Beiträge von Dr. moVe


    Hallo Heiko,

    selbstverständlich haben wir Dich hier nicht vergessen!


    Deinen äußerst berührenden, merklich von Herzen kommenden Zeilen kann ich mich nur anschließen.

    Auch mir war unser Wolfgang stets ein lieber und treuer Freund, dessen enorme Leidenschaft für das Thema Bond auch Abseits seiner gar nicht hoch genug einzuschätzenden Verdienste für die deutsch-sprachige Fanclub-Geschichte stets ansteckend wirkte, was allerdings auch für seine allgemeine, kontinuierliche Begeisterung für die Welt des Kinos gilt. Schon die reine alljährliche Anzahl seiner Lichtspielhaus-Besuche empfand ich immer beeindruckend, was ich auch deshalb erwähne, weil dies eines der letzten Themen war, mit denen er hier im Forum aktiv war.

    Die Lücke die dieser Verlust in die mitteleuropäische Fan-Gemeinde reißt wird sicher gewaltig sein.


    Möge seine gute Seele Frieden finden.


    R.I.P. Onkel Ari


    Leider scheint dieses Frühjahr ein finsteres für die Forumsgeschichte zu sein, denn unser armer Kristatos ist nicht das einzige einst sehr aktive Forumsmitglied, das hier nie mehr neue Zeilen beitragen wird:

    Der bis vor einigen Jahren noch äußerst beitragsfreudige GonzoShaker (im alten razyboard als ChrisMainz aktiv) weilt leider auch nicht mehr unter uns. Vermutlich wird sich jeder, der damals schon aktiv war, noch sehr gut an ihn erinnern. Mit ihm hat ein echtes Urgestein dieser Plattform unsere Bühne für immer verlassen.


    R.I.P. GonzoShaker

    1990: Rocky V - Als verkappter Underdogsympathisant ging ich mit der Einstellung an diesen unbeliebten fünften Teil heran, ihn gut finden zu wollen, was mir allerdings im Filmverlauf zunehmend schwerer fiel, denn worauf ich nicht vorbereitet war, war der Umstand das mich die Handlung von Anfang an nicht überzeugen würde. Die Drehbuchidee der finanziell ruinierten Box-Legende, die trotz ihres Promistatus EXAKT da wieder anfangen muß, wo sie gestartet ist, fügt sich imho dramaturgisch dermaßen unglaubwürdig in die Gesamtreihe ein, das ich es nachvollziehbar finde, das diese Art von unbedingter Brechstangen-Mentalität der Autoren viele Zuschauer verprellte. Noch dazu ernücherte mich die recht uninspirierte Optik, die vielleicht etwas 'authentisches' vermitteln sollte, aber eher TV-artig als interessant auf mich wirkt. Einzig der zeitgeistliche Aspekt, das man mit dem Übergang in ein weiteres neues Franchise-Jahrzehnt wieder einen ganz anderen Weg einschlagen wollte, wirkt legitim auf mich. Leider gelang das nicht so überzeugend wie 1982 mit Teil 3. Insgesamt halte ich diesen fünften Teil aber nicht für eine so gewaltige Gurke, als jene die viele in ihm sehen. Jedenfalls fand ich den populäreren Vorgängerfilm auf seine spezielle Art auch nicht weniger schräg und schwer verdaulich.


    1997: Cop Land - Diesen ambitionierten Ausflug des Schauspieler Stallone in die Ensemble-Welten von Filmen, die sonst eher von Regie-Kalibern wie Martin Scorsese & Co zu bewundern sind, hatte ich vor 20 Jahren schon einmal gesehen, aber hatte ihn als deutlich stärker in Erinnerung. Mein aktualisierter Blick auf diese frühe Arbeit von Indiana Jones-Regisseur James Mangold vermittelte mir den Eindruck, als könne der Film die vielen gut gemeinten künstlerischen Impulse die er versucht zu setzen, nicht in dem Maß erfüllen, das man von einem wahrhaft souveränen Werk sprechen könnte. Das man vom erlesenen Cast, der sich um Stallone herum tummelt, in anderen Werken schon besseres serviert bekommen hat, ist da nicht gerade hilfreich und der orchestrale Score wirkt angesichts der im Rahmen des Genres recht beschaulichen Geschehnisse für meinen Geschmack auch nicht wirklich stimmig und passend, da er weitesgehend ziemlich dick aufträgt. Also im Gesamtbild eher ein mittelmäßiges Werk, aber dennoch sicher einer der besseren Karriere-Beiträge Stallone's in den 90ern.


    2006: Rocky Balboa - Ganze 16 Jahre nach Teil V das erstaunlich souveräne 00er-Comback, so als habe es Stallone selbst, genau wie sein Filmheld, allen nochmal beweisen wollen. Hier muß ich mich in allen Punkten unserem lieben Martin anschließen, der diesen sechsten Film als "Wunder" bezeichnete, was ich nur bestätigen kann. Wie gekonnt der Film nostalgisch mit der Franchisehistorie spielt und sie gleichzeitig glaubhaft in die Realität des Casino Royale-Jahres katapultiert ist wirklich beeindruckend. Außerdem schafft es Stallone hier seinen Serienhelden so sympathisch wie nie zuvor wirken zu lassen, der durch die Tiefschläge in seinem Leben, menschlich auf glaubhafte Weise gereift ist. Besonders den trauernden Witwer bringt er erstaunlich einfühlsam rüber. Spätestens wenn im Abspann auf mitreißende Weise die franchise-legendäre Treppe in Philadelphia als eine Art popkulturelle Wahlfahrtslocation für die gesamte Nachwelt abgefeiert wird, kann man sich nur noch äußert schwer dem Eindruck verwehren, das hier eine der bedeutensten Filmserien der Geschichte auf perfekte Weise abgeschlossen wurde.

    Rocky
    Hier muss ich tatsächlich zugeben, dass ich die Reihe noch nie am Stück gesehen habe. Und als Fazit muss ich wirklich sagen: Was für eine grandiose Reihe! Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass Rocky der vielleicht beste Film-Held ist, der je geschaffen wurde.


    Diese Zeilen sind zwar nun schon fast 2 Jährchen alt, aber ich habe sie schon damals als sehr inspirierende Ansage empfunden, der meinerseits allerdings erst in den vergangen Wochen 'Taten' folgten.


    Somit hier nun meine chronologische Konsum-Retrospektive (per Blu-Ray) des von den Arbeiten eines Jean-Michel Basquiat, Francis Bacon und Kasimir Malewitsch beeinflußten us-amerikanischen Malers, der nebenbei auch hin wieder mal Autor, Regisseur, Gastronom, Produzent, Schauspieler, Synchronsprecher und 5-facher Vater war: Signore Sylvester Gardenzio „Sly“ Stallone.


    1976: Rocky - Vielleicht das motivierenste Werk der Filmgeschichte, das mit seinem hohen Maß der belebenden, positiven Energien mit dem es seine Zuschauer überströmt, auch bei mir wieder einen euphorischen emotionalen Impact hinterließ, was aber zu einem nicht unerheblichen Teil an der genialsten Arbeit von Bill Conti's Karriere liegt. Die Begutachtung des Making-of, das einem vor Augen führt, mit welch' einfachen Mitteln dieser legendär gewordene Filmklassiker entstanden ist, läßt den geradezu surreal anmutenden Erfolg dieses Knallers nochmal umso sensationeller und glorreicher wirken.


    1978: F.I.S.T. - Weder konzeptionell noch emotional bei weitem nicht so funktional wie Rocky, aber inhaltlich und soziologisch nach wie vor ein sehr interessantes Werk in Stallone's Œuvre. Sowohl gesellschaftspolitisch, als auch stilistisch eindeutig der ausgehenden New Hollywood-Ära zuzuordnen, finde ich es angenehm konseqent, das man Sly's Hauptfigur dabei beobachten darf, wie sie praktisch zeitgleich mit ihrem gesellschaftlichen Aufstieg mehr und mehr den Pfad des moralischen Abstiegs beschreitet.


    1979: Rocky II - Kannte ich - wie übrigens alle weiteren Rocky-Teile, mit Ausnahme von Teil VI - noch nicht (eine enorm peinliche Bildungslücke, ich weiß). Wirkte auf mich nun wie ein reiner Aufguß, also quasi ein recht simple Kopie des Vorgängers und reiht sich daher für mich nun in die leidlich große cineastische Gruppe einfallsloser Sequels von großen Filmhits ein. Nicht destotrotz: in dem was der Film sein will, insgesamt solide und handwerklich überzeugend gefertigt, was ich dem noch recht unerfahrenen Filmemacher Stallone zugestehen muß.


    1982: Rocky III - Der Übergang in die 80er wirkt hier ähnlich plakativ, aber dadurch auch erfrischend wie im Bondfranchise. Das der ehemalige Gegner im Ring nun zum Verbündeten wird, ist nach dem inhaltlich überraschungsfreien zweiten Teil ein erstaunlich cleverer Zug der Filmemacher gewesen. Und der Titelsong bringt in seiner ganzen popkulturellen Pracht das Kunststück fertig, Conti's legendärem Rocky-Thema einen weiteren 'Evergreen'-Clou hinzuzufügen. Etwas vor den Kopf gestoßen fühlte ich mich allerdings von der unglaubwürdigen Transfomation der Hauptfigur in Punkto Intelligenz und Fähigkeiten. Erlebten wir im Vorgängerwerk noch einen geistig recht simpel gestrickten, naiven Proleten, dem es sogar schwer fällt flüssige Sätze unmonton für einen Werbeclip vorzutragen, haben wir es nun plötzlich mit einem innerhalb von 2 Jahren erstaunlich gereiften Charakter zu tun, der zu einem in seinem Buisness recht professionell wirkenden Erfolgsmenschen mutiert ist, der bei zahlreichen großen Labels unter Vertrag steht (lustiger Weise sogar für die damalige DeLorean DMC-12-Werbecampagne, was den BTTF-Fanatiker in mir natürlich verzückt). Ich gönne es dieser Filmikone zwar sich weiterentwickelt zu haben, aber diese plötzliche, ja geradezu magische Wandlung ist mir etwas zu, ähm, 'over the top', um es stallonisch auszudrücken. Dennoch gefiel mir der Film mit seinem optisch sehr eindeutigen 1982er-Gewand deutlich besser als Teil 2 und das Abspann-Gemälde von LeRoy Neiman zeugt auf geschmackvolle Weise von der Maler-Seele seines Regisseurs.


    1982: First Blood - Während meiner Schulzeit in den 80ern gehörte ich zu dieser arrogant-hochnäsigen, unreifen Fraktion von Jugendlichen, die auf alle Werke von Stallone und Schwarzenegger - ohne eines davon je gesehen zu haben - mit extrem voreingenommener und somit dummer Ablehnung reagierten. Diese Herren wirkten auf mich damals einfach nicht wie Stars die Filmhelden verkörpern könnten, mit denen ich mich in jenen Tagen identifizieren wollte. So jemand wie ein dreister Detectiv Axel Foley, der sich spontan in Gourmet-Restaurants und Nobelhotels reinquasselt oder ein 'Opern-Besucher' wie Dalton-Bond oder ein alter Connery-Bond, der Belugakaviar, Wachteleier und Foie Gras aus Straßburg im Sanatorium aus seinem Reisekoffer packt symbolisierte für mich diesbezüglich schon das Maximum der macho-poser-haften Testosteron-Stange, da die offensichtlich wichtigste 'Muskelapperatur', der diese Figuren erfolgreich ihre Action-Abenteuer bestehen ließ, ihr Gehirn war. Erst mit Anfang 20 öffnete ich mich allmählich dieser speziellen Art von Muskelprotz-Kino-Kultur, die ja lange von Arnold und Sly angeführt wurde, wobei allerdings die Herren Paul Verhoeven und James Cameron im Falle von Arnold enorm viel Überzeugsarbeit für mich leisteten. Bei Stallone war es hingegen meine Erstbegutachtung von First Blood mit dem mich der Mann erstmalig 'catchte' und ich vermute damit war ich (wenn auch in einem verspäteten Zeitfenster) nicht alleine. Jedesmal wenn ich diesen Film sehe, bin ich auf's Neue verblüfft, wie souverän er mit seinem Handmade-Charme sowohl als Actionfilm, als auch Zeitzeugnis und Popkulturprodukt heute noch funktioniert. Für sich gesehen also ein super rundes Ding, das erst durch seine grotesken Sequels nachhaltig ein kontroverseres Image aufgedrückt bekam, als es hätte sein müssen.


    1985: Rambo: First Blood Part II - In seinem Release-Jahr für mich, als tief pazifstisch erzogener 11-jähriger, noch der ultimative Inbegriff eines verachtenswerten filmischen Produktes, mauserte sich diese Mutter aller militanten, filmischen Dschungelballerorgien bei mir über die Jahrzehnte zum kuriosen 'Guilty Pleasure'-Meilenstein, der inhaltlich und gesellschaftspolitisch auf genauso unfreiwillig komische Weise unterhält, wie er aus rein technischer und film-handwerklicher Sicht als erstaunlich gelungen gewertet werden kann. Besonders plakativ fiel mir diesesmal das Product Placement von Coca Cola auf, das kaum dreister für diese Art von Genre hätte ausfallen können, weil der entsprechende Automat des Getränke-Labels so viel Screenzeit zu gestanden bekommt, das man ihn fast schon als 'Nebendarsteller' bezeichnen könnte. :) James Cameron's Einfluß auf den Film als Drehbuchautor wird meiner Meinung an mehreren hoch funktionalen Actionmomenten deutlich bzw. ist es sicher kein Zufall das ich selbst in Avatar noch hier und da gewisse ähnliche Konzeptionen beim Bildaufbau und der Dramaturgie erkennen kann, wie in diesem zweiten Rambofilm, für den er nur mitschrieb. Am meisten überzeugt mich allerdings neben Stallone's umwerfend einschüchternder körperlicher Verfassung, der Score von Jerry Goldsmith, der hier einige der kultigsten Passagen seines Gesamt-Œuvres präsentieren darf.


    1985: Rocky IV - Nachdem ich mir jahrzehntelang Statements von Filmbegeisterten in meinem Umfeld, über das für und wieder des größten finanziellen Erfolghits dieses Franchise anhören durfte, wirkte der Film bei meiner kürzlichen Erstbegutachtung im Verhältnis nun doch geradezu erschreckend banal und flach. Die Handlung ist dünner und gleichzeitig märchenhafter als in allen anderen Teilen. Zudem wird das Stilmittel 'Trainingsclipmontage' hier zunehmend überstrapaziert und obwohl ich weiß wie populär das Soundtrackalbum ist, begeistert mich die Untermalung hier nicht im selben Maß wie bei den 3 Vorgängerfilmen.


    1987: Over the Top - Bisher kannte ich nur das markante Filmplakat, das wohl eines der besten in Stallone's Karriere ist. Inhalt und Tonalität des Werks waren nun allerdings für mich als ungespoilerte Person eine echte Überraschung, da die emotionale Natur das Films deutlich sentimentaler ist, als ich es erwartet hatte. Außerdem bringt der Film das Kunststück fertig, das einem der anstrengende und chronisch schlecht bezahlte Broterwerb eines Fernfahrers als attraktiver Lebensstil vermittelt wird, was schon eines dieser Art von Märchen ist, für die Hollywood geschaffen wurde.

    Hier mal eine kleine Rückschau auf das Jahr 2023.

    [...]

    Was waren eure Highlights so?


    Danke für Deine Liste, Martin!  :pop:

    Natürlich fühle ich mich dazu verpflichtet im Stil Deines Beitrags zu antworten, da Du mich motiviert hast, mal genau nachzuzählen wie die Jahres-Statistik bei mir ausfällt.

    Insgesamt habe ich 2023 genau 184 Filme gesehen. Davon leider 'nur' 18 im Kino und den Rest im Heimkino. Obwohl ich sehr gerne alte Filme genieße, scheint mein filmisches Hauptinteresse insgesamt doch eher an der cineastischen 'Neuzeit' festzukleben. Aus den 2020ern (inklusive 2023) und 2010ern waren es nämlich jeweils 36 Filme, aus den 2000ern 21, aus den 90ern 30, aus den 80ern 24, aus den 70ern 13, aus den 60ern 8, und 50ern 9, aus den 40ern 4 und 3 aus den 30ern.


    Mein persönliches Ranking der von mir konsumierten Kinofilme die 2023 uraufgeführt wurden:

    1. Oppenheimer - Regie: Christopher Nolan (10/10)
    2. Past Lives - Regie: Celine Song (8,5/10)
    3. Roter Himmel - Regie: Christian Petzold (8/10)
    4. Asteroid City - Regie: Wes Anderson (8/10)
    5. Barbie - Regie: Greta Gerwig (7,5/10)
    6. Killers of the Flower Moon - Regie: Martin Scorsese (7/10)
    7. Anatomie d’une chute (Anatomie eines Falls) - Regie: Justine Triet (7/10)
    8. Les trois mousquetaires: D'Artagnan (Die drei Musketiere: D'Artagnan) - Regie: Martin Bourboulon (7/10)
    9. Air (Air: Der große Wurf) - Regie: Ben Affleck (7/10)
    10. Indiana Jones and the Dial of Destiny (Indiana Jones und das Rad des Schicksals) - Regie: James Mangold (6,5/10)
    11. The Flash - Regie: Andy Muschietti (6,5/10)
    12. Guardians of the Galaxy Vol. 3 - Regie: James Gunn (6,5/10)
    13. John Wick: Chapter 4 (John Wick: Kapitel 4) - Regie: Chad Stahelski (6,5/10)
    14. Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One (Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins) - Regie: Christopher McQuarrie (6/10)
    15. Napoleon - Regie: Sir Ridley Scott (5,5/10)
    16. Elemental - Regie: Peter Sohn (5,5/10)
    17. A Haunting in Venice - Regie: Kenneth Branagh (5/10)
    18. The Creator - Regie: Gareth Edwards (4/10)

    Außerdem gab's noch im Kino:


    - Live and let Die (8,5/10) :prost:

    - Never Say Never Again (9/10)


    Serien-Highlights waren:


    Black Mirrow - Season 6 (8,5/10)

    1670 - Season 1 (8/10)

    Star Trek: Picard - Season 3 (7/10)

    Star Trek: Strange New Worlds - Season 2 (7/10)


    Die 'älteren' Filme, die bei der diesjährigen Wiederbegutachtung am aller stärksten auf mich wirkten (mit Ranking) - allesamt 10/10:


    1. Dances with Wolves (Der mit dem Wolf tanzt) - Extended cut - Regie: Kevin Costner

    2. E.T. the Extra-Terrestrial (E.T. – Der Außerirdische) - Regie: Steven Spielberg

    3. Out of Africa (Jenseits von Afrika) - Regie: Sydney Pollack

    4. First Man (Aufbruch zum Mond) - Regie: Damien Chazelle

    6. A Hidden Life (Ein verborgenes Leben) - Regie: Terrence Malick


    Die beeindruckensten Neu-Entdeckungen waren für mich:


    1. A Monster Calls (Sieben Minuten nach Mitternacht) - Regie: Juan Antonio Bayona (9/10)

    2. Darkest Hour (Die dunkelste Stunde) - Regie: Joe Wright (8,5/10)

    3. Promising Young Woman - Regie: Emerald Fennell (8/10)


    Deutlich in meiner Gunst gestiegen sind in diesem Jahr (chronologisch ohne Ranking):


    1951 - Captain Horatio Hornblower (Des Königs Admiral) - Regie: Raoul Walsh

    1961 - West Side Story - Regie: Robert Wise

    1974 - Zardoz - Regie: John Boorman

    1976 - Robin and Marian (Robin und Marian) - Regie: Richard Lester

    1977 - A Bridge Too Far (Die Brücke von Arnheim) - Regie: Richard Attenborough

    1982 - First Blood (Rambo) - Regie: Ted Kotcheff

    1999 - Man on the Moon (Der Mondmann) - Regie: Miloš Forman

    2005 - Batman Begins - Regie: Christopher Nolan

    2017 - Dunkirk - Regie: Christopher Nolan

    2018 - First Man (Aufbruch zum Mond) - Regie: Damien Chazelle

    2020 - Tenet - Regie: Christopher Nolan


    Der eindeutig schlechteste Film den ich 2023 gesehen habe war: Heart of Stone - Regie: Tom Harper, mit einer völlig verschenkten Gal Gadot und 'unserer' Nervensäge Matthias Schweighöfer. Seelenloses, uninspiriertes Superagentenkino zum abgewöhnen. Das üben wir besser nochmal Netflix.

    Deine aufgeführten Punkte kann ich alle nachvollziehen, Martin. Allerdings hat meine Begeisterung für die Reihe über die Jahre zunehmend nachgelassen, da ich zu der Fraktion gehöre die es schade finden, das man mit der Dauerverpflichtung von Christopher McQuarrie, den bis dahin spektral beschrittenen Pfad des steig wechselnden Regie-Postens verlassen hat und wir uns hier nun in einer hauptsächlich auf die reine, formale Action-Funktionalität fokussierten, lang-gestreckten 'John Glen-artigen' Ära innerhalb dieser Filmserie befinden. Das ist auch der Grund warum ich mich hier nach dem zweifachen Kinobesuch von Dead Reckoning Part One, nicht direkt zu Wort meldete, denn selten ließ mich ein Beitrag einer von mir eigentlich sehr geschätzten Reihe so ratlos zurück wie dieser. Vorallem weil das allgemeine Lob der Fachpresse und der Genrefans ja kaum frenetischer und enthusiastischer hätte ausfallen können. Ich wollte hier nicht als Partycrasher unangenehm auffallen.


    Nun ist der Film ja inzwischen für den Heimkino-Markt freigegeben, womit ich nun weniger Hemmungen habe meine Mecker-Meinung öffentlich kund zu tun. Zumal man zu so einem Zeitpunkt auch weniger Skrupel hat munter rumzuspoilern. Es mag penibel und puristisch wirken, aber das gravierenste Element, das ich dem Werk von an Anfang übel genommen habe, ist der Aspekt eines halben Produktes, das mich auch ebenso an Harry-Potter-7.1 und Tribute von Panem-3.1 störte. Formal liegt das schon an der Art und Weise wie man diesen Aspekt in den Film-Titel einwebt. Sicher, als Back to the Future-Fanatiker bewegt man sich bei so einer Art von Kritik an Kinomehrteilern mit Cliffhangern zwischen den Sequels auf äußerst dünnem Eis. Aber Back to the Future wurde nunmal nicht mit einem krampfigen BTTF 2.1 und 2.2 fortgeführt (obwohl man das aufgrund der zusammenhängenden Handlung und wegen dem Aspekt der durchgängen Nonstop-Produktion ja durchaus auch hätte machen können), sondern ganz 'übersichtlich' mit einem simplen 'Teil 2' und 'Teil 3'. Im Falle der ebenfalls in einem Stück abgedrehten Matrix-Doppelsequels und der auf 3 Filme gestreckten Hobbit-Buchverfilmung war man sogar so 'stilvoll' den jeweilgen Werksbeiträgen ganz eigene Namen zu geben - ohne Nummerierung. Schon als vor ca. anderthalb Jahren die ersten Trailer zu 'Dead Reckoning TEIL EINS' in unseren Kino flimmerten, empfand ich dieses PART ONE als ziemlich nervig und recht primitiv, da so eine Art von Umgang mit einem filmischen Erzeugnis für mich im Kino nichts verloren hat, sondern sich auf den TV- und Streaming-Markt beschränken sollte. Im Falle von Dune war man wenigstens so deszent, die Bezeichnung 'Part One' (was mich hier ebenso stört), nicht als offiziellen Filmtitel zu wählen, sondern dieses 2021er Werk nur innerhalb des Films so zu betiteln, was es imho nicht wirklich besser macht, aber vermarktungstechnisch cleverer war. Das die Verantwortlichen bei Paramount, dies im Falle von Dead Reckoning inzwischen selbst als startegischen 'Fehler' ansehen, bzw. jüngst als einen möglichen Erklärungsgrund dafür aufführten, das der neue MI-Streich an der Kinokasse hinter den Erwartungen zurück geblieben ist, verwundert mich daher nicht wirklich. Grotesk mutet allerdings nun wiederum die angebliche Überlegung an, man wolle dem achten Franchisebeitrag nun einen anderen Titel geben - also nicht Dead Reckoning TEIL ZWEI - womit man sich dann offenbar, mit dieser verwirrenden Verschlimmbesserung der Situtation, mehr Zuschauerinteresse erhofft. Bei allem verständlichen Lästern über die letzten drei 007-Dekaden: So dermaßen discounter-artig verkaspert war Eon noch nie. Wobei man natürlich nicht unerwähnt lassen darf, das die Ethan Hunt-Saga nicht die einzige Reihe ist, die die Zuschauer dieses Jahr mit einem 'halben' Plot zurückläßt. Allerdings hatten sowohl Universal bei ihrem Beitrag zu ihrer Fast-Reihe als auch Sony mit ihrer Spiderverse-Serie offensichtlich Skrupel so einen billigen Zahlen-Mist in ihre jeweiligen Blockbuster-Filmtitel einzufügen.


    Dann noch eine weitere Dreistigkeit die mich ärgert: Entgegen meiner Annahme handelt es sich bei diesem neuen Zweiteiler ja noch nicht Mal um ein Werk das straight hintereinander produziert wurde (wie bei besagtem BTTF-, Martix- und Hobbit-Sequels), sondern ein bisher nur in Ansätzen gefertigtes Endprodukt, dem der Streik nun ganz gewaltig auf die Füsse gefallen ist. Das ist allerdings eine Art von Risiko, das es stets einzukalkulieren gilt, denn schließlich können stets auch ganz andere Dinge eine Produktion gefährden - denn es ist nunmal niemand von uns unsterblich, geschweige denn der Zustand der Industrie bzw. der Markt stets in trockenen Tüchern.


    Nun zum eigentlichen Film: Das meiste was Du an Plus- und Negativpunkten aufgezählt hast Martin, sehe ich ähnlich wie Du. Vermutlich handelt es sich wirklich um die besten Actionszenen des Jahres (wobei ich dieses Jahr diesbezüglich wenig gesehen habe). Aber das sehe ich verwöhnt-unverschämter Weise bereits als gesetzte Marke des Franchise-Labels an. Zumal die Konkurrenz (die ja nicht nur aus Bond besteht), hier weitesgehend nur exzessive Pixel- und Greenscreen-Partys entgegenzusetzen hat, die bei der MI-Reihe zum Glück deutlich weniger offensichtlich sind. Als stärkste und innovativste Szene, empfinde ich den Kampf auf engsten Raum in dieser extrem engen Gasse in Venedig, die wirklich erstklassiges Stunt-, Schnitt- und Inszenierungshandwerk der obersten Liga darstellt. Den vielbeworbenen Motorradsprung empfand ich in mehrfacher Hinsicht als deutlich weniger sensationell als er beworben wurde. Zumal diese angebliche Superlativ-Szene recht verschenkt endet. Um ehrlich zu sein macht mir der tricktechnisch lächerlichere, 28 Jahre alte GE-Pretitle-Motorradsprung im Vergleich mehr Spaß, was vermutlich gerade eben daran liegt, das er insgesamt sakraler in seinem entsprechenden Film präsentiert wird und dadurch mit dem Moment "mehr macht".


    Dennoch: An der Action habe ich so gut wie nichts zu beanstanden. Positiv vielen mir daneben auch Hayley Atwell als 'Grace' und abermals Vanessa Kirby als 'White Widow' auf, die mit offensichlich viel Lust bei der Sache sind und deren Figuren sich beide hervorragend in den Film einfügen. Die Leistung von Cruise bewegt sich natürlich auch wieder auf dem gewohnt hoch-professionellen Niveau, und offenbart so gut wie keine Schwachstellen. Tja... leider hört meine Begeisterung nun allerdings schon auf. Ich empfand das Werk als enorm geschwätzig. Zum ersten Mal hatte ich bei einem MI-Teil ein deutliches Problem mit dem Timing und dem Erzählfluß. Viele rein dem Plotverständnis platzierte Erklärdialoge wirkten auf redundant und überflüssig in die Länge gezogen. Manchmal gar erstaunlich flach. Sicher bewegen wir uns hier auch in dieser Kategorie auf einem für Actionfilme höhren Qualitätslevel als die - nicht nur zeitgenössische - Genre-Durchschnittskost, aber alle vorherigen Teile der Reihe wirkten auf mich insgesamt rasanter und stimmiger. Jedenfalls hatte ich bei Dead Reckoning Teil Eins in keiner Minute das Gefühl ausserhalb der Actionnummern wirklich etwas 'meisterhaftes' serviert zu bekommen - weder erzählerisch, noch atmosphärisch, noch location-mäßig, noch filmhandwerklich. Umso mehr verwunderte mich die EXTREM astonomische Wertschätzung die dem Film in Fachkreisen bei den Reviews zu Teil wurde. Allerdings haute mich schon der Vorgänger Fallout nicht im selben Maß vom Hocker wie viele andere, von denen manche dieses Werk auf Augenhöhe mit den größten Klassikern der Filmgeschichte (wie z.B. Raiders of the Lost Ark usw.) wahrnehmen. Auch hier gilt für mich: Eine reine Parade von erstklassischen Actionszenen macht noch keinen zeitlosen Über-Klassiker. Mein Favorit der MI-Reihe bleibt bis auf weiteres Ghost Protocol, den ich als rundestes Gesamtpaket empfinde.

    [...] Von daher bieten auch Deine doch sehr ungewöhnlichen Rangfolgen eine interessante Diskussionsgrundlage (auch wenn ich ehrlich gesagt Deinen Beitrag zuerst etwa dreimal durchlesen musste, da ich zuerst dachte, ich hätte was überlesen und das wären eigentlich "Schlechtesten-Listen" ;) )

    Das finde ich umgekehrt doch ziemlich erstaunlich. Eigentlich ist meine aufgeführte Rangfolge doch zum Großteil dermaßen konventionell, mainstreamig und bewegt sich so stark am Konsens der breiten, globalen Allgemeinheit, das ich sie geradezu als langweilig und öde empfinde, und zwar so enorm, das mir das fast peinlich ist. Von unseren 26 Franchisebeiträgen habe ich gerade mal 2 Filmchen eine sehr ungewöhnliche, hochkarätige Ranking-Position verpaßt (NSNA & NTTD). Die Besonderheit ist dabei nur, das speziell diesen beiden Filmen mit einer gewissen Regelmäßigkeit von unterschiedlichen Fan-Fraktionen die Begriffsbezeichnung 'Bondfilm' verweigert wird. Aber offenbar ist der Grad der wahrgenommenen Blasphemie dermaßen heftig, das so eine Art von Wertschätzung ansonsten auch noch die aller konventionellsten persönlichen Ranging-Listen völlig überstrahlt. Denn was haben wir denn bei mir sonst noch: GF bei Connery vor allen anderen Eon-Filmen gefolgt von FRWL, gähn! Mein gesamtes Ranging von Roger's Ära ist doch nicht minder zum einschlafen. :sleeping: TLD auf der Poloposition in der Post-Moore-Epoche, ist nun auch nicht gerade etwas, mit dem man - zumindest unter europäischen Fans - aus der Masse herausragt. Auch nicht, das man beide Daltonfilme über die Brosnan-Ära setzt, oder das man als Nicht-US-Bürger, der 1984 mit der Reihe anfing, TWINE vor GE setzt. Noch überraschungsarmer ist wohl die Reihenfolge der unterschiedlichen Bond-Epochen. Zumindest wenn man in irgendeiner größeren medialen Plattform eine breite Zuschauerzahl danach befragen würde, wäre das Ranking 1. Craig, 2. Connery, 3. Lazenby/Moore, 4. Dalton/Brosnan (mal abgesehen von dem zusammenlegen der beiden letzt-genannten Epochen, was natürlich schon unkonventionell ist) nun nicht gerade etwas, was man unter diesen 4 Auswahlmöglichkeiten als besonders 'überraschend' empfinden würde.

    Klar, DAF und QoS sind bei mir auch besser platziert als bei der Allgemeinheit. Aber da sie sich in meiner Liste im jeweilgen Mittelfeld ihrer Ära befinden, ist das auch nicht weit weg vom Fandom-Konsens. Und sowohl DN als auch OP nicht als die ultimativen heutigen Vorzeigeobjekte ihrer Epoche zu empfinden, halte ich nun auch nicht für so enorm ungewöhnlich. Langes Geschwafel, kurzer Sinn: Ich denke mal eine wirklich "Schlechtesten-Liste", die diese Bezeichnung auch verdient, sähe wohl deutlich schräger aus. ;)

    Lustig finde ich immer wieder, wie sehr viele von uns die Standpunkte des anderen nachvollziehen können, auch wenn man völlig anderer Meinung ist. Entgegen dem was man erwarten könnte, scheinen Bondfans doch ein recht starkes Einfüllungsvermögen zu haben, wenn es um Mitenthusiasten geht. Die Bondcommunity ist halt doch irgendwie eine Art globale Großfamilie. Man mag sich in unterschiedlichen Kulturkreisen mit unterschiedlichsten Weltanschauungen bewegen, und unüberwindliche Gräben zwischen den Darsteller-Fraktionen oder einfach nur grob zwischen dem Cubby'ismus und dem Barbaratum wahrnehmen, aber am Ende sind wir halt doch irgendwie alle miteinander verwandt.


    Nun will ich mich auch mal der von Scaprine indirekt gestellten Thread-Aufgabe bezüglich der Einteilung in Bond-Epochen stellen.


    Ich habe lange überlegt welche Gruppierungen ich am sinnvollsten erachte. Zeitweise dachte ich über Einteilungen wie 'Die schottische Ära' (die Filme mit unserem leidenschaftlichsten Golfsportler der Serie), die 'Witwer'-Ära (Von OHMSS - auch wenn bei Bond der Status Witwer hier minimal ist - bis LTK - ohne DAF, da ich den Film nie als OHMSS-Sequel gewertet habe), die 'Techno'-Ära (die Epoche mit unserem BMW-Fahrer, bzw. die in der sich Geheimdienste relevante Explosionen bezugt kollektiv live als eine Art 'Public Viewing' auf großen Bildschirmwänden ansehen), oder die Frauenflüsterer-Ära (die Filme unseres 'it is ALWAYS personal'-Muskelpaket). Dennoch habe ich mich für die meiner Meinung nach simpelste - bzw. für mich am einfachsten zu erstellenste - entschieden. Nur Connery und Craig haben für mich jeweils einen eigenen abgeschlossenen Kosmos. Alle anderen zollen in diversen Einzelszenen immer wieder Filmen von jeweils anderen Titel-Darstellern Tribut: am plakativsten in OHMSS, FYEO, LTK und DAD. Da ich Lazenby nicht als Connery Nr. 2, sondern eher Pre-Moore-Bond wahrnehme (was eigentlich nix mit Lazenby's Bond-Typus, sondern vielmehr damit zu tun hat, wie die Moore-Ära zeitweise mit dem Erbe seines Films umging). Daher packe ich hier mal OHMSS am ehesten zu Roger's Ära, weil sie ja zeitlich auch nah dran ist. Dalton ist zwar auch Witwer, aber das Bemühen am Beginn von GE uns zu verkaufen, das der Bond den wir da sehen schon zu Dalton's Zeiten unser Bond war, ist dermaßen frech, das ich das nicht ignorieren will. Zumal ich mir GE tatsächlich auch mit Dalton vorstellen könnte. Wohingegen AVTAK einen nicht minder starken Abschiedscharakter wie NSNA besitzt, was mit Sicherheit nicht nur an Lois Maxwell Franchise-Schwangengesang liegt. Vielmehr fühlt sich dieses Werk für mich auf gewisse Weise wie das letzte seiner Art an. TLD ist eine Art Übergangsfilm, ähnlich wie OHMSS, und LTK dann der Beginn der Neuzeit. Und ja, mir ist nicht entgangen das Craig's Ära auch anderen Darsteller-Epochen zuwinkt, vorallem natürlich NTTD. Aber ich sehe da schon einen gravierenden Unteschied, ob ich mit Melodien, dreist geplünderten Songs, alten Autos und Gemälden von Ex-MI6-Chefs auf der Nostalgie-Trompete wild herumspiele oder mir in Q's U-Bahn-Station Rosa Klebbs (offensichtlich) müffelnder Giftschuh, Sean's Düsenrucksack oder Roger's Acrostar-Jet serviert werden oder Moore-Bond vor dem Grab einer Frau steht, die Lazenby-Bond geheiratet hatte. Nennt mich ruhig pedantisch, aber ich nehme hier tatsächlich eine kleine aber feine Trennlinie in Bezug darauf war, auf welche Art und Weise Franchise-Querverweise in die Reihe eingewebt wurden. Am grenzwertigsten finde ich in dem Zusammenhang innerhalb der Craig-Ära daher auch viel weniger die OHMSS-Elemente von NTTD, sondern vielmehr bereits vorher die GF-Gadgets des ursprünglich nebenbei beim Pokern gewonnenen DB5, die in SF in die Ära eingeführt werden. So sehr ich SF auch schätze, aber diesen Kritikpunkt vieler Fans fand ich stets plausibel. Hier nun also mein Ranking - die Reihenfolge in der die Ären aufgeführt sind, ist ebenfalls als Ranking zu werten:


    Craig-Ära


    1. No Time to Die

    2. Skyfall

    3. Quantum of Solace

    4. Casino Royale

    5. Spectre


    Connery-Ära


    1. Never Say Never Again

    2. Goldfinger

    3. From Russia With Love

    4. Diamonds Are Forever

    5. You Only Live Twice

    6. Thunderball

    7. Dr. No


    Lazenby/Moore-Ära


    1. On Her Majestys Secret Service

    2. The Spy Who Loved Me

    3. For Your Eyes Only

    4. Live and let Die

    5. Moonraker

    6. The Man with the Golden Gun

    7. A View to a Kill

    8. Octopussy


    Dalton/Brosnan-Ära


    1. The Living Daylights

    2. Licence to Kill

    3. The World is not Enough

    4. GoldenEye

    5. Tomorrow Never Dies

    6. Die Another Day


    Mit NTTD auf Nr. 1 bin ich natürlich ein ultimatives Alien im Forum, womit ich sicher in der Verdacht fortschreitender Provaktion gerate. Aber zu meiner Verteidigung will ich Protokoll geben, das ich den Film kürzlich nochmal auf die Frage abklopfte, ob dessen Polo-Position bei mir wirklich legitim ist. Und tja, das ist eine rein emotionale Angelegenheit. Wenn ich über die gesamte Filmlänge nach franchise-qualitativer Ingredienzien-Strichliste vorgehen würde, dann wäre Jahrgang 2021 ganz sicher auch bei mir kein Spitzenkanditat. Das merke ich auch stets beim erneuten konsumieren. Ich gehöre ja zu denen Bondiasten, die niemals einen eindeutigen Lieblingsbondfilm hatten. Und so stört mich auch an meiner derzeitgen Nummer 1 so einiges. Vorallem in der Phase zwischen Titel und Felix's Tod. Ich würde sogar soweit gehen, das ich am wenigsten mit den von vielen als einzigen Lichblick gewerteten Cuba-Szenen eingefangen werde. ABER: Auch beim zwölften Male bewegte mich der Film zum Ende hin so extrem, wie es kein einziger der 24 vorhergehenden Eon-Bondfilme je vermocht hatte. Völlig überwältigt saß ich bisher jedesmal wenn der Abspann lief da und sobald dann der nerdige Gedanke an ein Franchise-Ranking aufkommt, würde ich mich praktisch selbst negieren, wenn ich den Film aufgrund dieses gewaltigen Aspektes nicht auf die 1 setzen würde. Vermutlich wird es der Bondfilm werden, den ich in meinem Leben am wenigsten schauen werde. Aber das liegt nunmal an seiner speziellen Natur. Ich gucke auch nicht allzu oft andere Werke, die von diversen Zuschauern als Trähnendrüsen-Kirsch belächelt werden, weil die Macher es darauf anlegten, das der Zuschauer beim Filmende feuchte Augen bekommen soll, wie z.B. Dances with Wolves, Braveheart oder Brokeback Mountain usw. Meiner enormen Wertschätzung für diese Werke tut das aber keinerlei Abbruch. Im Gegenteil!


    @Don Corleone: Schön mal wieder von Dir zu lesen und abermals ein sehr ansprechendes Ranking von Dir. :pop:

    Vorallem FRWL in der ersten klassischen Ära bei Dir auf dem letzten Platz zu sehen beruhigt mich, da dadurch meine NSNA-Platzierung ein bißchen weniger exotisch und freaky auf die Allgemeinheit wirkt. ;)

    Danke für Dein Update Scarpine! :pop:

    Eigentlich ist so eine Aufteilung in Blöcken (abgesehen von der schrägen 'Nelson bis Dalton'-Gruppe) die deutlich fairere, da die unterschiedlichen Darsteller-Epochen (NSNA mal ausgenommen) allein schon zeitlich soweit auseinanderliegen, das ihre jeweils implizierten Zeitgeistreferenzen und damit verbundenen Anfordungenen an einen modernen Erfolgsfilm für die breite Zuschauermasse, die Werke nicht nur produktionstechnisch so unterschiedlich machen, das man gar nicht erst das alte Argument, der primär durch die Orientierung am jeweiligen Titeldarsteller verursachte unterschiedliche Tonalität der verschiedenen Bondepochen ins Spiel bringen muß, um zu erkennen, das ein Gesamtfranchise-Ranking eher kein besonders weises Unterfangen sein muß, auch wenn es eine essentielle Spielerei unter Fans ist. Deine Platzierungen gefallen mir sehr gut und die meisten davon entsprachen auch irgendwann in den vergangenen Jahren den meinen. Das Du mit NSNA auf Platz 2 hinter GF den gewaltigsten Stein im Brett bei mir hast, brauche ja eigentlich nicht erwähnen. :) Aber überhaupt finde ich Deine Connery-Liste am erfrischensten. Zumindest entspricht sie - abgesehen von GF auf der 1 und DAF auf der 7 - wohl weniger dem allgemeinen Tenor, als Deine Platzierungen in den anderen Ära-Blöcken. Auch wenn ich ein großer DAF-Enthusiast bin, finde ich es stets plausibel wenn er ganz unten landet. Sein Guilty Pleasure-Aspekt, sein meisterwerk-artiger Score und seine vielen kreativen Impulse, können nunmal nicht wirklich überblenden, das der Film an zuvielen wichtigen Aspekten unterm Strich objetkiv gewertet der unsouveränste in Connery's Bondouvre ist. Auf gewisse Weise geht es mir auch so mit AVTAK, dem gegenüber ich eine ähnliche kult-intensive Grundsympathie habe. Aber so sehr mir der Film auch oft enormes Vergnügen bereitet, so plakativ wirken leider seine Schwächen, die das Werk ohne rosarote Fanbrille leider schmerzlich viele Pluspunkte kosten. Daher auch mein vollstes Verständnis für den letzten Platz bei Moore. TWINE auf der 1 bei Brosnan freut mich natürlich, aber ich habe das Gefühl der Film konnte über Jahre bei der Allgemeinheit inzwischen ein klein wenig aufholen. Vielleicht liegt es ja am Nostalgie-Bonus der bezüglich der gesamten Brosnan-Ära immer mehr Einzug hält. Aufjedenfall ist diese Platzierung die letzte in Deiner Liste, die nicht eindeutig dem allgemeinen Tenor entspricht. Natürlich ist da stets immer eine gewisse Mutmaßung im Raum, aber der Querschnitt aus all den unzähligen Rankings, auf die man in den weiten des Netzes in den vergangenen 2 Jahren blicke konnte, führt einen meines Erachtens zu dem Fazit, das Deine Craig-Platzierungen, denen des breiten Publikums und der Kritiker entspricht. Diskutiert wird doch in der Regel nur welcher der 'Beste' ist, und da treten fast immer nur CR und SF im Duell gegeneinander an. Oder es wird der Frage nachgegangen welcher der Beiträge der schlechteste ist und hier geht es in der Regel nur um QoS oder SP. Was einen zum zwangsläufigen Fazit führt, das NTTD wohl in der Mitte stehen muß, da er meistens weder in der einen noch der anderen Gruppe Erwähnung findet. Ich weiß in Hardcore-Nerdkreisen sieht das auf leidenschaftlichste Weise dramatisch anders aus, aber deren Wahrnehmung hat ja nunmal keinen besonderen Einfluß auf die Allgemeinheit, sonst hätte z.B. OHMSS wohl in den ersten 25 Jahren seiner Exitenz gewiss nicht so ein Mauerblümchen-Dasein innerhalb der Reihe führen müssen. :)

    Ich kann alle Eure Beiträge sehr gut nachvollziehen. Zumal ihr unterm Strich ja recht ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Im Grunde trifft vieles davon auch auf mich zu, zumal es sehr, wirklich SEHR lange her ist, das ich das Bedürfnis hatte einen chronologischen Konsum-Marathon zu starten. Diesbezüglich muß ich mich Martin in fast sämtlichen Punkten anschließen. Auch für mich macht es nur noch Sinn, die Bondfilme nach reiner Lustdirektive zu konsumieren. Über die Jahrzehnte nehme ich besondere mediale Fokussierungen durch den persönlichen Enthusiasmus für ein spezielles Franchise-Label zunehmend als etwas war, das im übertragenen Sinne problematische Züge, gleich einer Art Suchtkrankheit bekommen kann. Die Tatsache das vom 007-Kult keinerlei Gefahr für Leib und Leben ausgeht, sollte einen jedenfalls nicht dazu veranlaßen, dessen Suchtpotential zu unterschätzen. Und wie bei allen anderen Süchten, schafft es ein entsprechend 'Süchtiger' durch Exzess-Konsum eben nie wirklich den ersehnten 'Kick', den er sich durch die Erinnerung an seine 'berauschenden' Ersterfahrungen erhofft zu wiederholen. Obwohl ich das schon vor über 20 Jahre begriffen hatte, habe ich dennoch bis zur aktuellen Dekade gebraucht um mit dieser Problematik auf unbeschwerte, ja ich denke mal 'gesündere' Weise umzugehen. Einige Franchise-Beiträge hatten durch meinen exzessiven Wiederholungskonsum schon dermaßen an Glanz und Relevanz eingebüßt, das man ernsthaft von einer Art Gestörtheit sprechen konnte, das ich sie trotzalledem zum x-ten Mal in meinen Player schob.


    Mit Blick auf die letzten Jahre, kann ich beruhigender Weise zu Protokoll geben, scheinbar langfristig ein deutlich funktionaleres Maß gefunden zu haben. Das geht allerdings nicht mit genauen Dogmen einher, wie oft man welchen Film schauen darf, sondern rein nach dem erwähnten Reiz- und Lustprinzip, mit dem man als Profi dann nur noch 'vernünftig' haushalten muß, um nicht in die alten problematischen Verhaltensmuster zurückzuverfallen. Jedenfalls habe ich in den vergangenen 3 Jahren so gut wie keine 'Pleite' bei meinem Bondfilmkonsum erlebt. Vermutlich hat man mit zunehmendem Alter einen Erfahrungsgrad erreicht, in dem man sich selbst und sein entsprechendes Verhältnis zum jeweiligen Jahrgang so in und auswendig kennt (Übersättigungserfahrungen mit eingeschlossen), das man paradoxer Weise ein dermaßen entspanntes Verhältnis zu der ganzen Sache gewonnen hat, das man vom emotionalen Bewußtseinzustand eines völligen Neulings gar nicht mal weit entfernt ist, obwohl dazwischen ein lebenslanger Erfahrungsozean liegt. So entspricht heutzutage meine Erwartungshaltung bezüglich eines eventuellen besonderen 'Kicks', wenn ich einen Bondfilm einlege heutzutage nämlich quasi dem Faktor Null und umso überraschter bin ich dann stets auf's neue wenn sich ein gewisser 'Kick' dann doch einsetzt. Erst kürzlich konsumierte ich z.B. AVTAK, ein Werk zu dem ich ein ziemlich komplexes, also nicht gerade einfaches Verhältnis habe, und war dann gegen Ende zunehmend darüber amüsiert, wie EXTREM mich diese, von mir aus guten Gründen oft belächelte Gurke begeisterte. Es sind genußvolle Stunden wie diese, in denen ich dann doch immer wieder sehr plakativ bemerke, wie stark die Glut der Begeisterung für die Reihe in mir immernoch glüht und wie sehr ich hier doch zuhause bin.


    Die heftigste Übersättigunsphase erlebte ich mit TLD. Den hatte ich als Einstiegsfilm in die aktuelle Reihe im Kino kennengelernt, und er bekam für mich damals direkt einen GF-artigen Perfektionsstatus wie für die nachfolgende Fandom-Generation ihr heiliger GE. Dalton's Debüt wurde dann 2 Jahre einer meiner ersten VHS-Kaufkassetten (deutsche 4:3-Fassung) und wie kein anderer Film zu jener Zeit von mir nach Strich und Faden systematisch kaputt konsumiert. Das kann man sogar wörtlich verstehen. Das Video-Band war irgendwann dermaßen beansprucht, das es eine Wohltat war, die ein paar Jahre später erschienene Widescreen-VHS-Version ohne Bildstörungen genießen zu können. Der Überstättigungsfaktor war so gravierend, das es ganze 20 Jahre dauerte, das ich den Film endlich wieder so wertschätzte, das er dorthin zurückkehrte wo er bei seinem Release mal stand: In der Top 5, womit er sich in meinem Fall eigentlich ganz oben befindet, da ich keinen Lieblingsbondfilm habe und sich alle oberen 5 Filme auf Augenhöhe befinden.

    Abschließend muß ich aber noch erwähnen, das ich nicht nur Bondfilme zu oft geschaut habe. Bei der Frage wie lange es dauerte, bis man einen Film als 'totgedudelt' empfand, kann man allerdings gut erkennen wie gut er funktionierte. So dauerte es z.B. sehr lange bis mich Raiders of the lost Ark nur noch langweilte. Aber irgendwann hat man sich leider vermutlich an jedem Meisterwerk mal satt gesehen.

    Willkommen zurück Scarpine! :prost:

    Ja, es tut wirklich gut von Dir zu lesen! Ich schätze mal Martin und ich sind nicht die einzigen die Dich hier schwer vermißt haben!


    Hatte auch mit dem Gedanken gespielt in Flash Gordon zu gehen, da man ja keine Gelegenheit ungenutzt lassen sollte, jahrzehntelang gereifte Kultfilme, die vor der Zeit veröffentlicht wurden, in der man das Kinogeschehen alterstechnisch verfolgten durfte, auf der großen Leinwand nachzuholen. Letztendlich entschied ich mich dann aber doch den aktuellen Filmproduktionen Priotät einzuräumen, womit ich das besagte Flash Gordon-Screening verpasste, was allerdings leider auf sämtlich Filme dieser 'Best of Kino'-Kino-Reihe zutrifft. Besonders die ungenutzte Gelegenheit mal La Boum und Rambo im Kino zu würdigen ärgert mich im nachhinein. Daher gelobe ich Besserung. Der Name der Rose habe ich mir jedenfalls schonmal im Kalender vermerkt (am 5. Dezember 2023 in den hiesigen Multiplex-Sälen unseres Vertrauens).


    Die 2 Werke die mich in den vergangenen 3 Monaten bei meinen Kino-Besuchen am meisten begeisterten waren:


    The Fabelmans (Die Fabelmans) - USA 2022, Regie: Steven Spielberg


    Als 'ewiger' Spielberg-Fan war das natürlich für mich von vornherein eines der großen filmischen Highlights des Jahres. Daher fällt mir eine objektive Bewertung äußerst schwer. Und da ich hier im Thread - im nachhinein betrachtet - mit meiner Lobpreisung, des im Kern eigentlich völlig überflüssigen West Side Story-Remakes, den Bogen einer fairen Bewertung etwas zu glücksbesoffen überspannt habe, halte ich mich nun lieber mit entsprechenden frenetischen Auslobungen (die Spielberg's Arbeiten von Kritiker-Seite ja sowieso stets begleiten) zurück. Aufjedenfall habe ich es genoßen, das dem Altmeister, dessen inzwischen umfangreich gewordenes Alters-Ouvre ja deutlich im Schatten früherer Glanz-Zeiten steht, hier nochmal ein relavanter Beitrag gelungen ist, in dem er den persönlichsten Film seiner ganzen Karriere abgeliefert hat. Ich gehe sogar soweit zu sagen: Nach der Begutachtung dieses Werks, sieht man einige berühmten Spielberg-Motive und Szenen aus seinen Klassikern in einem ganz neuen Licht.


    Les trois mousquetaires: D'Artagnan (Die drei Musketiere: D'Artagnan) - Frankreich 2023, Regie: Martin Bourboulon


    Hatte das Vergnügen den Film mit 3 weiteren Mitgliedern unserer 007-Fangemeinde zu begutachten, und die gesamte Runde verließ begeistert den Lichtspielsaal. Es gibt gewiss viele völlig uninteressierte Leute, die schon allein beim vernehmen des Film-Titels die Augen verdrehen, da sie vom Thema filmisch übersättigt sind. Das besuchte Vorstellung war auch entsprechend leer und der Film hatte keinen erwähnenswerten Impact am deutschen Kinomarkt. Leider verpassen dadurch viele die imho bisher atmopshärisch dichteste, sowohl überzeugend gespielteste, wie souverän ausgestattetste und seriöseste Umsetzung des Romanklassikers. Den Slapstick-Humor der kultigen Richard Lester-Filme aus den 70ern in allen Ehren, aber eine ernsthafte Interpretation von Alexandre Dumas Vorlage, habe ich mir schon seit meiner Jugend gewünscht. Beim Gedanken an die kindisch-überbordende, sehr CGI-lastige, letzte Verfilmung aus dem Jahre 2011 (u.a. mit unserem Blofeld als Kardinal Richelieu), wirkt nun dieser neue Ansatz im übertragenen Sinn wie OHMSS nach YOLT, FYEO nach MR oder CR nach DAD. Also ein echtes Geschenk für alle Freunde dieses klassischen Abenteuer-Stoffes. Da kommt es quasi wie ein 'adelndes' i-Tüpflichen rüber, das unsere erhabene Vesper Lynd die Ehre hat Milady de Winter zu mimen, was meine Vorfreude auf das bereits im Dezember nahende Sequel Les Trois Mousquetaires: Milady umso mehr steigert.

    Mr. Sean Bean erweckt in mir beim Konsum von GE meist den Eindruck, das die Rolle des Alec Trevalyan eventuell nur auf dem Papier funktioniert. Seine zahlreichen Sprüche welche den Bondcharakter treffsicher psychologisch auseinander nehmen 'könnten', laufen für mich sofort ins Leere, sobald ich über Alec's eigene kontinuierlichen Handlungen nachdenke, die seine stetigen gehässigen Vorwürfe gegenüber Bond wie einen einzigen Widerspruch wirken lassen. Die reizvolle Idee, das der Böeswicht dem Helden auf gewisse Weise einen dunklen Spiegel vorhält, hat im Kino ja eine recht lange Tradition. Aber selten wirkte sie auf mich dermaßen disfunktional und aufgesetzt wie bei Alec. Dazu serviert uns Bean hier eine - gemessen an den bedeutungschwangeren Dialogen und dem implizierten persönlichen Drama der Figur - eine merkwürdig, blasse, artifiziell anmutende Performance, in der imho nur ein einziger Emotionsausdruck authentisch wirkt: Wut. Oder um es noch etwas drastischer auszudrücken: Ich bin in den letzten 28 Jahren nie über den Punkt hinaus gekommen, hier in erste Linie Sean Bean dabei zu beoachten, wie er diverse auswendig gelernten Dialoge für diese Eon-Produktion abspult, die für sich gesehen, zwar mit einer gewissen Cleverness geschrieben sind, aber bei mir im fertigen Produkt als Zuschauer nur wie gewollte Schauposerei ankommen und stets aus dem Handlungsfluß reißen. Das spätere schauspielerische Ouvre von Bean hilft nun auch nicht gerade dabei, seine Rolle als 006 herausragend und einzigartig wahrzunehmen, da man ihn imho einfach zu oft einen sterotypen Bösewicht mit möglichst brutalem Abgang verkörpern ließ. Da wäre dann noch der Gebursjahrgang des Herren: Das ein Liebespaar 1945 die Lienzer Kosakentragödie überlebt, und dann beachtliche 14 Jahre später (1959) einen Sohn zu Welt bringt, nur damit der Vater wenig später auf die Idee kommt ihn aus Schamgefühl zu einem Waisen zu machen, wirkt dermaßen unglaubwürdig, das ich das von vornherein direkt verdrängen muß, um diese Rolle noch halbwegs ernst nehmen zu können. In der deutschen Synchro-Fassung von GE gesellte sich für mich beim Release noch ein weiteres Problem dazu: Sein Sprecher Norbert Langer war für mich als junger Bondfan eine ganze Weile in erste Linie vorallem als Stimme des Erzählers auf den James Bond-Hörspiel-Kasetten vom Label Europa prägnant. Diesen stets von Bond's Abenteuern begeisterten Erzähler, dann als bond-analytischen Bösewicht zu hören, überforderte mich bezüglich des Faktors 'Bedrohlichkeit von 006' als jungen Fan extrem. Mal ganz abgesehen davon, das das erste Abtreten der Figur im Pre-Title mehr gravierende Fragezeichen hinterläßt, als später beantwortet werden, aber das Fass will ich hier gar nicht erst aufmachen. Einzig physisch finde ich den Part gelungen, was besonders im Endfight zum tragen kommt, und ich vermute mal, hier liegt das Hauptaugenmerk der Allgemeinheit. Denn irgendwas muß es ja sein, was die große und heutzutage sehr mitteilsame Fanfraktion so sehr an ihm schätzt, das er oft als einer der 'gelungsten' Gegenspieler im angeblich 'besten' Bondfilm genannt wird, was mich wie gesagt stets nur völlig kopfschüttelnd zurückläßt.

    Die angewandten Trick-Techniken erfuhren in der Zeitspanne zwischen MR und GE eine nicht unerhebliche Perfektionierung;

    Bezüglich der erwähnten Szene kann ich Dir nur zustimmen. Dennoch wirkt auf mich diese Aussage lustig, da ich stets zur Mecker-Fraktion gehörte, die über die offensichtlich 1979 stehen gebliebenen Weltraum-Trickeffekte von GE ablästerte. ;) Beim Release war diese ausgebliebene Modernisierung mein persönlicher Hauptstörfaktor in Brosnan's heftigst gehyptem Debütfilm (Heute ist es es Sean Bean's Part).


    Als ich MR Mitte der 80er im Kino kennenlernte, nahm ich die erwähnte 'Bond-Attrappe' natürlich auch nicht war. Um die zu erkennen bedarf es allerdings weder "Einzel-Bild-Schaltung", noch ein "perfektes Standbild", sondern einfach nur den normalen (nicht 4K)-Filmgenuß der Blu-Ray an einer Beamer-Wand.

    Ein Vergleich von zwei ähnlichen Zirkus-Nummer-artigen Szenen drängt sich nunmal auf, wenn man 2 Over-the-Top-Bond-Werke als Double Feature hintereinander konsumiert. Und 'Welten' passen für mich HEUTZUTAGE eben nicht gerade zwischen die beiden erwähnten Wirkungen dieser filmischen Illusionen. Ganz zu schweigen vom allgemeinen Realismus beider Werke an sich, oder wollen wir uns jetzt darüber streiten, ob es 'realistischer' ist, einen freien Fall aus einem Flugzeug zu überleben, weil ich aus höchsten Höhen ja 'ganz weich' in einen Zirkus knalle oder es schaffe - u.a. durch motorisiertes 'anstoßen' (die bei Deiner Argumentation übrigens unter den Tisch fiel, Mr. Fogg) - im richtigem Winkel, und bei vorteilhafter Windlage ein abstürzendes Flugzeug zu erreichen ? Beides ist meiner Meinung nach Quark. Die Frage ist unterm Strich wahrscheinlich nur welcher Bondfilm oder welche Ära einem die heiligere Kuh ist. ;)

    Ich denke, Dr. moVe's Kritik bezog sich weniger darauf, ob der Stunt in der "richtigen Welt" tatsächlich möglich ist, als vielmehr darauf, wie das ganze filmtechnisch umgesetzt wurde.

    Genau so schauts aus, Django! ;) Zumal sich der erwähnte Kommentar von John Glen auf die CGI-Tricktechnik bezog und nicht auf den 'Realismus' des Szenarios an sich. Außerdem bin ich davon ausgegangen, das unser geschätzter 'Franchise'-Physiker, Prof. Metin Tolanan, sowie diverse ambitionierte Extremsportler, die totale "Unmöglichkeit" der besagten GE-Nummer in den letzten Jahren ein wenig relativieren konnten.

    Ganz zu schweigen davon, das es ja wohl für das Publikum weniger nachvollziehbar sein dürfte, wenn ich etwas real umsetzbares tricktechnisch nachstelle, als etwas (relativ) unmögliches. :/

    MR & GE


    Ein erstaunlich funktionales Duo! :party: Und nicht nur weil wir hier 2 Mal die gleiche Art von Erdorbit-Optik präsentiert bekommen. :D

    Auch der von mir oft kritisierte überdeutliche Einsatz von Modelleffekten in GE, wirkt gar nicht mehr so extrem, wenn man sich kurz zuvor den 79er Jahrgang zur Gemüte führte, in dem ja - zwangsbedingt - keine geringer große und sichtliche Armada von Modellen zum Einsatz kam. Dazu kommt, das es beides Werke sind, in denen die populären Ingredienzien und Klischees unseres Franchise überdurchnittlich plakativ unterstrichen werden, was auch eine der Erklärungen dafür sein dürfte, warum GE der größte kommerzielle Erfolg der Reihe seit MR war. Selbst die mich meist störende, comic-artige Aufgesetztheit gewisser GE-Dialoge (vorallem die von Boris und Alec), wirken weniger dramatisch, wenn man vorher u.a. Beißer und Dolly beim anstoßen mit Bollinger erleben durfte.

    Die eindeutige Special Effect-Nummer in GE bei Bond's Pretitle-Sprung ins rettende Flugzeug wird und wurde ja oft stark belächelt. Ich hatte dank Bondclub die Ehre und das Glück, sogar mal Mr. John Glen zu erleben, wie er sich darüber (wenn auch beiläufig, aber eindeutig) abfällig äußerte. Wenn man fair ist, dann ist der Gleit-Drachenflug über die Wasserfälle in MR aber auch nicht gerade etwas, was man als 'perfekte' Illusion bezeichenen kann. Auch hier sehen wir zeitweise keinen Stunt mehr, sondern im spektakulärsten Moment nur ein Püppchen am Gleit-Drachen-Model hängen.

    Ausloben muß ich auch ausdrücklich die Kamera-Arbeit und Ausleuchtung beider Werke, die für mich den Qualitätszenith ihrer jeweiligen Ära darstellen.

    Zudem sind gerade diese beiden Bondfilme, ganz extreme Rewatchable-Kanditaten für mich, was dieses Double-Feature von vorherein zu einem 'risiko-freien' Unterfangen machte...


    1. OHMSS 299

    2. CR 284

    3. TLD 273

    4. TSWLM 263

    5. DAD 256

    6. FYEO 250

    7. LTK 245

    8. QOS 241

    9. YOLT 240

    10. FRWL 235

    11. DAF 234

    12. LALD 233

    13. GF 232

    14. MR 229

    15. AVTAK 225

    16. TB 223

    17. OP 222

    18. SF 211

    19. GE 206

    20. TWINE 199

    21. DN 198

    22. TND 194

    23. TMWTGG 187

    24. NSNA 143

    25. SP 83

    26. CR `67 43

    27. NTTD 22

    Und wenn ich auch in dein Plädoyer für Tom Cruise aus persönlichen Gründen nicht einstimmen mag, [...]

    Meine Zeilen waren keinesfalls als Plädoyer für Tom, sondern als Kritik an ihm gemeint. ;)


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    Sydney / Hard Eight (Last Exit Reno) - USA 1996, Regie: Paul Thomas Anderson


    P.T.Anderson's Regie-Debüt ist ein kleines, cooles Filmchen. Recht einfach vom Inhalt, den ich bewußt verschweige, aber bereits schon souverän von ihm geführt und von Anfang an mit seiner unverkennbaren, inzwischen kultigen Inszenierungshandschrift versehen. Lustig ist auch wieviele bekannte Gesichter aus seinen deutlich bekannteren Werken Boogie Nights und Magnolia sich hier schon blicken lassen. Einzig an Gwyneth Paltrow mußte ich mich gewöhnen, aber mit der habe ich sowieso immer gewisse Probleme gehabt. Gemessen daran ging ihre Präsenz für mich sogar verhältmäßig in Ordnung. Der Film wirkt auf mich wie einer dieser typischen Erstlingswerke eines vielversprechenden Ausnahmetalents, die man als erstes Training für Größeres ansehen kann, aber dennoch schon gut genug waren, um bei Newcomer-Filmpreisen große Beachtung zu finden. Ähnlich wie Mean Streets von Scorsese, The Following von Nolan oder Reservoir Dogs von Tarantino. Also von Anfang an überdurchschnittlich, aber noch nicht SOOO reichhaltig und brilliant wie die Nachfolger. Anderson hätte nach diesem gelungenen Einstieg ja auch ein No-Name bleiben können, der irgendwann mal einen guten Film gedreht hat, aber stattdessen sollte sein nächstes Werk Boogie Nights werden, den ich zu meinen All Time-Top 5 zähle. Sehr schön auch, das er trotz begrenzter Mittel seinen ersten Film direkt in 2.35 : 1-Breitwandformat drehte. Krass ist natürlich, das er erst 25 Jahre alt war, als er diese Nummer umsetzte. Schon allein wenn man bedenkt das sein ganzes Star-Ensemble älter ist als er erstaunlich, und ich finde es sowieso kurios wie er - und sein Team - dieses als damals noch unbeschriebenes Blatt zusammentreiben konnte. Das spricht wohl für außergewöhnliches Connection-Glück.


    Space Camp - USA 1986, Regie: Harry Winer


    Ja, genau, dieser hemmungslos naiv-kitschige NASA-Kids-Film, in dem Jugendliche 'ausversehen' im Weltraum landen, der bereits schon ein brutaler Flop war, bevor er überhaupt veröffentlicht wurde, da kurz nach dem Drehende die Raumfähre Challenger explodierte. Das hielt mich allerdings nicht davon ab, den Film damals als 12-jähriger in einem kleinen Raucher-Kinosaal für so wunderbar zu empfinden, um mir damals die Soundtrack-LP zuzulegen und das entsprechende Bravo-Plakat aufzuhängen. Objektiv gut war der Film nie, aber er bleibt ein Stück pure 80er-Nostalgie. John Williams Score steht imho seinen populäreren Kompositionen in nichts nach und vermittelt einem beim Filmkonsum das Gefühl, sich in einem deutlich besseren Film zu befinden, als den den man gerade sieht. :D Zusätzliche Relevanz bekommt dieser vergessene, cheese'ische 80er-Underdog für mich durch seinen Cast: Joauquin Phoenix als Kind (wie ich, da wir beide im selben 'DiCaprio/Bale'-Jahrgang geschlüpft sind), die heutige Mrs. Spielberg, sowie die von mir damals pubertär angebetete Mutter von Marty McFly, in ihrer direkten Anschlußrolle... Wie soll ich bei diesen Zutaten diese verstaubte Guilty Pleasure-Nummer nicht mögen ?! Das Produkt ist dermaßen unpopulär, das ich die spanische Blu-Ray organisieren mußte um ihn nochmal im HD-Zeitalter würdigen zu können...

    Dieses Jahr habe ich es tatsächlich geschafft alle oscar-nominierten Filme vor der Verleihung zu sehen, was mir noch nie zuvor gelungen ist. Die meisten davon tatsächlich im Kino, was in der Post-Corna-Epoche umso erstaunlicher wirkt. Wie üblich hat der objektiv beste Film NICHT gewonnen. Das sind nämlich meiner bescheidenen 'objektiven' Meinung nach sowohl The Banshees of Inisherin als auch Im Westen nichts neues. Beide deutlich hochwertiger als Everything, everywhere all at once, diesem irrtümlicher Weise von Amerikanern als 'anspruchsvoll-interllektuell' gehaltenen wanna-be Avantgarde-Unterhaltungskunstfilm für die Tiktok-Generation mit ihrer geringen Aufmerksamkeitsspanne. Der Film ist gut, klar. Hatte mich hier Thread ja dazu schon positiv geäußerst. Er ist kreativ, ambitioniert und kurzweilig. Keine Frage. Aber ihn ernsthaft als 'Meisterwerk" einzustufen sagt viel über die Academy aus. Ganz besonders lächerlich finde ich die Prämierung von 'Shorty 'Temple of Doom' Raound' und 'Goonie' Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller. Mir tun so maßlos überwertete Leute leid. Das ist doch eine Blamage auf der Weltbühne, wenn du dich so freust über etwas von dem alle, die einen halbwegs objektiven Blick für Qualitat und Klasse haben, wissen, das Du diese Auszeichnung NICHT verdient hast. Alles nur weil die Academy diese emotionale Dramaturgie will. Also diese schöne Erzählung vom eingewanderten, asiatischen Ex-Goonie der zum Oscar-Preisträger wird. Sie muß mit aller Gewalt Realität werden, damit alle Lucas- und Spielberg-geprägten Seelen des Planeten das nun viral abfeiern können. Huhu, unser Shorty hat gewonnen, wie goldig. "This is the american dream!" rief er bei seiner Dankesrede. Ja, da hat er tatsächlich recht. Genau THIS! Das ist ja das traurige daran... Man muß sich nur in Erinnerung rufen wie viele Leistungen der imho brilliante Christian Bale brauchte, um vom Spielberg-Kind zum Oscarpreisträger zu werden. Und ich rede hier von einem der talentiertesten von all diesen damaligen 80er-Kids. Aber bei einem Kult-'Goonie', mit einer bezüglich dem political corectenss-Faktor einladenden asiatischen Herkunft, reicht es einfach, im richtigen, überbewerten Hype-Film auf nüchtern gewertet recht durchschnittliche Weise international nach Jahrzehnten in Erscheinung zu treten und Zack ist der Kerl HÖHER prämiert als Größen wie Johnny Depp, Ewan McGregor, Ralph Fiennes, John Malkovich, William Dafoe, Samuel L. Jackson, Kirk Douglas, Cary Crant, Richard Burton, Christopher Lee (alle oscar-los geblieben) usw. usw. Lächerlicher geht es nicht. Aber das scherrt die Lucas-Spielberg-80er-Nostalgie-Community selbstverständlich kaum. Egal. Typische Oscar-Realsatire eben. Wenigstens kann man sich über sensationelle 4 Oscars für einen deutschen Film freuen. Davon konnten alle vorherigen deutschen Produktionen inkl. Wolfgang Peterson mit seinem Boot ja nur träumen. Und es sind wertige Kategorien die zum Erfolg führten. Trophäen, hinter denen in der Regel eine - im Verhältnis zu den Hauptpreisen - eher sachlich aggierende Community steht, und somit eher durch Leistung als Glück zu catchen sind. Bezeichenend fand ich auch, das weder Tom Cruise noch James Cameron anwesend waren. Ich meine, hey, sie zählen zu den Produzenten und sind die klaren Hauptpromoter ihrer in den Hauptkategorien nominierten Filme. Anwesenheit wäre hier für jeden 'normalen' Produzenten eine Pflichtübung - allein schon um die ganze Produktionsarmee, die für sie arbeitete zu würdigen. Aber nein, Herr Cruise ist nicht als Hauptdarsteller nominiert und Herr Cameron nicht als Regisseur. Das verkraften diese Star-Diven offenbar einfach nicht. Man könnte ja innerhalb einer Live-Show auf die Idee kommen, das sie keine alleskönnenden Götter sind, das geht ja nicht. Für beide kann man natürlich Ausreden finden. Cruise wollte vielleicht nicht den anderen Stars die 'Show' stehlen blabla und Carmeron, naja, ein Kanadier halt, was soll er im Ausland ? ;) Die beste Filmpreis-Dankesrede bleibt für mich sowieso die von Paul Verhoeven im Jahre 1996 für seine 7 Goldenen Himbeeren für 'Showgirls': "When I was making movies in Holland, they were blasted by critics as decadent, perverted and sleazy," Verhoeven said, while the audience laughed. "Then I moved to the United States. . . and after a financial successful decade, my new movie is blasted by critics as decadent, perverted and sleazy. So Showgirls is the confirmation that I’d become an american! Thank you for including me in your society! Thank you, Thank you very much!!!"  :D