Beiträge von Feirefiz

    Eine schöne Beobachtung, Django! Aber sie zeigt m.E. weniger eine Nachlässigkeit der Produzenten als eine Qualität Bonds, denn wie Du schon richtig sagst: Ein Nachtzug von Ägypten nach Sardinien ist ausgemachter Quatsch. Da ist es doch vollkommen egal, mit welchem nichtexistenten Zug Bond reist.


    Entscheidender ist, dass er überhaupt einen Zug nimmt und das jenseits von uns Freaks keinem auffällt bzw. niemanden stört.


    Das war schon immer so. In der mittelalterlichen Artusepik sind die Ritter auch immer vom englischen Königshof direkt nach Irland, Frankreich oder ins Feenland galoppiert, ohne je ein Schiff zu betreten. Nicht weil die Menschen damals zu dumm waren zu wissen, dass es da gewisse Meere gibt und einige Länder echt sind und manche nicht. Die Topographie folgte nicht der Realität, sondern dem Abenteuer, und so ist es auch bei Bond. Selbst in den "realistischsten'" Filmen kann es fiktive Staaten geben, siehe LTK und CR 06. Warum also soll Bond gerade in einem ausgewiesenen Märchenfilm und kurz, bevor es ins All ging, nicht auch per Zug Ozeane überqueren können?


    Auch wenn es vielleicht nie wieder geschehen wird ...

    Dann auch meine 5 Cents zu Rocky:


    Da ich Rocky schon als Kind kennenlernte (angefangen mit Teil II und IV), waren für mich die Kämpfe lange das absolute Highlight - sie haben übrigens dafür gesorgt, dass ich mich bis heute nicht für den Boxsport begeistern kann, denn kein wirklicher Schlagabtausch kann es an Dramatik mit den weitgehend deckungslosen Dreschereien der Rocky-Filme aufnehmen. Jahrelang zappte ich mich bevorzugt in die Kämpfe rein, deren Choreographien in der Regel meisterhaft sind, auch dank der zu Recht gepriesenen musikalischen Untermalung, zuallererst Bill Contis - da stand und steht gerade bei den ersten zwei Filmen meine Armbehaarung immer Gewehr bei Fuß. Dass ich Sly stets Arnie vorzog, ist vor allem Rocky geschuldet.


    Der Auslöser zu einem erstmals (fast) konsequent chronologischen Wiedersehen war ausgerechnet der zu Recht - auch von Sly selbst - gescholtene, aber oft - auch von Sly selbst - ein wenig zu harsch beurteilte Teil V, den ich nach der Erst- und Letztsichtung ca. 30 Jahre zuvor erstmals vor etwa 1-2 Jahren auf irgendeinem Privatsender zweitmals sah. Es ist zwar kaum zu glauben, dass der Autor von Film 1 und der Autor von Film 5 jeweils Sly heißt, aber zumindest die gute Absicht des 5. Teils war zu erkennen, auch wenn alles, was im ersten Teil authentisch ist und dem Leben abgeschaut und schön, nun Seifenopernklischees weicht. Und doch brachte er mich zur Komplettsichtung der Reihe (okay: Teil 5 habe ich nach gut einem Monat übersprungen), also: Danke sehr!


    (Außerdem beweist Teil 5 endgültig, dass Rocky nicht vom nominellen Regisseur abhängig, sondern Slys Schöpfung und Kind ist, auch wenn der Oscar damals - von Herzen gegönnt - an Avildsen ging.)


    Denn in so guter Erinnerung ich gerade den ersten Teil immer hatte, traf er mich beim ersten kompletten Wiedersehen nach über zehn Jahren wie Rockys Faust auf Apollos Auge: Der Film ist ohne Abstriche ein Meisterwerk, ein Märchen gewiss, zugleich absolut glaubwürdig, dazu und vor allem aber: eine der schönsten Liebesgeschichten in den Annalen des Films! Wie Rocky, zu der Zeit sicher alles andere als ein Hauptgewinn, die hinreißend graue Maus Adrian umwirbt und erobert, wie beide sich (fast) ohne jeden Kitsch später gegenseitig (!) - auch über diesen Film hinaus - Halt und Selbstvertrauen geben, bis zur gerne parodierten und doch so wunderbaren Schlussszene von Teil 1: Besser geht's nicht! Deswegen verneige ich mich hier auch vor der zauberhaft verhuschten Talia Shire, wenngleich der Autor Stallone ihren Part in den Sequels zunehmend und allerspätestens ab Teil IV sträflich vernachlässigte. Der Rocky von 1976 wäre ohne Adrian maximal die Hälfte wert.


    Umso schöner ist: Auch wenn es einen (wie Dr. moVe zu Recht hervorhebt: dem Zeitgeist, also der Reagan-Ära geschuldeten) spürbaren Break zwischen den 70ern und den 80ern, zwischen dem noch geerdeten Teil II und dem Hochglanz-/MTV-Rocky ab Teil III gibt (bis zum missglückten Back-to-the-roots-Teil-V, mit dem das Franchise Anfang der 90er auf Grund lief), schätze ich sehr, dass, so sehr Rocky sich auch (unglaubwürdig) wandelt, eins nie in Frage gestellt wird: die Liebe und Loyalität zwischen ihm und Adrian.


    Umso tragischer dann ihr Tod vor Einsetzen der Handlung von Teil VI, der Rocky gleichwohl zu einer Weiterentwicklung zwingt, die inhaltlich wie tonal eher an Teil 2 anknüpft: ein wirklich schöner und würdiger Abschied (die Creed-Filme tun nicht weh, sind aber verzichtbar). Wenn Rocky



    Adrian.

    Django bzgl. "Larger than Life": Natürlich sind GF und TB erdverhafteter als YOLT, in Punkto Fantastik sind nur Gilberts spätere Filme und DAD damit vergleichbar, unabhängig vom persönlichen Ranking. Doch auch wenn namentlich DN viele SF-Momente hat, zeigen die ersten beiden Young-Filme Bond durchaus als seriösen Ermittler. Schon die Ente in der PTS von GF ist eine klare Abkehr davon. Logik wird ab hier weitgehend aufgegeben (trotz der Plot-Verbesserungen von GF im Vergleich zum Roman). Dass Bond hier nach dem Titellied auf Auric angesetzt wird, ist aufgrund ihrer Vorgeschichte in Miami völlig absurd (selbst wenn Auric danach nicht wissen sollte, dass Bond ein Agent ist - und er weiß es doch: "'n Abend 007!" -, wie sollte er ihm jemals trauen?), und so geht es in TB munter weiter. Connery ist hier der coolste Typ auf Erden, keine Frage, aber dass er ein Agent ist, müssen wir einfach glauben. Vielleicht enthält DN mehr fantastische Elemente als GF und z.T. TB. Aber in den ersten beiden Filmen spielte Connery Bond noch als fast glaubwürdige Figur. In GF und DN schwebte er dann, wie er es, glaube ich, in DAF sagt, über den Dingen. So auch in YOLT, in dem ich durchaus eine gesteigerte Fortsetzung zu den beiden Vorgängern erblicke. Ob SC inzwischen gelangweilt war oder nicht, liegt wie stets im Auge des Betrachters.


    Dass OHMSS wegen vermeintlicher TB-Parallelen verschoben worden wäre, habe ich auch oft und oft gelesen. Überzeugend fand ich das aber nie - jenseits der Standards, die für alle Bonds gelten ...

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    Die Kombi Brigitte Anne-Marie Bardot und Sean Connery als Mr. und Mrs Bond hat eigentlich nie existiert, da der Schotte im Sommer ’67 bei der Premiere von YOU ONLY LIVE TWICE in aller Öffentlichkeit seinen Rücktritt von der Agentenrolle verkündigt und das französische Sexsymbol für die Rolle der Tracy erst 1968 angefragt [...]


    [...] wobei zu vermuten ist, dass die Produzenten kalte Füße bekommen hätten und statt eines „hochwertigen“ Filmbeitrags lieber auf Nummer Sicher gegangen wären und die emotionale Achterbahn aussen vorgelassen hätten und den nächsten überbordeten Blockbuster par excellence produzierten hätten, wo die Schauwerte und actionreifen Circus-Attraktionen als Spektakel im Vordergrund ständen während die Handlung allem Anschein nach verkümmert zurückgeblieben wäre.


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    Connery/Bardot: Jein. Da Sean Connery nach YOLT noch wiederholt rückfällig geworden ist (eigentlich sogar mehr als zweimal, sieht man seine durchgängige Bereitschaft in den 70ern erst mit EON und dann mit McClory, wenn nur die Bedingungen stimmten), dürfte bei Cubby/Harry die Hoffnung schon anno 68/69 trotz Plan B wohl zuletzt gestorben sein, und wenn nicht bei ihnen, dann jenseits des Atlantiks. Wenn nach Vertragsschluss ein etablierter Schauspieler wie John Gavin ausgezahlt werden konnte, hätte man sicher auch ein australisches Model ohne nachgewiesene Filmerfahrung ausgezahlt. Selbst wenn man damals vielleicht gehofft hat, Bond sei größer als sein Darsteller. Den Beweis hat allerdings erst Roger erbracht.


    Zum zweiten zitierten Punkt: Möglich - wohin die Reise hätte gehen können, zeigen mittelbar die Originalplakate zu OHMSS mit einem grinsenden Bond im Smoking auf Skiern, knapp verfolgt von einer strahlenden Tracy. Man hätte in der Werbung ja auch versuchen können, die Dramatik des letzten Filmdrittels, die Spannung der Alle-gegen Bond-Verfolgungsjagd zu antizipieren (die Trailer gingen z.T. in die Richtung, was zeigt, wie ratlos EON war - erst recht nach Lazenbys Direkt-Ausstieg). Wurde nicht getan, und das macht nur umso erstaunlicher, dass EON tatsächlich das Risiko eines zu Anfang und Ende ernsthaften und emotionalen, ja sogar tragischen Bond gegen den damals NOCH herrschenden Zeitgeist mit einem Neuling, ohne die Bank Connery, eingegangen ist, obwohl es noch keinen Beweis gab, dass Bond ohne Sean funktioniert. Gerade in diesem Fall wäre es eigentlich naheliegend gewesen, OHMSS zu verschieben und einen möglichst massentauglichen Bond zu machen und so dem Novizen den Einstieg zu erleichtern. Oder gar Flemings OHMMS-Roman entsprechend umzuschreiben und völlig zu vergeuden. Stattdessen sind Cubby und Harry der Vorlage bei allen Abweichungen mehr als gerecht geworden. Hut ab!

    Der steht auch noch auf meiner Liste. Rein optisch wäre BB ja wesentlich näher am Roman gewesen, aber ich kann mir dieses Menschlich-Verletzliche bei ihr ebenso wenig glaubwürdig vorstellen wie bei Connery. Diana Rigg war da schon ein absoluter Glücksgriff. Ich glaube, wenn Connery zu Tracy gesagt hätte: "I'll never find another woman like you. Will you marry me', wäre das Publikum in Gelächter ausgebrochen und hätte es für einen Witz gehalten.


    Shalako ist derzeit in der ZDF-Mediathek abrufbar.


    Zu gerne würde ich mal in ein Paralleluniversum reisen, um mir OHMSS mit SC und wem auch immer als Tracy anzusehen. Connery wird ja gerne - wohlgemerkt, nicht von Dir, Martin - abgesprochen, ein überdurchschnittlicher Schauspieler gewesen zu sein. Meiner Meinung nach ist seine Kreation und Entwicklung des Bond-Charakters von DN bis GF der klare Gegenbeweis (und seine größte schauspielerische Leistung), so wie ich z.B. Benedict Cumberbatchs Wirken in Sherlock bis einschließlich Staffel 3 wesentlich eindrucksvoller finde als alles, wofür er bislang für den Oscar nominiert wurde. Deswegen halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass Connery Bonds Entwicklung in OHMSS glaubhaft hätte vollziehen können. Wir werden es nie erfahren, zum Glück hat ihm sein Nachfolger Ehre gemacht.


    Das Argument, dass YOLT vorgezogen wurde, weil OHMSS und TB zu große Parallelen gehabt hätten, habe ich nie nachvollziehen können (muss mal wieder bei Helfenstein nachlesen). Ich glaube eher, dass EON wusste, dass man aus OHMSS keinen Larger-than-Life-Film machen konnte, und einen solchen wollte man wohl haben, nachdem erst GF und dann TB kommerziell durch die Decke gegangen waren. YOLT wiederum war sehr erfolgreich, aber nicht so sehr wie die Vorgänger, zudem war die Phantastik-Grenze erreicht. Also war EON nach YOLT in der gleichen Situation wie nach MR und DAD (mit dem Unterschied, dass YOLT ein kommerzieller Rückschlag auf höchstem Niveau war), und eine Kurskorrektur musste her, allerdings mit der nicht wirklich eingeplanten Hypothek eines erstmaligen Bond-Wechsels. Aber auch drei Jahre vorher hätte Dahl sicher nicht das Drehbuch zu OHMSS geschrieben, zumindest wäre es nicht die Achterbahnfahrt geworden, die wir seitdem genießen dürfen.


    Einmal mehr wachte ein gütiger Gott über das Franchise. Wo ist er nur geblieben?

    Wow, ich ehre Deine Akribie, Martin!


    Bei den 2023-Charts teilen wir die ersten beiden Plätze mit exakt der gleichen Bewertung.


    Ich beneide Dich, Flash Gordon auf der großen Leinwand gesehen zu haben, habe ich leider verpasst. Der Film war in meinen jungen Jahren einer meiner Favoriten, sank dann zu einer Guilty Pleasure, stieg im Laufe der Jahre wieder auf und ist nun nach dem De-Luxe-Re-Release wieder einer meiner absoluten Genre-Lieblinge! Generell habe ich eine Schwäche für den besonderen Zugriff Lorenzo Semples auf die amerikanische Pop-Kultur - und für Dino de Laurentiis.


    Mein eigentliches Thema aber ist Shalako, ein Western von 1968. Für uns ist er deswegen interessant, weil die Hauptdarsteller, Sean Connery und Brigitte Bardot, beide lieber hier mitgespielt haben, als die Hauptrollen in OHMSS zu übernehmen. Bei Connery wissen wir von seinem Bond-Überdruss, außerdem war die Gage wohl üppig - ob Brigitte nur des Geldes wegen lieber hier als bei EON mitgemacht hat, weiß ich nicht.


    Seit Erscheinen von OHMSS, erst recht aber danach, gibt es die Frage, wie der Film wohl mit SC gewesen wäre. In Shalako sehen wir aber sowohl die Wunschkandidaten für Mr. wie für Mrs. James Bond. Und ich war überrascht, wie wenig Chemie zwischen diesen beiden höchst attraktiven Menschen besteht, selbst als sie im Laufe des Films ein Paar werden. Bei aller dokumentierten Antipathie zwischen Lazenby und Diana Rigg und angesichts der Tatsache, des SC ein wesentlich besserer Schauspieler ist als GL, harmonieren George und Diana doch wesentlich glaubwürdiger als Sean und Brigitte.


    Und das zeigt, dass das Schicksal eben doch sehr viel richtig macht.

    The Killer

    Nach Mank gibts auch den neuen David Fincher wieder exklusiv auf Netflix. Ich muss sagen, in der ersten Hälfte mochte ich den Film, denn er ist mal wieder wieder ein richtig typischer Fincher. Grünstichige Bilder, Off-Monologe, ein gewisser Zynismus. Die Szenen in Paris haben etwas Edward-Hopper-mäßiges. Aber mit zunehmender Länge hatte ich irgendwie Probleme, der Handlung zu folgen, was ich auch bei Mank hatte. Kann aber natürlich auch an mir liegen. Und der Zynismus wird zunehmend zum Selbstzweck, was ich ebenfalls bei sehr vielen zeitgenössischen Filmen bemängele. Letztlich ist es wohl einer dieser Filme nach dem Motto: "wenn du ihn nicht magst, hast du ihn nicht verstanden". Sei's drum.


    Von der Optik her hat er mir zumindest sehr gut gefallen. Leider scheint bei Netflix mittlerweile auch diese unsägliche Bildglättung eingestellt zu sein, ebenso wie bei allen Fernsehgeräten. Bei The Killer passt es aber in gewisser Weise zum Stil, und es entsteht eine digitale Ästhetik, die mich ein bisschen an Colateral erinnert hat. (obwohl ich den Film ungleich mehr schätze). Ich hatte während des Films den Eindruck, dass ursprünglich Brad Pitt für die Hauptrolle vorgesehen war, was sich dann auch bestätigte. Der Killer wirkt oft ein bisschen wie eine ältere Version von Tyler Durden. Aber Michael Fassbender ist trotzdem auf den Punkt besetzt. Seine regungslose, manchmal raubvogelartig wirkende Art hat etwas hypnotisches. Im Gegensatz zu vielen anderen Bondfans bin ich aber nicht der Meinung, dass Fassbender hier sehr bondartig wirkt. Bond war nie dieser emotionsgestörte Mörder, auch in den Romanen nicht. (Dort sogar oft noch weniger als in den Filmen.)

    Habe den Film nun gesehen und fand ihn ganz gut, wenngleich mir auch dieser Film den Verdacht nicht hat nehmen können, dass David Fincher das, was er visuell wie inhaltlich zu sagen hat, schon seit ein paar Filmen komplett zur Kenntnis gebracht hat. Ansonsten komme ich zu einem ähnlichen Fazit wie Martin, aber meist unter anderen Vorzeichen: Michael F. hatte wirklich ein tolles Bond-Potenzial - dieser Film hat mich weder davon abgebracht noch dazu angestachelt, es ist nur aufgrund der Geburtsurkunde einfach zu spät - es sei denn, man würde sich entschließen, mal einfach mit Ansage maximal 2-3 Bonds mit einem Darsteller machen zu wollen. Dann könnte F. immer noch gut funktionieren. Sein Kampf mit The Brute war mit die beste Nahkampf-Action, die ich seit Jahren gesehen habe. Nicht nur deshalb fand ich die zweite Hälfte (auch die Episode mit Tilda Swinton war gut, wenn auch arg vorhersehbar) deutlich stärker als die erste, bei der ich die ganze Zeit an Clint Eastwood denken musste: "Wenn du schießen willst, sollst Du schießen und nicht quasseln" - wer in seinem Leben mehr als zwei Filme gesehen hat, wusste genau, was kommt, und bis mich der Protagonist wieder von seiner wortreich erläuterten Professionalität - wohl das einzige, was für ihn spricht - überzeugte, war mehr als die Hälfte des Films vorbei. Immerhin versemmelt er es nicht.

    Auch ich habe den Film kürzlich - vor den jährlichen OHMSS-Adventsfestspielen - angeschaut und finde ihn nach wie vor ziemlich brillant.


    Connery liefert hier sicher nicht seine epochalste, aber eine zum generellen Ton des Films passende Leistung: präsent, aber ironisch-distanziert und durchaus mit nach wie vor spitzbübischem Charme, siehe z.B. seine Replik gegenüber Helga Brand: "Sie schätzen mich richtig ein."


    Entschuldige bitte, Whisper, aber "Wo steht die Kamera?"-Einwände finde ich bei Bond allgemein, wo er sich "Realismus" nicht mit Majuskeln auf die Fahnen schreibt, unangebracht und buchhalterisch. So funktionieren diese Filme nicht - auch nicht z.B. GF oder die übrigen Gilberts. Bei Dalton und Craig und ganz vielleicht noch bei DN und FRWL könnte man so argumentieren, aber schon nicht mehr bei den ach so geerdeten FYEO und OP - und ganz gewiss nicht bei YOLT, TSWLM und MR, deren Plots beim mildesten Gegenpusten sofort in sich zusammenfallen.


    Und nun muss ich mal eine Lanze für Donald P. brechen: Ich sah YOLT erstmals als etwa 10jähriger Naseweis, als die Bonds erstmals im deutschen TV liefen. Und DP war für mich ebenso beeindruckend wie Dr. No und kaum weniger als Uns Auric. Dass er lange nicht zu sehen ist und sich erst spät zeigt - das eint ihn doch z.B. mit Dr. No. Und dass Mike Myers als Dr. Evil v.a. DP parodierte, liegt nicht daran, dass DP schlechter war als Telly im Nachfolger (natürlich war Telly besser!), sondern dass DP und YOLT die Popkultur mit ihren übergroßen Gesten eben mehr prägten. Blofelds Image ist ein Mix aus dem gesichtslosen Katzenfreund und DP - warum aber sollte nur ein Teil davon brillant sein und der andere Murks? Nicht umsonst sind gute Parodien fast ausnahmslos Liebeserklärungen!


    Wenn ich YOLT eins vorwerfe, dann nicht seine mittelmäßigen Tricks, erste Ermüdungserscheinungen oder gar Logiklöcher so tief wie der Andreasgraben - sondern sein optisch schöner, aber zutiefst ereignisloser Mittelteil. Das machen seine Stärken aber mehr als wett.


    Übrigens komme ich gerade von einer Weihnachtsfeier. Deswegen bitte nicht angegriffen fühlen, lieber Whisper, wo es einfach nur ein wenig launig sein mag! :friends:

    Wir wissen beide, dass es keinen Grund zum Frohlocken gibt. Die vermeintliche Luxussituation der Carte blanche ergibt sich daraus, dass der Karren willentlich in den Dreck gefahren wurde. Dass ausgerechnet die dafür verantwortlichen Geisterfahrer einen Kurswechsel vornehmen, ist ja nicht zu erwarten, erst recht angesichts der bisherigen Verlautbarungen BBs (in all ihrer Schwammigkeit). Das ist der Unterschied zum Ende der Ära Brosnan. Damals erkannte man trotz allen kommerziellen Erfolgs, dass DAD nicht in die Zukunft wies. Jetzt klopft man sich auf noch immer (auf die Schulter für die Heldentaten von SP und NTTD, und das Publikum trägt das ja auch mit. Also ist tabula rasa zwar prinzipiell möglich, aber nicht im Sinne der Traditionalisten zu erwarten. Für die - also im Wesentlichen: uns - werden die Filme freilich nicht gemacht.

    Theoretisch ja, praktisch hat EON ja ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu solchen Dingen. Craig war zwar in seiner eigenen Blase und von den Anderen losgelöst Bond, hatte aber trotzdem etwa dieselbe M wie Brosnan. Man kann argumentieren, dass Dench hier einen völlig anderen Charakter darstellt, aber für die breite Masse der Zuschauer sendet soetwas schon ziemlich widersprüchliche Signale. Ebenso wie der Umstand, dass bei NTTD plötzlich die Porträts früherer Ms aus der "alten", angeblich alternativen Zeitlinie rumhängen. Mir hat sich da immer der Eindruck aufgedrängt, dass man hier, unfreiwillig oder nicht, doch auf die sogenannte Code-Name-Theorie anspielt. Wenn man dann noch bedenkt, dass auch bei Mathis, Blofeld, und vermutlich auch anderen die Namen nur eine Art Alias waren, wird das noch plausibler. Das ist auch etwas, was mich an der Craig-Ära im Nachgang etwas stört. Wenn es um die 'Legacy' der Reihe geht, soll Craig schon in einer Reihe mit Connery und Moore stehen, schauspielerisch und dramaturgisch wird dagegen immer seine Klasse für sich - außerhalb (sprich: über) den Anderen - betont. Meiner Auffassung nach ist sein Bond entweder völlig für sich stehend - dann verbieten sich aus Gründen der Fairness eigentlich überhaupt Vergleiche mit den Anderen, da es ja, ähnlich wie Denchs zwei Ms, ein völlig anderer Charakter ist, oder er ist derselbe Bond wie die Anderen - dann muss er aber auch mit dem Vorwurf leben, die Rolle aus egoistischen Gründen nachhaltig beschädigt zu haben.


    Bei aller fehlenden Liebe, aber das würde ich doch bezweifeln. Craig soll mit seinem Shakespeare-Part doch möglichst einzigartig sein. Das ist glaube ich auch der Konflikt, der Broccoli bei der Weiterarbeit lähmt. Sie liebt Craig wahrscheinlich zu sehr, um seine Filme zukünftig völlig zu ignorieren, kann andererseits aber auch nicht auf dessen Ära aufbauen, weil das ohne den GröBaZ ja schlecht möglich ist. Wenn man sich die Staffelstab-Übergaben in der bisherigen Serie ansieht, war dafür immer eine gute Portion Respektlosigkeit erforderlich. Lazenby sagt ironisch zum Zuschauer "Das wär dem Anderen nie passiert", Connery ignoriert Lazenby dann völlig, Moore hat eigene Automarken und Rauch- und Trinkgewohnheiten, bei Daltons Einstieg werden die beiden Vorgänger durch die anderen Doppelnullagenten parodiert, Brosnan transferiert sich per Rückblende einfach mal vor Dalton und Craig zeigt dann eine totale Respektlosigkeit, à la "Sehe ich so aus als ob mich das interessiert?". Ich glaube, diese ironische Distanz und die Bereitschaft, heilige Kühe abzuschießen, fehlt Broccoli bei ihrem Sankt Daniel völlig.

    Wir Fans neigen ja dazu, das Franchise zu ernst zu nehmen. Dabei ist es nicht der Hardcore-Fan, der über das Wohl und Wehe von Bond entscheidet, sondern das allgemeine Publikum und dessen Wahrnehmung. Insofern würde ich die Codename-Theorie ganz außen vorlassen. Außerhalb des Fandoms spricht darüber kein Mensch, und sie geht auch bei keinem Darstellerwechsel auf. Ich halte es für durchaus möglich, dass Bonds Tod bei Gelegenheits-Guckern ("Ach, war der nicht tot?") ebensolche Irritationen, nämlich keine, auslöst wie die wiederholten Erstbegegnungen mit Ernst Stavro (derzeit: 3, wenn man Franzl mitzählen mag).


    Die Quasi-Kontinuitäten bei der Beibehaltung von Nebendarstellern ist auch eher fürs Herz als fürs Hirn. Siehe Desmond, der als Q unter 5 Darstellern diente, während es 3 M gab (oder 2, je nachdem, wie autark man Robert Brown sehen möchte) und drei sehr unterschiedliche Moneypennys, wobei die Wechsel mit Ausnahme von Robert Brown auch stets mit den Darstellern vollzogen wurden, was die Beibehaltung von Q noch auffälliger macht. Interessant ist die Frage, ob auch Desmond nach Brosnans Entlassung in den Ruhestand versetzt worden wäre. Cleese in die Wüste zu schicken, war sicher ein leichtes Opfer. Hat jemals jemand einen neuen Leiter als Signal für ein zumindest konkludentes Reboot verstanden?


    Aber meiner obigen Adventsfantasie (und mehr ist es nicht, schon BB geschuldet) würde nicht widersprechen, wenn Bond Nr. 007 seine erste Mission von Ralph Fiennes erhält, dabei sogar mit Naomie Harris flirtet und von Ben Wishaw mit Gimmicks ausgestattet wird. Er könnte trotzdem er selbst sein und uns auf ein unbeschwertes Abenteuer mitnehmen, wenn man ihn nur ließe - obgleich ich aufgrund der verbrannten Erde auch hier Umbesetzungen vorziehen würde, abgesehen vielleicht von Fiennes, damit er endlich den M zeigen kann, den EON ihn zu spielen leider bislang gehindert hat .


    Das würde auch genug Kontinuität bieten, um mit Craig zu brechen (wie bei Judi Dench, um Brosnan zu verabschieden), ohne St. Daniel (setzt sich das langsam durch?) offen den ihm gebührenden Mittelfinger zu zeigen, Stichwort: Loyalität (auch gegenüber solchen, die auf Letztere, pardon, geschissen haben).


    In diesem Sinne sehe ich auch die Darstellerübergänge weniger als Akt des gewollten Bruchs, sondern als jeweils höchst individuelle Übernahme der Tradition: Lazenbys Hinweis auf den "other feller" ist eher Understatement in eigener Sache als Respektlosigkeit, nicht umsonst wird in dem Film der noch jungen Historie vom Vorspann an durchgehend Tribut gezollt, ohne die eigenen Akzente zu vernachlässigen. Bei Moores Debüt ist der Übergang scheinbar schroffer, doch schon die zig Parallelen zu DN deuten eher auf Kontinuität. Dass Daltons Doppelnull-Kollegen Abbilder seiner Vorgänger sein sollten, mag geplant gewesen sein, aber ist das jemals jemandem ohne vorheriges Sekundärliteraturstudium aufgefallen? Vielmehr war es doch die Anknüpfung an den "Ur-Bond" (Fleming und ganz früher Connery), die einen Teil des Fandoms verzückte und das Massenpublikum befremdete. Bei Brosnan kann man die GE-PT auch als Hommage an Dalton sehen - die späten 80er und der Epochenbruch, die Daltons allzu kurze Ära kennzeichneten, werden gegenwärtig, bevor sich Brosnans Bond einer neuen Welt stellen muss. Und auch Craig/Campbells Einführung wurde zumindest zunächst weniger als Aufbruch in die Zukunft denn als ein radikales back to the roots verstanden.


    Insofern darf auch Bond Nr. 007 bei allen Freiheiten gerne an die Traditionen anknüpfen. Gerne auch an den frühen Craig, als dieser noch nicht des (Agenten-)Lebens müde war, sondern noch seinem Lieblingshobby frönte: Wiederauferstehung.

    Ich für meinen Teil hoffe, dass der Gedächtnisverlust-Plot niemals aufgegriffen wird, denn wenn ich an Bond eines schätze, dann dass er stets er selbst ist (bzw. inzwischen: sein sollte). Allerdings - irgendwer hatte das hier auch schon einmal geschrieben - ist auch das Ende des Romans YOLT wesentlich Bond-iger als alles, was die Craig-Filme ab SF geboten haben, denn: Selbst wenn Bond sein Gedächtnis verloren hat, er frei von den Geistern (Spectres) der Vergangenheit ist, ist das Leben als Zivilist eben nichts für ihn. Bei der geringsten Spur auf etwas anderes lässt er das alles hinter sich, um sich am Ende, also zu Beginn des nächsten Romans, wieder als er selbst zu er- und beweisen. In den Filmen wiederum legt der Lazenby-Bond innerhalb eines Films eine größere Entwicklung hin, als der laut Barbara größte Schauspieler aller Zeiten in fünf Filmen glaubhaft machen kann - Letzterer bleibt unterm Strich auch darstellerisch deutlich hinter dem Schokoriegel-Debütanten zurück, namentlich in seinem Abschiedsmachwerk.


    Insofern ist Craig-Bonds Dahinscheiden für mich inzwischen fast ein positiver Aspekt von NTTD. So sehr es selbst und seine Umstände der DNA der Figur widersprechen, kann nun kein Nachfolger auch nur irgendwie die Inkarnation des Craig-Bond sein. Craig-Bond ist tot. Folglich gilt auch all der Murks aus SP und NTTD für Bond Nr. 007 (keine Nummer könnte passender sein) nicht. Bedenkt man, dass die Brosnan-Ära bei aller Konventionalität keine direkten Anleihen an der Historie nahm (jenseits des direkten oberflächlichen Zitats wie in DAD in Abteilung Q ) und somit die irgendwie miteinander verzahnte Vergangenheit ("James war schon einmal verheiratet", LTK) schon fast 35 bis gut 60 Jahre zurückliegt, konnte wohl noch kein Bond-Debütant freier aufspielen als der nächste Bond, eben 007. Auf Craig kann er sich inhaltlich nicht direkt beziehen, auf den Rest muss er es dank vergangener Zeit nicht mehr.


    Wenn ich Bond trotzdem bis zum Beweis des Gegenteils als Franchise der Vergangenheit wahrnehme, dann deshalb, weil der vorige Absatz eine Grundvoraussetzung hat: Barbara müsste den richtigen Darsteller auswählen, der nicht Arthouse machen will (nebenbei: ohne dazu in der Lage zu sein), und ihn und das ihn umgebende Kreativteam machen lassen. Unwahrscheinlich? Sicher. Aber: Wann soll man sich etwas wünschen, wenn nicht in der Adventszeit?

    Der Wunschvater des Gedankens könnte sowohl den Titel des letzten EON-Outputs als auch das traditionell-groteske Abspannversprechen (grotesk, a. weil der Film alle Traditionen zu Staub zermahlen will, b. weil er sein eigenes ach so mutiges Ende damit in Minutenfrist konterkariert) "James Bond will return" auch so lesen, dass der Craigsche Held, der trotz bester Anlagen und mitreißendem Beginn seiner großen Geschichte eben dort, wo er sich besonders progressiv deucht, nicht gerecht wird, nun dem Orkus der Filmgeschichte übergeben werden darf, auf dass der echte Bond, dessen Zeit zu sterben noch längst nicht gekommen ist, nun, da St. Daniel seine Himmelfahrt angetreten hat, endlich zurückkehren kann. Ein Schaumtraum, gewiss - ob nun EON weiterproduziert oder sonst wer. Aber ein schöner. Oder angesichts der Erhebung des Hauptdarstellers zum GröSchaZ aus dem berufenen Munde seiner ergebenen Produzentin immerhin eine Freudsche (Fehl-)Leistung.

    Nostalgie ist in der Tat das passende Stichwort, denn inzwischen fühlt sich das Bond-Franchise für mich wie etwas Vergangenes an, nachdem das Wenige, das in den letzten gut zehn Jahren auf uns herniederkam, nur ein Ausverkauf war, der etwa dem von Disney am eigenen Erbe sowie dem von George Lucas usw. auf der nach unten offenen Skala nur quantitativ, keineswegs aber qualitativ nachstand. (Entsprechend sollte man sich von einem Produzentenwechsel, hinter dem schon aus Kostengründen wohl zwangsnotwendigerweise einer der Giganten stünde, nicht zu viel versprechen: Vielleicht einen halbwegs klassischen Film zur Fanbindung, und dann ...)


    Emotional der letzte Bond-Film war für mich SF, an dessen Ende Bond durch das Vorzimmer an Moneypenny vorbeikam und von M "mit Vergnügen" die nächste Mission übernahm. Das Finale war klassisch und dennoch frisch und hätte in die Zukunft führen können. Nun führt es eben zurück ins Jahr 1962 oder zu jedem anderen Bond-Jahrgang davor, nach dem mir gerade ist. Statt in die Zukunft mündet SF in den Kreislauf der ewigen Wiederkehr, allerdings ist bei zwei Dutzend Filmen aus einem halben Jahrhundert genug Abwechslung in puncto Darsteller, Mode, Zeitgeist und genereller Ausrichtung von Gaga bis Tragödie gesorgt. (Das gilt selbst dann fast ohne Abstriche, wenn der persönliche Break faktisch schon 2002 einsetzt, habe ich doch bei theoretisch nach wie vor hoher Wertschätzung meinerseits von CR, QOS und eben SF seit der Zweit- und Letztsichtung von Craig V keinen Film mit St. Daniel mehr gesehen - einfach keine Lust).


    Entsprechend bemühe ich mich gar nicht darum zu erfahren oder gar exegetisch zu umkreisen, was Barbara oder sonst wer bei EON an Verlautbarungen von sich zu geben beliebt. Vermied ich so etwas früher eher, um möglichst wenig über den neuen Film zu wissen, bevor ich ihn tatsächlich sah, kümmert es mich inzwischen einfach nicht mehr, ob, wann und wie es weitergeht. Sollte dermaleinst ein neuer Film kommen, bin ich mir nicht einmal sicher, dass ich ihn im Kino sehen werde - jedenfalls nicht, wenn z. B. Minnie Maus als neuer Bond präsentiert wird. Man muss als Fan nicht jeden Quatsch unterstützen, nur weil "Bond" draufsteht. Und falls ich dann doch wieder meinen Obolus entrichte und mit Werbung drei Stunden Lebenszeit riskiere: Es heißt schon einiges, dass ich einem neuen Film nicht mit Freude und Ungeduld, sondern mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Unbehagen entgegensehe und dass ich schon zufrieden wäre, wenn ich zu Beginn des Abspanns aufatmen könnte, dass es soooo schlimm ja gar nicht war, vielleicht sogar ganz gut ... Barbara wollte Bond killen, soll sie ihn doch ruhen lassen. Dem Werk des großen Papas, auch z. T. ihrem eigenen tut das keinen Abbruch.

    Da klingelt auch bei mir was, es war, glaube ich, eine Spätfilmsendung von FYEO (oder einem anderen eher späten Moore). Wobei wir vom Film schnell auf Bond allgemein und dann auf sonst noch was kamen, außerdem wurde ziemlich viel getrunken. Habe ich entsprechend verschwommener, aber angenehmer Erinnerung ...

    Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass Thomas Danneberg der Dialogbuchautor - und -regisseur der Brosnan-Ära war. Darüber hinaus synchronisierte er natürlich auch John Cleese in seinen beiden Auftritten als R/M. Es schmälert seine epochale Lebensleistung in keiner Weise, wenn ich hier sage, dass ich mit seinen Cleese-Synchros nach etwa "Ein Fisch namens Wanda" etwas hadere. Bis einschließlich "Wanda" sprach er Cleese ungefähr wie Terence Hill, danach aber gefühlt zwei Oktaven höher, auch bei Bond. Finde ich z. B. bei Fawlty Towers sehr schade und bin deshalb froh, dass Danneberg etwa in Kenneth Branaghs "Frankenstein" - eine von Cleeses wenigen ernsten Rollen - nicht besetzt wurde. Das ändert nichts daran, dass Danneberg der Federer unter den Synchronsprechern war. Ruhe in Frieden, Thomas, und vielen, vielen Dank: Du hast uns mit Deiner Stimme Unglaubliches sehen lassen - C-Beams, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. Nichts davon wird verloren gehen, zuallerletzt Deine Tränen im Regen.

    Nachdem im alten Forum zuletzt der Spaltpilz die Themen vorgab und wir uns nicht von ungefähr über die (vermeintlich) debilsten Szenen ausgetauscht haben, lasst uns das neue Forum mit einem Thread der Eingkeit verbinden! Lasst uns Momente sammeln, die uns zum Fan des Agenten James Bond werden ließen! Damit meine ich nicht unbedingt besondere Stunts etc. - also etwa die Goldplatten-Szene aus GF oder den Bungee-Sprung aus GE (aber wenn die Euch besonders angefixt haben, immer gerne) -, sondern insbesondere die Szenen, in denen Euch Bonds Coolness im Sturm erobert hat!


    Ich beginne mal mit jeweils einer Szene aus meinen drei Lieblings-Bonds:


    GF: "Allmählich gefallen Sie mir, Mr. Bond ..." Die ultimative Verführungsszene der an solchen Szenen nicht eben armen Reihe ...


    OHMSS: Bond bricht bei Gumbold ein: Maximum professionell, maximum lässig, hochspannend und entspannt: Lazenbys Gesellen- und Meisterstück.


    LTK: Bond trinkt Kaffee mit Sanchez. Jeder, der Dalton Coolness, Lässigkeit und Souveränität abspricht, möge sich nur diese kurze Szene ansehen. Allein sein beiläufiges "No", mit dem er ablehnt, einen Kaffee anders als schwarz zu trinken (dabei sehen wir nur Sanchez Gesicht), sollte jeden Skeptiker für diesen grandiosen Bond gewinnen.


    TBC

    Aktuell frage ich mich, ob man die gesamte Handlung nach dem Main title als eine Art Nahtoderfahrung oder Wachkoma Bonds interpretieren kann. Besonders die auf mich immer surreal anmutenden Schottland-Szenen sprächen aus meiner Sicht für diese These. Theoretisch ließe sich das sogar auf die Nachfolgerfilme ausdehnen und würde eine Erklärung für deren eklatanteste Schwächen ("Das war alles ich" und Bonds Tod) liefern. Im Augenblick des Todes folgt im Traum ja oft das Erwachen. Hier könnte dann der neue Bondfilm anknüpfen.


    Und dann tritt Bond, sich den Schlaf aus den Augen reibend, ins Bad, und Tracy steht unter der Dusche. Halt, das war was anderes - aber eben auch eine Mogelpackung. ;)



    ... aber ich hätte nix dagegen, wenn der nächste Bond (gefühlt) an die PTS aus SF anknüpfen würde, wie wenn dazwischen nie was gewesen wäre.

    Und ich hätte nichts dagegen, wenn sich der nächste Bond überhaupt nicht an der Craig-Ära abarbeiten würde und unbelastet zu Werke gehen könnte. Ich würde sogar das ganze M16-Team austauschen, allenfalls den armen Ralph Fiennes - eigentlich eine Topbesetzung, aber in den letzten zwei Filmen zum Dauer-Verbocker ohne jegliche Autorität herabgewürdigt - behalten, der nun aber endlich den M spielen dürfte, der in ihm steckt ...

    Egal was Craig jetzt so verlautbart – dass Bonds Tod schon 2005/06 auf der Agenda stand, halte ich für ähnlich nachträgliche Schaumschlägerei wie Oberhausers Einlassungen in SP. Hier imitiert das Leben die (nun ja) „Kunst“, wenn der Daniel nun sagt:. „Das war alles ich.“ Mit welchem Recht sollte er so etwas denn damals gefordert haben als mäßig erfolgreicher Schauspieler, der zudem von den Fans nicht mit offenen Armen empfangen wurde?


    Und was wäre, wenn CR gefloppt (nicht im Sinne von LTK, sondern richtig durchgefallen mit schweren Verlusten) und Craig daraufhin fallengelassen worden wäre? Oder besser: wenn er irgendwann in der Zwangspause nach QOS ausgestiegen wäre, um sein Ego an anderer Stelle walten zu lassen? Hätte „seinem“ Bond bis dahin irgendwas gefehlt? Nein, bis dahin war das Reboot eine runde Sache und in sich weitgehend schlüssig. Auch SF funktioniert als Solo-Film noch ziemlich gut. Seine partielle Endzeitstimmung, der Pause und dem Altern des Hauptdarstellers geschuldet, hätte nicht sein müssen, wird mit der Schlussszene aber in eine neue, vorwärtsgerichtete Zeitlosigkeit umgebogen, und zwar „with pleasure, M!“


    Erneut eine verpasste Chance zur Übergabe des Staffelstabs, wenn man denn selbst nicht will. Doch statt sich selbst die Pulsadern aufzuschlitzen, schnitt Craig lieber Bond die Kehle durch. Sofern einem dies den Anblick des Hauptdarstellers verleidet, sind damit seine ersten drei Streiche kontaminiert. Aber nicht aufgrund rückwirkender inhaltlicher Geiselhaft durch die letzten beiden Filme.


    Denn wie schon oft und oft gesagt: Mag Bonds Tod schon früh ein feuchter Traum Craigs gewesen sein, so deutet doch nichts darauf hin, dass es irgendeinen Masterplan gab. Akzeptiert man die Übergriffigkeiten von SP und NTTD und erzählt die „Geschichte“ des Craig-Quintetts vor diesem Hintergrund nach, ergibt sie weder handlungstechnisch noch in der Bondschen Charakterentwicklung irgendeinen Sinn. Das ist lauter Flickwerk und Behauptung. Ich habe das mal im NTTD-Thread breit ausgeführt, Mister Bonds obiger Beitrag ergänzt das noch aufs Treffendste.


    Dem MCU kann man in seiner ermüdenden (Mittel-)Mäßigkeit viel vorwerfen, und zwar mit Recht, aber wenn man mal den Kraftakt vollbringt und sich da durchwühlt, muss man wenigstens anerkennen: Es gab hier einen groben Gesamtentwurf, wenigstens für die jeweiligen Phasen. Bei Bond gab es ihn nach CR nicht, man hangelte sich von Film zu Film, wie man es immer gemacht hatte:


    CR: „Die Filme laufen zwar noch, aber die Richtung stimmt nicht mehr. Weg mit dem Ballast, fangen wir noch mal ganz von vorne an.“


    QOS: „Das fanden alle super, also weiter im Text.“


    SF: „Düster ist mehr denn je in, aber QOS kam ja nicht mehr ganz so gut an. Also weg mit Quantum. Außerdem geht Daniel inzwischen nicht mehr als junger Hüpfer durch, also brauchen wir einen neuen Ansatz, mit dem wir uns an Bond abarbeiten können.“


    SP: „Wir sind Milliardäre. Und wir sind Oscar-Preisträger. Wir sind genial! Was wir machen, ist richtig, weil wir es machen.“


    NTTD: „Daniel unser, dein Wille geschehe …“


    Das Ende ist bekannt.