10. Todd-A0-Festival in der Schauburg Karlsruhe

  • Hallo,


    als ich vor zwei Jahren auf der Suche nach einem Kino war, das als eines von wenigen in Deutschland eine neu restaurierte Fassung von "Lawrence von Arabien" gezeigt hat, bin ich auf dieses Festival gestossen. Dieses findet immer Anfang Oktober an einem Wochenende (Freitag-Sonntag) statt. Dort werden grundsätzlich Filme gezeigt die auf 70mm gedreht wurden, zB CINERAMA. Dieses Jahr vom 03.-05.10. Man kann sich entweder Karten für einzelne Filmen zeigen, einen Tagespass oder einen Wochenendpass. Bei letzteren beiden sind auch noch Verköstigungen enthalten (ohne Getränke), zum einen ein gemeinsames Frühstück, mittags Kaffee/Kuchen und abends nochmal etwas zu Essen. Kostenpunkt für den Tagespass ist 40 €, der Wochenendpass liegt bei 100 €. Dafür werden meistens um die 10-12 Filme gezeigt.


    Die diesjährige Programmabfolge sieht wie folgt aus:


    Freitag, 03.10. (ab 09:30 bis ca. 23 Uhr):
    -Festival Welcome
    -Goodbye Mr. Chips: Film von 1969 mit Peter O'Toole
    -Kaffee/Kuchen
    -KLK an PTX - die Rote Kapelle: DEFA-Film von 1971
    -gemeinsames Abendessen
    -The Alamo: Film von 1960 von und mit John Wayne
    -Get Together mit Höpfner Bräu


    Samstag, 04.10. (ab 9 bis ca. 23 Uhr):
    -gemeinsames Frühstück
    -Die Blechtrommel
    -Eolomea: Science-Fiction-Film der DEFA von 1971
    -Kaffee/Kuchen
    -2001: A Space Oddyssey
    -gemeinsames Abendessen
    -Erdbeben: Film von 1974, gezeigt im ursrünglichen Sensurround-Verfahren


    Sonntag, 05.10. (ab 9 bis ca. 24 Uhr):
    -gemeinsames Frühstück
    -Jesus Christ Superstar: Filmversion des Muscials von 1973. Einziger Film der in Englisch mit Untertiteln gezeigt wird.
    -My Todd-A0-Adventure: Vortrag von Thomas Hauerslev in englisch mit dänischen Akzten ;)
    -Kaffee/Kuchen
    -Kurzfilme/Trailer/Specials: Fortress of Peace/Vigilante Switzerland, Sky over Holland und Wladimir Illjitsch Uljanow Lenin
    -The Story of Flaming Years: Sowjetischer Film von 1960 (passt irgendwie zur aktuellen politischen Lage: Es geht um die Befreing der Ukraine vom Faschismus)
    -gemeinsames Abendessen
    -Doppelvorstellung von Stirb langsam 1+2


    Bei allen Filmen gibt es eine Einleitung über die Geschichte des Films in deutsch bzw. englisch. Man sollte allerdings beidem zuhören, da die Informationen nicht 100% deckungsgleich sind, d.h. die deutsche hat Infos, die die englische nicht hat und umgekehrt. Lediglich bei den beiden DEFA-Filmen gibt es eine Einleitung von Dr. Ralf Schenk, dem Chef der DEFA-Stiftung. Bis auf die letzten zwei Filme, werden alle in einer sogenannten Roadshow-Version gezeigt, d.h. mit Ouvertüre/Intermission/Entr'act und Exitmusik


    Wer genauere Infos will, kann sich hier informieren:
    http://www.in70mm.com/schauburg/2014/index.htm
    Infos zu Erdbeben


    Gewissermaßen zur Einstimmung, läuft am Donnerstag Abend außerhalb des Festival-Programms noch der Film "Oklahoma!" von 1955 als neu restaurierte englische Roadshow-Fassung.

  • Das Festival kann ich nur wärmstens empfehlen, ich war in den letzten Jahren immer dabei und hab den ein oder anderen Film angeschaut. 70 mm ist schon ein tolles Erlebnis, zumal das Ambiente und die Größe der Schauburg prädestiniert für eine solche Veranstaltung sind. Erdbeben in Sensurround klingt vielversprechend!

  • Ich bin dieses Jahr wieder komplett dabei, auch wenn ich dadurch unsere Kerwe verpasse. Aber man muss Prioritäten setzen :) . Zur Einstimmung gibt's am Donnerstag ja schon "Oklahoma!" zu sehen. Allerdings habe ich wohl letztes Jahr etwas missverstanden, denn ich war der Meinung, dass in diesem Jahr eine restaurierte Fassung von "Flying Clipper" gezeigt wird.

  • ich war gestern abend in Alamo, war nett, aber ich hatte den Film doch deutlich besser in Erinnerung. Die Kopie war ok, die Farben leider ziemlich verblasst, hat aber trotzdem Spass gemacht. Eigentlich wollte ich morgen abend noch das Die Hard Double Feature mitnehmen, aber angesichts des späten Beginns und der fast viereinhalb Stunden Laufzeit plus Pause und Ansage weiss ich noch nicht, ob ich das wirklich durchziehen werde. Mal schaun.

  • Verblassende Farben, Kratzer und Laufspuren trüben jegliches Filmerlebnis in 35 mm oder 70 mm. Jeder Durchlauf einer Filmkopie trägt ebenfalls zur Abnutzung bei, auch wenn die Kopien richtig gelagert wurden. Viele der Kopien, die in der Schauburg gezeigt wurden sind 25 Jahre und älter.


    Als bei uns ein Kino geschlossen wurde, konnte ich einen 70 mm Filmstreifen ergattern. Dieser muss anscheinend ein Mitbringsel von einem Todd-AO Festival gewesen sein. Der grasse Rotstich im Bild kommt anscheinend vom Licht. Der Streifen klebte an einer Neonlampe (Gift für Filmkopien!). Als Anschauungsmaterial tut er es allemal.
    Die Perforation auf der linken Seite hat auch schon einige Risse. Die sogenannte Sollbruchstelle bei jeder Filmkopie aus Triacetat. Die letzten Kopien waren aus Polyester. Das Zeug war reißfest! Die Kinos mussten Filmrisssicherungen einbauen lassen. Ohne diese Teile wäre der Projektor unwideruflich zerstört worden, wenn sich der Film um den Abnehmer auf dem Teller gewickelt hatte.


    [Blockierte Grafik: http://i271.photobucket.com/albums/jj140/DanielCraig/70mm_zps28edc057.jpg][Blockierte Grafik: http://i271.photobucket.com/albums/jj140/DanielCraig/70mm1_zps254d8d5b.jpg]

    Rechts und Links vom Bild sieht man die beiden Magnettonstreifen (70 mm verfügt über 6 Kanal Ton). Das war damals das Nonplusultra im Kino. Leider wurden 70 mm und Cinerama wegen der hohen Kosten (Kinotechnik und Filmkopien) eingestellt. Ein paar Kinos haben die Technik behalten, wie die Schauburg in Karlsruhe. Ich kenne nur das MGM Royal in Frankfurt. Dieses tolles Premierenkino wurde geschlossen und vor einigen Jahren abgerissen. Dort steht jetzt so ein 0815-Wohn-und Geschäftshaus.


    Sensurround setzte sich auch nicht durch! Der Aufwand mit den vielen zusätzlichen Subwoofern im Kinosaal war auch zu aufwändig. "Erdbeben" darf bei mir im Heimkino wummern, wenn die Nachbarschaft außer Haus ist. :D



    Vielleicht kennt einer von euch diesen Clint Eastwood Film?


  • Vielleicht kennt einer von euch diesen Clint Eastwood Film?


    Sieht nach Paint your Wagon aus. Sensurround hatte neben den erwähnten Problemen noch die unschöne Nebenerscheinung, dass der stark geboostete tiefe Frequenzgang bei älteren Kinos wortwörtlich den Putz von der Decke geholt hat. Abesehen davon gab es ja auch nur eine handvoll Filme von Universal, die dieses Verfahren nutzten, dass nur wenige Kinos bereit waren die teure Investition zu tätigen liegt eigentlich auf der Hand.

  • Komisch, in unserem Kleinstadtkino habe ich einen Film in Sensorround gesehen. Schlacht um Midway. Erdbeben dagegen war mit normalem Ton.


    Ansonsten gibt es auch alte Filmkopien die noch in einem sehr guten Zustand sein sollen. Es kommt natürlich auf die Lagerung an und darauf mit welchem Verfahren aufgenommen wurde. Außerdem gibt es noch sogenannte Technicolor IB Prints die fast überhaupt nicht verfallen, und heute noch so neu aussehen sollen wie vor 50 Jahren.


  • Sieht nach Paint your Wagon aus.


    Danke dir. :thumbup: Es ist Paint your Wagon. Habe ihn auf YT gefunden.


    [Blockierte Grafik: http://i271.photobucket.com/al…on-1969-1_zpsbc8d1d6b.jpg]


    Diese YT-Kopie hatte zwar auch nicht die besten Farben. Aber man kann hier deutlich sehen, wie das Neonlicht meinem Filmstreifen zugesetzt hat. Die Kratzer, Laufspuren und die gebrochene Perforation waren scheinbar die Gründe, warum diese Kopie ausgemustert wurde und als Souvenierquelle diente.
    Der Film selbst ist mir kein Begriff. Daher auch meine Frage. Mit Musicals kann ich mich nicht anfreunden.




    Sensurround hatte neben den erwähnten Problemen noch die unschöne Nebenerscheinung, dass der stark geboostete tiefe Frequenzgang bei älteren Kinos wortwörtlich den Putz von der Decke geholt hat. Abesehen davon gab es ja auch nur eine handvoll Filme von Universal, die dieses Verfahren nutzten, dass nur wenige Kinos bereit waren die teure Investition zu tätigen liegt eigentlich auf der Hand.


    In Amerika kam während einer Vorführung von "Achterbahn" ein Teil der Decke runter und stürzte auf Sitze die zum Glück unbesetzt waren. Noch einen weiteren Nachteil hatte Sensurround. Der hohe Schalldruck war auch nicht besonders gut fürs Herz. So ein Kino wurde mit 10 Subwoofern (5 vorne hinter der Leinwand und 5 für hinten) ausgestattet, die um 15 Hz arbeiteten und im Saal einen Schalldruck von 100 bis 120 dB (A) erzeugten. Ein spezieller Dekoder holte die Informationen aus der Magnettonspur oder über Licht aus einer seperaten Lichttonspur neben der Perforation. Für jeden einzelnen dieser Subwoofer benötigte man einen 1000 W Verstärker.


    Schlacht um Midway war ein 35 mm Film mit 4.1 Magnetton. Erdbeben durfte in ausgewählten Kinos im 6.1 Magnetton die Bude fast zum Einsturz bringen.


    Sensurround durfte in Deutschland nur in Einzelkinos (wie die Schauburg in Karlsruhe oder dem ehemaligen MGM-Royal in Frankfurt) gespielt werden! Dies aus nur einem einzigen Grund. Die Sensurround Effekte hätten die Vorstellungen in den Nachbarsälen erheblich gestört. Viele große Einsaalkinos wurden Anfang der Siebziger in sogenannte Schuhkartonkinos umgebaut. Aus einem Saal machte man 8 - 12 kleinere. Meist auch nur mit Leichtbauwänden. In einigen dieser Schukartonkinos konnte man das Geschehen im Nachbarkino auch ohne Sensurround verfolgen, wenn der eigene Film leise Passagen hatte. Dieser ganze Quatsch wurde von den Kinobesitzern aus nur einem Grund gemacht. Sie konnten so verschieden große Säle vorweisen, um bessere Verleihpakete zu bekommen. Das Apollo Kino in Wien und auch die E-Kinos in Frankfurt sind Paradeabespiele für diese Schuhkartonkinos. Wobei die E-Kinos in Ffm mit Kinosälen an den Start gehen, die 50 - 60 Sitze vor einer kleinen "Heimkino Leinwand" aufweisen. Aber das Apollo ist keinen Deut besser. http://www.cineplexx.at/center/apollo-das-kino/ Man beachte Saal 4 - 8. Das sind lange schmale "Schläuche". :wtf:


    Maibaum
    Sicher gibt es einige gut erhaltene Filmkopien, die nicht mehr so viele Durchälufe im Programmkino machen mussten. Diese wurden ja auch nach dem zurücksenden beim Verleih aufgehoben. Die durchgenudelten zerstört.
    Die Filmstudios haben ihre Masterkopien entsprechend sicher gelagert, dass z. B. Von Winde verweht von einem sehr guten Master digital eingescannt und aufwendig restauriert wurde. Das Endergebnis haut einen um, wenn man nur die Fernsehversion gekannt hat. Aber die Blu Ray mit der restaurierten Version. Wahnsinn! Die gilt natürlich auch für viele andere restaurierte Filme.
    Zum Glück werden die Filmschätze auf diese Art und Weise alle gerettet. Nicht, dass eines Tages die Filmkopie, trotz richtiger Lagerung, sich in Wohlgefallen auflösen könnte. Wäre schade drum...

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!