Beiträge von JackStraw

    In Winnetou I passiert schon einiges in den 90 Minuten. SILBERSEE ist halt ein klassischer Wettlauf zwischen Gut und Böse. UNTER GEIERN fand ich in dieser Hinsicht immer schon sehr mau, viel Wirbel um wenig Ereignisse und das ist noch der beste nicht-Reinl KM Film....

    Die Rialto-Reihe hat damals eine regelrechte Flut an Krimis mit sich gebracht. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg wurde versucht, auf den Wallace Zug aufzuspringen. Die "Nebenserie" mit dem mit Abstand längstem Atem war die Bryan Edgar Wallace Reihe von CCC/Arthur Brauner. Interessanterweise nahm die Konkurrenz in mehrlei Hinsicht die Entwicklung der Original Serie vorweg: Das fing damit an, dass man sich eigentlich von vornherein nicht mehr groß um Romanvorlagen scherte und gleich neue Geschichten schrieb. Später hat man dann Giallos unter dem bekannten Label verkauft. Diese waren zwar teilweise brilliant gemacht, hatten aber natürlich mit Wallace rein gar nichts mehr zu tun. Hier meine Meinung in aller Kürze zu den Filmen.


    BEW #1) DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER: Für viele gilt dieser Film eher als kostengünstige Meinungsumfrage, ob sich eine Konkurrenz zu Rialto lohnt....ich finde ihn sehr ansehnlich. Schöne, altmodische s/w Athmosphäre. Etwas träge Inszenierung und nicht gerade hochspannend, aber keineswegs schlecht. Negativ: Blasser Hauptdarsteller.


    BEW 2) DER WÜRGER VON SCHLOSS BLACKMOOR: Ihm zweiten Anlauf ging Brauner auf Nummer sicher: Er engagierte Harald Reinl und Karin Dor gleich mit und auch sonst läuft hier eine sehr ansehnliche Besetzung zu toller Form auf. Sehr bemerkenswert ist die Musik von Oskar Sala (Die Vögel). Nicht ganz so gut wie Reinls Rialto Wallace, aber ein überaus unterhaltsamer Gruselkrimi ganz im Wallace Stil.


    BEW 3) DER HENKER VON LONDON: Es geht hochkarätig weiter. Schaurig schöner Gruselkrimi in herrlichen Scope Bildern. Dieter Borsche als Mädchenmörder ist eine Wucht. Negativ: Die oft gelobte Auflösung finde ich sehr vorhersehbar.


    BEW 4) DAS UNGEHEUER VON LONDON CITY: Eine der schwächeren Beiträge. Die Besetzung ist nicht mehr so hochkarätig und die Story kommt nicht recht in Fahrt. Die Auflösung ist leider wieder wenig überraschend.


    BEW 5) DAS PHNATOM VON SOHO: FJ Gottlieb läuft hier zu großer Form auf (und leider nur bei BEW!!). Toller Spannungskrimi, klasse Besetzung (Dieter Borsche als Inspektor!), Tempo, Spannungsbogen und Athmosphäre überzeugen. Wer den MANN MIT DEM GLASAUGE aus dem Hause Rialto kennt, wird bei der Demaskierung des Täter nicht mehr überrascht....


    BEW 6) DAS 7. OPFER: DAS Highlight unter den s/w BEW Filmen und Gottliebs bester Krimi! Ungemein temporeich und herrlich selbstironisch, einer der besten deutsche Krimis der 60er!


    BEW 7) DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE: Nach 6 Jahren Pause wird die Serie (pro forma!) wiederbelebt. Allerdings hat das alles nichts mehr mit den eher beschaulichen deutschen s/w Filmen zu tun. Was man hier zu sehen bekommt ist ein knallharter Giallo von niemand geringerem als Dario Argento! Kurz: Einer der besten Psychothriller aller Zeiten! Brilliant in allen Belangen. Doch Vorsicht: Die deutsche DVD Veröffentlichung ist eine Frechheit!


    BEW 8) DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE: Der zweite Argento in BEW Verpackung. Nicht ganz so gut wie die HANDSCHUHE, aber trotzdem noch packend in Spannung und Inszenierung.


    BEW 9) DER TODESRÄCHER VON SOHO: Remake von den SCHWARZEN KOFFERN. Typischer Trashfilm dieser Ära, ganz unterhaltsam, aber qualitativ Welten von den beiden Vorgängern entfernt.


    BEW 10) DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES: Wiederum ein rein italienischer Film. Viel besser als der TODESRÄCHER, aber nicht so stark wie die beiden Argenti. Tolle Kamera, Schauplätze und Score. Viel Gewalt und nackte Haut und allgemein nichts für schwache Nerven! Sehr gelungenes, packendes Finale.

    X-Filme plant beispielsweise auch eine TV-Serie namens "Babylon Berlin" über das Berlin der Zwanziger. Wobei da wahrscheinlich auch wieder die historische Selbstkasteiung im Vordergrund steht.

    Schwer anzunehmen. Diesmal natürlich andersrum ggü. der NS Zeit, als idiotische Glorifizierung.


    Zitat

    Laut imdb gab es übrigens schon 2002 einige TV-Remakes einiger Wallace-Stoffe, mit Eddie Arent als Sir John. Lief offenbar mal auf Super RTL.

    Aus gutem Grund bisher in diesem Thread bisher nicht erwähnt....ja Wallace fürs Fernsehen wurde schon öfters probiert. Hat nie richtig gut funktioniert.

    Wie jeder "Normalo" - d.h. kein ausgesprochener Fan - bei KM automatisch an Winnetou denkt, so ist das bei EW ein fantasievoll maskierter Mörder in einem englischen Schloss bei nebliger Nacht....die Themen die du ansprichst klingen alle sehr interessant. Die Frage ist, ob man vlt dann nicht besser auf die Vermarktung als Wallace verzichtet. Oder man nutzt den bekannten Namen und riskiert schlechte Mundpropaganda zu anfangs von Besuchern, die eben einen "typischen" Wallace erwarten.


    Grundsätzlich bin ich auch bei dir, dass man hier abseits der ausgetretenen Pfade nach guten Stoffen suchen sollte und keinesfalls eine Art Neuauflage der Rialto Serie in Angriff nehmen. Deswegen war ich auch von der Mabuse Neuverfilmung angetan und halte sie für die aussichtsreichste aus der Mottenkiste der 60er Jahre Unterhaltungsfilme, weil die Figur sowohl stofflich als auch in der Epoche, in der man den Film dann ansiedelt, quasi ungebunden und zeitlos ist. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil ggü. KM (hier besonders) und EW (teilweise).

    Aber Fernsehfilme über 100 Jahre alte intrigierende Dynastien nimmt man bei den Öffentlich-Rechtlichen regelmäßig ins Programm. Zuletzt die Wagners im ZDF. Ob das so viel besser ist? Mit demselben hochwertigen Aufwand an Kulissen, Kostümen und Schauspieler könnte man doch auch mal einen Krimi versuchen, oder nicht? Ich sehe da jetzt nicht so einen großen Unterschied. Aber vielleicht geht auch einfach nur die Fantasie mit mir durch. :rolleyes:

    Bei Fernsehspiel denke ich an das Halstuch o.ä.....Krupp & Wagner ist was ganz anderes, schon aus dem Grund, weil es bei diesen Serien vor allem um verklemmte deutsche Vergangenheitsbewältigung geht (wenn Iris Berben mitspielt, sollten schon von vornherein alle Alarmglocken läuten) und sowas ist nunmal mit etwas Sex und Pathos angereichert ein ordentliches Zugpferd. Solang man sich keine Illusionen macht, dass das irgendwie mit den realen Geschehnissen zu tun, waren die Sachen auch gar nicht so furchtbar schlecht. Mit dem Potential für einen Fernsehwallace nicht wirklich zu vergleichen mMn.

    Ich denke, dass man im Zuge der WIXXER Verfilmung zumindest mal mit dem Gedanken gespielt hat, einen neuen Wallace zu bringen und letztlich hat man bei Constantin eingesehen, dass eigentlich nur noch die Parodie sinnvoll zu vermarkten ist. Beim SCHUH DES MANITOU wars bestimmt ähnlich. Dazu kommt noch, dass Wallace noch viel mehr als Winnetou komplett von der Rialto Reihe geprägt ist....bei KM gab und gibt es eine stattliche Leserschaft neben den Filmen, aber in D IST Wallace eben das was die Rialto/Constantin draus gemacht hat.


    Nimms mir nicht übel, aber ich glaube fast nichts gilt heute als altmodischer als ein Fernsehspiel nach einem 100 Jahre alten Trivialroman.....diese Zeiten sind auch seit 50 Jahren passé. Genauso wenig realistisch wie ein neuer Kinofilm. Einerseits schade, aber letztlich geht es wohl vielen so wie mir, denen das typische Flair (London made in Hamburg/Berlin) der Filmklassiker so gefällt, aber die Vorlage und neue werkgetreue Adaptionen im Grunde nicht wirklich kümmern....

    Die Erwartungshaltung der Zielgruppe hat sich natürlich sehr verändert: Während in den 60ern noch ein größerer Teil der Zuschauer die Romane kannte und dementsprechend die ersten Filme aufnahm, so kennt heute wohl nur noch eine verschwindende Minderheit die Bücher, dafür aber die meisten die Filme. Ob das für einen neuen Film eher zu- oder abträglich ist, kann ich schwer einschätzen....

    Auch wenn die meisten "Kenner" der KM Romane abwinken, so halte ich doch die guten Rialto Filme für fast perfekte Umsetzungen der Bücher für ein Massenpublikum, die doch noch den Geist der Vorlage wahren konnten. Was will man da heute anders oder besser machen? Zumal die Hauptwerke ja quasi schon "verbraucht" sind für Filmauswertungen. Ich sehe das Potential nicht wirklich....oder will man nur die Figuren haben und komplett neue Geschichten schreiben? Fände ich im Prinzip vlt sogar sinnvoller, WENN die Qualität stimmt und das Ganze nicht 0815 Western Charakter hat.


    Edgar Wallace fürs Kino ist mausetot, da gebe ich dir Recht. In Mabuse sehe ich schon mehr Potential, weil die Figur nicht mit einem bestimmten Schauspieler assoziiert wird (Winnetou Problem!) und schon damals die alten Filme viel freier mit der Stoffwahl und teilweise durchaus kreativ waren. Leider wirkte vieles in den 60er Jahre Produktion aufgrund der technischen und finanziellen Möglichkeiten ziemlich trashig, also zumindest in dieser Hinsicht könnte eine moderne Verfilmung echten Mehrwert schaffen. Natürlich stellt sich das weitere "Problem", das eine Mabuse Umsetzung als Unterhaltungsfilm grundsätzlich von den Mainstream Kritikern verrissen werden würde. Denn das TESTAMENT von Lang ist ja sowas wie eine heilige Kuh.

    In D wird ein gutes Einspielergebnis schon kalkulierbar sein, der Name zieht mMn immer noch. Dafür dürfte es mit der internationalen Vermarktung mau aussehen. Also richtig aufwendig wird man sich vermutlich auch nicht leisten können und KM will nun mal groß inszeniert werden. Da haben die Klassiker die Messlatte doch auch für heutige Verhältnisse hoch gelegt....

    Ich finde im ABT wird der gute Blacky von allen Umstehenden komplett an die Wand gespielt....Borsche, Peters, Wüstenhagen, Regnier, Kinski. Die lassen ihm kaum Platz zum Atmen. ZIMMER 13 hat auch wesentlich mehr "Action"-Szenen (Verfolgungsjagd, Befreiung von Denise etc.), die liegen ihm natürlich eher, sodass die Figur auch insgesamt wesentlich besser zur Geltung kommt mMn. ABT ist ja fast ein reiner Dialogfilm....

    Ist das wirklich irgendwas Konkretes oder woher kommen diese Gerüchte? Vor ein Jahren wollten sie mal einen neuen Mabuse Film drehen.....das fände ich schon deutlich interessanter. Ein neuer KM Film juckt mich eigentlich nicht, sind halt doch eher nostalgische Jugenderinnerungen. Aber bei sorgfältigem Vorgehen kann man immer etwas Schönes drehen. Nur - wie in meinem obigen Post geschrieben - würde ich als Verantwortlicher drauf bestehen, dass, wenn Motive von KM verlauft werden, auch Leute dran sind, die zumindest die Hauptwerke kennen!!


    Das Genre des Italowesterns (das ich sehr mag) war wohl mitverantwortlich für den Stilwechsel, der sich gegen Ende der Karl-May-Reihe vollzog. Plötzlich waren harte, dreckige Western gefragt und nicht mehr die "saubere" May-Welt. Besonders die Sequenz mit der Folterung des jungen Soldaten in "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" nervt mich jedes Mal wieder aufs Neue. Am Schlimmsten dabei ist, dass man als Kulisse dafür ausgerechnet den wunderschönen Zrmanja-Canyon verwendete, der in "Winnetou I" und "Winnetou III" noch als Hintergrund für das Apachenlager diente...
    Ein weiterer Tiefpunkt der Reihe ist der Satz von Old Shatterhand in "...Apanatschi", der mich regelmäßig erschauern lässt: "Ich sage euch, wir müssen Gewalt mit Gewalt beantworten!!"

    DAS war eben das Problem in den späteren Jahre! Niemand war mehr da, der Ahnung von KM hatte! Die Erfolgs- (und Qualitäts) garanten der frühen Serie waren Reinl und Hummel....Vohrer und Harald Philipp hatten keinen Plan von KM, Fred Denger als Autor auch nicht und Horst Wendlandt erst recht nicht. Heraus kam dann ein Mischmasch aus den bekannten Figuren und neuen Anklängen an den aufkommenden Italo Western. Insgesamt nicht Fisch und nicht Fleisch, verbunden mit lahmen, schon 10x gesehenen Stories. Filme, die wohl kaum überzeugen konnten!


    Die personifizierte Inkompetenz zeigt sich an der Old Surehand Figur.....sie hat nichts vom KM Original, sie passt nicht zur etablierten Winnetou Darstellung und dann engagierte man mit Granger auch noch eine Diva, die die Drehbücher umschrieb und sonst alles andere als einfach war! Wäre man konsequent gewesen, hätte man auch die Winnetou Figur entsprechend ummodeln müssen, aber das traute man sich schon aus kommerzieller Sicht natürlich nicht (und Pierre Brice hätte das als Darsteller vermutlich auch nicht leisten können).


    Nun ist es auf der anderen Seite so, dass ein Genre wie KM eben kaum "erneuerbar" ist....sprich die Zeit, in der diese Filme mit großem Erfolg angenommen wurden, ist irgendwann einfach vorbei. Ein Film wie SILBERSEE, so gelungen er auch ist, hätte 1970 wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit gewirkt (und tat das vermutlich auch...). Sprich letztlich hätte auch eine Reihe von hochwertigen Filmen die Halbwertszeit der Serie wohl nur unwesentlich verlängert.


    Im Übrigen finde ich auch den Vergleich mit "echten" Italo Western oder Klassikern des US Kinos nicht angebracht....die KM Filme richten sich an ein komplett anderes, deutlich jüngeres Publikum. Die Geschichten um Winnetou sind eben moderne Märchen vom Kampf Gut gegen Böse, die halt zufällig im wilden Westen spielen. Niemand mit etwas Verstand würde versuchen, aus einem KM Roman einen Film mit dem Anspruch zu drehen, ein realistisches Abbild der damaligen Zeit darzustellen.

    GERADE diese Szene ist mMn klasse gemacht! Blacky ist so konsterniert, als er begreift, was hinter den Morden steckt, dass er im ersten Moment gar nicht auf Arents affektierte Reaktion eingehen kann. Eddi ruft irgendwas wegen der Puppe und Blacky sagt gar nichts zunächst. Dann kanzelt er ihn schnell ab, um zum Schloss zu fahren. Dieser Kontrast ist top und ohne Arent nicht dasselbe! Im positiven Sinn. Nebenbei bei weitem Fuchsbergers beste (und einzig relativ anspruchsvolle Rolle) bei EW.

    Trotz meiner immer durchklingenden Verehrung für Reinl und das Duo Winnetou/Shatterhand glaube ich nicht, dass die Serie 1966/67 tatsächlich noch viel Leben in sich hatte. Wenn man sich mal 3-4 Filme kurz hintereinander ansieht, erkennt man halt die 0815 Strickmuster und immer wiederkehrenden Motive.....wären Hummel und Reinl länger involviert gewesen, hätten wir zumindest noch ein paar qualitativ bessere Filme bekommen, dann bin ich aber sicher. TAL DES TODES war ja dann auch ein zwar ganz guter Abschluss, aber hält einem überdeutlich vor Augen, dass die Kreativität der Autoren anscheinend vollkommen erschöpft war. Denn das Ganze wirkt wie eine Hommage an SILBERSEE mit einem deutlich angegrauten Lex Barker!


    In Punkto Surehand und zunehmender Brutalität in den Filmen, dachte ich tatsächlich primär an den gleichnamigen Film und insbesondere die Exekution des Generals (undenkbar mit Shatterhand!). In dieser Hinsicht gehen wir konform, denn auch ich finde zumindest UNTER GEIERN deutlich besser. Der ÖLPRINZ wird zu 90% von Harald Leipnitz getragen, sonst finde ich den reichlich unspektakulär. Dazu passt das Fehlen des traditionellen Tods des Bösewichts sowie die einkopierten Szenen aus W#2.

    Du sitzt dem selben Irrtum auf wie die Verantwortlichen bei Rialto in dieser Phase! Nämlich, dass die Filme "lockerer" oder ironischer sein müssten, um modern zu sein. Karl May Filme sind Märchen.... wenn ich einen zynischen, harten Western sehen will, dann lege ich THE GOOD THE BAD & THE UGLY ein und nicht den jämmerlichen Versuch, einen Karl May in einen Italowestern zu verwandeln! Die Old Surehand Filme sind dummerweise aber keins von beiden....sie haben den edlen, unfehlbaren Winnetou auf der einen Seite und den coolen Surehand auf der anderen. Zusammen geht nicht wie Feuer und Wasser. Entweder hüh oder hott. Dann sind auch noch deutlich brutaler als die Vorgänger.


    Harald Reinl hat als einziger Regiesseur (er war auch als Drehbuchbearbeiter bei seinen Filmen aktiv) begriffen, dass man Karl May als Märchenwelt auf die Leinwand bringen muss, mit strikter Trennung zwischen Gut und Böse und eindimensionalen, durch und durch reinen Charakteren. Seine Filme mögen naiv sein, aber sie sind in dieser Hinsicht konsequent und stimmig und auch noch optisch und von der Handlung am schönsten und besten. Vielleicht wäre die KM Serie auch nach ein paar weiteren Filmen im Stil vom SILBERSEE den Rio Pecos runtergegangen wie sie es nunmal tat, aber aus heutiger (und kommerzieller) Sicht war der eingeschlagene Weg nach Winnetou III ein kompletter Fehlschlag!

    Zur Problematik der Arent Rollen bei ZIMMER 13 und der GRUFT: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.....denn Reinl erkennt klar, wann die komischen Einlagen zu Lasten von Spannung und Dramatik gehen und wann sie zur Auflockerung gebracht werden können. Die GRUFT verliert sich dagegen irgendwo im Niemandsland aus Krimi und Klamaukfilm: Die Blödelein machen alle dramatisch dichten und wichtigen Szenen zunichte. In ZIMMER 13 dagegen wirken die tatsächlich wichtigen Szenen tatsächlich, weil Arent hier außen vor bleibt. Ich gebe dir Recht, dass die Sache mit der Puppe grenzwertig ist....dafür hat er als Kellner im High Low Club exzellente Momente. Kaum ein Wallace ist dermaßen temporeich und die Verknüpfung der beiden Handlungssteänge um den Zugraub und die Messermorde ist vollends gelungen und die Überraschung am Ende, dass es eigentlich doch keinen echten Zusammenhang gibt, verblüfft und schockiert zugleich. Ein echter Meisterkrimi und mMn einer der besten deutschen Filme der 60er (kein Scherz!!!).


    Zur ORCHIDEE: Schlecht finde ich diesen Film überhaupt nicht, aber richtige Begeisterung löst er bei mir auch nicht aus. Alles wirkt eine Idee weniger einfallsreich und spektakulär als bei den anderen Filmen dieser Phase. Wiederum ist Eddi Arents Rolle ein gewisses Problem, auch wenn er nicht penetrant stört. Die oft vergebrachte Kritik, dass man den Täter in der Eröfnungsszene an der Stimme erkennt, teile ich übrigens nicht: Erstens finde ich das eher mutig und zweitens ist es mir auch nicht aufgefallen. Obwohl die Stimme natürlich sehr markant ist!

    Der Schut ist eindeutig die Paraderolle von Battaglia. Rollins ist eher mittelmäßig....vlt etwas zu fad für den Mörder Winnetous, aber keinesfalls richtig enttäuschend. Die Murdoch Rolle finde ich überhaupt nicht erinnerungswürdig. Spitzenreiter bei Winnetou sind klar Herbert Lom als Colonel Brinkley und Mario Adorf als Santer.


    Zu Surehand: Das wesentliche Problem ist, dass die Interpretation von Granger überhaupt nicht mit der Winnetou Rolle harmoniert....alle gemeinsamen Szenen sind eine einzige Katastrophe. Surehand nimmt Winnetou nicht ernst und behandelt ihn wie den dummen Nachbarsjungen. Dann bringt er auch noch viel zu viel Selbstironie und gleichermaßen Brutalität in die Filme. Die einzig richtige Lösung (außer SG gar nicht zu verpflichten) wäre gewesen, Surehand solo auftreten zu lassen ohne Indianerbezug. Der Old Surehand Film kommt dem ja schon recht nahe, denn Pierre Brice wird da eher zum Nebendarsteller degradiert. Irgendwelche auffallende Qualitäten kann ich freilich an diesem Streifen nicht erkennen.


    Na ja, gerade bei den Kriminalfilmen der 60er Jahre wurden ja häufig die immer gleichen Handlungsversatzstücke wiederverwendet. Ich glaube auch, dass das weniger an Rialto lag als vielmehr an Ladislas Fodor, der interessanterweise für beide Filme das Drehbuch schrieb. Da hat er sich quasi selbst kopiert.


    Noch ein Wort zu den Regisseuren: Vohrer hat zu Zeiten der Farb-Ära leider nie wieder das Niveau seiner SW-Arbeiten erreichen können. Er war ja auch dazu "verdammt" Fließbandarbeit zu leisten. 1963/64 drehten ja immerhin noch andere Regisseure mit. Ab 1966 war Vohrer allein auf weiter Flur. Reinl hätte ich mir nochmal für die Farb-Ära gewünscht. Er hätte aus dem einen oder anderen Farbfilm sicherlich einen besseren Streifen gemacht als Vohrer. Bedauerlich fand ich auch, dass man sich so früh von Jürgen Roland getrennt hat. Wieso man allerdings sowohl bei Rialto als auch bei CCC so oft auf Gottlieb zurückgriff, konnte ich nie verstehen, auch wenn ich ihm gewisse Fähigkeiten nicht absprechen will. Er konnte trotz schleppendem Tempo meist immer eine dichte Atmosphäre schaffen. Dagegen fand ich Helmuth Ashley häufig unterschätzt. Mit "Das Rätsel der roten Orchidee" hat er einen sehr guten Wallace-Film gedreht, wurde aber dann nicht wieder verplichtet, was ich sehr bedauerlich finde.

    Die eigentliche Zäsur für den Fortgang der Serie war der Abschied von Gerhard Hummel als Constantin Produktionschef 63/64. Danach ging es zuerst langsam, dann steil bergab. Noch stärker äußerte sich dies bei Karl-May, wo aus heutiger Sicht eigentlich nur die Reinl Filme als gelungen durchgehen. Der Rest ist mäßig (Unter Geiern, Der Ölprinz) bis schauderhaft (Old Firehand). Filme wie DER BUCKLIGE VON SOHO oder BLACKWOOD CASTLE hätte Hummel nie und nimmer für den Verleih akzeptiert.


    Zu den Regiesseuren: Ich bin bekennender Reinl Anhänger und halte seine Wallace für gut (BANDE), sehr gut (FÄLSCHER) bis ausgezeichnet (die anderen drei). Auch sein BEW Beitrag DER WÜRGER VON SCHLOSS BLACKMOOR ist richtig stark. Kurioserweise finde ich die beiden FJ Gottlieb Filme für BEW aber pfiffiger und moderner. Bei Rialto kann aber keine seiner Arbeiten wirklich überzeugen, auch wenn der ABT ganz stimmungsvoll ist. Aber als Spannungskrimi ist das ein totaler Griff ins Klo....tolle Darsteller und schöne Bilder, aber sonst eine ziemliche Katastrophe. Über die GRUFT und insbesondere Eddi Arents Rolle hüllt man besser den Mantel des Schweigens....


    Hellmuth Ashley hat sich anscheinend mit den Verantwortlichen verkracht und wurde deswegen nicht mehr bedacht. Seinen Beitrag halte ich für einen der Schlusslichter in der Frühphase der Serie, aber ich wüsste nicht, wie man aus diesem Wallace-untypischen Stoff einen richtigen Reißer hätte machen sollen. Trotzdem ganz netter Film. Jürgen Roland hat einen exzellenten Film gemacht (KREIS) und einen richtig misslungenen (BOGENSCHÜTZE). EIne bessere Wahl als Gottlieb für die Nicht - Vohrer/Reinl Filme wäre er sicher allemal gewesen.

    Das PHANTOM VON SOHO finde ich für Gottlieb Verhältnisse richtig temporeich (ok, heißt nicht viel...). Jedenfalls sind mMn seine beiden Beiträge zur BEW Serie um Welten besser als seine beiden Rialtos. Dummerweise kam mir die Story beim ersten Sehen des PHANTOMS mit der Zeit ziemlich bekannt vor und dann war die Auflösung klar. In Punkto Unterhaltung würde ich vlt auch der Rialto Produktion den Vorzug geben, aber die Besetzung ist beim BEW Film einfach fantastisch.....schon allein Dieter Borsche als Inspektor ist eine ungewöhnliche und gelungene Wahl. Bedenklich natürlich für Rialto und den Zustand der EW Serie zu dieser Zeit, wenn man anfängt, die eigenen Epigonen zu kopieren....


    Das RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS ist ein absolut hochkarätiger Spannungskrimi. Mit Wallace hat das natürlich nichts zu tun, aber das hatten die deutschen Filme zu diesem Zeitpunkt auch schon seit 5 Jahren nicht mehr....jedenfalls ist der Spannungsaufbau meisterlich, die Morde richtig deftig inszeniert, die Besetzung gut (inkl. Uschi Glas - ihre beste Rolle?) und das Finale hat mich einfach vom Hocker gehauen! Diese letzten Filme haben mich schließlich auch für das Italo Kino und insbesondere die Gialli begeistert und deswegen ist der Handlungsort Italien für mich da kein Negativpunkt mehr, weil der Film einfach um Meilen besser ist als der deutsche Output am Ende der Wallace Serie. Aber ich kann nachvollziehen, dass das für manche ein KO Kriterium ist.

    Absolut. Wie erwähnt, mag ich den Film auch sehr gerne. Aber er ist alles andere als innovativ und bringt die Serie - wenn man fair ist - in dieser wichtigen Phase keinen Deut voran, da er einerseits nur ein Remake darstellt und andererseits in die Vohrer-Monotonie eingebettet ist. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn hier ein anderer Regisseur inszeniert hätte. Da waren in der Vohrer-Farb-Ära Streifen wie "Das Geheimnis der weißen Nonne" und "Der Mann mit dem Glasauge", ja selbst "Im Banne des Unheimlichen" wegweisender.

    Ich stehe der Farbärab grundsätzlich eher kritisch gegenüber, aber den MÖNCH MIT DER PEITSCHE würde ich nicht als Remake bezeichnen, denn im Prinzip ist ja nur die Titelfigur übernommen und die Geschichte drumrum neu. Da werden z.B. in der BLAUEN HAND und im HUND mehr Elemente aus den s/w Filmen recyclet.


    DER MANN MIT DEM GLASAUGE ist übrigens tatsächlich ein Remake und zwar vom CCC/BEW Film DAS PHANTOM VON SOHO. GLASAUGE ist ein ziemlich merkwürdiger Film, der einerseits in der tragischen Story um die Hauptfigur komplett von den früheren Trash Vohrer Wallace Abstand nimmt. Andererseits sind in der Form von Sir Arthur und Sgt Pepper (welch subtile Referenz!!!) noch ein paar Überbleibsel aus der Nonsens Phase geblieben. Summa summarum finde ich diesen Film aber richtig gut und durchaus spannungsgeladen und überzeugend.


    Im Prinzip gab es - die zwei letzten rein italienischen Filme ausgenommen - nur 2 wirklich außergewöhnliche Farbfilme, die aus den bekannten Mustern ausbrechen.....NONNE und DAS GESICHT IM DUNKELN. Beide genießen nicht den besten Ruf, wobei ich diese Filme zumindest interessanter finde als den meisten Vohrer Einheitsbrei. NONNE hätte einen besseren Regiesseur gebraucht, der mehr Zug in die Handlung bringt. GESICHT geht heute eher als Kuriosum durch, mir gefällt der Film abgesehen von der peinlichen Anfangs- und Endsequenz aber durchaus. Außerdem ist die Musik fantastisch.


    Meine Farb Top 10 würde so aussehen:


    1) DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL
    2) RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS
    3) MÖNCH MIT DER PEITSCHE
    4) MANN MIT DEM GLASAUGE
    5) IM BANNE DES UNHEIMLICHEN
    6) GESICHT IM DUNKELN
    7) DIE BLAUE HAND
    8) TOTE AUS DER THEMSE
    9) GEHEIMNIS DER WEISSEN NONNE
    10) HUND VON BLACKWOOD CASTLE