Beiträge von MilesM

    Mein Marathon ist auch wieder etwas ins Stocken geraten. Aber wie sagte schon Marge Simpson: "Langsam und ausdauernd kommt man ins Ziel."


    Die Rezeption von GE stelle ich mir tatsächlich schwierig vor. Mir ging es damals so, dass es einfach unheimlich wichtig und erhebend war, dass nach der langen Durststrecke überhaupt wieder ein Bond-Film ins Kino kam (den damaligen Teaser Trailer finde ich nach wie vor sensationell). Insofern hatte der Film (zumindest damals) einen gewissen Bonus (vielleicht vergleichbar mit DN). Gleichzeitig habe ich die Brosnan-Filme wahrscheinlich deutlich am seltensten gesehen. Und ja, die (bonduntypische) Action (v.a. auch die Finale) haben hierzu sicher beigetragen.

    Ken Adams: Wie kaum ein anderer hat er dem Franchise seinen popkulturellen Stempel aufgedrückt. Sein Fehlen fällt weder in FYEO noch in OP sonderlich auf, vielleicht wegen der vielen Außenszenen, während AVTAK mit Adams vielleicht ein besserer Film geworden wäre. Peter Lamont in allen Ehren, aber das prägende Genie des Ken Adams hat er zweifellos nie erreicht. Gute Setdesigner gibt es viele, bei wenigen würde man auf Anhieb eine eigene Handschrift erkennen. Unnachahmlich, wie Adams einen Raum in etwas Verblüffendes verwandeln konnte. Wo andere Filme Zimmer zeigten, gab Adams uns: „Bond“.

    Ich habe mich ja schon öfter als Ken Adam-Fan geoutet. Bei Deinem Kommentar musste ich an das Buch von Peter Lamont denken, dass ich mir zu Weihnachten gegönnt habe (und das ich durchaus empfehlen kann). Was mir hier am meisten aufgefallen ist, und was auch (unsere gemeinsame) Sichtweise unterstreicht, dass Adam eben ein Genie und Lamont ein guter Handwerker war, ist der unterschiedliche Zeichenstil der beiden. Wir alle kennen ja die schwungvollen Skizzen von Adam, mit wenigen Strichen entstehen hier Welten. Im Gegensatz dazu Lamonts Zeichnungen, sehr detailliert, aber eben ohne Esprit, eher ein wenig pedantisch.

    So, weiter im Text.


    LALD: Leider machte mir hier die Technik einen Strich durch die Rechnung, sodass ich nur bis zur Alligator-Farm kam. Was mir allerdings aufgefallen ist: Alles wirkt wesentlich frischer, dynamischer. Ob das am gut frisierten Roger Moore liegt, der Jahre jünger aussieht als Sean Connery? Und endlich auch mal wieder ein passender Felix Leiter, auch wenn David Hedison auf meiner Liste der Darsteller nur den dritten Platz einnimmt. Auch der Soundtrack ist überdurchschnittlich, ebenso der Schnitt. Insgesamt sehr kurzweilig. Leichter Aufsteiger.


    TMWTGG: Ist wahrscheinlich der Film, den ich am seltensten gesehen habe. Erstaunlicherweise, den er macht wirklich sehr viel Spaß. Gerade die Locations machen viel des Reizes aus, und dann natürlich der wahrscheinlich sympathischste Gegenspieler. Mit seinem judendlichen Charme vergibt man Roger auch den einen oder anderen Satz ("Keine Angst, Deine Zeit wird auch noch kommen"). Die Goodnight-Figur ist jetzt auch nicht so ganz mein Fall. Im Gegensatz zu meiner Erinnerung ist auch die ganze Solex-Geschichte doch einigermaßen stimmig. Ob es die Kanone gebraucht hätte, bleibt mal dahingestellt. Ikonisch natürlich das HQ im gesunkenen Schiff und dann natürlich die Einführung des Mega-Stunts, der die nachfolgenden Filme (und deren Macher) ein wenig unter Leistungsdruck gestellt hat. Deutlicher Aufsteiger.


    TSWLM: Nicht ganz faire Bedingungne. TSWLM war der erste Film, den wir auf unserem neuen 65-Zoll-TV geschaut haben, das macht natürlich von Haus aus mehr her. Ist in dem Fall aber gar nicht notwendig. Hier stimmt doch fast alles: Tempo, Locations, ein ebenbürtiges Bond-Girl, Humor, Action. Allein die Lotus-Sequenz ist brillant. Auch der Soundtrack hat seine Stärken. Nee, viel zu meckern gibt es hier nicht.
    MR: Wenn man sich damit abgefunden hat, dass wir hier wieder einen nahezu reinen Quatsch-Film vor uns haben, macht er einfach Spaß. Schlimm ist allerdings die Weltraum-Kampfsequenz, insbesondere der Moment, als die amerikanischen Astronauten das Shuttle verlassen. Das wäre sicherlich anders besser gewesen. Michael Lonsdale ist ebenfalls herausragend. Und anlässlich seines letzten Beitrags möchte ich noch auf das Ken-Adam-Archiv verweisen, wo es doch so einiges zu entdecken gibt: https://ken-adam-archiv.de/


    FYEO: Ach, irgendwie schade. Den hatte ich auch besser in Erinnerung. Das Hauptproblem, dass ich dieses Mal hatte, war, dass sich der Film nicht entscheiden kann, ob er nun ernst oder spaßig sein will. Freilich wäre auch eine Kombination möglich, nur die funktioniert hier mMn überhaupt nicht. Wesentlichen Anteil hat dabei wohl die Regieführung und auch die Musik, die bis dato die schwächste der Serie ist. Bzw. einfach nicht passt (die Musik an sich hat ja einen tollen 80er-Jahre-Flair), insbesondere bei der ersten Autoverfolgung merkt man das. Das klingt jetzt vielleicht schlimmer als es gemeint ist, aber irgendwie hat mich der Film einfach nicht gepackt. Klar gibt es großartige Szenen, aber insgesamt wirkt RM mittlerweile schon etwas zu alt, gerade bei den Kampfszenen merkt man das hier schon. Klarer Absteiger.


    Am Wochenende geht es dann hoffentlich weiter.

    Wobei die Synchro auch das eine oder andere Highlight bietet, wie etwa das hübsche kleine Nichts, dass sie beinahe anhat... Noch etwas, das mich an DAF gestört hat: Tiffany ist als Figur einfach nicht stimmig. In einigen Szenen durchaus eine toughe Schmugglerin, dann wieder etwas unbeholfen. Wobei auch hier die deutsche Version möglicherweise den Eindruck verschlimmert ("Du dumme Nuss", wobei ihr Handeln ja nicht wirklich dämlich ist, nur eben falschen Annahmen zugrunde liegt).

    So, ich bin in den Weihnachtsferien endlich auch dazu gekommen, mit dem Projekt anzufangen. Der Nachteil ist/war: In den Ferien bin ich einfach zu faul, etwas zu schreiben, deswegen hier nun meine Eindrücke aus der Erinnerung heraus.


    DN: Ob er ohne die Nachfolgefilme im (allgemeinen) Film-Gedächtnis geblieben wäre? Wahrscheinlich eher nicht. Hier fehlt es doch an Einigem, was die späteren Filme und das, was wir mit Bond verbinden, ausmacht. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die DN über zeitgenössische Filme herausstechen lassen. Zum einen hat mir die Kamera gut gefallen, er ist (im Großen und Ganzten) einfach sehr gut gefilmt. Und dann natürlich das Production Design von Ken Adam. Richtig bondig wird der Film mMn ohnehin erst, als Bond und Honey in Dr. Nos HQ kommen. Schön naiv die Reinigung. Und das Frauenbild war dann doch nicht so schlimm wie befürchtet. Insgesamt ein guter Einstieg in die Reihe, rutscht in meiner Bewertung aber etwas ab.
    FRWL: Für mich tatsächlich die positive Überraschung unter den Connery-Bonds. Ich hatte den wesentlich unspaßiger und "trockener" in Erinnerung. Erst beim Anschauen von FRWL fiel mir auf, was mir bei DN gefehlt hat: Der Humor. In Dr. No nimmt sich der Film und v.a. auch Bond zu ernst. Alleine die Tonbandaufnahme des Gesprächs ("So braun wie Deine Augen") macht einen enormen Spaß. Herausragend ist aber v.a. die Musik, die eine enorme Atmosphäre schafft.


    GF: Eigentlich einer meiner absoluten Lieblings-Bondfilme. Aber irgendwie hatte es dieses Mal nicht so ganz gezündet. Nichtsdestotrotz der erste Klassiker, da er einige Blueprints für die zukünftigen Filme liefert: Etwa die direkte Konfrontation mit dem Bösewicht (beim Golf, später dann natürlich der hervorragende Laser-Dialog), der spektakülare Tod, Gadgets usw. Auch das Q-Labor hat seinen ersten Auftritt. Architektur und Musik erneut überaus gelungen, aber irgendwie fehlte da doch ein wenig die Spannung. Und "mütterliche Instinkte" für den Gesinnungswandel von Pussy sind halt auch ein wenig dünn.
    TB: Wahrscheinlich der echte Klassiker, auch wenn er in der Allgemeinheit immer im Schatten GFs steht. Der Film hat mich von Anfang an gepackt. Alleine der Besprechingsraum von SPECTRE hat mich als Kind fasziniert und tut es heute ehrlich gesagt immer noch. Auch die Unterwasserschlacht fand ich keineswegs zu lang. Und ja, das rasende Schiff am Ende ist blödsinnig, aber was solls. Und endlich: Die Weltbedrohung ist da!


    YOLT: Hier beginnt Bonds Weg in Richtung Quatsch, wobei ich das durchaus positiv meine. Anders ausgedrückt: War bislang noch ein gewisser Bezug zur Realität da, ist er nun nahezu verschwunden. Macht aber (vielleicht ja auch deshalb) enormen Spaß, beispielsweise die Rutsche, der Magnet-Heli usw. Von Müdigkeit bei Connery konnte ich auch nichts erkennen. Ach ja: "Nur ein Mensch verwendet eine Walther PPK". Genau. Und endlich bekommt Blofeld auch ein Gesicht.


    OHMSS: War mein Lieblingsfilm vor dem Wiedersehen und bleibt es auch. Für mich tatsächlich der Film, der über die gesamte Laufzeit Spannung aufbaut und hält. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern wirkt hier Bond tatsächlich in Gefahr. Die Kampfszenen sind um Welten "härter" als bislang (und auch später in aller Regel). Hier gehen auch die globale Bedrohung und Bonds Bedrohung Hand in Hand. Das Fehlen von Ken Adam fällt auch nicht weiter auf (und das sage ich als absoluter KA-Fan). Und noch ein wenig Blasphemie: Mir gefällt Lazenby in OHMSS besser als Connery in DN.
    DAF: Willkommen in den 70ern! War YOLT schon eher in Richtung Quatsch gestartet, so übertrifft das DAF deutlich. Wobei hier vielleicht auch die deutsche Synchronisation beiträgt, ich kenne die englische Version nicht. Aber irgendwie fehlt mir hier etwas. Vielleicht ist der Plot dann doch zu dünn (im Gegensatz zu Connery, sorry). So richtig Spannung will einfach nicht aufkommen, der Unterhaltungswert ist insgesamt (für mich) zu niedrig. Und es gibt einfach zu viele (Regie-)Fehler (die berühmte Auto-auf-zwei-Rädern-Szene, das Rad, das ins Bild rollt, etc.). Hinzu kommt noch das maue Finale.


    Hier also meine Reihenfolge der Connery/Lazenby-Ära:
    1. OHMSS
    2. TB
    3. FRWL
    4. GF (ja, das tut mir jetzt doch ein wenig weh)
    5. YOLT
    6. DN
    7. DAF

    Über die Glaubwürdigkeit der einzelnen Filme kann man sicher geteilter Meinung sein, ich denke ein zurück - nein nicht in die Zukunft, sondern für die Zukunft - zu Ian Fleming würde gut tun. Damit meine ich die hervorragenden Bücher . Nicht nur die Titel, sondern deren Inhalt.

    Ich bin sicher nicht der größte Fleming-Kenner, aber würde ein "Zurück zu Fleming" nicht implizieren, dass die frühen Filme näher dran waren? Bis auf OHMSS waren doch alle Filme durchaus ein Stück weg, oder? Der Buch-Bond unterschied sich doch immer recht stark vom Film-Bond. Und vor allem: Sind die Inhalte wirklich auf die Leinwand (und ins 21. Jahrhundert) übertragbar? Von der Geschichte - Shitstorm coming - finde ich ehrlich gesagt auch das beliebte CR jetzt nicht soo umwerfend.

    Was haltet ihr davon? Die bessere Variante wäre wohl einfach mit jüngeren und engagierteren Produzenten einfach wieder mehr in die Gänge kommen, aber letztlich wäre es auch immer noch besser als gar keine Bondfilme.


    Zumindest ein interessantes Gedankenspiel. Vielleicht käme ja Tarantino so an seinen Bond-Film ;)


    Das Problem dabei könnte halt sein, dass Bond halt immer auch für eine gewissen Kontinuität steht bzw. stand. Gerade das macht ja ihren Reiz und ihre Qualität aus. Würde man wahllos einen Film rausgreifen und sich diesen als "Stand-alone"-Film vorstellen, würde er wahrscheinlich von den meisten recht schnell vergessen. Ich denke, die derzeitigen Produzenten müssen sich endlich mal klar darüber werden, was sie eigentlich wollen und wohin die Reise gehen soll. Im Zweifel halt die Rechte verkaufen oder zumindest lizensieren (wie es ja die Fleming-Erben machen).

    Einzig das mit dem Solex stört mich ein wenig.

    Das ist in meinen Augen auch das Hauptproblem des Films: Diese suggerierte, aber nicht wirklich vorhandene allgemeine Bedrohung. Mir scheint es so, als hätten die Macher nicht alleine auf das "persönliche" Element (also "nur" Bond in Gefahr) setzen wollen und noch schnell irgendwas zusammengeschrieben. Das unterscheidet wohl auch die 70er von den 2010ern: Hier wird das Persönliche zelebriert und die globale Bedrohung fast vergessen. Aber wir wollen ja nicht vorgreifen...

    Ich hab DN gestern auch fertig geschaut und er ging etwas besser als sonst (früher empfand ich das Abfallen der 2. Hälfte als vergleichbar mit DAD und SP). Quarrel finde ich aber nach wie vor nervig, Dr No nur stellenweise beeindruckend und Honey intellektuell deutlich weniger ansprechend als visuell. ;)
    DN wirkt einfach sehr angestaubt und ich würde von einem Quantensprung sprechen, den FRWL danach hingelegt hat: Musik, Regie, Darsteller, Drehbuch und Produktion wirken im Nachfolger einfach viel runder und hochwertiger. DN wird den Weg in den Player nach wie vor nur im Zuge von "Marathonsichtungen" finden.


    Spontane 3 von 10 Dieseldrachen von mir! :thumbdown:

    Dann werde ich ihn wohl am Wochenende auch mal reinwerfen müssen... Aus meiner Erinnerung sind es wohl gerade diese (veralteten) Rollenklischees, die ihn ein wenig altbacken wirken lassen: Die dümmliche weibliche Hauptrolle und der ebenfalls etwas einfältig dargestellte dunkelhäutige Helfer, positiv habe ich v.a. das Jamaika-Flair und v.a. das Production Design in Erinnerung. Aber wie wir gesehen haben, können Erinnerungen ja auch durchaus trügen...