Egal was Craig jetzt so verlautbart – dass Bonds Tod schon 2005/06 auf der Agenda stand, halte ich für ähnlich nachträgliche Schaumschlägerei wie Oberhausers Einlassungen in SP. Hier imitiert das Leben die (nun ja) „Kunst“, wenn der Daniel nun sagt:. „Das war alles ich.“ Mit welchem Recht sollte er so etwas denn damals gefordert haben als mäßig erfolgreicher Schauspieler, der zudem von den Fans nicht mit offenen Armen empfangen wurde?
Und was wäre, wenn CR gefloppt (nicht im Sinne von LTK, sondern richtig durchgefallen mit schweren Verlusten) und Craig daraufhin fallengelassen worden wäre? Oder besser: wenn er irgendwann in der Zwangspause nach QOS ausgestiegen wäre, um sein Ego an anderer Stelle walten zu lassen? Hätte „seinem“ Bond bis dahin irgendwas gefehlt? Nein, bis dahin war das Reboot eine runde Sache und in sich weitgehend schlüssig. Auch SF funktioniert als Solo-Film noch ziemlich gut. Seine partielle Endzeitstimmung, der Pause und dem Altern des Hauptdarstellers geschuldet, hätte nicht sein müssen, wird mit der Schlussszene aber in eine neue, vorwärtsgerichtete Zeitlosigkeit umgebogen, und zwar „with pleasure, M!“
Erneut eine verpasste Chance zur Übergabe des Staffelstabs, wenn man denn selbst nicht will. Doch statt sich selbst die Pulsadern aufzuschlitzen, schnitt Craig lieber Bond die Kehle durch. Sofern einem dies den Anblick des Hauptdarstellers verleidet, sind damit seine ersten drei Streiche kontaminiert. Aber nicht aufgrund rückwirkender inhaltlicher Geiselhaft durch die letzten beiden Filme.
Denn wie schon oft und oft gesagt: Mag Bonds Tod schon früh ein feuchter Traum Craigs gewesen sein, so deutet doch nichts darauf hin, dass es irgendeinen Masterplan gab. Akzeptiert man die Übergriffigkeiten von SP und NTTD und erzählt die „Geschichte“ des Craig-Quintetts vor diesem Hintergrund nach, ergibt sie weder handlungstechnisch noch in der Bondschen Charakterentwicklung irgendeinen Sinn. Das ist lauter Flickwerk und Behauptung. Ich habe das mal im NTTD-Thread breit ausgeführt, Mister Bonds obiger Beitrag ergänzt das noch aufs Treffendste.
Dem MCU kann man in seiner ermüdenden (Mittel-)Mäßigkeit viel vorwerfen, und zwar mit Recht, aber wenn man mal den Kraftakt vollbringt und sich da durchwühlt, muss man wenigstens anerkennen: Es gab hier einen groben Gesamtentwurf, wenigstens für die jeweiligen Phasen. Bei Bond gab es ihn nach CR nicht, man hangelte sich von Film zu Film, wie man es immer gemacht hatte:
CR: „Die Filme laufen zwar noch, aber die Richtung stimmt nicht mehr. Weg mit dem Ballast, fangen wir noch mal ganz von vorne an.“
QOS: „Das fanden alle super, also weiter im Text.“
SF: „Düster ist mehr denn je in, aber QOS kam ja nicht mehr ganz so gut an. Also weg mit Quantum. Außerdem geht Daniel inzwischen nicht mehr als junger Hüpfer durch, also brauchen wir einen neuen Ansatz, mit dem wir uns an Bond abarbeiten können.“
SP: „Wir sind Milliardäre. Und wir sind Oscar-Preisträger. Wir sind genial! Was wir machen, ist richtig, weil wir es machen.“
NTTD: „Daniel unser, dein Wille geschehe …“
Das Ende ist bekannt.