Ich beteilige mich ja selten an diesen tiefschürfenden Diskussionen. Aber heute habe ich Laune.
Bis zur Craig-Ära war es mir auch ziemlich latte, wer Regisseur des jeweiligen Films ist. Ihr mögt da ja Handschriften erkennen; für mich war das immer aus dem gleichen Guß. Und der Posten des Regisseurs mußte ja besetzt werden. Letztendlich hatte Albert den Daumen drauf.
Auch ich schaue seit einigen Jahren die verfügbaren Bond-Filme (zum dritten Mal) in chronologischer Reihenfolge. Allerdings mit sehr viel mehr Abstand als Ihr. Das Nebenangebot ist einfach mal zu groß.
Hier mag ich dann widersprechen. Im Sinne von "Nichts ist tödlicher als Stillstand".
Ich bin seit In tödlicher Mission Bond-krank. Auch wenn ich das Glück hatte, alle Bond-Filme auf der Kino-Leinwand nachholen zu dürfen (ein Berliner Kino im damaligen Ku'damm-Eck zeigte sie im wöchentlichen Wechsel), nahm ich Bernhard Lee nie wahr. War halt der Chef. Vermutlich lag's an meiner jugendlichen Naivität. Erst viel später habe ich die Rollenbesetzung beachtet. Als Judi Dench kam, war ich vollends begeistert. Style und Auftreten wirkten auf mich perfekt. Ihren Abgang in SkyFall fand ich billig, Ihr Cameo in Spectre jagte mir Gänsehaut über den Rücken. Die Chance, einen neuen, innovativen M zu installieren, hat man mit Fiennes vertan. Den Hosenträger-Oxford-Banker finde ich miefig und piefig.
Q und Moneypenny hatten ihr Haltbarkeitsdatum leider lange überschritten. Wenn Q in einigen Szenen am Dialogpartner vorbeischauen muß, um Texte abzulesen, ist das peinlich. Nicht weniger peinlich war Moneypenny, die im Rentneralter 007 unterwürfig anschmachten durfte.
Die Dalton-Moneypenny blieb blaß, Samantha Bond einfach nur doof. Auf eine Neubesetzung hätte ich verzichten können, auch wenn Harris ihre Sache gut macht.
Nachdem Desmond Llewelyn in Die Welt ist nicht genug in die Grube fuhr und von John Cleese ersetzt wurde, hätte ich diese Figuren auch nicht mehr gebraucht. Wenn Wishaw als großartiger Schauspieler nunmehr dieses Erbe antritt, kommt er mir jedesmal hilflose verloren vor. Und wenn er sich als Computergenie von 007 einen Code erklären lassen muß (SkyFall) war ihm mein Fremdschäm-Mitleid gewiß.
Als der genervte Dalton die PPK ablegte und Brosnan als Nachfolger benannt wurde, ging mein Kindheitstraum in Erfüllung. Remington Steele war für mich die Traumbesetzung. Ausgehungert und Opa-Moore-geschädigt waren meine Ansprüche mit den Brosnan-Filmen vollends gesättigt.
Mit Jahren des Abstandes und den Craig-Bonds habe ich zwischenzeitlich Verständnis für Eure Kritik an der Brosnan-Ära. Dennoch bleiben die Brosnan-Filme weit vorn in meinem Ranking.
Nachdem ich aus Casino Royale kam, sah ich mich bestätigt, daß man Bond auch ohne Martini, Hubschrauber-Vulkanen und döseliger Vorzimmerdame zeigen kann. Für mich hat dieser Bond mehr Bond-Feeling als einige Moore-Bonds, die nur noch eine Karikatur ihrer selbst waren. Ein Quantum Trost setzte das fort.
Und anstatt peu a peu zu alten Gewohnheiten zurückzukehren, zündete Mendes in SkyFall die Traditions-Atombombe. Das fand ich so verdammt langweilig. Mittlerweile finde ich mit diesem Film meinen Frieden, den Hype um ihn kann ich bis heute nicht verstehen. Und der Jack-Sparrow-Klon Silva ist da noch ein positiver Aspekt.
Mit Spectre überzog man es dann ein weiteres Mal, wenngleich ich den im Kino viel besser als den Vorgänger fand. (Derzeit hat SkyFall gewonnen, Spectre verloren, womit bei mir beide irgendwo gleich rangieren.)
Blofeld. Leute, Leute. Von der Darstellung der Walz-Show in einem Bond-Film abgesehen, hat mir Dominic Greene mehr Angst gemacht.
In meinen Augen hatte man die Möglichkeit, Bond zu erneuern, ist aber in alte Verhaltensmuster zurückgekehrt. Die Einspielergebnisse geben ihnen Recht.
Vermutlich werde ich Bond nicht mehr los. Auch wenn das jetzt alles ziemlich negativ klingen mag, habe ich immer noch Spaß an der Reihe. Aber das tiefschürfende Nachdenken überlasse ich besser Euch.
Diese Melancholie des Ablebens ... herrlich. Auch ich habe die Lebenserwartung zeitweise in Bond-Filme umgerechnet. Seit der Craig-Ära ist das aber leider vorbei. Auf nichts ist mehr Verlaß.
Die Zukunft Bonds? Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Ob man jetzt Craig rebootet oder Bond. Seit Craig weiß ich aber, daß ich mir über den Folge-Darsteller erst einen Kopp mache, wenn ich ihn im Kino gesehen habe.
Und wenn die Figur James Bond zum Allgemeingut wird und uns Bollywood den 00-Curry macht, muß man das Ganze sowieso neujustieren. [Wann war das nochmal?]
Ach, eins noch. Ich glaube bis heute nicht, daß Craig jemals mit dem Gedanken gespielt hat, Bond 25 nicht zu spielen. Dieses unsägliche Interview, kurz nach den Dreharbeiten, wurde meines Erachtens nie richtig wiedergegeben. Man stürzte sich auf eine flapsige, spontane Bemerkung und Craig stellte diese nie richtig. Vermutlich auch, weil er den Wert dieser erst später erkannte.
Danke. Weitermachen.