Beiträge von Mr. Fogg

    Flint ist mir bisher unbekannt, muss ich gestehen. Ich konnte mich unter bestimmten Umständen aber für die vier Matt-Helm-Filme von Dean Martin begeistern: Eine sehr gute Hintergrund-Unterhaltung bei Getränke-Abenden in guter Gesellschaft. Man muss nicht immer dran bleiben, aber die leichte Atmosphäre schwappte rüber. Wein und Weib kennt man ja bei Bond schon - hier dann auch durch Gesang ergänzt. Und der, das gebe ich zu, trifft meinen Geschmack.

    Meines Erachtens ist die wichtigste "Botschaft" von SF, dass sowohl Bond als auch Silva mit den gleichen Voraussetzungen beginnen:
    a) Beide sind Waisen - d. h. völlig ohne Wurzeln. Sie kompensieren das, indem sie ihren ganzen Lebenssinn in den MI6, personifiziert durch M, hineinlegen. Ganz ohne Bindung, ganz ohne Sinn ist Leben eben nicht möglich.
    b) Beiden wird dieser Sinn genommen, die "Nibelungentreue" wird an einem bestimmten Punkt nicht erwidert.


    Nun aber die Verarbeitung dieser Krise:
    Bond säuft, nimmt Tabletten, läßt sich gehen, ist desorientiert und ziellos.
    Silva ist auf Rache und Selbstmord aus. Völlig zerbrochen und sinnentleert.
    Bond ist dann in der Lage zu vergeben: "Ich war nie weg."
    Silva nicht.


    Wenn man so will, kann man hier echte Lebenshilfe ernten. Wie gehe ich mit der ganz großen Krise um? Welcher Weg ist besser?


    Ich möchte mir an dieser Stelle gestatten, darauf hinzuweisen, dass ein ähnliches Typenpaar an klassischer Stelle anzutreffen ist:
    In dem Spielfilm "Moby Dick" (1956):
    Im Laufe der Handlung begegnen uns zwei Kapitäne, die beide vom selben Wal verstümmelt wurden.
    Kapitän Ahab von der "Pequod" und Kapitän Boomer von der "Samuel Enderby".
    Ahab sinnt auf Rache und setzt sein Leben und das seiner Mannschaft und sein Schiff aufs Spiel.
    Boomer dagegen hätte den Wal "am liebsten umarmt und geküsst" für das schöne Stück Walknochen an Stelle seines Arms. "Wer noch alle Gliedmaßen hat, weiß gar nicht, was er versäumt."
    Letzterer hat die Krise gemeistert, wahrscheinlich musste ja auch er daran arbeiten. Er konnte dem Wal "vergeben", Ahab hat das nicht geschafft.


    Vergebung ermöglicht "Heilung"!
    Das, meine ich, macht die Größe von Skyfall aus.

    Auch auf die Gefahr, den Verdacht zu erregen, nur Konversation machen zu wollen, möchte ich doch die Frage stellen, warum ich eigentlich hier bin.


    (Bond zu Kamal Khan, OP)

    Klar verstehe ich, dass man die beiden mag, aber das liegt eher daran, dass beide gut spielen. Scaramanga liegt bei mir auf Platz 4 der Bestenliste!
    Aber sympathischer als Bond? Niemals, denn beide, Scaramanga und Sanchez töten aus "primitiveren" Gründen und Scaramanga macht es sogar Spaß (O-Ton im Film).

    Dass es Bond völlig unangenehm ist, zu töten, wage ich zu bezweifeln. Und ob Scaramangas Gründe "primitiver"sind? Gut, ich würde auch sagen, wenn schon töten, dann nur für ihre Majestät, aber das ist leider ein Argument, das man jedem staatlich beauftragten Killer zugestehen müsste - und dann wird es kompliziert: Wenn die Regierung wechselt, ist man dann noch legitimiert? Siehe Nürnberger Prozesse.
    Aber wie drückte es Roger Moore in "Die Wildgänse kommen" so treffend aus: "Moraldiskussion unter Söldnern - wer hätte das gedacht?!"

    Es stellt m. E. keinen Widerspruch dar, dass Scaramanga persönlich nichts gegen 007 hat, ihn dann aber töten will. Es ist die sportliche Herausforderung.
    Was mich in diesem Zusammenhang nur stört, ist das Drehbuch, das Bond hier geradezu unsportlich erscheinen läßt:
    Die Freude Scaramangas, Bond wieder zu sehen ist echt. Bond erwidert das nicht. Wieso nicht? Er hat doch auch kaum soziale Kontakte!


    Und moralisch gesehen IST Sacaramanga nicht mal ein Bösewicht: er tut das selbe wie 007, nur wird er von einem anderen bezahlt. Die beiden sind Kollegen, haben kultivierten Geschmack an Wein, Weib und Lebensart... . Das hätte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden können, wie Bogie gesagt hätte. Nun gut, sowas muss ja nicht, aber Bond wirkt hier neben Scaramanga einfach unsymphatisch in seiner Ablehnung.

    So gesehen ist Brosnans Bond ein Best-of seiner Vorgänger. Und damit ist er eigentlich für jeden Geschmack geeignet. Ihr sollte ihm hier auch mal etwas mehr Lob entgegenbringen. Und für die Drehbücher konnte er ja nichts!

    Mir aus der Seele gesprochen!!! Er hat mich bei der Erstaustrahlung von Remington Steele schon beeindruckt, und ich schlug ihn im Freundeskreis damals als Moore-Nachfolger vor. Das traf nicht auf Zustimmung. Ich bin dankbar, dass die Geschichte mir später Recht gab.
    Die Drehbücher... na, ja - ich hätte ihn unheimlich gern noch in Casino Royale erlebt. Bei der Lektüre der Bond-Romane hatte ich ein bestimmtes Gesicht im Kopf - diesem entspricht Brosnan am ehesten.

    Wenn man nach Fleming geht, ist Bonds Privatleben letztlich stinklangweilig und uninteressant, seine Wohnung bestenfalls funktional. Bond langweilt sich und wartet auf den nächsten Auftrag, dazwischen vertreibt er sich die Zeit mit seinem Oldtimer und ein paar Weibergeschichten. Seine Heimat ist die große, weite Welt, sein Leben der Job plus ein bisschen Spass nebenher. Nur das gibt im Auftrieb, daheim verkümmert er. Das ist die Essenz des Charakters. Und deswegen stellt sich für ihn, nachdem die Frauen, die er wirklich geliebt hat, beide tot sind, die Frage nach dem Aufhören auch gar nicht: Was sollte er sonst machen?


    Dewegen bin ich beim Kino-Bond für so wenig Privatleben wie möglich. Bonds Leben muss leer und nihilistisch bleiben, das macht ihn paradoxerweise faszinierend. SF war für mich schon fast zuviel Privatheit.


    Hier versteckt sich m. E. das Erfolgsrezept der Bond-Figur: Die Möglichkeit zu einer Identifikation mit 007.
    Die meisten von uns werden vermutlich ein Privatleben führen, das ähnlich ereignislos ist. Bewegen wir uns durch das Leben, könnte man sich immer vorstellen, dass da ja noch dieser Geheimberuf ist, der uns immer wieder in die große Welt und die bunten Abenteuer führt. Je langweiliger mein Leben, desto besser bin ich als Geheimagent - eben unauffällig. Man könnte sagen: die meisten Bond-Fans sind im Privatbereich Bond sehr ähnlich.
    Und gerade aus diesem Grund hätte ich gern mal einen Film oder ein Buch, das sich speziell damit befasst: Probleme des Alltags - was passiert zwischen den großen Fällen? Im Büro, im Urlaub, mit Freunden/Freundinnen, ...
    Radikal: Wie hätte der nächste Film ausgesehen, wenn Tracy nicht erschossen worden wäre? Bond zunächst ohne Job, nicht allzuviel Geld (die Mitgift Dracos hat er ja nicht angenommen), bald mindestens drei kleine Kinder, die an einen Mann eine größere Herausforderung darstellen, als jeder seiner Aufträge? Vielleicht sogar noch härter: Bond fasst beruflich nicht mehr Fuss und Tracy geht arbeiten... . Wie würde Bond das bewältigen?


    Wenn man eine Kontinuität mit den DB5 herstellen will, wird es immer schwierig. Man kommt ins Fabulieren. Macht aber Spaß.

    Eine andere Lesart wäre: Der Faktor Zeit ist bei der "Lektüre" der Filme unerheblich. Bond wird ja auch nicht älter. Daher stellt SF einen wunderbaren Ringschluss dar: SF endet da, wo DN beginnt. Man betrachte in diesem Zusammenhang besonders Ms Büro: Die Einrichtung, Mrs. Moneypenny, ... . Nach SF hatte ich große Freude, wieder mit DN anzufangen.