Marotten der Darsteller

  • Was sind eigentlich Eigenheiten der jeweiligen Bonddarsteller, die ihr jeweils besonders cool oder eher nervig findet?


    Bei Connery mag ich beispielsweise diese leicht mahlende Bewegung mit dem Kiefer, wenn er wütend oder angefressen ist. Negatives sehe ich bei ihm eigentlich nicht, vor allem in den ersten vier Filmen. Manchmal hätte er vielleicht wenigstens ansatzweise so tun können, als ob er seinen schottischen Dialekt etwas zurückzuhalten versucht, vor allem auch in anderen Filmen wie 'Jagd auf Roter Oktober'. ^^


    Lazenbys Intermezzo war zu kurz, um hier markantere Sachen festzustellen. Vor allem in den Debüts der Darsteller fällt sowas noch nicht wirklich ins Gewicht. Dafür, dass er ja so unglaublich untalentiert war, gibt es auch wenig wirklich negativ herausstechendes. Zumindest für mich. Ich sehe beispielsweise weder Anzeichen von grobem Overacting noch von innerer Anspannung, beides klassische Anfängerfehler.


    Bei Moore sehe ich sehr viele positive Eigenheiten, vor allem in der Mimik, weshalb er auch mein Lieblingsdarsteller ist. Etwa dieses kurze grüßende Kopfnicken in Richtung des Gegners vor einem Kampf. Oder die berühmt-berüchtigte Augenbraue. Aber auch dieses Einfrieren des Charmes, wenn er auf Gegner oder unangenehme Themen trifft. Etwa, wenn er Gogol im ägyptischen Hauptquartier sieht, Columbo die Waffe auf ihn richtet oder Anya ihn auf Berngarten anspricht. Ganz leicht weniger positives gibt es natürlich auch. Oft angesprochen wird ja die Art, wie er rennt. In den letzteren Filmen finde ich manchmal auch seinen Gesichtsausdruck, wenn er erschrocken ist, etwas unvorteilhaft.


    Was ich bei Dalton grandios finde, ist dieser intensive Blick, der gleich bei seiner ersten Einstellung auffällt, oder auch, wenn Sanders ihm sein Zuspätkommen vorwirft. Wenn Blicke töten könnten, hätte Dalton den höchsten Bodycount. Ich nehme ihm den professionellen und eiskalten Auftragskiller mehr ab als jedem anderen Darsteller. (Inklusive Craig, denn zur Professionalität gehört auch die Selbstbeherrschung und das Abwägen, das mir bei ihm fehlt. Wie sagte M so schön: Any thug can kill.) Wirklich störendes sehe ich nicht. Grundsätzlich war sein "Problem" wohl, dass er immer etwas zu sehr in der Handlung war und die Ironie nicht so richtig rüberkam. Wobei das bei Craig für viele funktioniert hat; vielleicht war auch einfach die Inszenierung dafür nicht 'high end' genug.


    Brosnan hat unter Fans sicher die berüchtigsten Marotten, etwa das 'Pain face'. Auch sein Rennen wirkt ja auf viele zu angespannt. Wobei ich ihn in physischer Aktion doch ziemlich gut und glaubwürdig finde. Seine gesamte Ära hatte irgendetwas an sich, dass viele Darsteller zu einem Overacting verleitete. Bei Brosnan sehe ich das insgesamt weniger als bei anderen, aber es blitzt in gewissen Momenten halt doch durch. Es wäre interessant, wie sich andere Darsteller in den 90ern geschlagen hätten. Dafür hat Brosnan aber auch unglaublich coole Moves. Vor allem in GoldenEye. Etwa das leichte Kopfnicken in der Vortitelsequenz, wenn im Hintergrund Explosionen sind, als ob er eine lästige Fliege um sich hat. Darüber musste ich schon im Teaser schmunzeln. Leider sind diese Momente in den späteren Filmen weniger.


    Auch bei Craig sehe ich 90% der coolen Momente in den ersten beiden Filmen. Ab SF nehmen viele Dinge zu, die ich mittlerweile eher negativ sehe. In manchen Momenten wirkt er sehr steif, fast hölzern. Das merkt man auch in den späteren Gunbarrels, die klassisch sein sollen, aber immer etwas wie Parodien wirken. Teilweise auch Oneliner oder Slapstick-Momente, wie das Zeigen auf den Waran in SF. Auch wenn die Craig-Anhänger bei der Aussage in den Teppich beißen werden, fand ich Lazenby in solchen Momenten authentischer. Perfekt kommt das rüber in dem Olympia-Clip mit der Queen. Man muss sich einfach mal vorstellen, was Connery oder Moore mimisch und gestisch aus diesem Kurzen und Wenigen herauszuholen vermocht hätten. Auch nicht wirklich cool finde ich diesen übertrieben auf lässig getrimmten Gang, den er vor allem in den späteren Filmen zeigt. Aber sicherlich bin ich dank seiner finalen Kapriolen da auch nicht zu ausreichend Objektivität befähigt.


    Was sind so Eure Lieblings- oder Hate-Marotten?

  • Danke für Deinen Beitrag, der es auch für mich recht gut auf den Punkt trifft. Vor allem:

    Etwa dieses kurze grüßende Kopfnicken in Richtung des Gegners vor einem Kampf.

    Oh ja - immer wieder ein Highlight :D :thumbup: !



    fand ich Lazenby in solchen Momenten authentischer.

    Alles in allem muss man halt immer wieder feststellen, dass Lazenby trotz seiner völligen schauspielerischen Unerfahrenheit seine Sache gar nicht mal so übel gemacht hat. Vorwerfen kann man ihm diesbezüglich jedenfalls nicht viel

  • Lazenby hat eine tolle Art, spöttisch abwertend oder leicht schockiert zu blicken, z.B. auf die säurezerfressene Glastür im Finale.

    Bei Brosnan machen manche kleinen Gesten das Salz in der Suppe, ganz stark zum Beispiel seine Augenbraue um Zukovsky den letzten Respekt und Dank zu erweisen oder sein Lächeln, wenn er von Xenia zugunsten des Admirals sitzen gelassen wird.

  • Lazenby hat eine tolle Art, spöttisch abwertend oder leicht schockiert zu blicken, z.B. auf die säurezerfressene Glastür im Finale.

    Obwohl OHMSS einer jeder "klassischen" Bond-Filme ist, den ich wohl am wenigsten gut kenne (ja, schlagt mich dafür ;) ) - genau diese Szene bzw. dieser Blick hat sich auch bei mir im Gedächtnis festgesetzt.

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