Beiträge von Django

    Das Argument, dass YOLT vorgezogen wurde, weil OHMSS und TB zu große Parallelen gehabt hätten, habe ich nie nachvollziehen können

    Ich weiss auch nicht, ob das wirklich stimmt oder eher eine Urban Legend ist. Hab das einfach an diversen Stellen/in diversen Büchern gelesen... aber vielleicht habe die Autoren ja einfach gegenseitig voneinander abgeschrieben :P . Ich weiss jetzt auch nicht mehr gerade, was im Abspann von TB genannt wird "James Bond will return in....?". Vielleicht kann mir da jemand helfen.


    Was ich aber definitiv nie verstanden habe, ist der totale Bruch bei der Herangehensweise zwischen TB (und den 3 vorangehenden Filmen) und YOLT. Da wurde m.E. ohne Not (erstmals) ein Drehbuch verfasst, das ausser dem Handlungsort und ein paar Namen rein gar nichts mit der literarischen Vorlage zu tun hat. Zudem hat man mit Dahl und Gilbert zwei Bond-Unerfahrene auf Schlüsselpositionen gesetzt, während "Altbewährte" wie Richard Maibaum und Ted Moore übergangen wurden. Und das, obwohl TB extrem erfolgreich war und es ausserdem noch genügend für die damalige Zeit "adäquate" flemingsche Vorlagen gegeben hätte, die man hätte adaptieren können (unter anderem eben besagtes OHMSS)


    Zitat

    Ich glaube eher, dass EON wusste, dass man aus OHMSS keinen Larger-than-Life-Film machen konnte, und einen solchen wollte man wohl haben, nachdem erst GF und dann TB kommerziell durch die Decke gegangen waren.

    Interessante Theorie. Da stellt sich natürlich die Frage, wie man "larger-than-life" definiert. Für mich jedenfalls ist YOLT der erste richtige larger-than-life Bond-Film. Die Filme zuvor (und auch OHMSS) hatten zwar - bis auf FRWL vielleicht - auch alle schon larger-than-life Elemente, waren aber doch noch teilweise "bodenständig". Auf YOLT trifft das nicht mehr zu: Der war einfach durchs Band "abgehoben" - Bond auf zweistündiger Achterbahnfahrt, die er eher passiv über sich ergehen lässt.

    OHMSS war ja ursprünglich als Nachfolger von TB geplant. Es wurde dann aber entschieden, YOLT vorzuziehen (angeblich hatten die Macher die Befürchtung, OHMSS wäre zu sehr "TB im Schnee statt im Wasser"). Wie auch immer: Wäre OHMSS tatsächlich schon 1967 als 5. EON-Film abgedreht worden, wäre zwangsläufig Connery zum Zug gekommen. Wir werden nie erfahren, was dabei rausgekommen wäre ;). Wobei bei diesem Gedankenspiel natürlich auch vieles Anderes zu berücksichtigen ist: Wäre hätte Regie geführt, wer das Drehbuch verfasst etc.? Wenn auch da schon Dahl und Gilbert verantwortlich gewesen wären... nein, daran mag ich mal lieber nicht denken <X . Was schlussendlich für mich bedeutet, dass OHMSS genau so "richtig" ist, wie er ist :)

    Geht mir auch so. TSWLM und MR wirken einfach in sich unglaublich stimmig und unterhaltsam. Da ist die Illusion perfekt, was man bei YOLT leider nicht sagen kann. Und auch ich habe schon mehrmals erstaunt festgestellt, wie gross doch der Sprung zwischen YOLT und den beiden anderen Gilbert-Bonds ist. Da liegen gefühlt wesentlich mehr als 10 Jahre dazwischen. Von daher ist YOLT noch tiefe 1960er, während Spy und MR von der gesamten Machart her bereits 1980er Niveau haben. Man müsste wohl ein paar Dekaden warten, um es richtig beurteilen zu können, aber ich denke, dass da die Unterscheide heutzutage nicht mehr so frappant. CR etwa ist nun auch schon 17 Jahre alt, wirkt für mich aber immer noch voll auf der Höhe der Zeit.

    Ich bin da leider bei Whisper und kann seine Kritik an YOLT praktisch 1:1 unterschreiben. YOLT war der erste Bond-Film, den ich als damals Zehnjähriger gesehen habe. Von daher hatte er lange einen gewissen "Bonus". Dieser ist leider mittlerweile ziemlich verflogen. Für die damalige Zeit wurde da zwar unglaublich viel Geld ausgegeben und der Film hält auch einige wirklich spektakuläre Elemente bereit, aber leider wird das alles durch eine insgesamt qualitativ extrem lausige Umsetzung wieder zunichte gemacht. Ich komme nicht um das Gefühl herum, dass die beiden Herren, die für das Drehbuch und für die Regie verantwortlich waren (und die an anderer Stelle durchaus bewiesen haben, dass sie es eigentlich können) damals eigentlich keine Ahnung hatten, was Bond ist und was einen (guten) Bond-Film ausmacht. Interessanterweise ist es aber dann doch oft YOLT, der im kollektiven Gedächtnis als typischer, klassischer Bond-Film betrachtet wird und der auch die Basis vieler Parodien dient ("Glatzköpfiger Oberbösewicht mit Mieze will den 3. Weltkrieg provozieren und 007 muss somit die Welt retten"). Das macht den Film aber für mich nicht besser. Trotzdem möchte ich YOLT keinesfalls missen und im Gegensatz zu anderen (neueren) Bond-Filmen hat YOLT auch nichts "kaputt gemacht" :prost:

    Mädchen 1: "Warum musste der Bond jetzt sterben?"
    Mädchen 2: "Die suchen doch jetzt einen neuen."

    Weibliche Logik nur oder tickt das Massenpublikum wirklich so? – Einfach nur erschreckend.

    Trotzdem das Ge**ste, was ich in diesem Zusammenhang gehört habe :haha: . Aber ja: Es ist erschreckend. Es zeigt auch, dass sich die Bond-Macher heute so ziemlich alles erlauben können und das Publikum trotzdem in Scharen kommt, weil es offenbar einfach völlig "indifferent" ist und eh' alles gut findet, wenn es ihm auf Social Media derart indoktriniert wurde :(

    Warum dann nicht auch gleich Jeffrey Wright als Leiter zurückbringen?

    Das wäre doch die Idee für den nächsten Film: Q (oder wer auch immer) finden heraus, wie man Tote wieder zum Leben erweckt und voilà - sowohl Bond als auch Leiter sind wieder da in alter Frische. Dass Bond nun etwas anders ausschaut also zuvor... geschenkt, solange er seinen weinerlichen, stets zweifelnden Charakter beibehält 8o



    Ich halte es für durchaus möglich, dass Bonds Tod bei Gelegenheits-Guckern ("Ach, war der nicht tot?") ebensolche Irritationen, nämlich keine, auslöst wie die wiederholten Erstbegegnungen mit Ernst Stavro (derzeit: 3, wenn man Franzl mitzählen mag).

    Das sehe ich auch so. Und ich kann es den Gelegenheitsguckern nicht mal verübeln...


    Bei Moores Debüt ist der Übergang scheinbar schroffer, doch schon die zig Parallelen zu DN deuten eher auf Kontinuität.

    Das ist mir bisher noch nie aufgefallen, aber nun wo Du's schreibst, erkenne ich da auch einige Parallelen. Die Frage ist dabei, ob das tatsächlich gewollt war oder eher Zufall. Damals waren ja 11 Jahre im Bond-Film-Universum eine halbe Ewigkeit. Nicht wie heute, wo man in dieser Zeitspanne grad mal 3 Filme hinkriegt :rolleyes:

    Ich glaube, diese ironische Distanz und die Bereitschaft, heilige Kühe abzuschießen, fehlt Broccoli bei ihrem Sankt Daniel völlig.

    Das befürchte ich eben auch. Und das stimmt mich alles Andere als optimistisch, denn was, wenn sie versucht, das von Craig Vorgegebene in den nächsten Filmen noch zu toppen? Das geht dann definitiv in absolute Horrorszenarien, die hier auch schon diskutiert wurden. Helfen würde hier eigentlich nur eine Stabsübergabe...

    Das wäre wirklich toll gewesen! Aber eben: Craig wollte offenbar die Figur des Bond für immer und somit für alle, die nach ihm kommen "verderben". Niemand nach ihm sollte unbeschwert die Rolle des Bond spielen dürfen. Er hat damit James Bond nicht nur im Film, sondern im wahrsten Sinne des Wortes getötet...

    Man kann nur hoffen, dass Bonds Tod nicht zu einem Running-Gag wird in den kommenden Filmen. Nach dem Motto "Das hat in NTTD so toll funktioniert und der Pöbel hat es geliebt - das bringen wir wieder". So wie bei Kenny in South Park: "Oh mein Gott! Sie haben Bond getötet!" 8o


    Schönen Advent :)

    Bond, der mit Hilfe eines Wetterballons entkommt und vom MI-6 nur für tot gehalten wird, das hätte NTTD für mich um ca. 3000 Prozent verbessert. Und was für einen geilen Einstieg hätte man daraus für seinen Nachfolger machen können...

    Das wäre wirklich toll gewesen! Aber eben: Craig wollte offenbar die Figur des Bond für immer und somit für alle, die nach ihm kommen "verderben". Niemand nach ihm sollte unbeschwert die Rolle des Bond spielen dürfen. Er hat damit James Bond nicht nur im Film, sondern im wahrsten Sinne des Wortes getötet...

    Gerade diese Schilderungen von Bonds Alltag, seinem Büro, etc.

    Stimmt. Das ist etwas, das in den Romanen oft mal vorkam. In den Filme aber (aus naheliegenden Gründen) so gut wie gar nicht


    Zitat

    Hat man ja in NTTD mit der EON-üblichen Halbherzigkeit mal aufgegriffen.

    Was auch nicht grad für die Qualität des YOLT-Romans spricht ;) . Die Referenzen in NTTD zum YOLT-Roman sind mir natürlich auch aufgefallen. Und wenn ich mir das nun genauer überlege, ist der Roman in seinem Kanon auf seine Weise genauso "bizarr" wie NTTD. Und auch im Roman ist Bond am Schluss im übertragenen Sinn tot. Und ein Kind hat er auch. Wäre also vielleicht besser gewesen, die Macher von NTTD hätten den YOLT-Roman nie gelesen 8o . Was hingegen TMWTGG betrifft, so kam Fleming aufgrund seines vorzeitigen Todes gar nicht mehr dazu, das Skript zu redigieren und fertig zu stellen. Andererseits denke ich, dass der Roman wohl zumindest von der Story her zu 95% fertiggestellt war und daher wohl kaum nennenswert "besser" geworden wäre, wenn Fleming die Zeit gehabt hätte, das Werk ordentlich zu vollenden.

    Ist bei mir schon 25 bis 30 Jahre her, als ich Flemings-Bondromane las. Der erste war DN und den fand ich ziemlich gut (sonst hätte ich wohl keine weiteren mehr gelesen ;) ) . Wie Du finde ich es schade, dass der Todesparkour im Film entfiel und durch diesen zum Teil hanebüchenen Ausbruch ersetzt wurde. Wobei das mit dem Todesparkour wohl einerseits schwer filmisch umzusetzen gewesen wäre und andererseits dieses Element (damals) auch zu brutal und düster gewesen wäre für einen "seichten" Kinofilm, der in erster Linie einfach gut unterhalten wollte (in die DC-Ära hingegen hätte sich sowas perfekt eingefügt - halt einfach dass Bond andauern geheult und den Parkour schlussendlich nicht überlebt hätte :P ). Andererseits bietet die DN-Verfilmung ein paar "Erweiterungen" ggü. dem Roman, die ich sehr gut finde (Prof. Dent, Miss Taro etc.).


    Ebenfalls gut in Erinnerung als Romane blieben mir MR, LALD, TB, OHMSS, FRWL und eigentlich auch alle Kurzgeschichten. CR war okay - mehr nicht. Es fehlten halt doch noch einige Elemente, welche die späteren Bond-Romane ausmachen sollten. DAF und GF habe ich ebenfalls als ziemlich durchschnittlich in Erinnerung. Bei GF dürfte dies wohl vor allem daran liegen, dass die Verfilmung mit nur ein paar wenigen Anpassungen gegenüber dem Roman so genial geworden ist. Die übrigen Bond-Romane von Fleming (TSWLM, YOLT, TMWTGG) hingegen finde ich insgesamt doch recht dröge.


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    Zuerst gelesen hatte ich den Roman nur bei "Im Geheimdienst Ihrer Majestät". Dementsprechend fand ich den Film damals dann auch etwas enttäuschend.

    Interessant. Was genau hat Dir denn bei der Verfilmung "gefehlt"?

    Zudem ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht immer alles "über-erklären" muss, sondern einige Sachen, die eh' nicht handlungsrelevant sind, mit einem Augenzwinkern durchaus mal der Fantasie des Zuschauers überlassen kann ;)

    Ich liebe einfach alles an diesem Film 😍😍😍 - beginnend bei den ersten Noten des Titelsongs bis zur Schlussszene mit Tanya (einem meiner Lieblingsbondgirls).

    Da gehe ich mit Dir einig. Vor allem auch eine immense Steigerung gegenüber dem (durchaus bereits "soliden") Vorgänger. Diverse Standardelemente wurden auch erst mit FRWL eingeführt (PTS, Q, ein "richtiger" Bond-Score mit gesungenem Titel etc.). Bis heute für mich einer der besten Bond-Filme ever :)

    Nachdem sie Bond kennen lernten, wollten sie eh' keinen Anderen mehr ;)


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    vor allem die alberne Szene mit dem senkrechten Sturz des Verfolgerautos in das Häuschen auf Korsika, das der Beißer ein paar Augenblicke später etwas angestaubt verlässt, zerstört für mich kurz die Illusion eines ansonsten ernst zu nehmenden Films.

    Sardinien, nicht Korsika :schlau: . Und TSWLM hat für mich eh' zu viele Momente, um wirklich ernst genommen zu werden. Das tut dem Spass aber keinerlei Abbruch. Und gerade die von Dir beschriebene Szene ist und bleibt für mich ein Highlight des Films, das ich keinesfalls missen möchte :thumbup:

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    Am Anfang meines Fan-Daseins hab ich Roger ja mal recht ähnlich gesehen, nachdem ich die Fleming-Romane entdeckt hatte und feststellen musste, dass man mit den Bücher ziemliches Schindluder getrieben hat.

    Es ist halt immer auch eine Frage, was man zuerst gesehen bzw. gelesen hat: Den Film oder das Buch. Ich jedenfalls war bei einigen von Flemings Bond-Romanen doch recht enttäuscht... Von daher sah ich hier eigentlich auch nie Schindluder seitens der Filme. Viele Bond-Romane waren entweder zum Zeitpunkt der Verfilmung bereits zu "veraltet", um vorlagennah übernommen werden zu können, andere wiederum waren von Beginn an einfach nicht gut.

    Naja - jede und jeder darf gut finden, was er bzw. sie will. Allerdings: Wenn man mit Roger Moore nichts anfangen kann, dann "fehlt" einem doch die wohl zentralste und filmreichste Ära der Bond-Historie. Und aus meiner Sicht erschwert dies das ernsthafte Fan-Sein doch erheblich ;) .