Beiträge von Baron Samedi

    Die Härte des Films ist schon beeindruckend!

    Das ist wahr, DN hat noch weitgehend die ungefilterte Härte und Intensität der Romanvorlage, die den späteren Filmen meist abgeht. Ich halte ihn ebenfalls für einen sehr guten Film, auf der einen Seite noch ein ungeschliffener Pulp-Diamant mit Elementen des Detektiv- und fantastischen Films, zugleich jedoch bereits alle wesentlichen Bond-Elemente beinhaltend.


    Vergleiche mit der Brosnan-Ära spare ich mir lieber.

    Ich finde mittlerweile, dass Brosnan von allen Bonds nach Connery die Mischung aus physischer Härte einerseits und Eleganz und Charme andererseits am besten hinbekommen hat. Craig und in einzelnen Passagen auch Dalton und Lazenby mögen zwar noch physischer gewesen sein - die m.E. für den Filmbond typische Ausbalancierung mit Eleganz und Charme haben sie jedoch nicht so gut hinbekommen, v.a. Craig und Lazenby nicht.


    Man denke etwa nur an den finalen Kampf zwischen 006 und 007 in GE - sehr intensiv und hervorragend choreographiert, ohne wie Craig in Jason Bourne-Gewässer abzudriften - oder die (absolut großartige) Szene mit Dr. Kaufmann in TND. Überhaupt ist TND einer der härtesten Bonds (Druckerpressenkampf, Kaufmann-Szene, Chakra-Werkzeuge, Carvers Tod, ...), was angesichts seines tendenziell raschen Abtuns als bloßes Knall-Bumm-Machwerk m.E. schonmal untergeht.


    Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich Brosnan für den zweitbesten Bond-Darsteller nach Connery halte. Seine Filme mögen den ernsthaften Grundton vermissen lassen, Brosnans Darstellung indessen halte ich aus den genannten Gründen für hervorragend. Auch in The November Man hat er im Übrigen gezeigt, wie gut er den knallharten Profi darzustellen versteht.

    Das einzige, was mir nicht gefällt, ist Phoebe Waller-Bridge.

    In der Tat, noch nie fand ich einen Charakter in einem Trailer auf Anhieb so unsympathisch wie den der augenverdrehenden Phoebe Waller-Bridge (auch wenn der von Lashana Lynch im Trailer von NTTD dicht dran war).


    Bleibt zu hoffen, dass die Macher nicht einen weiteren ikonischen Harrison Ford-Charakter - nach Han Solo - von einem charismatischen Helden mit Ecken und Kanten in einen bitteren, passiven Sauertopf verwandeln, der beständig auf die Hilfe durch seine Umgebung angewiesen ist. Aber immerhin befände er sich dann in bester Gesellschaft mit dem James Bond der mindestens letzten zwei Filme.

    Wind River (Taylor Sheridan, 2017)


    Der Schnee und die Berge von Wyoming bilden die Kulisse für diesen Film, in dem die Natur mit ihrer gnadenlosen Kälte, Unwirtlichkeit und Menschenfeindlichkeit der universelle Gegenspieler der wenigen Menschen zu sein scheint, die dort leben oder leben müssen. Den von Jeremy Renner gespielten Wildhüter Cory Lambert beeindruckt das nicht mehr: Er hat - so sagt er in einer Szene des Films selbst - mit zunehmender Lebenserfahrung das Leiden gelernt, nicht nur das körperliche, sondern nach einem schweren Schicksalsschlag in der Vergangenheit auch das emotionale. Nachdem er im tiefsten Schnee die verfrorene Leiche eines 18-jährigen Mädchens entdeckt hat, hilft er der jungen FBI-Agentin Jane Banner mit seinem natürlichen Spürsinn bei der Suche nach dem Mörder.


    Wind River ist ein harter, direkt erzählter Thriller, der ohne große Wendungen auskommt und daher umso mehr unter die Haut geht. Empfehlenswert.

    Auch für mich wohl der bisher schwächste Teil der Reihe. Dennoch möchte ich diesen Film keinesfalls missen. Er hat ein paar wirklich hervorragende Momente

    Wenn ich völlig ausblende, dass der Film Teil der Indy-Reihe ist, finde ich ihn für sich genommen auch gar nicht schlecht. Auch wenn ich den im ähnlichen - und von mir sehr geschätzten - Genre des "Archäologe/Archäologin auf abenteurlicher Jagd nach einem mystischen Artefakt" spielenden Tomb Raider mit Alicia Vikander besser fand. Im Vergleich zur nahezu perfekten 80er-Trias (ja, auch Temple of Doom schätze ich außerordentlich, fast hätte ich ihn sogar statt Raiders in meine Top 10 gewählt) ist er aber dann doch eine ziemliche Enttäuschung.


    trotz einiger Schwächen vermag er das nicht zu tun, was zumindest einige Beiträge der Filmreihe, nach der dieses Forum hier benannt ist, vollbracht haben: DAs Erbe und die Tradition zu zerstören.

    Da stimme ich zu. Zumindest hat bei Indy keine Verramschung des Erbes stattgefunden.


    Aber das wäre eine Diskussion für einen Indy-Thread.

    Mit TLD, M:I und The Terminator sind sogar drei meiner absoluten Favoriten vertreten. Alle drei Filme werden ja schon allgemein geschätzt, stehen aber immer etwas im Schatten anderer Werke.

    Das ist wahr.


    Mission: Impossible ist die wohl einzige Filmreihe neben Bond, bei der ich den neuesten Film einfach im Kino sehen muss (wobei ich auch anderen Filmfortsetzungen sehr entgegensehe, etwa von The Batman [in der neuen Reihe mit Robert Pattinson], Tomb Raider [in der mit Alicia Vikander rebooteten Reihe] und [trotz des grottigen Teils 4] Indiana Jones). Seit Anfang der 2010er - also seit Ghost Protocol einerseits vs. Skyfall andererseits - hat sie m.E. sogar die Bond-Reihe überflügelt. Dennoch wird der erste Film mit seiner im Vergleich zu den späteren Beiträgen eher zurückhaltenden Art, mit seinen vielen Elementen eines klassischen Agententhrillers und seiner Eleganz stets einen besonderen Status für mich haben.


    Ähnliches gilt für die Terminator-Reihe, in der der zweite Teil zwar ein perfekt gemachter Blockbuster mit zwei der besten Verfolgungsjagden aller Zeiten ist. Einen besonderen Status hat für mich aber der erste Teil, mit seiner genialen Cyber-Noir-Atmosphäre und seinen vielen "nice little touches" - etwa, als der Terminator ein heruntergefallenes Telefon aufhebt und man die Ansage des Anrufbeantworters hört: "But don't be shy. It's OK. Machines need love, too."


    Wahrscheinlich ist es auch kein Zufall, dass meine Top Ten alle zwischen 1981 und 2003 veröffentlicht wurden. Das ist die Zeit, in der ich geboren wurde und aufgewachsen bin, auch wenn ich erst Ende der Neunziger/Anfang der 2000er Jahre angefangen habe, ins Kino zu gehen (von meiner Top Ten-Liste habe ich nur Gladiator und The Last Samurai bei ihrem Erscheinen im Kino gesehen, mein erster Kino-Bond war TWINE). Daher habe ich zu dieser Epoche wahrscheinlich einen intensiveren emotionalen Bezug als zu früheren oder späteren Epochen der Filmgeschichte. Filme wie Mission: Impossible, The Living Daylights, Raiders of the Lost Ark, Ronin oder The Terminator habe ich als Kind/Jugendlicher zum ersten Mal gesehen und daher wahrscheinlich auch besonders intensiv wahrgenommen. Für Filme wie The Name of the Rose und The Silence of the Lambs musste ich etwas älter werden, bevor ich sie schauen und verstehen konnte, auch wenn ich in meiner Kindheit/Jugend mitbekommen habe, wie darüber gesprochen wurde.

    Da beim filmischen James Bond momentan nicht viel passiert, bin ich noch einmal in mich gegangen und habe meine 10 Lieblingsfilme zusammengestellt. Diesmal ging es mir darum, die Liste der 10 Filme zu finden, die ich meist schon fünf, sechs Mal gesehen habe und doch immer wieder schauen kann. Die Liste der Filme, die ich nicht einfach nur "großartig" finde, sondern die mich emotional zutiefst begeistern und mir in irgendeiner Form mehr bedeuten. Hier ist sie:


    Die Hard (John McTiernan, 1988)


    Gladiator (Ridley Scott, 2000)


    The Last Samurai (Edward Zwick, 2003)


    The Living Daylights (John Glen, 1987)


    Mission: Impossible (Brian De Palma, 1996)


    The Name of the Rose (Jean-Jacques Annaud, 1986)


    Raiders of the Lost Ark (Steven Spielberg, 1981)


    Ronin (John Frankenheimer, 1998 )


    The Silence of the Lambs (Jonathan Demme, 1991)


    The Terminator (James Cameron, 1984)

    Das erinnert mich an die Signatur, die ich zeitweilig im alten Forum in Anlehnung an die Tagline von TMWTGG hatte: "The world's greatest villains tried to kill James Bond. Now it's Barbara Broccoli's turn to try...".


    Jedenfalls fürchte ich, dass Martin recht hat. Irgendwie habe ich immer weniger Lust noch großes Herzblut in die Beschäftigung mit einer Filmserie zu investieren, die vordergründig gern ihre eigene Vergangenheit zitiert, sich dieser aber mittlerweile wegen ihrer "Simplizität" zu schämen scheint. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass man trotz aller Versprechungen ("Are you ready to get back to work?" - "With pleasure, M. With pleasure.") nie zu der Figur zurückgekehrt ist, die einfach nur mit weltgewandter Gelassenheit ihren Job erledigt? Dass man angeblich schon wieder alles neu erfinden muss?


    So bleibt als Fazit der Aussage von Barbara Broccoli vor allem, dass es ja auch Wichtigeres im Leben gibt als die Beschäftigung mit einer fiktiven Schöpfung. Davon abgesehen verbleiben immer noch einige Romane von Fleming-Nachfolgeautoren, die ich bislang nicht gelesen habe und die mich mittlerweile mehr interessieren als die Weiterentwicklung der Bond-Filme. Und im cineastischen Bereich haben wir ja die großartige, von Martin bereits angesprochene Mission:Impossible-Reihe, die neben James Bond und Indiana Jones stets meine Lieblings-Filmfranchise war. Seit Beginn der 2010er-Jahre hat die M:I-Reihe die Bond-Reihe m.E. denn auch überholt, was Einfallsreichtum und Klasse anbelangt. Und nach SPECTRE und NTTD ist der Punkt erreicht, an dem ich mich mehr auf den neuen M:I als auf den neuen Bond freue.

    Kenneth Tsang ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Er spielte den General Moon in Die Another Day. James Bond-Fans bleibt er damit als der Darsteller eines starken Charakteres in einem eher durchwachsenen Film in Erinnerung.

    Speziell über OP freue ich mich sehr.

    Ja, ein wunderbarer Film. Mir fiel danach noch ein, dass sich mal ein Freund von mir OP bei mir ausgeliehen und ihn seiner Mutter gezeigt hat, die - sofern ich mich recht entsinne - Bond noch nicht kannte. Ist wohl sehr gut angekommen.

    Mit seiner (...) grandiosen Schurkenriege (ebenbürtig sind für mich in dieser Hinsicht nur LALD, LTK und GE)

    Zu ergänzen wäre außerdem noch TB.
    FRWL, TB, LALD, LTK und GE sind die Schurken-Ensemblefilme unter den Bonds...

    FYEO
    OP
    TLD
    FRWL


    FYEO habe ich bereits bei zwei Gelegenheiten als Einsteigerfilm für Freunde und Bekannte ausgewählt. Bis heute von der Stunt-Arbeit her der beste Bond, macht der Film mit seinen temporeichen Verfolgungsjagden eigentlich jedem Spaß.
    Für OP habe ich gestimmt, weil ich ihn selbst als Kind so geliebt habe und er damit maßgeblich zu meiner Fanwerdung beigetragen hat (lange Zeit pflegte ich ihn als meinen "heimlichen Lieblings-Bond" zu bezeichnen). Gerade bei den Indien-Parts kann ich mir kaum vorstellen, wie sie den Erst-Zuschauer mit ihrem exotischen Abenteuerflair kalt lassen könnten.
    Mein wahrer Lieblingsbond ist jedoch TLD, für den ich seit meiner ersten Sichtung eine ins Sentimentale gehende Leidenschaft habe. Diese perfekte Mischung aus Agententhriller und Abenteuerfilm kann eigentlich nur für Bond begeistern. 2019 war ich mit einem Freund in Wien und sagte ihm, dass ich bei dieser Stadt immer an meinen liebsten Bond-Film denken müsse. "Ach, der mit Timothy Dalton" sagte er darauf hin - ungefähr 15 (!) Jahre, nachdem ich auf meine Anregung hin den Film zusammen mit ihm geschaut hatte, den er zuvor noch nie gesehen hatte. Ganz offensichtlich hatte der Film einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.
    FRWL weil es sich vielleicht um den Bond-Klassiker schlechthin handelt, mehr noch als GF. Mit seiner Thrilleratmosphäre und seiner grandiosen Schurkenriege (ebenbürtig sind für mich in dieser Hinsicht nur LALD, LTK und GE) kann er nur für Bond gewinnen.

    Nachfolgend ein Beitrag für Baron Samedi


    Vielen Dank, photographer, habe den Beitrag mit Genuss gelesen :thumbup:


    Von seiner kulturhistorischen Bedeutsamkeit für die Bondreihe abgesehen halte ich GoldenEye auch schlicht und ergreifend für einen hervorragenden Bondfilm. Und das ist der wesentliche Grund, weshalb er so hoch bei mir angesiedelt ist.

    Ich liebe DAF und halte ihn für den komischsten aller Bondfilme - wobei ich "komisch" in erster Linie im grotesk-witzigen Sinne meine, es aber durchaus auch im Sinne von "exzentrisch" auf den Film zutrifft.


    In irgendeinem YouTube-Video, das ich kürzlich gesehen habe, hatte der Ersteller willkürlich Einspieler aus Filmen, Dokumentationen, TV-Serien, etc. eingearbeitet. So kam es, dass ich vollkommen unvorbereitet noch einmal die "Mond-Szene" aus DAF gesehen habe, deren Absurdität mir dabei umso mehr bewusst wurde: Warum in alles in der Welt greifen die Astronauten in ihren Raumanzügen Bond in Zeitlupe an, als wollten sie eine Schwerelosigkeitspantomime aufführen? In Verbindung mit der überlegenen Gelassenheit, die Connery in dem Film durchweg an den Tag legt, finde ich solche Szenen jedoch nicht fehlplatziert sondern... na ja, eben unglaublich komisch. Und letztlich ist der ganze Film voll davon.

    Sowohl für DAF, TMWTGG, NSNA ,TWINE und QoS habe ich stets gerne die Wertschätzungsfackel mitangezündet.

    Nicht zu vergessen GE und TND, bei denen ich in diesem Forum auf völlig verlorenem (GE) oder nahezu verlorenem (TND) Posten stehe. GE halte ich gar für einen der großen Klassiker der Reihe, TND für einen starken Bondfilm, der mindestens in die obere Hälfte der Bestenliste gehört. Einige Gründe dafür habe ich u.a. hier dargelegt:


    DER DARSTELLER: Pierce Brosnan
    DER FILM: Der Morgen stirbt nie


    Bei GE kann ich mich nicht erinnern, hier jemals von irgendjemandem sonst echte Wertschätzung für den Film gelesen zu haben, bei TND erinnere ich mich auch nur bei Daniel Dalton an eine positive Fürsprache. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass jemals jemand eine Träne für Pierce vergossen hätte, weil ständig auf seine Filme eingedroschen wird. Trotzdem habe ich die negativen Kritiken oft mit Genuss gelesen, weil die meisten davon so gut geschrieben waren, dass man interessante Aspekte davon mitnimmt... auch wenn man selbst anderer Meinung ist.
    Immerhin in der englischsprachigen Fancommunity stehe ich nicht ganz so allein da. Dort wird GE häufig auf einer Ebene mit den ganz Großen des Franchise (GF, OHMSS, CR, ...) gehandelt. Und was TND anbelangt: Auf irgendeiner englischsprachigen Fanseite habe ich kürzlich eine Umfrage unter Leuten gesehen, die im Laufe der Zeit an einem oder mehreren Bondfilmen mitgewirkt haben - als Stuntkoordinator, Kostümbildner, Castingmitwirkender, oder was auch immer. Es ging darum, seine persönliche Top 5 der Bondfilme zu nennen. Und siehe da, Brosnan's Zweitling tauchte überdurchschnittlich oft auf. And I would have thought watching your TV shows was torture enough ...