GE halte ich für einen der "großen" Bonds, einen echten Klassiker, eben den Klassiker der 90er (so wie GF in den 60ern, TSWLM in den 70ern, TLD in den 80ern und CR in den 00ern). Wie alle großen Bonds hat er eine ganz eigene Atmosphäre und ein zentrales Motiv, das den gesamten Film durchzieht.
Was das zentrale Motiv anbelangt, so würde ich es in GE als das Motiv der Polarität beschreiben. Der Film ist auf erzählerischer wie auf Metabebene eine Reflexion über die Dinge, die Gegensätze bilden und dabei doch untrennbar zusammengehören, wie etwa:
- Verfall und Neuentstehung (festgemacht etwa am Verfall des politischen Systems der Sowjetunion und der Entstehung eines neuen politischen Systems, beeindruckend dargestellt in Danny Kleinman's Titelvorspann)
- Identitätsverlust ("a relict of the cold war") und Identitätsneufindung ("For England, James?" - "No... for me")
- Das Zwillings- bzw. Janusmotiv, klassisch mit gutem Zwilling/bösem Zwilling ("You know James... I was always better")
Insofern finde ich GE nach sechsjähriger Abwesenheit der Figur und einem Darstellerwechsel sehr passend als Start für Brosnan.
Abgesehen davon rocken auch die Stunts, vom Bungee- und Motorradstunt in der Pre-Title über die Panzerjagd durch St. Petersburg bis hin zur finalen Prügelei zwischen 006 und 007, die dann wieder wunderbar altmodisch Mann gegen Mann ist und außerdem schnell und hart choreographiert.
TND wiederum mag ich gerade, weil er routiniert ist, aber das eben durchgehend auf einem starken Niveau. Eigentlich ist der Film ja ein modernes Remake von TSWLM, nur finde ich das gar nicht schlimm (TSWLM ist ja selbst "nur" ein Remake von YOLT) und - man verzeihe mir die Majestätsbeleidigung - in mancher HInsicht gefällt mir TND sogar besser, zum Beispiel was das Zusammenspiel von Bond mit seiner jeweiligen "roten" Agenten-Partnerin anbelangt. Barbara Bachs trockenem Spiel in TSWLM kann ich nicht besonders viel abgewinnen.
TWINE und DAD fallen für mich dann deutlich ab. DAD hat immerhin noch seine Momente (Fechtszene) und Brosnan macht seine Sache nicht schlecht. TWINE ist für mich der schwächste Bond-Film überhaupt, der Film ist für mich das quintessentielle Beispiel für die aufgesetzt-künstliche Emotionalisierung, die in der Brosnan-Ära in Mode war. Das Verhältnis zu Elektra/Sophie Marceau funktioniert für mich überhaupt nicht, zumal Marceau m.E. eine miserable Schauspielerin ist (zumindest hier) und auch Brosnan wirkt auf mich ziemlich blutleer.