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    "Machte es seiner Zeit überhaupt Sinn Superstar Cary Grant mit 57 Jahren für die Rolle des James Bond 1961 ernsthaft in Betracht zu ziehen?"



    In Robert Sellers umfangreichen, analytischen Buch "The Battle of Bond" geht der Autor auch darauf ein, in wie weit die Vorstellungen Ian Flemings und Ivar Bryce als potentieller Geldgeber eines anstehenden Filmprojekts in Sachen Bond durch aktuelle Genrebeiträge Ende der Fünfziger beeinflusst worden sind. Hinsichtlich der sich damals gerade entwickelnden Arbeit mit dem Iren Kevin McClory als Koordinator des Projekts und Jack Whittingham als professionellem Drehbuchautoren war es gerade Alfred Hitchcocks Thriller "North by Northwest" (dt. "Der unsichtbare Dritte") der im Sommer 1959 das Team so begeisterte, dass ernsthaft Überlegungen angestellt wurden, den britischen Meisterregisseur das Thema Bond anzutragen. Da aber Hitchcock weder bezahlbar noch das Projekt dann federführend in ihren Händen geblieben wäre, zerplatzte dieser Wunschtraum stande pede.


    Archibald Alexander Leach, bekannter unter dem Künstlernamen Cary Grant, war Hauptdarsteller dieses Hitchcock-Klassikers und als großer Chameur alter Schule zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schon rund 55 Jahre alt und hatte nach "To Catch a Thief" (dt. "Über den Dächern von Nizza") 1955 einen weiteren großen Erfolg mit einem Hitchcock-Film und war eigentlich genau das, was Ian Fleming sich als Screenpersona für seinen literarischen Helden ausmalte. In dieser Hinsicht war Cary Grant somit nicht nur der perfekte Wunschkandidat des Autoren Fleming sondern als Trauzeuge von Dana Wilson und Albert Romolo Broccoli einem der beiden angehenden Produzenten der Filmreihe auch bestens bekannt. Vermutungen besagen, dass Cary Grant EON Productions Limited höchstens für zwei Filme zur Verfügung gestanden hätte und damit das Projekt von vorne herein wenig Sinn gemacht hätte, da man doch eine ganze Reihe von Romanen der 007-Reihe für die Leinwand umsetzen wollte und daher einen Protagonisten brauchte, der sich für mehrere Jahre an das Unternehmen binden würde.




    Aber gehen wir mal trotzdem dem Gedankenspiel nach wenn Cary Grant die Rolle des Geheimagenten übernommen hätte.
    Gravierende Unterschiede zum bekannten Quotenhit mit Sean Connery in der Hauptrolle wären alle mal zum Tragen gekommen:


    Zum einem wäre der Vielweiberheld - den es übrigens auch in den Romanen Flemings erst einmal gar nicht gab - wohl gar nicht zustande gekommen, so dass die Agentenfigur nur als One Woman-Lover aufgetreten wäre. Die erotisch-provozierenden, mehrdeutigen Anspielungen hätten zur Gentleman-Attitüde Cary Grants nicht gepasst. Hier wären Dialoge im Stil der Screwball-Comedy zum Einsatz gekommen, die zu Grants großen Steckenpferden zählten. In wie weit die verklemmte Prüderie der Doris Day/Rock Hudson-Filme noch Programm gewesen wäre ist schwer abzuschätzen, jedenfalls wäre die aggressive Erotik eines Sean Connery als Hugh Hefner-Alter Ego auf der Leinwand mit Cary Grant einfach undenkbar gewesen – und es gilt auch zu vermuten, dass er solch' einem radikalen Imagewechsel in seiner späten Laufbahn kaum (noch) zugestimmt hätte. Solche enorme gesellschaftlichen Wertewandlungen passen alterstechnisch einfach auch nicht wirklich und werden von einem Darsteller in dem Alter auch nicht mehr wirklich ausgelebt geschweige denn überhaupt gewünscht.


    Gleiches gilt für die Vorstellung vom eiskalt mordenden Agenten. Moralisch unvertretbar für einen Vertreter jener Generation in den damaligen Tagen und ein absoluter Stilbruch zu seiner langlebigen überaus erfolgreichen Filmkarriere. Dieser moralische Dissenz dürfte auch ein Hauptgrund gewesen, dass James Neville Mason die Rolle 1961 im Alter von 52 Jahren abgelehnt hat.
    Interessant ist in dieser Hinsicht sicherlich auch der Vergleich als Roger Moore bei den Dreharbeiten zu „For your eyes only“ 1981 schließlich den Mercedes mit dem verletzten Emile Leopold Locque nicht von der Klippe treten wollte, weil er meinte, dies wäre seinem Image nicht verträglich, obwohl er in „The spy who loved me“ (1977) noch Sandor vom Dach gestoßen hatte.


    Des weiteren sollte man sich gedanklich fragen ob Cary Grant überhaupt bereit gewesen wäre, die anstrengenden Dreharbeiten auf Jamaika im Alter von 57 Jahren anzutreten, was ich persönlich bezweifle, da seine filmische Biographie solche Drehorte in späteren Jahren nicht aufweist. Möglicherweise hätte man „Dr. No“ mit ihm nie gedreht, sondern einen Bond-Film, welcher in europäischen Metropolen und den USA entstanden wäre.



    Wie auch immer – indirekt gibt es meines Erachtens einen Film, der gelungen aufzeigt, wie ein Fast-Bond-Film mit Cary Grant hätte aussehen können:Stanley Donens Krimikomödie „Charade" aus dem Jahre '63.
    Diese zeigt präzise noch einmal alle Aspekte auf, die einen erfolgreichen und gelungenen Film mit Cary Grant im Action-Genre ausmachten, wobei der Darsteller eher als älterer Simon Templar durchgehen könnte und weniger als skrupellose Fight- and Sexmachine, wie Sean Connery sie schließlich in der Rolle des toughen Geheimagenten übererfolgreich für die Leinwand kolportiert hat.


    [Blockierte Grafik: http://mycolormusic.com/wp-content/uploads/2012/10/Cary-Grant-and-Audrey-Hepburn-with-gun1.png]


    Respektable Kassenerfolg wären die zwei angedachten Filme mit Cary Grant als Bond wohl geworden, aber die weltweite "Bondomanie" der Connery-Filme, die mit "Goldfinger" 1964 ihren weltweiten Durchbruch erlebte, wäre in sich dann zum Scheitern verurteilt gewesen - und ob die Reihe selbst das Ende der Sechziger Jahre erreicht hätte, bleibt dann bloße Spekulation und wird immer im Reich der Phantasie verankert bleiben.



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    Das Lebensmotto dieses main villian: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“


    Auric Goldfinger (re)präsentierte bei seiner Premiere im September 1964 einen neuen Typ Menschheitsverbrecher auf der großen Leinwand. Schien die Figur sich anfangs als Wirtschaftskrimineller zu gerieren, so zeigte sich doch im Verlauf des Films, dass der Millionär am Ende jemand war, der weniger Interesse daran hatte, einen ordinären Diebstahl zu begehen, sondern sich vielmehr als jemand verstand, der sich an der Genialität seiner eigenen verbrecherischen Ideen delektierte und berauschte. Mit modernsten technischen Errungenschaften trieb er ein wahnwitziges Unternehmen voran, wobei seine Screen Persona die Personifizierung kapitalistischer Gier, aber zugleich auch als deren Zerstörer in Teilen war, da als Nebeneffekt einer erfolgreichen Umsetzung seines Plans mit dem Namen „Grand Slam“ die „westliche zivilisierte“ Welt in ein wirtschaftliches Chaos gestürzt würde. Dabei würde die Atombombe, als ureigene Erfindung US-amerikanischen, militärischen Schöpfertums und schlimmster personifizierter Alptraum einer ultimativen Massenvernichtungswaffe Goldfingers Hauptinstrumentarium sein mit dem er versuchen würde seinen menschenverachtenden, werttechnischen Geldvermehrungsplan als verdeckte, militärisch angelegte Operation in die Tat umsetzen. Schon der Namenscode für seine Schurken-Operation deutete auf einen militärischen Vorgang hin. So stand der Ausdruck „Grand Slam“ (unter anderem) für eine über zehn Tonnen schwere Fliegerbombe der britischen Streitkräfte, die ab Ende 1944 verstärkt zum Einsatz kam.
    Mit Rotchina als Bündnispartner Goldfingers, das sowohl militärisches Personal als auch das entscheidende Equipment in Form einer Atombombe stellte, arrangierten sich zwei Parteien, die jeder ihren Vorteil in dieser kriegsverdeckten Aktion sahen. Während für Goldfinger bei erfolgreicher Ausführung seines Plans sich der Wert seines materiellen Goldreichtums verzehnfachen würde, hätte die Volksrepublik China den aus ihren Sicht wichtigsten kapitalistischen Hauptfeind wirtschaftlich mit der atomaren Vernichtung von Fort Knox in die Knie zwingen können.


    Mit dem 64er Franchisebeitrag innerhalb der offiziellen Filmreihe veränderte sich auch der Status der Heldenfigur, die den neuen Hauptverbrecher zu bekämpfen hatte, in mehrfacher Hinsicht. Der Geheimagent, der Goldfingers Plan zum Scheitern bringen sollte, wurde mit seinem dritten Einsatz zum Jetset-Playboy, der es mit den Reichen dieser Welt nun aufnehmen und sich in deren Kreisen nun auch gesellschaftlich bei seinen Sondermissionen behaupten können musste. Neben Bonds Fertigkeiten im Golfspiel, welches zu Beginn der Sechziger noch als vorwiegend elitärer und teurer Zeitvertreib galt, erhielt 007 mit dem Aston Martin DB 5 auch einen entsprechend luxuriösen, auffälligen Sportwagen, dessen Besonderheit darin bestand ein verstecktes Areal an Geheimwaffen aufzuweisen. Während Bonds Dienstwagen förmlich das Sonder-Image einer neuen Leinwandikone reflektierte stand demgegenüber Goldfingers Rolls Royce Phantom III als eine weitere Metapher betrügerischen Hangs zur Vermehrung von Reichtum, da das Luxusfahrzeug als weiterer hohler getarnter Goldbarren auf Rädern angesehen werden kann, der den verbrecherischen Einfallsreichtum seines Herrn eines weiteres Mal aufzeigte – ähnlich wie der Knochen als Werkzeug in Stanley Kubricks „2001: A Space Odyssey“ der von einer Mordwaffe sich zu einem Raumschiff verwandelte.
    So will der im Titelsong mit König Midas Verglichene, der schon auf Grund seiner tautologischen Namensgebung „Auric (vom lateinischen Aurum, welches übersetzt Gold bedeutet) Goldfinger“ sinnbildlich alles, was er - als Unternehmer- anfasst, zu „seinem Gold“ machen. Da erschien der Mord an der Verräterin Jill Masterson nur als kurze Randepisode in seinem beruflichen Alltag, deren Vergoldung zu seiner Visitenkarte wurde und deren filmischer Tod über die Leinwand hinaus zur Versinnbildlichung von Goldfingers neuartigem, verbrecherischen Handeln stand.


    Sein geplantes Meisterwerk – die atomare Verschmelzung der Goldreserven von Fort Knox als Kunstwerk eines nie gesehenen Verbrechens würde quasi als bitterböse Form der Ironie aufzeigen wie aus existentem Reichtum einer Volkswirtschaft der teuerste Abfall für die damals reichste Nation der Welt geworden wäre - in Form radioaktiver Entwertung. So hat Goldfingers Wahn auf seine Weise Methode und mit der phantastischen Interpretation durch den sächsischen Mimen Gert Fröbe entstand einer der besten Filmbösewichte der Leinwand. Gerade Fröbes Spiel mit den kleinen menschlichen Macken macht seine Performance zum perfekten Antagonisten innerhalb der James Bond-Reihe und mit Harold Sakata als sein Butler und mörderisches, ausführendes Faktotum wurde gegenüber dem Filmhelden die optimale Verbindung von geistiger und körperlicher Überlegenheit geschaffen, die innerhalb des Franchises ihres Gleichen sucht. Während der zweiten Hälfte des Films befand sich der Held als Dauergefangener in der Hand seines übermächtigen Gegners und James Bond schaffte es schließlich nur mit Sexappeal und Raffinesse seine(n) Gegenspieler zur Strecke zu bringen was neben den glaubwürdigen Darstellern in dieser Phantasiewelt für Erwachsene auch einem großartigen Drehbuch geschuldet war.


    Nicht von ungefähr führt Auric Goldfinger auch fast rund fünfzig Jahre nach seiner Premiere auf der Leinwand immer noch die Liste der besten Hauptschurken innerhalb der Filmreihe an und hält so seinen angestammten Goldmedaillenplatz an. So behauptet sich zu guter letzt Johann Wolfgang von Goethes bekannter Spruch aus dem Faust „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“, der sinnbildlich für Goldfingers Treiben steht.



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    “Lolita” (1962)
    Irvin Allen (OHMSS + TSWLM)
    Ed Bishop (DAF)
    Cec Linder (GF)
    Lois Maxwell (Miss Moneypenny)
    Peter Sellers (CR ´67)



    “Dr. Seltsam, oder wie ich lernte die Bombe zu lieben” (1964)
    Peter Sellers (CR ´67)
    Shane Rimmer (YOLT + DAF + TSWLM)
    Tracy Reed (CR ´67)



    “Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten” (1965)
    Vernon Dobtcheff (TSWLM)
    Gert Fröbe (GF)
    Zena Marshall (DN)
    Eric Pohlmann (FRWL + TB)



    “Brennt Paris?” (1966)
    Jean-Paul Belmondo (CR ´67)
    Gert Fröbe (GF)
    Michael Lonsdale (MR)
    Orson Welles (CR ´67)



    „Bobo ist der Größte“ (1967)
    Adolfo Celi (TB)
    Britt Ekland (TMWTGG)
    Marne Maitland (TMWTGG)
    Peter Sellers (CR ´67)
    John Wells (FYEO)



    “Uhrwerk Orange” (1971)
    Steven Berkoff (OP)
    Pat Roach (NSNA)
    Anthony Sharp (NSNA)
    Philip Stone (TB)



    “Maria Stuart, Königin von Schottland” (1971)
    Jeremy Bulloch (TSWLM + FYEO + OP)
    Timothy Dalton
    Vernon Dobtcheff (TSWLM)


    “Die schwarze Windmühle” (1974)
    Donald Pleasence (YOLT)
    John Rhys-Davies (TLD)
    Catherine Schell (OHMSS)



    “Krieg der Sterne” (1977)
    Jack Klaff (FYEO)
    Richard LeParmentier (OP)
    “Lightning Bear” (Stuntfahrer DAF)
    Derek Lyons (most uncredited)



    “Inspektor Clouseau – Der irre Flic mit dem heißen Blick” (1978)
    Irvin Allen (OHMSS + TSWLM)
    Anthony Chinn (AVTAK)
    Burt Kwouk (GF + YOLT)
    Valerie Leon (TSWLM + NSNA)
    Peter Sellers (CR ’67)
    Lon Sutton (LALD)
    John Wyman (FYEO)



    “Flucht nach Athena” (1979)
    Philip Locke (TB)
    Roger Moore
    David Niven (CR ’67)
    Telly Savalas (OHMSS)
    Paul Stassino (TB)



    “Superman II – Allein gegen alle” (1980)
    Clifton James (LALD + TMWTGG)
    John Hollis (FYEO)
    Richard LeParmentier (OP)
    Shane Rimmer (YOLT + DAF + TSWLM)



    “Shining” (1980)
    Derek Lyons (most uncredited)
    Barry Nelson (CR ’54)
    Manning Redwood (NSNA + AVTAK)
    Philip Stone (TB)



    “Das Imperium schlägt zurück” (1980)
    Bob Anderson (Stuntman und Schwertkampfkoordinator bei DAD)
    Jeremy Bulloch (TSWLM + FYEO + OP)
    Julian Glover (FYEO)
    John Hollis (FYEO)
    “Lightning Bear” (Stuntfahrer DAF)



    “Condorman” (1981)
    Barbara Carrera (NSNA)
    Vernon Dobtcheff (TSWLM)



    “Heinrich V” (1989)
    Robbie Coltrane (GE + TWINE)
    Judi Dench (M)
    Alec McCowen (NSNA)



    “Mars attacks” (1996)
    Joe Don Baker (TLD + GE + TND)
    Pierce Brosnan
    Tom Jones (Sänger TB)



    “Ihre Majestät Mrs. Brown” (1997)
    Gerard Butler (TND)
    Judi Dench (M)
    Geoffrey Palmer (TND)



    “Schiffsmeldungen” (2001)
    Judi Dench (M)
    Marc Lawrence (DAF + TMWTGG)



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    Nur mal als ein kleiner Quervermerk zum Thema „Rückprojektionen“:


    Beim Außendreh sind nun mal Kriterien wie ausreichendes Licht und entsprechendes Wetter zu berücksichtigen, die als eventuell kostenintensive Problemfaktoren bei Studio-Aufnahmen entfallen. Da geht es dann weniger um finanzielle Kosten, sondern primär um Zeit, die auch bei vielen aufwendigen Filmproduktionen nicht immer bis zum Maximum ausgereizt werden kann.



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    Meine erste Berührung mit dem Thema "007" dürfte um 1978 rum gewesen sein. Es handelte sich dabei um einen bekannten Spielzeugklassiker von Corgi Classics Limited: Der Lotus Esprit-S1 aus "The spy who loved me".
    Obwohl ich bis dahin weder einen vollständigen Bond-Film noch irgendwelche Ausschnitte kannte, fand ich auch die Abbildungen auf der Rückseite der Spielzeugverpackung äußerst faszinierend. Abgebildet waren zahlreiche kleine Kreissegmente, auf denen Aufnahmen aus dem Film von verschiedenen Stellen der Welt abgebildet waren. Mit dem Begriff "Pinewood" und einer Innenaufnahme des Liparus-Tankers konnte ich damals überhaupt nichts anfangen.



    Auf einer Sprachreise nach England erlebte ich am Ostermontag `79 "You only live twice" im britischen Fernsehen. Bedenkt man, dass es damals weder Video noch irgendwelche Privatsender in Deutschland gab, war das für mich quasi der Eintritt in eine mir bis dahin völlig unbekannte Zelluloid-Welt. Vergleichbares hatte ich bis dahin nicht zu Gesicht bekommen und in Zeiten, in denen TV-Ausstrahlungen von "Winnetou-" und „Edgar Wallace“-Filmen und dem chronologisch modifizierten "Pate“-Mehrteiler das Wenige darstellten, was die Sendelandschaft im deutschsprachigen Raume zu bieten hatte, stellte ein Bond-Film einen ganz anderen Input dar. 1979 hätte sich als deutscher Fernsehkonsument kaum einer groß ausmalen können, dass es auch bei uns rund eine bis anderthalb Dekaden später in der deutschsprachigen Fernsehlandschaft zu einem Filme-Überangebot amerikanischer Prägung kommen könnte. [Heutzutage werden die älteren Bondfilme oft als Dutzendware dem Zuschauer nur noch hinterher geschmissen, so dass der Reiz des Besonderen leider für das Gros der Masse verloren gegangen ist.]


    Einmal vom Bond-Virus als Jugendlicher infiziert scheint es auch heute noch vielen so zu ergehen, dass sie danach erst einmal ihre nähere Umgebung gewaltig mit ihrer neuen Obsession zu nerven anfangen. Obwohl ich in England noch den Soundtrack zu "You only live twice" und einen nachgespieltenen Sampler des Geoff Love-Orchester auf LP ergatterte, ging dann erst einmal die Jagd nach Informationen los.
    - Wie viele Filme gab es eigentlich und wie hießen die Filme nur auf Deutsch? Mein alter Herr konnte sich dann wenigsten daran erinnern in seiner Jugend "Goldfinger" gesehen zu haben und da war doch noch so ein weiterer 007-Film mit Roger Moore gewesen - mit irren Bootsszenen. – Selbstredend war damit "Leben und sterben lassen" gemeint.
    Nach den Schulferien erzählte ich in der Schule dann begeistert von "You only live twice" und dem Bond-Darsteller Sean Connery, den von meinen Mitschülern natürlich keiner kannte. Der Bond-Darsteller hieß doch Roger Moore. Wieso sollte es da einen anderen geben? Von dem / (den) anderem hatten meine Schulkameraden noch nie gehört. Ein Freund besaß eine sechsseitige Info-Broschüre zu den ersten zehn Bondfilmen in einer alten "Bravo"-Zeitschrift, die ich ihm dankenswert als mein erstes Printsammlerstück zum Thema Bond abschwatzen konnte. Teenie-Postilen wie "Pop Rocky" und "Bravo" waren in jenen Tagen eine der Hauptinformationsquellen in Sachen aktueller Berichterstattung zum Thema Kino. Die Fachzeitschrift "Cinema" wurde zu dem Zeitpunkt gerade mal am Kino verkauft und als es dann langsam ruchbar wurde, dass "Moonraker – streng geheim" in den Startlöchern stand, sollte ich meinen ersten Bond-Film auf der Kino-Leinwand sehen. Für viele meiner gleichaltrigen Klassenkameraden dürfte es auch ihr erster Bond-Film gewesen sein und im Gegensatz zum heutigen Fanverständnis stieß der Film damals bei uns als aktueller Zielgruppe in keiner Weise so negativ auf, wie er heute aus der Distanz von anderen Fan-Generationen eher wahrgenommen und bewertet wird. Zahlreiche Albernheiten oder der Krieg der Sterne-Trip in den Weltraum wurden in Zeiten erfolgreicher Prügelorgien von Bud Spencer und Terence Hill als ganz legitim und kaum kritisierenswert empfunden.


    Da es bei mir auf dem Lande damals nicht gerade Usus war, dass alte Bond-Filme dauernd wiederaufgeführt wurden, sollte für mich ein weiteres halbes Jahr vergehen, bevor auf einmal im Nachbarort "Diamantenfieber" auf dem Programm stand. Dabei startete der Film zu einer Uhrzeit, bei der ich als Jugendlicher eine Stunde später hätte zu Hause sein müssen als erlaubt. Da von Hause aus dieses Unterfangen nicht diskutierbar war, musste folglich mein entsprechendes Zuspätkommen mit einer Ausrede entschuldigt werden. Um es mal in abgewandelter Form auszudrücken: "- Da hatte es halt das Fahrrad mit ´nem eingerissenem Platten erwischt." Im Kino war ich natürlich nie gewesen.


    Danach begann sich das ausstehende Franchisepacket langsam bei mir zu füllen. Zu Beginn des Sommers ´80 bekam ich irgendwann einmal die wöchentlichen Kino-Anzeigen von Dortmund in die Finger. Die Definition "cineastisches Überangebot in Sachen Bond-Filme" empfand ich beim Aufschlagen der Kino-Rubriken in jenem Augenblick noch als untertrieben, als ich auf dem Spielplan gleich die ersten drei Moore-Bonds auf einmal in verschiedenen Kinos erblickte. Da schlug das Fan-Herz prompt gewaltig höher, jedoch musste ich damals noch eine Woche warten, bevor ich einen Tag schulfrei hatte und mit meinem alten Herrn nach Dortmund fahren durfte. Bis dahin ergab sich natürlich ein Wechsel des Spielplans - und Verflucht noch eins: die Moore-Bonds waren alle aus dem Programm genommen und stattdessen lief auf einmal dieser ‚andere‘ Bond-Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" - mit diesem Schauspieler, den doch kein Mensch groß kannte und der doch immer so schlecht beurteilt wurde. Um einiges grösser war meine Überraschung als der Film auf mich ganz anders wirkte als so mancher Kritiker und Autoren es vielen Lesern über Jahre immer weisgemacht haben.
    Danach ergaben sich für mich in regelmäßigen ein bis zwei Monatsabständen immer mal wieder die Gelegenheit einen weiteres mir unbekanntes Bond-Abenteuer auf der Leinwand zu sehen, so dass ich in den Osterferien ´82 mit "Der Mann mit dem goldenen Colt" nach rund drei Jahren mit dem offiziellen Dutzend schließlich zum Abschluss kam.


    Bis zum Sommer 1984 war es mir vergönnt, zahlreiche Wiederholungen auf der Leinwand bundesweit mitzunehmen, bevor mit der deutschen TV-Erstausstrahlung von "James Bond 007 jagt Dr. No" 1984 das Interesse der Kinoverleiher radikal abebbte. [Interesanter Weise war "Liebesgrüße aus Moskau" als erster Bond-Film überhaupt im deutschen TV an Pfingsten 1984 ausgestrahlt worden, bevor man dann innerhalb der Film-Serie chronologisch weiter vorging.]
    So sollte 1985 in Paris die englische Fassung von "Moonraker" mit französischen Untertiteln dann auch mein letzter Wiederaufführungsfranchisebeitrag werden, nachdem ich kurz vorher mit dem Fahrrad noch den Drehort "Vaux-le-Vicomte" besucht hatte, der im Film Drax' Residenz darstellt. Somit schloss sich für mich der Kreis der Wiederholungen mit meinem Anfangs-Bond-Kinofilm "Moonraker – Streng geheim" aus dem Jahre 1979 nach fast sechs Jahren.


    Während die wiederholten Bond-Kinofilme in den seltensten Fällen in überragender Bild- und Tonqualität gezeigt werden konnten und die meisten von ihnen geschnitten waren, sollte es Jahre dauern bis für das Heimkino die Filme im richtigen Bildformat präsentiert wurden. Während mit Beginn der TV-Erstausstrahlung viele Bond-Abenteuer erstmalig uncut in der deutsche Ursprungsfassung zu sehen waren, zeichneten sich die TV-Ausstrahlungen durch verstärkte Fehlfarben und falsche Bildformate aus.
    Hardcore-Bondfans hatten als Nischenkäufer amerikanischer Laserdiscs zu Beginn der 90er Jahre schließlich die Möglichkeit die Bond-Filme erstmalig für den Heimbereich im richtigen Bildformat zu sehen und fehlende Sequenzen wie die Einbruchsszene aus "On her Majesty's Secret Service" oder die rund zwölf Zusatzminuten aus "Never say never again" zu Gesicht zu bekommen. Sonder-Editionen von "Goldfinger" und "Thunderball" auf Laserdisc wurden zur Vorläuferproduktion der heutigen DVDs mit ihrem umfangreichen Zubehörmaterial. Mit den anstehenden Veröffentlichungen der Bond-Filme auf HD-Trägermaterialen wurden die Abenteuer für den Hausgebrauch endgültig auf Kinobildqualität tauglich gemacht, so dass jeder der mehr als zwei Meter Wandbreite zur Verfügung hat "Pantoffelkino-Atmosphäre" auf höchsten Niveau erhalten kann. Je größer die Projektionsfläche ist, umso besser stellt sich grandioses Kino-Feeling ein, wie dies einige Forenmitglieder gerade in letzter Zeit mal in ausgesuchten Kinos live erleben durften.



    Mein Hang nach der 85er Radtour auch in späteren Jahren ehemalige Filmdrehorte der Bond-Serie aufsuchen und sich verstärkt damit auseinander zu setzen, hat sich nach der Jahrtausendwende dann herauskristallisiert, nachdem ich schon mehrere Jahre lang zuvor weitergehende Auslandsreisen zum Fotografieren genutzt hatte und sich dieses dann mit dem zusätzlichen Hobby gut kombinieren lies. So kann ich einen Teil der Filme heute mit einem anderen Background betrachten und genießen, die mir als jugendlicher Fan so noch nicht zur Verfügung standen.


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    Unter der Rubrik "Geschichten, die das Leben schrieb" - Gut gekontert: „Rosamund Pike“


    Auf einer Filmpremiere in London ließ ein deutscher Fan vor Jahren folgendes verlautbaren: „Geiler Arsch“, worauf sich Frau Pike umdrehte und freundlich auf Deutsch entgegnete „Danke schön!“ Da fiel dem anderen nichts mehr (weiter) zu ein.



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    Eine Auflistung des promiskuitiven Stell-Dich-Eins innerhalb der ersten 22 offiziellen Filmbeiträge unseren Agenten gibt es auf http://uk.askmen.com/entertain…ames-bond-slept-with.html


    Gold geht übrigens sowohl an Roger Moore als auch an Sean Connery - in "A view to a kill" (1985) und "Never say never again" (1983) und zwar gleich:
    vier f(l)ach.


    Dagegen war Daniel Craig sowohl in "Casino Royale" (2006) als auch in "Quantum of solace" (2008) monogam. Betrachtet man die Storyline beider Filme aber als geschlossenes Gesamtwerk hebt sich diese Form der Rechnung verständlicher Weise auf :angel: .



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    Bond Number Five - Pierce Brandon Brosnan



    Jeder erfolgreiche Bond-Darsteller ist meines Erachtens auch irgendwie Kind seiner (Amts)Zeit; das bedeutet, die Performance des jeweiligen Mimens ist nicht nur in die Serie eingebunden, sondern auch immer Antwort auf Gegenbewegungen des Kinomarktes, in dem die Filmreihe sich in Konkurrenz zu anderen Boxoffice-Beiträgen zu beweisen hat. Mit dem Übergang in die Siebziger war das Franchise nicht mehr Innovationsvorreiter, der den Ton innerhalb verschiedener Genres angab, sondern die Produzenten orientierten sich eher an aktuellen Trends und passten sich den Interessenschüben der gerade aktuellen Hauptzielgruppe an. Die veränderten Sichtweisen durch den ewigen Wandel der Hauptzielgruppe innerhalb der Jahrzehnte wurden auch schubweise durch den Austausch des Hauptdarsteller immer wieder Rechnung getragen, so dass die Serie weniger durch Eigeninnovationen punkten musste, sondern sich dem jeweiligen Massengeschmack geschickt annäherte, in dem man die Trendschübe gekonnt in die jeweiligen Filmbeiträge mal mehr oder weniger passabel schaffte zu integrieren.



    Beginn 1995


    Pierce Brosnans Kernaufgabe mit seinem Einstieg ins Franchise war erst einmal das verloren gegangene Interesse einer sich veränderten Zuschauermasse zurückzugewinnen. Erinnert man sich an den Hauptentwicklungsschub, der Anfang der Neunziger die Kinolandschaft revolutionierte, so fällt einem als erstes die digitale tricktechnische Revolution ein, welche das Sehverhalten der Konsumenten gravierend verändern sollte. Während James Camerons Unterwassergrandezza „The abyss“ (1989) sein damals noch unaufgeklärtes Publikum überforderte, legte „Terminator 2: Judgment Day“ (1992) den Grundstein für das neuartige Kino, welcher dann mit Steven Spielbergs Verfilmung von „Jurassic Park“ (1993) zum massentauglichen Phänomen avancierte. Da diese Entwicklung parallel auch den Spielkonsolensektor der fünften Generation mit der Einführung von 3d-Grafiken vorbereitete, nutzte Hollywood die Möglichkeiten eines Crossovers dieser beiden Märkte und arbeitete verstärkt Abgleiche der entsprechenden zu mischenden Angebotsfaktoren aus um anstehende Gewinnchancen zu vermehren. So hatten die Bond-Filme unter der Ära Pierce Brosnan nicht nur die digitale Tricktechnik in Ton und Bild auf Stand der Zeit zu trimmen, sondern auch dem aktuellen Sehverständnis von Ego-Shooter-Spielkonzeptionen Rechnung zu tragen.
    Neben den Heroic-Bloodshet-Genrebeiträgen John Woos, die sich mit dem Ortswechsel des Regisseurs in die USA dem Mainstreamgeschmack des amerikanischen Massenpublikum anzupassen hatten, gehörten die Destruktionsorgien halber Stadtlandschaften zum Erwartungsprozedere der damaligen Kern-Zielgruppe im Kino, die mit Beiträgen wie „Lethal weapon 3“ (1992), „Demolition Man“ (1993) und „True lies“ (1994) auf diese Faktoren aus dem Bereich des Kastrophenfilms geeicht worden war, so dass dies zum guten Ton jener Tage gehörte und dementsprechend sich auch in den damaligen aktuellen Beitragswerke der Bondfilmreihe widerfanden. Sieht man sich das entsprechende Konkurrenzumfeld damaliger Blockbuster-Konkurrenzarbeiten an, erweisen sich Brosnans 007-Beiträge als integrierte Werke auf Stand ihrer Zeit, die sich vor den Mitbewerberproduktionen nicht verstecken brauchten.



    Rückschau und weiterer Ausblick


    Und hier liegt auch in Teilen das Wahrnehmungsproblem, das die Brosnan-Ära rückblickend weniger glücklich standhalten lässt, wie dies dagegen Beiträge anderer erfolgreicher Bond-Darsteller in ihren jeweiligen Ären beschieden war, da gerade mal „Die hard: With a vengeance“ (1995) und „The Matrix“ (1999) von Seiten des Drehbuchs mehr Anspruch offerierten im Blockbuster-Kino jener Tage während viele andere Filmhits aus den Jahren 1995 bis 2002 in ihren Qualitätsansprüchen um einiges hinter den Brosnan Bond-Filmen anstehen.
    Durch Innovationsschübe, wie die ersten beiden Jason Bourne-Filme mit Matt Damon und die Batman-Trilogie (1995-2012) von Christopher Nolan hat die Bond-Reihe sich zu Beginn des neuen Jahrtausends einem gewandelten Zeitgeschmack wieder anzugliedern gehabt, dem als wichtigste Beitragsänderung unglücklicherweise der ehemalige Hauptdarsteller Pierce Brosnan mit zum Opfer fiel. Mit einem entsprechenden Änderungsschub der Sehgewohnheiten des Massenpublikums kann es daher in näherer oder weiterer Zukunft genauso passieren, dass auch Daniel Craig irgendwann out (of time) ist. Da die Produktionskosten heute zu hoch sind, kann es sich eine Produktionsgesellschaft kaum leisten noch einen 007-Serienbeitrag zu finanzieren, der von vorne herein nicht mehr gewinnmaximierend angesetzt ist. Die Überschreitung des Break-even-points, der zu Mitte der Achtziger noch mit Sean Connery und Roger Moore bewusst in Kauf genommen werden konnte, so dass auch ein schwächerer Filmbeitrag trotzdem schwarze Zahlen machte, ist in der heutigen Struktur weniger erstrebenswert und der Verdacht, dass bestimmte Bond-Beiträge ab den Neunziger ihren Deckungsbeitrag an der Kinokasse allein nicht erwirtschaftet haben, sondern erst mit TV-Rechten und Erlösen aus Heimträgermedien in die Gewinnzone gedriftet sind, bleibt bestehen.



    Nachteile für den Darsteller


    Außerdem hat die Brosnan-Ära im direkten Bezug zu den Vorgängern einige radikale Marktwandlungen erfahren, die im Rückblick des Zuschauers einen leicht, negativen Beigeschmack haben, welche aber dem Hauptdarsteller nicht alleine vorgeworfen werden kann:
    Das fängt mit der visuellen Abänderung des Lifestyle-Optik der Hauptfigur an, der seinen britischen Wurzeln den Rücken zu kehren hatte und als Filmheld eine deutliche Festland-Europäisierung in Sachen Kleidung, Uhren und fahrbaren Vehikeln in Kauf zu nehmen hatte, welche den Machern gutes Geld in die Taschen brachte, aber ein Verrat an den Traditionen der literarischen Vorlage darstellte.
    Des Weiteren wurde das Sexsymbol vergangener Tage ironisiert auf den Prüfstand gestellt und vom weiblichen Blickpunkt deutlich verhohnepipelt. Der Superheldenmachismus der Sechziger und Siebziger Jahre wurde mit „GoldenEye“ (1995) „verweiblicht“ und dem verklärten Wunschbild seiner männlichen Zuschauerschaft immer mehr entrückt.
    Im Gegensatz zu den Vorgängerfilmen wurde „GoldenEye“ (1995) dann für die Ära Brosnan auch noch unbeabsichtigt zur Blaupause für seine drei weiteren Filmeinsätze, da bestimmte Aspekte sich in den Nachfolgewerken gravierend wiederholten obwohl unterschiedliche Regisseure am Werk waren. So ist die ewige Countdown-Dynamik und die Bedrohung Millionen unschuldiger ziviler Opfer durch Massenvernichtungswaffen wie Bomben, Raketen oder Satellitenwaffen als wiederholender Drehbuchschlager wenig innovativ und beweist, dass hier die erste Produzentengeneration geschickter agiert hat. Daneben kommt die Überbordung sich überhäufender Gadgets zum Einsatz, die auf Seiten des Helden und der Gegner immer mehr das Alltagsgeschehen dokumentierte, so dass sich Innovationen innerhalb geschickter Lösungen, aus denen der Held sich mit Köpfchen zu befreien hatte, kaum gefragt waren und diese somit außen vor blieben. Der Ansatz, fast alle Bösewichte und Handlanger(innen) durch die eine oder andere Waffe zu perforieren und ins Jenseits zu befördern, erwies sich schnell als langweilig und war als weiteres Manko an Einfallslosigkeit zu werten, welches man in erster Linie den Drehbuchautoren vorzuwerfen hat.


    Sein Wirken in meinen Augen


    So stellt Pierce Brosnan für mich ein Unikum innerhalb des Franchises dar. Visuell war er der Paradedarsteller für die Filmrolle, der in einem Zeitfenster, in dem Marketingfachleute die Ausrichtung der Serie scheinbar bestimmen, Parole bieten zu hatten in Panoptikumsspektakeln, die nach vielen Seiten unausgegoren waren. Jedoch wurden mit Pierce Brosnan, als Anhängeschild und Gesicht, seine 007-Filme von der Masse trotz schwacher Kompromisse relativ unkritisch konsumiert, da der Ire als Darsteller sowohl von Männer und Frauen gerne gesehen und in der Öffentlichkeit als Sympathieträger wahrgenommen wurde. Auch wenn seine Performance limitierter ist als die seines Nachfolgers, gehört Brosnan zur Garde an Starschaupielern, die weniger Schauspieler und mehr Everybody’s darling sind, wie dies auch bei Roger Moore der Fall war – und es bleibt schwer zu beurteilen, wie ein Gesamturteil seiner filmischen Bond-Ära aussähe, wenn er 1987 schon zum Einsatz gekommen wäre. Jedenfalls war Pierce Brosnan für seine Zeit James Bond und im Gegensatz zu seinem Nachfolger, gab es kaum Stimmen von Fans und Zuschauerfraktionen, die ihn nicht als ultimative Personifizierung des Fleming’schen Geheimagenten in seiner aktiven Zeit angesehen haben. So war er als fünfter Seriendarsteller ein wichtiger Bestandteil der Franchises, dem es als Schauspieler nur nicht vergönnt war, einen Beitrag in seiner Ära zu haben, der den hochwertigen Qualitätsansprüchen innerhalb der Reihe gerecht werden konnte, wie dies nun mal nur in wenigen Ausnahmefällen des Franchises der Fall ist. Mit seinem unschönen Rauswurf verkam Brosnan für den Fan zur doppelt tragischen Figur. Zum einem als geplanter Bond-Darsteller, welcher die Geheimdienstagentenrolle 1986 in letzter Minute auf Grund vertraglicher Verpflichtungen verlor und zum anderen durch einen Interessenwandel der Geldgeber, die dem Akteur den finanziellen Background nach 2002 entzogen. Das geldgebende Studio nahm eher das Risiko eines Reboots in Angriff um gravierende formale Änderungen innerhalb der Serie dem Modeschmack anpassen zu können und einem aktuellen Hollywood-Trend wieder einmal auf’s Neue Rechnung tragen zu können um als Serie zeitgemäß und aktuell (frisch) zu wirken. Dadurch ist der Ära Brosnan weder ein stilvoller Abgang in Würde bescherrt gewesen, noch besteht unbedingt das Vertrauen der Fans in das jeweils geldgebende Studio, dass auch ein neuer, etablierter Star langfristig der Serie erhalten bleiben muss. So gilt auch hier der Spruch "Money makes the world go round", wobei heute allein die Zugkraft des Star noch keine Garantie ist, dass der jeweilige, aktuelle Pratogonist für einen weiteren Serienbeiträg innerhalb der Filmreihe automatisch zur Verfügung stehen darf.



    ***


    Michael Kamens Bond-Beitrag „Licence to kill“ (1989)



    In vielerlei Hinsicht stellt Timothy Daltons zweiter Bond-Auftritt meines Erachtens einen Kontinuitätsbruch im bisher bekannten Gefüge der Reihe dar, so dass für mich als Hardcorefan der Serie die ersten 25 Produktionsjahre als klassisches in sich abgeschlossenes Prozedere in Erinnerung bleiben.


    John Glens fünfte Regie-Arbeit für das Franchise sorgte erstmalig für ein realitätsverhafteteres, soziales Gefüge in der Fantasiewelt der Filmfigur, in welcher dem Geheimagenten nicht mehr ein überstilisiertes, unkritisierbares Über-Ich zu eigen war, sondern ein interaktives normales Leben in einer menschlichen Gesellschaft zugestanden wurde, in dem James Bond nicht nur Gast auf einer Hochzeit war, sondern auch als Trauzeuge fungierte und er mit menschlichen Charaktereigenschaften ausgestattet war, die das strahlende moralische Heldentum vergangene (Film)-Tage schlecht aussehen lies. Gerade durch den Tatbestand, dass die Figur viel ‚bewusster’ Schuld im Kampf gegen das Böse auf sich lud, da Bond mehr von seinen (Rache-)Gefühlen angetrieben wurde als von logisch hinterfragtem, seriösem Handeln, erfuhr der positiv gestimmte Heldenmythos des Weltenretters böse Dellen, welche der Zuschauer zwar nicht gleich plakativ ausfindig machte, sondern nur das Bauchgefühl ihm verriet, dass dieser spezielle Kinoheld vergangener Tage sich in diesem Zelluloid-Abenteuer nicht mehr an die Art von Fairplay hielt, die eine Identifikationsfigur auszeichnete.
    Besonders unangenehm offenbarte sich dieses in der Todesszene von Milton Krest, die Bond durch hintertriebenes Mobbing bei Franz Sanchez hervorgerufen hatte. Während das Ehrgefühl der Zuschauer einen Zweikampf Mann gegen Mann akzeptierte, bei welcher der Held den Bösen "richtet", stieß dieses 'unmoralische' Verhalten auf wenig Zustimmung. "Licence to kill" war in vielerlei Hinsicht der Bond-Film, in dem das Abschlachten von Opfern verstärkt Methode war und weniger der "edle" Zweikampf, der für die ausgleichende Wunschgerechtigkeit beim Publikum sorgte.



    Überleitend zur Musik von Michael Kamen (1948 - 2003) unterscheidet sich diese somit auch radikal zu den gesamten Vorgängerarbeiten der Serie. Statt durchkomponierter, harmonisch klingender Melodien ist die Notation förmlich auf 'Krieg' ausgerichtet. Sie macht sich verstärkt durch Disharmonien, unterbrochene Akkorde und eine Notenführung bemerkbar, in welcher die Begleitmusik jegliche Form eines Mitsummcharakters ausschließt. Nimmt man das Love-Theme und die Passagen, in denen das James Bond-Thema zum Zuge kommt, aus der Gesamtgleichung dieser Filmkomposition heraus, sind es vorwiegend avantgardistische Klangstrukturen, die von immer wieder ansteigenden kreischenden Crescendi unterlegt sind. Diese intonieren symbolisch kurz aufblitzende Spannungsmomente, wobei ein atonales Klangspektrum verstärkt dafür sorgt, dass der Score für das Ohr schwer eingängig ist. Dem gegenüber stehen dann immer wieder vereinzelt vorgetragene Gitarrensoli, die eine lateinamerikanische landschaftliche Atmosphäre reflektieren, welche auch als Liebesthema dient. Die komplexe Uneingängigkeit dieser Komposition ist mit ein Grund, warum man somit weitaus mehr Zeit benötigt, bis man die Stücke auswendig im Kopf abrufen kann.


    Ein zusätzliches Problem bei diesem Soundtrack besteht in der Kompilation des Scores auf bisher veröffentlichten Musikträgern. Was auch immer im Jahre 1989 bei der Produktion des 16. offiziellen Bond-Films zwischen EON Productions Limited und der US-amerikanischen Verleihfirma abgegangen ist, so weisen einige verräterische Spuren darauf hin, dass es Missstimmungen im Vorfeld der Veröffentlichung dieses Films gegeben haben dürfte. So wirkt nicht nur die gesamte Plakatkampagne wie eine last Minute-Lösung, die desaströs zusammengeschustert ist, sondern auch der Soundtrack erweist sich als wild zusammen gewürfelter Mix einzelner Musikframes, die auf der Schallplatten-B-Seite einfach vermehrt einander gereiht sind, so dass die aus dem Film stammende Musik auf dem Musikträger wenig komplettierte Passagen bereithält. Ein ordentliches Widererkennen wird erschwert, weil einzelne symphonische Puzzel-Elemente beliebig unstrukturiert aufeinander folgen.
    Zusätzlich wurde die A-Seite den damaligen Marktverhältnissen angeglichen, was die verstärkte Nachfrage von in Filmen integrierten Popmusikstücken anging, die als neues Erfolgsmodell den Plattenabsatz antreiben sollten. Während dies bei Filmen wie „Top Gun“ (1986) zu großen Erfolgsverkäufen geführt hatte, machte dies bei Bestandsreihen, welche das Massenpublikum schon jahrelang verfolgt hatte weniger Sinn. Während George Lucas und Steven Spielberg ihrem Hauskomponisten John Williams auf seinen musikalischen Tonträgerveröffentlichungen weiterhin freie Hand ließen, machte sich der neue Trend schon bei John Barrys letzter Auftragsarbeit für die Bond-Reihe bemerkbar, indem statt einem Gesangsstück gleich drei veröffentlicht wurden. Bei „Licence to kill“ kam nun das Problem auf der A-Seite hinzu, dass hier nun gar vier Gesangsstücke zum Tragen kamen, von denen aber nur das Titelstück funktionierte, während die anderen drei sich wie Fremdkörper gebärden, wobei das Stück „Wedding Party“ von Ivory dazu in keiner Weise auch nur veröffnungswert war.
    Die von MCA veröffentlichte Einspielung ist dann rund 13 Jahre später - im Gegensatz zu anderen Bond-Filmmusiken zum 40. Geburtstag der Reihe - auch weder überarbeitet noch neu aufgelegt worden, so dass sich hier ein weiterer Stiefkindfaktor breit macht, den dieser Film begleitet. Schon bei seiner Veröffentlichung auf Laserdisc Anfang der Neunziger befand sich der Film nicht im MGM/UA-Sortiment, sondern wurde von einer anderen Firma vertrieben.


    Hat man dann als Fan auch noch dieses Zeitfenster bewusst miterlebt, als der Score veröffentlicht wurde, schwelgen im Hinterkopf auch Erinnerungen zu anderen Filmbeiträgen mit, deren musikalische Begleitungen für die Eigenwahrnehmung weitaus gefälliger waren und somit nicht nur die Wahrnehmung der Bond-Filmmusik im Vergleich zu den Vorgängerwerken erschwert haben sondern auch in direkter Konkurrenz zu anderen Blockbuster-Produktionen jener Tage in der Eigenwertung weiter hinten anstehen lies. So ist es kein Zufall, dass im heutigen Nischenmarkt der „Complete Score“-Veröffentlichungen Filmmusikbeiträge wie John Williams „Indiana Jones and the last crusade“, Jerry Goldsmiths „Star Trek V – The final frontier“ oder Danny Elfmans „Batman“ als vollständige Editionen herausgegeben worden sind, während zu Michael Kamens Bond-Beitrag von 1989 bisher weiter Schweigen herrscht, obwohl sich am Horizont etwas Hoffnung abzeichnet, da in nächster Zeit zeitlich entstandene Parallelwerke wie „Renegades“ (1989) und „Road house“ (1989) von Michael Kamen auf den Markt gebracht werden.




    Michael Kamens Bond-Arbeit wird gerne der Vorwurf gemacht, seine Komposition zu sehr seinen Genre-verwandten Arbeiten zu „Lethal weapon“ (1987) und „Die hard“ (1988) angeglichen zu haben. Da diese musikalischen Beiträge sich von den Arbeiten anderer Filmmusikkomponisten zu jenem Zeitpunkt deutlich unterschieden, ist dieser Vorwurf nicht ganz von der Hand zu weisen – und in Diskussionen unter Fans ist die Frage, ob diese Musik für dieses 007-Abenteuer auch anders hätte gelöst werden können, berechtigt, bzw. passt der nun existierende polarisierende Score so zu diesem polarisierende Bondfilm?
    Gerade auch im Hinblick auf die Tatsache, dass Michael Kamen sehr wohl in der Lage war, der klassisch romantisch angehauchten Linie seines Vorgänger John Barry (1933 - 2011) folgen zu können, welches er mit dem Score „Robin Hood: Prince of thieves“ (1991) eindrucksvoll bewies, kann man sich als Fan ernsthaft die Frage fragen stellen, ob dies nach frühen Arbeiten im Stile von „Brazil“ (1985) oder „Highlander“ (1986) nicht der glücklichere Lösungsweg gewesen wäre.


    Leider gibt es bis heute keine Aussagen von Seiten der Filmemacher bzw. des Komponisten ob für „Licence to kill“ musikalische Wunschpräferenzen geäußert worden sind, so dass der Score ‚gerade’ im Action-Stil der Vorgängerarbeiten zu „Lethal Weapon“ und „Die hard“ angelegt werden sollte oder ob die Auftragsübernahme an Michael Kamen so knapp bzw. spät kam, dass kaum Zeit für ihn war, sich wirklich etwas Neues auszudenken.


    Hier schweigen sich auch die Analen darüber aus, ob EON Productions Limited auch mit anderen Komponisten verhandelt hat und manche Absagen erst so spät erfolgt sind, dass dann auch Michael Kamen eine last Minute-Lösung gewesen ist. Der unbestätigte Verdacht liegt jedenfalls nahe. Die englischsprachige Homepage “filmtracks.com" gibt diesbezüglich folgenden Kommentar in ihrer Rezension zu Michaels Kamens Arbeit zu Protokoll:


    “… Throat surgery, however, did not allow Barry to fit the film into his schedule, and a last minute removal of Clapton yielded a title song performed by Gladys Knight that suffered from attribution problems. The score was subsequently handed to Michael Kamen late in production, too.”



    Sicherlich passt der nun existierende Score zwar zu diesem besonderen „Kriegsfuß“-Abenteuer des Geheimagenten und verleiht dem Film ein sehr eigenständige, spezielle düstere Atmosphäre, welche seine besondere polarisierende Stellung im Franchise somit doppelt markiert – als Filmbeitrag und als außergewöhnlicher Soundtrack innerhalb der Beitragsreihe, aber wäre halt auch mehr drin gewesen und in wie weit hätte die Wahrnehmung eines romantisch angehauchten Score den Film gravierend in seiner Endwahrnehmung verändert? Schwer auszumalen aber sicherlich ein faszinierender Ansatzpunkt für Diskussionen. Im Umkehrschluss wäre es sicherlich auch interessant die Frage in Raum zu werfen, ob einem polarisierenden Beitrag der Reihe auch ein polarisierender Score eines neu beauftragten Komponisten besser zu Gesicht steht als ein as-usual-Beiträg eines Wiederholungstäter wie im Falle von „Quantum of solace“ (2008) ?



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    Quelle:http://www.welt.de/kultur/pop/article116707365/Tanz-dich-tot-mit-Depeche-Mode.html


    Tanz dich tot mit Depeche Mode

    Pünktlich zur Deutschlandtour von Depeche Mode veröffentlichen zwei Fans das Buch der Bücher: "Monument" zeigt die weltgrößte Sammlung von DM-Heiligtümern. In Berlin wird sie auch live gezeigt.
    Von Michael Pilz



    Depeche Mode sind wieder unterwegs in ihrer zweiten Heimat, zwischen München und Düsseldorf. In keinem Land werden die Briten so vergöttert wie in Deutschland. Auch wenn sie mal nicht da sind, weil sie woanders auftreten, ein neues Album aufnehmen oder nach ihren Kindern sehen, werden überall im Land DM-Parties gefeiert.


    Umso festlicher ist das Programm, das ihre Gastspiele umrahmt. Nach den Konzerten wird in den lokalen Clubs bis morgens zur Musik von Depeche Mode getanzt. Im einem ehemaligen Berliner Warenhaus zeigt Dennis Burmeister, ein Grafiker aus einem Dorf in Mecklenburg, die weltgrößte Reliquien-Sammlung. Über fan4fan.com wird um weitere Leihgaben gebeten.



    Von der Bewerbungskassette zur Autogrammkarte


    Burmeister veröffentlicht im Blumenbar-Verlag, gemeinsam mit dem Leipziger Sascha Lange, auch das Buch der Bücher. "Monument" heißt seine Bibel, und das ist nicht übertrieben. Es wiegt ungefähr so viel wie alle dreizehn Depeche-Mode-Alben zusammen, und es zeigt, was Burmeister in seinem Fanleben bisher zusammentragen konnte.


    Da sind die ersten selbstgemalten und kopierten Handzettel der Schülerband Composition Of Sound aus Basildon. Da ist die erste Bewerbungskassette unter dem Namen Depeche Mode, mit der Dave Gahan und Vince Clarke in Londoner Clubs hausieren gingen. Und da sind die ersten Autogrammkarten der akkurat frisierten Jünglinge, und da sind anrührende Tickets: 25. Februar 1981, Hamburger Markthalle, Musik: Romantik New Wave, 12 Deutsche Mark im Vorverkauf und 15 DM an der Abendkasse.



    "Seit mehr als 33 Jahren begeistern Depeche Mode Millionen von Menschen und haben doch nie Musik für die Massen gemacht", schreiben Burmeister und Lange im Vorwort. Liest sich paradox, ist aber wahr: Für solche Glaubensgemeinschaften hatder amerikanische Soziologe David Riesman die "einsame Masse" erfunden. Einerseits ist das Verhältnis zwischen Depeche Mode und ihren Jüngern ein im Popgeschäft einmaliges. Andererseits liegt das auch an ihrer Musik, ihrem Elektroblues, den sie erfunden haben und seither mit Inbrunst pflegen. Darauf weist ihr aktuellen Albumtitel noch einmal mit Nachdruck hin: "Delta Machine".



    Depeche Mode waren immer ihre eigene Industrie


    Die Heiligtümer, die im Buch gezeigt werden, erzählen die Geschichte einer Band, die nie ein Industrieprodukt sein wollte wie die meisten Megastars der Achtzigerjahre. Depeche Mode hätten bei weltweit operierenden Plattenfirmen unterschreiben können. Aber sie gingen zu Daniel Miller und Mute Records, weil sie sich dort als Musiker verstanden fühlten. Dann ging alles von allein.


    Man sieht in "Monument", wie sie in Deutschland weltberühmt wurden. Durch Werbekärtchen mit dem Befehl "Tanz dich tot mit Depeche Mode",
    Jugendmagazin-Beiträge in der pseudopubertären "Bravo"-Sprache der alten Bundesrepublik und in den Berliner Hansa-Studios an der Mauer, wo die Musiker betrunken Blumentöpfe auf die Grenzanlagen warfen.


    Der Fernsehnostalgiker Götz Alsmann erörtert, warum er 1985 mit seiner Kapelle, den Sentimental Pounders, "People Are People" nachspielte (aus Spaß) und wie die Rundfunklandschaft aussah (trostlos). Dann brechen die Neunzigerjahre an. Depeche Mode werden zu grobkörnigen Gestalten auf den Fotos von Anton Corbijn. An der Ständen bei ihren Konzerten werden Weihrauchschwenker und Altarkerzen verkauft. Dave Gahan schildert dem "New Musical Express" ausführlich seine Nahtoderfahrung. Dennis Burmeister wird von der Band als etablierter Fan bereits beschenkt mit Digitaluhren, mit Aftershow-Bändchen und Backstage-Pässen. Eigentlich endet das Buch mit dem Konzert von Depeche Mode in Wien, dem Tourauftakt vor wenigen Wochen.



    Ohne den Osten wären DM nicht die Überband, die sie heute sind


    Der ausführliche Anhang aber steht unter der Überschrift "Behind The Wall". Hier wird erzählt, wie Dennis Burmeister und Sascha Lange, in der DDR mit Depeche Mode aufwuchsen. Weil es keine Fetischläden gab, trug man als junger Fan die breiten Lederhosenträger der Bereitschaftspolizei verkehrt herum. Man schraubte Propaganda-Megafone ab und stellte sie sich ins Regal, weil Depeche Mode welche auf ihren Platten zeigten. Man fuhr zum Konzert nach Budapest und Warschau, und man lief in Ostberlin zur Mauer, als am Reichstag auf der anderen Seite ein Konzert von Depeche Mode stattfand.


    Schließlich, am 7. März 1988, traten Depeche Mode in Ostberlin auf, in der Werner-Seelenbinder-Halle. Auf den Eintrittskarten steht nichts von Depeche Mode, da steht:
    "Geburtstagskonzert. FDJ. DT64. Einlaß: 18.00 Uhr – Beginn: 19 Uhr.
    Innenraum – Stehplatz. Preis: 14,95 Mark + 0,05 Mark.
    Die fünf Pfennig wurden als "Kulturbeitrag" kassiert. Es war, neben Bruce Springsteens Rockmesse in Weißensee, das wichtigste Konzert der DDR-Geschichte. Als sich dann die Mauer auftat, wurden Depeche Mode zur größten Band der Welt. Ohne den Osten wären sie das nie geworden.


    Liebevoll faksimiliert ist ein Mitte der Achtziger von Kinderhand mit Füllfeder verfasster Fanbrief aus Sömmerda in Thüringen: "Hallo Depeche Mode! Hallo Dave, Martin, Andy & Alan! Wir möchten hier bei uns in Sömmerda (DDR) einen Fanclub von Euch aufmachen. Wir finden Eure Musik
    einfach riesig." Riesig ist heute kein Ausdruck mehr für das, was Depeche Mode in Deutschen Fußballstadien spielen.


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    Versuch einer Reflexion, was mir an „Star Trek – The motion picture“
    (1979) so gefällt



    Bringe ich spezielle Aspekte von „Star Trek – The motion picture“ mit "2001: A Space Odyssey" in Zusammenhang, ergibt sich für mich das Thema Bewusstseinserweiterung durch außerirdische Intelligenz bzw. von Menschenhand geschaffene, die durch andere erweitert wurde. Auf zahlreichen Ebenen ähneln sich die beiden Filme und präsentieren als Auflösung den Schritt zu einer höher entwickelten Existenzform in Form des Sternenkindes bzw. eines neuartigen Energiewesens.
    Von seiner Machart her bedient sich der offizielle Kino-Einstiegsfilm der Star Trek-Serie im Grundkern berühmter Klassiker, wie der schon angesprochene "2001: A Space Odyssey"(1968 ) von Stanley Kubrick, aber auch an Sergio Leones „Once upon a time in the west“ (1968 ) als langatmiges Breitwandepos, welches ausschließlich für die große Leinwand konzipiert ist und dessen Primäraufgabe es ist, die Sinne des Zuschauer durch audiovisuellen Bombast zu beeindrucken, wobei der Musik von Jerry Goldsmith in zahlreichen Momenten des Filmes eine narrative Funktion zukommt, die das Geschehen auf der Leinwand kommentiert, während Dialoge und Geräusche stummgeschaltet bleiben.


    Ausschlaggebend von der erste Minute des Films ist für mich die prägnante Handschrift des Special Effekte Gurus Douglas Trumbull, der das visuelle, von photomechanischen Effekten dominierte Erscheinungsbild durch den gesamten Film grandios kolportiert, wobei das Design des schließlich von der Wolke zerstörten Außenstationspostens der Menschheit als Hommage an seine eigene Regie-Arbeit zum öko-dystopischen Science-Fiction-Film „Silent running“ (1972) angesehen werden darf.


    Während von Seiten des Drehbuchs dem Publikum das Schauspielerensemble (= Crew der Enterprise) nicht mehr groß vorgestellt werden musste, war es dagegen ein Hauptanliegen der Macher und des Regisseurs Robert Wise mit Hilfe des Set Designs und von handgefertigten Modellen dem Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, eine annähernd reale Größendimension des Raumkreuzers „Enterprise“ zu präsentieren, welche verständlicher Weise in der Ursprungsserie durch die entsprechende Budgetierung nicht möglich war. So nimmt sich der Film zu Anfang auch die entsprechende Zeit, die gewaltigen Dimensionen des Raumkreuzers durch einen Shuttleflug aus der Perspektive von Admiral Kirk feierlich zu zelebrieren, welcher verständlicher Weise auf einer entsprechenden Großleinwand seine volle Wirkung entfalten kann.

    Der echte Trekkie weiss verständlicherweise über die komplexe Entstehungsgeschichte Bescheid, so dass sich aus der Rückschau erklärt, warum das endgültige Drehbuch – ursprünglich angelehnt an eine Auffrischung der TV-Serie – jetzt nicht den üblichen Konzeptionen eines Kinospektakels gerecht wird, sondern aus einem langwierigen Entstehungsprozess als Schulterschluss von Kompromissen entstanden ist. So möchte ich auch jetzt weniger auf das Drehbuch oder das Wirken der Schauspieler eingehen, sondern er zu den philosophischen Fragen gehen, die der Film aufwirft und die Ingredienzien (s)einer teils gelungenen Umsetzung.


    So kann man die bedrohliche Energiewolke, hinter welcher sich am Ende der Handlung erst der eigentliche Angreifer zu erkennen gibt mythologisch mit dem Frühkonzept archaischer Gottheiten gleichsetzen , wie sie in Athen und im alten Rom verehrt worden sind:
    Der Olymp in den Wolken, aus dem der Zorn Gottes in Form von Blitzgewalten hervorbricht, ist drehbuchtechnisch ins Weltall verortet worden, wobei die Klingonen, die ersten sind, deren Schicksal besiedelt ist, da sie die Frage nicht richtig dechiffrieren können.


    Mit dem Hilferuf an die Enterprise – als letzte ultimative Instanz gegen die unbekannte Bedrohung - und deren Reaktivierung aus dem Sternendock präsentiert Robert Wise geschickt einiges Alltagsgeschehen, welches dem Film für einige Momente einen ernsthaften, realistischen Touch vermittelt, wie der tödliche Unfall im Transporter-Raum während eines Beam-Manövers oder der Test des Warpantriebs der zu unbeabsichtigten Indifferenzen des Raumflugs führt.


    Eine Besonderheit, die von den Beiträgen der ursprünglichen TV-Serie abweichen dürfte, sind die diesmaligen Opferfiguren des Films. Konnte der Fernsehzuschauer beim Außeneinsatz eines Teams in der Regel davon ausgehen, dass No-Name-Darsteller innerhalb kürzester Zeit ihr Leben ließen, nimmt sich „West Side Story“-Adlatus Robert Wise als Regisseur die Zeit, seine eigene Romeo und Julia-Komponente in dieses Weltraumopus zu übertragen, wobei Shakespeare Figuren im Geiste hier die Namen Lieutenant Ilia und Commander „Will“ Decker tragen.

    Machen wir nun einen Sprung und begeben wir uns zur Fahrt in das Innere der Wolke, welches wie eine Reise durch einen Körper ist, wodurch Richard Fleischers „Fantastic Voyage“ (1966) wie eine Umkehrung erscheint, da hier statt der damaligen Fahrt durch einen Menschen ein galaktisches Phantasiegebilde gezeigt wird, das als unendlich langer, sich immer wiederverändernder, fremdartiger Geburtskanal zum Vorschein kommt. Interessanter Weise stehen die gleitenden Kamerafahrten durch die Wolke im Kontrast zu den früher gezeigten Passagen der Korridore des Raumkreuzers. Der visuelle Durchlauf durch das Wolkenkonstrukt, welcher schnitttechnisch immer wieder unterbrochen wird, in dem das Sehverhalten verschiedener Crewmitglieder eingeblendet wird, erweist sich als Art Übertragung, welche dafür sorgt, dass Zuschauer im Kinosaal zum ‚Mitkucker‘ aus Sicht und an Bord der Enterprise wird, wobei der Track „The cloud“ von Jerry Goldsmith meisterhaft seinübrigens tut, den Zuschauer bei dieser virtuellen Durchquerung an sich binden und gekonnt zu fesseln.


    Die optomechanischen Kunstwelten entfalten ihre volle Pracht und Faszination für heutige Generationen erst in der entsprechenden blu-ray-Auflösung, wobei die immer wieder anhaltenden kameraartigen Tunnelfahrten ein einzigartiger, künstlerisch manifestierter Bilderrausch sind. Die zwischendurch eingeblendete Enterprise weist die Größe einer Bazille auf, die durch diese Kanäle reist, bevor es zum Stopp kommt und Illia als personifizierte Bord-Aphrodite symbolisch von einer „Zeus-artigen Kraft“ in Form eines Energiebandes geraubt und durch die unbekannte Macht in der Wolke zu deren eigenen Zwecken umfunktioniert wird. Die errichtete Sperrzone für die Enterprise offeriert visuell die Forme einer sich immer wieder öffnenden und schließenden Blume, wobei der Ausflug von Spock in den nächsten Raum, wie der Trip einer Biene erscheint und seine Verschmelzung einer Befruchtung förmlich gleichkommt. V‘ger erweist sich als Pendant zu Spock, da beiden menschliche Gefühle fremd sind, komplexe Emotionen nur analytisch erfassen aber nicht nachempfunden, bzw. erleben können. Ein Aspekt der mit der Figur des Androiden Data in „TNG“ dann intensiv weiterverfolgt werden wird.

    Die finale Konklusion findet ortsgebunden in einem abstrahierten, griechischen Amphitheater statt und bereitet die sprichwörtliche Katharsis vor. Die lichtdurchflutete Anlage weist den Weg zur letzten Konfrontation auf wobei die Auflösung als klassischer Treppenwitz fungiert – der ominöse V‘ger entpuppt sich mit wahren Namen als „Voyager – Reisender“, der als Raumsonde im Laufe mehrerer Jahrhundert durch eine Umfunktionierung so unendliches Wissen angesammelt hat, dass er ein Bewusstsein bekommen hat und seinem Erbauer gegenübertreten möchte - nicht um in sein gesamtes Wissen zu überreichen, sondern um eine Symbiose mit seinem Schöpfer einzugehen um den nächsten Schritt seiner eigenen Evolution einzuleiten, welche mit dem Opfer von Will Decker die bittersüße Romanze von Romeo und Julia im Weltraum zum erfolgreichen Abschluss bringt. Die Entstehung eines neuen Wesens, welches in eine andere Dimension entweicht, liest sich als abschließende Metapher menschlichen Werdegangs, bei welcher der/die Sterbende vor ihren Schöpfer trittund die irdische Hülle verlässt. Die Fragen nach dem Übergang vom diesseits in Jenseits und ob es ein (andersgeartetes) Leben nach dem Tod gibt, schlägt der Film in diesem Moment geschickt auf und lässt das Rätsel sinnvoll bestehen. Die Vereinigung V’gers mit seinem Gott (= Decker) als Enderkenntnis eines wissensreichen Lebens, die als evolutionärer Schritt zwischen Mensch und Maschine in diesem Film gezeigt wird, entsteht durch die physische Selbstaufgabe und das Opfer des Menschen und als möglichen Antwort auf ein Leben nach dem irdischen Tod ohne christliche Deutungswerte. Die virtuelle Ansichtsreise von dieser Welt in die nächste wird schließlich 1983 Regisseur Douglas Trumball dann in „Brainstorm“ angehen, welcher ein weiteres Mal den Zuschauer durch schwindelerregende Flurpassagen zum finalen Auflösungsbild geleiten wird.


    Die Verschmelzung V’ger mit einem Menschen, welches zu einem kosmischen Energiewesen mutiert, erinnert an einen vermutlichen Beginn der Schaffung der Organier aus der TV-Folge „Errand of mercy“ (aka „Kampf um Organia“ 1967), so dass ein Teil der Ideen und Lösungen des Star-Trek-Films schon in der Ursprungsserie Eingang hatten, wobei die TV-Folge „The changeling“ (aka „Ich heiße Nomad“ 1967) in den Analen schon als halbe Blaupause für „Star Trek – The motion picture“ angesehen wird.


    So ist „Star Trek – The motion picture“ sicher kein purer Unterhaltungsfilm, der seine Fans und die Masse auf einfachem Popcorn-Kino-Niveau unterhält, sondern ein ernsterer Beitrag, der mit seinem philosophischen Unterbau einer Nischengruppe zu gefallen weiß und somit ein sehr erwachsener Film innerhalb des Franchises ist.


    Obwohl keine verbrieften Aussagen vorliegen, so hat Regisseur Robert Wise dieses Alterswerk mit 65 Jahren erstellt und die Frage nach dem Sinn des Lebens, der eigenen Sterblichkeit und die Angst vor dem eigenen Ableben sind alles Aspekte, die bei einem Menschen im Herbst des Lebens an Bedeutung gewinnen können und wo sich schon mancher Regisseur schon so seine Gedanken gemacht und seine persönlichen Ansichten in Filme übertragen hat. Letztes bekanntes Beispiel war Ridley Scott mit seiner Verfilmung von „Prometheus“ (2012), der auch weniger mit einem logisch gedachten Konzept zu überzeugen weiß, sondern auch eher ins Metaphysische überleitet und philosophischen Ansatzgedanken nachgeht. So verstarb etwa die erste Ehefrau von Robert Wise im September 1975 an Krebs bevor er Anfang 1977 Millicent Franklin ehelichte. Nach „Star Trek – The motion picture“ sollte es zehn Jahre dauern bevor Wise mit „Rooftops“ seinen letzten Kinofilm drehen sollte. Welches die genauen Gründe für die lange Auszeit waren, sind mir spontan nicht bekannt. Ob Krankheit oder andere persönliche Gründe im Vordergrund standen, bleibt geraten, jedoch gehe ich persönlich davon aus, dass hier ein Regisseur nicht einen Unterhaltungsfilm gemacht hat, sondern ein persönliches Anliegen miteingebracht hat und die Beschäftigung nach Menschlichkeit, Opferbereitschaft und der Übergang in ein höheres Sein hier angeschnittene Themen gewesen sind.



    In diesem Sinne „Alles Gute zum Geburtstag, Mirko“, der Du leider heute nicht mehr unter uns sein kannst.



    ***


    Gratulation
    Felix Leitner


    Auf diesem gezielt ausgesuchten Bild sieht man die Fußverfolgungsjagd während der Junkanoo Parade in Nassau. Somit ist Deine Antwort korrekt und Du bist nun mit dem nächsten Bild dran.




    Bewusster Bilder-Gag am Rande:
    Sollte bei Eurem Sommer-Forumstreffen in Stuttgart Kronsteens Wunschbeitrag "Feuerball" auf der großen Leinwand gezeigt werden, dürften die nun Eingeweihten speziell dieses Bild von dem "Hund, der sein Geschäft macht" mit entsprechender Aufmerksamkeit wahrnehmen.



    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img585/2681/ratebild01mittel.jpg]