Mission: Impossible (1996, Brian De Palma)
This tape will self-destruct in five seconds. Good luck, Jim
Selbstzerstörerische Videobotschaften sind nur eine von vielen technischen Spielereien, die den Agenten in Mission: Impossible bei der Durchführung ihrer verzwickten Aufträge zur Verfügung stehen. Mit täuschend echten Latexmasken, Peilsendern, Computerprogrammen, Kamerabrillen und diversen anderen Gadgets ausgerüstet wurde die Spezialeinheit rund um Einsatzleiter Phelps (Voight) und Top-Agent Hunt (Cruise) 1996 von Kultregisseur und Genre-Fachmann Brian De Palma an die Front geschickt. Ziel ist die Wiederbeschaffung einer Liste mit Undercover-Ermittlern, aber nebenbei gilt es auch noch, einen mysteriösen Waffenhändler zu verhaften, Spitzel in den eigenen Reihen zu entlarven und zu allem Übel muss in Langley auch noch der eigene Name reingewaschen werden.
Der grossartig klingende Stoff für einen waschechten, spannenden Agententhriller wird De Palma zum Verhängnis, denn meiner Meinung nach merkt man dem fertigen Film seine Probleme bei der Drehbuchentwicklung allzu gut an. Die verschiedenen Autoren, die in den Schreibprozess involviert waren verfassten das Skript wohl mehr neben- und gegen- als miteinander. Herausgekommen ist eine ziemlich verworrene und zu ambitionierte Handlung, die auch bei der Übertragung in Bilder nicht immer wirklich zu funktionieren weiss. Nicht nur dass die Einführung und die Relationen der Charaktere zu dürftig ausgearbeitet sind, auch die zentralen Twists und Wendungen verpuffen zu sehr in der Mühe, sämtliche Anschlüsse richtig zuzuordnen. Die Besetzung spielt jedoch tapfer und gelungen gegen diese Probleme an, so macht zum Beispiel Cruise als kompetenter Agent eine gute Figur, Jon Voight passt in die Rolle der zwielichtigen Vaterfigur und Ving Rhames ist einfach eine coole Socke. Einzig und allein dem charismatischen Franzosen Jean Reno bleiben die Entfaltungsmöglichkeiten verwehrt und seine Figur will sich irgendwie auch nicht so recht in den Plot einfügen.
Trotz der stark im Zeitgeist verhafteten und handlungsbedingt allgegenwärtigen Computertechnologie verleiht De Palma seinem Thriller einen klassischen und altmodischen aber andererseits auch relativ zeitlosen Anstrich. In elegante, stilvolle Bilder verpackt und mit raffinierten visuellen Tricks wie alternativen und teils absichtlich falschen Rückblenden erzeugt er eine tolle Geheimdienst-Atmosphäre und baut die einzelnen Sequenzen geschickt auf. Neben den Bildern trägt der flotte und eingängige Soundtrack mit seiner charakteristischen Titelmelodie einen nicht unerheblichen Teil zum Vergnügen bei. Der Höhepunkt des Films ist übrigens nicht etwa die etwas unpassende abschliessende Helikopterjagd, sondern vielmehr der von De Palma äusserst spannend erzählte Einbruch ins Hauptquartier der CIA.
Unterm Strich handelt es sich bei Mission: Impossible um einen unterhaltsamen, schick in Szene gesetzten Spionage-Thriller, bei dem einzelne Szenen für sich gesehen oftmals besser funktionieren als der Film als Ganzes und der trotz aller Qualitäten besonders in Bezug auf eine zusammenhängende, schlüssige und durchgehend spannende Handlung einige Fragen und Wünsche offenlässt.
Wertung: 7 / 10
Mission: Impossible 2 (2000, John Woo)
Woo und De Palma. Als Antwort auf die Frage nach zwei stilistisch konträren Filmemachern sind diese beiden Namen bestimmt nicht ganz unpassend. Interessanter- und ironischerweise haben sie allerdings etwas gemeinsam, nämlich dass Woo die Fortsetzung zu De Palmas Agententhriller Mission: Impossible inszeniert hat.
Gerade daran lässt sich erkennen, wie sehr die Visionen dieser beiden auseinandergehen, denn Woo entfernt sich in seinem Film deutlich von so manchen charakteristischen Merkmalen des De Palma Films. War der Erstling zumindest noch in Teilen ein Team-Film so macht Woo daraus eine One-Man-Show für Tom Cruise, aus den Thriller-Elementen des Vorgängers macht Woo ausufernde Action, aus der leichten Eleganz wird Holzhammer-Ästhetik. Die Story ist dieses Mal um einiges flachbrüstiger und dient lediglich als Präsentierteller für Woos Schauwerte und Actionszenen, was den Film auch nicht daran hindert, Ungereimtheiten und Klischees vom Stapel zu lassen. Das hochkarätige Ensemble muss sich hauptsächlich mit Kurzauftritten als eindimensionale Pappfiguren zufriedengeben, besonders Hopkins und Serbedzija haben darstellerisch anscheinend auf Autopilot geschaltet.
Woo drückt dem Film bereits in der Eröffnungssequenz seinen unverkennbaren Stempel auf, wenn er Cruise in einer spektakulären, mit sämtlichen musikalischen und visuellen Mitteln stilisierten Kletterszene rumturnen lässt. Darauf folgt eine wesentlich elegantere, von leichtfüssigem Charme dominierte Sequenz welche der Einführung von Thandie Newtons Charakter dient. Der Rest des Films verläuft relativ überraschungsarm und - abgesehen vom Ende - ohne wirkliche Höhepunkte. Das Hauptproblem von M:I 2 ist in meinen Augen nicht einmal die seichte Handlung und auch nicht der in übertriebenen Zeitlupeneffekten stilisierte Martial-Arts-Endkampf, der eigentlich sogar ziemlich unterhaltsam daherkommt. Vielmehr ist es der dazwischenliegende Mittelteil, der sich vollkommen träge und ohne jegliche Spannung dahinschleppt. Ohne diese gravierenden Längen hätte M:I 2 zumindest als hirnfreier Actionkracher ziemlich gut funktioniert, aber das Fehlen einer runden Dramaturgie, der Mangel an nennenswerten Szenen, Scotts Abziehbild eines Schurken und andere oberflächliche oder unfertige Elemente sorgen dafür, dass der Film - ausser ansatzweise in der Actioninszenierung - keine Akzente zu setzen vermag.
Das alles hört sich aber bestimmt negativer an als es gemeint ist, denn in Summe handelt es sich bei M:I 2 immer noch um einen einigermassen spassigen Film mit einigen soliden Szenen, die sich jedoch fast ausschliesslich auf die erste und letzte halbe Stunde der Laufzeit verteilen.
Wertung: 6 / 10