Beiträge von ollistone

    Ungewöhnlich, aber dieses Jahr kannte ich fast alle als "Best Picture" nominierten Filme. "Die Aussprache" sagt mir nichts, und "Fabelmans" steht noch an, den Rest habe ich gesehen.

    Da hast du aber echt mal eine Bildungslücke geschlossen. ;) "Titanic" sehe ich auch immer wieder gerne, reicht aber, sich in die zweite Hälfte einzuklinken. Alles vor der Kollision ist mir hinlänglich bekannt, alles danach ist immer wieder grandios anzusehen. Immer noch atemberaubende Bilder.

    A Bigger Splash (2015)


    Neuverfilmung von "The Swimming Pool" (aus dem Jahr 1969 mit Alain Delon und Romy Schneider) mit Tilda Swinton und Ralph Fiennes, gedreht von Luca Guadagnino, auf den ich durch "Call Me By Your Name" neugierig geworden bin. Rockstar Marianne Lane (Tilda Swinton) erholt sich mit ihrem Freund Paul auf einer Insel bei Sizilien (die durchaus nicht in Postkartenmotiven eingefangen wird, sondern uns vor allem ihre schäbigen, heruntergekommenen Seiten zeigt) von einer Stimmband-OP, die sie zum Schweigen verurteilt. Tatsächlich hören wir von Swinton nicht mehr als ein paar geflüsterte Sätze, der Rest ist Mimik und Körpersprache. Die Tage des Müßiggangs enden, als das Paar Besuch von Lanes ehemaligem Manager und Liebhaber Harry (Ralph Fiennes) und dessen minderjähriger Tochter Penelope (Dakota Johnson) erhält. Noch nie habe ich den ziemlich gegen den Strich besetzten britisch-vornehmen Fiennes in so einer exaltierten Rolle erlebt, als permanent Geschichten erzählende, singende, tanzende, aufdringliche, übergriffige Nervensäge. Diese Darstellung ist ein Erlebnis, ebenso Swintons zurückgenommenes und auf Gesten und Ausdrücke reduziertes Spiel. Als Harrys Versuch, Marianne zurückzuerobern, endgültig scheitert, während sich die gelangweilte Penelope an Paul heranflirtet, ist das dramatische Ende kaum noch abzuwenden.



    Nightmare Alley (2021)


    Auch dieses Oscar-nominierte Werk ist eine Neuverfilmung, das Original lief bereits 1947 unter dem Titel "Der Scharlatan" und floppte ebens wie "Nightmare Alley", was jedenfalls in letzterem Fall schade ist, da dieses im Stile eines "Film noir" gehaltene Drama von Guillermo del Toro durchaus Meisterwerk-Qualitäten hat. Der arbeits-, wohnungs- und hoffnungslose Stan (Bradley Cooper) heuert in den 30er Jahren auf einem Jahrmarkt an, der von Willem Dafoe geführt wird, auch Ron Perlman hat hier nach "Don't Look Up" gleich die nächste Nebenrolle, und lernt die Kunst des Gedankenlesens. Später macht er sich erfolgreich in New York als Mentalist selbständig und lernt die Psychiaterin Lilith Ritter (Cate Blanchett) kennen, die ihm Kunden vermittelt, deren Geheimnisse nur sie kennt. Die gewinnbringende Partnerschaft stößt jedoch bald an seine Grenzen, die Geschichte endet mit einer tragischen, aber konsequenten Wendung. Ein stimmungsvoller, edel gefilmter und wunderbar besetzter Film, der mir ein wenig zu lang und langatmig geraten ist. Filmkritiker sehen Cooper hier in seiner bisher besten Rolle, das würde ich allerdings nicht unterschreiben, er spielt wie immer grandios, ich fand ihn aber auch schon besser. Del Toro ist gerade in der ersten Hälfte, die auf dem Jahrmarkt spielt, mit seiner schaurigen Atmosphäre aus menschlichen Absurditäten, Gruselkabinettstückchen, Zwergen und Gewichthebern voll in seinem Element.

    Die Zukunft bringt uns erst einmal eine Mischung aus "Schlag den Raab" und "Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt". In "007 Road to a Million" sollen Kandidaten an berühmten Bond-Schauplätzen Aufgaben lösen. Die Dreharbeiten beginnen dieses Jahr, die Ausstrahlung ist für 2023 auf Amazon Prime geplant.


    Zwei Fragen: Beginnt nun der Ausverkauf der Marke, und inwieweit hat Bond 26 für Eon noch Priorität, oder ruhen erst einmal alle Planungen?

    Call Me By Your Name (2017)


    Der 17-jährige Elio mit jüdisch-amerikanisch-französischen Wurzeln lebt mit seinem Vater, einem emeritierten Archäologie-Professor, und seiner Mutter in einer alten Villa in Norditalien, als der 24-jährige Amerikaner Oliver für sechs Wochen als Assistent des Vaters ins Haus zieht und Elios Gefühlsleben komplett durcheinander bringt. Das Label "schwuler Film" ist hier komplett unangebracht, "Call Me By Your Name" ist ein unaufdringlicher, wunderschöner Film über die Liebe zwischen zwei Menschen jenseits aller Schubladen. Auf allen Ebenen - Darsteller, Soundtrack, Regie, Setting, Kamera - ein herzzereißendes Meisterwerk, das lange in mir nachklingt.



    The Impossible (2012)


    Mit Naomi Watts, Ewan McGregor und dem jungen Tom Holland topbesetztes Drama über eine Familie, die über Weihnachten 2004 in Thailand Ferien macht und vom Tsunami buchstäblich auseinandergerissen wird. Solche Tragödien gehen natürlich nahe, zumal die Handlung auf tatsächlichen Begebenheiten beruht, und auch wenn das Ende ein wenig absehbar ist, sorgen die verblüffenden, ungeschönten Aufnahmen und die schauspielerischen Leistungen für ein äußerst intensives Filmerlebnis.



    The Adam Project (2022)


    Kurzweiliges Vergnügen, ein bisschen E.T.-Feeling, viel Avengers-Humor, ein spielfreudiges Ensemble (der Junge ist eine Wucht!), aber die Handlung ist doch sehr dünn. Zeitreisen-Paradoxien haben "Terminator" und "Zurück in die Zukunft" deutlich besser hinbekommen.



    The King's Man - The Beginning (2022)


    Der erste Teil hatte zwar was, war mir dann aber mit seinen Blutorgien und Splatter-Momenten deutlich zu abgedreht. Auf solche Effekte verzichtet der dritte Teil fast vollständig, was ihm nach Meinung vieler Kritiker zum deutlichen Nachteil gereicht - das sehe ich komplett anders, "The Beginning" ist ein ganz herrliches, kurzweiliges und sehr witziges, fast schon altmodisches Vergnügen mit vielen Action-Highlights, das keine sprudelnden Blutfontänen nötig hat. Mich hat er fantastisch unterhalten.

    SPECTRE: Bond's offensichtlich völlig schadloses Überstehen der Kopf-Folter durch Blofeld und die anschließende Baron Münchhausen-artige Flucht und Zerstörung der Spectre-Basis, bei der man sich direkt fragt, ob das ganze nur eine Phantasie ist, die sich im absterbenden Gehirn das auf dem Folterstuhl dahinscheidenden Bond abspielt.


    Das ist ja mal eine interessante Theorie. Diese letzen Sekunden würden dann aber auch NTTD umfassen. Also alles von der Folterszene bis zum Ende von NTTD spielt sich binnen Sekunden, die wie im Traum zu gefühlten Stunden werden, nur in Bonds Hirn ab. Das Leben, wie es war und hätte sein können, in Bruchteilen von Momenten: Es hätte doch was werden können mit Madeleine und mir! Sie liebt mich! Wir haben ein Kind zusammen! Ich bringe Blofeld um! Ich zerstöre SPECTRE! Und ich gehe nicht auf einem Folterstuhl zugrunde, sondern sterbe heroisch im Bombenhagel! Und Schluss.


    Genial.

    NTTD, diesmal OV. Wenn ich nicht alles verstehe, verliere ich die Konzentration, und dann wird mir langweilig. Diesmal langer zäher Mittelteil (London bis Norwegen).


    Was mir noch auffiel:


    1. Wie unglaublich schlecht Naomi in jeder Szene gekleidet ist.


    2. Wie mies Craig die Blofeld-Szene spielt. So wie er seit SP generell zum Overacting neigt mit einem ganzen Blumenstrauß an verdutzten, empörten, gespielt verständnislosen oder wütenden Gesichtsausdrücken, agiert er auch hier wie ein orientierungsloser Schauspielschüler. Das macht die ganze, ohnehin schon schlecht geschriebene Szene besonders missraten.



    1. OHMSS 297
    2. CR 283
    3. TLD 272
    4. TSWLM 260
    5. DAD 255
    6. FYEO 248
    7. LTK 244
    8. QOS 240
    9. YOLT 239
    10. FRWL 234
    11. DAF 232
    12. GF 231
    13. LALD 229
    14. MR 226
    15. AVTAK 224
    16. TB 222
    17. OP 219
    18. SF 210
    19. GE 204
    20. TWINE 198
    21. DN 196
    22. TND 193
    23. TMWTGG 185
    24. NSNA 143
    25. SP 82
    26. CR `67 43
    27. NTTD 21

    Fabian oder Der Gang vor die Hunde (2021)


    Aus irgendeinem Grund mag ich Filme mit Tom Schilling, was vermutlich weniger an ihm und mehr an seinem Händchen für gute Drehbücher liegt. "Napola", "Schwarze Schafe", später "Oh Boy" und "Werk ohne Autor" - alles tolle Filme, letzterer sogar meiner Meinung nach einer der größten deutschen Filme der letzten Jahre. Allerdings bin ich mir nie ganz sicher, ob Schilling wirklich so ein guter Schauspieler ist. Manchmal fehlt mir ein wenig die Wandelbarkeit, auch optisch, und er scheint immer die gleichen Rollen zu spielen, Künstlertypen, Nihilisten, die in den Tag hinein leben... so auch in der Erich Kästner-Verfilmung "Fabian", für die immerhin Dominik Graf auf dem Regiestuhl sitzt.


    Ich muss zugeben, dass ich anderes erwartet hatte. Dieses dreistündige, irritierende Experiment überforderte mich und vor allem meine Frau, so dass wir nach einer Stunde zunächst abbrachen, dann aber angefixt von den herausragenden Kritiken am nächsten Tag weitersahen. Graf dreht konsequent im 4:3 Format und wechselt zwischen wackliger Handkamera, die an Dogma-Produktionen erinnert, grobkörnigen Aufnahmen ohne Kunstlicht, Splitscreen, schnellen Schnitten, gestochen scharfen Bildern und Schwarz-weiß-Originalaufnahmen aus der Weimarer Republik, in der der Film spielt. Das ist teilweise verstörend, teilweise hektisch, wozu die Musik ihren Teil beisteuert. Der Film beweist Mut zur Hässlichkeit, Drogen, Sex, Ausschweifungen, Prostitution sind die Thmen, die das Berlin der fühen 30er Jahre (vor der Machtergreifung) beherrschten. Zwischen schrillen Nutten tummeln sich entstellte Kriegsversehrte, die wirtschaftlichen und psychischen Spätfolgen des verlorenen ersten Weltkriegs treffen auf die Unmoral des Großstadt-Nachtlebens. Fabian (Tom Schilling) zieht mit seinem besten Freund Labude, gespielt von Albrecht Schuch ("Systemsprenger", "Bad Banks") um die Häuser und lernt die zauberhafte Filmjuristin und angehende DEFA-Schauspielerin Cornelia (Saskia Rosendahl, "Weißensee", "Babylon Berlin", "Werk ohne Autor") kennen, für die jedoch ihre Karriere Prioirität hat. Nach einer zwischenzeitlichen Trennung, Fabian ist mittlerweile wieder in seiner sächsischen Heimat, während Cornelia zum Star geworden ist, entscheiden sie, sich eine zweite Chance zu geben.


    Kein Film, der einen kalt lässt. Unterm Strich mir zu sperrig, um mich den Lobeshymnen und Jubelstürmen anschließen zu können, gesehen haben sollte man ihn aber allemal.

    Was ist denn die sorta app und was macht die?


    Edit: Okay, verstanden. https://sorta.app/q/1043



    Hier mal meine Ergebnisse:


    1. For Your Eyes Only
    2. Quantum of Solace
    3. Casino Royale
    4. Skyfall
    5. The Living Daylights
    6. The Man with the Golden Gun
    7. Licence to Kill
    8. No Time to Die
    9. The Spy Who Loved Me
    10. Thunderball
    11. Moonraker
    12. Octopussy
    13. On Her Majesty's Secret Service
    14. From Russia with Love
    15. Live and Let Die
    16. A View to a Kill
    17. The World Is Not Enough
    18. GoldenEye
    19. Goldfinger
    20. Spectre
    21. Dr. No
    22. You Only Live Twice
    23. Tomorrow Never Dies
    24. Diamonds Are Forever
    25. Die Another Day


    Kommt ungefähr hin, ist aber auch nicht weiter verwunderlich.

    Der letzte Teil Deiner Aussage stößt mich etwas vor den Kopf. Aufgrund welcher User-Statements ziehst Du dieses Fazit ? Ich bin den Thread nun auch nochmal durchgegangen und kann so eine 'generelle Diskreditierung' von kritischen Äußerungen zum Film in keinem einzigen Beitrag erkennen.


    Ja, das würde mich auch mal interessieren.



    Naja, es bleibt bei Safin halt stets unklar, was er überhaupt will: Will er Madeline? Dann müsste er sie mit Mathilde erpressen! Stattdessen lässt er diese einfach laufen und sperrt Madeline nur weg.


    Er ist in Madeleine verliebt, das sagt er doch sogar wörtlich. Oder nenn es besessen, weil er ihr Leben "gerettet" hat, auch das sagt er ausdrücklich. An Mathilde hat er einfach kein Interesse, die steht ihm nur im Weg.



    Was will er mit den nanobots? Ganze Volksstämme auslöschen? Wozu? Bleibt unklar! Will er sie verkaufen? An wen? Bleibt unklar!


    Das ist alles andere als unklar. Safin verkauft maßgeschneiderte Massenvernichtungswaffen, die Käufer sind doch bereits im Anmarsch. Safin ist ein Villain in allerbester Bond-Tradition, aufgrund seiner Vorgeschichte auch mit einem richtig starken Motiv. Verstehe die Kritik an ihm nicht.



    Und dann dieses übertriebene Gehabe von Malek mit den dramatischen Pausen vor jedem 3. Wort, seiner gestelzten Ausdrucksweise und seiner zittrigen, ausdrucksschwachen Stimme.


    Ich schaue mir NTTD demnächst mal in der OV an, da soll Safin ja deutlich gewinnen. Dürfte also eher ein Synchro-Problem sein.

    Dennoch: Auf die Craig-Bonds kann man gut verzichten, wenn es sein muss.


    Das ist aber ein wirklich trauriges Fazit, dem ich mich auf keinen Fall anschließen kann. Auf die durch Klischees und Redundanzen geprägte Brosnan-Ära könnte ich komplett verzichten, die hat dem Franchise wirklich nichts hinzugefügt. Die Craig-Bonds dagegen, jedenfalls bis SF, waren das Beste, das der Reihe passieren konnte.

    McCartney 3, 2, 1 auf Disney+


    6 Folgen, jeweils ca. 30 Minuten, schwarz/weiß, Musikproduzenten-Legende Rick Rubin (U2, Beastie Boys, Metallica, Chili Peppers) im Studio-Gespräch mit Beatles-Legende Paul McCartney. Alte Bänder werden rausgekramt, Tonspuren isoliert, analysiert, es wird gefachsimpelt - für Beatles-Fans gibt es kaum etwas Schöners, außer vielleicht noch "Get Back", den achtstündigen (!) Film von Peter Jackson über die Aufnahmen von "Let It Be" und die Vorbereitungen für das geplante Rooftop-Konzert (ebenfalls auf Disney+).

    Spiderman - No Way Home (im Kino)


    Ich will nicht zum wiederholten Male beschreiben, wie mich dieses ganze MCU-Zeug anödet. Aber wenn der Nachwuchs halt mal wieder ins Kino will, bitte schön. Meine persönliche Spiderman-Erfahrung endete mit dem dritten Tobey-Maguire-Beitrag, irgendwas mit Sand, glaube ich. Die Andrew-Garfield-Filme habe ich mir komplett gespart, mal wieder ein Reboot, gähn... Dass Spiderman dann irgendwie von den Avengers vereinnahmt wurde, habe ich genau so wenig mitbekommen wie die beiden folgenden Spiderman-Beiträge mit Tom Holland. Man muss aber "Homecoming" und "Far From Home" nicht zwingend gesehen haben, um "No Way Home" zu kapieren, und der hat tatsächlich einige sehr hübsche Überraschungen in petto (spoiler ich mal lieber nicht).


    Auch Dr. Strange ist an Bord (dessen eigenen Film ich ebenfalls nicht kenne) und verantwortlich für einige optisch wirklich überragende Momente (Stichwort Spiegelwelt). Unterm Strich ein selbstironischer Beitrag, trotz seiner befürchteten Länge (muss eigentlich heute jeder Film an die drei Stunden dauern?) ungemein unterhaltsam und kurzweilig.