Beiträge von Erik Lehnsherr GP

    Da weiß ich gar nicht, über welche der beiden Extravaganzen ich meine rechte Augenbraue höher ziehen soll. Schlaft schön weiter! ;)


    Da NSNA nicht zur Hauptreihe gehört bitte ich dich, lieber Simon Skinner, mit mir ein klitzekleines bisschen mehr Nachsicht zu haben.

    "Dann will ich auch was beichten. Ich habe noch NIE den, hier so hochgelobten, OHMSS angeschaut, obwohl ich die UE-DVD und BD von diesem Film habe. Diese beiden Silberlinge dienten bisher nur als Lückenfüller im Regal und werden es wohl auch weiterhin tun.


    Hehe, ich habe bis heute noch nie NSNA gesehen, zu den Hauptgründen zählen unter anderem dass ich TB ganz gerne mag, der Film in den Boxen nicht enthalten ist und ich bisher einfach noch nie wirklich Lust verspürt habe, ihn nachzuholen.


    Deshalb musste ich in der Bondesliga auch als glühender LALD-Verehrer trotzdem ein Unentschieden setzen.

    Tja, für mich gehört GoldenEye ohne Zweifel zu den Bond-Filmen die mir mehr bieten als nur Exotik, Luxus und Humor. Diese düstere, trübe Kälte, die sich wie du richtig sagst besonders in den Locations, der Bildgestaltung und Serras Musik manifestiert, verhält sich tatsächlich eher konträr, aber imo im positiven Sinne. Es bringt Abwechslung in die Serie und ist ein eigener Stil, der perfekt zur Handlung passt. Ausserdem sind die glamourösen Elemente in den Monaco- und Kuba-Szenen ja durchaus noch vorhanden. Für mich ist GE inszenatorisch einer der stimmigsten und besten Bond-Filme, und auch inhaltlich mit der spannendste. Eine klare 9/10.


    Wenn die wenigsten Fans und auch sonst kaum jemand sie bemerkt ist es ja vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie gar nicht so "radikal" und "unkohärent" ist.


    Ich finde die frappierend. Das erste Drittel ist eine leichtfüssige und elegante Agentennummer, inklusive nicht übersehbarer Bond-Anleihen und Charlton Heston als Nick-Fury-Verschnitt. Dann rückt Cameron die von Arnie gejagten Terroristen mir nichts dir nichts in den Hintergrund - nein, er lässt sie sogar komplett von der Bildfläche verschwinden - und zaubert stattdessen Bill Paxton und Jamie Lee Curtis aus dem Ärmel. Der Mittelteil ist eine Verwechslungs- und Screwball-Komödie die inhaltlich rein gar nichts mit dem vorherigen Film zu tun hat, von einer raffinierten Verzahnung der Handlungsstränge kann auch nicht die Rede sein, vielmehr wechselt Cameron sie wie mit einem An/Aus-Schalter. Aber oh Wunder, in einer der Screwball-Szenen erscheinen die Terroristen wieder, bzw. platzen einfach mal so in Arnies Hotelzimmer. Der letzte Teil ist dann wieder Terroristenjagd, aber nicht mehr als elegante Parodie sondern als patriotisch überzogene Materialschlacht mit gefühlt 30 Cliffhangern, bei denen dann auch Töchterchen Arnie plötzlich in den Fängen der Terroristen endet und sich die gesamte Flugzeugsequenz ohne absehbares Ende immer weiter in die Länge zieht.


    Wo bzw. bei wem siehst du denn die darstellerischen Topleistungen? John, Cummings, Baker und Janssen chargieren mir zu sehr, der ansonsten so zuverlässige Bean und die Scorupco bleiben weitgehend blass, Karyo wird in seinem Kurzauftritt verschenkt, Dench und Bond nerven. Letzteres ist natürlich gnadenlos subjektiv, aber darstellerisch finde ich GE doch ziemlich gewöhnlich, gerade auch verglichen mit anderen Bondfilmen. Coltrane hat nen netten Auftritt, trägt aber dabei auch ziemlich dick auf.


    Natürlich keine Top-Leistungen im Sinne eines Pacino oder De Niro, aber gemessen an vielen anderen Bondfilmen finde ich schon dass GE mit das am besten aufgelegte Ensemble vorzuweisen hat. Brosnan ist wie ich im anderen Forum schon angedeutet habe hier meiner Meinung nach noch am besten, da er weitgehend auf seine späteren Holzhammer-Sprüche und die aalglatte Gelacktheit verzichten darf und sein Bond noch mehr in Richtung des Dalton-007 angelegt ist. Scorupco und Bean finde ich klasse, ich würde ihre Darstellungen nicht als blass, sondern als dezent aber wirkungsvoll bezeichnen, was die Hintergründe der Figuren angeht zählen ausserdem beide für mich zu den besten im Bondgirl- bzw. Villain-Sektor. Cummings und Janssen überzeichnen ihre Rollen sicher ein bisschen, aber als unpassend oder nervig habe ich das nie empfunden - ich mag nämlich auch ihre Darstellungen und Figuren. John ist für mich eines der vielen Highlights des Films, er spielt vordergründig den eiskalten und berechnenden Offizier, lässt aber an den passenden Stellen mehr und mehr den Wahnsinn und Kontrollverlust durchblitzen. Und Karyo ist für mich alles andere als verschenkt, im Gegenteil, sein würdevoller, gerechter und objektiv beurteilender Minister ist doch eine der spannendsten Mini-Rollen der gesamten Bond-Reihe.


    Die merkwürdige stilistische Zerrissenheit von True Lies habe ich aber auch schon immer als störend empfunden.


    Immerhin du! :D

    Ich liebe Nolans Stil, seine spannende Themenwahl, die kraftvolle und raffinierte Bildsprache seiner Filme und die wendungsreich er seine Werke oft zu Ende bringt. Tendenziell ist meine Begeisterung für ihn zwar eher etwas abgeklungen, aber im Grossen und Ganzen sehe ich seine Filme immer noch sehr gerne und Memento ist für mich einer der zehn besten Filme aller Zeiten.


    Doodlebug 7,5 / 10
    Following 8 / 10
    Memento 10 / 10 (oder 12 / 10)
    Insomnia - / 10
    Batman Begins 9 / 10
    Prestige 9 / 10
    The Dark Knight 10 / 10 (oder 12 / 10)
    Inception 10 / 10
    The Dark Knight Rises 7 / 10
    Interstellar 8 / 10

    Lizenz zum Töten (LTK)
    Octopussy (OP)
    Die Welt ist nicht genug (TWINE)
    Feuerball (TB)
    Der Hauch des Todes (TLD)
    Stirb an einem anderen Tag (DAD)
    Im Geheimdienst Ihrer Majestät (OHMSS)
    GoldenEye (GE)
    In tödlicher Mission (FYEO)
    Der Spion, der mich liebte (TSWLM)
    James Bond - 007 jagt Dr. No (DN)
    .

    True Lies hat für mich die Lockerheit und Coolness, die GE gern hätte.


    Ich würde eher sagen: GE hat für mich die inhaltliche Spannung, die inszenatorische Raffinesse, die stilistische Stimmigkeit und die darstellerischen Top-Leistungen, die True Lies gerne hätte.


    Wie ich schon sagte, ich finde das Cameron-Vehikel ja auch ganz unterhaltsam. Aber es erstaunt mich ehrlich gesagt immer wieder, wie Fans des Films diese radikale, unkohärente Dreiteiligkeit gar nicht zu bemerken scheinen.

    @ moVe


    Das liest sich beinahe so als würdest du dich dafür schämen dass dir Star Wars gefällt, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Revenge of the Sith mag ich ebenfalls sehr gerne, das ist grossartig gemachtes Kino mit spannenden Charakteren (Sidious!) und einem tollen Soundtrack. Der einzig störende Punkt ist für mich die sterile CGI-Optik des Ganzen, aber zumindest haben sich die Effekte gegenüber Attack of the Clones enorm verbessert.


    Die Harry-Potter-Romane sind aufregend und genial und sicherlich auch für Erwachsene geeignet. Trotzdem sind die Filme trotz Starbesetzung fast alle mehr oder weniger gravierend gescheitert, weil sich das spannende Konzept der Buchreihe kaum verfilmen lässt. Der dritte Teil ist unter den Filmen sicherlich mit Abstand der beste, nicht zuletzt weil sich die Vorlage am ehesten für eine Verfilmung eignet und Cuaron als einziger Regisseur eine echte Vision hatte.


    Zwischen GoldenEye und True Lies liegen für mich Welten, entsprechend bin ich schockiert was ihr beide da geschrieben habt. ?( Sicher, der Cameron-Kracher ist in Teilen ganz unterhaltsam, eigentlich macht er bis auf das Ende durchaus Spass, aber ich kenne nur wenige berühmte Filme, die dermassen zerfahren, willkürlich und unausgegoren sind. True Lies macht auf mich den Eindruck als sei er aus Teilen anderer Filme zusammengesetzt (elegante Bond-Parodie im ersten Drittel, Verwechslungskomödie im zweiten Drittel, Terroristen-Materialschlacht im letzten Drittel), stilistisch wie auch inhaltlich passen diese Teile so gut wie gar nicht zusammen. Keine Ahnung, was sich Cameron da gedacht hat.

    Die Mumie 2 ist mir zu sehr ein plumper Aufguss des Vorgängers mit schwachen Gags, kaum neuen Ideen und unterirdischen CGI-Effekten. Dem Film fehlt vor allem die Eleganz und Stimmigkeit, die Teil 1 ausgemacht hat. An den dritten Teil erinnere ich mich kaum.

    Interessanter Thread...


    Also,
    Welche berühmten Filme habe ich (noch) nicht gesehen? (Auswahl)
    Metropolis, Im Zeichen des Bösen, West Side Story, Sein oder Nichtsein, Rio Bravo, Die Glorreichen Sieben, Lichter der Grossstadt, Rocky, Heat, Kill Bill, Dirty Harry, Der Pianist, The Deer Hunter, Mulholland Drive


    Und um noch fröhlich weiter zu beichten:
    - Lord of the Rings habe ich nur einmal gesehen - im Extended Cut und alles am Stück, und das reicht mir auch. Ist mir in Bezug auf Thematik und Figuren viel zu uninteressant, zu prätentiös, zu sehr mit dem Holzhammer. An Tolkiens Vorlage habe ich auch sehr schnell die Lust verloren.
    - Apocalypse Now ist ein herausragendes Meisterwerk - im ersten und letzten Drittel. Der Mittelteil ist richtig langweilig.
    - Pulp Fiction hat einige starke Szenen, aber die brillante Erzählstruktur suche ich immer noch vergeblich. Für mich ein weitgehend zusammenhangsloser Episodenfilm mit entsprechenden Qualitätsschwankungen. Reservoir Dogs ist in meinen Augen Tarantinos wahres Meisterwerk.
    - Ich kann mit Tim Burton nichts anfangen. Sleepy Hollow ist ganz okay, Sweeney Todd sterbenslangweilig und Charlie eine absolute Katastrophe.


    Meine geheimen Lieblinge:
    - Die Mumie (1999, Stephen Sommers). Ich habe den Film noch vor der Indiana Jones Reihe kennengelernt und noch immer halte ich ihn für einen enorm atmosphärischen Abenteuerspass mit einem unterhaltsamen Mix aus Coolness, Humor, Spannung, Stimmung, Action und Spezialeffekten.
    - My Fair Lady ist ein grosser Spass.
    - Oscar (mit Louis de Funès) ist einer der lustigsten Filme aller Zeiten.

    Mission: Impossible 3 (2006, Jar Jar Abrams)


    Wenn Hubschrauber von riesigen Windrädern zerfetzt werden und eine Söldnertruppe am helllichten Tag eine Autobahnbrücke bombardiert ist es nicht unwahrscheinlich, dass J.J. Abrams am Werk war. Der frischgekrönte Star-Wars-Oberguru hat im Jahr 2006 die beliebte Reihe um Tom Cruise als seinen ersten abendfüllenden Spielfilm in eine dritte Runde gebracht. Ironischer- wie auch glücklicherweise vermeidet er aber von Anfang an den Fehler, inhaltlich oder visuell in pseudo-ambitionierte Gefilde abzudriften. So ist Mission: Impossible 3 erstmals ein auf einfachen Handlungsmustern fussender, knalliger Actionreisser, der als solcher gesehen durchaus viel Spass bereitet.


    Abrams' Rezeptur ist simpel aber effektiv und setzt sich aus drei einfachen Grundingredienzen zusammen. Eine persönliche Bedrohung gegenüber dem Helden, um die Konflikte auf unkomplizierte Weise anzukurbeln, einen MacGuffin, um die Handlung zusätzlich in Schwung zu halten und einen widerlichen, verkommenen Bösewicht, herrlich verkörpert von Philip Seymour Hoffman mit einem ordentlichen Schuss eisiger Arroganz und Unberechenbarkeit. Angereichert mit übertriebenen, aber grösstenteils spektakulären und handwerklich guten Actionszenen und einem durchgehend angenehm hohen Tempo stehen Stimmigkeit und Unterhaltungswert auf dem Programm. Zugleich aber beweist Abrams bei den geheimdienstlichen Täuschungsmanövern erstmals eine gewisse Raffinesse, wie sie in der Brian De Palma Verfilmung nie so richtig zünden wollte und in John Woos Adaption des Stoffes gar nicht erst vorhanden war. Bestes Beispiel hierfür ist das clevere Eindringen der Helden in den Vatikan mit dem hier im dritten Teil zum ersten Mal sinnvollen und filmisch gut aufbereiteten Masken-Einsatz.


    Bei Mission: Impossible 3 handelt es sich um ein einfach gestricktes aber in erster Linie stimmiges und spritziges Actionfeuerwerk. Unterhaltsames und auf einer bescheidenen Ebene auch spannendes Kino mit hohem Unterhaltungswert, wenn auch ohne besonders nachhaltige Wirkung. Sicherlich gäbe es auch so Einiges zu bemängeln, wie zum Beispiel die etwas leblose, oft unnötig verwackelte Digicam-Optik, die Abrams seinem Werk verleiht. Auch sind die meisten Figuren immer noch relativ blass gezeichnet, trotz der guten Besetzung. So gibt Billy Crudup eine schön dubiose Vorstellung und Simon Pegg sieht man doch immer gerne. Aber gerade die als Teammitglieder und stetige Begleiter von Cruise angelegten Maggie Q und Jonathan Rhys Meyers bleiben viel zu sehr konturlose Hintergrundfiguren. Aber das sind Schwächen, die man gerne verschmerzen kann wenn man bereit ist, sich auf die Stärken einzulassen.


    Wertung: 7,5 / 10



    Mission: Impossible - Ghost Protocol (2011, Brad Bird)


    Wie J.J. Abrams bewiesen hat funktionieren die actionreichen Spionage-Thriller um Tom Cruise dann am besten, wenn man die inhaltlichen (an denen De Palma teilweise gescheitert ist) und die stilistischen (an denen Woo teilweise gescheitert ist) Ambitionen von Beginn an aus dem Spiel lässt und sich stattdessen auf gutes Actionhandwerk konzentriert, das zusätzlich auch gerne mit - zugegebenermassen in bescheidenem Massen - tiefergehenden Subplots angereichert sein darf. Das hat auch Regisseur Brad Bird verstanden und so ist seine Version von Mission: Impossible am ehesten mit Abrams' Entwurf zu vergleichen, auch wenn sie in vielen Dingen noch etwas besser und ausgewogener erscheint. Die Handlung von Ghost Protocol ist dabei ein einziges, grosses MacGuffin, eigentlich nimmt man nie wirklich Anteil am im Hintergrund aufgezogenen Weltzerstörungsplan. Birds Stärke liegt darin, die diversen Operationen, Einbrüche und Täuschungen spannend aufzubereiten und durch tatsächlich nur schwer vorhersehbare Entwicklungen und Zufälle in Schwung zu halten. Auch den Nebencharakteren kann er deutlich mehr Leben einhauchen als seine Vorgänger, so wirken die motiviert aufspielenden Pegg, Patton und Renner neben Cruise erstmals wie ein richtiges Team und dürfen sich in oftmals humorvollen Dialogen und Aktionen auf spassige Weise profilieren. Zusammen mit den überaus spektakulären Stuntsequenzen sind folglich besonders die längeren Passagen im Kreml und im Burj Khalifa richtig gut gelungen und bilden wohl die besten Szenen der gesamten Filmreihe.


    Eine Kombination aus dem Bösewicht des dritten und dem Rest des vierten Teils wäre wohl der ideale Film. Obwohl der völlig blasse Schurke und sein ebenso blasser Vernichtungsplan im Fokus auf Teamarbeit, Humor, Action und Wendungen nicht wirklich schwer ins Gewicht fallen vermisst man dann doch die bösartige Präsenz eines Philip Seymour Hoffmans. Abgesehen davon liegt mit Phantom Protocol ein rundum gelungener Agentenspass vor.


    Wertung: 8 / 10

    Mission: Impossible (1996, Brian De Palma)


    This tape will self-destruct in five seconds. Good luck, Jim


    Selbstzerstörerische Videobotschaften sind nur eine von vielen technischen Spielereien, die den Agenten in Mission: Impossible bei der Durchführung ihrer verzwickten Aufträge zur Verfügung stehen. Mit täuschend echten Latexmasken, Peilsendern, Computerprogrammen, Kamerabrillen und diversen anderen Gadgets ausgerüstet wurde die Spezialeinheit rund um Einsatzleiter Phelps (Voight) und Top-Agent Hunt (Cruise) 1996 von Kultregisseur und Genre-Fachmann Brian De Palma an die Front geschickt. Ziel ist die Wiederbeschaffung einer Liste mit Undercover-Ermittlern, aber nebenbei gilt es auch noch, einen mysteriösen Waffenhändler zu verhaften, Spitzel in den eigenen Reihen zu entlarven und zu allem Übel muss in Langley auch noch der eigene Name reingewaschen werden.


    Der grossartig klingende Stoff für einen waschechten, spannenden Agententhriller wird De Palma zum Verhängnis, denn meiner Meinung nach merkt man dem fertigen Film seine Probleme bei der Drehbuchentwicklung allzu gut an. Die verschiedenen Autoren, die in den Schreibprozess involviert waren verfassten das Skript wohl mehr neben- und gegen- als miteinander. Herausgekommen ist eine ziemlich verworrene und zu ambitionierte Handlung, die auch bei der Übertragung in Bilder nicht immer wirklich zu funktionieren weiss. Nicht nur dass die Einführung und die Relationen der Charaktere zu dürftig ausgearbeitet sind, auch die zentralen Twists und Wendungen verpuffen zu sehr in der Mühe, sämtliche Anschlüsse richtig zuzuordnen. Die Besetzung spielt jedoch tapfer und gelungen gegen diese Probleme an, so macht zum Beispiel Cruise als kompetenter Agent eine gute Figur, Jon Voight passt in die Rolle der zwielichtigen Vaterfigur und Ving Rhames ist einfach eine coole Socke. Einzig und allein dem charismatischen Franzosen Jean Reno bleiben die Entfaltungsmöglichkeiten verwehrt und seine Figur will sich irgendwie auch nicht so recht in den Plot einfügen.


    Trotz der stark im Zeitgeist verhafteten und handlungsbedingt allgegenwärtigen Computertechnologie verleiht De Palma seinem Thriller einen klassischen und altmodischen aber andererseits auch relativ zeitlosen Anstrich. In elegante, stilvolle Bilder verpackt und mit raffinierten visuellen Tricks wie alternativen und teils absichtlich falschen Rückblenden erzeugt er eine tolle Geheimdienst-Atmosphäre und baut die einzelnen Sequenzen geschickt auf. Neben den Bildern trägt der flotte und eingängige Soundtrack mit seiner charakteristischen Titelmelodie einen nicht unerheblichen Teil zum Vergnügen bei. Der Höhepunkt des Films ist übrigens nicht etwa die etwas unpassende abschliessende Helikopterjagd, sondern vielmehr der von De Palma äusserst spannend erzählte Einbruch ins Hauptquartier der CIA.


    Unterm Strich handelt es sich bei Mission: Impossible um einen unterhaltsamen, schick in Szene gesetzten Spionage-Thriller, bei dem einzelne Szenen für sich gesehen oftmals besser funktionieren als der Film als Ganzes und der trotz aller Qualitäten besonders in Bezug auf eine zusammenhängende, schlüssige und durchgehend spannende Handlung einige Fragen und Wünsche offenlässt.


    Wertung: 7 / 10




    Mission: Impossible 2 (2000, John Woo)


    Woo und De Palma. Als Antwort auf die Frage nach zwei stilistisch konträren Filmemachern sind diese beiden Namen bestimmt nicht ganz unpassend. Interessanter- und ironischerweise haben sie allerdings etwas gemeinsam, nämlich dass Woo die Fortsetzung zu De Palmas Agententhriller Mission: Impossible inszeniert hat.


    Gerade daran lässt sich erkennen, wie sehr die Visionen dieser beiden auseinandergehen, denn Woo entfernt sich in seinem Film deutlich von so manchen charakteristischen Merkmalen des De Palma Films. War der Erstling zumindest noch in Teilen ein Team-Film so macht Woo daraus eine One-Man-Show für Tom Cruise, aus den Thriller-Elementen des Vorgängers macht Woo ausufernde Action, aus der leichten Eleganz wird Holzhammer-Ästhetik. Die Story ist dieses Mal um einiges flachbrüstiger und dient lediglich als Präsentierteller für Woos Schauwerte und Actionszenen, was den Film auch nicht daran hindert, Ungereimtheiten und Klischees vom Stapel zu lassen. Das hochkarätige Ensemble muss sich hauptsächlich mit Kurzauftritten als eindimensionale Pappfiguren zufriedengeben, besonders Hopkins und Serbedzija haben darstellerisch anscheinend auf Autopilot geschaltet.


    Woo drückt dem Film bereits in der Eröffnungssequenz seinen unverkennbaren Stempel auf, wenn er Cruise in einer spektakulären, mit sämtlichen musikalischen und visuellen Mitteln stilisierten Kletterszene rumturnen lässt. Darauf folgt eine wesentlich elegantere, von leichtfüssigem Charme dominierte Sequenz welche der Einführung von Thandie Newtons Charakter dient. Der Rest des Films verläuft relativ überraschungsarm und - abgesehen vom Ende - ohne wirkliche Höhepunkte. Das Hauptproblem von M:I 2 ist in meinen Augen nicht einmal die seichte Handlung und auch nicht der in übertriebenen Zeitlupeneffekten stilisierte Martial-Arts-Endkampf, der eigentlich sogar ziemlich unterhaltsam daherkommt. Vielmehr ist es der dazwischenliegende Mittelteil, der sich vollkommen träge und ohne jegliche Spannung dahinschleppt. Ohne diese gravierenden Längen hätte M:I 2 zumindest als hirnfreier Actionkracher ziemlich gut funktioniert, aber das Fehlen einer runden Dramaturgie, der Mangel an nennenswerten Szenen, Scotts Abziehbild eines Schurken und andere oberflächliche oder unfertige Elemente sorgen dafür, dass der Film - ausser ansatzweise in der Actioninszenierung - keine Akzente zu setzen vermag.


    Das alles hört sich aber bestimmt negativer an als es gemeint ist, denn in Summe handelt es sich bei M:I 2 immer noch um einen einigermassen spassigen Film mit einigen soliden Szenen, die sich jedoch fast ausschliesslich auf die erste und letzte halbe Stunde der Laufzeit verteilen.


    Wertung: 6 / 10

    Richtig schlecht ist natürlich keiner der Filme, diese 5 machen mir aber von allen am wenigsten Spass:



    YOLT - 5 / 10 (Regisseur und Besetzung manövrieren sich ziemlich träge durch die japanischen Gefilde bis hin zu einem der schwächsten Showdowns der Serie)


    DAF - 4 / 10 (Vermengung eines absurden Bondfilms mit einer stumpfen Parodie. Abgesehen von Wint und Kidd und einigen Amsterdam-Szenen weder lustig noch spannend und mittelmässig geschrieben, gespielt und inszeniert)


    AVTAK - 4,5 / 10 (Weitgehend bieder und einfallslos, aber die spielfreudigen Moore, Walken und Macnee verhindern das Schlimmste)


    DAD - 6 / 10 (In der ersten Hälfte verdammt stark, bis er zu einem in allen Belangen grottigen, MTV-mässigen Effektspektakel verkommt)


    QOS - 6 / 10 (Bildgewaltiges Versuchsfeld für stilistische und erzählerische Experimente Forsters. Die inhaltlichen und thematischen Ambitionen funktionieren in der ganzen Hetzerei nur bedingt.)

    Speed (1994, Jan de Bont)


    Eines muss man de Bonts erstem Regiewerk durchaus zugestehen: der Film ist ein meist sehr gut gemachter Actionkracher und wird seinem Namen mehr als gerecht. De Bont war sechs Jahre zuvor für die Kamera von McTiernans Stirb Langsam verantwortlich, eine Erfahrung, die seinen Speed anscheinend inspiriert hat. Beiden Filmen gemein ist das sehr simple, fast kammerspielartige Szenario als Grundlage für ein dynamisches Actionfeuerwerk. Speed spielt die meiste Zeit über in einem mit Bomben präparierten Bus voller unschuldiger Geiseln, die gezwungen sind, mit mehr als fünfzig Meilen in der Stunde durch Los Angeles zu rasen. Sinkt das Tempo, so kündigt der Oberschurke an, werde der gesamte Bus in die Luft fliegen.


    Für eine ausgefeilte Hintergrundgeschichte und interessante Charaktere bleibt kein Platz, aber da auf dem Cover Speed steht, ist verständlicherweise auch Speed drin. De Bont nutzt sehr einfache Mittel, um Tempo und Spannung zu steigern und jagt den durchhaltefähigen Bus förmlich durch den Film. Zum Verschnaufen bleibt kaum Zeit, denn de Bont lässt sich ständig neue Hindernisse und Probleme für seine Höllenfahrt einfallen und bei dem enormen Tempo des Films bietet sich glücklicherweise auch keine Gelegenheit, das alles zu hinterfragen. Die Action macht einen aufwändigen und imposanten Eindruck, die rasante Inszenierung steht komplett im unterstützenden Dienst des hohen Tempos und zusammen mit dem gelungenen Soundtrack geht das alles gut nach vorne.


    Was ich nicht so sehr mochte an Speed war, dass viele der Charaktere als zweidimensionale Stereotypen dargestellt werden und im ersten Drittel auch einige Genre-Klischees ausgereizt werden, bevor es nach einer guten halben Stunde dann mit Max-Geschwindigkeit zur Sache geht und zugegebenermassen alles viel besser funktioniert. Klar, Sandra Bullock ist schön anzuschauen und Keanu Reeves ist überaus männlich, aber gerade der zehn Jahre später entstandene Final Call - der nach einem ähnlichen Muster abläuft wie Speed - hat in meinen Augen gezeigt, wie man den Charakteren auch bei enormem Filmtempo etwas mehr Leben einhauchen kann. Hoppers übertriebenes Chargieren als Abziehbild eines platten Schurken ist nämlich nicht gerade die grösste Stärke des Films. Ansonsten aber sehr gute Unterhaltung.


    Wertung: 7,5 / 10



    Thuppakki (2012, A.R. Murugadoss)


    Thuppakki ist ein indischer Action-Thriller mit dem dortzulande sehr beliebten tamilischen Kinostar Vijay „Ilaya Thalapathy“. Besonders hervorzuheben ist die für westliche Sehgewohnheiten zunächst etwas seltsame Mischung aus Musical, Slapstick-Komödie, hartem Terror-Thriller und Actionfilm, doch genau dieser Mix war es, der mich bestens unterhalten hat. Auf der einen Seite gibt es eine leichtfüssige Liebesgeschichte, mit allerlei witzigen Verwechslungen, Humor, Situationskomik und musikalisch-tänzerischen Einlagen, die sich selber nicht allzu ernst nehmen und ausserdem mit ihren aufwändigen Choreographien beeindrucken. Parallel dazu entwickelt sich der eigentliche Plot um Attentate durch eine Terrorzelle in Mumbai, der sich Soldat während seins Urlaubs entgegenstellt und die mehr und mehr in eine persönliche Konfrontation Mann gegen Mann mündet. Hier ist Thuppakki Actionkino der Extraklasse und überzeugt mit ästhetisch stilisierten aber auch gut in die Geschichte eingebauten Martial-Arts-Szenen, Schiessereien und Explosionen. Lobenswert erwähnt werden muss auch der Hauptdarsteller Vijay, der gleichermassen als Komödiant wie auch als furchtloser Actionheld und Sprücheklopfer überzeugen kann. All diese Elemente fügen sich so gut zu einem abwechslungsreichen und farbigen Endprodukt zusammen, dass auch bei der Laufzeit von fast drei Stunden praktisch keine Länge auftaucht.


    Wertung: 8,5 / 10



    The Untouchables (1987, Brian De Palma)


    Ebenfalls kürzlich zum ersten Mal gesehen: De Palmas temporeicher „Cop vs Mob“-Actioner, für den Sean Connery völlig zurecht seinen Oscar entgegennehmen durfte. Die filmische Jagd nach Al Capone ist ein absolut herausragender Film voller farbiger und gut gespielter Charaktere, einer perfekten Illusion des frühen zwanzigsten Jahrhunderts durch Kostüme und Sets, brillanten Actionszenen, einem gewohnt bärenstarken Soundtrack von Ennio Morricone und last but not least einer ungemein aufregenden und sowohl kunst- als auch wirkungsvollen Inszenierung, Kamera- und Schnittarbeit, die vor allem in den Konfrontationen zwischen Polizei und Chicago Outfit zu einem atemberaubenden Erlebnis werden. Die Referenzen ans Western-Genre sind gut eingebettet und überaus gelungen, und Kevin Costner schafft es tatsächlich, sich neben einem herrlich kaltschnäuzigen und abgebrühten Connery sowie einem seinen Al Capone etwas überzeichnet aber auch spassig anlegenden De Niro zu profilieren. Grosses Kino!


    Wertung: 9 / 10