Beiträge von Scarpine

    @ Kronsteen


    Wenn ich mal wieder dazu komme, sehr gern. Momentan habe ich es - wegen Zeitproblemen - nicht auf der Agenda. ;)


    @ Count Villain


    An die Storys kann ich mich noch gut erinnern.


    "The Black Trap" gefiel mir am besten, weil die Handlung so schön bodenständig war und Afrika als "düsterer" Kontinent (wie der Titel schon sagt) interpretiert wurde. Das hatte eine interessante atmosphärische Komponente. Und das Villain-Duo war ebenfalls herrlich.


    Die beiden COUNT-Storys fand ich etwas verworren und insbesondere die letzte "Death on Arrival" habe ich als sichtbar überkonstruiert in Erinnerung. Aber ihr habt da lange vor Quantum eine eigene, interessante und mysteriöse Organisation geschaffen, die durch ihre Struktur (verschiedene Ablegergesellschaften und die Frage, wer kennt den Boss) und die Verwendung von Decknamen aus der nordischen Mythologie einen starken Reiz ausüben konnte. Und wenn ich mich recht erinnere ist COUNT ja auch immer noch nicht besiegt. Odin läuft ja noch frei herum...

    James Bond Rewatched


    # 06: Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969)


    OT: On Her Majesty’s Secret Service; GB 1969; 142 Min.; R: Peter R. Hunt; D: George Lazenby, Diana Rigg, Telly Savalas, Gabriele Ferzetti, Ilse Steppat, Angela Scoular, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn.


    Mit dem Abschied von Sean Connery machten es sich die Produzenten zur Aufgabe einen neuen Hauptdarsteller zu finden. Sie fanden ihn in der Person des australischen Dressman George Lazenby. Und man engagierte auch einen neuen Regisseur. Mit Peter R. Hunt wurde eine ehemaliger Schnittmeister und Kinofilmdebütant zum hauptverantwortlichen Spielleiter befördert. Gleichzeitig sollte "On Her Majesty’s Secret Service" – neben "Casino Royale" Ian Flemings ambitioniertester Roman – adaptiert werden. Sollte das gut gehen? Es sollte, auch wenn der Streifen in der Folge zwar zu einem großen Werk geriet, aber keineswegs zu einem Meisterstück.


    Mit George Lazenby führt erstmals ein neuer Name die Kredits an. Dass jemand anders außer Sean Connery James Bond hätte sein können, das konnten sich 1969 wohl nur die Wenigsten vorstellen. Man kann nun zahllose Argumente hin und her wälzen, ob Lazenby sein Job nun gut oder schlecht machte. Fakt ist: Sean Connerys "Größe" erreicht er zu keinem Zeitpunkt, aber das konnte zur Entstehungszeit des Werks auch nicht die Maßgabe sein. Lazenby ist smart und zupackend, seine Dynamik in den Action-Momenten fabulös, aber in den wichtigen emotionalen Szenen des Films macht sich seine fehlende darstellerische Klasse eben doch eindeutig bemerkbar. Gerade in einem Streifen wie "On Her Majesty’s Secret Service". Man kann Lazenbys Performance je nach Schwerpunkt von "beachtlich" bis "annehmbar" einstufen. In Diana Rigg haben die Macher eine hervorragende Darstellerin gefunden, die zwar mit dem Romancharakter Teresa di Vincenzo wenig zu tun hat, aber dafür als temperamentvoll-vielschichtige Frau punkten kann. Telly Savalas zeichnet seinen Ernst Stavro Blofeld als einen körperbetonten Obergangster. Vom Pleasance` nervösem Strippenzieher ist fast nichts übriggeblieben. Als weitere Bondgirls sorgen Angela Scoular und Catherina von Schell für abwechslungsreiche Momente. Besonders perfekt sind die Nebenrollen besetzt. Gabriele Ferzetti und Ilse Steppat sorgen mit ihren Interpretationen des weltmännischen Mafiavaters und der herrschsüchtigen Verbrecherassistentin für die schauspielerischen Highlights des Films.


    Auch Peter Hunt bringt wieder einen Stilwechsel in die Reihe. Nach Gilberts buntem Spektakel, erleben wir nun wieder einen ernsten Agententhriller. Hunt zeigt sich in der seriösen Herangehensweise eindeutig von Terence Young beeinflusst, auch wenn er zusätzlich Nuancen von Guy Hamiltons Sarkasmus-Momenten verarbeitet und seine eigenen charakteristischen Schnittrhythmus zu voller Entfaltung bringt. Seine Inszenierung ist spannend, temporeich und in den besten Momenten sogar von einer gewissen Größe. Anderen Szenen wiederum machen ein äußerst durschnittlichen Eindruck und die Echo-Effekte bei den Kampf-Choreografien zeugen auch nicht gerade von großer Klasse. Das von Richard Maibaum gefertigte und von Simon Raven in den Dialogen ergänzte Drehbuch gibt eigentlich wenig Anlass zur Kritik. Nach dem diesbezüglichen Totalausfall "You Only Live Twice" hält sich das Skript wieder zu großen Teilen an seine Romanvorlage, was dem Streifen in punkto Ernsthaftigkeit sehr bekommt. Kritik ist vereinzelt aber doch angebracht. Zum einen verpasste man es Kürzungen vorzunehmen, die denn Film flüssiger gemacht hätten, und zum anderen kann die Liebesgeschichte zwischen Bond und Tracy in der dargebotenen Form nicht vollends überzeugen. Hier hätte man mehr subtile Sorgfalt walten lassen sollen.


    Der Soundtrack hingegen ist abermals makellos ausgefallen. Das versteht sich bei dem Namen John Barry in gewissermaßen schon von selbst. Ohne Frage einer der besten Scores aus der Feder des Komponisten. Demgegenüber besitzt Louis Armstrongs Titelsong zwar echte lyrische und gesangliche Qualitäten, ist aber im Franchisevergleich doch eher ein Kandidat für das hintere Mittelfeld. Maurice Binders Titelsequenz mag zwar durch die Idee von Bonds Karriere in der verrinnenden Sanduhr bestechen, ergeht sich aber sonst nur in erschreckend banaler Einfallslosigkeit. Da Ken Adam nicht zur Verfügung stand, vertrat ihn abermals Syd Cain. Wieder fiel das Ergebnis nicht besonders glorreich aus, auch wenn man immerhin den portugiesischen Hotelsuiten und dem Innern von Piz Gloria einen gewissen optischen Reiz nicht absprechen kann. Die Schauplätze präsentieren sich mit (traditionsgemäß) England, Portugal und der Schweiz sehr ausgewogen. Der Vorwurf des eintönigen Schneeelements kann ich nicht ganz nachvollziehen, weil doch hier – im Gegensatz zu den beiden Vorgängern – die südländisch-kontrastreiche Location Portugal noch sehr effektiv nachwirkt. Die Drehorte versprühen jede Menge Esprit und Atmosphäre. Hinter der Kamera sitzt abermals ein neuer Mann. Michael Reed zeigt sich für die Cinematographie verantwortlich, die sich in der Portugal-Handlung wunderbar farbenfroh präsentiert und im späteren Handlungsverlauf zwangsweise durch den Schauplatzwechsel nüchterneren Tönen Raum geben muss. In den Action-Sequenzen ist die Kameraführung dynamisch wie nie. Von der Strandschlägerei der Vortitelsequenz, über Ski-Verfolgungsjagden und die Erstürmung der Alpenfestung bis hin zur finalen Bobjagd bleibt wahrlich kein Wunsch offen.


    Gesamtwirkung: Peter Hunt schuf ohne Frage im vielerlei Hinsicht einen Ausnahmefilm. Leider verhindern leichte Defizite beim Hauptdarsteller, in der Inszenierung und in der Entwicklung der Liebesgeschichte insgesamt eine Höchstwertung. Trotzdem muss man den Verantwortlichen für diesen ambitionierten Film Respekt zollen. "On Her Majesty’s Secret Service" ist und bleibt ein Solitär unter den Bondfilmen. Die atmosphärische Dichte und qualitative Klasse dieses Werks sollte für eine lange Zeit unübertroffen bleiben.


    Meine Wertung: 4,5 von 5 Punkten

    @ Kronsteen


    Da es unter anderem auch an mir lag, dass der letzte Anlauf grandios scheiterte, möchte ich mich mal kurz zu deiner Frage äußern:


    Ich persönlich würde eher mal eine eigene Bondstory hier veröffentlichen (wenn ich mal wieder die Zeit finde eine zu verfassen).
    Für die Bondstory hier muss ich - nach reichlicher Überlegung - eine Beteiligung aber leider eindeutig verneinen. Es ist einfach nicht meine Art an Storys heranzugehen.


    Ich muss erstmal die Gesamtstory grob umreißen und mache mich dann an die Feinausführung. Das Patchwork-Schreiben, indem man
    einfach beginnt, immer auf den vorherigen Beitrag anwortet und erst nach und nach den roten Faden finden muss, liegt mir einfach nicht.


    Aber es gibt ja mit Count Villain und Martin noch andere kreative Schreiber in diesem Forum...


    "Für König und Vaterland" ginge gut von der Zunge. Und ein Fall mit dem Königshaus wäre mal was Neues und zudem noch sehr britisch. Und ein gewisser Glamour wäre garantiert.


    Genau. Ein deutscher Prinz versucht die ganze britische Königsfamilie zu erledigen, um sich als eigentlich achtundzwanzigster Kandidat in der Thronfolge selbst die Krone aufzusetzen. :D
    Aber halt: Das gab es ja bereits als Plot in "Shanghai Knights". ;)


    Nein, aber im Ernst. Ich finde den Titel gut, aber es müsste sich dann tatsächlich um einen Auftrag handeln, der wirklich die Sicherheit des United Kingdom zum Inhalt hat. Ich hatte ja kürzlich mal die Idee ins Spiel gebracht, einen Plot über die Rückfuhr von britischen Goldvorräten zu verfolgen. Das hätte auch einen guten Bezug zur aktuell angespannten Situation in der Finanzwelt.

    Nochmal, James Bond ist eine eingetragene Marke der Firma Danjaq LLC. Ohne deren Erlaubnis darf niemand eine Bond Film drehen. Und das wird in 100 Jahren noch so sein.


    Kleine Anmerkung: Mit einer Ausnahme, denn mit den McClory-Rechten kann man durchaus Bondfilme drehen. Nämlich genau 10 Stück plus soviel "Thunderball"-Aufgüsse, wie man will. Ob das Publikum das allerdings sehen will, ist eine andere Frage. Die Filme dürften dann aber nicht in Nordamerika in irgendeiner Form ausgewertet werden. Ein weltweites Einspielergebnis ohne die USA fällt schonmal deutlich schwächer aus. Bis 2000 hätte man mit den "Casino Royale"-Rechten auch einen eigenen Bondfilm drehen können. Quentin Tarantino hatte sich ja um die Rechte bemüht und hatte wohl auch schon ein fertiges Drehbuch im petto. SONY verkaufte damals allerdings die Rechte für 10.000.000 $ an MGM (da ist es schon fast Ironie, dass MGM wenig Jahre später durch SONY geschluckt wurde). Somit könnte man nur mit den Rechten des verstorbenen Kevin McClory noch unabhängig von EON Bondfilme produzieren, allerdings mit einem erheblichen finanziellen und juristischen Risiko.


    Die Darsteller-Nachfolge-Diskussionen finde ich immer etwas grotesk, weil jeder Fan oder Bond-Interessierter seine(n) eigene(n) Favorit(en) hat und andere genannte Kandidaten als "undenkbar" oder "fürchterlich" empfindet. Das ist immer Ansichtssache. Letztendlich kann man keinen Darsteller als Bond bewerten, solange er nicht einmal Bond gespielt hat. Da werden Schauspieler wie Tom Hardy oder Benedict Cumberbatch mal schnell als zu klein, unglamourös und untypisch beiseite geschoben, während man gerne Darsteller wie Michael Fassbender, Henry Cavill oder Christian Bale die dem Ideal-Bond-Typus ala Pierce Brosnan optisch nahe kommen vorschnell bevorzugt. Diese Form des Schubladen-Denkens ist nur zu verständlich, weil eben jeder Einzelne seine ganz persönlichen Präferenzen hat, welche optischen oder mimischen Stärken ein Bond-Darsteller mitzubringen hat. Ich persönlich bin - seitdem die Wahl auf Daniel Craig fiel - da wesentlich offener geworden. Ich denke einen rundum perfekten Darsteller wird man nie bekommen.


    Solche Männlichkeitsikonen wie Connery und Craig sind in der Branche selten und beide wurden es amüsanterweise erst durch die Übernahme der Bond-Rolle. Idealschönlinge wie Roger Moore oder Pierce Brosnan findet man in der Filmwelt häufiger und sie passen ebenso perfekt auf die Bondfigur, weil ihnen das glamouröse Gentleman-Gebaren leichter von der Hand geht als den Rauhbeinen. Mein persönlicher Lieblingsbond war und ist Timothy Dalton, der irgendwo zwischen diesen beiden Polen steht und deshalb wohl einer der umstrittensten Darsteller ist. Er passt optisch ziemlich gut auf die Bondfigur und zeichnet in seiner Interpretation 007 als einen eiskalten Profi, der an den Romancharakter erinnert. Als Manko fiel den Kritikern immer ins Auge, dass es Dalton aber nicht gelang Bond als Liebhaber und Frauenheld gleichermaßen glaubhaft darzustellen. Das empfand ich auch immer so, aber es machte mir nicht allzu viel aus, weil seine Bondfilme ohnehin nie auf Vielweiberei ausgelegt waren, sondern stets eine Leading Lady als Love-Interest klar in den Vordergrund schoben. In dieser Hinsicht war die Dalton-Ära ebenfalls ein Vorreiter der Craig-Dekade. Insofern darf man überhaupt fragen, ob in Zeiten in denen die political correctness und die Gleichberechtigung der Geschlechter auch in die Bondserie immer mehr Einzug halten, der Sex-Leistungssportler mit Vielweiberei-Image überhaupt noch in so starkem Maße gefragt sein wird.


    Ich persönlich habe keinen klaren Favoriten für eine eventuelle Craig-Nachfolge und möchte die in den Ring geworfenen Kandidaten nicht abschließend bewerten. Ich könnte mich aber für unbekanntere Gesichter mehr begeistern, als für etablierte Star-Schauspieler wie Christian Bale oder Michael Fassbender. Auf diese Weise wirkt der neue Mann nämlich absolut frisch in der Rolle und man sieht nicht ein über Gebühr "verbrauchtes" Gesicht auf der Leinwand...

    James Bond Rewatched


    # 05: Man lebt nur zweimal (1967)


    OT: You Only Live Twice; GB 1967; 117 Min.; R: Lewis Gilbert; D: Sean Connery, Akiko Wakabayashi, Mie Hama, Tetsuro Tamba, Teru Shimada, Karin Dor, Donald Pleasence, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn.


    Mit dem fünften Bondstreifen befand sich die Bondbegeisterung bereits wieder auf einem absteigenden Ast. Mit "Thunderball" war der Höhepunkt erreicht worden und nun ging es spürbar bergab. Auch in qualitativer Hinsicht. Ob es daran lag, dass sich die Macher einem zu großen Erwartungsdruck ausgesetzt sahen? "You Only Live Twice" ist in bestimmten Bereichen ein einsamer Triumph, während in manch anderen erkennbare Defizite zutage treten. Den Eindruck einer stilistisch-erhabenen Geschlossenheit, die die letzten drei Filme so sehr auszeichnete, kann dieser Film leider nicht vollends ausstrahlen.


    Das Schauspielensemble macht einen sehr mittelmäßigen Eindruck. Von Sean Connerys Darstellungslust der Vorgänger ist nur noch wenig zu spüren, aber der Schotte ist noch zu sehr "the man", als dass seine 007-Interpretation in diesem Streifen über Gebühr darunter zu leiden hätte. Mit Akiko Wakabayashi und Mie Hama hat man zwei wunderschöne und natürliche Bondgirls an Bord, die sich allerdings kaum unter die Besten ihrer Zunft einreihen können. Ein ähnliches Problem hat Karin Dor, deren Rolle merklich an die ihrer unmittelbaren Vorgängerin Luciana Paluzzi angelehnt ist. Dors Helga Brandt strahlt leider keine mit Fiona Volpe vergleichbare Gefährlichkeit aus. Sie wirkt wie gefangen in ihrer Haut, was man aber eindeutig dem Skript und nicht der deutschen Aktrice anzulasten hat. Als SPECTREs Oberboss Ernst Stavro Blofeld erleben wir einen Donald Pleasance, dem es auf nuancierte Weise gelingt ein linkisch-nervöses Manipulationsgenie zu zeichnen, das mit Drohgebärden und Todesurteilen operiert. Die Japaner Tetsuro Tamba und Teru Shimada stellen gute, aber keinesfalls sonderlich einprägsame Helfer auf beiden Seiten dar. Bei der Stammcrew fällt dem Zuschauer die etwas stärkere Hervorhebung von Desmond Llewelyn positiv ins Auge.


    Mit Lewis Gilbert kommt ein neuer Regisseur an Bord und das spürt man sofort, denn in "You Only Live Twice" werden teils ganz andere Direktiven vorgegeben als bei den Vorgängerfilmen. Es kommt zur Überbetonung von nationalen Gebräuchen, von optischer Brillanz, technischer Perfektion und gebauter Übererdigkeit. Mehr "larger than life" als in Gilberts Interpretation kann es in der Bond-Serie kaum geben. Und hier tritt gleich ein Problem zutage. So souverän Gilbert diese Elemente auch umsetzt, so plakativ wirken sie teilweise in ihrer Gesamtheit auf den Zuschauer und gehen zudem auf Kosten des Tempos. Passagen von schleppender Langsamkeit halten durch diesen Erzählstil zusehends Einzug in den Filmverlauf. Mit Roald Dahls Drehbuch kann man auch keineswegs zufrieden sein. Für den Romanleser ist der Film sicherlich eine Katastrophe, was in diesem Fall aber kein so großes Problem darstellt. Ein Bondwerk anno 1967 brauchte eben ein moderneres Szenario als das, das der nur drei Jahre ältere Roman entwarf. Dahl durfte sich völlig austoben und ein lässig-abgehobenes Agenten-Märchen schreiben. Leider kleckerte er aber deutlich bei der Feinarbeit. Der Autor spart nicht nur einige interessante Elemente der Vorlage aus, sondern lässt es auch im Handlungsverlauf und in den Charakterisierungen der Figuren mächtig hapern. Die Geschichte beinhaltet selbst für Bondverhältnisse ein paar Logiklöcher zu viel. Hier hätte man sauberer arbeiten müssen.


    Der Score hingegen ist von einer akustischen Perfektion, die ihresgleichen sucht. John Barrys superbe Kompositionen verleihen dem Streifen eine wunderbare Leichtigkeit. Vielleicht ist der Soundtrack sogar sein bester Beitrag für die Reihe. Das Titellied von Nancy Sinatra hat einen schönen Klang und kann sich problemlos ins obere Mittelfeld einreihen. Maurice Binders Titeldesign zeigt sich abermals von außergewöhnlicher optischer Qualität und gehört zu seinen größten Schöpfungen. Aber Ken Adam ist der Kreative, der mit diesem Film ohne Zweifel den absoluten Gipfels seines Schaffens erreicht. Exquisite und edle Dekors wohin das Auge blickt. Und all dies wird nochmals durch den überwältigenden Vulkankrater und dessen Inneneinrichtung in den Schatten gestellt. Man denke hier nur an Blofelds luxuriöses Penthouse. Ein Geniestreich. Hongkong und Japan sind sehr atmosphärische und passende Schauplätze, die jedoch für den Freund wechselnder Locations eine ebenso eintönige Wirkung erzielen wie die Bahamas im Vorgängerstreifen. Als besonders schön bleibt die Fischerbucht in Erinnerung. Nach vier Einsätzen von Ted Moore sitzt mit Freddie Young erstmals ein neuer Mann hinter der Kamera. Und auch das spürt man schnell, denn Youngs Cinematographie zeigt schöne, kräftige Farben und zelebriert eine bis dahin in der Serie nicht erreichte Leinwandopulenz. In den Action-Szenen dagegen zeigt sich die Kameraarbeit statischer, was aber auch teilweise Gilberts Regiestil geschuldet sein mag. Dynamische Höhepunkte stellen im wesentlichen die Helikopterverfolgung und die Kratererstürmung dar.


    Gesamtwirkung: Regisseur Lewis Gilbert und Autor Roald Dahl katapultieren 007 in immer größere Höhen und lassen ihn doch gleichzeitig an Substanz verlieren. Die wunderschöne Cinematographe, die grandiosen Bauten und die atmosphärischen Schauplätze können nicht vollständig übertünchen, dass sich inhaltliche Mittelmäßigkeit in die Produktion eingeschlichen hat. Drehbuchschwächen, eine mangelnde Charakterisierung und teils durschnittliche Darstellerleistungen lassen diesen Film schließlich - den vorherigen Streifen gegenüber - eindeutig hinten anstehen.


    Meine Wertung: 3,5 von 5 Punkten

    @ Batman


    Das klingt schon plausibel, was du schreibst. Ich denke wir alle sind in dieser Hinsicht keine Experten.


    @ Count_Villain


    Ich habe in der Tat an eure gelungene Kurzgeschichtensammlung gedacht, die ich demnächst unbedingt mal wieder zur Hand nehmen muss. Momentan lese ich den Meister himself. :)

    Ergänzung: Danjq hat die Rechte an der Marke von Bond auf der Leinwand. Vermutlich könnte man also nach den 70 Jahren eigene James Bond Romane/Comics/Hörspiele etc. veröffentlichen. Nur halt keine Filme/Serien etc. Das Trademark wird Danjaq ja sicher bis in alle Ewigkeit verlängern (was in der Tat möglich ist).


    Coole Sache! Da wären sie ja auch ziemlich dämlich, wenn sie das nicht täten. Vielen Dank, für die Aufklärung.
    Das ist dann aber ein merkwürdiges Verständnis von "Gemeinfreiheit" von Amts wegen her, wenn man sich für bestimmte mediale Formen dann doch wieder das Recht verleihen lassen kann, für alle Ewigkeit der "Lonely Rider" in dieser Sparte zu bleiben...

    Bist du dir da absolut sicher?


    Ein gutes (Gegen-)Beispiel findet man nämlich bei einigen populären Autoren der Vergangenheit: Karl May und Edgar Wallace. Bei Beiden sind die Urheberrechte seit 1982 bzw. 2002 abgelaufen und seitdem sind Bücher erschienen, in denen andere Schreiberlinge Figuren ebenjener Autoren eigenständig verwendet haben und das bezieht sich ja in keinerweise auf ein Recht alte Romane abzudrucken. Wenn es im Falle EON irgendwelche Sonderrechte gibt, dann frage ich mich, auf was sich diese gründen. Aber ich bin auch kein Jurist. Ich finde nur die Frage an sich sehr interessant. 2034: Ein jeder könnte Bondfilme drehen. Überlegt euch das doch mal: Also wir als Forum auch. :dance:


    Aber ist es nicht so, dass die Filmrechte dauerhaft bei EON sind, also losgelöst von Flemings Tod?


    Wie gesagt, wenn man die Regelung im Urheberrecht ernst nimmt, dann sind literarische Werke für eine kommerzielle Nutzung für 70 Jahre geschützt.
    Das heißt, dass die Rechteinhaber (IFP) die Verfilmungsrechte an eine weitere Partei (EON) abtreten können. Mit Ablauf der 70 Jahre endet allerdings das alleinige Zugriffsrecht des Rechteinhabers auf den Inhalt. Das würde bedeuten, dass IFP weiterhin Bond-Romane drucken und verkaufen könnte, aber andere könnte es nun auch. Dasselbe würde dann auch für die andersweitige Nutzung des Stoffes gelten: EON kann weiterhin Bondfilm drehen, aber andere könnten es ebenfalls. So würde ich das jedenfalls verstehen. Wer dann einen Bondfilm umsetzen wollte, müsste sich nicht wie Kevin McClory an bestimmte Vereinbarungen halten, sondern könnte mit Bond beinahe alles machen. Auch ihn mit neuen Storys in der Gegenwart agieren zu lassen, solange diese nur keine Rückbezüge auf die EON-Serie nehmen. Und gerade da würden die EON-Anwälte penibel ein Auge drauf werfen, um eventuell sofort Klage zu erheben. Was natürlich weiterhin geschützt ist, das sind die Trademarks. Da hast du völlig Recht, Kronsteen. Diese Dinge gehören EON zu 100 %, aber eben nicht die Bondfigur ansich. Insofern wäre es wirklich sehr interessant, ob sich jemand ab dem benannten Datum trauen würde, eine Konkurrenz-Serie auf die Schiene zu setzen...

    @ Batman


    Das habe ich mir auch erst gedacht. Aber jeder kann ja heute auch Karl May-Filme drehen. Es hat sich ja auch keiner die Figur Winnetou geschützt. Wahrscheinlich hätte es juristisch auch gar nicht funktioniert. EON hat von IFP die Rechte an der Figur Bond und den Romanen erhalten, aber faktisch endet das alleinige Zugriffsrecht, wenn IFP 2034 nicht mehr Eigentümer der Fleming-Werke ist. So würde ich das sehen. Wenn man einfach so Sonderregeln für ikonische Heldenfiguren aufstellen könnte, dann könnte sozusagen ja jeder kommen und Anspruch auf alles Mögliche anmelden, oder?


    Also vermute ich doch, dass diese Gemeinfreiheit bedeutet, dass jeder die Figur James Bond benutzen kann, ohne dafür Rechte zu besitzen oder für diese zu bezahlen.

    Mal eine ganz andere Frage, die mir kürzlich gekommen ist (und für die ich keinen eigenen Thread eröffnen wollte):


    Erleben wir nach 2034 (ich weis, das ist noch ein bisschen hin) eigentlich das schleichende Ende der EON-Serie?


    2034 ist Ian Fleming 70 Jahre verstorben. In einigen Ländern werden die Rechte am Werk einer Person mit Ablauf dieser Zeitspanne gemeinfrei.
    Das bedeutet jeder und ich betone JEDER könnte dann auf Basis der Fleming-Romane Filme realisieren, also auch Bondfilme, die in der Gegenwart spielen.
    Ist sich EON dessen bewusst? Hat man da Sonderrechte im petto? Ansonsten gäbe es in 21 Jahren nicht mehr nur Bondfilme aus dem Hause EON und das ohne das Zutun eines gewissen Kevin McClory oder seiner Erben. Da stehen der nächsten Produzenten-Generation turbulente Zeiten bevor...

    @ Kronsteen & Don-Corleone


    "Thunderball" ist auch einer meiner Favoriten, aber ich bemühe mich auch um etwas objektive Gerechtigkeit. Und bei Connerys viertem Einsatz fallen eben zwei, drei Störelemente mehr ins Auge. Da konnte es einfach nicht diesselbe Punktzahl geben. Ich kann aber eure "Thunderball"-Begeisterung absolut nachvollziehen. :prost:

    James Bond Rewatched


    # 04: Feuerball (1965)


    OT: Thunderball; GB 1965; 130 Min.; R: Terence Young; D: Sean Connery, Claudine Auger, Adolfo Celi, Luciana Paluzzi, Rik van Nutter, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn.

    "Thunderball" ist ein Phänomen. Und das nicht nur, weil das Werk für 47 Jahre der erfolgreichste Bondstreifen war, sondern auch, weil die durch die Erfolge der Vorgänger angefachte Bondomanie mit diesem Film ihren Zenith erreichte. Insofern markiert das vierte Bondspektakel bereits eine Zäsur für die Serie, aber nicht in stilistischer Hinsicht, sondern vielmehr in punkto Zuschauerresonanz und medialer Reflektion. Schneller, höher, weiter konnte es nach dieser Produktion nicht mehr gehen. Passend dazu wurde der Film auch zu einem gigantischen Feuerwerk an Action und Thrill, das seine drei Vorläufer in dieser Hinsicht mühelos überbot. Der von Presse und Werbung lancierte Solang "The biggest Bond of all" bestand also keineswegs zu Unrecht.


    Gleichwohl wurde 007 nun beinahe zu einem Multitalent, einem Superagenten, dessen immer größere "Könnerschaft" nur noch von Sean Connerys Souveränität, Härte und dominanter Männlichkeit halbwegs glaubwürdig transportiert werden konnte. Auf in diesem Film agiert der Schotte wieder auf sehr gutem Niveau, auch wenn seine beiden letzten Auftritte etwas mehr schauspielerische Klasse besaßen. Mit Claudine Augers jung-temperamentvollen Domino Derval erleben wir abermals einen etwas modifizierten Bondgirltypus, der nach den eher naiven Vollblut-Frauen und der Gangsterbraut der Vorgänger, neue Akzente zu setzen weis. Adolfo Celi kann treffsicher als SPECTRE-Vize Emilio Largo punkten. Zwar erreicht seine Darstellung nicht ganz die Qualität Fröbes, was aber auch der etwas anderen Auslegung seiner Rolle durch das Drehbuch geschuldet ist. Die Italienerin Luciana Paluzzi kann in der Rolle des ersten Bad-Girls der Serie, der teuflischen Fiona Volpe, auf ganzer Linie überzeugen. Aus dem restlichen Ensemble sticht – neben der Mi6-Mannschaft - ansonsten nur noch Rik van Nutter hervor, der eine der überzeugendsten Felix Leiter-Interpretationen abliefert. Molly Peters und Martine Beswick sorgen – neben den Hauptgirls – gekonnt für zusätzliche Erotik.


    Ein letztes Mal übernahm Terence Young die Inszenierung eines Bondfilms. Es sollte ein gelungener Abschiedsfilm für ihn werden. Überhaupt hatte der Bondregisseur der ersten Stunde nicht einen schwachen Streifen den Produzenten abgeliefert. Young erkannte wohl die Zeichen der Zeit und wollte nun nicht immer mehr in Routine verfallen. Seine Regie bei diesem Film ist insgesamt seine "rundeste", auch wenn "Dr. No" ein besseres Karibik-Flair transportiert und "From Russia With Love" stärkere Einzelszenen zu bieten hat. Das von Richard Maibaum und John Hopkins nach einem von Ian Flemings besten Romane geschriebene Drehbuch ist weitgehend gelungen, beinhaltet jedoch auch kleinere Schwächen. Gewisse Modernisierungen und Abänderungen fügen sich harmonisch in den Stoff ein, aber das Skript erreicht leider nicht die knisternde Spannung der kurzweiligeren Vorlage und blendet leider auch das interessante Schatzsuche-Motiv aus.


    Geradezu majestätisch präsentiert sich die musikalische Untermalung. Von John Barry intensiv-atmosphärischen Tracks bis hin zu Tom Jones` grandiosem Titelsong bleiben keine Wünsche offen. Nach zweimaligem Aussetzen ist Maurice Binder wieder an Bord und entfacht in seiner Titelsequenz einen opulenten Unterwasserreigen von schier gigantischer Brillanz. Für mich eindeutig das beste Titeldesign aus seiner Schmiede. Auch Ken Adam ist in Hochform. Sein Schaffen führt den Zuschauer durch die Interieurs von französischen Schlössern, modern-sachlichen Geheimdomizilen und altehrwürdig-britischen Konferenzräumen und zeigt zudem mit schlichter Schönheit kreiertes Unterwassergerät. Mit Frankreich, England und den Bahamas hat man abermals wunderbare Locations ausgewählt, allerdings führt die Überpräsenz des letztgenannten Schauplatzes zu einer optischen Einförmigkeit, die zwar der Vorlage geschuldet ist, aber die Location-Wirkung gegenüber anderen Filmen der Reihe leicht zurückstehen lässt. Ted Moores Cinematographie zeigt wieder deutlich nüchternere Töne, die Farbfreudigkeit von "Dr. No" wird nicht erreicht. Gleichwohl untermauert die dunklere, leicht grau-braun-stichige Optik die Seriosität von Youngs Herangehensweise an den Plot. Im Hinblick auf Action-Momente überzeugt die Kameraarbeit vor allem in der Vortitelsequenz, dem Unterwasserkampf und der Disco-Volante-Flucht.


    Gesamtwirkung: Mit Youngs Rückkehr auf den Regiestuhl nehmen Härte, Zynismus und optischer Realismus wieder eine stärke Rolle ein, ohne dass man die Abgehobenheit und Größendimensionierung des Vorgängers hinten an stellt. 007 mutiert mit diesem Werk endgültig zu einer Überfigur. Und doch fallen gewisse Störelemente ins Auge, die das Bild trüben. Leichte Schwächen im Plot und in den filmischen Mitteln paaren sich mit einem unleugbar eintönigem Schauplatz und dem Fehlen eines dem Vorgänger ebenbürtigen Überschurken. Doch diese leichten Defizite können den Filmgenuss nur unerheblich schmälern. Denn von der Mischung her, darf man diesen Film guten Gewissens als die Quintessenz aller Sean Connery-Bondstreifen bezeichnen.


    Meine Wertung: 4,5 von 5 Punkten

    James Bond Rewatched


    # 03: Goldfinger (1964)


    OT: Goldfinger; GB 1964; 109 Min.; R: Guy Hamilton; D: Sean Connery, Gert Fröbe, Honor Blackman, Shirley Eaton, Tania Mallet, Harold Sakata, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn.


    Man wundert sich jedes Mal aufs Neue, wenn man sich dieses Werk zu Gemüte führt, ob dessen gewaltiger Sogwirkung. "Goldfinger" ist einer der wenigen Bondfilme, die mit einer völlig herausstechenden, fast unwiderstehlichen Aura aufwarten können. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass Bonds drittes Leinwandabenteuer so viele Kult-Elemente aufweisen kann, wie sonst kaum ein anderer Film der Reihe. Um nur einige zu nennen: Vergoldete Girls, teutonischer Schurke mit mythischen Anleihen an König Midas, Fort Knox, Barrys wunderbarer Score, Bassey`s Jahrhundert-Song und der ultracoole Aston Martin DB5. Diese Kultmischung traf 1964 genau den Nerv der Zeit.


    Getragen wird der ganze Streifen aber eigentlich von der menschlichen Faszination für ein glitzerndes Edelmetall: Gold. Hier projiziert auf nur eine einzige Figur: "He is the man, the man with the Midas touch." Der deutsche Charaktermime Gert Fröbe gibt sich als schurkisch-verschlagener Auric Goldfinger die Ehre. Fröbe verleiht dem verrückten Millionär gekonnt mit äußerst subtilen Mitteln Profil und erarbeitete sich eine solche Präsens, dass fortan alle Nachfolger als Hauptschurken an ihm gemessen werden sollten. In diesem Film ist der Bösewicht der Star, mehr als in jedem anderen Bondstreifen. Sean Connery kann trotzdem abermals groß aufspielen und liefert eine seiner besten Leistungen ab. Die Britin Honor Blackman zeichnet eine starke und selbstbewusste Leading Lady, auch wenn man bei ihrem Rollennamen eher einen Charakter vom Schlage ihrer Vorgängerinnen erwarten würde. Die Blondinen Shirley Eaton und Tania Mallett ergänzen mit erinnerungswürdigen Auftritten das Bondgirl-Trio, während Harold Sakata mit eindrucksvoller Körperpräsens einen der einprägsamstem Handlanger zeichnet.


    Mit einem Budget von 3 Millionen $ zur Verfügung, nahm (Neu-)Regisseur Guy Hamilton auf dem Regiestuhl Platz und bekam ein von Richard Maibaum und Paul Dehn glänzend verfasstes Drehbuch als Vorlage. Die Adaption des Fleming-Romans ist den Autoren wirklich fabulös gelungen. Die Änderungen, Kürzungen und Neujustierungen führen in ihrer Gesamtheit zu einer Verbesserung der Filmtauglichkeit des Stoffes und zugleich zu einer Bereicherung seiner Ausdrucksstärke. Guy Hamiltons Regie gestaltet sich – wie die seines Vorgängers - zupackend und dynamisch und offenbart dennoch gleich zu Beginn eine ganz andere Herangehensweise an das Genre. Hamilton verschiebt den Fokus weg von Härte und Zynismus hin zu Ironie und Sarkasmus, die sich harmonisch mit den zunehmend phantastischer werdenden Handlungselementen verbinden.


    Shirley Bassey`s Titelsong ist ein einsamer Triumph und atmet wie John Barrys atmosphärisch-intensiver Score zwar deutlich den Geist der 60er Jahre, besticht aber zugleich durch seine unsterbliche Zeitlosigkeit. Das von Robert Brownjohn letztmalig entworfene Titeldesign ist zwar in der Anlage überdeutlich an seine vorangegangene Arbeit für die Serie angelehnt, kann aber durch die Verwendung des Gold-Themas und eines "Golden-Girls" dem Zuschauer nochmals optische Attraktionen bescheren. Ken Adams Dekors sind abermals von bestechender Klasse und nichts dürfte die Vorstellung von Fort Knox in popkultureller Hinsicht wohl so sehr beeinflusst haben, wie sein schillernder Tresorraum in diesem Film. Die wechselnden Schauplätze zeigen sich in ihrer ganze Klasse. Von England, über die Schweiz bis hin zu den amerikanischen Handlungsorten, bekommt man sehr viel fürs Auge geboten, auch wenn die Einzeldrehorte (abgesehen von Miami) keine völlig nachhaltigen Eindrücke hinterlassen. Die Cinematographie von Ted Moore präsentiert sich in angenehmen Farben, bleibt jedoch nach den furiosen ersten 20 Minuten bis hin zum Finale eher blass. Wirkliche Höhepunkte kann man in dynamischer Hinsicht mit Goldfingers Kartenspiel, der Aston Martin-Verfolgungsjagd, dem Kampf um den Tresorraum und Goldfingers letztem Einsatz verzeichnen.


    Gesamtwirkung: Der Agententhriller als phantastisches Phänomen. Sean Connerys drittes 007-Abenteuer zementiert endgültig die Blaupause für alle folgenden Bondstreifen. Sarkasmus, Ironie und eine abgehobene Leichtigkeit vollenden den bondschen Stil-Cocktail. In der Folge avancierte "Goldfinger", aufgrund seiner ikonischen Ingredienzien und seiner Coolheit, mit völliger Berechtigung zum Kultfilm. Mögen dem Zuschauer manche technischen Defizite und Pannen, die bei den frühen Bondfilmen noch vorhanden waren, auch hier ins Auge fallen, so werden sie doch von der einmalig-erhabenen, ja geradezu "goldenen" Aura dieses Werks hinweggefegt. Das erste Meisterstück der Reihe.


    Meine Wertung: 5 von 5 Punkten

    Um mal wieder zum eigentlichen Thread-Thema zurückzukehren:


    Ich würde einen Original-Titel bevorzugen. Die übriggebliebenen Fleming-Titel sind nicht mehr so eingängig und müssten bei einer Adaption ja auch irgendwie an die Filmhandlung rückgekoppelt sein. Ich glaube, da müsste man sich unnötig verbiegen, denn "Risico", "The Hildebrand Rarity" und "The Property of a Lady" haben zwar alle einen netten Klang, können aber mitnichten an die Klasse der bereits verwendeten Fleming-Titel heranreichen. Ich wäre für gute Neuschöpfungen, denn der Titel sollte ja zur Handlung des Films passen und nicht umgekehrt. "Skyfall" fand ich als Titel okay, denn er passte in mehrfacher Hinsicht zum Film. Man stelle sich nur mal vor, der Film hätte "Risico" gehießen. Ob man dann auch ein Einspielergebnis von über einer Milliarde erreicht hätte? ;)


    Damit will ich mich nicht komplett gegen die restlichen Kurzgeschichten-Titel aussprechen. Wie gesagt, wenn es zum Filminhalt passt, ist es gut. Außerdem gibt es ja auch noch diverse Kapitelüberschriften der Fleming-Romane. Da sind auch einige gelungene Schöpfungen aus Flemings Feder dabei, die zu Bondfilmen passen würden. Interessant ist ja auch immer wieder, wie Nebensächlichkeiten oder Dinge aus Flemings Leben die Inspiration für gelungene Titel liefern können. "GoldenEye" und "The World is not Enough" fand ich sehr gelungen. Auf einem Revolver oder Colt, der Fleming geschenkt wurde, ist ja auch der Schriftzug "For Special Services" eingraviert. Das wäre auch ein schöner Titel für einen Bondfilm gewesen, aber leider hat John Gardner diesen ja schon für einen seiner Bond-Romane verbraten...

    In QoS wurde, in meinen Augen, die Quantum Geschichte abgeschlossen. Fuer Bond 24 koennen sie ruhig eine neue Organisation in die Story einbauen.


    Und welchen Sinn hätte das? Man hat doch schon eine gefährliche Organisation und noch dazu eine, die eine Reihe von Personen auf dem Gewissen hat, die Bond nahe standen oder in kollegialer Weise verbunden waren. Für mich wurde in "Quantum of Solace" nur die Geschichte um Vespers Verrat aufgelöst. Bond findet seinen Trost. Aber erst durch die Montenegro- und Bolivien-Affären sind die Geheimdienste so richtig auf Quantum aufmerksam geworden. Und diese Leute werden im Hintergrund weiteragieren. Mr. White läuft auch noch frei herum. Also, in welcher Form wurde diese Geschichte denn aufgelöst? Bond hat ein professionelles UND persönliches Interesse daran Quantum zu jagen (genauso wie seinerzeit Blofeld).


    Quantum ersetzt dramaturgisch gesehen - aufgrund der Aktualisierung - den sowjetischen Smersh-Apparat. Über deren Funktionäre sagt Bond am Ende von "Casino Royale", dass er jene jagen würde, die "die Peitsche halten" und die Personen wie Vesper durch ihre Drohungen erst zu Agenten machen würden. Dieses Engagement Bonds ist auch am Ende von "Casino Royale" und in "Quantum of Solace" spürbar. Nur weil er nun weis, dass Vesper ihn nicht aus freien Stücken hinterging, hat er noch lange nicht die Leute gefasst, die die "die Peitsche halten" und dazu gehört Mr. White auf alle Fälle dazu. Aber es ist euer gutes Recht, das anders zu sehen, wenn euch die Quantum-Geschichte langweilt.


    Edit: Du bringst es auf den Punkt, Martin. Eon würde hier in finanzieller Hinsicht wohl kaum Zugeständnisse machen. Aber es schließt ja nicht aus, dass man sich ungefragt gewisser Ideen aus Romanen bedient und diese dann für seine eigenen Storys benutzt. Irgendwo im alten Forum gab es mal eine Auflistung von Übereinstimmungen der späteren Bond-Serie mit den Romanen von Amis, Gardner und Benson. Da waren schon einige verdächtige Parallelen dabei und das, wo Eon doch offiziell die Nachfolgeromane ignoriert.

    Gerade weil "Quantum" so wurscht ist, sollte man es im Schnellverfahren entsorgen. Aber eben spektakulär, mit einem Big Bang. Vielleicht in einer konzertierten Aktion mehrerer (aller) 00-Agenten. Vielleicht im Zero Dark Thirty Stil. Bei einer "Hauptversammlung". Dann wäre die Sache wenigstens ausgestanden. Auch wenn dann andere wieder nachtrauern, ist der Zug durch und man muss nicht mehr überlegen, "was wäre wenn".


    Und genau diese "Was wäre wenn"-Gedanken stören mich. Ich habe kein Problem damit, wenn man Quantum nicht mag. Es herrscht schließlich Meinungsfreiheit. Und ich trauere Quantum sicher nicht nach, wenn das Syndikat in einem der nächsten Filme erledigt würde. ABER: Abgeschlossen sollte dieses Kapitel schon werden und bitte würdig (ich denke, da gehen wir weitgehend konform). Insofern war der Hauptfehler bereits gewesen, "Bond 23/Skyfall" mit einer eigenständigen Story zu versehen. "Casino Royale", "Quantum of Solace" und "Bond 23" (am besten ebenfalls mit Fleming-Titel) hätten eine wunderbare (Quantum-)Trilogie abgegeben und dann hätte man wieder mit der "üblichen Vorgehensweise" fortfahren können. Aber diese Chance hat man leider verstreichen lassen. Und deswegen hoffe ich persönlich, dass man wenigstens einen Film dem Ende von Quantum widmen wird. Es gäbe wirklich viele gute Möglichkeiten und Wege diese Geschichte qualitätvoll und spannend zu Ende zu führen und hoffe, dass die Macher sich dahingehend besinnen. Aber für "Bond 25" steht wahrscheinlich bereits Christopher Nolan vor der Tür und der will bestimmt auch wieder sein eigenes Ding durchziehen...

    Bin ich denn der einzige, dem Quantum relativ wurscht ist? :ka:


    Bestimmt nicht. Viele Bondfans haben sich durch den mittelprächtig aufgenommenen "Quantum of Solace" in dieser Hinsicht bestätigen oder verunsichern lassen. Das Spektrum der Meinungen ist ja ziemlich weit. Aber ein über mehrere Filme agierender Gegner wird vom Großteil der Fans abgelehnt, ebenso wie ein erneuter Zweiteiler. Sonst müssten ich und andere wohl kaum soviel Lobbyarbeit betreiben oder bissige Kommentare schreiben. ;)


    Ich brauche meine Argumentation ja nicht nochmals zu wiederholen, aber ich würde Quantum sehr gern weiter agieren sehen. Sollte es nicht dazu kommen, dann fände ich es auch besser, wenn man die ganze Geschichte nie mehr erwähnt. Dann wären Mr. White und die anderen Hintermänner eben im Dunkeln verschwunden. Das wäre ja sogar realistischer. Aber Mr. White nun in einer Vortitelsequenz zu erledigen, hätte einen ähnlich unwürdig-faden Beigeschmack wie Blofelds "Abservierung" in "For Your Eyes Only".


    Aber mit Organisationen haben sich die Macher - in meinen Augen - in der Post-SPECTRE-Ära immer etwas schwer getan. Flemings mafiöser "Spangeld Mob" schaffte es erst gar nicht auf die große Leinwand und die von Michael France, Bruce Feirstein und Jeffrey Caine herrlich mysteriös erdachte "Janus"-Gruppe, hätte auch durchaus das Potenzial gehabt, nochmals innerhalb der Brosnan-Ära zurückzukehren. Insofern wäre der Umgang mit Quantum durch EON kein Einzelfall.


    Ich möchte aber noch mal ansprechen, worin (zumindest für mich) der Reiz einer sich über mehrere Filme erstreckenden Bedrohung liegt. Da Bond in jedem Film einen Schurken und seine Leute erledigt, hat eine Bedrohung über mehrere Streifen hinweg ein wunderbare (Ausnahme)-Qualität, eben weil hier der Eindruck erschaffen wird, dass Bond eben nicht immer alles schafft und dass es Bedrohungen gibt, die seinen Horizont überschreiten. Wenn SPECTRE ein Todesurteil fällte, dann war das endgültig, eben weil die Organisation im vorherigen Film nicht zur Strecke gebracht wurde. Wenn die Handlanger eines Renard oder eines Silva Sätze wie "Vor ihm kann mich niemand schützen." sagen, dann sind das eigentlich Phrasen, weil der Villain am Ende des Films von Bond sowieso getötet wird. Aber bei einem Syndikat wie SPECTRE und Quantum bleibt für den Zuschauer ein Fragezeichen zurück. Der Filmschurke, meist nur ein Mitglied der Vereinigung, wurde besiegt, aber die anderen agieren im Schatten weiter. Bond und der MI6 haben noch eine Menge Arbeit vor sich. Diese Ausgangssituation empfand ich immer als faszinierend. Und nach einem Film hat man jetzt die Quantum-Bedrohung augenscheinlich schon wieder abgewürgt. Genau deswegen kann ich die momentane Politik von EON nicht gutheißen.



    Wie schon mal erwähnt kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass in Bond24 Quantum vorkommt. Bond24 wird meiner Meinung nach sehr dicht (zu dicht) an SF orientiert sein. Hoffentlich versucht man nicht zu sehr, SF zu kopieren.


    Paradoxerweise würde ich diese Gefahr eher als gering einstufen. Ich denke, das Verhältnis "Skyfall"-"Bond 24" wird sich ähnlich ausbilden wie das Verhältnis "Goldfinger-Thunderball". Das heißt alles wird etwas größer, fetter werden und man wird vielleicht eine vergleichbare Struktur benutzen, aber alles drumherum wird neu erdacht werden und frisch sein. Wobei ich mir bei John Logan immer noch nicht sicher bin, was ich von seinen Ideen halten soll. "Sykfall" hatte sowohl sehr gut gelungene, als auch weniger gelungene Elemente vorzuweisen.

    @ Berni99


    Ich habe auch diesen Eindruck und genau das ärgert mich momentan enorm. Eben weil man nun erst zum zweiten Mal in der Franchise-Geschichte eine so wunderbar eingeführte Terrororganisation besitzt, aber offenbar nun nichts mehr damit anzufangen weis. Die Produzenten machen mir den Eindruck, als würden sie die nun geforderte Kontinuität als Last empfinden. Warum eigentlich? In den 60erJahren waren die SPECTRE-Fälle auch jeweils abgeschlossene Missionen Bonds. Nur schaffte er es dem Syndikat und ihrem Boss Blofeld immer näher auf die Pelle zu rücken.


    Und jetzt - so mein Eindruck - wirft man nach nur einem Kontinuitätsfilm die Flinte ins Korn und sagt sich: Ach, nein, wir schreiben für jeden Bondfilm jetzt wieder eine völlig eigenständige Story. Genau das, was die ersten beiden Bondfilme Craigs so auszeichnete, ist nun wie weggeblasen: Mut. Mut zum Risiko. "Skyfall" war in weiten Teilen ein (wenn auch guter) "Auf-Nummer-Sicher-Bondfilm" und das rekordverdächtige Einspielergebnis scheint die Macher unter Zugzwang gesetzt zu haben. Kann man sich sonst erklären warum EON Mendes gefühlt ein halbes Jahr hinterherlief, als sei der Mann nun nur noch der einzige Filmemacher, der einen guten Bondstreifen zustande bringen könnte? EON ist immerhin der Arbeitgeber und Mendes der Angestellte. Wenn sie denn Quantum-Plot fortsetzten wollten, sollten sie nicht auf die künsterlischen Freiheiten ihres Regisseurs Rücksicht nehmen, sondern lieber einen Handwerker einstellen.


    Genau deswegen sagt mir die erneute Verpflichtung des Oscarpreisträgers nicht sonderlich zu, weil die Wahrscheinlichkeit einer Quantum-Story für "Bond 24" nun gegen Null gehen dürfte. Entweder will EON die Quantum-Geschichte selbst nicht fortsetzen (dann hätten Wilson & Broccoli wenig Gespür für das jüngere Potenzial ihres eigenen Franchise) oder sie ordnen sich Mendes` Vorstellungen unter (was bedeuten würde, dass sich das jahrzehntelang gültige Produzenten-Regisseur-Verhältnis endgültig umgedreht hätte). Letzteres wäre das denkbar schlechteste Zeichen, denn die Oberhoheit der Produzenten war es sichließlich, die die Serie bisher über 50 Jahre am Leben erhielt...