Beiträge von Feirefiz

    Whisper: Nun ja, für diesen Wechsel vom Jung-Bond zum alten Hasen konnte EON ja nichts – außer dass sie für CR eher einen Twenty- Something als einen Thirty_Something hätten besetzten müssen. M. E. hat EON aus der Zwangspause noch das Beste gemacht. Danach ist Barbara und Michael die SF-Mlliarde zu Kopf gestiegen, M. Daniel sowieso …


    Um die Schlussszene von SP als guten Abschluss akzeptieren zu können, müsste das Zeug davor für mich wenigstens rudimentär funktionieren. Tut es nicht. Deswegen ist SF mein derzeitiger Abschied.


    Bis zu diesem Film bringt es Deine Lieblingsband in einem ihrer besten sträflich unbekannten Songs auf den Punkt: Yes, it was a worthwhile experience!

    Die ersten zwei Craig-Bonds bereiteten den Boden für die Zukunft des Franchise, die letzten beiden hinterließen nur verbrannte Erde. Und während man SP noch zugutehalten kann, dass hier ein großer Wurf geplant war und einfach furchtbar scheiterte, war NTTD eine Hinrichtung des Mythos mit Ansage, ein Anbiederungsversuch gegenüber Feuilleton und Filmpreisjurys.


    Als Abschiedsfilme fürs Franchise taugen beide nichts, das ist für mich bis auf Weiteres SF. Dessen Finale ermöglicht einen Aufbruch in beide Richtungen: als Kreisbewegung back to the roots und direkt zu DN, aber auch als Startpunkt in eine unbeschwerte Zukunft – sollte Darsteller 007 seiner Nummer gerecht werden dürfen und uns als erfahrener Agent präsentiert werden, der das von ihm selbst gewählte Leben liebt und genießt und einfach Bock darauf hat, die Welt zu retten. Ich ahne, wohin mich SF zukünftig führen wird ...

    Martin: Okay, als kleines Welcome-back-Präsent - gut dass Du zurück bist -, hier ist er wieder:




    Interessanter Thread, aber die Fragestellung funktioniert für mich nur in einem Kontext: Wo klaffen Anspruch und Ausführung inakzeptabel auseinander? Wo kommt es zu einem unangemessenen Stilbruch? Insofern den meisten Moore-Filmen und anderen Filmen von DN bis DAD punktuellen wie generellen Quatsch vorzuwerfen, geht m. E. fehl. Bond muss nicht perfekt sein, sondern innerhalb des jeweiligen Films stimmig.


    Der Drache in DN? Kind seiner Zeit. Goldfinger erklärt seinen Plan Leuten, die er sowieso umbringen will? Auric ist ein Kleinkind, das immer glänzen und vor allem gewinnen möchte. Es geht ihm um Spaß, nicht um Geld. „Ich muss mein Gold trennen vom verstorbenen Mr. Solo.“ – Der Spruch zählt mehr als Logik. Nur deshalb hat Oddjob das Gold nicht vorher aus dem Kofferraum geholt. Woher Goldfinger wissen konnte, dass er das zu Bond im richtigen Moment würde sagen können? Die Sechziger, meine Damen und Herren! Gleiches gilt bzgl. aller „Wo steht die Kamera“-Bilder von abstürzenden Autos oder gekaperten Raketen in YOLT. Es tut mir leid, aber wer diesen Filmen mit solcher Logik kommen will, hat sie nicht verstanden. Bis zu einem gewissen Grad gilt das sogar für DAD.


    So ist auch Beißers Auftritt in der PTS von MR nicht kontraproduktiv – habe ich früher, jung und ignorant, selbst so gesehen –, sondern er gibt den Ton für das Folgende vor. Und wer nach TSWLM wirklich einen dramatischen Bond, noch dazu in Gestalt von Moore und insbesondere unter Gilberts Regie, erwartet hat: Gegen wen hätte Bond denn kämpfen müssen, dass sein Ableben in der PTS ernsthaft zu erwarten gewesen wäre?


    Logik wird erst dort ein Feind der Spaßes, wo Bond sich Ernsthaftigkeit entschieden auf die Fahne schreibt. Und erst dann muss er entsprechenden Ansprüchen genügen. Wie man also gerade TLD vorwerfen kann, dass das Bond-Girl keine Femme Fatale und kein Playboy-Bunny ist, dass sie einer früheren Liebe – so unverdient diese Gefühle sein mögen – nachhängt und Bond sie erst erobern muss, erschließt sich mir nicht. Bei DAF wäre ein solcher Einwand nachvollziehbar gewesen. In TLD wäre eine Kritik an der Moneypenny-Darstellung konsequenter – scheitert aber zumindest bei mir an der bei aller Klischeehaftigkeit süßen Miss Bliss.


    Sicherlich ist vieles gerade aus den klassischsten Bonds inzwischen aus der Zeit gefallen, aber das sind keine „Debilitäten“, sondern Abzüge in der B-Note. Wie Filme altern, zeigt sich eben erst im Nachhinein. „Debilität“ erweist sich jenseits massiver Progressivität (keine von Bonds Superkräften nach GF) eher daran, wie die Filme bei ihrem Erscheinen funktioniert haben - vulgo (s. o.): wie stark Anspruch und Umsetzung auseinanderfallen. Und da klafft die Lücke – sorry, wenn ich mich wiederhole – leider in den letzten 10 Jahren tiefer als das Big Hole von Kimberley.


    Dem Hauptdarsteller inhaltlichen Einfluss über Gebühr einzuräumen? Cubby tat gut daran, das Connery zu verweigern - erst recht, wenn man die McClory/Connery(?)-Entwürfe der 70er liest. Hätten sich Barbara und Michael mal ein Beispiel am Überpapa genommen …


    Insofern kann ich nur sagen: In der Geschichte des Franchise hat es manche unglückliche Einzelentscheidung gegeben. Aber debil war nur eine grundsätzliche Entscheidung: sich einem verdienten, aber von der eigenen Grandiosität in ungesundem Maße berauschten Hauptdarsteller ab seinem Film Nr. 4 völlig zu unterwerfen und die von ihm höchstselbst eigentlich für die Zukunft fit gemachte Popfigur systematisch zugrunde zu richten – Bond ab SP als Arthouse misszuverstehen und dann doch nur müde Klischees, dümmliche Dialoge und absurdeste Kolportage zu bieten. Allein in diesem Kontext ist das Ableben der James Bond genannten Figur am Ende der letztjährigen Travestie folgerichtig. Aber nicht im Sinne von Ian Fleming, von Cubby und Harry, von Sean, George, Roger, Timothy und Pierce. Ihrem
    Erbe den Mittelfinger entgegenzustrecken, das allein ist debil – um ein mildes Bild zu gebrauchen.

    NTTD, diesmal OV. Wenn ich nicht alles verstehe, verliere ich die Konzentration, und dann wird mir langweilig. Diesmal langer zäher Mittelteil (London bis Norwegen).


    Was mir noch auffiel:


    Und dennoch - ein schlechter Bond, eine völlig versemmelte Schlüsselszene für das gesamte Franchsie (der Erzfeind stirbt) - in Deinen Top Ten?


    Wie schwach müssen dann die meisten anderen Filme sein ...


    Jein! Ich erinnere hier nur einmal an ein - zugegeben etwas plakatives, aber allseits bekanntes - Gegenbeispiel: Jack Sparrow, den Depp von einer 08/15-Piraten zum geistig verwirrten, und doch genial-charmantem Suffkopp entwickelt hat, laut übereinstimmenden Aussagen eben über das eher blaße Drehbuch hinaus. Beispiele dieser Art gibt es unzähige, andererseits ist auch klar, dass man aus Ochsenp*sse keinen Champagner machen kann. Malek bringt aber eben auch nichts in die Rolle mit ein, was man nicht vorher - weit besser möchte ich hinzufügen - schon in vielen anderen Bondfilmen gesehen hat. Zumindest hier war der schon angesprochene Carver von Jonathan Pryce aber definitiv zumindest mutiger und innovativer für die Bondserie, ganz egal ob man das Endergebnis für gelungen ansehen möchte.


    Jein. ;) Denn ich habe meine Zweifel, dass man Malek gelassen hätte, wenn er den Film durch zu viel Originalität an sich zu reißen versucht hätte (ob er eine interessante Idee hatte und ob das alles dann auch gelungen wäre: „Das sind müßige Spekulationen“, wie schon unser Auric wusste). Ganz egal: Solchen Ansinnen hätte bei NTTD schon ein egomanisch-allmächtiger Hauptdarsteller entgegengestanden, der sich von einem entfesselten Wasserträger sicher nicht seine griechische Tragödie hätte kaputtmachen lassen – das besorgte er dann lieber selbst.


    Bei den Piraten hat Orlando Bloom dem Vernehmen nach durchaus gespürt, dass der eigentliche Sidekick ihm gerade die Show stahl, hatte aber weder die Macht, es zu verhindern, noch das Talent, dem etwas entgegenzusetzen. Infolgedessen stieg jemand anders als der nominelle Hauptdarsteller zum Superstar des Jahrzehnts auf. Und deshalb in dubio pro Malek und contra Regie/Drehbuch. In dem Kontext würde mich übrigens interessieren, ob Javier Bardems manierierter Auftritt in SF vorgegeben war oder Mendes ihn eingedenk des Ledger-Jokers einfach machen ließ. Weiß da jemand was? Denn auf Grundlage des Drehbuchs hätte man Silva durchaus effektiv, bedrohlicher und trotzdem witzig „geradlinig“ spielen können. Jedenfalls sind Malek und Waltz zwei Beweise in Folge, dass Oscars und große Namen allein keinen brauchbaren Bond-Schurken ausmachen.


    Nein, Oscar-Preisträger werten schlechte Drehbücher und willfährige Regie nicht auf. Passen aber die Umstände, investiert man (nebenbei, liebe Produzenten: mit deutlich kleineren Schecks) besser in Talente abseits von Hollywood (Fröbe etc.) oder amerikanische Darsteller aus der 2.-4. Reihe, die ein Bond-Engagement nicht als potenziell rufschädigend und/oder leicht verdientes Geld, sondern von vornherein als Karrierehöhepunkt verstehen und diesem Anspruch dann auch gerecht werden, wie etwa Robert Davi.


    Freilich hatte der – ja was? – ein gutes Drehbuch.

    Der letzte Teil Deiner Aussage stößt mich etwas vor den Kopf. Aufgrund welcher User-Statements ziehst Du dieses Fazit ? Ich bin den Thread nun auch nochmal durchgegangen und kann so eine 'generelle Diskreditierung' von kritischen Äußerungen zum Film in keinem einzigen Beitrag erkennen.


    Ach, lassen wir das Fass lieber zu. Mein Fehler, hätte vor dem Gedankenstrich den Punkt setzen und dann zu NTTD übergehen sollen. Nichts für ungut!



    Und: M.E. kommt Malek aus der Safin-Nummer auch nicht ganz ungeschoren raus. Zumindest erkenne ich bei ihm kein besonderes Bemühen, aus der wahnsinnig schlecht geschriebenen Figur vielleicht doch ein bißchen was zu machen.


    Ich bin nun kein Oscar-Preisträger, doch selbst der beste Schauspieler kann nur mit dem arbeiten, was ihm Drehbuch und Regie an Möglichkeiten einräumen. Und da steht Malek nun einmal - wie schon Waltz - auf völlig verlorenem Posten. Ich habe keine Ahnung, wie man diesen Safin effektiver oder gar mit Bravour hätte spielen sollen. Jonathan Pryce versuchte ein ähnliches Dilemma mit Overacting und Klamauk zu lösen - Malek scheint sich in seiner Not in mimisches Understatement (bei Manierismen in der Sprachmelodie) zu flüchten, um seiner Figur etwas Mysteriöses zu verleihen, bleibt aber eine Sphinx ohne Geheimnis.Sein Minimalismus mag erst einmal an Jürgens und Lonsdale erinnern - die beiden hatten aber wesentlich bessere Dialoge und einen ganz anderen filmsichen Kontext zur Hand, in dem Villains einfach irre und böse sein durften. Und nutzen gekonnt die Spielräume, die ihnen gewährt wurden.

    Auch ich freue mich im Übrigen, dass nun eine weniger emotionale, vernünftige Diskussion über den Film stattfinden kann, an der ich mich gerne beteiligen will.


    Ich bin den Thread noch einmal durchgegangen, und um der Legendenbildung entgegenzuwirken: Die Diskussion war von Anfang an bemerkenswert sachlich – abgesehen von den früh einsetzenden Versuchen, Kritik an NTTD generell zu diskreditieren.


    Dank der Leihgabe eines Freundes habe ich NTTD nun ein zweites Mal gesehen.


    Positiv hervorzuheben ist, dass der Film sehr gut aussieht. Das Titellied ist nicht besonders, doch besser als das Geschrei/Gewinsel von QOS und v. a. SP, allerdings weit weg von den Highlights Cornell und Adele. Hans Zimmer hat den Song zudem sehr schön in den Score integriert. Seine Musik ist der sicher größte Pluspunkt, funktioniert aber – wie mir eine weitere Leihgabe bestätigt hat – ohne Bilder und insbesondere Dialoge besser als mit diesen Filmverweisen. Wer nur die CD hört, wird an der Musik mehr Freude haben. Schlechtes Omen? Schlechtes Omen!


    Denn es nutzt nix. Der Film ist von der auffallend hüftsteifen Gunbarrel-Szene an missraten. Man kann Bond zum Familienmenschen machen, man kann ihn in Rente gehen lassen, man kann ihn töten. Aber wenn man das macht, sollte es sich logisch aus dem Charakter und der Handlung ergeben und vor allem den Preis auch wert sein. Nichts davon ist der Fall.


    Bei NTTD haben wir einen selbst für 007-Verhältnisse extrem schlichten "Plot" mit vielen nicht nachvollziehbaren Motivationen (was angesichts des Anspruchsdenkens der Craig-Ära einfach bitterer aufstößt als bei allen anderen Bonds, zumal die nicht Shakespeare sein wollen und dennoch weniger Logiklöcher aufweisen). Der Nicht-Plot wird auch nicht durch die versuchte, aber nicht überzeugende Menschwerdung des Protagonisten "gerettet". Erzählt mal jemandem die Handlung von NTTD und fragt ihn/sie, ob das eine gute Geschichte ist – oder überhaupt eine Geschichte.


    Nie war Bond - als "Charakter" wie als Zeremonienmeister einer Actionsause - unglaubwürdiger. Und nie weniger unterhaltsam. Leiters Tod? Dramaturgisch unnötig und wirkungslos. SPECTRE und Franz? Für die Handlung komplett überflüssig (Franzens Abgang in der Tat ein absoluter Tiefpunkt - liest denn vor der ersten Klappe niemand mehr das Drehbuch?). Bonds unsterbliche Liebe zu Maddie? Darstellerisch und vom Buch her maximal unglaubwürdig, erst recht angesichts des behaupteten Vesper-Fetischs – womit allein der Film schon fast in sich zusammenfällt. Nomi? Ein allzu deutlicher, weil dramaturgisch abermals völlig überflüssiger Tribut an den Zeitgeist – dafür schlägt sich die Darstellerin noch ziemlich gut. Safin? Der vielleicht schwächste Bösewicht überhaupt. Grottig geschrieben, ohne Bedrohlichkeit (liegt alles nicht am armen Malek), dummschwätzend bis zuletzt und durchgehend unfassbar dämlich: Die Bond-kriecht-Szene ist nicht wegen Bonds Manöver unerträglich, sondern wegen Safins absurder Leichtgläubigkeit. Seine anderen Entscheidungen lassen sich mit dem Schlagwort „Hybris“ ebenfalls nur mühsam etikettieren und kaum rechtfertigen. Dramaturgie? Gilt auch hier augenscheinlich als überflüssig.


    In den letzten Minuten spürt man besonders schmerzhaft, wie verzweifelt Regie und Darsteller dem offensichtlich diktierten Ende die Größe verleihen wollen, die diesem Finale nicht innewohnt. NTTD müht sich von Minute 1 an, ein „großer Bond-Film“ zu sein, doch weil man ihm seine Mühen jederzeit anmerkt - und ebenso seine "Taktik", sich mangels eigener Substanz auf Kosten der verdienten Vorgänger zu profilieren -, ist seine Mission tödlich: für ihn selbst.


    Wie schön hätte Maddies Schlusswort „Ich erzähle dir von einem Mann …“ vielleicht sein können – noch dazu ergänzt um das übersehene, dabei doch so naheliegende, auch Moore ehrende Zitat „von einem Spion, der mich liebte“! Wenn die ca. 160 Minuten davor einen einzigen Grund geliefert hätten, dem Verstorbenen auch nur eine Träne nachzuweinen …


    Am Ende des Abspanns heißt es: James Bond will return!


    Ich freu mich drauf! Er wird gebraucht.

    TSWLM wäre meine Nr. 5 oder 6 gewesen (in Ringkampf mit DN), für MR braucht es keine Vorkenntnisse. FYEO ist von allen Rogers der erwachsenste (=trockenste, deswegen nur bedingt für Kinder). TMWTGG ist harmlos (Bond tötet nur Scaramanga), farbenfroh und albern, deswegen für Kinder eher geeignet als manch besserer Bond. Dass MR hier reüssiert, wundert mich nicht.

    In meiner Rang-Liste befindet sich DN auf Platz 5 (je nach Stimmung halte ich aber einen höheren Platz jederzeit für möglich).


    Im meiner Liste auch. :prost:



    Und genau hierbei handelt es sich vermutlich um den zentralen Aspekt, der nicht nur für mich ausschlaggebend war, James Bond zum "Schrittmacher" und zur "Blaupause" des eigenen Lebens zu machen.


    Das ist es eben. Hadern ist bei Bond nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Natürlich kann man ihm Leid zufügen, doch er steht wieder auf. Er ist sterblich, keine Frage. Aber: Er stirbt nicht. Weil er leben will!


    Und: Vielen Dank für diese Besprechung, Feirefiz!
    Dr. No war vor ein paar Wochen einer der ersten Bonds, die ich nach Kinostart des letzten sah. Jetzt brenne ich darauf, dank dieser Deiner Anmerkungen, ihn in den nächsten Tagen ein weiteres Mal zu geniessen!


    Ich danke Dir, Phileas. Und freue mich auf Deine Eindrücke zu DN!

    Das ist absolut wahr!
    Persönlich kenne ich keinen weiblichen James-Bond-Fan!


    Deckt sich mit meinen Erfahrungen, weibliche Bond-Fans sind leider selten, und die wenigen favorisieren Craig.


    Davon unabhängig habe ich gestimmt für: GF (schon wegen Connery und des Aston Martin), YOLT (beste Sets ever, der kultigste Blofeld), MR (Roger, Beißer + Geballer im Weltraum) und DAD (um des Spektakels willen, und Pierce ist spitze).

    Lange dachte ich, der Goldstandard für generationenübergreifenden Unterhaltungswert sei für alle Zeit Disneys Dschungelbuch. Wenn sich Oma, Papa und Lilo auf nichts einigen können, so mein Kinderglaube, dann auf diesen Film. Und ich weiß von Kindern deutlich unter 10, die auf das Dschungelbuch reagieren wie wir vor ach so vielen Jahren. Doch auch von Kindern etwa gleichen Jahrgangs, die den Film öde finden, da er (ich zitiere) „nicht bunt genug“ sei. Es wäre schön, wenn die einen Kinder einfach blöd wären und die anderen unsere zukünftigen Rentenzahler. Aber die Antwort liegt allein darin, wie diese Kinder medial sozialisiert wurden.


    Einerseits fürchte ich aufgrund dieser Erfahrungen, dass man vielen Kindern mit Tempo und Tricktechnik aus ihres Opas Kino (unserer Väter, teilweise schon unser eigenes, machen wir uns nichts vor ;)) nicht mehr kommen kann. Noch mehr aber glaube ich, dass Kinder gute Geschichten und gutes Erzählen erkennen und lieben. Noch jedes Kind springt auf die Grimms an. Deshalb würde ich nicht zu lange warten, sie an die Klassiker heranzuführen. Ich habe meinen ersten Bond (DN) mit acht oder neun gesehen, und auch danach dachte ich nicht, dass Töten eine gute Sache ist. Aber ich war Bond-Fan.


    Traut Euch also, Väter und Onkels!


    In diesem Sinne würde auch ich eine locker chronologische Vorgehensweise mit Mut zur breiten Lücke empfehlen. Und immer auf das Feedback hören und das Programm dahingehend anpassen und ggf. ausdünnen. Mein Fokus läge definitiv auf den Fantasy- und Spaß-Bonds, eher „erwachsene“ Filme wie FRWL, OHMSS, FYEO, vielleicht beide Daltons und erst einmal alle Craigs würde ich weglassen (wenn nicht anders gewünscht, in dem Fall: SF). UND DEFINITIV würde ich auf SP verzichten. Das ist nicht das Blofeld-Bild, das künftige Generationen prägen sollte, viel lieber der gesichtslose Katzenfreund und der kultige Donald. Einen wirklich kindertauglichen Craig gibt es nicht. Und das sagt bei fünf Filmen auch etwas über eine Darsteller-Ära aus.


    Sollten die Connerys nicht funktionieren, zu Roger springen. Dalton ggf. überspringen, oder eine Stippvisite bei TLD einlegen. Brosnan ist leicht und inszenatorisch (Schnittfrequenz) nah genug an heutigen Standards, um auch beim trendigsten Kind eine Chance zu haben. Nur das letzte PC-Upgrade für Mainstreamfilme bleiben sie schuldig.


    Bis der Novize Widerspruch erhebt, wäre das mein Programm: DN – GF – (TB) – YOLT – LALD – TMWTGG – TSWLM – MR – NSNA - AVTAK – (TLD) – GE – TND – DAD – (SF)

    Nachdem das Franchise kurz vor seinem 60. Geburtstag – um mit Bond selbst zu sprechen – „an einem toten Punkt angelangt“ ist, bin ich mit DN zum Ursprung zurückgekehrt. Anstelle einer 300-Millionen-Dollar-Materialschlacht von bleierner Schwere herrscht hier überall der Zauber des Anfangs: Mit geringen finanziellen Mitteln, aber umso mehr Elan und Kreativität wird her aus lauter bekannten Versatzstücken eine eigene Legende geschaffen, statt anderer Leute Lebenswerk abzuwickeln. Ich war schon immer ein großer Fan der Nr. 1, die auch mein erster Bond war, gestern fand ich ihn besonders erfrischend. Der Film ist der zelluloidgewordene Beweis, dass auch bei Mainstreamfilmen Enthusiasmus jedes Budget mehr aufwiegt.


    All die Standards, die der Film gesetzt hat, wieder aufzuführen, hieße Eulen nach Athen tragen. Ich möchte hier nur auf einen Punkt eingehen, der mir gestern besonders aufgefallen ist:


    Es heißt ja immer wieder, Connerys Bond sei weniger Mensch als Superheld, an dem letztlich alles abprallt, Geschosse wie Gefühle. Doch: Wie wohl kein anderer Film bis zu Dalton – vielleicht nicht einmal OHMSS – zeigt DN James Bond als Menschen. Man beachte: Bond wird in seiner Freizeit eingeführt. Wir erleben ihn am Spieltisch, beim Flirt mit Sylvia, bei sich zu Hause, ehe er zu seiner Mission aufbricht. Wie erfahren, dass er vor Beginn der Handlung monatelang im Krankenhaus lag. Vor dem Abflug beginnt er noch die erste – und bis NTTD – einzige filmübergreifende Beziehung mit einer Frau. Sylvia kehrt in FRWL zurück und sollte eigentlich auch in den späteren Filmen als Bonds feste Freundin ihren Platz haben – denn auch der zweite Film zeigt Bond zunächst im Privatleben (wie auch GF unmittelbar nach der PTS). Bisher war ich der Ansicht, dass Sylvia aufgegeben wurde, weil Moneypenny und sie von ihrer Funktion her zu ähnlich sind: einmal der gehörnte (Sylvia), dann der vergeblich schmachtende (Moneypenny) Dauerflirt. Hinzu kommt aber sicher, dass die Darstellung der privaten Seite Bonds immer mehr aufgegeben wurde, und sei es auch nur als eher komödiantischer Background. Als solcher reichte die Tändelei mit Moneypenny, die den Feierabend oder gar Bonds Wohnung aber nicht erreicht. In der MI6-Szene von DN ist es übrigens eher Bond, der Moneypenny – wenn auch spielerisch – anflirtet, schon ab dem nächsten Film sollte er ihre – ironischen, aber doch ernsten – Flirtversuche spielerisch abzuwehren beginnen. Ein weiterer Schritt in die Ungebundenheit jenseits des Beruflichen und der konkreten Missionen.


    Die Praxis, Bond in seinem Privatleben einzuführen, ist EON übrigens sowohl mit Lazenby als auch mit Moore treu geblieben: Mit Lazenby gehen wir an den Spieltisch und zum Stelldichein mit seiner Tischnachbarin, mit Moore sind wir zu Gast bei Bond – beides Reminiszenzen an DN. Und wie in DN lässt M Bond in OHMSS suchen, in LALD sucht er ihn zum einzigen Mal persönlich auf.


    Bemerkenswert ist, wie wenig einem eigentlich bewusst ist, dass Bond in seinen ersten Leinwandminuten überhaupt überwiegend als Privatperson agiert. Warum ist das so? Weil er als Privatmann gleichen Interessen frönt, wie es sein Beruf von ihm verlangt bzw. ermöglicht. Connerys Bond muss nichts kompensieren, er genießt das Leben, das er sich erwählt hat, und er ist mit sich absolut im Reinen. Er hat seine Werte (Sorge um Honey, Unbestechlichkeit gegenüber Dr. No) aber er ist sicher, hier ist Dr. Swann zu widersprechen, kein „guter Mensch“. Sein Verhalten gegenüber Miss Taro zeugt von einem sehr eigenwilligem Verständnis von Nächstenliebe, ihre Reaktion nach ihrer Verhaftung ist nicht unangemessen, unabhängig von ihrer eigenen Rolle. Und vor allem: Bond geht ohne Skrupel über Leichen, wenn „es sein muss“, und dabei lässt er manchen Gegner auch genüsslich ins offene Messer laufen. Die diebische Freude, mit der er die Falle für Dent vorbereitet, spricht Bände, ebenso dessen gar nicht mal nötige Exekution. Letztere scheint mir übrigens eine direkte Blaupause für die PTS von CR zu sein. Für einen Neuanfang ein naheliegender Rückbezug, aber eben: nicht neu.


    So sehr Bürger und Berufskiller Bond sich gleichen, so sehr er bemüht ist, nichts und niemanden zu nah an sich heranzulassen, sehen wir auch während der Mission immer wieder den Menschen James Bond, sehen wir Momente der Einsamkeit, Erschöpfung und Schwäche, in denen er zur Entspannung zum Alkohol greift – ohne dass dies bereits pathologisch erschiene. Wie Bond sich nach einem langen Tag müde in seinem Hotelzimmer in einen Sessel sinken lässt, wie er sich, als er auf Dent wartet, die Zeit vertreibt, indem er eine Patience legt … Das sind tolle kleine Momente, so wortlos wie sprechend.


    Und etwas, was dem Lazenby-Bond immer wieder gerne vorgeworfen wird, legt auch Connerys 007 in DN offen an den Tag: Dieser Bond hat Angst, siehe seine Panik vor der Spinne, sein Unbehagen als Gefangener Dr. Nos, das ihm so deutlich anzumerken ist, dass sogar Honey es kommentiert. In dieser Szene fragt man sich kurz, wer sich hier eigentlich an wem festhält. Später ist Bond sichtlich beeindruckt von Dr. Nos Wohnbereich, und danach gelingt es ihm kaum, seinen Gegenspieler aus der Reserve zu locken. Er wird verprügelt und trägt sichtbare Blessuren davon: Bond blutet nicht erst in LTK oder ab CR. Er stößt schon in DN an seine Grenzen. Doch er wächst über sie hinaus.


    Nicht wenige Fans, die mit Lazenby hadern, halten der Neubesetzung Bonds in OHMSS immerhin „zugute“, dass sie sich Connerys gefühllosen Super-Bond in diesem Szenario nicht hätten vorstellen können. Zu der Fraktion gehörte ich nie, da Connery auch in den Filmen nach DN immer wieder kurz wirkliche Anteilnahme aufblitzen lässt. Warum sein Bond nicht mehr davon zeigt? „Nur so kann ich überleben“, würde der Brosnan-Bond wohl antworten. Aber dass auch Connerys Bond eine menschliche Seite hat und in OHMSS Liebe und Leid hätte erfahren können … Um mit Craig zu sprechen: „Da bin ich mir sicher.“