So, eine Nacht drüber geschlafen, mal sehen, ob ich ein Review auf die Kette bekomme. Zuerst mal: Ich bin absolut zufrieden mit Spectre. Zwar kam ich nicht so euphorisch aus dem Kino raus wie bei Skyfall, da mir hier diverse Schwächen einfach zu sehr ins Gesicht gesprungen sind, aber der Film war klasse und spätestens zu "James Bond will return" war ich happy. Als over the top würd ich den Film jetzt vielleicht nicht bezeichnen, dafür gab es einfach genug andere Bondfilme, die richtig übel aufgedreht haben, aber spätestens zu der Verfolgungsjagd mit dem Flugzeug hab ich mir gedacht, daß, wenn man die Brosnan-Bonds mit der Mischung aus Humor, Action und Lässigkeit gedreht hätte wie Spectre, diese vermutlich wesentlich besser geworden wären. Ab hier geht's mit Stichpunkten weiter, ich bin eh nicht so der Held, was Reviews angeht und in Romanform schon gar nicht.
Positiv:
- Der Humor. Die Gags zünden einfach, es gibt keine platten Sprüche, sofern sie nicht ohnehin zum Charakter passen, und die Situationskomik war auch herrlich. Allein, daß das Superauto auch mal nicht so ganz funktioniert wie es soll, war Gold wert! Meinen Sinn für Humor hat's zumindest getroffen.
- Genügend Action, daß der Film kurzweilig ist, aber weder übertrieben schnelle Schnitte noch pausenlose MG-Salven oder Explosionsorgien.
- Es gab auch mal die eine oder andere nette Hommage für die Romanleser. Bei "Hildebrand's" ging zumindest mir das Herz auf Die restlichen Hommagen an die Filme fand ich auch durchaus okay.
- Die, die normalerweise daheim bleiben, hatten viel Screentime, ohne lächerlich oder aufdringlich zu wirken. Sie hatten eben ihre Parallelhandlung in London und halfen nebenbei Bond. Und spätestens jetzt sollte auch klar sein, daß M jemand ist, mit dem man sich besser nicht anlegt. Mir ist der Trupp M-Moneypenny-Q-Tanner durch den Film echt sympathisch geworden!
- A propos Moneypenny. Zu sehen, daß sie einen Lover im Bett hat, statt sich für Bond aufzuheben (was man bei ihren Vorgängerinnen vielleicht vermuten könnte), fand ich großartig!
- Waltz' Blofeld. Zugegeben, eine typische Waltz-Rolle. Er wirkt nett und etwas still, ist aber ein arroganter Psycho, den man besser nicht schräg anguckt, wenn man in einem Stück den Raum verlassen will. Seine Psychospielchen mit Bond fand ich übrigens klasse, genauso wie man schon gut mit eingebracht hat, daß er immer irgendwie überlebt.
- Hinx war auch tatsächlich wieder mal ein klassischer physischer Henchmen, der nicht bloß daherkommt wie ein kleiner Buchhalter, der für seinen Boss die Anrufe tätigt. Hatte fast ein wenig gehofft, er überlebt den Sturz aus dem Zug, aber erstens kann man nicht alles haben und zweitens wär's wohl auch ein bißchen too much gewesen.
Negativ:
- Blofelds Beweggründe. Das ganze Gedöhns, weil "Papi hatte dich mehr lieb als mich, wäwäwäh"? Seriously?! Wenn da noch irgendwelche materiellen Dinge oder Machtspielchen im Spiel gewesen wären, hätt ich's ja vielleicht noch verstanden, aber Papa Oberhauser war nur ein fucking Skilehrer Mal sehen, ob in einer möglichen Fortsetzung näher darauf eingegangen wird.
- Lea Sexdoux/Madeleine Swann. Tja. Ein ziemlich blasses Bondgirl, auch wenn sie schießen kann und die Tochter eines Kriminellen ist. Noch weniger Mimik und Kristen Stewart hätte ernsthaft Konkurrenz bekommen. Aber wenigstens entgleist ihr die ins Gesicht gemeißelte Gleichgültigkeit, als sie Bond anschreit und später als sie mit ihm pimpert. Wenigstens etwas.
- Die Lovestory wirkt außerdem ziemlich konstruiert. Wie lange kennen sich die beiden? Drei, vier Tage und ein Bümserchen und schon würde er ihr Gesicht unter Tausenden erkennen, egal, wie oft Bruder Franz noch bohrt? Eijeh... Aber ich hoff ja auf eine Fortsetzung. In den Romanen kommt es mir auch öfters vor, daß Bond gerne mal schneller die Engelein singen hört als die Herzensdame (die Beste immer noch Helga Brandt: "Ehm... Nope? Ich bin verlobt...") Naja, BTT. Die Story mit Vesper fand ich jedenfalls um einiges besser und vor allem weniger schnulzig oder bemüht dargestellt.
- Lucia. Dafür, daß Monica Belucci so groß beworben wurde, war ihre Rolle echt verschenkt. Severine dürfte mehr zur Handlung von Skyfall beigetragen haben. Aaaaber: Fortsetzung... *hoff*
Im Übrigen fand ich es schon recht früh vorhersehbar, daß C bei Spectre auf der Gehaltsliste steht und daß Silva nun doch kein allein stehender Villain sein soll, find ich auch nicht so prickelnd. Ich seh das aber ähnlich wie Havanna. Vielleicht hat Blofeld ihm einfach Personal und Mittel zur Verfügung gestellt, damit Silva sein Ziel verfolgen kann. Der tut dann etwas, das Blofeld schön in die Hände spielt, ohne daß es einen Hinweis gibt, daß er dahinter stecken könnte. Trotzdem hat es Silva ein wenig "entzaubert"
Jedenfalls schreit der Film geradezu nach einer Fortsetzung und ich hoffe inständig, Craig ist weiter mit dabei, ein Nachfolger hätte es jedenfalls irre schwer! Den jetzigen Stil können sie gerne beibehalten. Der paßt mir
Und um noch ein kleines Häuflein zu hinterlassen: Der Titelsong ist immer noch scheiße