„Vieles ist Gold, was glänzt – aber nicht alles“
Drehbuch:
Bemerkenswert für Goldfinger ist der von Anfang bis Ende gleichmäßige Rhythmus. Keine einzige Szene kommt überhastet daher, keine einzige ist langweilig und bremst das Geschehen (wie z.B. die viel zu lang geratenen Unterwasserszenen in TB). Selbst die auf den ersten Blick ruhig wirkenden Szenen wie das Golfplatzduell sind ein Genuss und spannend inszeniert. Heute wäre so etwas leider nicht mehr vorstellbar. Ein Manko ist die Passivität von Bond in der 2. Hälfte, wo er nur noch reagieren, aber nicht mehr vollumfänglich agieren kann. Dies wird jedoch durch geniale Szenen wie Goldfingers Vortrag vor den Gangstern immerhin etwas ausgeglichen. Völlig misslungen finde ich das Umfallen der Soldaten beim Luftangriff auf Fort Knox, das total albern und unglaubwürdig wirkt. Auch biochemisch wäre es wohl unmöglich, dass das Nervengift so schnell wirkt. Gut, es war nur gestellt, aber trotzdem hätte dem Film hier etwas mehr Realismus gut getan.
8/10
Musik:
Das Titellied ist natürlich legendär. Auch der Einsatz der Hörner bei den Attacken von Oddjob ist wuchtig und unterstreicht perfekt die Dramatik. Insgesamt gesehen ein guter Soundtrack, es gibt aber doch einige Filme (wie TSWLM, MR, TLD), die eine deutlich größere musikalische Bandbreite mit noch schöneren Themen zu bieten haben. Das ist aber wirklich Jammern auf hohem Niveau.
8/10
Optischer Eindruck:
Die Rückprojektionen in Miami sind leider ziemlich misslungen. Jammerschade, dass man mit Connery nicht vor Ort gedreht hat. Golfplatz und Schweiz sind dagegen schön eingefangen worden. In der 2. Filmhälfte sind es vor allem die Inneneinrichtungen, die beeindrucken. Der Billiardraum und das Innere von Fort Knox sind toll gelungen. Die Außenanlagen der Ranch wirken dagegen recht beliebig und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck.
7/10
James Bond:
Sean Connery zeigt hier die beste Performance eines Bonddarstellers – knapp vor Moores Darstellungen in TWSLM und FYEO. Er trifft die perfekte Mischung aus Spielfreude, Coolness und physischer Stärke. Es macht einfach Spaß ihm zuzusehen.
10/10
Gegner:
Auch hier vergebe ich eine Goldmedaille! Gert Fröbes Präsenz ist einfach großartig und unerreicht. Interessanterweise kommt er gar nicht so bösartig wie andere Bösewichter (z.B. Drax) rüber, sondern wirkt richtig sympathisch, ohne dabei jedoch seine Bedrohlichkeit aufzugeben. Genial auch seine Dialoge mit Bond!
10/10
Bondgirls:
Hier haben wir gleich drei an der Zahl, von denen die ersten beiden natürlich nur einen relativ kurzen, aber doch sehr prägnanten Auftritt haben. Jill verzaubert uns mit ihrem Lächeln und ist noch leicht zu erobern. Tilly macht es Bond da schon schwerer, aber am Ende kann auch sie Lächeln. Mit Pussy haben wir dann zum ersten Mal einen ganz anderen Frauentyp als in DN und FRWL. Für meinen Geschmack agiert sie viel zu abweisend und herb gegenüber Bond. Dies wird auch durch ihre maskuline Kleidung unterstrichen. Das ist sicherlich ein neuer Ansatz und hebt sich deutlich von dem späteren „Bondgirl wird vom Bösewicht gefangen und muss von Bond gerettet werden“ ab. Trotzdem gehen bei mir als Betrachter dadurch Schutzinstinkte verloren. So fehlt mir persönlich bei Goldfinger in der 2. Hälfte einfach die weibliche Note. Da wussten die Vorgängerfilme mehr zu überzeugen.
7/10
Handlanger:
Und hier vergebe ich die dritte Goldmedaille. Wir haben hier einen Handlanger, der wie nur ganz wenige bereit ist, für seinen Herrn in den Tod zu gehen. Legendär natürlich auch die Golfballzerkleinerung. Seine Mimik ist dabei einfach genial!
10/10
Helfer:
Wie kam man nach dem wunderbaren Jack Lord bloß auf die Idee diesen Opa-Leiter zu engagieren? Glücklicherweise hält sich seine Screentime in Grenzen, aber er hilft keineswegs dabei, die 2. Hälfte des Films aufzuwerten.
5/10
Fazit:
In den Medien gilt der Film ja als bester Bondfilm aller Zeiten. Für die erste Hälfte des Films mag das sogar gelten. Danach zeigt der Film doch einige kleinere Schwächen. Trotzdem hat er drei Goldmedaillen abgeräumt, was in meiner Bewertungstabelle sonst kein Bondfilm geschafft hat. Er hinterlässt auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck und hat mit Sicherheit den Weg zu noch größeren Bondfilmen bereitet. Ein Film, der für meinen jährlichen Bondmarathon immer
gesetzt ist und auf den ich mich auch immer freue. Außer der Reihe sehe ich ihn aber so gut wie nie an, da greife ich dann doch eher zu den leichteren, bildgewaltigeren Moore-Bonds.
8,4/10 (ganz knapp die Gesamtwertung „sehr gut“ verfehlt)