Beiträge von kananga

    Hochgezogene Augenbrauen, ein flotter Onliner für jeden, der ihn umbringen will, ein wunderschönes, klassisches Englisch mit sonorer Stimme - thank you, Sir Roger..."the most genuine Bond in simple Britishness" nannte ihn ein Kritiker...

    grundsätzlich gebe ich gerne Recht, dass manche gelungene Stunds durchaus Szenenapplaus und ein Lächeln abnötigen - aber gerade dieses Lächeln friert wieder ein, denn die spektakuläre Unglaubwürdigkeit der Stunts allein wird eben amusementhalber veredelt durch ein Augenzwinkern, das Problem-Daniel eben nicht drauf hat, zum Unterschied von Brosnan kann er nicht glaubwürdig auf Moore machen.


    So sackt er, der in SF noch von überzeugender Kantigkeit war, hier auch darstellerisch ab.


    Aber der generelle rote Paradeiser, wie man in Österreich sagt, gebührt doch dem Einfall , Ernst Stavro und 007 in stiefbrüderlich-zweisamer Vergangenheit zu vereinen - oder etwa nicht?

    Soeben die Clayton-Verfilmung aus dem Jahr 1974 gesehen. Redford
    interpretiert seinen Gatsby viel zurückhaltender als diCaprio, was
    irgendwie nicht so zu der Rollle passt. Vordergründig nicht- denn Gatsby ist nicht zuletzt auch ein großer Zauderer, und so bleibt viel mehr Platz für die Gesamtstory. Insgesamt betrachtet,genügen der beachtliche
    Leonardo diCaprio und die bombastischen Spezialeffekte allein
    für mich bei weitem nicht, die Neuverfilmung mit der wesentlich die
    werkgetreueren, auch mit den Stilmethoden
    den Impressionismus der erzählerischen Vorlage besser einfangenden
    Redford-Verfilmung von 1974 konkurrieren zu lassen, für die niemand anderer als Francis Ford
    Coppola das
    Drehbuch beisteuerte. Erstaunllich viele der kleinen atmosphärischen Verdichtungen, die das impressionistische Original prägen, finden sich,
    soweit das möglich ist, auch im Film wieder - und widerspiegeln exakt die
    melancholische Tonart des Originals...


    Auch Mia Farrows
    Darstellung der Daisy Buchanan,
    die oft kritisiert wurde, bleibt für mich auch durch Mulligan unübertroffen - denn eben
    durch
    ihre plakativ gekünstelte, schrille, oberflächliche und unsymphatische Darstellung zeigt sie
    ja eben,
    dem Geist des Buches getreu, wie tragisch Gatsby in den Illusionen
    seiner Liebe, die ja auch nicht der realen Person Daisys gilt, sonderm
    dem Lebenstil, den sie verkörpert und den er schließlich ja selbst
    imtiert) gefangen ist. (Übrigens - was für eine Art von Frau war denn eine gewisse Gattin des Autors Scott Fitzgerald;)?) Durch Farrows Überzeichnung wird eben auch die Kitschfalle umgangen. Ebenfalls absolut sehenswert und überzeugend (aber hier bin
    ich wohl
    etwas voreingenommen): Moonraker-Girl Lois Chiles als Jordan Baker,
    (wobei wir ja mit Chiles und Farrow auch mehr als nur einen kräftigen
    Hauch Tod auf dem Nil-Atmsophäre hätten;)..der Film von 1974 fiel bei
    der Kritik durch - trotz einiger Längen doch zu Unrecht, wie ich meine.


    Fazit: ich will nicht auf die in 2013er Verfilmung hinhacken, sondern die (übrigens seinerzeit verissene) 74er Verfilmung loben - bleibe aber bei meinem Eindruck, dass vor allem miese Drehbücher die Hauptmisere der Filmindustrie von heute sind...

    Geschätzter Kollege photographer...ser scharfsichtige und bedenkenswerte Ausführungen! Ich sehe es auch so, dass Connery für die 60er außergewöhnlicher und gewissermaßen auch revolutionärer wirkte, während sich Moore wohl mehr in die damaligen, vor allem auch englischen Zeitgeist-Porduktionen eingereiht hätte ( siehe auchPatrick MacNee etc.) - der aber eben nicht für die aufbegehrende junge Generation gemacht war.
    Andererseits war das konservative Äußere Connerys, der Schnitt seiner Anzüge etc., auch in den 60ern ein Anachronismus.


    Moore schaffte es paradoxerweise,, in den 70ern die Rolle zu verjüngen, vor allem eben optisch-äußerlich, während seine Gentleman-Haltung, der Geist seiner Filme, dem Zeitgeist gewissermaßen entgegenstellt wirkte.

    daran ist sicher viel dran, wobei ich allerdings auch darauf hinweisen möchte, dass Lazenby ja im ganzen Film schauspielerisch besonders im Vordergrund stand und gewissermaßen ins kalte Wasser geworfen wurde. Der zweifellos viel überzeugendere und routiniertere Moore wurde da in LALD viel weniger "zentral" behandelt. Tatsächlich wirkt die offensichtliche Amateurhaftigkeit Lacenbys ja mitunter auch erfrischend, und es ist hervorzuwerfen, dass sowohl Connery als auch Diana Rigg, die menschlich mit ihm ja überhaupt nicht harmonierte, ihn für eine schauspielerische Naturbegabung hielten. Tatsächlich kann ich mir weder Connery noch Moore so leicht in der Rolle vorstellen.

    melde mich hiermit wieder im Forum zurück. Connery und Moore führen für mich gleichauf die besten Liste an (wenn auch Moore mein sentimentaler Favorit ist), aber sie werden für mich immer gleichberechtigt als Repräsentanten der goldenen, der leider untergegangenen Bond-Ära stehen.


    Connery ist für mich der kompletteste Bonddarsteller und auch somit der, der Flemings Intentionen am umfassenden gerecht wurde. Man muss andererseits aber auch dazusagen, dass man bei ihm, was qualitätsvolle Stoffe betraf, aus dem Vollen schöpfen konnte und er dadurch, dass er die Gelegenheit hatte, die Rolle zu prägen, einen unbestreitbaren Startvorteil gegenüber allen anderen hatte - ein Vorteil, der auch erst genutzt werden muss. Das gentlemanlike, die Ironie, die Abgeklärtheit gegenüber sich selber - das, so stelle ich einmal als These in den Raum, waren Elemente, die Connery, anders als Moore, nicht auf Abruf hatte und aus dem kleinen Finger schüttelte, sondern sich erst mühsam aneignen musste - was wiederum souverän gemeistert wurde und sehr für Connerys schauspielerische Qualitäten spricht. Dabei mag auch mitspielen, dass Connery ja bei Rollenantritt Anfang 30 war und somit um Einiges jünger als Moore bei LALD.


    Connery und Moore eint auch sonst im Rückblick mehr, als man angesichts der beliebten Ausspielerei der beiden gegeneinander oft annehmen möchte: sie sind beide von vollendeter, brillianter Eindimensionalität und Unsentimentalität, und ihre Darstellung ist "wie aus einem Guß". selbstbejahend-selbstverständlich gerade auch in dem sellbstironischen Augenzwinkern, weder sich noch den eigenen Beruf in Frage stellend, beide sind Virtuosen des schauspielerischen Minimalismus, Emotionen blitzen bei beiden wenn, dann nur ganz kurz un vorübergehend auf . Kaum vorstellbar, Connery (oder auch Moore) etwa in dem von mir durchaus geschätzten OHMSS zzu sehen, und auch der Craigsche Spagat - die Gebrochenheit der Rolle, der ständige Wechsel zwischen Eiseskälte und Hypersensitiver "Problembehaftetheit" liegt beiden völlig fern. Connery und Craig sind meiner Beobachtung nach die beiden Darsteller, die die Frauen am meisten begeistern können. Eine besondere Lanze sei auch für den oft verschmähten älteren Connery gebrochen - nie wirkte er cooler als in den oft schwach bewerteten DAF und NSNA.


    Zum Schluss noch eine kontrafaktische Überlegung: was wäre, wenn Moore der erste Bond der 60er gewesen wäre - hätte Connery die Rolle 1973 ebenso erfoglreich übernehmen können, wie Moore es tat? Immerhin ist er ja eigentlich der Jüngere....

    zunächst einmal herzlichen Dank für die vielen Antworten und die rege Debatte! Ich beziehe mich bezüglich unterschätzt darauf, dass so massiv und radikal an Moores generellen schauspielerischen Fähigkeiten gezweifelt wurde. Bei Lacenby ist die "Unterschätzung" damit zu konterkarieren, dass schon Connery, die mit ihm zerstrittene Filmpartnerin Diana Rigg und viele mehr hervorhoben, dass er für einen Anfänger sehr talentiert gewesen sei. Ich persönlich finde jedenfalls, dass seine Darstellung in OHMSS einen eigenen Flair verströmt und ich mir weder Connery noch Moore so richtig an seiner Stelle vorstellen kann.
    Dalton als hervorragender Schauspieler wurde denke ich allgemein anerkannt, genauso wie sein Debüt in TLD ja allgemein gefeiert wurde. Die Meinungsverschiedenheiten gab es dann vor allem bezüglich LTK das freilich bei manchen Fans als das Bond-Meisterwerk schlechthin gilt. Aber auch bei jenen, die, wie ich, viel skeptischer sind, kann man nicht behaupten, dass diese Skepsis sich auf die Person Daltons bezieht. Craig wurde vor seiner Premiere unterschätzt, nachher aber, so zumindest meine Ansicht, generell überschätzt. lg

    ich stimme Dir völlig zu,dass Connery da sehr gut gelernt hat und auch bezüglich Daltons an sich sehr guten schauspielerischen Fähigkeiten und seiner prinzipiell auch sehr guten Eignung als Bond.
    Zum "kalten Instrument der Regierung", damit habe ich so meine Probleme und ich weiß auch nicht, ob das Flemings Intentionen entspricht. Bond ist ja, anders als es der Film CR suggeriert, kein Auftragsmörder, sondern jemand, der, siehe das Buch GF, wenn nötig auch widerwilig töten muss. Und schon garnicht ist er ein "Instrument", sondern ein Mann mit gewissen Prinizpien, wobei der Zweck die manchmal fragwürdigen Mittel heiligt. Gewiss wird er mitunter, als kalt beschrieben, etwa in CR(Buch) von Vesper oder in TSHLM,aber meist aus der Perspektive von Frauen, wobei dies aber offensichtlich mit Attraktivität gleichgesetzt wird. Auf keinen Fall sollen etwa ernsthaft seine "emotionalen Unzulänglichkeiten problematisiert oder gar therapiert werden"und hier schlage ich auch den völlig zu Recht Bogen zurück zu Brosnan, weil dieser bereits, hier ein Vorgänger Craigs, diesbezüglich stark in die Defensive gerät.

    ich denke aber, es wird unterschätzt, wie sehr Flemings Bond, bei aller Distanz zu klassisch-ritterlichen Helden wie Sherlock Holmes, doch bis in die Haarspitzen und mit völliger Selbstverständlichkeit von britischem Public-School und College-Kodex geprägt ist und sommit sicher nicht primär als eiskalter Berufsmörder oder Schläger konzipiert. Gewiss ist er (auch) ein Killer, aber eben ganz sichr nicht einer, der jederzeit ohne Probleme auch für die andere Seite arbeiten könnte, ein kaltschnäutig-undurchsichtiger KGBler z.B. - die eigene Seite kritisch zu hnterfragen mag man ja symphatisch finden, aber es war eben absolut nicht Flemings Thema! Es ist ja zudem bekannt, dass Regisseur Young dem jungen Connery eigens eine Schulung in Gentleman-Verhalten gab, während Moore ja schon ständig und serienmäßig solche, dem damaligen britischen Hauptabendpublikum beliebte Rollen spielte...P.S.: Moore war nicht nur ab 1962 in "Simon Templar" zu sehen, er spielte zuvor auch u.a. einen britischen Snob und Frauenhelden an der Seite von James Garner in der sehr erfolgreichen Western- Serie "The Maverick" (übrigens soll diese Rolle auch Sean Connery angeboten worden sein, der aber ablehnte)

    Ja, auch mich erinnert Dalton sehr an Bond, wie Fleming ihn beschrieb. Craig zögere ich aber sehr vor Moore zu nennen, ich wage sogar den Schluss dass Moore bei Fleming tatsächlich zunächst sogar vor Connery kam. Die Behauptung, Fleming habe Moore favorsiert, konnte bis jetzt noch nicht widerlegt werden, wenn Moore auch sicher nicht 1. Wahl war, aber dass man ihn vor 1962 in den engeren Kreis einbezog, erscheint mir durchaus vorstellbar. Zumindest dürfte Moore Fleming damals eher ein Begriff gewesen sein als Connery, und es ist gesichert, dass für ihn Connery zunächst zu "proletenhaft" war (interessanterweise liebäugelte Fleming ja auch sehr stark mit David Niven als Bond, man sollte sich aber auch ein wenig überlegen, wie Fleming selbst aussah bzw. sich gerne präsentierte).

    Dalton ging von seiner Fleming-Lektüre aus, unterlag aber m.E. einem Missverständnis: Er betonte stets, dass Bond bei Fleming kein "Superman", sondern ein "ganz normaler Mann" sei, übersah jedoch, dass die "realistischen Einsprengsel" ebenso wie die "Psychologie" bei Fleming im Wesentlichen nie ernst gemeint waren, sondern eher eine augenzwinkerndes Dialogisieren mit dem Publikum, es gibt da viele Äußerungen des Autors in diesem Sinn und die Grundkonzeption eines derartigen Superspions war im Grunde immer schon eine völlig Märchenhafte, Unrealistische, Fantastische. CR und OHMSS sind die Ausnahmen, die tatsächlich einen ernsthaften Blick in die Seele des Helden wagen u. bei CR auch auf sehr Flemingsche Weise erklären, wie Bond Bond wurde. OHMSS ist m.E. irgendwie ein eher isoliert stehendes Werk, mit starken Hemingwayschen Anleihen, siehe A Farewell to Arms. Der Film ist dennoch für mich sicherlich kein Missgriff, anders als LTK und der Großteil von Craig, wobei Dalton für mich ansich viel bondiger ist als Craig. Bei Spectre wurde in der "Zeit" an Becketts Endspiel erinnert, gerade auch in Bezug auf die Rattenszene, auch Christoph Waltzs "Urheber deines Schmerzes" scheint mir bez. Bond und Ernst Stavro Oberhauser psychologisch in diese Richtung zu weisen alls letztlich beliebiger, austauschbarer Figuren jener Postmoderne, die aber freilich schon zu Flemings Lebzeiten in großer Mode stand und gegen die Fleming mglw. auch anschrieb, so wie auch gegen die von ihm beargwöhnte Unterwanderung des Geheimdienstes durch die Kommunisten.

    hier wurde schon sehr viel Zutreffendes gesagt. Gewiss war Brosnans Spiel oft zu plakativ, gewiss versuchte er sich zusehr an Connery zu orientieren, wiewohl ihm die augenzwinkernde Moore-Note besser stand. Andererseits ist er weniger "vergeistigt" als Moore, und es gibt bei ihm nicht diese Filme, wie etwa TSWLM, wo nicht nur jedes Bonmot, sondern auch jede Geste, jede Bewegung völlig überzeugend "sitzt". Hier fällt mir noch etwas auf, was m.A. nach klarzustellen ist: die Forderung nach einem "härteren" Bond, im Sinne des früheren Connerys, wird oft mit der Forderung nach einem "menschlichen, realistischeren" Bond gleichgesetzt. Das ist aber m.A. nach völliger Unfug, denn gewiss war Connery härter und in diesem Sinne vielleicht auch kompletter als Moore, aber er war seit DN doch nie "menschlich, realistisch". Gewiss auch gab es in jedem Brosnan-Drehbuch glänzende und sehr bondige Grundideen, die aber dann zum Teil sehr enttäuschend verarbeitet wurden, der letzte klassische, rundum gelungene 007 bleibt für mich TLD, bei Brosnan gab es lediglich Szenenapplaus. Dennoch war er einfach optisch und auch offline mit Selbstverständlichkeit 007, und ich muss sagen, dass für mich anbetrachts dieser Tatsache eigentlich jede Kritik an seinem "plakativen" Schauspiel an Relevanz verliert.


    Auch für mich wurde seine schauspielerische Leistung immer besser und unverkrampfter. In meiner persönlichen Rangliste steht ihm derzeit hinter Connery und Moore, die ex äquo führen, eindeutig der dritte Platz zu. Was mir übrigens auffiel, ist, dass Wilson und die über alles verehrte Frau Broccoli schon früh, also spätestens in TWINE Zeiten so redeten, als hätten sie Pierce satt - ich dagegen fand gerade DAD mit Ausnahme des entsetzlichen Titelsongs und des völlig überladenen Finales einen Bond, der Lust auf mehr Brosnan macht.

    als Traditionalist und eingefleischter, verbohrter Anti-Craigianer gewinnt SF bei mir in allen Punkten: ist übrigens der einzige Craig-Film, der bei mir trotz etlicher gewichtiger Einwände 3 von 5 Punkten auf einer pers. Bewertung einnimmt und immerhin im guten Mittelfeld plaziert ist..SF packt den Bond-Mythos, wie mir auch der geschätzte Mr. Fogg vermittelt hat, als einziger Craig-Film irgendwie an der Wurzel oder "problematisiert" ihn, wenn auch die Art und Weise dieser problematisierung nicht überzeugt. Die Bezüge zur Klassik sind für mich durch die Rückverwandlung am Schluss wesentlich origineller und überzeugender umgesetzt.Der Titelsong von Adele gewinnt haushoch, ebenso wie das Intro. Auch Craigs kantige, "alte" Darstellung finde ich in SF wesentlich überzeugender als die in Spectre, und wenn ich mich nicht ihre, ertönt auch das alte Norman/Barry Theme wesentlich häufiger?


    Ich kann vor allem der Einstufung von Spectre als "Neoklassiker" keinesfalls folgen, wenn auch z.B. die Gaderobe sehr überzeugend bondig ist. Spectre ist für mich Bond als eine letztlich beliebige Figur in einer freilich definierten Epoche des gesamten bisherigen Bond-Ära,, aber der Zusammenhang, in den Bond mit diesen Zeitebenen tritt, ist letztlich beliebig, vage und unklar.. Der "echte" Bond ist aber ein unverwechselbares, spezifisches Individuum in sehr spezifischem Diskurs mit der Jetztzeit, dessen besondere Langlebigkeit eben davon her rührt, dass er nicht nur ein Relikt des Kalten Krieges ist, sondern bereits im Kalten Krieg ein "Relikt" war.

    Endlich habe ich die Zeit, mich zurückzumelden und einen (wenn auch nur kurzen) Beitrag zu verfassen. Eines vorweg: ich bin bezüglich Craig nach wie vor in einer Zwickmühle gefangen. Die Zwickmühle rührt simpel daher, dass ich mir redlich alle Mühe gebe, mein ihm und seiner Bond-Intepretation gegenüber mein negatives Urteil zu falsifizieren oder wenigstens in einer oder anderen Hinsicht zu modifizieren und zu relativieren, weil mir dies aber partout nicht und nicht gelingen will. Mein erster Eindruck von Spectre ist leider entsetzlich. Hier wurde in Überlänge irrsinnig viel erratisch Nebeneinanderstehendes hineingepropft, doch es wurde einfach nicht angestrebt, ich behaupte, nicht einmal versucht, diese Elemente zu einer kohärenten, bondigen und glaubwürdigen Story zu vereinen.


    Es wimmelt von Zitaten, wie in einem der schlechtesten und postmodernsten Eco-Romane, Zitate von Fleming selbst, aus den Connery und Moore Klassikern (aber diese klassischen Zitate machen den Helden und seine Interpretation eben nicht weniger aufgefleddert postmodern-konfus), massig Zitate aus dem Craig-Universum. Es gibt einen Bond, der, wie bei Craig selbstverständlich, "zerissen" ist und "Probleme" hat und es gibt einen Oberhauser namens Blofeld oder Blofeld namens Oberhauser, der, absurderweise, der "Ziehbruder" von Bond ist und irgendwie mit diesen Problemen in Verbindung steht oder ein Teil dieser Probleme ist. Ich gestehe, ich befürchte, dass sich 007 und Ernst Stavro letztendlich im nächsten Bond als eine Person erweisen werden, identifiziert selbstverständlich durch ein posthumes Filmchen von Judi Dench-M. Es gibt dann aber tatsächlich eine Katze und es gibt eine Maus, und irgendwie treten auch die mit Bonds Psyche in Zusammenhang. Es gibt, wie bei Craig selbstverständlich, eine Emanze bzw. Pseudo-Emanze (daneben übrigens ein wenig ein schmelzenderes Duplikat der unvergoldet-spröden Masterson-Sister in GF), die praktischerweise Psychologin ist und Bond einen Korb gibt, weil sie seinen Beruf für zu gefährlich hält. Bond stellt sich seinen Problemen auch irgendwie brav, oder irgendwie doch nicht schlimm. Daneben ist eine Geheimdienst-Story, die irgendwie sehr an Snowden erinnert und das "John LeCarre"-artige an Skyfall fortsetzt just in einer Zeit, in der sich die tatsächlichen Außefeinde der Freien Welt wieder kräftig bemerkbar machen.


    Es gibt, tatsächlich wie früher in der goldenen Ära,etliche gekonnt stimmig-unstimmige unglaubwürdige und spektakuläre, Actioszenen. Aber wenn die bei einem omnipotenten, augenzwinkernden Actionhelden herrlich unsinnig wirken, wirken sie bei Problem-Craig letztlich vor allem deplaziert.


    Und nebenbei wird, es wurde zurecht bemerkt, versucht an das legendäre Bond-Feeling oder die Bond-Ironie der Klassiker anzuknüpfen, aber wie? Ich muss gestehen, dass Brosnan,der nicht mein Lieblingsbond ist, mir allvorweihnachtlich neulich bei einer Forellenwerbung für "Spar" im ORF vor den Augengläsern herumspaziert ist und mir mehr Süffisanz, mehr Eleganz, mehr Genießertum vermittelt hat als Craig bei jeder seiner Szenen.Neben QOS wird das der Zweite Bond sein, der nicht auf DVD bzw. VHS. angeschafft wird.

    Ahab: ich habe absolut nichts gegen finanzkräftige Mäzene, wenn sie nachhaltig investieren, Rücksicht auf die Traditionen der Fans nehmen und sich persönlich nicht in die sportlichen Belange einmischen. Dass eine solche nachhaltige Vorgehensweise leider oft nicht umsetzbar ist, ist durchaus nicht nur ein spezifisches Problem der Vereine, die den Großfinanziers gehören. Ich finde sogar, dass dieses Modell seine Vorteile hat gegenüber manchen mir nicht durchsichtigen und suspekten öffentlichen Finanzierungsmodellen. Gerade etwa Vereine, die sehr stark von den Anhängern dominiert werden, verfolgen oft eine noch unvernünftigere Politik. Insofern stimme ich Dir zu, und bis jetzt dachte ich, dass RB endlich Vernunft angenommen hat und auch wirklich ein solches langfristiges ausgerichtetes Modell verfolgt, wobei ich immer davon ausging, dass für DM mittelfristig die Leipziger der weit interessantere Klub sind. Ich dachte wirklich, dass Ralf Ragnick und Roger Schmidt einfach vernünftige und fähige Fachleute sind und ich glaube ja auch, dass die Salzburger Bullen einige wirklich überdurchschnittlich talentierte Spieler besitzen. Deshalb und weil ich DM eine gewisse Grundrationalität zutraue, bin ich von der Geschichte von diesem reizenden DDR-Dopingdoktor, der angeblich dafür verantwortlich war, dass der Ex-Trainer Moniz gehen musste, auch so entsetzt - wohlgemerkt, selbst wenn die Dopinggerüchte völlig haltlos sind. Zur Eintracht: ein symphatischer Verein, schade, aber gegen Porto ist es sehr unangenehm, obwohl sie für mich absolut nicht attraktiv oder modern spielen...

    Kronsteen, Corleone: stimme mit eurer Einschätzung der Roten Ochsen durchaus überein, freue mich dennoch grundsätzlich über derartige überraschende rotweißrote Erfolge, umsomehr quält mich der Verdacht, dass da was nicht koscher war. Pressing haben schon viele Mannschaften gespielt, das stimmt, aber nicht in der Radikalität und Perfektion wie die Dosen, da fallen mir höchstens die Borussen ein, und die auch nur letztes Jahr. Sie wollen den Ballbesitz garnicht und verteidigt wird am gegnerischen Strafraum, sind die Schlagworte. Das Thema Fussball und Doping wird indes immer wieder heruntergespielt, in Wirklichkeit kommt einem da einiges nicht zuletzt recht spanisch vor, last but not least Guardiola könnte da einiges erzählen, wenn er denn wollte.

    habe gestern gerade den FC Red Bull Salzburg bewundert, 3:1 gegen Ajax Amsterdam, Gesamtscore 6:1. Sie hätten eigentl. 9:1 gewinnen müssen. Haben in der Vorbereitung Bayern 3:0 besiegt. Spielen mit totalen Pressing. Wenn das mit rechten Dinge zugeht, ist das die beste österreichische Mannschaft, die wir je hatten. Habe allerdings gerade gelesen, dass der offizielle sportliche Chefmediziner von Red Bull ein gewisser Pansold ist. Deckname "Wendt", angeblicher Spitzname "Mr. Doping" (davon gab es aber recht viele in DDR-Zeiten). Verurteilt in Berlin nach der Wende wegen schwerer Körperveletzung an Minderjährigen, hat sich dafür nie entschuldigt. Hat Ende der 90er für den Österreichischen Skiverband gearbeitet, da gab es mehrmals Dopingvorwürfe gegen u.a. Hermann Maier, 2006 gab es schließlich bei Olympia in Turin einen riesigen Dopingskandal. Selbst der ÖSV-Präsident wollte dannach nichts mit Pansold zu tun haben. Seitdem grüble ich, was man mit Doping im Fussball so alles erreichen kann (offizielle Stellungnahmen bekanntlich:nichts, dennoch gab es da so einige Fälle)....speziell bei einem derartig auf Athletik basierenden System wie es Red Bull praktiziert. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich will da nichts unterstellen, aber auch wenn alles sauber ist, finde ich es ungeheuerlich, dass ein solcher Mann weiter in führender Funktion sportmedizinisch arbeiten kann -

    LALD ist tats. erstaunlich wenig rassistisch, obwohl es viel Kritik gab. Z.B sind zwei Schwarze da, die Bond nicht mehr wie noch in DN als Art Eingeborene dem "Massa", sondern auf eher kollegialer Ebene begegnen: Stratter CIA sowie Quarrel junior "der Mann der alles mit mir teilt, im Notfall sogar die Zahnbürste". Und dann darf man nicht vergessen, dass Mr. Big in Flemings Buch noch "Halbweißer" war, als wolle er die Glaubwürdigkeit von Ms Bemerkung, die Schwarzen würden jetzt auch anfangen, Genies hervorzubringen, ein wenig erschüttern. Yaphet Kotto selbst war übrigens mächtig stolz darauf, der erste schwarze Bondschurke zu sein. Freut mich übrigens, dass Du den funkelnden Humor und auch den speziell exotischen Flair zu würdigen verstehst, Kollege Daniel. lg

    Zunächst einmal, herzlich willkommen im Forum, geschätzter Kollege Daniel. ich gebe Dir natürlich recht, dass die Bondfilme immer zeitgeistige Züge aufwiesen, zugleich aber waren sie immer einem ewiglichen Rule Britannia verpflichtet und damit gerade wieder in ihrer Abwehrstellung gegen gewisser Aspekte des Zeitgeistes sehr up to date, denn die Briten zumindest sind sehr konservative Leute. Das gilt in gleicher Weise auch für die Bücher von Fleming, und gerade dieser Spagat, diese Gradwanderung macht für mich einen wesentlichen Teil des besonderen Reizes des Bondmythos aus.
    Was Gewalt gegenüber Damen betrifft, hat sich die durchaus immer dadurch legitimiert, dass es für Bond um Leben und Tod ging und er da ja auch auf die Herren keine Rücksicht nahm. Nicht dass ich nicht darauf verzichten kann, aber das gehörte eben vor allem zu den Bondfilmen bis zur ersten Hälfte der 70er dazu. Und seine zynischen Sprüche gegenüber etwa einer Rosie Carver sind auch aus diesem ständigen Katz und Mausspiel heraus nachvolziehbar.
    Eine gesellschaftskritische Problemstudie in einem Bondfilm kann ich mir nicht vorstellen, Bond ist grundsätzlich nicht besonders politisch, aber wenn, dann ein Verteidiger der bestehenden Verhältnisse . Man erwartet ja auch von einer LeCarre-Verfilmung keine Anklagen gegenüber der Verharmlosung des Kommunismus durch Labourabgeordnete.