Posts by Dr. moVe

    Danke für Dein Update Scarpine! :pop:

    Eigentlich ist so eine Aufteilung in Blöcken (abgesehen von der schrägen 'Nelson bis Dalton'-Gruppe) die deutlich fairere, da die unterschiedlichen Darsteller-Epochen (NSNA mal ausgenommen) allein schon zeitlich soweit auseinanderliegen, das ihre jeweils implizierten Zeitgeistreferenzen und damit verbundenen Anfordungenen an einen modernen Erfolgsfilm für die breite Zuschauermasse, die Werke nicht nur produktionstechnisch so unterschiedlich machen, das man gar nicht erst das alte Argument, der primär durch die Orientierung am jeweiligen Titeldarsteller verursachte unterschiedliche Tonalität der verschiedenen Bondepochen ins Spiel bringen muß, um zu erkennen, das ein Gesamtfranchise-Ranking eher kein besonders weises Unterfangen sein muß, auch wenn es eine essentielle Spielerei unter Fans ist. Deine Platzierungen gefallen mir sehr gut und die meisten davon entsprachen auch irgendwann in den vergangenen Jahren den meinen. Das Du mit NSNA auf Platz 2 hinter GF den gewaltigsten Stein im Brett bei mir hast, brauche ja eigentlich nicht erwähnen. :) Aber überhaupt finde ich Deine Connery-Liste am erfrischensten. Zumindest entspricht sie - abgesehen von GF auf der 1 und DAF auf der 7 - wohl weniger dem allgemeinen Tenor, als Deine Platzierungen in den anderen Ära-Blöcken. Auch wenn ich ein großer DAF-Enthusiast bin, finde ich es stets plausibel wenn er ganz unten landet. Sein Guilty Pleasure-Aspekt, sein meisterwerk-artiger Score und seine vielen kreativen Impulse, können nunmal nicht wirklich überblenden, das der Film an zuvielen wichtigen Aspekten unterm Strich objetkiv gewertet der unsouveränste in Connery's Bondouvre ist. Auf gewisse Weise geht es mir auch so mit AVTAK, dem gegenüber ich eine ähnliche kult-intensive Grundsympathie habe. Aber so sehr mir der Film auch oft enormes Vergnügen bereitet, so plakativ wirken leider seine Schwächen, die das Werk ohne rosarote Fanbrille leider schmerzlich viele Pluspunkte kosten. Daher auch mein vollstes Verständnis für den letzten Platz bei Moore. TWINE auf der 1 bei Brosnan freut mich natürlich, aber ich habe das Gefühl der Film konnte über Jahre bei der Allgemeinheit inzwischen ein klein wenig aufholen. Vielleicht liegt es ja am Nostalgie-Bonus der bezüglich der gesamten Brosnan-Ära immer mehr Einzug hält. Aufjedenfall ist diese Platzierung die letzte in Deiner Liste, die nicht eindeutig dem allgemeinen Tenor entspricht. Natürlich ist da stets immer eine gewisse Mutmaßung im Raum, aber der Querschnitt aus all den unzähligen Rankings, auf die man in den weiten des Netzes in den vergangenen 2 Jahren blicke konnte, führt einen meines Erachtens zu dem Fazit, das Deine Craig-Platzierungen, denen des breiten Publikums und der Kritiker entspricht. Diskutiert wird doch in der Regel nur welcher der 'Beste' ist, und da treten fast immer nur CR und SF im Duell gegeneinander an. Oder es wird der Frage nachgegangen welcher der Beiträge der schlechteste ist und hier geht es in der Regel nur um QoS oder SP. Was einen zum zwangsläufigen Fazit führt, das NTTD wohl in der Mitte stehen muß, da er meistens weder in der einen noch der anderen Gruppe Erwähnung findet. Ich weiß in Hardcore-Nerdkreisen sieht das auf leidenschaftlichste Weise dramatisch anders aus, aber deren Wahrnehmung hat ja nunmal keinen besonderen Einfluß auf die Allgemeinheit, sonst hätte z.B. OHMSS wohl in den ersten 25 Jahren seiner Exitenz gewiss nicht so ein Mauerblümchen-Dasein innerhalb der Reihe führen müssen. :)

    Ich kann alle Eure Beiträge sehr gut nachvollziehen. Zumal ihr unterm Strich ja recht ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Im Grunde trifft vieles davon auch auf mich zu, zumal es sehr, wirklich SEHR lange her ist, das ich das Bedürfnis hatte einen chronologischen Konsum-Marathon zu starten. Diesbezüglich muß ich mich Martin in fast sämtlichen Punkten anschließen. Auch für mich macht es nur noch Sinn, die Bondfilme nach reiner Lustdirektive zu konsumieren. Über die Jahrzehnte nehme ich besondere mediale Fokussierungen durch den persönlichen Enthusiasmus für ein spezielles Franchise-Label zunehmend als etwas war, das im übertragenen Sinne problematische Züge, gleich einer Art Suchtkrankheit bekommen kann. Die Tatsache das vom 007-Kult keinerlei Gefahr für Leib und Leben ausgeht, sollte einen jedenfalls nicht dazu veranlaßen, dessen Suchtpotential zu unterschätzen. Und wie bei allen anderen Süchten, schafft es ein entsprechend 'Süchtiger' durch Exzess-Konsum eben nie wirklich den ersehnten 'Kick', den er sich durch die Erinnerung an seine 'berauschenden' Ersterfahrungen erhofft zu wiederholen. Obwohl ich das schon vor über 20 Jahre begriffen hatte, habe ich dennoch bis zur aktuellen Dekade gebraucht um mit dieser Problematik auf unbeschwerte, ja ich denke mal 'gesündere' Weise umzugehen. Einige Franchise-Beiträge hatten durch meinen exzessiven Wiederholungskonsum schon dermaßen an Glanz und Relevanz eingebüßt, das man ernsthaft von einer Art Gestörtheit sprechen konnte, das ich sie trotzalledem zum x-ten Mal in meinen Player schob.


    Mit Blick auf die letzten Jahre, kann ich beruhigender Weise zu Protokoll geben, scheinbar langfristig ein deutlich funktionaleres Maß gefunden zu haben. Das geht allerdings nicht mit genauen Dogmen einher, wie oft man welchen Film schauen darf, sondern rein nach dem erwähnten Reiz- und Lustprinzip, mit dem man als Profi dann nur noch 'vernünftig' haushalten muß, um nicht in die alten problematischen Verhaltensmuster zurückzuverfallen. Jedenfalls habe ich in den vergangenen 3 Jahren so gut wie keine 'Pleite' bei meinem Bondfilmkonsum erlebt. Vermutlich hat man mit zunehmendem Alter einen Erfahrungsgrad erreicht, in dem man sich selbst und sein entsprechendes Verhältnis zum jeweiligen Jahrgang so in und auswendig kennt (Übersättigungserfahrungen mit eingeschlossen), das man paradoxer Weise ein dermaßen entspanntes Verhältnis zu der ganzen Sache gewonnen hat, das man vom emotionalen Bewußtseinzustand eines völligen Neulings gar nicht mal weit entfernt ist, obwohl dazwischen ein lebenslanger Erfahrungsozean liegt. So entspricht heutzutage meine Erwartungshaltung bezüglich eines eventuellen besonderen 'Kicks', wenn ich einen Bondfilm einlege heutzutage nämlich quasi dem Faktor Null und umso überraschter bin ich dann stets auf's neue wenn sich ein gewisser 'Kick' dann doch einsetzt. Erst kürzlich konsumierte ich z.B. AVTAK, ein Werk zu dem ich ein ziemlich komplexes, also nicht gerade einfaches Verhältnis habe, und war dann gegen Ende zunehmend darüber amüsiert, wie EXTREM mich diese, von mir aus guten Gründen oft belächelte Gurke begeisterte. Es sind genußvolle Stunden wie diese, in denen ich dann doch immer wieder sehr plakativ bemerke, wie stark die Glut der Begeisterung für die Reihe in mir immernoch glüht und wie sehr ich hier doch zuhause bin.


    Die heftigste Übersättigunsphase erlebte ich mit TLD. Den hatte ich als Einstiegsfilm in die aktuelle Reihe im Kino kennengelernt, und er bekam für mich damals direkt einen GF-artigen Perfektionsstatus wie für die nachfolgende Fandom-Generation ihr heiliger GE. Dalton's Debüt wurde dann 2 Jahre einer meiner ersten VHS-Kaufkassetten (deutsche 4:3-Fassung) und wie kein anderer Film zu jener Zeit von mir nach Strich und Faden systematisch kaputt konsumiert. Das kann man sogar wörtlich verstehen. Das Video-Band war irgendwann dermaßen beansprucht, das es eine Wohltat war, die ein paar Jahre später erschienene Widescreen-VHS-Version ohne Bildstörungen genießen zu können. Der Überstättigungsfaktor war so gravierend, das es ganze 20 Jahre dauerte, das ich den Film endlich wieder so wertschätzte, das er dorthin zurückkehrte wo er bei seinem Release mal stand: In der Top 5, womit er sich in meinem Fall eigentlich ganz oben befindet, da ich keinen Lieblingsbondfilm habe und sich alle oberen 5 Filme auf Augenhöhe befinden.

    Abschließend muß ich aber noch erwähnen, das ich nicht nur Bondfilme zu oft geschaut habe. Bei der Frage wie lange es dauerte, bis man einen Film als 'totgedudelt' empfand, kann man allerdings gut erkennen wie gut er funktionierte. So dauerte es z.B. sehr lange bis mich Raiders of the lost Ark nur noch langweilte. Aber irgendwann hat man sich leider vermutlich an jedem Meisterwerk mal satt gesehen.

    Willkommen zurück Scarpine! :prost:

    Ja, es tut wirklich gut von Dir zu lesen! Ich schätze mal Martin und ich sind nicht die einzigen die Dich hier schwer vermißt haben!


    Hatte auch mit dem Gedanken gespielt in Flash Gordon zu gehen, da man ja keine Gelegenheit ungenutzt lassen sollte, jahrzehntelang gereifte Kultfilme, die vor der Zeit veröffentlicht wurden, in der man das Kinogeschehen alterstechnisch verfolgten durfte, auf der großen Leinwand nachzuholen. Letztendlich entschied ich mich dann aber doch den aktuellen Filmproduktionen Priotät einzuräumen, womit ich das besagte Flash Gordon-Screening verpasste, was allerdings leider auf sämtlich Filme dieser 'Best of Kino'-Kino-Reihe zutrifft. Besonders die ungenutzte Gelegenheit mal La Boum und Rambo im Kino zu würdigen ärgert mich im nachhinein. Daher gelobe ich Besserung. Der Name der Rose habe ich mir jedenfalls schonmal im Kalender vermerkt (am 5. Dezember 2023 in den hiesigen Multiplex-Sälen unseres Vertrauens).


    Die 2 Werke die mich in den vergangenen 3 Monaten bei meinen Kino-Besuchen am meisten begeisterten waren:


    The Fabelmans (Die Fabelmans) - USA 2022, Regie: Steven Spielberg


    Als 'ewiger' Spielberg-Fan war das natürlich für mich von vornherein eines der großen filmischen Highlights des Jahres. Daher fällt mir eine objektive Bewertung äußerst schwer. Und da ich hier im Thread - im nachhinein betrachtet - mit meiner Lobpreisung, des im Kern eigentlich völlig überflüssigen West Side Story-Remakes, den Bogen einer fairen Bewertung etwas zu glücksbesoffen überspannt habe, halte ich mich nun lieber mit entsprechenden frenetischen Auslobungen (die Spielberg's Arbeiten von Kritiker-Seite ja sowieso stets begleiten) zurück. Aufjedenfall habe ich es genoßen, das dem Altmeister, dessen inzwischen umfangreich gewordenes Alters-Ouvre ja deutlich im Schatten früherer Glanz-Zeiten steht, hier nochmal ein relavanter Beitrag gelungen ist, in dem er den persönlichsten Film seiner ganzen Karriere abgeliefert hat. Ich gehe sogar soweit zu sagen: Nach der Begutachtung dieses Werks, sieht man einige berühmten Spielberg-Motive und Szenen aus seinen Klassikern in einem ganz neuen Licht.


    Les trois mousquetaires: D'Artagnan (Die drei Musketiere: D'Artagnan) - Frankreich 2023, Regie: Martin Bourboulon


    Hatte das Vergnügen den Film mit 3 weiteren Mitgliedern unserer 007-Fangemeinde zu begutachten, und die gesamte Runde verließ begeistert den Lichtspielsaal. Es gibt gewiss viele völlig uninteressierte Leute, die schon allein beim vernehmen des Film-Titels die Augen verdrehen, da sie vom Thema filmisch übersättigt sind. Das besuchte Vorstellung war auch entsprechend leer und der Film hatte keinen erwähnenswerten Impact am deutschen Kinomarkt. Leider verpassen dadurch viele die imho bisher atmopshärisch dichteste, sowohl überzeugend gespielteste, wie souverän ausgestattetste und seriöseste Umsetzung des Romanklassikers. Den Slapstick-Humor der kultigen Richard Lester-Filme aus den 70ern in allen Ehren, aber eine ernsthafte Interpretation von Alexandre Dumas Vorlage, habe ich mir schon seit meiner Jugend gewünscht. Beim Gedanken an die kindisch-überbordende, sehr CGI-lastige, letzte Verfilmung aus dem Jahre 2011 (u.a. mit unserem Blofeld als Kardinal Richelieu), wirkt nun dieser neue Ansatz im übertragenen Sinn wie OHMSS nach YOLT, FYEO nach MR oder CR nach DAD. Also ein echtes Geschenk für alle Freunde dieses klassischen Abenteuer-Stoffes. Da kommt es quasi wie ein 'adelndes' i-Tüpflichen rüber, das unsere erhabene Vesper Lynd die Ehre hat Milady de Winter zu mimen, was meine Vorfreude auf das bereits im Dezember nahende Sequel Les Trois Mousquetaires: Milady umso mehr steigert.

    Mr. Sean Bean erweckt in mir beim Konsum von GE meist den Eindruck, das die Rolle des Alec Trevalyan eventuell nur auf dem Papier funktioniert. Seine zahlreichen Sprüche welche den Bondcharakter treffsicher psychologisch auseinander nehmen 'könnten', laufen für mich sofort ins Leere, sobald ich über Alec's eigene kontinuierlichen Handlungen nachdenke, die seine stetigen gehässigen Vorwürfe gegenüber Bond wie einen einzigen Widerspruch wirken lassen. Die reizvolle Idee, das der Böeswicht dem Helden auf gewisse Weise einen dunklen Spiegel vorhält, hat im Kino ja eine recht lange Tradition. Aber selten wirkte sie auf mich dermaßen disfunktional und aufgesetzt wie bei Alec. Dazu serviert uns Bean hier eine - gemessen an den bedeutungschwangeren Dialogen und dem implizierten persönlichen Drama der Figur - eine merkwürdig, blasse, artifiziell anmutende Performance, in der imho nur ein einziger Emotionsausdruck authentisch wirkt: Wut. Oder um es noch etwas drastischer auszudrücken: Ich bin in den letzten 28 Jahren nie über den Punkt hinaus gekommen, hier in erste Linie Sean Bean dabei zu beoachten, wie er diverse auswendig gelernten Dialoge für diese Eon-Produktion abspult, die für sich gesehen, zwar mit einer gewissen Cleverness geschrieben sind, aber bei mir im fertigen Produkt als Zuschauer nur wie gewollte Schauposerei ankommen und stets aus dem Handlungsfluß reißen. Das spätere schauspielerische Ouvre von Bean hilft nun auch nicht gerade dabei, seine Rolle als 006 herausragend und einzigartig wahrzunehmen, da man ihn imho einfach zu oft einen sterotypen Bösewicht mit möglichst brutalem Abgang verkörpern ließ. Da wäre dann noch der Gebursjahrgang des Herren: Das ein Liebespaar 1945 die Lienzer Kosakentragödie überlebt, und dann beachtliche 14 Jahre später (1959) einen Sohn zu Welt bringt, nur damit der Vater wenig später auf die Idee kommt ihn aus Schamgefühl zu einem Waisen zu machen, wirkt dermaßen unglaubwürdig, das ich das von vornherein direkt verdrängen muß, um diese Rolle noch halbwegs ernst nehmen zu können. In der deutschen Synchro-Fassung von GE gesellte sich für mich beim Release noch ein weiteres Problem dazu: Sein Sprecher Norbert Langer war für mich als junger Bondfan eine ganze Weile in erste Linie vorallem als Stimme des Erzählers auf den James Bond-Hörspiel-Kasetten vom Label Europa prägnant. Diesen stets von Bond's Abenteuern begeisterten Erzähler, dann als bond-analytischen Bösewicht zu hören, überforderte mich bezüglich des Faktors 'Bedrohlichkeit von 006' als jungen Fan extrem. Mal ganz abgesehen davon, das das erste Abtreten der Figur im Pre-Title mehr gravierende Fragezeichen hinterläßt, als später beantwortet werden, aber das Fass will ich hier gar nicht erst aufmachen. Einzig physisch finde ich den Part gelungen, was besonders im Endfight zum tragen kommt, und ich vermute mal, hier liegt das Hauptaugenmerk der Allgemeinheit. Denn irgendwas muß es ja sein, was die große und heutzutage sehr mitteilsame Fanfraktion so sehr an ihm schätzt, das er oft als einer der 'gelungsten' Gegenspieler im angeblich 'besten' Bondfilm genannt wird, was mich wie gesagt stets nur völlig kopfschüttelnd zurückläßt.

    Die angewandten Trick-Techniken erfuhren in der Zeitspanne zwischen MR und GE eine nicht unerhebliche Perfektionierung;

    Bezüglich der erwähnten Szene kann ich Dir nur zustimmen. Dennoch wirkt auf mich diese Aussage lustig, da ich stets zur Mecker-Fraktion gehörte, die über die offensichtlich 1979 stehen gebliebenen Weltraum-Trickeffekte von GE ablästerte. ;) Beim Release war diese ausgebliebene Modernisierung mein persönlicher Hauptstörfaktor in Brosnan's heftigst gehyptem Debütfilm (Heute ist es es Sean Bean's Part).


    Als ich MR Mitte der 80er im Kino kennenlernte, nahm ich die erwähnte 'Bond-Attrappe' natürlich auch nicht war. Um die zu erkennen bedarf es allerdings weder "Einzel-Bild-Schaltung", noch ein "perfektes Standbild", sondern einfach nur den normalen (nicht 4K)-Filmgenuß der Blu-Ray an einer Beamer-Wand.

    Ein Vergleich von zwei ähnlichen Zirkus-Nummer-artigen Szenen drängt sich nunmal auf, wenn man 2 Over-the-Top-Bond-Werke als Double Feature hintereinander konsumiert. Und 'Welten' passen für mich HEUTZUTAGE eben nicht gerade zwischen die beiden erwähnten Wirkungen dieser filmischen Illusionen. Ganz zu schweigen vom allgemeinen Realismus beider Werke an sich, oder wollen wir uns jetzt darüber streiten, ob es 'realistischer' ist, einen freien Fall aus einem Flugzeug zu überleben, weil ich aus höchsten Höhen ja 'ganz weich' in einen Zirkus knalle oder es schaffe - u.a. durch motorisiertes 'anstoßen' (die bei Deiner Argumentation übrigens unter den Tisch fiel, Mr. Fogg) - im richtigem Winkel, und bei vorteilhafter Windlage ein abstürzendes Flugzeug zu erreichen ? Beides ist meiner Meinung nach Quark. Die Frage ist unterm Strich wahrscheinlich nur welcher Bondfilm oder welche Ära einem die heiligere Kuh ist. ;)

    Ich denke, Dr. moVe's Kritik bezog sich weniger darauf, ob der Stunt in der "richtigen Welt" tatsächlich möglich ist, als vielmehr darauf, wie das ganze filmtechnisch umgesetzt wurde.

    Genau so schauts aus, Django! ;) Zumal sich der erwähnte Kommentar von John Glen auf die CGI-Tricktechnik bezog und nicht auf den 'Realismus' des Szenarios an sich. Außerdem bin ich davon ausgegangen, das unser geschätzter 'Franchise'-Physiker, Prof. Metin Tolanan, sowie diverse ambitionierte Extremsportler, die totale "Unmöglichkeit" der besagten GE-Nummer in den letzten Jahren ein wenig relativieren konnten.

    Ganz zu schweigen davon, das es ja wohl für das Publikum weniger nachvollziehbar sein dürfte, wenn ich etwas real umsetzbares tricktechnisch nachstelle, als etwas (relativ) unmögliches. :/

    MR & GE


    Ein erstaunlich funktionales Duo! :party: Und nicht nur weil wir hier 2 Mal die gleiche Art von Erdorbit-Optik präsentiert bekommen. :D

    Auch der von mir oft kritisierte überdeutliche Einsatz von Modelleffekten in GE, wirkt gar nicht mehr so extrem, wenn man sich kurz zuvor den 79er Jahrgang zur Gemüte führte, in dem ja - zwangsbedingt - keine geringer große und sichtliche Armada von Modellen zum Einsatz kam. Dazu kommt, das es beides Werke sind, in denen die populären Ingredienzien und Klischees unseres Franchise überdurchnittlich plakativ unterstrichen werden, was auch eine der Erklärungen dafür sein dürfte, warum GE der größte kommerzielle Erfolg der Reihe seit MR war. Selbst die mich meist störende, comic-artige Aufgesetztheit gewisser GE-Dialoge (vorallem die von Boris und Alec), wirken weniger dramatisch, wenn man vorher u.a. Beißer und Dolly beim anstoßen mit Bollinger erleben durfte.

    Die eindeutige Special Effect-Nummer in GE bei Bond's Pretitle-Sprung ins rettende Flugzeug wird und wurde ja oft stark belächelt. Ich hatte dank Bondclub die Ehre und das Glück, sogar mal Mr. John Glen zu erleben, wie er sich darüber (wenn auch beiläufig, aber eindeutig) abfällig äußerte. Wenn man fair ist, dann ist der Gleit-Drachenflug über die Wasserfälle in MR aber auch nicht gerade etwas, was man als 'perfekte' Illusion bezeichenen kann. Auch hier sehen wir zeitweise keinen Stunt mehr, sondern im spektakulärsten Moment nur ein Püppchen am Gleit-Drachen-Model hängen.

    Ausloben muß ich auch ausdrücklich die Kamera-Arbeit und Ausleuchtung beider Werke, die für mich den Qualitätszenith ihrer jeweiligen Ära darstellen.

    Zudem sind gerade diese beiden Bondfilme, ganz extreme Rewatchable-Kanditaten für mich, was dieses Double-Feature von vorherein zu einem 'risiko-freien' Unterfangen machte...


    1. OHMSS 299

    2. CR 284

    3. TLD 273

    4. TSWLM 263

    5. DAD 256

    6. FYEO 250

    7. LTK 245

    8. QOS 241

    9. YOLT 240

    10. FRWL 235

    11. DAF 234

    12. LALD 233

    13. GF 232

    14. MR 229

    15. AVTAK 225

    16. TB 223

    17. OP 222

    18. SF 211

    19. GE 206

    20. TWINE 199

    21. DN 198

    22. TND 194

    23. TMWTGG 187

    24. NSNA 143

    25. SP 83

    26. CR `67 43

    27. NTTD 22

    Und wenn ich auch in dein Plädoyer für Tom Cruise aus persönlichen Gründen nicht einstimmen mag, [...]

    Meine Zeilen waren keinesfalls als Plädoyer für Tom, sondern als Kritik an ihm gemeint. ;)


    Zurück zum Thread-Thema:


    Sydney / Hard Eight (Last Exit Reno) - USA 1996, Regie: Paul Thomas Anderson


    P.T.Anderson's Regie-Debüt ist ein kleines, cooles Filmchen. Recht einfach vom Inhalt, den ich bewußt verschweige, aber bereits schon souverän von ihm geführt und von Anfang an mit seiner unverkennbaren, inzwischen kultigen Inszenierungshandschrift versehen. Lustig ist auch wieviele bekannte Gesichter aus seinen deutlich bekannteren Werken Boogie Nights und Magnolia sich hier schon blicken lassen. Einzig an Gwyneth Paltrow mußte ich mich gewöhnen, aber mit der habe ich sowieso immer gewisse Probleme gehabt. Gemessen daran ging ihre Präsenz für mich sogar verhältmäßig in Ordnung. Der Film wirkt auf mich wie einer dieser typischen Erstlingswerke eines vielversprechenden Ausnahmetalents, die man als erstes Training für Größeres ansehen kann, aber dennoch schon gut genug waren, um bei Newcomer-Filmpreisen große Beachtung zu finden. Ähnlich wie Mean Streets von Scorsese, The Following von Nolan oder Reservoir Dogs von Tarantino. Also von Anfang an überdurchschnittlich, aber noch nicht SOOO reichhaltig und brilliant wie die Nachfolger. Anderson hätte nach diesem gelungenen Einstieg ja auch ein No-Name bleiben können, der irgendwann mal einen guten Film gedreht hat, aber stattdessen sollte sein nächstes Werk Boogie Nights werden, den ich zu meinen All Time-Top 5 zähle. Sehr schön auch, das er trotz begrenzter Mittel seinen ersten Film direkt in 2.35 : 1-Breitwandformat drehte. Krass ist natürlich, das er erst 25 Jahre alt war, als er diese Nummer umsetzte. Schon allein wenn man bedenkt das sein ganzes Star-Ensemble älter ist als er erstaunlich, und ich finde es sowieso kurios wie er - und sein Team - dieses als damals noch unbeschriebenes Blatt zusammentreiben konnte. Das spricht wohl für außergewöhnliches Connection-Glück.


    Space Camp - USA 1986, Regie: Harry Winer


    Ja, genau, dieser hemmungslos naiv-kitschige NASA-Kids-Film, in dem Jugendliche 'ausversehen' im Weltraum landen, der bereits schon ein brutaler Flop war, bevor er überhaupt veröffentlicht wurde, da kurz nach dem Drehende die Raumfähre Challenger explodierte. Das hielt mich allerdings nicht davon ab, den Film damals als 12-jähriger in einem kleinen Raucher-Kinosaal für so wunderbar zu empfinden, um mir damals die Soundtrack-LP zuzulegen und das entsprechende Bravo-Plakat aufzuhängen. Objektiv gut war der Film nie, aber er bleibt ein Stück pure 80er-Nostalgie. John Williams Score steht imho seinen populäreren Kompositionen in nichts nach und vermittelt einem beim Filmkonsum das Gefühl, sich in einem deutlich besseren Film zu befinden, als den den man gerade sieht. :D Zusätzliche Relevanz bekommt dieser vergessene, cheese'ische 80er-Underdog für mich durch seinen Cast: Joauquin Phoenix als Kind (wie ich, da wir beide im selben 'DiCaprio/Bale'-Jahrgang geschlüpft sind), die heutige Mrs. Spielberg, sowie die von mir damals pubertär angebetete Mutter von Marty McFly, in ihrer direkten Anschlußrolle... Wie soll ich bei diesen Zutaten diese verstaubte Guilty Pleasure-Nummer nicht mögen ?! Das Produkt ist dermaßen unpopulär, das ich die spanische Blu-Ray organisieren mußte um ihn nochmal im HD-Zeitalter würdigen zu können...

    Dieses Jahr habe ich es tatsächlich geschafft alle oscar-nominierten Filme vor der Verleihung zu sehen, was mir noch nie zuvor gelungen ist. Die meisten davon tatsächlich im Kino, was in der Post-Corna-Epoche umso erstaunlicher wirkt. Wie üblich hat der objektiv beste Film NICHT gewonnen. Das sind nämlich meiner bescheidenen 'objektiven' Meinung nach sowohl The Banshees of Inisherin als auch Im Westen nichts neues. Beide deutlich hochwertiger als Everything, everywhere all at once, diesem irrtümlicher Weise von Amerikanern als 'anspruchsvoll-interllektuell' gehaltenen wanna-be Avantgarde-Unterhaltungskunstfilm für die Tiktok-Generation mit ihrer geringen Aufmerksamkeitsspanne. Der Film ist gut, klar. Hatte mich hier Thread ja dazu schon positiv geäußerst. Er ist kreativ, ambitioniert und kurzweilig. Keine Frage. Aber ihn ernsthaft als 'Meisterwerk" einzustufen sagt viel über die Academy aus. Ganz besonders lächerlich finde ich die Prämierung von 'Shorty 'Temple of Doom' Raound' und 'Goonie' Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller. Mir tun so maßlos überwertete Leute leid. Das ist doch eine Blamage auf der Weltbühne, wenn du dich so freust über etwas von dem alle, die einen halbwegs objektiven Blick für Qualitat und Klasse haben, wissen, das Du diese Auszeichnung NICHT verdient hast. Alles nur weil die Academy diese emotionale Dramaturgie will. Also diese schöne Erzählung vom eingewanderten, asiatischen Ex-Goonie der zum Oscar-Preisträger wird. Sie muß mit aller Gewalt Realität werden, damit alle Lucas- und Spielberg-geprägten Seelen des Planeten das nun viral abfeiern können. Huhu, unser Shorty hat gewonnen, wie goldig. "This is the american dream!" rief er bei seiner Dankesrede. Ja, da hat er tatsächlich recht. Genau THIS! Das ist ja das traurige daran... Man muß sich nur in Erinnerung rufen wie viele Leistungen der imho brilliante Christian Bale brauchte, um vom Spielberg-Kind zum Oscarpreisträger zu werden. Und ich rede hier von einem der talentiertesten von all diesen damaligen 80er-Kids. Aber bei einem Kult-'Goonie', mit einer bezüglich dem political corectenss-Faktor einladenden asiatischen Herkunft, reicht es einfach, im richtigen, überbewerten Hype-Film auf nüchtern gewertet recht durchschnittliche Weise international nach Jahrzehnten in Erscheinung zu treten und Zack ist der Kerl HÖHER prämiert als Größen wie Johnny Depp, Ewan McGregor, Ralph Fiennes, John Malkovich, William Dafoe, Samuel L. Jackson, Kirk Douglas, Cary Crant, Richard Burton, Christopher Lee (alle oscar-los geblieben) usw. usw. Lächerlicher geht es nicht. Aber das scherrt die Lucas-Spielberg-80er-Nostalgie-Community selbstverständlich kaum. Egal. Typische Oscar-Realsatire eben. Wenigstens kann man sich über sensationelle 4 Oscars für einen deutschen Film freuen. Davon konnten alle vorherigen deutschen Produktionen inkl. Wolfgang Peterson mit seinem Boot ja nur träumen. Und es sind wertige Kategorien die zum Erfolg führten. Trophäen, hinter denen in der Regel eine - im Verhältnis zu den Hauptpreisen - eher sachlich aggierende Community steht, und somit eher durch Leistung als Glück zu catchen sind. Bezeichenend fand ich auch, das weder Tom Cruise noch James Cameron anwesend waren. Ich meine, hey, sie zählen zu den Produzenten und sind die klaren Hauptpromoter ihrer in den Hauptkategorien nominierten Filme. Anwesenheit wäre hier für jeden 'normalen' Produzenten eine Pflichtübung - allein schon um die ganze Produktionsarmee, die für sie arbeitete zu würdigen. Aber nein, Herr Cruise ist nicht als Hauptdarsteller nominiert und Herr Cameron nicht als Regisseur. Das verkraften diese Star-Diven offenbar einfach nicht. Man könnte ja innerhalb einer Live-Show auf die Idee kommen, das sie keine alleskönnenden Götter sind, das geht ja nicht. Für beide kann man natürlich Ausreden finden. Cruise wollte vielleicht nicht den anderen Stars die 'Show' stehlen blabla und Carmeron, naja, ein Kanadier halt, was soll er im Ausland ? ;) Die beste Filmpreis-Dankesrede bleibt für mich sowieso die von Paul Verhoeven im Jahre 1996 für seine 7 Goldenen Himbeeren für 'Showgirls': "When I was making movies in Holland, they were blasted by critics as decadent, perverted and sleazy," Verhoeven said, while the audience laughed. "Then I moved to the United States. . . and after a financial successful decade, my new movie is blasted by critics as decadent, perverted and sleazy. So Showgirls is the confirmation that I’d become an american! Thank you for including me in your society! Thank you, Thank you very much!!!"  :D

    The Banshees of Inisherin - Irland, UK 2022 - Regie: Martin McDonagh


    Inhalt: Das einseitig propagierte Ende einer Männerfreundschaft in der irischen Provinz der 1920er


    Oberflächlich gesehen scheint der Umgang mit Langweile und totaler Tristesse hier eines der Kernthemen zu sein, aber vielleicht wirkt dieser Film gerade deshalb so überraschend intensiv. Eine Allegorie, dessen in der Story verborgene Abstraktion einen universellen Charakter hat. Andere Filme würden ein großes inszenatorisches Tamtam darum machen ala "universal characters, intelligent story, great production value" blablablup. Hier dagegen wirkt alles ultra reduziert. Degenerierte, dumme Leute, monotone Gegend, demprimierende Epoche, kaum Handlung. Und dennoch hatte ich das Gefühl nach dem Film, aus rein künstlischer Sicht den 'echten' Oscar 2023 gesehen zu haben (womit natürlich klar ist, das er ihn nicht bekommen wird). Colin Farrell war selten so überzeugend wie hier und McDonagh führt dieses formal reduzierte Werk erstaunlich stilsicher wie ein Oberliga-Altmeister. Kann mich also dem allgemeinen Kritiker-Hype anschließlichen. Ein bereicherndes Werk, das in den Tagen danach noch lange nachwirkte. Es ist gewiss nicht zu unterschätzen, wieviel Qualität man dafür bündeln muss, um in dieser reduzierten Form dermaßen Substanz zu erzeugen. Die innere Energie des Films füllt den ganzen großen Raum, den der Film durch seine Kargheit frei lässt. Nicht einen Moment lang entgleitet das Werk, obwohl es so reduziert ist, dass es kaum ein Stützcorsett gibt, dass Schwächen kompensieren könnte. Wenn in dem Film nur in 2 oder 3 Szenen die Energie nachlassen würde, gäbe es nichts was das auffangen könnte. Keine Ablenkung sozusagen. Ich stelle mir vor, dass eine menge Regisseure und Schauspieler eine Schweineangst davor hätten, so einen Film zu machen, in dem man siche keine Schwächen erlauben darf, da sonst die Einfachheit wie ein schwarzes Loch sofort alles auf saugen würde und der Film verödet. Daher meine Verbeugung vor allen am Werk beteiligten.



    Women Talking (Die Aussprache) - USA 2022, Regie: Sarah Polley


    Inhalt: Eine Gruppe von teilweise vergewaltigten Frauen aus einer evangelische Glaubensgemeinschaft, die auf die Täuferbewegungen der Reformationszeit zurückgeht, trifft sich auf einem Heuboden ,um in Abwesenheit der Männer über drei Möglichkeiten abzustimmen: Nach den Mißhandlungen nichts zu tun, oder zu bleiben und gegen das Verbrechen anzukämpfen, oder die Kolonie zu verlassen.


    Eins vorweg, ja, es handelt sich hier um einen klassischen Fall von Theaterkino. Das bedeutet allerdings wie so oft auch, äh, er ist verdammt anstrengend! Die Ausgangslage wirkt auch recht abstrakt, da ich als Zuschauer erstmal Mühe hatte, die Geschehnisse zeitlich einzurorden. Aber die Regie ist behutsam, die Dialoge gut ausgefeilt und das Ensemble ist überzeugend. Das Kern-Thema ja sowieso höcht gesellschaftspolitisch, was einen Teil des Publikums selbstverständlich von vornherein genervt die Augen verdrehen und umgekehrt entsprechend anders gepolte Kritiker und Jurys jubeln läßt. Aber in der filmischen Oberliga wie 'Banshees of Insiherin' spielt der Film imho nicht mit. Dazu ist er zu trockenes, sperriges 'Preiskino'. Um ehrlich zu sein, war ich froh als der Abspann einsetzte.



    Babylon (Babylon – Rausch der Ekstase) - USA 2022, Regie: Damien Chazelle


    Inhalt: Anhand von ein paar schillernden Einzelschicksalen wird versucht ein Porträt der Filmmetropole Hollywood in der Übergangsphase vom Stumm- zum Tonfilm zu zeichnen.


    Ein hemmungsloser filmischer Exzess. Aber in ziemlich un-perfekter Form - wie ich es nach den äußerst wild gemischten Kritiken auch erwartet habe. Fällt für mich unter die stets interessante Kategorie: 'Grandios gescheitert'. Ich denke es ist kein Zufall, das die von Margot Robbie verkörperte Hauptfigur genauso chaotisch rüber kommt, wie der gesamte Film. Aber auch wenn das wie Absicht wirkt, drängt sich einem der Eindruck auf, hier wurde offenbar der Fehler gemacht einem erfolgsverwöhnten und selbstverliebten Regisseur zuviele Freiheiten, Möglichkeiten und Mittel zu geben, und so wird das Unternehmen an einigen Stellen zu lang, ausschweifend, wirr und präntentiös. Das aber auf sehr unterhaltsame Art, denn hier wird nicht gekleckert sonder geklotzt. Ein paar Mal mußte ich an Spielberg's ebenso hemmungslos selbstverliebten Inszenierungskarneval 1941 denken. Brad Pitt's Figur macht Spaß, die Massen-Szenen und Ausstattungsausschweifungen sind hoch effektiv und - nicht zuletzt in der heutigen CGI-Epoche - recht berauschend, die Bilderwelten attraktiv und reichhaltig und zwischen jedem lächerlich narzisstischen Moment den der FIlmemacher uns zumutet, ist auch immer mal wieder Platz für recht gelungene Szenen und kleine filmische Kabinettsstückchen. Schlußendlich wird das Werk aber leider irgendwann defintiv größenwahnsinnig, was aber, neben aller verächtlichen Belustigung darüber, wiederum auch irgendwie ein gewisser Reiz nicht abzusprechen ist, denn nichts ist wohl schlimer als das Publikum zu langweilen. Davon ist dieser 'Rausch der Ekstase' weit entfernt und daher habe ich den Kinogang auch nicht breut. Die vereinzelten, medial oft erwähnten, zur Schau gestellten Körperausscheidungen wirkten allerdings recht kindisch auf mich, und geben dem Film imho weder mehr Eindringlichkeit noch Radikalität, sondern kommen doch insgesamt nur gewollt und überflüssig daher.



    Im Westen nichts Neues - Deutschland 2022, Regie: Edward Berger


    Inhalt: Die Schrecken des Frontgeschehens im Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten.


    Sowohl der zugrundeliegende Roman als auch die legendäre Erstverfilmung habe ich mir bis heute kulturloser Weise nicht zu Gemüte geführt, womit ich meine nachfolgenden Zeilen unter dem Vorbehalt verfassen muß, das wahrhaft vermutlich 'meisterhafte' noch nicht zu kennen. Ich muß aber zu Protokoll geben, das mich Edward Berger's Verfilmung völlig geplättet hat. Wahrlich ein Werk das jeder lese-faule junge Mensch gesehen haben sollte. Großes, kompromißloses Antikriegskino. Und u.a. eine Art filmischer Beweis, das deutsche Regisseure durch ihre spezielle gesellschaftliche Prägung quasi von Haus aus konsequentere Antikriegregisseure sein können, als Engländer und Amerikaner. So handwerklich erstklassig Spielberg's Saving Private Ryan und War Horse, Nolan's Dunkirk oder Mendes 1917 auch sind. In Filmen aus diesen Nationen findet sich in beiden Weltkriegen auch immer wieder ein bißchen Platz für ein gewisses Pathos, sei es bezüglich Heldenhaftigkeit, Patriotismus oder sonst irgendeine Zutat, die den Zuschauer einen Hauch von 'Sinn' in einzelnen Kriegsmomenten erkennen läßt. Mit einer durch und durch ultimativen Verurteilung von jeglicher Kriegsform tun sich Künstler (selbst die pazifistischsten) dieser Gesellschaften im Falle der Weltkriege offenbar bis heute schwer. Am ehesten war das offensichtlich im Zeitfenster der Post-Vietnamkrieg-Phase im US-Kino möglich. Heute ist sowas scheinbar dort auch wieder schwieriger geworden als Ende der 70er. Das Gegenteil bei uns: Im Westen nicht neues ist so erbarmungslos, apokalyptisch, abartig. Ein gandenloses Gemälde ultimativer Sinnlosigkeit. Das Ende jeglichen Humanismus. Und da beim Industrie-Preis Namens Oscar ja stets auch Gesellschaftspolitik eine große Rolle spielt, wäre dies aus soziologischer Sicht für mich ein plausibler Empfänger des Hauptpreises. Aber ich vermute, eine us-amerikanische Jury kann mit der Bedeutung und Konsequenz des Werks nicht wirklich umgehen. Zu unpathetisch, zu trocken, zu 'deutsch'. Daher darf sich der Film wohl höchtens mit dem zynischsten aller filmischen 'Alibi-Trostpreise' zu frieden geben: Den für den besten 'internationalen' Film.

    Wenn man nach einem richtig nervigen Arbeitstag nachhause kommt, legt man dann wirklich Metropolis oder Apocalypse Now in den Player? Oder wenn Kumpels mit einem Sixpack Bier vorbeikommen, guckt man dann Schindlers Liste?

    Die Rewatchability-Faktor ist sicher ein Aspekt der bei keiner Bewertung außer Acht gelassen werden sollte. Allerdings ist ein reiner Fokus darauf sicher auch nicht der Film-Weisheits letzter Schluß, sonst würden unsere Bondranglisten sicher auch allesamt recht anders aussehen. ;) Ich schätze meist ist es eher eine Mischung aus Rewatchability-Faktor, persönlicher Bedeutung, sowie filmischer und inhaltlicher Qualität, die in ihrer Summe Filme in die Favoriten-Hemisphäre heben. Ich habe z.B. schon oft Unverständnis dafür geerntet, das ein Film wie Schindler's Liste zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Jedoch gerade der, im Verhältnis zur quasi Unerträglichkeit der schmerzlichen Thematik, erstaunlich überdurchschnittlich hohe Rewatchabilty-Faktor des Films (der Inhalt schreit eigentlich nach einer "Einmal und nie wieder"-Begutachtung, dennoch habe ich Spielberg's Streifen in den vergangen 28 Jahren sicher über ein Dutzend mal gesehen und es niemals bereut im Gegenteil! Und ja, 12 mal ist in Filmfankreisen für einen Lieblingsfilm sicher äußerst wenig - bei meiner ewigen Nr. 1 Back to the Future habe ich z.B. bei 180 aufgehört zu zählen, aber wie gesagt: Man muß es hier im Verhältnis zum abgrundtief düsteren Thema werten) ist die entscheidende Eigenart dieses Werks, die dann in Verbindung mit den anderen genannten (inzenatorische und erzählerische Brillianz, Bedeutung und emotionale Intensität) den Film in eine persönliche Top-5 zementieren darf. Aber auch wenn ich den Film öfter sehen kann als andere Geschichts- und Zivilisationsdramen, ist das wesentliche natürlich jedoch, das mich dieses Werk bis heute wie kein anderes bewegt und dieser Umstand stuft die Bedeutung des Rewatchabilty-Faktors dann doch auf ein Maß herunter, das ihn recht unwesentlich macht. So ähnlich verhält es sich übrigens - wenn auch auf oberflächlichere Art - mit Dances with Wolves, den ich inspiriert durch unsere Thread-Diskussion vor 2 Tagen noch mal in der von mir bevorzugten Langfassung gebeamert habe, um festzustellen das der Film nichts von seiner Anziehungskraft für mich eingebüßt hat. Im Gegenteil: Er wirkte mich auch aktueller und (nicht zuletzt durch seinen heutzutage mehr als damals hervorstechenden enormen Handmade-Charme) erfrischender denn je - was angesichts den Vorwürfen den einige 'hippe' Plattformen in den USA und UK (z.B. kürzlich ein Redakteur des 'Far Out Magazine') dem Film in letzter Zeit machen (er sei äußerst schlecht gealtert und geradezu peinlich aus heutiger Sicht) auf mich nicht nur grotesk wirkt, sondern bei mir ernsthaft die Frage weckt, ob die heutige vorherrschende Wahrnehmung für das Medium Film nicht ziemlich dekadent und gleichzeitig beschränkt geworden ist.


    Dennoch bin ich natürlich immer wieder überrascht, welche Filme besonders oft in meinem Player landen, da es eher selten Filme sind, die ich als 'besten' ihres Jahrgangs oder gar als 'Lieblingsfilm' bezeichnen würde. Ich habe mich daher nun mal an einer betont ehrlichen Rewatchabilty-Jahrgangsliste versucht, die ich allerdings erst Ende der 50er beginnen muß, da es in den Jahren davor zu wenig Filme gibt bei denen ich zu Wiederholungstätern werde (einzige Ausnahme: Casablanca).


    1958 Vertigo - Regie: Sir Alfred Hitchcock

    1959 Some Like It Hot- Regie: Billy Wilder

    1960 The Time Machine - Regie: George Pal

    1961 One, Two, Three - Regie: Billy Wilder

    1962 Dr. No - Regie: Terence Young

    1963 From Russia with Love - Regie: Terence Young

    1964 Goldfinger - Regie: Guy Hamilton

    1965 Thunderball - Regie: Terence Young

    1966 Il buono, il brutto, il cattivo - Regie: Sergio Leone

    1967 You Only Live Twice - Regie: Lewis Gilbert

    1968 The Thomas Crown Affair - Regie: Norman Jewison

    1969 On Her Majestys Secret Service - Regie: Peter Hunt

    1970 The Private Life of Sherlock Holmes - Regie: Billy Wilder

    1971 Diamonds Are Forever

    1972 The Godfather

    1973 Live and let Die - Regie: Guy Hamilton

    1974 The Man with the Golden Gun - Regie: Guy Hamilton

    1975 The Rocky Horror Picture Show - Regie: Jim Sharman

    1976 The Pink Panther Strikes Again - Regie: Blake Edwards

    1977 The Spy Who Loved Me - Regie: Lewis Gilbert

    1978 Superman - Regie: Richard Donner

    1979 Moonraker - Regie: Lewis Gilbert

    1980 The Empire Strikes Back - Regie: Irvin Kershner

    1981 For Your Eyes Only - Regie: John Glen

    1982 Blade Runner - Regie: Ridley Scott

    1983 Never Say Never Again - Regie: Irvin Kershner

    1984 Dune - Regie: David Lynch

    1985 Back to the Future - Regie: Robert Zemeckis

    1986 Aliens - Regie: James Cameron

    1987 The Living Daylights - Regie: John Glen

    1988 アキラ (Akira) - Regie: Katsuhiro Otomo

    1989 Licence to Kill - Regie: John Glen

    1990 Goodfellas - Regie: Martin Scorsese

    1991 Terminator 2: Judgment Day - Regie: James Cameron

    1992 Batman Returns - Regie: Tim Burton

    1993 True Romance - Regie: Tony Scott

    1994 Star Trek: Generations - Regie: David Carson

    1995 GoldenEye - Regie: Martin Campbell

    1996 Star Trek: First Contact - Regie: Jonathan Frakes

    1997 Tomorrow Never Dies - Regie: Roger Spottiswood

    1998 Star Trek: Insurrection - Regie: Jonathan Frakes

    1999 The World Is Not Enough - Regie: Michael Apted

    2000 Mission: Impossible II - Regie: John Woo

    2001 千と千尋の神隠し (Chihiros Reise ins Zauberland) - Regie: Hayao Miyazaki

    2002 Star Trek: Nemesis - Regie: Stuart Baird

    2003 Matrix Reloaded - Regie: Wachowski Brothers

    2004 Harry Potter and the Prisoner of Azkaban - Regie: Alfonso Cuarón

    2005 War of the Worlds - Regie: Steven Spielberg

    2006 Casino Royale - Regie: Martin Campbell

    2007 Darjeeling Limited - Regie: Wes Anderson

    2008 Quantum of Solace - Regie: Marc Forster

    2009 Star Trek - Regie: J. J. Abrams

    2010 Inception - Regie: Christopher Nolan

    2011 X-Men: First Class - Regie: Matthew Vaughn

    2012 Skyfall - Regie: Sam Mendes

    2013 Star Trek Into Darkness - Regie: J. J. Abrams

    2014 Interstellar - Regie: Christopher Nolan

    2015 Spectre - Regie: Sam Mendes

    2016 Batman v Superman: Dawn of Justice - Regie: Zack Snyder

    2017 Valerian and the City of a Thousand Planets - Regie: Luc Besson

    2018 Mission: Impossible - Fallout - Regie: Christopher McQuarrie

    2019 Once Upon a Time in Hollywood - Regie: Quentin Tarantino

    2020 Tenet - Regie: Christopher Nolan

    2021 Licorice Pizza - Regie: Paul Thomas Anderson


    Am auffälligsten ist natürlich, welchen Sprung in der Schüssel ich sowohl beim Bond- und Star Trek-Franchise habe, was man vorallem bei der Brosnan- und Star Trek: The Next Generation-Film-Ära bemerkt, wenn man weiß wie extrem schwach ich diese Epochen ihres jeweiligen Franchise insgesamt werte. Besonders schräg kommt das 1996 und 1997 zum Ausdruck, da man in unserer Forengeschichte sicher genug Beiträge von mir finden kann in denen ich sowohl über First Contact als auch TND kräftig ablästere. Noch dazu zählt zum 97er Jahrgang sowohl Boogie Nights, der einer meiner Lieblingsfilme ist, als auch The Fifth Element, der mein Favorit im Genre Space Opera darstellt und der imho Kinogigant Titanic, den ich damals im Kino viermal so oft besuchte wie TND. Alle diese Filme landeten über die Jahre oft in meinen Playern, aber ich muß einfach zugeben, das der von mir ziemlich ungeliebte TND ganz sicher die Nase vorn hat. Tja, Sigmund Freud analyse this, ach nein, sorry, falscher Film. ;) Batman v Superman: Dawn of Justice ist z.B. auch etwas, was ich nie und nimmer als 'gelungenen' oder 'guten' Film bezeichnen würde. Dennoch konnte man mich in den letzten Jahren oft beim Konsum dieses Schunds erwischen.


    Aufjedenfall veranschaulicht meine Liste wohl ganz gut, das Rewatchabilty ein zweischneidiges Schwert sein kann.


    Das Licorice Pizza es bei mir 2021 vor NTTD geschafft hat, ist zum einen recht simpel für mein Faible für Regisseur Paul Thomas Anderson und eine kindlich geprägte 70er-Jahre-Nostalgie zu erklären, aber auch das mich im Gegensatz zu vielen anderen Fans NTTD emotional packt (ohne mich über den Film zu ärgern) und ich mir daher diese spezielle Reise für besondere Abende aufhebe, wohin gegen Anderson's Film, trotz einem gewissen Arthaus-Hauch, einen höheren Vielguckfaktor in den letzten 10 Monaten für mich besaß. Erwartet hatte ich das im Vorfeld eher von Dune: Part One, da ich einen Narren an der Vorlage gefressen habe und ich auch hier den Regisseur sehr schätze, aber auch dieser Film ist vermutlich im Gesamtbild etwas zu anstrengend, als das man ihn sehr oft wiederholen könnte - und zudem nicht abgeschlossen und daher bisher inhaltlich unfertig.



    Ein Wort noch zu Godfather Part I und II und Goodfellas: Das Argument mit den sozial- und verhaltensgestörten Familien-Clans ist sicher ein schwerwiegendes gegen die Sympahtie für diese Filme. Und tatsächlich verhindert genau dieser Punkt, das ich diese Werke in meine Top-10 aufnehmen würde - wenn da noch Platz wäre. Dennoch haut es mich jedesmal geradezu um, wenn ich beim zappen im TV in einem dieser Filme lande, und mit hundert-prozentiger Wahrscheinlichkeit drin hängen bleibe bzw. meine Hand reflexartig Richtung Blu-Ray-Regal greift um die entsprechende Disc einzulegen. Ich kann Euch dieses Phänomen in beiden Fällen selbst nicht genau erklären, und rede mir das in meiner Begründung in der Regel mit dem Argument der cineastischen Qualität schön, aber wahrscheinlich bin ich einfach nur ein bißchen pervers. Aber das trifft ja auf die meisten Zuschauer zu, wenn sie ehrlich wären: Warum wäre sonst sowas wie James Bond ein pop-kulturelles Phänomen geworden. :)

    Sehr interessante und abwechslungsreiche Liste, Martin! Höchst symphatisch sind mir vorallem jene Deiner Favoriten, die Du entgegen den üblichen Klassikern, die die Mehrheit gebetsmühlenartig in dem jeweiligen Jahr benennen würde, in Deiner Liste adelst.


    So z.B. 20.000 Leagues Under The Sea statt Rear Window oder Cesta do pravěku statt The Night of the Hunter oder The Poseidon Adventure statt The Godfather.


    Auch wenn ich in den besagten Beispielen die jeweils genannten Klischee-Klassiker favorisieren würde, so kann ich Deine Platzierung doch äußerst gut verstehen, denn alle diese 3 Filme die Du stattdessen oben stehen hast, mag ich sehr, zumal sie eigentlich alle 3 auf die ein oder andere Art heutzutage unterschätzt werden. Am ehsten wohl Cesta do pravěku, weil er wohl der unbekannteste der 3 ist, und durch Jurassic Park & Co für heutige Augen vermutlich stark verstaubt wirkt, aber auch Richard Fleischer's 54er Jules Verne-Reise, ist gemessen am Stellenwert den er schon allein in technischer Hinsicht für seine Zeit darstellt, viel zu sehr in Vergessenheit geraten. Aber selbst Poseidon Adventure bekommt imho nicht mehr die Anerkennung, die er früher mal genoß, wofür aber wahrscheinlich das recht aushöhlende, unnötige Remake des seeligen Herrn Petersen verantwortlich ist. Also kurz gesagt, empfinde ich es immer als sehr coolen move, wenn persönliche Favoriten die typischen Lieblinge der Allgemeinheit überstrahlen. Besser könntest Du auch nicht unter Beweis stellen, das auf Dich Lieblingslisten befremdlich wirken, die aussehen "wie die irgendeines Filminstitutes." - wie Du es in einem Beitrag weiter oben so herrlich ironisch kommentiert hast.

    Ich glaube jeder von uns kann auch Filmklassiker benennen, die einen nie persönlich so faszinierten oder nahe standen, wie man es aufgrund des popkulturellen oder kommerziellen Echo das ihnen wiederfuhr vermuten würde. So kann das gefühlt 'ewige' Glorrifizieren der Allgemeinheit von den entsprechenden Werken dann auch einen recht nervigen Beigeschmack bekommen, da die persönliche Antwort ja lautet: Not really my cup of tea.


    Einer solcher Filme ist für mich z.B. Lawrence of Arabia, vor dem ich mich zwar technisch, logistisch und filmhistorisch natürlich verbeugen muß (erst kürzlich war ich diesbezüglich erneut beeindruckt vom Film), aber den ich bis heute als äußerst merkwürdigen Klassiker empfinde, der mir emotional nie wirklich näher gekommen ist. Umso mehr hat es mich gefreut, das in dem entsprechenden Jahr in Deiner Liste das Erstlingswerk unseres geliebten Franchise die Oberhand über diesen, von der breiten Cineasten-Gilde astronomisch hoch geschätzten Superknaller gewonnen hat.


    Dennoch hast Du einige typische Film-Kritiker-Lieblinge oder Klassiker die sich allgemeiner Dauerwertschätzung erfreuen in Deine Liste, die somit eine schöne Mischung ist. Ich habe mich auch mal an der genannten Aufgabenstellung versucht, aber gemerkt das wir beide in den ersten 50 Jahren zuviele Übereinstimmungen haben, als das ich hier nochmal mit einer copy and paste-artigen Liste langweilen will. Vielmehr beschränke ich mich auf die Jahre und Filme, bei denen es bei mir die leidenschaftlichsten Abweichungen bezüglich Deiner Liste gibt - weil mir die jeweiligen Filme mehr am Herzen liegen als alle anderen - teilweise bedeutenderen Filme - in jenen Jahren:


    1928 - The Circus

    1940 - The Sea Hawk

    1950 - Sunset Boulevard

    1951 - Captain Horatio Hornblower

    1960 - The Time Machine

    1967 - The Jungle Book

    1968 - 2001: A Space Odyssey

    1969 - Butch Cassidy and the Sundance Kid


    In späteren Jahren wird es dann deutlich komplizierter, da ich Deine Entscheidungen oft dermaßen gut nachvollziehen kann, das es geradezu schmerzt wie knapp ich davon abweiche.


    So erfuhren bei mir für das Jahr 1975 sowohl Jaws als auch Barry Lyndon in den vergangen Jahren einen ganz enormen Schub nach oben in Punkto Wertschätzung. Diese beiden Werke allerdings gegeneinander antreten zu lassen, erweist sich als höchst unfair, da sie 2 völlig unterschiedliche Arten des Mediums bedienen. Dennoch gilt es sich aber hier zu entscheiden, und leider wähle ich in diesem Fall Kubrick's Arbeit, obwohl mir Deine Entscheidung viel sypmpatischer ist, lieber Martin. ;)

    Ähnlich laufen auch andere Jahre ab: Taxi Driver vor Rocky oder Blade Runner vor E.T. So bitter diese trockenen Direktiven auch wirken, so klar stehe ich allerdings hinter diesen Wertungen. Ist das vielleicht der Moment, in dem ein Nerd wie ich erkennt, das er ein total langweiliger, alter Snob geworden ist ?! Vermutlich.


    Du hast ja schon einige Jahre genannt, die für Dich besonders schwierig waren. Bei mir ist das z.B. 1979. Hier kann ich mich nicht wirklich zwischen Apocalypse Now (final cut), Alien (Kinofassung) und Manhattan entscheiden. Allerdings klärt Deine Favorisierung von Star Trek - The Motion Picture die Sache als Trekkie für mich eigentlich auf willkommene Art. 8) Ist halt die Frage ob der Franchise-Kult ausreicht um die Konkurrenz verblassen zu lassen.


    So fällt es mir z.B. auch schwer mich 1987 zwischen The Living Daylights und Empire of the Sun zu entscheiden. Beide Filme bedeuten mir so viel, das ich hin- und hergerissen bin, welcher den nun für mich das größere persönliche Gewicht besitzt.


    Viel klarer dagegen verläuft das bei anderen Jahren. z.B. 1990: Deine Wahl Total Recall repräsentiert sicher die mit Abstand unterhaltsamten 2 Stunden dieses Filmjahres und ist somit mehr als nachvollziehbar. Aber auch der objektiv 'stärkste' und 'brillianteste' Film von 1990, der meiner Meinung nach Goodfellas ist, unterliegt bei mir hier knapp dem filmhistorisch unbedeutenderen Dances with Wolves, der sich nach wie vor in meiner Alltime-Top-10 befindet. Hier muß ich also die viel kritisierte damalige Academy aus Herzengründen verteidigen.

    Sicher kann man ihre schauspielerischen Fähigkeiten in Frage stellen, allerdings frage ich mich da schon, was genau sie hätte anders machen sollen, um klüger oder wissenschaftlicher zu wirken. Für ihr Tomb-Raider-Outfit kann sie ja nix, ebenso wenig für die Dialoge. Ich habe da eher das Gefühl, dass schönen und jungen Menschen grundsätzlich gern abgesprochen wird, als Wissenschaftler glaubwürdig zu sein. [..] Ich bin eigentlich der letzte, der überall Sexismus wittert, aber das hat tatsächlich was leicht sexistisches. Vor allem mit Formulierungen wie "ein Gesicht, an dem zwei Brüste befestigt sind".

    Du sprichst hier den wesentlichen Punkt an, den ich ebenfalls seit dem Film-Release von Seiten vieler Basher der Dr. Christmas Jones-Rollenbesetzung entlarvernd finde. Denn oft wartet man vergeblich darauf, das in einer jeweiligen Abwertung von einer schlechten oder unpassenden darstellerischen Performance die Rede ist (Ausnahmen bestätigen die Regel), sondern die entsprechenden Rezeptionisten (egal ob verbal oder schriftlich) erwecken vielmehr den Eindruck, das sie generell offensichtlich pauschaul dieser Frau abgesprechen, das sie es 'TROTZ' ihres plakativ-attraktiven Körpers und 'speziellen' Modegeschmacks im Alter von 28 Jahren nicht geschafft haben könne in Atomphysik promoviert zu haben. Daher achte ich bei jedem TWINE-Review stets genau darauf, WAS die Leute an diesem Part zu kritisieren haben. Allerdings kann man es den Filmemachern schon verwerfen, das sie die erwähnte Problematik entweder nicht erkannt oder ignoriert bzw. gebilligt haben. Statt dafür zu sorgen, das ein (aus Film-Boxoffice-Gründen) außergewöhnlich junger Mensch mit einem hochattraktiven Körper glaubwürdiger in der Rolle rüber kommt, zog man sich vermutlich auf die altbackene, ungeschriebene "Bondfilme müssen nicht glaubwürdig sein!"-Direktive zurück und gab sich mit den infantilen Dialogzeilen und der unseriösen Performance von Richards zufrieden, ohne wahrscheinlich auf dem Schirm zu haben, das sie damit der Weltgemeinde der Chauvinisten ein Objekt für - von der Allgemeinheit gebilligtes - jahrzehnte anhaltendes Dauergelächter geliefert, und somit allen jungen und gleichzeitig sexuell attraktiven wissenschaftlichen Promovendinnen einen unnötigen Bärendienst erwiesen haben.

    Wer wollte solch berufenem Munde widersprechen?

    Wenn Aussprüche und Ansichten eines Bond-Darstellers als Botschaften eines Berufenen zu werten sind, dann sollte man sich auch vor jenem denkwürdigen Satz ebenfalls untertänigst verneigen:


    "I have always hated that damned James Bond, I`d like to kill him." (Sir Thomas Sean Connery) 8)

    TWINE ist bekanntlich ja auch mein Favorit der Ära. Allerdings scheinen die Schwächen dieses Werks ja offenbar für die breite Publikumsmasse deutlich gravierender, als die von GE zu sein. Ich erkläre mir das (mal abgesehen von dem merkwürdig anmutenden Nostalgie-Bonus durch das gleichnamige Ballerspiel) in erster Linie durch die äshtetischen Hochglanz-Aufnahmen vom Team Phil Meheux/Martin Campbell, die beiden ikonischen Motive Staudammsprung und Panzerfahrt und den populäreren Titelsong. Dies alles fehlt TWINE mit seinen schlichten, geradezu spartanischen, konventionell ausgeleuchteten Bildern und weitesgehend beliebigen Bildmotiven und kostet ihn verständlicher Weise somit viel an Publikumswertschätzung. Dennoch wirkte TWINE auf mich - trotz der oft erwähnten und spürbaren Second Unit-Probleme - stets runder und deutlich interessanter, mit seinem zügigeren Erzählfluß, seinen psychologisch interessanter ausgearbeiteten Antagonisten und seinem 'angekommeneren' Titeldarsteller. Außerdem wirkt auf mich das 'Bronsan-Verse' - mit seinen zahlreichen 90er-MI6-Räumlichkeiten und in der Serie einmaligen Teams Robinson UND Tanner, Q UND R (sogar der seelige Bernard Lee darf von M's Wand runter blicken) - hier am lebendigsten. Mal ganz abgesehen von den inhaltlichen 'Erfrischungen' mit denen der TWINE-Plot die Reihe bereichert. Diesen Film als "sicherlich schlechtesten Brosnan-Bond" zu bezeichnen, spricht nicht gerade für die seriöse Professionalität der Artikelverfasser und zeugt eher von einer rein subjektiver Meinungsäußerung. Jedenfalls sind mir wenig Listen im Netz begegnet, in denen DAD über TWINE platziert war. Und fairer Weise sollte man dabei auch erwähnen, das TND auch nicht gerade der beliebeste Film der Allgemeinheit ist und eventuell genauso oft als Bodensatz dieser Ära wahrgenommen wird, wie TWINE. Zumal mir wohl keiner wiedersprechen wird, das DAD zusammen mit DAF, AVTAK und QoS (NTTD wegen seiner Aktualität mal bewußt ausgenommen) zu der kontroversen Gruppe von Bondfilmen zählt, die am ehsten ganz unten platziert werden.


    Und bezüglich Denis Richards: Dafür das sie als eine Fehlbesetzung gilt, scheint sie doch viel zur Bekanntheit des Films beizutragen. Oder kommt es Euch nicht auch so vor, das sie am ehesten der Grund ist, warum sich Leute über diesen 2 Dekaden zurückliegenden Bondfilm unterhalten. ;)