Rocky
Hier muss ich tatsächlich zugeben, dass ich die Reihe noch nie am Stück gesehen habe. Und als Fazit muss ich wirklich sagen: Was für eine grandiose Reihe! Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass Rocky der vielleicht beste Film-Held ist, der je geschaffen wurde.
Diese Zeilen sind zwar nun schon fast 2 Jährchen alt, aber ich habe sie schon damals als sehr inspirierende Ansage empfunden, der meinerseits allerdings erst in den vergangen Wochen 'Taten' folgten.
Somit hier nun meine chronologische Konsum-Retrospektive (per Blu-Ray) des von den Arbeiten eines Jean-Michel Basquiat, Francis Bacon und Kasimir Malewitsch beeinflußten us-amerikanischen Malers, der nebenbei auch hin wieder mal Autor, Regisseur, Gastronom, Produzent, Schauspieler, Synchronsprecher und 5-facher Vater war: Signore Sylvester Gardenzio „Sly“ Stallone.
1976: Rocky - Vielleicht das motivierenste Werk der Filmgeschichte, das mit seinem hohen Maß der belebenden, positiven Energien mit dem es seine Zuschauer überströmt, auch bei mir wieder einen euphorischen emotionalen Impact hinterließ, was aber zu einem nicht unerheblichen Teil an der genialsten Arbeit von Bill Conti's Karriere liegt. Die Begutachtung des Making-of, das einem vor Augen führt, mit welch' einfachen Mitteln dieser legendär gewordene Filmklassiker entstanden ist, läßt den geradezu surreal anmutenden Erfolg dieses Knallers nochmal umso sensationeller und glorreicher wirken.
1978: F.I.S.T. - Weder konzeptionell noch emotional bei weitem nicht so funktional wie Rocky, aber inhaltlich und soziologisch nach wie vor ein sehr interessantes Werk in Stallone's Œuvre. Sowohl gesellschaftspolitisch, als auch stilistisch eindeutig der ausgehenden New Hollywood-Ära zuzuordnen, finde ich es angenehm konseqent, das man Sly's Hauptfigur dabei beobachten darf, wie sie praktisch zeitgleich mit ihrem gesellschaftlichen Aufstieg mehr und mehr den Pfad des moralischen Abstiegs beschreitet.
1979: Rocky II - Kannte ich - wie übrigens alle weiteren Rocky-Teile, mit Ausnahme von Teil VI - noch nicht (eine enorm peinliche Bildungslücke, ich weiß). Wirkte auf mich nun wie ein reiner Aufguß, also quasi ein recht simple Kopie des Vorgängers und reiht sich daher für mich nun in die leidlich große cineastische Gruppe einfallsloser Sequels von großen Filmhits ein. Nicht destotrotz: in dem was der Film sein will, insgesamt solide und handwerklich überzeugend gefertigt, was ich dem noch recht unerfahrenen Filmemacher Stallone zugestehen muß.
1982: Rocky III - Der Übergang in die 80er wirkt hier ähnlich plakativ, aber dadurch auch erfrischend wie im Bondfranchise. Das der ehemalige Gegner im Ring nun zum Verbündeten wird, ist nach dem inhaltlich überraschungsfreien zweiten Teil ein erstaunlich cleverer Zug der Filmemacher gewesen. Und der Titelsong bringt in seiner ganzen popkulturellen Pracht das Kunststück fertig, Conti's legendärem Rocky-Thema einen weiteren 'Evergreen'-Clou hinzuzufügen. Etwas vor den Kopf gestoßen fühlte ich mich allerdings von der unglaubwürdigen Transfomation der Hauptfigur in Punkto Intelligenz und Fähigkeiten. Erlebten wir im Vorgängerwerk noch einen geistig recht simpel gestrickten, naiven Proleten, dem es sogar schwer fällt flüssige Sätze unmonton für einen Werbeclip vorzutragen, haben wir es nun plötzlich mit einem innerhalb von 2 Jahren erstaunlich gereiften Charakter zu tun, der zu einem in seinem Buisness recht professionell wirkenden Erfolgsmenschen mutiert ist, der bei zahlreichen großen Labels unter Vertrag steht (lustiger Weise sogar für die damalige DeLorean DMC-12-Werbecampagne, was den BTTF-Fanatiker in mir natürlich verzückt). Ich gönne es dieser Filmikone zwar sich weiterentwickelt zu haben, aber diese plötzliche, ja geradezu magische Wandlung ist mir etwas zu, ähm, 'over the top', um es stallonisch auszudrücken. Dennoch gefiel mir der Film mit seinem optisch sehr eindeutigen 1982er-Gewand deutlich besser als Teil 2 und das Abspann-Gemälde von LeRoy Neiman zeugt auf geschmackvolle Weise von der Maler-Seele seines Regisseurs.
1982: First Blood - Während meiner Schulzeit in den 80ern gehörte ich zu dieser arrogant-hochnäsigen, unreifen Fraktion von Jugendlichen, die auf alle Werke von Stallone und Schwarzenegger - ohne eines davon je gesehen zu haben - mit extrem voreingenommener und somit dummer Ablehnung reagierten. Diese Herren wirkten auf mich damals einfach nicht wie Stars die Filmhelden verkörpern könnten, mit denen ich mich in jenen Tagen identifizieren wollte. So jemand wie ein dreister Detectiv Axel Foley, der sich spontan in Gourmet-Restaurants und Nobelhotels reinquasselt oder ein 'Opern-Besucher' wie Dalton-Bond oder ein alter Connery-Bond, der Belugakaviar, Wachteleier und Foie Gras aus Straßburg im Sanatorium aus seinem Reisekoffer packt symbolisierte für mich diesbezüglich schon das Maximum der macho-poser-haften Testosteron-Stange, da die offensichtlich wichtigste 'Muskelapperatur', der diese Figuren erfolgreich ihre Action-Abenteuer bestehen ließ, ihr Gehirn war. Erst mit Anfang 20 öffnete ich mich allmählich dieser speziellen Art von Muskelprotz-Kino-Kultur, die ja lange von Arnold und Sly angeführt wurde, wobei allerdings die Herren Paul Verhoeven und James Cameron im Falle von Arnold enorm viel Überzeugsarbeit für mich leisteten. Bei Stallone war es hingegen meine Erstbegutachtung von First Blood mit dem mich der Mann erstmalig 'catchte' und ich vermute damit war ich (wenn auch in einem verspäteten Zeitfenster) nicht alleine. Jedesmal wenn ich diesen Film sehe, bin ich auf's Neue verblüfft, wie souverän er mit seinem Handmade-Charme sowohl als Actionfilm, als auch Zeitzeugnis und Popkulturprodukt heute noch funktioniert. Für sich gesehen also ein super rundes Ding, das erst durch seine grotesken Sequels nachhaltig ein kontroverseres Image aufgedrückt bekam, als es hätte sein müssen.
1985: Rambo: First Blood Part II - In seinem Release-Jahr für mich, als tief pazifstisch erzogener 11-jähriger, noch der ultimative Inbegriff eines verachtenswerten filmischen Produktes, mauserte sich diese Mutter aller militanten, filmischen Dschungelballerorgien bei mir über die Jahrzehnte zum kuriosen 'Guilty Pleasure'-Meilenstein, der inhaltlich und gesellschaftspolitisch auf genauso unfreiwillig komische Weise unterhält, wie er aus rein technischer und film-handwerklicher Sicht als erstaunlich gelungen gewertet werden kann. Besonders plakativ fiel mir diesesmal das Product Placement von Coca Cola auf, das kaum dreister für diese Art von Genre hätte ausfallen können, weil der entsprechende Automat des Getränke-Labels so viel Screenzeit zu gestanden bekommt, das man ihn fast schon als 'Nebendarsteller' bezeichnen könnte. James Cameron's Einfluß auf den Film als Drehbuchautor wird meiner Meinung an mehreren hoch funktionalen Actionmomenten deutlich bzw. ist es sicher kein Zufall das ich selbst in Avatar noch hier und da gewisse ähnliche Konzeptionen beim Bildaufbau und der Dramaturgie erkennen kann, wie in diesem zweiten Rambofilm, für den er nur mitschrieb. Am meisten überzeugt mich allerdings neben Stallone's umwerfend einschüchternder körperlicher Verfassung, der Score von Jerry Goldsmith, der hier einige der kultigsten Passagen seines Gesamt-Œuvres präsentieren darf.
1985: Rocky IV - Nachdem ich mir jahrzehntelang Statements von Filmbegeisterten in meinem Umfeld, über das für und wieder des größten finanziellen Erfolghits dieses Franchise anhören durfte, wirkte der Film bei meiner kürzlichen Erstbegutachtung im Verhältnis nun doch geradezu erschreckend banal und flach. Die Handlung ist dünner und gleichzeitig märchenhafter als in allen anderen Teilen. Zudem wird das Stilmittel 'Trainingsclipmontage' hier zunehmend überstrapaziert und obwohl ich weiß wie populär das Soundtrackalbum ist, begeistert mich die Untermalung hier nicht im selben Maß wie bei den 3 Vorgängerfilmen.
1987: Over the Top - Bisher kannte ich nur das markante Filmplakat, das wohl eines der besten in Stallone's Karriere ist. Inhalt und Tonalität des Werks waren nun allerdings für mich als ungespoilerte Person eine echte Überraschung, da die emotionale Natur das Films deutlich sentimentaler ist, als ich es erwartet hatte. Außerdem bringt der Film das Kunststück fertig, das einem der anstrengende und chronisch schlecht bezahlte Broterwerb eines Fernfahrers als attraktiver Lebensstil vermittelt wird, was schon eines dieser Art von Märchen ist, für die Hollywood geschaffen wurde.