Fantastische Idee Anya mit dem Bondember, die Beiträge sind echt klasse, informativ und unterhaltsam.
Das ist lieb, vielen Dank! Ich hatte aber ja auch einen fantastischen Gastautor Wie siehts aus, hat jemand von euch anderen Lust ( Martin, Django, Whisper, Don-Corleone...), ein Türchen zu übernehmen?
Weiter gehts heute morgen mit Türchen Nr. 5 - YOLT statt YOLO
Während der Roman zu meinen absoluten Favoriten gehört, fremdle ich mit dem Film nach wie vor und sehe ihn mir nur aus Gründen der Vollständigkeit wieder an: Viele Szenen sind nicht besonders gut gealtert und die japanische Kitschfolklore sowie die überbordenden Gadgets wirken vielfach einfach nur albern. Ich oute mich hier auch als Nicht-Fan von Little Nelly... Lediglich Tanakas Ninjaschule im Himeji-Schloss in japanischen Präfektur Hyogo findet Gnade vor meinen Augen – aber vielleicht auch nur, weil wir 2016 zur Kirschblüte vor Ort waren. Ah, I take pleasure in great beauty (und Japan ist einfach un-fass-bar schön!).
Und der Roman! Fleming zitiert in seiner Einleitung den japanischen Poeten Bashō (1643-1694): "Man lebt nur zweimal: Einmal wenn man geboren wird – und einmal, wenn man dem Tod ins Auge blickt." – und schickt Bond in Japan in Blofelds „Schloss des Todes“, das in Konzeption und Ausführung so japanisch anmutet, dass es eine Freude ist Im Vergleich dazu wirkt der filmische Weltraumbahnhof im erloschenen Vulkan irgendwie arg uninspiriert.
Im Zug des Bondembers habe ich mich bemüht, wieder ein paar Fun-Facts zu finden, die ihr (vielleicht) noch nicht kennt Man könnte einiges zur japanischen Kultur (und ihrer Darstellung im Film) schreiben, was aber den Rahmen sprengen würde. Daher nur ein paar Reflexe (und einer hat sogar mit Weihnachten zu tun ).
In Osatos Büro (meisterhaft ausgestaltet von Ken Adams) finden sich zwei Kanji-Zeichen an der Wand, nämlich
大
里
Kanji ist eine von drei "Alphabeten", die in Japan verwendet werden. Es stammt aus dem Chinesischen und das Faszinierende daran ist, dass man es verstehen kann, ohne ein Wort Japanisch oder Chinesisch zu können (in China sind die Schriftzeichen aber ein bisschen anders und es gibt auch ganz spezielle Japanische) - Es handelt sich nämlich nicht um eine Buchstaben- oder Silbenschrift, sondern um ein Schriftsystem, bei der ein Zeichen ein ganzes Wort symbolisiert.
Manchmal kann man das sogar noch erkennen - das Zeichen für "Baum" 木 wird z.B. dreifach zum Zeichen für "Wald" 森
Das obere Zeichen in Osatos Büro 大 bedeutet "groß" (und steht in Japan auch auf Toiletten bei der Spülung mit mehr Wasser ), das untere steht für "Dorf" - allerdings gibt es mehrere Lesarten, wie sie ausgesprochen werden - und dafür muss man die Sprache dann schon können. Diese unterschiedlichen Lesarten für chinesische Zeichen sind übrigens auch der Grund, warum sich die Pinyin genannte Umschrift in lateinischen Buchstaben nicht durchsetzen konnte - denn in unterschiedlichen Teilen des Landes werden die Zeichen ganz anders ausgesprochen, d.h. wer Pinyin verstehen, muss die Aussprache (und ihre Zuordnung zur Wortbedeutung) können - wer die chinesischen Zeichen verstehen will, nicht.
Aber zurück zu Osato und der geheimnisvollen Frage, warum beide Zeichen so prominent in seinem Büro hängen! You Only Live Twice’s “Big Village”? @ BondMovies.com: The James Bond Movies vermutet ein Oxymoron oder gar einen Verweis auf Tokio. Die Lösung ist aber viel, viel einfacher (leider schaffe ich es nicht, einen Kommentar auf der Seite zu posten, um ihm das Rätsel aufzulösen)
Denn: In der Kun-Lesung (bei der einem chinesischen Zeichen ein bereits vorhandener japanischer Begriff zugeordnet wurde) wird das obere Zeichen als "o" gelesen, das untere als "sato" - natürlich hat Osato seinen EIGENEN NAMEN im Büro hängen That´s it.
Die beiden anderen Schriftsysteme Japans sind die Silbenschrift Hiragana und Katakana (letzter für Lehnwörter - weil sie so futuristisch aussieht, findet sie sich oft in entsprechenden Filmen, in der "Matrix"-Trilogie, da aber spiegelverkehrt).
Wenn ihr euch für japanische Kultur interessiert, empfehle ich zum Einstieg eines meiner Lieblingssachbücher, nämlich das Lexikon "Things Japanese" von Basil Hall Chamberlain (1850 - 1935), einem Bankangestellten, der nach einem Nervenzusammenbruch nach Japan ging - und dort der erste britische Professor für Japanologie und der erste Übersetzer japanischer Haikus wurde (da schließt sich der Kreis zum Bondtitel). Chamberlain lebte 34 Jahre lang in Japan und schwärmt in "Things Japanese" von den japanischen Frauen, nach denen man für sämtliche Frauen in Europa verloren sei - ob Bond seinen Chamberlain gelesen hat? Zur Ruhe gesetzt hat Chamberlain sich allerdings in Genf... Ob mit oder ohne japanische Frau konnte ich nicht recherchieren.
Passend zum Advent findet sich ein zweites Kleinod in Blofelds Büro: In praise of You Only Live Twice, which has the best villain's lair in movie history
Kuckt euch mal das Gemälde ganz am rechten Bildausschnitt an Es ist die sogenannte "Darmstädter Madonna" das Künstlers Hans Holbein dem Jüngeren Darmstadtmadonna - Darmstädter Madonna – Wikipedia, entstanden 1526 in - Grüße an Django - Basel.
Die Muschel über Maria mit Jesuskind verweist auf ein Gemälde, das ihr schon kennt - nämlich die Botticelli-Venus aus dem Roman "Dr. No".
Bondember will return!
(Wer Lust hat, ein Türchen zu füllen, schreibt mir bitte einfach kurz )