man merkt, dass bei Fleming irgendwie die Luft draussen war. Das zeigte sich dann auch beim folgenden und letzten Bond-Roman von Fleming, TMWTGG.
Stimmt, TMWTGG erreicht nicht mehr das Niveau der Vorgänger. Wobei es auch hier Elemente gibt, die mir sehr gut gefallen. M's genüssliche Lektüre des Scaramanga-Dossiers beispielsweise... hier kann ich M's Freude an den Ausführungen des ominösen "C. C." sehr gut nachvollziehen. Was für ein toller Job, in dem man solche Akten zu lesen bekommt!
Da meine letzte Lektüre von Fleming's letztem Roman allerdings noch nicht so lange her ist, habe ich mir erlaubt, ihn zu überspringen, und mit dem ersten Roman eines Fleming-Nachfolgeautors weitergemacht. Colonel Sun von Kingsley Amis, verfasst unter dem Pseudonym Robert Markham, weist viele Fleming-Elemente auf und formuliert an vielen Stellen mindestens ebenso schön wie der Meister selbst ("It was only when you looked Sun straight in the eyes that he seemed less than totally Chinese. (...) But then not many people did look Sun straight in the eyes. Not twice, anyway.")
Weniger gefällt mir hingegen die Story, die eine Entführung von M als Aufhänger für die weiteren Entwicklungen nimmt. Ich bin kein großer Freund davon, M persönlich in die Story zu verwickeln. Zudem finde ich die Handlung etwas dröge und technisch erzählt. Insofern haben die Fleming-Romane in der Regel mehr Abenteuerflair, vielleicht auch deswegen, weil Fleming mehr erlebt hat und seine persönlichen Erfahrungen oft in seinen Geschichten verarbeitet.
Der Hauptschurke hingegen ist in jeder Hinsicht Fleming-würdig, eine faszinierende und zugleich irritierende und abstoßende Vereinigung widersprüchlicher Charakterzüge, der etwas puppenhaftes anhaftet. Wenn dieses Monster gegen Ende des Romans Bond foltert, rollen sich die Zehennägel hoch.
Insgesamt ist Colonel Sun eine interessante Bereicherung für den literarischen Bondkanon.