Beiträge von Count Villain

    Zu Silva habe ich meine Gedanken schon im Review-Thread zu SP zu Papier gebracht: Meiner Meinung war er kein festes Mitglied von SPECTRE oder seiner Unterorganisationen (das behauptet Blofeld im Gegensatz zu Le Chiffre und Greene ja auch nicht), sondern wurde von Blofeld vor den Karren gespannt: Blofeld wollte Bond M nehmen, Silva M aus persönlichen Gründen töten, was macht für Blofeld da mehr Sinn als einen intrinsisch so motivierten, top ausgebildeten ehemaligen MI6-Agenten mit Geld und Ressourcen zu sponsern (woher soll Silva seine enormen Mittel aus SF als ehemaliger Agent sonst haben?) und ihn die Drecksarbeit machen zu lassen?


    Sinn macht das durchaus, noch mehr Sinn hätte es allerdings gemacht, wenn das in SP auch so kommuniziert worden wäre. So wirkt das alles leider etwas halbherzig.


    So wie Quantum in QOS dargestellt wurde, White im Verhör und die Tosca Szene insbesondere, war es eine Riesen Organisation. Das es jetzt noch eine dadrüber geben soll passt für mich nicht.


    Das finde ich hingegen - wie Havanna schon schrieb - noch am Besten aufgelöst. Und für mich machte es auch nie den Eindruck als wäre Quantum eine riesige Organisation. Eher eine einflussreiche, die ihre wenigen Mitglieder in wichtige Schlüsselpositionen manövriert hat. Alles andere läuft über Bestechung, Erpressung etc. ohne direkte Mitgliedschaft. So sieht sich der bolivianische Polizeichef sicher auch nicht als Mitglied von Quantum an, der ist geschmiert worden. Und auch Vesper ist kein Quantum-Mitglied, sondern Opfer einer Honey Trap.


    Also weltumspannend und einflussreich ja, so groß wie Spectre allerdings nicht. Beim Quantum-Meeting bei Tosca waren zum Beispiel auch viel weniger Mitglieder anwesend als beim Spectre-Meeting in Rom.

    Zumal - so suggeriert uns ja jetzt SPECTRE - die Stories der ersten drei Craig-Bonds zusammenhängen sollen. Was hat Bond zwischen QOS und SF getrieben?


    Dieses gefühlte Problem hatte ich in meinem etwas längerem Review auch angeschnitten. Von mir aus darf allerdings auch gerne etwas Zeit zwischen QOS und SF vergangen sein, aber das Problem ist eher, dass wir als Zuschauer keinen Anteil daran hatten. Das ist es eigentlich, was einen etwas unbefriedigt zurück lässt.

    Ich stelle mir vor, Blofeld hätte in der anfänglichen Konferenz von TB verkündet, dass Goldfinger auch seiner Truppe gehörte.


    ;(


    Wäre aber durchaus möglich gewesen, im Roman wird gesagt Goldfinger wäre der Schatzmeister von SMERSH und da SMERSH schon in der Filmversion von Liebesgrüße durch SPECTRE ersetzt wurde, hätte er im Film ebenfalls sehr, sehr leicht zu SPECTRE gehören können. ;)

    Was ich nicht verstanden hab, warum nennt Franz Oberhauser sich Ernst Starvo Blofeld und nicht Franz Blofeld?


    Er nennt sich ja nach der mütterlichen Linie. Und möglicherweise hieß schon der Vater seiner Mutter Ernst Stavro. Oder der Vater Ernst und der Bruder der Mutter Stavro. Wird nicht erklärt, aber fände ich logisch. Genügend männliche Verwandte der mütterlichen Linie, die als Namenspaten dienen könnten, gibt es bestimmt.

    Ein Franchise stellt sich selbst ein Bein oder Wie Skyfall Spectre das Genick bricht


    Interessant, dass ich nun gerade einige Postings nach Feirefiz letztem längeren Test hier einen Beitrag schreibe, denn ich sehe vieles von dem was er geschrieben hat ähnlich. Der Unterschied ist allerdings, dass ich das nicht Spectre ankreide, sondern Skyfall. Denn für mich ist nicht ersterer ein Remake vom letzteren, sondern ein Prototyp, der so nie hätte öffentlich gemacht werden dürfen.


    Spectre macht nämlich vieles von dem richtig, das mir an Skyfall missfallen hat (alles, was ich dort als aufgeblasen und abgehoben empfunden habe, wirkte hier zum Beispiel viel stilsicherer, in den besten Momentan sogar wie QOS - und ihr wisst ja, dass das bei mir ein Kompliment ist!). Ohne den jeweils anderen Film wären beide sicherlich viel besser in meiner Wahrnehmung. Den Filmen an sich ist auch nicht so viel vorzuwerfen, es sind eher die Macher an sich, die es - aus welchen Gründen auch immer - nicht geschafft haben, konsequent auf das Ende hinzuarbeiten, das wir nun bekommen haben. Man merkt leider viel zu sehr, dass der Horizont gerade mal bis zum aktuellen Film reicht. Oder wo er vielleicht weiter gereicht hat (QOS + potentieller Nachfolger), man sich durch gemischte Reaktionen hat entmutigen lassen und eine Abzweigung in eine gänzlich andere Richtung genommen hat, die man nun mit Müh und Not in die zuvor eingeschlagene Route integriert hat. Allein schon, dass Bond in SF plötzlich als alter Hase galt, wirkt nun noch deplatzierter als es vorher schon tat.


    Kommen wir aber jetzt zu dem, was mir direkt an Spectre missfallen hat. Da wäre zum einen der Ton und das Verhalten, das Bond gegenüber dem MI6 im ersten Teil des Films an den Tag legt. Absolut respektlos! Diese Art von neuer Leichtigkeit hätte ich in den Bondfilmen nicht gebraucht. Bond als Traum des "Übermanns", der sich alles erlauben darf, schön und gut, aber deshalb muss man den MI6 durch ihn doch nicht gleich der völligen Lächerlichkeit preisgeben. Der Respekt vor M war bisher immer eine Konstante, die leider mit den Craig-Filmen mehr und mehr über Bord geworfen wurde. Angefangen beim Wohnungseinbruch macht er jetzt vollkommen was er will. Noch unglaubwürdiger wird es dadurch, dass fast das komplette MI6-Team noch relativ frisch ist und Bond noch nichts getan hat um sich das Vertrauen dieser Leute in dem Maße zu verdienen, dass er jetzt so mit ihnen umspringen kann. Womit wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt wären, genau dieses MI6-Team hat es mir stellenweise fast schon zu Mission-Impossible-haft gemacht. War mir ein bisschen zu sehr Kino und zu wenig Realität. Ausnahme war Q im IceQ, das war eine schöne Reminiszenz an Qs privatem Feldeinsatz in LTK. Auch die anderen Zitate früherer Bondfilme, fand ich gut eingearbeitet. Zumindest hat mich nichts davon gestört - so ich sie denn überhaupt bemerkt habe.


    Zum Hauptschurken muss ich natürlich auch noch etwas sagen. Christoph Waltz als Oberhauser hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Etwas schade für ihn ist natürlich, dass er nicht über mehrere Filme hinweg aufgebaut werden konnte wie der frühere Blofeld. Ähnliche Szenen wie die in Rom hätte es in einem Vorgängerstreifen geben sollen, denn gerade dieses Aufbauen ist es auch, was den Film leider in die Länge zieht und ihn in mehrere Episoden zu teilen scheint (1. Beginn bis Rom, 2. Der klassische Bondfilm mit dem Plot-Aufhänger des Killers für Mr. White bis hin zur Zerstörung des Schurken-Hideouts, 3. Das nachgeschobene Finale in London). Aber das keine vernünftige Dramaturgie zustande kommen kann, wenn man einzelne Filme erst im Nachhinein miteinander verbunden werden statt schon in der Vorplanung, ist natürlich wenig überraschend. Aber zurück zu Waltz' Darstellung, die mir immer dann missfällt, wenn er aus der Rolle des souveränen Kartellchefs herausfällt. Ein Syndikatsboss, der nur rein zufällig eine persönliche Rechnung mit Bond offen hat, hätte einen schönen Kontrast zu dem psychopathischen Silva gegeben. Allerdings sind daran nicht nur Waltz und die Schauspielerführung schuld, sondern auch das Drehbuch, das im dritten Viertel etwas zu sehr das Augenmerk auf den Brüderkonflikt richtet und den eigentlichen Weltherrschaftsplan des Schurken aus den Augen verliert, der dann lediglich mehr oder weniger en passant durch Bonds persönliche Second-Unit und mit einem wenig bedrohlichen Underling als einziges Hindernis vereitelt wird.


    Und so komme ich zu dem Schluss, dass Craigs klassischster Bondfilm nach wie vor QOS ist. Form ist für mich dabei nämlich nicht alles, auch der Inhalt zählt.


    Bevor ich dazu komme, meine Gedanken über den weiteren Fortgang der Serie in Worte zu fassen, möchte ich an dieser Stelle einmal ausführen, wie für mich die Craig-Ära in optimaler Weise verlaufen wäre. Knackpunkt dabei natürlich SF. Ähnlich wie GF in der Connery-Ära hätte der Film mit einem Schurken jenseits von Spectre aufwarten müssen! Hat er für sich genommen natürlich getan, wurde dann aber leider in SP ebenfalls eingeflochten. Es hätte noch keine Einführung von einem neuen M geben dürfen (also der ganze Nebenplot über ihren wackelnden Posten raus) und Q und Moneypenny hätten die Möglichkeit bekommen müssen, ebenfalls eine Beziehung zur alten M aufbauen zu können. Das hätte es glaubwürdiger gemacht, dass die beiden Bond zu Beginn von SP dabei helfen, den letzten Auftrag der alten M zu erfüllen. Der neue M wäre dann nach Ms Tod (entweder wie in SF oder – vielleicht sogar noch besser - in der Pre-Title von SP durch Sciarra, wodurch Bond sich dann ganz offiziell an die Ermittlungen der Hintergründe hätte machen können [dann hätte Silva auch nicht zu Spectre gehören müssen, sondern Oberhauser hätte durch Silvas Attentat erst erkannt, wieviel Bond an M liegt und deshalb dann Sciarra auf sie angesetzt]) eine Interimslösung gewesen bis der MI6 in diesem neuen Ding von C aufgegangen wäre. Das Ende von SF in Ms Büro wäre dann das ideale Ende von SP gewesen. Und Blofeld wäre tot (dafür möglicherweise Denbigh nur verhaftet, als Hintertür zum möglichen Fortbestand von Spectre mit einem bekannten Gesicht) oder at large.


    Denn das ist das Problem des SP-Endes. Ich habe absolut nichts dagegen, dass Bond Oberhauser verschont hat. Ganz im Gegenteil, das ist eines der wenigen Elemente, das hundertprozentig zu den Vorgängerfilmen passt. Schließlich hat er auch schon Vespers Ex-Lover am Leben gelassen. Dieser Bond weiß genau, wann er töten muss und wann nicht. Und vor allem warum er töten muss und warum nicht. Die Frage ist nur: Was soll jetzt noch kommen? Eine Wiederkehr Blofelds, die fast schon zwingend mit Madelines Tod einhergehen muss? Bond weiß schließlich, dass dieser unter anderem auch darauf aus ist, ihm emotional zu schaden. Jetzt haben wir Bond charakterlich endlich an der Stelle, an der er in den Filmen seiner Vorgänger war und da soll er schon wieder zerbrechen? Ich habe Madeline verloren, weil ich diesen Mann nicht getötet habe? Die ganze Verschonungsaktion ad absurdum führen? Ich brauche das nicht!


    Da wäre mir ein Darstellerwechsel, mit dem auch gleich der komplette Craig-Ballast entsorgt wird, fast schon lieber. Denn die solitäre Güte der einzelnen Filme hin und her, haben die Macher jetzt schon genug bewiesen, wie gut sie sich mit ihrem Schlingerkurs selbst ins Bein schießen können.


    Und um jetzt trotz allem versöhnlich zu enden: Derzeit halte ich SP mit knappen Vorsprung vor CR und großem Vorsprung vor SF für Craigs zweitbesten Bondfilm!


    ------------------------------


    Ein paar Anmerkungen zu besonders diskutierten Einzelheiten:

    • Der CR-Vorspann bleibt für mich der bisher beste. In seinen weniger guten Momenten hatte der von SP etwas von einem Tentakel-Softporno.
    • Die Dialoge waren in der Tat nicht die besten, zumindest nicht so konstant wie z. B. in CR. Einiges Gutes war dennoch dabei und das meiste war doch okay. Und zwei, drei Aussprüche oder Witzchen bei denen man eher den Kopf schüttelt finden sich doch in fast jedem Film.
    • Wenn Hinx zurückkehrt, dann haben die Bondmacher ihren Kredit bei mir noch mehr verspielt als ohnehin schon. FSK-16-Freigabe und das Seil hätte den Guten enthauptet!

    1. OHMSS 274
    2. CR 266
    3. TLD 252
    4. DAD 248
    5. TSWLM 241
    6. QOS 228
    7. LTK 227
    8. FYEO 224
    9. YOLT 220
    9. FRWL 220
    9. DAF 220
    12. LALD 215
    13. GF 212
    14. AVTAK 208
    15. TB 208
    16. MR 207
    17. OP 204
    18. GE 193
    19. TWINE 187
    20. SF 188
    21. DN 186
    22. TND 185
    23. TMWTGG 169
    24. NSNA 135
    25. CR ´67 40
    26. SP 13

    Sicher.


    Lady Bedfort (49) und die Weisheit des Cicero
    Lady Bedfort (54) und die chinesische Uhr
    Lady Bedfort (57) und die letzte Wette
    Lady Bedfort (69) und die eingebildete Kranke
    Lady Bedfort (73) und die Stimme aus der Hölle
    Lady Bedfort (77) und der Racheengel
    Lady Bedfort (80) und der Mord am Telefon
    Lady Bedfort (83) und der Mord im Fahrstuhl
    Lady Bedfort (85) und der Preis des Erfolgs
    Lady Bedfort (87) und das andalusische Schwert

    Möchte nicht arrogant oder "besserwisserisch" wirken, aber weshalb sagst Du, dass man nicht den Kontrast zwischen Bruststimme und Kopfstimme hört?


    Das habe ich so nicht gesagt. Oder zumindest nicht in dem Ausmaß gemeint. Es ist nur so, dass dieser Kontrast in meinen Ohren bei einem männlichen Sänger deutlicher herauszuhören ist. Wenn ein Mann hoch singt, ist das einfach auffälliger. Ich hoffe, das konnte meinen Kommentar noch etwas erläutern.


    Deine Version ist definitiv die sanftere oder auch "verträumtere", aber wie gesagt auch etwas weniger kantig. Was man da vorzieht ist letztendlich Sache des persönlichen Geschmacks. Schlecht ist definitiv keine der beiden Versionen!

    Ich mache mal ein wenig Werbung in eigener Sache.


    Dass ich schon seit ein paar Jahren Kriminalhörspiele schreibe, ist sicher mittlerweile hier bekannt. Für den am letzten Freitag erschienenen Krimi Lady Bedfort und das andalusische Schwert habe ich mich ziemlich dreist bei meiner damaligen Bond-Story "Beyond the truth" bedient und das Plantagen-Setting sowie zwei, drei kleine Plot-Elemente verwendet.


    Falls es also jemanden interessiert, wie ich aus derselben Grundsituation zwei Geschichten unterschiedlichen Genres zaubere, der darf gerne zugreifen. ;)

    Ich vermisse auch ein wenig die Eigenständigkeit. Warum ist es nicht mehr möglich, dass man so wie früher einen Score eindeutig einem bestimmten Film zuordnen kann?

    Wenn es ein neuer Bondfilm nicht schafft, was dann?!


    Ist das nicht etwas ungerecht? Ich würde erst einmal abwarten, wie es hier aussieht, sobald der Film angelaufen ist. Dann kann man immer noch die Flinte ins Korn werfen. Aber was soll man so kurz vor Start noch großartig darüber diskutieren?

    Mich erinnert Backfire eher an den TWINE-Score als an Skyfall. Da gab es auch diese "nervösen" nach vorne gehenden elektronischen Stücke, die mich jedes Mal aufs Neue einfangen.