Gestern konnte ich meinen Mann zu "Final Reckoning" bequatschen - ich weiß ehrlich gesagt immer noch nicht so richtig, was ich davon halten soll...
Nach vielen Jahren Programmkino saß ich das erste Mal wieder für einen (Nichtkinder-)Film vor einer richtig großen Leinwand und auch der Dolby Surround war ziemlich cool. Stellenweise saß ich auch während der Actionszenen ziemlich angespannt im Sessel.
ABER: Actionszenen alleine machen noch keinen guten Film, jedenfalls für mich nicht. Und der hier hat mich ehrlich gesagt wirklich enttäuscht.
Die Ansprache von Cruise vor dem Film ("We made this for YOU!") war schon irgendwie merkwürdig, hatte ich aber noch als typisch amerikanisch-pathetisch abgehakt.
Als Bondfan bin ich bei Plotholes wie Schweizer Käse auch mehr als bereit, alle Augen zuzudrücken, solange es - frei nach Karlson vom Dach- Spaß macht und knallt.
Aber WIE kann es sein, dass eine Reihe, die sonst wirklich viel Wert auf Details legt (etwa, dass Ethan in Szenen, die auf eine Fesselung folgen, sonst immer realistische Abdrücke an den Handgelenken hat), etwa so darüber hinwegbügelt, dass Grace, die in DR kaum grade gehen konnte und in Gefahrensituationen ständig an Ethan hing, plötzlich eine ausgebildete Kämpferin ist (und zwar nach nur 2 Monaten zwischen DR und FR)?
Wie kann es sein, dass alle einfach so über Ilsas und vor allem Luthers Tod hinweg gehen? Sogar Benji hatte mehr Panik, als Ilsa in Fallout in Gefahr war, und hat mehr Emotionen gezeigt.
Die CPR in MI:3 war schon ziemlich grober Unfug (man bringt damit niemanden von den Toten zurück, meine Güte!), hier wurde sie aber nochmal getoppt: Was bitte soll es bringen, einen Defibrillator zu verwenden, wenn jemand ZYANKALI geschluckt hat?! Und auch, wenns vermutlich um des Geknutsches willen war, damit man alles gut ins Bild kriegt: Es bringt nichts, aber auch gar nichts, jemandem knapp unter dem Kehlkopf rumzudrücken. Ehrlich gesagt halte ich solche Darstellungen im Film sogar für gefährlich, weil alle denken, dass man das wirklich so macht. Nein, es bringt auch nichts, wie Julia auf einem Brustkorb rumzuhämmern, wenn man vorher jemandem einen Stromschlag verpasst hat. Sorry.
Genauso: Benji gibt kollabierend auf FRANZÖSISCH Anweisungen, wie Paris ihn zu operieren und gleichzeitig wie Grace die Sache mit der Entität zu lösen hat, und zwar ohne hinzusehen. Ich weiß nicht, was ich unrealistischer fand. Vermutlich, dass er plötzlich Französisch spricht, und dann auch doch medizinische Fachausdrücke kennt.
Noch schlimmer: Ethan war in den vergangenen Filmen mehr als praktisch angezogen - in FR muss er aber plötzlich in 190m (! So zumindest die deutsche Synchro, vielleicht war das ein Fehler und es waren Fuß?! Machts aber auch nicht besser) seinen Taucheranzug ausziehen, um in ca. 4 Grad kaltem Wasser mehrere Minuten in einer engen, schwarzen Lycra-Badehose durch die Gegend zu paddeln - WARUM?! Und wenns unbedingt sein muss, warum hat er das dann nicht 30 Jahre früher gemacht, als man es hätte sehen wollen. (ähm, also: vielleicht hätte sehen wollen
).
Das Team ist ein wirklich reichlich unausgegorener Haufen von Amateuren - auf Theo Degas hätte man auch im Plot gut und gerne verzichten können. Auch bei der Bombenentschärfung ist er buchstäblich das dritte Rad am Wagen und es bleibt unklar, warum er eigentlich draußen bleibt - es "gibt im Serverraum nichts für mich zu tun" - echt jetzt?! (dass er bei der Entschärfung benötigt wird, kann er zu diesem Zeitpunkt gar nicht wissen).
Paris ist 2 Monate vorher noch völlig labil und jetzt plötzlich absolut zuverlässig. Aha.
Die Geschichte um Gabriel habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden - und was er mit dem Tod der mysteriösen Marie zu tun hat und warum Ethan dem IMF beigetreten ist (wegen Mord - und weiter?), wurde auch nicht aufgelöst, wie ich das nach DR erwartet hätte.
Auf Grace hätte man locker verzichten und im Gegenzug Ilsa am Leben lassen können. Dann hätte Ethan auch mit ihr in den Sonnenuntergang reiten - oder von mir aus auch nur wie in 1 und 2 in den Urlaub fahren können.
Den Dauervorwurf, MI sei eine Tom-Cruise-Egotour konnte ich bisher nicht wirklich nachvollziehen. Außer für FR.
Und: Die langen Haare stehen ihm mitnichten - von 2023 zu 2025 (und im Film nur 2 Monate!) wirkt er dadurch mindestens 10 Jahre älter.
Dagegen echter Lichtblick: William Donloe und Tapeesa
Beide waren tatsächlich brillant, es hat mich insbesondere gefreut, dass letztere im finalen Film mehr Szenen hatte, als ursprünglich geplant war. Und als William sich bei Ethan für sein Leben bedankt, ist das der süßeste Moment des ganzen Films.
Zwischen Grace und Ethan wurde es dagegen wirklich sehr, sehr cheesy
Zum Glück gabs keine Schlafzimmerszene im Film, da wäre ich dann vermutlich rausgegangen.
Interessanterweise musste ich meinen Mann zwar erst wirklich überreden mitzukommen, er fand ihn dann aber wirklich gut (und hat nur Ethans Badehose bemängelt und dass die Mädels zu züchtig angezogen waren
).