreite ich nicht. Ich bin aber immer noch auf der Suche nach dem Schauspieler, der DIESE Aspekte konsequent und überzeugend umsetzt und dabei nicht in die Falle tappt, aus Bond jemand ganz anderen zu machen.


    Ich würde auch nicht unbedingt fieberhaft nach dem gefährlichen/brutalen oder ernsthaft/menschlich/facettenreichen Moore suchen (wiewohl hier mit Recht darauf hingewiesen ist, dass Roger das auch konnte), sondern gerade dieses köstliche aristokratische Understatement loben, das bereits so viele Szenen in meinem Lieblingsfilm LALD (Begegnung mit Solitaire, Schlangen-Rasierwasser Szene usw.usw.) auszeichnet. Oder die großartige Interaktion mit Barbara Bach in TSHLM. Selbst das zurecht kritisierte OP hat da einiges anzubieten, etwa die unnachahmliche Leichtigkeit Verführungsszenen mit Kristina Wayborn oder dann die Dinner-Konversationsszenen mit Kamal Khan "auch wenn ich in den Verdacht gerate, reine Konversation zu machen....")...

    Ich bedanke mich nochmals für das Lob und die Wertschätzung, die freundlichen Willkommenswünsche und die vielen Rückmeldungen. Mr.Fogg: Dein Lob ist eine große Ehre für mich u. ich hoffe, ihm künftig gerecht zu werden. Denen, die ich vielleicht durch meine Craig-Kritik zu nahegetreten bin, möchte ich nocheinmal versichern, dass ich große Freude an einigen virtuosen Szenen dieses Films habe, etwa an der Dinner-Jacket Szene u. der Schlusszene.


    Zum Thema Bond und Zeitgeist möchte ich nochmals anmerken, dass meiner Ansicht nach ALLE Bondfilme anachronistisch waren und Bond der Popkultur, zu deren Teil er wurde, in vieler Hinsicht von ANBEGINN an entgegenstand. Es ist ja bezeichnend, dass ein Mitglied der berühmten Band, die man laut GF nie ohne Ohrenschützer zuhören darf, später für einen der poplärsten Bondsongs verantwortlich zeichnete. Schon in den 60ern rannten die jungen Leute nicht mehr mit Anzügen herum wie sie der große Sir Sean Connery trug. Auch die politische Mentalität entsprach nicht mehr der der 50er Jahre, was ja auch in den Filmen zum Ausdruck kommt. Dennoch wurden von Connery und, wie ich behaupte, auch Moore grundlegenden Intentionen des Autors entsprochen (wenn auch auf verschiedene Weise). Dies gilt auch noch, wenngleich mit Abstrichen, für die Brosnan-Filme, vor allem GE gefällt mir in dieser Hinsicht. lg

    Zunächst einmal: herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme im Forum und die teils so freundlichen Rückmeldungen. Das tut einem alten Bondianer in der Seele wohl. Mir war auch völlig klar, dass meine zugespitzten Thesen nicht auf allgemeine Zustimmung stoßen würden. Ich möchte vielleicht zunächst eine grundsätzliche Stellungnahme abgeben, um ein vielleicht entstandenes Missverständnis aufzuklären, und mich dann vielleicht noch detailliert auf manche Kritik replizieren.


    Zunächst einmal: ich bin KEIN Fleming Purist in diesem Sinne, dass ich Bond-Filme NUR und AUSSCHLIESSLICH als 1:1-Umsetzungen der Romane einfordere. Im Gegenteil, ich bin ein großer Fan der durch die Namen Guy Hamilton und Lewis Gilbert markierten Phase der augenzwingernd-selbstironischen Übersteigerung der Rolle, zumal wenn sie durch geistfunkelnde Bonmots v.a. Sir Rogers begleitet wird (diese grundsätzlich als positiv bejahte Entwicklung grenze ich allerdings vom Klamauk ab, der seit DAF eingerissen ist). Ich sehe diese Art von Bondfilmen, die schon bei GF beginnt, gleichwertig neben der von mir auch geschätzten Intepretation der ersten beiden Young -Filme.


    Ich halte es auch für ohne weiteres argumentierbar, etwa das von Fleming selbst wenig geschätzte Buch TSHLM durch eine ausgesprochen gelungene und charmante Filmstory zu ersetzen. Ich meine, dass diese Art der Interpretation sich aber auch auf Fleming berufen konnte. So gibt es eine Reihe von Bemerkungen, die eine zumindest partielle selbstiornische Distanz des Autors zum eigenen Werk bezeugen. (Ich meine, es war sicher schon so, dass Ian wusste, nciht selbst Bond zu sein. Aber er wäre es ebenso sicher gerne gewesen. ) Auch werden seit dem zweiten Buch TLALD häufig märchenhaft-surrealistische Plots mit Realismus nur suggerierenden Details versehen. Und selbstverständlich waren von DN an Konzessionen an den Zeitgeist wahrzunehmen, etwa wenn filmisch keine Smersch-Agenten gejagt werden, sondern lediglich (wenn auch natürlich auf Fleming selbst zurückgehende) tigerimitatstreichelnde Fantasiesuperschurken. Auch manche der Adaptierungen, die am Beginn der Brosnan-Ära etwa in GE
    versucht wurden,um einehalte ich zumindest im gedanklichen Ansatz für
    richtig und anerkennenswert.Auch eine weibliche M, ein schwarzer Felix Leiter usw. ist für mich vertretbar.


    Aber gerade der Urbond CR war doch ein aufgelegter Elfmeter für jene Spielart der Puristenfraktion, die ständig den härteren, menschlicheren, realistischeren Bond einforderte. Ich habe ja, wie gesagt, nichts gegen diesen. Nur allen, die überschwänglich die Verwandlung dieses Penaltys priesen, muss ich entgegenhalten, er wurde leider verschossen!


    Denn Fleming zeigte gerade in CR und u.a. dem Vesper-Bond Plot deutlich, wie Bond das wurde, was er ist: der erste reflektiert gezeichnete Anti-antiheld der beginnenden Postmoderne. Das hängt ganz eng mit der eigenen Spielart von Konservativismus zusammen, die Fleming nun einmal eigen war und der schon zum Zeitpunkt der Bond-Filme ein ähnlicher Anachronismus ist wie für viele eine Queen im 20. Jahrhudnert. Aber sie reagiert ja immer noch, oder? (Nicht umsonst trank Fleming mit seinem Freund, dem alten empireverliebten Whig Sir Winston, gerne eine Tasse Tee oder Hochprozentigeres).


    Bond ist, da wird mir wohl kaum jemand widersprechen, KEIN Gentleman, im Sinne etwa eines christlich geprägten Weltbildes, im Sinne der anderen großen Figur der britischen Unterhaltungsliteratur, Sherlock Holmes. Nein, er ist ein Angehöriger einer im Grunde nihilistischen Lost Generation. "Weder Gott noch Marx", diese Devise, die für Flemings Antipoden John LeCarre beansprucht wurde, trifft durchaus für 007 zu. Aber während andere mit linksliberaler Äquidistanz zu beiden Supermächten durch und durch gebrochene Antihelden zeichnen, die sich hoffnungslos in ihren eigenen Selbszweifeln verirren, sagt Flemings Charakter ganz bewusst: Zum Teufel mit den Zweifeln, alles für Old England! Ich stimme durchaus zu, dass Bond emotional sehr engagiert war, zumindest viel mehr als er selbst anfänglich wollte. Aber es fand eben NICHT das statt, was im Film so überschwänglich zelebriert wurde: die Seelenverschmelzung. Vesper liebte einen anderen, oder eigentlich liebte sie zwei Männer und wurde Opfer dieser Ambivalenz. Jetzt würde ein Frauenversteher erst Anfangen, sich in Vespers Situation zu versetzen oder über das eigene emotionale Unvermögen oder Ähnliches nachdenken. Aber eben diese unendliche Vielfalt der Fasern der weiblichen Seele, der sich so viele Weltliteraten in großen Kunstwerken angenähert haben, interessiert Bond nicht. Die Frau hat ihr Vaterland verraten, basta. Weiter zu denken weigert er sich einfach. Man muss es nicht möge, man kann diesen Standpunkt spätpubertär nennen, aber eben deshalb ist er eben Bond, James Bond. Und deshalb wurde er es. Snob, Aristokrat, Macho, Frauenheld. Ihn anders zu zeigen, kann gewiss versucht werden, ich halte es grundsätzlich für dasselbe, wie einen gewissen Prinzen von Dänemark als Sanguiniker aufzuführen.

    Möchte mich hier einmal gleich als Kananga mit meiner ersten Kritik einführen. Ich will mich damit keineswegs mit den zahlreichen Craig-Fans verfeinden, sondern vielmehr betonen, dass ich DC für einen sicher guten Schauspieler halte und dass mir einzelne Szenen auch in CS und SF gefallen. Ich finde, dass CR von allen Craig Filmen den meisten Flair hat, und ich genieße auch die Musik von David Arnold.


    Denen allerdings, die diesen Film immer wieder als Meisterwerk loben, seien hier meine Kritikpunkte entgegengehalten: Zunächst einmal hat die Bond-Vesper Story eben NICHTs mit dem gleichnamigen Ur-Bond von Fleming zu tun. Flemings Bond ist nie unsterblich verliebt in Vesper, meines Erachtens investiert er in sie sogar weniger Gefühle als etwa in Tiffany Case in DAF. Er spürt ferner selbst an den Höhepunkten ihrer Affaire ihre deutliche Reserve und Ambivalenz gegen ihn. Und schließlcih trauert er niemals so schmalzig Kate Winslet-artig über ihren kuriosen titan(ic-)schen "Suizid" im versinkenden Palazzo, sondern ist vor allem verärgert darüber, dass dieses "Biest" ihn und den Secret Service verraten hat. Und das ist sein letztes Wort in dieser Angelegenheit. Am unerträglichsten finde ich es hier aber, dass Bond gerade im Film die entgegengesetzte Botschaft mitbekommt, die er im Buch empfängt: Dort kommt er zu dem Schluss, dass man am besten tut, alle Feinde Merry Old Englands ohne nutzlose Grübeleien zu bekämpfen (ein Weltbild, mit dem man sich ja nun nicht identifizieren muss), dass aber auf die Frauen kein Verlass ist. Im Film lernt er (natürlich durch Judi M), dass es aus PR-Gründen der Terrorismusjagd abträglich ist, Botschaften in die Luft zu jagen (das hätte der Originalbond ohnedies auch in jungen Jahren gewusst, denn blöde war 007 nie, ebensowenig wie übrigens primitiv), dass sich die ansonsten so grundlos zickige Eva aber "für ihn aufgeopfert" hat.


    Conclusio: Die Liebesaffaire im Film ist letztlich nichts als ein maßlos überkanditeltes, political korrektes, Rosamunde-Pilcher imitiierendes Remake des ohnedies aus anderen Gründen problematischen Lacenby-Rigg Plots aus OHMSS. Überhaupt wird bei DCs Erstauftritt klar, dass nunmehr nicht allein das Ziel ist, weibliche Seher zu gewinnen, dies war ja schon das durchaus legitime Ziel der PB-Ära. Nein, es existiert nunmehr längst eine ausschließliche weibliche (oder besser, barbara broccolische) DEFINITIONSHOHEIT über Bond. Craig ist nichts anderes als der exemplarische postfeministische Macho-Softie, der Muskeln an den richtigen Stellen hat, viel mehr Fleisch zeigt als das Bondgirl, sehr machohaft tut, aber nach innen, da ist er ohnedies ganz weich, wenn die Richtige kommt, nicht wahr? (Ob allerdings "Du bist eine blöde Kuh" der approbate Weg ist, stilvoll seine Männlichkeit zu artikulieren? Aber ok.)


    Ad. Stilbruch: Bond nach Ian Fleming ist vielleicht nicht so ganz Lord Sinclair mäßig wie der unvergleichlicher Sir Roger (Fleming selbst allerdings hielt anfänglich Connery für zu "proletenhaft" für die Rolle). Aber er ist doch bitte jedenfalls von ADEL, er hat den Stil seiner Klasse oder seines Milieus einmal aufgesogen und dass er ein Waisenkind ist bzw. aus Eaton veriwesen wurde tut, tut dem keinen Abbruch. Ein Mann, der seine gute Kleidung "mit Verachtung" trägt ist er einfach nicht, ebensowenig jemand, dem im Film egal ist, wie sein Drink ihm verabreicht wird während er im Originalbuch diesen Drink erst ERFINDET und lang und breit erklärt, warum er so eine besondere Vorliebe für equisites Essen und Drinken hat.


    Schließlich: das Kartenspiel: schon im Buch ist das für jemanden, der nicht selbst sein Leben dem Spieltisch verschrieben hat, eine ziemlich Durstrecke, die auch durch das Reichen vergifteter Cocktails und das Ansetzen von Defilibratoren viel erträglicher wird. Aber bitte, warum in aller Welt kann Bond nicht Bakkarat spielen? Warum um alles in der Welt muss er ausgerechnet pokern? In MR spielt er Bridge, na gut, in GF Canasta, aber pokern? Irgendwo wird einmal erwähnt, dass er dabei was verloren hat, aber ansonsten nimmt Poker im Unviersum der beliebtesten Bondspiele einen äußerst subalternen Rang ein.


    Schließlich zerfällt der im übrigen zu lange Film auch in eine Reihe von teils durchaus gekonnt geschnittenen Actionszenen, die jedoch durch die eigenartige eclipse-Story nur sehr alibihaft zusammengehalten werden, sowie die von mir aus angeführten Gründen leider für verschenkt gehaltene Vesper-Story.


    Fazit: Back to the roots? Nein, in die Arme des Zeitgeists geworfen. Vesper könnte eifersüchtig werden. Aber die ist ja ohnedies für die Fische, wie leider, der Großteil des Filmes.