Beiträge von DrShatterhand

    Bei mir sieht das so aus:
    1) Mission: Impossible (alt)
    2) Star Trek - Original Series
    3) Star Trek - TNG
    4) Star Trek - DS 9
    5) Babylon 5
    6) Alias
    7) Red Dwarf
    8 ) Monk
    9) Bones
    10) Quincy
    11) Raumpatrouille (Ok, von "Serie" zu sprechen ist etwas seltsam, da es nur 7 Episoden gab, aber das war mal ein Beispiel für Einfallsreichtum im deutschen Fernsehen)
    12) Thunderbirds
    13) Buffy the Vampire Slayer
    14) Angel
    15) Ein Herz und eine Seele (als sie noch schwarz-weiß und im dritten Programm gesendet wurde)

    Ich siedle "Licence to Kill" ziemlich weit oben an. Mit seinem Rachethema weicht er zwar ziemlich von der Linie ab, die sich bis dahin entwickelt hatte, aber auch deswegen finde ich ihn sehr interessant. Robert Davi kommt als skrupelloser Drogenboss, der so ziemlich ganz Isthmus in der Hand hat, gut rüber ("What did he promise you? His heart? Give her his heart!", oder seine Trennung von "Kostenfaktoren"), und als Agent in eigener Sache macht sich Dalton auch gut.


    Andererseits darf man natürlich darüber streiten, wieviel Bond in LTK (und in Dalton) steckt. Hier macht Dalton im Smoking eher weniger Eindruck, und ohne Q und seine Gadgets wäre LTK nur schwer als Bond zu erkennen. Auch die vergleichsweise rohe Gewalt verwirrt etwas (Lupe wird ausgepeitscht, Milton Krest platzt buchstäblich der Schädel), wobei sie aber teilweise Fleming entnommen ist (Kilifers Tod im Haifischbecken).


    LTK bleibt für mich aber ein sehenswerter Beitrag, der die Frage hinterlässt: Wie hätte wohl ein dritter Dalton-Bond ausgesehen?

    "Octopussy" rangiert auf meiner Hitliste weit oben. Er war der erste Bond, den ich am Premierentag im Kino gesehen habe. Ich finde schon, daß er außergewöhnlich ist, da er die sich verändernde politische Weltlage durchaus reflektiert: eine zunehmende Zusammenarbeit zwischen Ost und West und eine gewisse Spaltung im Lager der Sovjetunion. Dazu kommt die bereits erwähnte Einbeziehung Deutschlands in den Film.


    Die Rolle des Bösewichts ist meines Erachtens nach nicht einfach klar verteilt. Orlov und Kamal sind beide Bösewichter, arbeiten jedoch auf verschiedenen Ebenen. Man kann Orlov als "Mastermind" bezeichnen, der den kalten Krieg wieder anheizen will; er spiegelt die zunehmenden Risse im sovjetischen Lager wider und steht für diejenigen, die weiter auf Konfrontationskurs mit dem Westen setzten. Kamal ist quasi das mittlere Management, das Orlovs Weisungen umsetzt. Kamal stellt aber wiederum eine direktere Bedrohung für Bond dar und ist somit der gefährlichere von beiden. Außerdem hat er Gobinda an seiner Seite, den man nicht vergessen sollte. Kabir Bedi füllt diese Figur gut aus, und Gobinda gehört für mich zu den lebendigeren Figuren der Bondgeschichte.


    Ich kann nicht behaupten, daß "Octopussy" wieder in Klamaukzeiten zurückfällt, obwohl Dinge wie der Tarzanschrei meines Erachtens unnötig sind. Bei Sätzen wie "Du gehörst in den Tank" vermute ich zunächst einen Geniestreich des Synchronstudios, aber ich weiß im Moment auch nicht, wie die Originalzeile geht. Den Dialogschreibern sind solche Sachen ja durchaus zuzutrauen. "Octopussy" schlägt jedoch definitiv wieder einen leichteren Ton an.


    Roger Moores Alter spielte natürlich mit jedem Bond eine wichtigere Rolle. Gut, er war zu dem Zeitpunkt 56 Jahre alt, aber er liefert eine gute Vorstellung in "Octopussy", besonders in der Sequenz im Zirkus, in der er als Clown verkleidet vor der Bombe warnt und sie entschärft. Nach "Octopussy" hätte er jedoch aufhören sollen, allerdings weniger wegen seines Alters, sondern weil "Octopussy" viel gelungener ist als "A View to a Kill" und so einen deutlich besseren Abgang bedeutet hätte.

    Hier ist meine Komplettansicht zu dem Film, die gebe ich jetzt mal in die Runde.


    For Your Eyes Only“ kommt viel bodenständiger, nüchterner und rauher daher als „Moonraker“ und präsentiert sich bzw. James Bond wieder näher an der Romanfigur bzw. an den frühen Filmen. Dafür hat der Film zurecht Lob geerntet, und ich begrüße Bonds Rückkehr zu seinen Wurzeln sehr. Ohne Risiko war das Manöver nicht, schließlich war man 1969 mit einem ähnlichen Zug bei OHMSS baden gegangen.


    Will man den Unterschied im Ton zwischen FYEO und MR an einer Szene festmachen, so ist meines Erachtens die Szene die beste, in der Bond Emile Leopold Loque in dessen Benz eine Klippe hinunterstürzt. So eine Szene hätte man Roger Moores Bond eher nicht zugetraut, und auch Moore selbst hatte große Schwierigkeiten mit dieser Szene, wovon er in seiner Autobiographie berichtet. Er diskutierte die Szene ausgiebig mit Regisseur John Glen, der aber auf dieser Szene und ihrer Durchführung beharrte. Moore lenkte schließlich ein, aber es gelang ihm, der Szene etwas Brutalität zu nehmen. Dennoch kommt sie für einen Moore-Bond sehr hart daher, und Moore war selbst überrascht, welch positives Echo sie bei den Kritikern hervorrief.


    Der Vorspann ist etwas für Zwischen-den-Zeilen-Leser, was ihn sehr interessant macht. Bond steht an Tracys Grab und legt Blumen nieder. Diese Szene wurde vor dem Hintergrund entwickelt, daß Bond eventuell nicht mehr von Roger Moore dargestellt wurde. Nach TSWLM schloss Moore nur noch Einzelverträge ab, was dazu führte, daß vor jedem Film ein neuer Darsteller einkalkuliert wurde. Die Szene am Grabstein hätte dann natürlich die Kontinuität gewahrt. Das zweite interessante Element ist der Bösewicht, dessen Bond sich am Ende des Vorspanns entledigt. Ein Mann in einem grauen Anzug, mit Glatze und einer weißen Katze auf dem Arm … an wen erinnert mich das nur? Jegliche Ähnlichkeit mit Ernst Stavro Blofeld ist aber sicher nur Zufall! Wenn ich mich richtig erinnere, trat zu dieser Zeit wieder Kevin McClory auf den Plan, der erneut versuchte, eine „Thunderball“-Verfilmung anzuschieben. Daß er dazu einen Blofeld brauchte, war klar. Cubby Broccoli und seine Mannschaft taten mit Hilfe des Vorspanns das ihrige, um deutlich zu machen, daß es von nun an keinen Blofeld mehr gibt. Eine Verbindung von McClorys Filmprojekt (das wohl unter dem Namen „Warhead“ kursierte) zum Bondkanon war somit für sie ausgeschlossen.


    Die Titelsequenz des Films ist ebenfalls sehr bemerkenswert, denn sie ist bis dato die einzige, in der die Sängerin des Titelliedes zu sehen ist, nämlich Sheena Easton. Sie schmückt die Sequenz, und ihr Lied ist ein Klassiker der Serie, das inzwischen auch zu Coverversion-Ehren gekommen ist. Die österreichische Heavy-Metal-Band Edenbridge hat im Jahre 2008 eine Coverversion des Liedes veröffentlicht.


    Auch der Plot des Films zeichnet sich durch eine gewisse Nüchternheit aus. Bond muss das ATAC-Gerät sicherstellen, das nach der Explosion einer Mine an Bord eines getarnten britischen Militärschiffs nicht zerstört werden konnte. Es beginnt ein Wettlauf mit General Gogol, der das Gerät für die UdSSR in seine Hände kriegen möchte. Es gelingt Bond nicht, das Gerät wieder „heimzuholen“, und er muss sich damit begnügen, es den Berg hinunterzuwerfen und es so zu zerstören. Zumindest muss so auch Gogol unverrichteter Dinge kehrtmachen. Angesichts dessen, daß Bond zuvor mit Hugo Drax und Stromberg zwei Bösewichter aus dem Weg geräumt hat, die ihre eigene Weltherrschaft errichten wollten, erscheint die Jagd nach einem handkoffergroßen elektronischen Gerät nicht wie etwas, was einen vom Hocker reißt, aber es gelingt, diesen Plot interessant und spannend zu halten.


    Das interessante beim Bösewicht des Films ist, daß man lange unsicher ist, wer denn nun Bonds wirklicher Gegner ist. Zunächst deutet alles auf Colombo hin, bevor sich Kristatos als Bonds Feind entpuppt. Kristatos hat – passend zum Ton des Films – keinerlei Pläne, die Weltherrschaft zu übernehmen, sondern will lediglich das ATAC-Gerät an die Sovjets übergeben, um dann nach Kuba zu gehen (zum Entsetzen seiner Eiskunstläuferin und ihrer Trainerin). Colombo schlägt sich auf Bonds Seite und hilft ihm, den Verlust des ATAC-Geräts an die UdSSR zu verhindern.


    Die Einführung des Duos Kristatos/Colombo verleiht FYEO eine Dynamik, die besonders Chaim Topol, dem Darsteller Colombos, zu verdanken ist. Mit seiner Darstellung erinnert er wirklich an Kerim Bey und (mich jedenfalls) an Marc Ange Draco.


    Loque und Kriegler nehmen natürlich eine untergeordnete Stellung ein; beide machen nicht viele Worte, und beide haben meines Erachtens nicht den Wiedererkennungswert eines Red Grant oder eines Jaws. Beide sind aber an bemerkenswerten Szenen beteiligt: Loque an der von mir zu Beginn genannten Szene und Kriegler an der Sequenz, als er Bond während eines laufenden Biathlonwettbewerbs erschießen will. Diese Sequenz finde ich bemerkenswert, weil sie nicht komplett durchdacht erscheint. Kriegler ist ein disziplinierter Sportler, der bei den folgenden olympischen Spielen Gold anstrebt. Er wird also in den Wettbewerben als Favorit an den Start gehen, so auch hier. Um Bond unbemerkt beseitigen zu können, muss er die Strecke verlassen und genügend Zeit haben. Das geht nur, wenn er einen so großen Vorsprung herausläuft, dass der kurze Ausflug zwischendurch niemandem auffällt. Wenn ein Favorit allerdings nicht wie erwartet an verschiedenen Streckenpunkten erscheint, fällt dies jedoch wirklich auf und ruft Fragen hervor. Auf der anderen Seite waren Sportler zu jener Zeit noch nicht pausenlos von Kameras verfolgt, und es gab Streckenabschnitte, die nicht eingesehen wurden. Da war der überraschte Fernsehkommentar „Wo ist Behle?“ noch problemlos möglich. Man hätte also durch die Hintertür Kriegler eine Erklärung für sein Zurückfallen zuschanzen können.


    Melina Havelock führt die Reihe der Bondgirls fort, die sich von Beginn an eigenständig und unabhängig von Bond zeigen. Sie lässt sich nicht von ihrem Rachefeldzug nach dem Mord an ihren Eltern abbringen, und es kostet Bond einige Mühe, sie davon zu überzeugen, nicht so kurzsichtig zu agieren. Carole Bouquet hat diese Figur gut interpretiert, die den Wechsel im Ton des Films ebenfalls mitmacht. Während hinter Anya Amasova und Holly Goodhead das KGB bzw. die CIA standen, agiert Melina auf eigene Faust.


    FYEO ist der erste Bond ohne Bernard Lee als M. Obwohl er wohl versuchte, seine Szenen zu drehen, musste er einsehen, daß es nicht ging. Seine Krebserkrankung war zu weit fortgeschritten, und er starb bald darauf. Es war ein Zeichen des Respekts gegenüber Bernard Lee, daß er nicht einfach durch jemand anderen ersetzt wurde, sondern daß die Rolle des „M“ unbesetzt blieb und „M“ auf Urlaub war. Dieses Vorgehen stand den Machern des Films gut zu Gesicht.


    Alles in allem ist „For Your Eyes Only“ ein erfrischender Schritt zurück zu Bonds Wurzeln und in Richtung mehr Realismus und Härte. Im Gegensatz zu OHMSS kam dieser Schritt diesmal bei Kritkern und Publikum an, und John Glen konnte sich einen erfolgreichen Regieeinstand ans Revers heften.