Posts by Scarpine

    Über die angebliche Ähnlichkeit zu TMWTGG-Zeiten rätsele ich aber immer noch :D:D:D

    Naja, aber Haarschnitt und Garderobe wären schon recht passend gewesen. Und optisch ist Moore zwischen 1968 und 1974 kaum gealtert; vor allem im Vergleich mit dem kurzen Zeitraum 1974-1977, wo man das schon viel deutlichter merkt. Bei manchen Live And Let Die-PR-Bildern wirkt Moore noch sehr Simon Templar-mäßig. Und betrachtet man diverse (Promo-)Bilder zu The Man With The Golden Gun so sieht er da - je nach Lichtverhältnissen - auch kaum anders als in der fraglichen Zeit aus. Ein gutes Beispiel für dunkle, unvorteilhafte Lichtverhältnisse: Klick.


    Aber vielen Dank für die Aufklärung. Ich hätte es jetzt auch nicht sicher gewusst, aber die Zigarette hat mich auch zumindest irritiert. Allerdings wusste ich nicht mehr, wann Moore das Zigarettenrauchen aufgegeben hatte. Irgendwie hatte ich auch nicht mehr präsent, dass er in The Saint häufiger so elegante Dinner Jackets trug. Allerdings ist es auch ewig her, dass ich die Serie gesehen habe. Da wäre wohl eine Wiederauffrischung angebracht. :whistling:

    ... vermutlich ein Foto, das während des Drehs von Bonds "Einladung zum Abendessen" bei Hai Fat in Bangkok geschossen wurde.

    Das war auch mein erster Gedanke. Das passt einfach perfekt. Auch wenn ich es in meinem Beitrag etwas eingeschränkt habe, wäre ich ebenso zu 99 % sicher, dass es so ist. Ich mag das Bild auch sehr, weil es Moores ganze, entspannt-lässige Art in Gestik und Mimik so wunderbar einfängt. :thumbup:

    Also im Hinblick auf Moores Alter, Haarschnitt und Kleidung würde ich auf die Dreharbeiten zu The Man With The Golden Gun tippen.


    Dieses Bild scheint zum gleichen Zeitpunkt entstanden zu sein. Andererseits passt die Kotelettenlänge nicht perfekt (Bild eventuell leicht aus Untersicht aufgenommen?), Dinner Jacket und Frisur dagegen schon. Eventuell auch eine Promo-Session für Live And Let Die bzw. für seine öffentliche Präsentation als neuer 007? Auf jeden Fall würde ich sagen: Moore zwischen 1972 und 1975. In The Spy Who Loved Me sah er definitiv schon einen Tick älter aus.

    Totale Transparenz - Zeitgenössische Filmkritik (2015) von Wolfgang M. Schmitt (Die Filmanalyse).


    Es ist immer wieder interessant, die Bondfilme einmal aus einer ganz anderen Perspektive und vor allem unter Berücksichtigung von ganz anderen Bewertungskriterien betrachtet zu sehen. Das kontroverse Fazit: Spectre beweist, dass die Bondfilme von Beitrag zu Beitrag besser werden. ^^

    M als letzter Souverän - Zeitgenössische Filmkritik (2012) von Wolfgang M. Schmitt (Die Filmanalyse).


    Interessante Beobachtungen - vor allem zu Judi Denchs Rolle als eiserne Lady aus der alten, analogen Welt.

    Unsere hiesige Lokalzeitung widmet sich mit Inkrafttreten des Lockdown Light diese Woche in der heutigen Ausgabe der Krise des Kultursektors und speziell dem Kinosterben.


    Aufhänger ist natürlich No Time To Die und die vierte Verschiebung des Films, die die Zuschauer, aber vor allem die Fans und die Kinobetreiber enttäuscht(e). Letztere kämpfen bekanntermaßen vielfach um ihre Existenz. Es wird wieder einmal die (allzu) ferne Rettung des Kinos herbeigeschrieben, die nur noch James Bond hinkriegen kann, nachdem Christopher Nolans Tenet in punkto Publikumsresonanz 'versagte'.


    Außerdem wird auf diverse Fan-Petitionen verwiesen, die den Film wahlweise auf einer Streaming-Plattform sehen oder gar per Spenden von den Studios zur Einmalveröffentlichung erwerben wollen. Im Text wird natürlich die unvermeidliche M-Phrase aus dem Trailer wiedergegeben - "Kommen Sie, Bond. Wo zum Teufel stecken Sie?".


    Aber nichts könnte die gebeutelte Fan-Seele mehr schmerzen, als die ebenso ernüchternde, wie plakative, wie passende Überschrift: Keine Zeit zu starten...

    Ich habe es auch gerade erst erfahren... ;(


    Mögest du in Frieden ruhen, Sir Thomas Sean Connery... :(


    Was soll man in einem solchen Moment groß schreiben? Seine Leistungen in der 007-Rolle sind Legende. Ein geschätzter Mitforist hat den grandiosen Schotten einmal als 'Aura-King' bezeichnet. Das war er. Buchstäblich. Die Filmgeschichte hat heute einen tiefen Einschnitt erlitten. Nicht, weil sie nicht schon viele exzellente Mimen gesehen und wieder verloren hätte, sondern weil nur wenige dieser Schauspieler mit einem überlebensgroßen Charisma ausgestattet waren. Connery war in seiner ganzen Breitenwirkung so wesentlich für das Kino der vergangenen sechs Dekaden. Er war unnachahmlich. Ein regelrechtes Phänomen. Auch als großartiger Akteur kann man sich das nicht erspielen. Man hat diese Gabe oder eben nicht. Sean Connery hat seine Filme dominiert, teils durch sein starkes darstellerisches Können, aber immer durch seine leinwandübergreifende Aura. Seine charmante Persönlichkeit entfaltete eine solch einnehmende Präsenz, dass sie die Kamera wie die Zuschauer gleichermaßen magnetisch anzuziehen schien. He was the man, the man with the Midas touch...


    Wenn es einen 007-Himmel geben sollte, dann stoßen Sir Roger und Sir Sean auf der Grand Bahama-Wolke jetzt bestimmt zusammen an...

    Ich muss mich auch eher den verhaltenen Stimmen anschließen. Wie ich schon vor einigen Monaten vermutete, ist Tenet schon irgendwie ein Nachzügler des typischen Nolan-Blockbuster-Kinos im Allgemeinen und von Inception im Besonderen. Muss das schlecht sein: Keineswegs. Aber irgendwie entwickelt sich Nolans Stil auch nicht mehr weiter. Der Brite tritt auf der Stelle und beschreitet keine neuen Wege mehr, was sich schon daran zeigt, dass die Genre-Palette (Action, Science-Fiction, Thriller) des Filmemachers weiterhin erkennbar schmal bleibt. Da war Dunkirk als (Anti-)Kriegsfilm schon immerhin ein kleiner Ausreißer. Tenet besitzt ein faszinierende Ausgangsidee und Bilder sowie Choreografien, die man im Kino so noch nicht gesehen hat. Allerdings sind verschiedene Versatzstücke wie Zeitsprünge, Wahrnehmungsverzerrung und physikalisch unmögliche Dinge & Bewegungsläufe in Nolans Oeuvre nun auch schon wahrlich länger präsent, sodass vieles in der Summe auch nicht mehr so neuartig und aufregend wirkt. Einige Stimmen sind auch der Meinung, Nolan habe nun seinen Zenith überschritten und würde bereits anfangen, sich selbst zu kopieren.


    James Berardinelli hat in seiner oben zitierten Kritik geschrieben, dass es Nolans Verdienst sei, dem Action-Segment im Blockbuster-Kino durch Intelligenz eine besondere Dimension zu verleihen. Das mag zwar stimmen, aber - wenn man ehrlich ist - endet die Intelligenz in Tenet auch an der Stelle, an der die originelle Idee aus dem Sack ist. Danach suhlt sich Nolan nur noch in Twists, Explosionen, Action-Sequenzen und der durch die Idee ausgelösten Andersartigkeit bzw. Durchbrechung der linearen Erzählstruktur. Insofern lässt sich der im Film geäußerte Ratschlag "Versuchen Sie nicht, es zu verstehen, fühlen Sie es." auch ummünzen in folgende Ansage des Regisseurs: "Ich präsentiere ihnen eine ausgefallene Idee, danach dürfen sie sich nur noch von Schauwerten berieseln lassen." Von der intelligenten Machart bleibt am Ende nicht einmal mehr eine Pointe, sondern nur noch ein Action-Feuerwerk im 'Alles ist möglich'-Stil. Und das lässt - bei aller optischen Brillanz - die 150 Minuten doch im Rückblick einigermaßen zähflüssig und gehaltlos erscheinen. Der Nachhall, den eine vom Prinzip her ähnlich gelagerte Geschichte wie Inception noch auslöste, bleibt bei Tenet weitgehend aus, weil der Film im wesentlichen auf der technischen Ebene - eine wissenschaftliche Grundidee filmisch zu visualisieren - verharrt.


    Auch in Bezug auf den menschlichen Faktor macht Nolan eher wieder Rückschritte. Die Figuren bleiben konturlos und dienen eigentlich nur dem filmischen Fluss; sie besitzen kaum Eigenleben. John David Washington und Robert Pattinson sind an sich famose Helden, aber so richtig mitfiebern tut man mit ihnen nicht. Der Protagonist hat anders als Cobb in Inception auch keinen echten Konflikt, was seinem Handeln mehr Relevanz und Tiefe verleihen würde, als nur den Vorgaben des verworrenen, technokratischen Drehbuchs zu folgen. Auch der Subplot um Kenneth Branagh und Elisabeth Debicki gibt nicht viel mehr, weil man eine solche Figuren-Konstellation in dieser Ausprägung einfach schon hundertfach auf der Leinwand gesehen hat. Hier bleibt der Film so schemenhaft und sachlich wie die Ausgangsidee. Auch das Dialogniveau fällt gegenüber Nolans vorherigen Filmen schon erkennbar ab, was auch nicht gerade von Vorteil ist, wenn man schon keine philosophischen Fragen in irgendeiner Form an die initiative Idee anschließt. Ansonsten bekommt man alles, was man sonst von Christopher Nolan gewohnt ist (inklusive eines dröhnenden Scores von Ludwig Göransson), auf einem soliden bis guten Niveau serviert. Nach meinem Eindruck ist Tenet ein Werk, das in Nolans Schaffen einen Mittelfeldplatz belegen dürfte.

    Auf imdb.com ist Christopher Nolans neuer Film mit einem Anfangswert von 8.0 für seine Verhältnisse eher verhalten eingestiegen. Trotz vieler Lobeshymnen und guter Bewertungen wird Tenet zwischen den Zeilen auch immer mal wieder als ein zwar weitgehend gelungener, aber im direkten Vergleich doch schwächerer und geklonter Inception-Epigone bezeichnet.


    Kritikerspiegel:


    Christoph Petersen von filmstarts.de gibt Tenet die volle Punktzahl und sieht den Film auf einem Level mit Nolans wegweisendem Meisterwerk Inception. Zugleich zieht der Reszensent – wie überraschend viele Kollegen – Vergleiche zu James Bond: "Während man bei 007-Blockbustern aber oft das Gefühl bekommen kann, dass die Handlung und die zentralen Set-Pieces eigentlich unabhängig voneinander entwickelt und erst am Ende zusammengesteckt werden, folgen die Action und die unvergesslichen Bilder bei Christopher Nolan in aller Regel direkt aus der Prämisse." Und er gibt am Ende den Rat einer Figur aus dem Film direkt an den Zuschauer weiter: "Versuchen Sie nicht, es zu verstehen, fühlen Sie es."


    Für die Süddeutsche Zeitung betrachtet Josef Grübl Tenet als "eine simple James-Bond-Story, nur mit Zeitreisen, Entropie und Inversion.", deren originellester Einfall die Einbeziehung und Interpretation des antiken Sator-Quadrats sei.


    Sebastian Markt sieht für die ZEIT unter der Überschrift "Die Zukunft greift uns an!" in Tenet nicht nur den erhofften Blockbuster-Rettungsfilm für die Kinos, sondern erkennt auch in dem Umstand, dass dieser nun zu einem (post-)pandemischen Zeitpunkt mit ungewissem Ausgang des Covid-19-Verlaufs erscheint, eine weitere 'invertierte' Dimension des neuen Nolan-Werks, das dieses sonst auf diese spezielle Art und Weise wohl kaum entfaltet hätte: "(So) erleben wir fast schmerzlich eine weitere Dissonanz: den Gegensatz zwischen dem Leinwandbild eines Saals voller Menschen und der Realität des unter Distanzierungsregeln nur halbwegs gefüllten Kinos. Ein bis vor Kurzem gewöhnlicher Anblick wird zum irritierenden Bild einer in die Ferne gerückten Vergangenheit. Oder einer ungreifbaren Zukunft. […] Dieser Film lässt uns, in – wenn auch distanzierter – Gemeinschaft in einer Welt versinken, die von den Gesetzen der unsrigen entbunden ist."


    Auch sein Kollege Fabian Tietke von der taz sieht durch die Coronakrise vertiefte Bedeutungsebenen in Tenet: "Wenn die Protagonisten des Films schließlich selbst beginnen, durch die Zeit zu reisen, um Ereignisse zu verhindern, lässt sich konstatieren: there is glory in prevention." Und weiter: "Nolans „Tenet“ ist ein rundum gelungener Actionfilm […] (und) markiert die Rückkehr des großen Kinos – bleibt abzuwarten, für wie lange."


    James Berardinelli betont in seiner Besprechung ebenfalls die Nähe des Films zu den großen Agenten-Franchises und hebt Nolans besondere Blockbuster-Talente hervor: "Tenet offers a glimpse of what a James Bond movie might look like with Nolan at the helm. […] Tenet contains a number of top-notch action sequences, any of which could rival the centerpiece moments from a Bond or Mission: Impossible film. [...] A lot of directors understand how to mix a testosterone-and-adrenaline cocktail, but Nolan adds a third ingredient, intelligence, to his recipe." Und er schließt mit der Bewertung: "Although Tenet doesn’t represent Nolan at his best [...], it’s among the director’s most ambitious efforts and is a match for his most narratively complicated screenplays. […] However, under ordinary circumstances, it would have been among a select group of “must see” releases during the summer of 2020. As things have turned out, it may be the only one."

    Ja, da frage ich mich schon. Teilweise hat man das Gefühl, dass - zumindest bei den Privaten - ein Repertoire von ca. 50 Filmen aus den letzten 20 Jahren in einer Endlos-Wiederholungsschlaufe läuft :S

    Die TV-Redaktion eines Senders hat wohl mal auf eine vegleichbare Anfrage eines Zuschauers geantwortet, dass viele alte Filme, Fernsehspiele und Serien (circa vor 1980 entstanden) nicht mehr gesendet würden, weil sie den heutigen Sehgewohnheiten nicht mehr entsprechen würden und dementsprechend bei den Zuschauern auch keine Resonanz mehr fänden. :ka:

    Wobei die Performer der großen Stunts in den Bondfilmen ja schon öfter erwähnt werden als bei anderen Filmen.

    Absolut. Das ist auch ein großes Plus der Bonddokus, dass der Arbeit des Teams und der Stuntmen hier ein breiterer Raum eingeräumt wird.


    Mit Blick auf Cruise muss man aber auch sagen, dass er teilweise Sachen macht, die in einer anderen Filmproduktion noch nicht mal ein Stuntman machen würde. Ich denke, für diese Burj-Khalifa-Szene hätte man beispielsweise ein Stück des Gebäudes im Studio nachgebaut und das mit CGI kombiniert. Ebenso das Hängen an dem Verkehrsflugzeug.

    Ja, da denkt man bei jeder neuen Sichtung unwillkürlich: "Ist der Mann denn irre?!" 8o Diese zwei Stunts sind für mich auch die stärksten und faszinierendsten, die Cruise bislang gemacht hat. Da kann aus Fallout eigentlich auch nur die Helikopter-Action im Finale (Hängen am Hubschrauber und waghalsige Manöver fliegen) so richtig mithalten. Und das war primär auch der Kern meiner ursprünglichen Kritik: Die zwei Stunts aus Ghost Protocol und Rogue Nation sind perfekt in das filmische Geschehen eingebunden, haben eine stimmige Dramatik und genau das richtige Timing, während viele Stunts aus Fallout den Gestus von "Noch eine halsbrecherische Action-Szene und noch eine und noch eine..." haben und mir zu wenig im Sinne der Handlung dramatisch zugespitzt werden bzw. zum Punkt kommen. Man überschwemmt den Zuschauer mit atemloser Action, anstatt die Stunts, die wirkliche Highlights sind, auch als solche herauszustellen und im Kontext des Handlungsverlaufs effektvoller zu integrieren. Ich hoffe, es wird klar, was ich so ungefähr meine. Ich habe auch absolut Verständnis dafür, wenn man das komplett anders sieht. :)

    Absolut, lieber Martin. :prost: Das ging ja auch zu keiner Zeit gegen Tom Cruise und seinen persönlichen Einsatz, sondern gegen das Schubladen-Denken vieler Zuschauer.
    Wenn Bond in GoldenEye von der Staudamm-Mauer springt, hört man häufig: "Ist ja nur der olle Stunt-Heini, der für Brosnan da runterhüpft." Von den gleichen Leuten wird Cruise aber dann auf den Schild gehoben nach dem Motto: "Der macht das alles selbst! Ein Wahnsinns-Typ!!" Daran stört mich nicht das verdiente Lob für den Star, der - wie du richtig schreibst - Dinge tut, die nicht in seinem Vertrag stehen und für die er kein Geld zusätzlich bekommt, sondern die Geringschätzung der Arbeit von Stunt-Leuten. Das würde Cruise, der ja aus eigener Erfahrung weiß, welche Schwierigkeiten und Gefahren damit verbunden sind, sicherlich auch nicht gefallen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich vor einigen Jahren alte TV-Ausschnitte von dem Bungee-Stunt sah, wo einer der Journalisten den Stuntman Wayne Michaels, der für Brosnan sprang, sinngemäß recht lapidar fragte, ob er nicht Angst habe, sich zu verletzen, wenn das Seil reiße. Michaels antworte so in etwa "Ich mache mir keine Sorgen. Wenn bei so einem Stunt etwas schiefgeht, kann man sich auch nicht verletzen, nur sterben."

    Naja, Lane ist der Einzige, der am Leben geblieben ist. Ich glaube, man wollte Hunts Grundkonflikt andeuten, den man auch schon in M:I-2 thematisiert hat: Die Guten sind immer in der Defensive, weil ihr Handeln moralisch limitiert ist. Auch Lark ist da als Gegenentwurf zu Hunt konzipiert. Aber grundsätzlich stimme ich Dir insofern zu, dass mehr behauptet als gezeigt wird. Das sehe ich als ein wiederkehrendes Problem der Filme, das sich auch schon in dem Hosenpfote-Monolog in Teil 3 recht deutlich gezeigt hat. Wahrscheinlich ist auch diese Betonung eines "Erzgegners" grundsätzlich problematisch. Das hat man ja mit Donald Pleasence oder Christoph Waltz auch eher schlecht als recht geschafft. Im Vergleich zu Rogue Nation hat Fallout aber dann immerhin einen recht gut ausgearbeiteten und bedrohlich wirkenden Schurkenplan.

    Du sagst es: Er ist der einzige, der am Leben geblieben ist. Macht ihn das schon zur Nemesis? Dieses Erzfeind-Konzept mochte ich irgendwie noch nie so richtig. Gerade in der M:I-Reihe finde ich große erzählerische Handlungsbögen auch eher hinderlich, weil diese Filme genau wie die Bond-Streifen eigentlich am besten als One Shots funktionieren. Das heißt nicht, dass nicht etablierte Figuren wiederkommen dürfen oder man Verweise auf frühere Missionen einstreuen darf, wenn es im Rahmen bleibt. Dadurch dass McQuarrie aber jetzt als Dauerautor und Dauerregisseur in Personalunion an Bord ist, werden die Verknüpfungen und inhaltlichen Wiederholungen wohl weiter zunehmen. Das finde ich eher schade, weil es gerade der Reiz an M:I ist, dass jeder Beitrag frischen Wind in die Reihe gebracht hat, während Fallout bereits viele Dinge seines Vorgängers nur aufwärmte. Die Missionen 7 und 8 sollen ja auch wieder einen Zweiteiler bilden. Wie gesagt, hätte ich Lane nicht noch einmal gebraucht. Vielmehr hätte man die Zeit nutzen können und die Apostel durch Individuen, die mehr sind als Kanonenfutter, näher beleuchten und somit dem Syndikat ein echtes Profil geben können. Auch das Rätsel um John Lark hätte man ausführlicher und mysteriöser ausschlachten können, wodurch dieser ein besserer und präsenterer Hauptantagonist geworden wäre. Stattdessen gibt Lane in Sigmund Freud-Manier in Visionen und Gefangenenszenen bedeutungsschwanger den Grüßaugust: "Du hättest mich töten sollen, Ethan." Ich muss zugeben, dass ich mich auf Sean Harris seinerzeit gefreut hatte, weil er für mich zuvor doch ein recht unbeschriebenes Blatt war. Seine Performances fand ich aber dann doch eher enttäuschend. Vielleicht hätte die Rolle mit einem anderen Darsteller einfach besser funktioniert? Who knows?


    Das ist eine interessante, grundsätzliche, fast schon medien-philosophische Frage. Für mein Empfinden verdient Cruise schon mehr Lob als entsprechende Stuntleute, denn er tut im Gegensatz zu diesen ja Dinge, die niemand verlangt und für die niemand bezahlt. Der Produktionsfirma und der Versicherung wäre es im Gegenteil sogar lieber, wenn er sie nicht tun würde. Wobei das natürlich nicht die Leistung "normaler" Schauspieler schmälert, die auf Stuntleute zurückgreifen. Aber andere Schauspieler werden ja auch für einen besonderen Einsatz gelobt, etwa Bonddarsteller wie Dalton, oder auch Hongkongkino-Kinostars wie Jackie Chan oder Michelle Yeoh.

    Absolut. Ich will den persönlichen Einsatz von Cruise ja auch nicht schmälern. Vielleicht sehe ich diese Sache auch ein wenig rationaler. Mein Eindruck ist, dass viele mit der "Er macht alles selbst! Wahnsinn!!"-Begeisterung im Gegenzug auch etwas übertreiben und damit jede Kritik (fehlende Innovation, Sinnhaftigkeit der Länge und Platzierung der Stuntsequenzen im Film) niedergewalzt wird. Mein Punkt war eher: Hauptberufliche Stunt-Leute riskieren auch ihre Gesundheit und ihr Leben und werden dafür eben nicht genug gewürdigt. Aber wenn es ein Star macht, dann fliegen ihm die Herzen zu. Hier sollte bei den Zuschauern mal ein Umdenken stattfinden. Es ist großartig, dass Cruise nicht will, dass jemand anderes diesen waghalsigen Sachen für ihn auf sich nehmen muss. Aber auch der anderen Seite hat alles beim Film auch seinen Sinn. Es gibt Stunt-Leute, damit sich die Stars und Schauspieler nicht verletzen und der Film reibungslos und im Zeitplan zu Ende gebracht werden kann. Eine negative Seite dieses persönlichen Engagements von Cruise, der ja auch wahrlich nicht mehr der jüngste ist, wäre also potenziell auch, dass er die (termingerechte) Fertigstellung des Projekts auch torpedieren kann, wenn er sich ernsthaft verletzt bzw. danach vielleicht nicht mehr richtig arbeiten kann. Die Produktionsfirmen und Versicherungen haben da nicht unrecht. Cruise ist momentan der Mann mit dem M:I steht und fällt. Jeremy Renner hat schon als Matt Damon-Nachfolger bei der Jason Bourne-Reihe nur leidlich funktioniert. Wie sollte es ohne Cruise weitergehen? Film ist Arbeitsteilung und Teamwork. Von daher kann ich die kritischen Stimmen schon ein wenig nachvollziehen, dass Cruise es mit seinem halsbrecherischen bis fanatischen Ehrgeiz langsam auch etwas übertreibt. Die Glorifizierung Ethan Hunts als Held hat in Fallout auch deutlich messianischere Züge bekommen als zuvor ("Ich kann gut schlafen, weil er da ist und auf die Welt aufpasst."), während das Team wieder eher in den Hintergrund rückt. Mir würde es besser gefallen, wenn McQuarrie da bei den nächsten Beiträgen wieder etwas gegensteuern würde.


    Und da glaube ich schon, dass beim Filmemachen Synergien entstehen, die über das reine Handwerk hinausgehen. Natürlich wird es in heutigen CGI-Zeiten immer schwieriger, die Exklusivität solcher 'in camera' gedrehten Einsätze herauszustellen. Es gibt sicher zahlreiche Zuschauer, denen der Unterschied zwischen Cruise im echten Heli und einen Schauspieler in einem Set überhaupt nicht auffallen würde. Aber vielleicht werden mit der Zeit die tricktechnischen Unterschiede da auch offensichtlicher. Ein ähnliches Problem hat ja TB, wo die Unterwasserszenen für viele Zuschauer auch viel zu ausführlich sind. Wobei ich aber sagen muss, dass mir die Längen bei Fallout bei meinen bisherigen Sichtungen nicht so schwerwiegend aufgefallen sind.

    Thunderball war natürlich insofern interessant, als dass er als einer der ersten Filme technisch schwierige Unterwasserszenen und maritime Stunt-Choreografien in der Breite umgesetzt hat. Das war damals spektakulär und filmisch wegweisend, weswegen man es schon etwas ausführlicher zeigen darf. Ich würde dir da bei den Synergie-Effekten auch durchaus zustimmen. Fallout hat auch solche Szenen wie den Halo-Jump oder das Helikopterfinale. Das darf man schon breiter zeigen, wenn es nicht zu sehr ausufert. Wie gesagt: Auch solche Aufnahmen müssen im Kontext des Gesamtwerks vom Timing her stimmig eingefügt werden. Bei Thunderball sind die Meinungen damals wie heute ja auch gespalten (siehe Thread). Mich stört auch eher die sehr lange Paris-Action, die jetzt auch im Kontext der eigenen Historie nicht viel Neues bietet. Gerade die Motorrad-Jagden mit Ethan und Ilsa heben sich jetzt nicht sonderlich von denen in Rogue Nation ab. Aber das ist eben auch Jammern auf hohem Niveau. Bond liefert sich ja auch gefühlt in jedem zweiten Film eine Verfolgungsjagd mit seinem neusten oder dem 'all time high' Aston Martin-Modell. Ich glaube, mir sagt einfach die allgemeine filmische Struktur von Fallout weniger zu als bei den Vorgängern. Da ist die ausgiebig zelebrierte Action am Ende nur ein Teil des Problems.


    Das ist eher so allgemeine Beobachtung, vor allem bei einigen Bondfans. Alles, was Cruise macht, ist da immer prinzipiell bei Bond geklaut.

    Das ist aber auch immer ein unfairer Vergleich. Die Bondreihe hatte schon über 40 Jahre auf dem Buckel, bevor Cruise mit M:I in Serie erst so richtig losgelegt hat. Das Franchise hat den Actionfilm und den Agententhriller seit 1962 enorm beeinflusst, sich aber dabei auch immer wieder selbst kopiert. Insofern sind ja alle irgendwie Epigonen. Und auch die Bondfilme haben sich immer mal wieder gerne inspirieren lassen. Gerade die beiden letzten Moore-Filme und die Dalton-Bonds weisen doch vor allem in den Action-Sequenzen 'interessante' Parallelen zu den ersten beiden Indiana Jones-Streifen auf. Insofern finde ich die Kritik an Cruise in dem Punkt auch maßlos überzogen.

    Ich schätze deinen glühenden Einsatz für die Reihe, Mister Bond. Aber in ein paar Punkten liegen wir wohl einfach unverrückbar auseinander...


    Ist mir unerklärlich, wie diese fantastische Figur nicht zu euch durchringen kann, stattdessen diese relativ unwichtigen und nichtssagenden Damen vorher. [...]
    Ps.: noch hat Ethan mit Ilsa keine Liebesaffäre, sie sind mehr Seelenverwandte! Das ist eine Fehlinterpretation deinerseits, Scarpine. Besonders die Erwähnung von "großer Liebe". Das wird nirgends behauptet. Man kann lediglich davon ausgehen, dass sich beide eventuell lieben werden, mehr nicht.

    Wie gesagt: Frauen sind Geschmackssache. Mir ging es - wie erwähnt - weniger um die Figur als um die Schauspielerin, die für mich nicht so ein starkes Charisma besitzt, auch wenn sie die Rolle gut darstellt. In Fallout haben sie zudem diese Undurchsichtigkeit/"Das kann ich dir nicht sagen"-Nummer relativ lieblos reaktiviert. Wobei das Storytelling auch in Rogue Nation nie so clever war, wie es gerne wäre. Schon bei der Erstsichtung habe ich nach ihrem ersten Auftritt nie daran gewzeifelt, dass Ilsa zu den Guten gehört. Ich finde allerdings schon, dass die Macher in Fallout eine Liebesstory andeuten: "Du hättest mit mir kommen sollen.", die dramatische 'High Noon'-Szene als Hunt sie gezwungenermaßen überfahren muss, die spielelerische Verfolgungsjagd durch die Gassen mit anschließender Aussprache, Luthers "Er macht sich was aus dir."-Dialog, ihre schockierte Reaktion "Er ist verheiratet!?", die Art, wie Ex-Flamme und (potenziell) neue Flamme am Krankenbett interagieren (Pass gut auf ihn auf...). Das wird schon sehr deutlich forciert. Auch dass Ferguson in den nächsten Teilen wieder dabei ist, erscheint als ein Fingerzeig, dass sie weit mehr als ein gewöhnliches Teammitglied ist. In Rogue Nation sieht das Ganze - da stimme ich dir zu - noch anders aus. Deswegen empfinde ich das ja auch als einen leichten Bruch.


    Und Lane, ja warum ist Solomon Lane der beste Bösewicht? Liegt es vielleicht daran, dass er der Kopf vom "Syndikat" ist und dieses Syndikat nicht so ein albernes Spectre aus Spectre, also bloße Behauptung, ist? Liegt es daran, dass er ohne die Wimper zu zucken unschuldige Menschen tötet? Liegt es einfach der der bedrohlicheren Ausstrahlung eines Sean Harris als die der Gegenspieler zuvor (Ausnahme: Seymour Hoffmann)?

    Bei diesem Punkt liegen wir wirklich meilenweit auseinander. Wo wird das Syndikat denn irgendwo präsent oder gar bedrohlich? Ein paar Statisten in Wien und London, die von Ethan und Ilsa mal eben weggeballert werden? Ansonsten sind die Syndikats-Mitglieder ebenso wie die Apostel doch nur schemenhafte Karteileichen auf dem Computer-Display des IMF. Gibt es da irgendwelche gefährlichen Individuen? Ach ja, den Knochendoktor. Ich bin nun wirklich kein großer Fan von Hinx, aber der ist erinnerungswürdiger und bedrohlicher als der ganze Syndikats-Clan. Und er hat einen erinnerungswürdigen Fight, wäre der Knochendoktor in unter einer Minute von Ilsa abgestochen wird. Harris hat für mich keine sonderlich bedrohliche Ausstrahlung. In Rogue Nation wirkt er über weite Strecken wie ein biederer IT-Programmierer und in Fallout wie eine Art Robinson Crusoe mit seinem Survival-Look. Bislang hat jeder M:I-Schurke unschuldige Menschen ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht. Wo hebt sich Lane da groß ab? Job hat mit 4 Mitgliedern ein ganzes IMF-Team auf dem Gewissen (von denen er zwei persönlich umbringt). Ambrose lässt ein vollbesetztes Passagier-Flugzeug abstürzen, nur um seine Spuren zu verwischen. Lanes Verbrechen und die des Syndikats werden immer nur angedeutet. In Rogue Nation erklärt Ethan die Gefährlichkeit des Syndikats und auf Benjis Bildschirm sieht man ein paar Fotos; in Fallout führt Walker diesen "Ist es wahr, dass Lane..."-Aufzählungsmonolog. Hier begehen Drehbuch und Regie denselben Fehler, den man auch der Bondreihe häufig zurecht ankreidet: Show, don't tell. Statt sich nur von einer Action-Sequenz zur nächsten zu hangeln, hätte man ja mal on screen zeigen können, warum Lane, Lark, das Syndikat und die Apostel-Splittergruppe so bedrohlich sind. Das kommt mir nämlich etwas zu kurz, während man scheinbar ewig Zeit hat, Cruises zugegebenermaßen atemberaubenden Stunt-Einlagen zu folgen. Hier fehlt es - meiner Meinung nach - an dem notwendigen Augenmaß, was für das filmische Erzählen wichtig ist und was nicht.


    Und überlang? Come on, wen dem so wäre, würde ich auch einnicken, wie z.B. bei vielen MCU, DCEU und Transformers Sachen. Die 148 Minuten vergehen im Nu, ich hatte keine einzige Sekunde das Gefühl, da würde sich aber etwas in die Länge ziehen, ganz im Gegensatz zu Skyfall, Spectre und sogar Casino Royale!

    Das ist wohl auch Geschmackssache. Auffällig ist in jedem Fall, dass Fallout mehr als 20 Minuten länger dauert als alle anderen M:I-Streifen, die standardgemäß eine Laufzeit von circa 125 Minuten haben. Gefühlt gab es für mich schon Längen. Gerade mit den ganzen Interaktionen/Doppelspielen rund um die Weiße Witwe und ihren Clan. Vor allem in Paris habe ich mich mehrmals bei dem Gedanken ertappt: Eigentlich rast der eine nur hinter dem anderen her, dieser prügelt sich mit jenem, während jener ein doppeltes Spiel treibt und dieser Partei dazwischen funkt. Das ist zwar alles temporeich und interessant zum Anschauen, aber gefühlt kommt die Handlung hier nicht wirklich vom Fleck, weil es sich so auf einen atemlosen Action-Verfolgungsjagd-Overkill verengt. Aber vielleicht bin ich da auch überkritisch.


    Und da ist Cruise und sein Team innovativer, spielfreudiger, mit echten Emotionen dabei.

    Das würde ich auch nicht bestreiten wollen. Da wäre ich voll bei dir. Nur ein Fanatiker wie Cruise, der für die Sache "brennt", würde solche Stunt-Geschichten persönlich durchziehen. Von daher kann man ihm vieles nachsagen, aber niemals fehlendes Engagement für die Sache. Cruise und sein Team versuchen es jedes Mal noch besser hinzubekommen. Dieser Willen ist klar erkennbar, während man bei den Broccolis häufig eher so eine "Dienst nach Vorschrift"-Einstellung bemerken kann. Das hat Martin ja auch zurecht kritisiert.

    Ich finde Ferguson auch etwas überhypt, wobei das sicherlich auch stark von den persönlichen, geschmacklichen Präferenzen abhängt. Die Figur gewinnt sehr dadurch, dass sie ambivalent und undurchsichtig ist und letztlich auch etwas getriebenes hat. Wobei ich aber auch sagen muss, dass das in 'Fallout' nicht mehr so gut rüberkam.

    Volle Zustimmung, auch zu den anderen Damen. Mir ging es beim Vergleich wirklich nur um die reine Ausstrahlung und nicht um die Qualität des Spiels; da schneidet Newton natürlich schlechter ab. Ja, diese "Dieselbe Schmonzetten nochmal"-Nummer hat mich auch gestört. Da behauptet Fallout in Bezug auf Ilsa und Lane auch so einiges, was das Storytelling zuvor gar nicht hergegeben hat. Dass Ilsa auf einmal die zweitwichtigste Frau nach seiner Ex sein soll, fand ich wenig plausibel. Da war doch sogar die Affäre mit Nyah intensiver und glaubhafter on screen entwickelt. Das gilt auch für Lane, der auf einmal Hunts Nemesis und Alptraumgestalt sein soll, obwohl er seit zwei Jahren in Haft sitzt und verhältnismäßig einfach aus dem Spiel genommen wurde. Da hatte Hunt mit Ambrose, Davian und Cobalt mehr nervenaufreibenden Stress; vor allem im Schlussakkord. Da wäre es glaubhafter, wenn Hunt noch Schreckensvisionen von Davian hätte, wie der seine Frau bedroht und erschießt. Auch wenn es prinzipiell schön ist, dass man erzählerische Linien weiterführt und abschließt, funktioniert das für mich mit Ilsa (plötzlich große Liebe) und Lane (plötzlich Hunts "Joker") irgendwie nicht so gut, während die Involvierung von Julia voll und ganz geglückt ist.


    Die Actionszenen sind vielleicht zu lang und zu inkonsequent zusammengeschnitten. Ich muss da gestehen, dass ich mich an solchen Szenen nicht wirklich satt sehen kann und da vielleicht nicht kritisch genug bin.

    Das unterscheidet uns wohl, Martin. Ich genieße auch gerne knallige Action, sehe mich aber daran satt, wenn sie gefühlt zu lange dauert. Film ist nunmal keine Echtzeit, sondern raffendes, komprimiertes Erzählen. Ich finde Action reizvoller, wenn sie gut geschnitten ist. Letztendlich ist es toll, dass Cruise diesen Einsatz zeigt, aber er verdient deswegen nicht mehr Lob als jeder Stuntman, der dies tut. Es ist zwar bewundernswert, dass er als Star diese körperliche Beanspruchung und Gefahr auf sich nimmt, aber Film ist nun einmal Illusion und nicht 'echt'. Ein Schauspieler stellt etwas dar, er muss diese Dinge deswegen nicht zwingend selbst tun. Mich würde es nicht groß stören, wenn Cruises Job Stuntleute übernehmen würden, wenn es gut getrickst ist. Leider hat man in der Bondserie auch öfter mal gezeigt, wie man es nicht machen sollte, wie bei Moores offensichtlichen Doubles in den Paris-Szenen von A View To A Kill oder bei Craigs komisch auf den Stuntman-Körper 'transplantierten' Kopf in der Istanbul-Jagd aus Skyfall. Bei den Cruise-Sequenzen hat man den Eindruck, dass sie das alles so lang und breit zeigen, weil er es selbst performt hat. Und da setzt mein Kritik an: Ein Film ist ein konzeptionell und visuell gestaltetes, künstlerisches Produkt. Fallout wirkt durch die Länge der Action-Sequenzen aber überlang und irgendwie bisweilen etwas zäh und substanzlos, was das Finale in emotional packender Hinsicht wieder ganz gut auffängt. Hier hätte ich mir mehr Gestaltungswillen und Rhythmus-Gefühl von McQuarrie bei den Action-Momenten gewünscht. Letztlich geht es ja darum, diese gewinnbringend in das filmische Gesamtwerk einfließen zu lassen und nicht ein Best-of der waghalsigsten Tom Cruise-Stunts in Echtzeit nacheinander abzuspulen. Was in Ghost Protocol und Rogue Nation noch sehr gut funktioniert, wirkt in Fallout in der Häufung und Ausgiebigkeit auf fast schon dekadente Art renommistisch. Ich hoffe, dass sie bei den nächsten Filmen die Action-Highlights wieder etwas passgenauer im Hinblick auf Story-Relevanz und Timing einflechten. Die Vergleiche zu den Craig-Bondfilmen würde ich ähnlich ziehen.


    Die Innovation von Actionszenen ist dabei eine Sache, die mir für Mission: Impossible immer etwas strenger gestellt zu sein scheint als für andere Filme. Das Entern eines Hubschraubers im Flug gab es auch schon in Bondfilmen, aber eben auch schon vor Bond. Mich erinnert das Finale wesentlich mehr an Das fliegende Auge oder Cliffhanger als an entsprechende Bondfilme. Grundsätzlich würde ich behaupten, dass in den letzten zehn oder zwanzig Jahren sehr, sehr wenige Actionfilme prinzipiell neue Actionsequenzen kreiert haben.

    Ich finde Innovation auch nicht so wichtig, weil man im Action-Sektor auch nicht mehr so viel 'Neues' liefern kann. Mich stört das nicht so sehr, mir ging es eher um die filmische Handhabung der Action (siehe oben). Durch den Marathon schätze ich die M:I-Filme auch noch sehr viel mehr und hatte beim Konsum sogar spontan ein paar Ideen für einen eigenen M:I-Film... :)

    Happy Birthday, Sir Sean! :luck:
    Neunzig Jahre - das ist wirklich ein stolzes Alter. Und unser Ur-Bond ist ja mittlerweile seit 17 Jahren im wohlverdienten Ruhestand. Golf, Bahamas, Zeit mit der Familie. Ich hoffe, es sind ihm noch einige schöne Jahre vergönnt! Craigs Bond kommt in seinem letzten Einsatz ja auch aus dem Ruhestand. Vielleicht ruft "Edward Fox" ja auch nochmal an... "Das hat mich aufrecht erhalten, Sir." :D

    Sehr gerne. :) Interessante Punkte. Ein paar Einwände hatte ich ja schon erwartet. :D


    1) Selbst bei Brad Bird erkenne ich jetzt keine eigene Handschrift, sorry.

    Deswegen habe ich ihn ja auch dazwischen eingeordnet. Er hat keinen dominanten Stil, aber seine Inszenierung ist filmischer, visueller als die von Abrams oder McQuarrie.


    2) dass Rogue Nation visuell nicht so überzeugen kann, nun, ich weiß nicht.

    Das habe ich nicht gesagt. Visuell überzeugt der Film schon, mehr als z. B. Mission: Impossible III. Im Vergleich zu dem Vorgänger wirkt er aber schon etwas unaufgeregter. Es fehlen die großen, ikonischen Bilder. Da war Ghost Protocol stärker.


    3) warum hier oftmals ein Weltbedrohungsszenario als Spannungsaspekt genannt wird? Weiß ich auch nicht. [...] Und auch bei Bond ist das direkte Weltbedrohungsszenario äußerst selten.

    Das bezieht sich auf die häufiger hier im Forum geäußerte Meinung, dass es bei M:I bessere und eindringlichere Bedrohungsszenarien als bei Bond geben würde. Daher lag es nahe, diesen Aspekt näher zu beleuchten.


    4) das Finale von Rogue Nation zeigt doch genau, wieso das Finale von Spectre einfach nur schwach ist. Keine 08/15 Musik, es wird darauf verzichtet und alleine der Plan, exakt, hier hat man einen Plan, sticht deutlich positiv hervor. Der Schurke wird nicht einfach billig und zufällig gestellt. Gerade die Gegenüberstellung im Glaskasten, ist im Hinblick mit der Eröffnungssequenz einfach nur gelungen.

    Die Musik und der Glaskasten sind sehr gut. Mich stört der allgemeine Ablauf, wie es dazu kommt. Das geht zu glatt und schnell. Lane gibt Benji gezwungenermaßen den Code, Ethan und Ilsa ballern in einer Minute das ganze Syndikat weg und der Knochendoktor macht es auch keine Minute. Und da kommt schon der Glasbox-Moment. Da hätte man story- und spannungstechnisch mehr herauskitzeln können.


    5) Sean Harris ist für mich auch deutlich der beste Schurke der gesamten Reihe. Lediglich Seymour Hoffman kann ihm das streitig machen. Es reicht auch hier schon die Eröffnungssequenz von Rogue Nation um dies klarzumachen. Der Tod der armen, jungen und wohl unschuldigen IMF Mitarbeiterin, Ethan Hunt kann nur tatenlos zuschauen. Das ist schon mal ein Statement und da bedarf es noch nicht mal eine Bedrohung durch Atombomben. Durch die Gegenüberstellung IMF gegen Das Syndikat, gewinnt der Film auch. Endlich mal eine größere und wesentlich bedrohlichere (als das SPECTRE im gleichnamigen Film) Organisation mit der es Hunt nun zu tun hat.

    Aber was sieht man denn von dem Syndikat groß? Finster drein blickende Statisten, die umgelegt werden, wie in jedem anderen M:I-Film auch? Lane ist in dieser einen Szene gut. Danach wird er immer weniger bedrohlich. Dass er Ilsa - trotz ständiger Gegenbeweise - nicht fallenlässt, ist schon sehr schwach und an den Haaren herbeigezogen. Und in London ist von der Villain-Aura dann nicht mehr viel übrig, wenn Harris grummelig und mit nervös-linkischer Mimik im Rollkragenpulli wie ein IT-Entwickler vor seinem Laptop hockt, wo er doch der große Mann am Drücker sein sollte. In einer anderen Kritik an Harris hieß es mal ironisch, dass kein Filmschurke jemals das Wort "please" verwenden sollte. ;) Woanders hieß es mal, in Fallout wirke er wie ein "Tom Hardy für Arme". Das spricht nicht unbedingt dafür, dass die Zuschauer Harris als bedrohlichen Gegenspieler wahrnehmen... Vielleicht hätte ein anderer Schauspieler aus der Rolle mehr herausholen können? Auf der anderen Seite ist die Darstellung der Schurken in der M:I-Reihe allgemein ausbaufähig.


    6) Rebecca Fergusons Ilsa Faust empfinde ich, wohl auch viele andere, als die beste weibliche Actionheroine seit Ellen Ripley und Sarah Connor.

    Das bezieht sich auch nicht auf die Rolle, die zumindest in Rogue Nation gut geschrieben ist. Ferguson hat im Vergleich mit den genannten Damen einfach weniger Charisma. Das ist natürlich Geschmackssache. Für mich hat sie dieses typische Model-Face und eine dazu passende langweilige Ausstrahlung. So eine Art Veronica Ferres/Superweib-Look, der mir weniger liegt. ^^


    7) und doch, die Actionszenen in Fallout stehen deutlich über die Qualität der Actionszenen der vergangenen vier Bondfilme, aber auch über die anderer Konsorten. Warum? Nun, es ist natürlich von Vorteil, dass Cruise seine Stunts selber macht. Deshalb haben wir hier eine dynamische Aufbereitung der Action. Immer übersichtlich, ohne hektische Schnitte und ohne CGI Einsatz. Das bietet keine andere Actionreihe auch nur ansatzweise. [...] Aber die halsbrecherischen Stunts eines Tom Cruise, egal ob das Klettern auf Berge und Hochhäuser, das Klettern an Helikoptern und Flugzeugen oder ein HALO-Jump ohne CGI, bleiben die Stärken der M:I Reihe.

    Das mit den vier Bondfilmen habe ich auf die Qualität der Gesamtfilme bezogen. Über die Action könnte man streiten, ob die jene von vier ganzen Filmen aufwiegt (das waren ja auch echte Stuntleute, nur keine Promis). Ja, es sind tolle echte Stunts. Was mich stört, ist, dass das so ausufert. McQuarrie lässt die Kamera einfach mitlaufen, weil alles so 'aufregend' ist. Das ist aber nicht filmisch gestaltend. Das wirkt manchmal fast, als hätten sie alle Rohaufnahmen hintereinander gesetzt und gar nicht richtig geschnitten. Vor allem bei der Helikopterjagd ist das augenfällig. Meine Meinung ist: Würde man die Action in Fallout "bis auf die Knochen" schneiden, hätte man einen noch besseren Film.

    Aktuelle Rangliste


    Obwohl ich die Filme eigentlich alle recht nah beieinander sehe - was für den guten Standard der Reihe spricht - aber das Ranking schwer macht, würde dieses wohl wie folgt aussehen:


    01. Mission: Impossible
    02. Mission: Impossible - Rogue Nation
    03. Mission: Impossible - Ghost Protocol
    04. Mission: Impossible - Fallout
    05. Mission: Impossible III
    06. Mission: Impossible II


    This post will self-destruct in ten seconds. Good luck, Ethan! 8)

    Mission: Impossible – Fallout


    Der sechste M:I-Kinofilm wurde bei seinem Erscheinen 2018 als ein Action-Werk gefeiert, das neue Maßstäbe setze und laut manchen Kritikern besser wäre, als die letzten vier Bondfilme zusammen. Man braucht kein Hardcore-Fan des genannten Franchise zu sein, um festzustellen, dass hier in der Einschätzung maßlos übertrieben wurde. Denn das Rad erfindet Fallout wahrlich nicht neu; weder im Blockbuster-Sektor, noch innerhalb der M:I-Serie. Im Gegenteil: Der Streifen wirkt über weite Strecken wie eine Vermischung der Storylines der vorangegangen Teile Ghost Protocol und Rogue Nation. Wieder ein Atombomben-Plot von Anarchisten, wieder das Syndikat, Lane und Ilsa in einer undurchsichtigen Provokateur-Rolle, wieder ein CIA-Chef, der das IMF ausstechen will, wieder Motorrad-Verfolgungsjagden mit Faust und Hunt. Sicherlich fügt sich das Ganze meist stimmig zusammen, aber innovativ ist es nicht und man hat als Zuschauer mit zunehmenden Filmverlauf immer mehr Déjà-vu-Momente. Man kann nur hoffen, dass sich diese Wiederholungs- und Recycling-Tendenzen – garniert mit immer waghalsigeren Stunts – nicht in Mission: Impossible 7 und 8 so fortsetzen, wenn Drehbuch und Regie wieder in den Händen von Christopher McQuarrie liegen. Ansonsten ist Fallout aber rundherum temporeich und gewissenhaft inszeniert.


    Die genannten erzählerischen Linien und Anlehnungen machen es auch schwer, das Script von Christopher McQuarrie adäquat zu bewerten. Insgesamt hätte ich mir hier mehr Varianz und trickreiche Wendungen versprochen. Gerade als Kenner der Serie riecht man die Twists teilweise doch schon von weitem. Der Plan der Schurken und ihr stoischer Fanatismus erinnern sehr an das Vorgehen von Cobalt in Ghost Protocol. Ich muss gestehen, dass ich gerade Solomon Lane und Ilsa Faust nicht noch einmal gebraucht hätte. Beide Figuren finde ich persönlich recht ausdruckslos und ihre Rollen auserzählt. Gerade Lane wirkt in seiner abgerissenen Folterkluft doch eher bemitleidenswert und eigentlich hätte das Geheimnis um John Lark und die Apostel doch vollkommen ausgereicht und sie hätten eben Lanes Willen ausgeführt. Auf diese Weise hat der eigentliche Hauptgegner doch recht wenig Profil, weil man das Mysterium um Lark nicht weiter aufgebaut hat. Außerdem finde ich es ein wenig schade, dass man ständig Screentime auf Nebenschauplätzen verschwendet. Hunts Lane-Visionen und seine Zukunftsblicke nehmen langsam etwas überhand. Auch die reine Action, auch wenn sie teils großartig choreografiert ist, nimmt spürbar zu viel Raum ein. Fallout dauert mit seinen 147 Minuten unverhältnismäßig lange und wirkt in der Nachbetrachtung durch gefühlt 100 Minuten reine Verfolgungsjagden schon etwas hohl. Gerade in Paris reiht sich einfach nur noch eine Action-Sequenz an die andere, ohne dass die Story dabei wirklich vom Fleck kommt. Dennoch wieder ein solides bis gutes Drehbuch.


    Ich weiß, dass viele den Stunt-Einsatz von Tom Cruise feiern, aber bei einem Film zählen eben auch noch andere Qualitäten. In Sachen Rhythmus, Balance und Tempo hängt der sechste Streifen dann leider doch öfter mal durch. Die vielen real gefilmten Aktionen sind mitreißend, aber McQuarrie fängt das für meine Begriffe auch nicht immer so packend (v.a. vom Schnitt her) ein, wie es die gefährlichen Einsätze von Cruise und Co. verdient hätten. Die finale Helikopterjagd hat bei aller Klasse durch die verschneiten Kaschmir-Berge, die komisch blinkenden Cockpit-Konsolen, Larks unnatürliches Mündungsfeuer und die comicartigen Mehrfach-Überschläge auch einen gewissen Videospiel-Charakter. Lorne Balfes Score finde ich etwas eindimesionaler als den von Joe Kraemer. Zwar werden die Szenen passend untermalt, aber erinnerungswürdige Tracks sind nicht wirklich vorhanden. Frankreich, England, Norwegen und Neuseeland sind passende und kamerafüllende Schauplätze. Zu den Highlights zählen Hunts Flucht mit Lane im Wagen, die Suche nach den Bomben in Kaschmir und die Jagd durchs Gebirge. Die Besetzung ist gewohnt gut. Viele Neuzugänge sind ja auch nicht zu verzeichnen. Tom Cruise's Ethan Hunt wirkt weiser, reifer und findet auch in ausweglosen Situationen noch Lösungen. Vermutlich ist es die bislang beste Performance von Cruise in der Rolle. Ansonsten sind noch Ving Rhames und Simon Pegg erwähnenswert, die die zwei treuesten (Team-)Freunde von Hunt geworden sind. Alles in allem ist Fallout ein guter und größtenteils gelungener Serieneintrag.