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Eigentlich gehört diese Diskussion eher in den James Bond-Sektor dieses Forums.
Zum Drehbuch von ON HER MAJESTY’S SECRET SERVICE:
Eine erste Abhandlung von 47 Seiten legt Richard Maibaum am 15 Juni 1964 den Produzenten vor.
Bis zum endgültigen Drehbuch, welches am 5. September 1968 freigegeben wird, durchläuft dieses acht verschiedene Entwicklungsstadien, die mal mehr oder weniger umfangreich ausfallen. Roald Dahl hat mit dieser ganzen Entwicklung nie etwas zu tun.
In jeder dieser Fassungen kommt Tracy ums Leben. In vier verschiedenen Zwischenstadien sterben auch Blofeld und Irma Bunt, bevor diese Idee fallen gelassen wird. Zwischenzeitlich wird bei den Actionszenen auch über den Aston Martin mit dem Schleudersitz nachgedacht sowie über die Einführung eines Fords Grand Turismo mit Maschinengewehren und Raketenwerfern. Die Gadgets wechseln in den Drehbuchentwürfen am laufenden Meter. 1966 ist man noch auf dem Trip Gert Fröbe zu Blofeld zu machen, ’68 wird einmal Max von Sydow intern für die Rolle vorgeschlagen.
Die Kombi Brigitte Anne-Marie Bardot und Sean Connery als Mr. und Mrs Bond hat eigentlich nie existiert, da der Schotte im Sommer ’67 bei der Premiere von YOU ONLY LIVE TWICE in aller Öffentlichkeit seinen Rücktritt von der Agentenrolle verkündigt und das französische Sexsymbol für die Rolle der Tracy erst 1968 angefragt wird als scheinbar noch nicht mal feststeht, wer der neue Bond wird und sich dies im Nachhinein als Schnapsidee erwiesen hätte. George Lazenby ist Jahrgang ’39, Bardot fast 5 Jahre älter und gerade mal 1,66 m ist, während Diana Rigg gerade mal ein Jahr älter war als der neue Hauptdarsteller und 1,74 m groß war. Bardot, die französiche Sexikone der Fünfziger, hätte wohl George Lazenby vermutlich als weitere Mrs Robinson Lazenby zu dessen "Reifeprüfung" verführt, so dass die Chance ein echtes Liebespaar zu geben, sehr knifflich gewesen wäre. [Wie es bekanntlich nicht geht, sieht man als Fan rund 50 Jahre später bei Daniel Craig und Léa Seydoux, wo Null Chemie zwischen den beiden auf der Leinwand besteht].
Es wird immer gerne spekuliert wie und ob Sean Connery in diesem sechsten Bond-Film hätte überzeugen können. Viele sind der Ansicht, dass dies unwahrscheinlich gewesen wäre, jedoch fehlt nun mal der Beweis. Sieht man sich jedoch den weiteren Verlauf von Sean Connerys Karriere in den Siebzigern an, kann man schon ersehen, dass mehr drin gewesen wäre, jedoch auch gerade das Drehbuch und die Regie entsprechend hätten bereit sein müssen, den emotionalen/ vermenschlichten Weg einzuschlagen, wobei zu vermuten ist, dass die Produzenten kalte Füße bekommen hätten und statt eines „hochwertigen“ Filmbeitrags lieber auf Nummer Sicher gegangen wären und die emotionale Achterbahn aussen vorgelassen hätten und den nächsten überbordeten Blockbuster par excellence produzierten hätten, wo die Schauwerte und actionreifen Circus-Attraktionen als Spektakel im Vordergrund ständen während die Handlung allem Anschein nach verkümmert zurückgeblieben wäre.
Aus heutiger Sicht gibt es auch kaum Beispiele die in diesem Genre diese Art emotionaler Achterbahn behandelt haben. In der Bundesrepublik Deutschland waren bekanntlich die Karl May-Filme in jenem Zeitfenster auch sehr erfolgreich und gerade die Winnetou-Trilogie zeigt am ehesten auf wie mit Verlust für ein kindliches Publikum umgegangen worden ist. Während die Schauspieler, die die Mörder spielten, noch jahrelang gehasst und vom Publikum abgestraft wurden, wurde das eigentliche Thema Verlust in diesen Filmwerken dagegen relativ unprätentiös und unemotional abgehandelt.
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